Strategien: Dauergrünland erhalten und pflegen

Pferde und Klima im Fokus

Obwohl das Dauergrünland von Menschenhand in Mitteleuropa geschaffen und unterhalten werden muss, hat es sich im Laufe von mehreren tausend Jahren zu einem wertvollen Biotop entwickelt. Flora und Fauna haben sich an den vom Menschen stark beeinflussten Landschaftstyp angepasst. Viele Arten haben sich so exakt auf das Dauergrünland und die damit verbundenen mechanischen Eingriffe des Menschen angepasst, dass sie komplett darauf angewiesen sind.

Das Dauergrünland ist die Heimat vieler tausend Arten und damit biologisch vielfältiger als der Wald. Auch in seiner biologischen Produktivität schafft es das Dauergrünland vor den Wald. Damit ist das Dauergrünland wichtig für den Naturschutz.

Dauergrünland hat eine wichtige Funktion in der Pferdehaltung. Ohne Dauergrünland werden die Pferde nicht mit ausreichend Grundfutter versorgt und nicht tiergerecht, der Art entsprechend (Steppentier, Lauftier, Herdentier, usw.) gehalten. Die Verfütterung von Kraftfutter anstelle von Grundfutter (Gras, Silage, Heu, Stroh) ist nicht nur überflüssig, sondern auch nicht tiergerecht. Ein Großteil der Pferde in Europa leidet unter erheblicher Fettleibigkeit und Dauerstress. Eine tiergerechte Pferdehaltung erfordert ein Maximum an Weidehaltung. Lediglich aus klimatischen Gegebenheiten, zum Schutze des Bodens, ist eine Haltung in Einzelboxen überhaupt noch vertretbar. Das Grünland garantiert bei fachgerechtem Grünlandmanagement die tiergerechte Pferdehaltung entsprechend ihren genetisch festgelegten Bedürfnissen nach Fressen, Sozialverhalten, Ruhephasen, Bewegung. Können Pferden diesen Bedürfnissen nicht nachkommen, reagieren sie mit Verhaltensstörungen und/oder pathologischen Veränderungen.

Wer Pferde tiergerecht halten will, muss über eine erhebliche Sachkunde und ausreichend große Dauergrünland- und Paddockflächen verfügen. Mindestvoraussetzungen werden in den Leitlinien Pferdehaltung des Landwirtschaftsministeriums genannt und haben Richtwertcharakter. Zur Interpretation der Werte aus den Leitlinien: Die Leitlinien beschreiben die Grenze zur Tierschutzrelevanz. Sachverständige und Richter halten sich in aller Regel an diese Grenzwerte. Ein Mangel an Flächen rechtfertigt keine Überbelegung mit Pferden. Auch Massentierhaltung bei Pferden, nicht nur in der Schweinemast, schädigt die Tiere und belastet die Umwelt.

Dauergrünlandflächen begrenzen die Anzahl der gehaltenen Pferde.

Dauergrünland ist nicht nur für Pferde da. Es hat vielfältige Funktionen in der Landwirtschaft, ist Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen, Freizeit- und Erholungsraum für die Menschen und wirkt ausgesprochen landschaftsprägend. In den letzten Jahren ist das Dauergrünland sehr stark unter Druck geraten. Es wurde vielerorts umgebrochen für Verkehrsprojekte, Wohngebiete, Industrieflächen sowie Ackerschläge. Nicht selten sind die landschaftsprägenden Grünlandflächen in Maiskulturen umgewandelt worden. Das Grünland wird weniger und hat heute schon den Status „schützenswert“. Mit dem Grünland verschwinden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten: Rund 40% aller in Deutschland gelisteten gefährdeten Pflanzenarten haben ihren Lebensraum im Dauergrünland. Mit der Verringerung der Arten ist die Biodiversität unseres Lebensraumes deutlich verringert.

Daten : Umweltbundesamt u. Schmidt 1979

Dauergrünland ist mittlerweile schützenswert und förderungswürdig

Nicht nur die zahlenmäßig verringerte Dauergrünlandfläche schafft vermehrt Probleme. Durch die abnehmende Dauergrünlandflächen in Deutschland werden die verbleibenden, geringer werdenden Flächen wesentlich intensiver bewirtschaftet, um den Ertragsrückgang ausgleichen zu können. Intensivierung bedeutet: Mehr Wachstumsdünger, schnell wachsende Gräser, wenig Wurzelmasse, Grasmonokulturen, Ackergrasbestände, höherer Pflanzenschutzeinsatz, Optimierung der Flächen durch Nutzung der Randstreifen, usw.. Für Pferde ist derartiges Grünland bzw. Futterkonserven von diesen Flächen nicht mehr tiergerecht, es ist zu eiweißhaltig, besitzt zu viel Energie und zu hohe Wassergehalte bei zu geringem Rohfasergehalt.

Am Beispiel Niedersachsen: Die Anzahl der Pferde steigt stark an, die Grünlandflächen verringern sich deutlich..

Dabei ist das Dauergrünland so wichtig für die Böden und einen wirksamen Klimaschutz

Das Dauergrünland leistet, besser noch als der Wald, einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, denn durch seine hohe unterirdische Organische Masse (lebende und abgestorbene Wurzeln) speichert der Grünlandboden Kohlenstoffdioxid (CO2), reduziert also den Kohlenstoffdioxidgehalt der Atmosphäre. Zusätzlich kann Dauergrünland die Folgen des Klimawandels kompensieren helfen, indem Wasser im Boden gespeichert, Boden vor Erosion geschützt und die steigenden Temperaturen abgepuffert werden.

Wer Dauergrünland umbricht, sei es zur Sanierung oder zur Umnutzung, belastet die Natur sehr stark mit Nitrat (NO3), Lachgas (N2O) und Kohlenstoffdioxid (CO2). Dieses sind exakt die „Klimakiller“, die für den fortschreitenden, deutlichen Klimawandel verantwortlich sind.

Die Begrenzung des Klimawandels gelingt Pferdehaltern*innen nur, wenn sie die Anzahl ihrer Pferde an die vorhandene Grünlandflächen koppeln* und gleichzeitig einen umfassenden Dauergrünlandschutz betreiben. Dann, nur dann, ist Pferdehaltung nachhaltig: tiergerecht, klimaneutral, sozial und ökologisch verantwortbar.

*Als Faustzahl kann gelten: Je Pferd und Jahr wird 1 Hektar (10.000 m2) Dauergrünland benötigt ( Weide und Winterheu).

Strategien: Knicks anlegen

Knicks sind Hecken, aber nicht vergleichbar mit Hecken, die in Vorgärten stehen. Im Gegensatz zur Gartenhecke bestehen Knicks aus einer Vielzahl von Bäumen und Büschen. Damit die Hecken als Windschutz fungieren können, ist ein dichter Bewuchs notwendig. Damit ein Knick seine klimatische Heckenfunktion nicht verliert, wird er etwa alle 8 -10 Jahre komplett heruntergeschnitten. In Norddeutschland sagt man/frau „auf-den-Stock-setzen“.

Ein Knick wirkt weit in das Grünland herein. Das gilt für das Klima als auch für die Fauna und Flora. Wissenschaftler haben beobachten können, dass sich die Artenvielfalt sowohl bei den Pflanzen als auch den Tieren um ein Vielfaches erhöht, es wurden bis zu 1800 Tier- und Pflanzenarten gezählt.

Der klimatische Einfluss auf das Grünland ist beachtlich und kann auch ein Pfeiler bei der strategischen Adaption an den menschengemachten Klimawandel sein. Besonders in trockenen, semiariden Regionen in Deutschland lässt sich der Wasserhaushalt verbessern, da die Hecke ihrerseits Wasser hält, Schatten als Verdunstungsschutz bietet und, ganz wesentlich, der Wind und somit die Verdunstung deutlich abgeschwächt wird. Hecken verhindern Bodenerosionen und bieten den Pferden einen guten Witterungs- und Sonnenschutz. Besonders wirksam sind Hecken, die die Hauptwindrichtung brechen. Nicht immer besteht die Notwendigkeit alle vier Seiten einer Grünlandfläche mit einer Hecke zu umrunden. Hecken müssen grundsätzlich gegen Verbiss der Pferde abgezäunt werden. Die den Zaun überwachsene Zweige können von den Pferden durch Verbiss in Form gehalten werden, sofern es sich um pferdegerechte Arten handelt. Anstelle von sehr hohen Laubbäumen eignen sich als Solitärbäume auch Obstgehölze. Falls notwendig, kann auch auf Solitärgehölze verzichtet werden.

Dann klappt es auch mit dem Knick

  1. Einen Knick regelmäßig etwa alle 10 bis 15 Jahre „Auf-den-Stock-setzen“.
  2. Dabei werden alle Gehölze etwa 15 cm über dem Boden abgeschnitten/ abgesägt.
  3. Alle Pflanzen bleiben im Boden und sollen neu austreiben.
  4. Etwa alle 50 m bleibt ein Baum ungekürzt und kann sich zum Solitärgehölz entwickeln.
Alle 8 – 10 Jahre wird die Hecke/Knick auf den Stock gesetzt. Unterbleibt diese Pflegemassnahme, wird aus einer dichten Hecke eine luftige Baumreihe, die einen weitaus geringeren Klimaeinfluss und auch geringere Artenvielfalt aufweisen wird.

Je artenreicher ein Knick, desto wertvoller die Lebensgemeinschaften, die dort heimisch werden. Klar, dass Knicks im Bereich der Pferdeweide tiergerecht sein müssen, für Pferde giftige Pflanzen, wie z.B. Eiben, Robinien, Rhododendron aber auch aus dem Garten entnommene Exoten, wie Oleander oder Kirschlorbeer sind nicht geeignet. Der frühere Professor des Lehrstuhls Ökologie der Universität Kiel, Wolfgang Tischler, beschreibt kurz und prägnant, warum Knicks/ Hecken besonders wertvoll, nachhaltig und nicht nur eine Naturschwärmerei sind:

Vernünftigen wirtschaftlichen Belangen gegenüber aufgeschlossen zu sein, sich die ökologischen Erkenntnisse bei der Gestaltung der Landschaft nutzbar zu machen und gleichzeitig die Schönheit und Vielfalt der Natur nicht aus den Augen zu verlieren, diese drei Gesichtspunkte brauchen sich nicht auszuschließen, sondern lassen sich durchaus miteinander vereinen.

Tischler: Biologie der Kulturlandschaft, Stuttgart, New York 1980, S. 173

Nachhaltigkeit

Die Anlage eines Knicks, Hecke, gleich ob mit oder ohne Wall, ist ein Vorzeigeprojekt für Nachhaltigkeit. Wer das oben stehende Zitat von Tischler gelesen hat, der erkennt den ökonomischen, den ökologischen und den sozialen Aspekt. Und genau das ist Nachhaltigkeit, die scheinbar unmögliche Verzahnung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Und deshalb kann eine Pferdeanlage mit einem Heckenprojekt ohne schlechtes Gewissen eine nachhaltige Bewirtschaftung in diesem Bereich herausstellen und auch bewerben, ohne sich dem Vorwurf des Greenwashings auszusetzen. Für Pensionsbetriebe eignet sich ein Knick- Projekt als Alleinstellungsmerkmal im Werben um Kundschaft.

Werben mit der Nachhaltigkeit – Warum nicht?

Nachhaltige Projekte kosten Geld. Das muss verdient werden. Deshalb ist es moralisch gut zu vertreten, dass mit Nachhaltigkeit Kunden geworben werden. Auch im Pferdebereich ist Massentierhaltung billiger, auch im Pferdebereich sind verschlurte Weiden, die ökologisch nur noch als Ausläufe bezeichnet werden können, natürlich billiger. Also – Warum nicht mit Nachhaltigkeit werben.

Geeignete Pflanzen für einen Knick um das Pferdegrünland

Weide
Haselnuss
Felsenbirne
Quitte
Sommerlinde
Kornelkirsche
Weißdorn
Forsythie
Schlehe (Schwarzdorn)
Mehlbeere
Johannisbeere
Holunder
Flieder
Spiräen
Weigelie
Hortensie
Johannisbeere
Eberesche
Feuerdorn
Flieder
Linde
Holzapfel
Erle
Ulme
Pappel
Birke
Fingerstrauch
Himbeere
Brombeere
Hartriegel
Hagebutte
Wildrosen (z.B. Hundsrose , Syltrose)
Wildapfel
Wildbirne
alle Obstbäume
Diese Liste ist nicht auf ein bestimmtes Biotop abgestimmt. Regionale Besonderheiten (Klima, Boden, Höhenlage, usw.) können andere Zusammensetzungen erfordern. Besondere Beachtung sollten immer heimische Sorten bekommen.

Weitere Infos zur Knickanlage

Nabu, Wallhecke, Kreis Plön, Deula, Niedersachsen

Strategie: Phänologischen Garten anlegen

Der Vorfrühling hat endlich den Winter abgelöst. Zeit für eine Bodenprobe.

Um das aktuelle Wirtschaftsjahr für das Pferdegrünland zielgerichteter planen und führen zu können, ist ein sog. Phänologischer Garten ausgesprochen hilfreich. Da viele Maßnahmen der Grünlandpflege sehr stark abhängig vom Klima sind, wie z.B. Aussaat, Düngung, Weidebeginn, Grasschnitt, kann ein Phänologischer Garten durchaus hilfreich sein. Dieser kann als eingezäunte Insel auf der Weide, als windschützende Hecke (Knick) und gleichzeitig wertvoller Biotop neben der Weide oder im Bereich des Betriebes im Stile eines botanischen Gartens angelegt werden. Letzterer muss aber ähnliche klimatische Bedingungen wie die Grünlandflächen aufweisen.

Die ersten Äpfel, der Spätsommer hat begonnen.

Folgende Pflanzen sind nach dem Standard des Deutschen Wetterdienstes auszuwählen:

phänologische JahreszeitLeitpflanzeErsatzleitpflanze
VorfrühlingHasel (Blüte)Schneeglöckchen (Blüte)
ErstfrühlingForsythie (Blüte)Stachelbeere (Blattentfaltung)
VollfrühlingApfel (Blüte)Stiel-Eiche (Blattentfaltung)
FrühsommerSchwarzer Holunder (Blüte)Robinie (Blüte)
Achtung: Giftpflanze +++ für Pferde.
Diese Pflanze nicht nutzen!
HochsommerSommer-Linde (Blüte)Rote Johannisbeere (Früchte)
SpätsommerApfel, frühreifendEberesche (Früchte)
FrühherbstSchwarzer Holunder (Früchte)Kornelkirsche (Früchte)
VollherbstStiel-Eiche (Früchte)Rosskastanie (Früchte)
SpätherbstStiel-Eiche (Blattverfärbung) Eberesche (Blattfall)
WinterStiel-Eiche (Blattfall)Apfel, spätreifend (Blattfall)
+Europäische. Lärche (Nadelfall) 
Apfelblüte, der Vollfrühling ist da.

Durchaus überlegenswert ist, einen Phänologischen Garten so anzulegen und zu beschriften, dass Stallgemeinschaften, Reiterinnen und Reiter, Kunden, Besucher, Spaziergänger usw. erkennen können, welche Funktion ein Phänologischer Garten hat und so für das Klima, die Klimabeobachtung und den Klimawandel zu sensibilisieren. Professionell wirtschaftende Pensionsställe und Reitschulen haben so die Möglichkeit, sich mit einem positiv besetzten Alleinstellungsmerkmal am Markt zu positionieren.

Ideal ist natürlich die Kombination Hecke (in Norddeutschland Knick genannt) am Weiderand anzulegen. Mehr Infos hierzu findet Ihr hier.

Mal sehen, wer mir die ersten Fotos eines eigenen Phänologischen Garten zuschickt?

Der Blattfall der Stileiche hat begonnen, der Winter ist da.

Der Deutsche Wetterdienst sucht ehrenamtliche phänologische Beobachterinnen und Beobachter

Das phänologische Grundnetz des DWDwird von ehrenamtlichen Pflanzenbeobachtern getragen. Es sind Idealisten und Naturliebhaber, die während der gesamten Vegetationsperiode die gefragten Daten der Pflanzenentwicklung notieren. Ein Teil der Ehrenamtlichen ist für diese Aufgabe bereits beruflich prädestiniert, z.B. als Landwirt, Gärtner, Biologe, Pflanzenschutzberater, Biologielehrer oder Forstbediensteter. Andere Beobachter arbeiten sich engagiert in die für sie neue schwierige Materie ein. Allen gemeinsam ist das Interesse am Umweltgeschehen und das Wissen um die heimische Flora. Die phänologischen Beobachter werden von Mitarbeitern der Abteilung Agrarmeteorologie telefonisch und schriftlich betreut und erhalten regelmäßig das Phänologie-Journal. Eine persönliche Einweisung der Beobachter durch Bedienstete des DWDerfolgt nicht. Arbeitsgrundlage für die ehrenamtlichen Beobachter ist die ausführliche „Anleitung für die phänologischen Beobachter des Deutschen Wetterdienstes“, in der die Pflanzen sowohl von ihrer Biologie als auch von den Hauptanforderungen an die Umwelt, den Boden und die Kultur beschrieben werden. Jede Pflanze ist durch ein Habitus-Foto und jede Phase durch eine Aufnahme des jeweiligen Entwicklungsstadiums dargestellt. Diese Anleitung wird ebenso wie der “Farbatlas Obstsorten“ (Ulmer-Verlag) sowie weiteres Informationsmaterial zur Phänologie kostenlos zur Verfügung gestellt und verbleibt auch nach Beendigung der Tätigkeit beim Beobachter.

Für die Erhebung der Beobachtungsdaten bekommen die ehrenamtlichen phänologischen Beobachter/innen eine jährliche Aufwandsentschädigung von anfänglich € 250 (Teilnehmer am Sofortmelderprogramm erhalten einen Aufschlag).

Das phänologische Beobachtungsnetz ist kein statisches Gebilde, sondern ganz normalen Fluktuationen unterworfen. Es sind daher auch laufend phänologische Beobachtungsstellen wieder zu besetzen. Das erklärte Ziel des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist, lange Beobachtungsreihen fortzuführen, denn gerade die langen Beobachtungsreihen sind so aussagekräftig für die Wissenschaft. Dort wo es die Netzstruktur erfordert, werden manchmal auch neue Reihen eröffnet.

Mehr Infos:

Deutscher Wetterdienst
Phänologie
Postfach 100465
63004 Offenbach

Telefon: 069/8062-2946
E-Mail: phaenologie@dwd.de

www.dwd.de > Klimaumwelt > Klimaüberwachung > Phänologie > Daten Deutschland DWD

Strategien: Wasser speichern und nicht verdunsten lassen

Bisher war ein Verteilungskampf um das Wasser ein weit entferntes Problem in fernen, heißen Länder. Weit weg von uns. Wasser war ein problemlos verfügbares Gut über das wir uns keine Sorgen machen mussten.

Globale Grundwasserabsenkung, beobachtet durch geologische Beobachtungssateliten der NASA. Je roter, desto höher die Grundwasserabsenkungen.

Durch den Klimawandel hat sich das verändert. Der Verteilungskampf um das Wasser hat auch bei uns bereits begonnen. Die Grundwasserstände sinken kontinuierlich. Das gab es früher im Sommer auch. Der Unterschied heute ist allerdings, dass sich in der Winterzeit die sommerbedingten Grundwassersenkungen nicht wieder ansteigen und sich der langjährige Grundwasserstand auf einem stabilen Niveau hält.

Seit mehreren Jahren werden die sommerlichen Grundwasserdefizite nicht mehr ausgeglichen. Deutschlands Klima wandelt sich von humid zu semiarid. Grob ausgedrückt : Deutschland liegt nicht mehr in einer feuchten, waldreichen, sondern in einer trockenen, Steppenzone. Im Sommer ist Deutschland mittlerweile überwiegend arid, im Winter noch humid.

Merke:
arides Klimanegative Wasserbilanz: Die Verdunstung ist größer als die Wasserspeicherung
semiarides KlimaHalbarides Klima: negative Wasserbilanz im Sommer, positive Wasserbilanz im Winter
humides Klimapositive Wasserbilanz: Die Wasserspeicherung ist höher als die Verdunstung

Das im Sommerhalbjahr aride Klima in Deutschland ist für die dauerhaften Grundwassersenkungen verantwortlich. Eine Adaption an den Klimawandel kann nur gelingen, wenn die Infiltration in das Grundwasser gesteigert und die Verdunstung in die Luft sowie das Ableiten in Oberflächengewässer deutlich reduziert wird. Um sich an diese Situation anzupassen, sind mehrere Strategien zielführend, um langfristig den Futterbedarf für die Pferde zu gewährleisten:

Steigerung Infiltration in den BodenReduktion VerdunstungReduktion Wasserableitung
Bodenverdichtungen vermeidenreduzierte Stickstoffdüngung (ca. 40 kg N/ha/a)Flächenentsiegelung
Verbesserung der BodenstrukturWechsel, wenn Weide kürzer 8 cm istWasserstand in Entwässerungssystemen erhöhen
Erhöhung organische Masse (Humus)Bodenverdichtungen vermeidenFeuchtgebiete erhalten
FlächenentsiegelungAngepasste Kalzium- und Kaliumversorgung nach Bodenprobe und DüngeempfehlungWasserstände nicht absenken
ausreichende Kalziumversorgung des BodensStaumöglichkeiten für häufiger auftretende Starkregenereignisse schaffen
Dachwasser speichern bzw. in den Boden versickern lassen
Der Verteilungskampf um das Wasser ist längst bei uns angekommen. Selbst im ehemals regenreichen, nassen Norddeutschland.

Strategie: Die Klima- und Wetterinfos der Profis nutzen

Agrarmeteorologischen Service des Deutschen Wetterdienstes nutzen

Das Angebot des DWD gehört zum Handwerkszeug eines jeden professionell handelnden Grünlandmanagers*in in Zeiten des menschenverursachten Klimawandels

Hinweis: Falls die Links sich verändert haben sollten, kann manuell auf die entsprechenden Links navigiert werden, die dann unter den angebotenen Materialien ausgesucht werden müssen:

www.dwd.de > Leistungen > Kundengruppen > Landwirtschaft > Alle Bereiche Landwirtschaft

Deutscher Klimaatlas
Bodenfeuchteviewer (NEU)
Klimadaten Deutschland
Phonologische Jahresstatistik
Agrarklima Monatsrückblick Karte
Agrarklima Monatsrückblick Stationswerte
Agrowetter Prognose
Bodenfeuchte Karte
Bodenfeuchte Stationen
Bodenfrost
Bodentemperatur Stationen
Bodentemperatur 5°C Karte
Frostgefahr aktuell
Frostgefahr im Jahresgang
Frostgefahr zu einem bestimmten Termin
Frühester/späteste Frost
Klima an ausgewählten Wetterstationen Bremen und Niedersachsen
Klima an ausgewählten Wetterstationen andere Bundesländer , auf dem rechten, oberen Auswahlmenü das gewünschte Bundesland anklicken, Jede Wetterstation kann noch einmal gesondert ausgesucht werden.
Siehe Bild unten
Klimadaten Deutschland Archiv (Tages und Monate)
Klimadaten Deutschland Archiv (Stunden)
Klimatische Wasserbilanz (Bilanz Niederschlag und Verdunstung)
Klimatische Einordnung Phänologie
Niederschlag pro Tag auf Deutschlandkarte
Phänologische Uhr
Klimadaten der Bundesländer und deren ausgewählte Wetterstationen. Gewählt werden können die Parameter, wie Temperatur, Niederschlag, usw.

Strategien: Aktuelle Phänologie

Grünlandentwicklung prognostizieren

Einen ausgesprochen hilfreichen Service bietet der Deutsche Wetterdienst DWD für alle Pferdehalter an: Die Aktuelle Phänologie

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD

Phänologie ist die Wissenschaft von den Erscheinungen eines Jahreslaufes, deren Dokumentation und Auswertung. Dabei werden die Jahreszeiten dann nicht nach dem Kalender, sondern nach dem Fortschritt der Natur eingeteilt. Dazu dienen fest definierte Pflanzen, die entsprechend ihres Vegetationsstandes eine Jahreszeit beginnen lassen, so z.B. die Apfelblüte, die den Vollfrühling ankündigt.

Selbst der sonst mit high-tech arbeitende Deutsche Wetterdienst nutzt die Phänologie als ernstzunehmendes Instrumentarium in der Meteorologie. Eine genaue Dienstvorschrift sorgt für ein standardisiertes Arbeiten und ist eine ausgesprochen gute Anleitung für alle, die sich ein wenig tiefer in die phonologische Wettervorhersage einarbeiten möchten. Besonders hilfreich sind phänologische Vorhersagen in der Agrarmeteorologie.

Die Aktuelle Phänologie des DWD zeigt auf Karten oder Tabellen die phonologischen Daten des Vorjahres und des aktuellen Jahres. Ihr könnt wählen zwischen Deutschland oder jedem einzelnen Bundesland. Weiterhin steht Euch eine umfangreiche Menüauswahl der verschiedenen Erscheinungen zur Auswahl, wie z.B. die aktuelle Pflanzenentwicklung, ergrünen Dauergrünland, Silageschnitt und Heuschnitt Dauergrünland, Getreideanbau und Ernte, und ganz viel mehr.

In der Ansicht des Bundeslandes werden die regionalen Daten in der Grafik dargestellt, sodass auch regionale Besonderheiten innerhalb eines Bundeslandes wiedergegeben werden.

Die meteorologische Phänologie des Deutschen Wetterdienstes setzt Euch in die Lage, Vegetationsbeginn, Wiederbeginn, Heuschnitt sowie den zweiten Schnitt ein wenig sicherer zu terminieren und so das Jahr zu planen sowie eine einfach Ertragsprognose zu wagen.

Ganz besonders hilfreich ist dieser Service des Deutschen Wetterdienstes für Pferdehalter, um erkennen zu können, ob wegen des menschenbeeinflussten Klimawandel Etragseinbußen drohen und Zeit bleibt, darauf angemessen zu reagieren. Auch hier gilt: Vorbeugen ist besser als heilen.

Strategie: Stickstoffeinträge in den Boden vermeiden

Nitrateinträge in Böden vermeiden

Paddocks sind eine nicht zu unterschätzende Quellen für umweltschädliche Stickstoffeinträge.

Wie diese Nitratanreicherungen vermieden werden können, fand Frau Dr. Zeitler-Feicht (Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme der Technischen Universität München) heraus: Täglich abäpfeln.

Mit dieser Methode werden 90% der Stickstoffeinträge in den Boden vermieden. So einfach ist das. Entsprechendes gilt in abgeschwächter Form für Außenreitplätze.

Strategien: Trockenresistenz des Grünlands durch regelmäßige Kalkung erhöhen

Auch das ist kohlensaurer Kalk: Die Kreidefelsen von Rügen.

Ihre Nährstoffe nimmt die Pflanze in aller Regel durch die Wurzel auf. Dafür müssen die Pflanzennährstoffe als Ionen im Bodenwasser gelöst sein.

Ionen sind Molekülteile, die entweder elektrisch positiv+ (Kationen) oder negativ (Anionen) geladen sind.

  • Kationen sind Ca2+, Mg2+, K+, Al3+, H+, NH4+ und an negativ geladenen Bodenteilchen angeheftet, wie z.B. an Ton
  • Anionen sind PO43-, SO42-, NO3, Cl, die an positiv+ geladenen Verbindungen und Huminstoffen angelagert sind.

Damit die Pflanze nicht nur an frei im Bodenwasser verfügbare Nährstoffe gelangt, kann sie sich auch im Boden festgeheftete Nährstoffionen ablösen und für sich nutzbar machen.

Normalerweise ist es in der Chemie nicht möglich, dass zwei verschieden konzentrierte Lösungen nebeneinander existieren. Die Diffusion, also die selbständige Vermischung, würde dafür sorgen, dass es kein Konzentrationsgefälle eines bestimmten Nährstoffes geben würde. Es wäre also unmöglich, dass in der Pflanzenwurzel eine höhere Nährstoffkonzentration als im Bodenwasser sich befindet.

Um dennoch an eine höhere Nährstoffkonzentration als im Bodenwasser zu gelangen, bedarf es seitens der Pflanzenwurzel eines Kraftaktes, der natürlich Energie erfordert. Folglich muss die Pflanze einen Teil ihres durch Photosynthese erzeugten Traubenzucker in der Wurzel unter Zuhilfenahme von Sauerstoff verbrennen. Dabei entsteht, wie bei jedem Feuer, Abgase: Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O).

Diese beiden Abgase werden nicht entsorgt, sondern trickreich genutzt: Aus zwei Verbrennungsrückständen wird eine neue Verbindung:

Kohlen-dioxidCO2+WasserH2O=>Kohlen-säureH2CO3
Kohlensäure und Wasser werden zu Kohlensäure

Es folgt Schritt zwei: Die Kohlensäure wird wieder aufgespalten in zwei neue Stoffe. Das sind jetzt Molekülreste und die sind nicht mehr elektrisch neutral wie die Moleküle, sondern elektrisch geladen.

WasserstoffH+Kation, elektrisch positiv
HydrogencarbonatHCO3Anion, elektrisch negativ

Damit hat die Pflanze in ihrer Wurzel die Möglichkeit, an zusätzliche Nährstoffionen zu gelangen. Sie bekommt im Tausch für ein HCO3 Ion ein anderes Anionen aus der Bodenlösung und für ein H+ Ion ein anderesKation aus der Bodenlösung.

H+ aus der Wurzelwird getauscht gegen
ein Nährstoffkation
Ca2+
Mg2+
K+
Al3+
NH4+
aus der Bodenlösung
HCO3– aus der Wurzelwird getauscht gegen
ein Nährstoffanion
PO43-
SO42-
NO3
Cl
aus der Bodenlösung
Gespräch zwischen Pflanzenwurzel und Boden: „Gibst Du mir ein H+, gebe ich Dir ein K+, brauchst Du noch ein NO3, dann bekomme ich ein HCO3 dafür.“

Durch den 1:1 Ionenaustausch bleibt das Verhältnis von negativen und positiven Ionen im Boden trotz der Tauscherei gleich. Das Verhältnis von Kationen und Anionen in Pflanze und Bodenlösung bleibt unverändert, geändert hat sich aber die Zusammensetzung der Nährstoffionen in der Pflanze und im Boden.

Der Boden enthält nach dem Tausch weniger Nährstoffionen, dafür aber mehr H+ und HCO3 Ionen, die Pflanze dafür mehr Nährstoffionen und weniger H+ und HCO3 Ionen.

Welche folgen hat der Ionen- Austausch für Pflanzen und Böden?

PflanzeBoden
Energieverlust durch TraubenzuckerverbrennungNährstoffverarmung
Höhere Nährstoffkonzentration als in der BodenlösungH- Ionenkonzentration steigt = Boden wird saurer
Fossiertes Wachstum/ FruchtbildungHöhere Bodensäure löst mehr Nährstoffe aus den Steinen
Wurzelatmung wird durch Bodenversäurung behindertBodenleben wird durch Bodensäure reduziert
Weniger Nährstoffe aus MineralisierungGeringere Umwandlung organischer Masse in mineralische Masse

Da Dauergrünland zu den biologisch aktivsten Kulturen mit der stärksten Pflanzendichte zählt, ist die Steigerung der Wasserstoffionenkonzentration im Boden nicht zu vernachlässigen. Das ist der Grund, warum bei nahezu jedem in Nutzung befindlichen Dauergrünland der pH- Wert reguliert werden muss.

Eine Kalkung ist für bewirtschaftetes Dauergrünland unumgänglich. Nur die regelmäßige Überprüfung und Abpufferung der Bodenlösung sorgt dafür, dass die Pflanze eine höhere Kalium- Ionenkonzentration als die der Bodenlösung speichern kann und damit die Wasserspeicherfähigkeit bei Trockenphasen deutlich höher als die des Bodens ist.
Fazit: Durch Kalkung wird die Trockenresistenz der Pflanze deutlich erhöht.

Strategien: Das Bodenleben stärken

Ein durchschnittlicher, mitteleuropäischer Wiesenboden besteht aus ca. 93% mineralischer Masse und 7% organischer Masse.

Die organische Masse des Bodens (7%) besteht ihrerseits aus 85% abgestorbener Pflanzenreste, 10% lebenden Pflanzenwurzeln und 5% Bodenorganismen.

Die Bodenorganismen sind Bakterien und Strahlenpilze (40%), Pilze und Algen (40%) und ganz viele verschiedene Bodentiere (20%).

Die Anzahl der aktiven Bodentiere (Bodenfauna) in den oberen 30 cm des Bodens ist gewaltig, so leben pro Quadratmeter etwa 120 Millionen Fadenwürmer, 120.000 Milben, 40.000 Springschwänze, 9.000 Schnecken, 2.000 Regenwürmer, 2.000 Vielfüßler, 1.000 Asseln, 1.000 Ameisen, 1.000 Käfer und Larven, 1.000 Spinnen, 1.000 Zweiflüglerlarven, usw.. Insgesamt finden Bodenbiologen 2.000 verschiedene Bodentierarten auf einem Quadratmeter.

Auf dieser „Weide“ gibt es kaum noch Bodenleben. Ein wertvolles Biotop wurde zur Wüste. Derartige Pferdehaltung ist nicht nachhaltig und auch nicht verantwortbar.

Warum hat das Bodenleben für den Boden und für die Wiese/Weide eine so große Bedeutung?

Die Gesamtheit des Bodenlebens baut unter Zuhilfenahme von Wasser und Luft die Organische Masse (tote Pflanzenreste) in mineralische Masse um. Erst dann können die Nährstoffe in der organischen Masse von der Pflanzenwurzel aufgenommen werden.

Merke: Die Nährstoffe der organischen Masse (Pflanzenreste, Mist, Kompost, usw.) sind nicht pflanzenverfügbar. Erst die Umwandlung der organischen Masse zur mineralischen Masse macht die Nährstoffe wurzeldurchgängig und somit pflanzenverfügbar.

Je aktiver das Bodenleben, also je besser ihre Lebenssituation, desto mehr organische Masse kann in mineralische Masse umgewandelt werden und steht den Pflanzen zur Verfügung. Je lebendiger das Bodenleben, desto mehr Dünger erhalten die Pflanzen und umso höher ist der Ertrag des Grünlandes. Mehr Pferde werden auf der selben Fläche satt.

Das Bodenleben verbessert durch seine Tätigkeit seinen eigenen Lebensraum. Ein Beispiel: Regenwürmer fressen zusammen mit der organischen Masse auch mineralische Masse. Sie scheiden Kotkrümel aus, das sind stabile Ton- Humuskomplexe, also großkörnige Bodenkrümel. Dadurch wird der Boden grobkörniger, bekommt größere Luftporen, kann Wasser gut in tiefere Bodenschichten leiten, verhindert Stauwasser und Bodenerosionen.

Wie kann das Bodenleben gefördert werden?

ZielMassnahmen
Bodenverdichtungen vermeidenKeine Pferdehaltung auf nassem Boden! Tor- und Futterbereich pflastern
Bodenleben mit genügend organischem Material „füttern“Mulch, Mist (nicht vom Pferd!!), Kompost, Pflanzenreste, Erntereste
Bodensäure vermeidenRegelmäßige Bodenprobe und Kalkung nach Düngeempfehlung.
Bodenüberhitzung vermeiden1. Narbenschäden konsequent nachsähen, unbewachsene und trockene Böden stressen das Bodenleben (Zelltod der meisten Bodenlebewesen bei ca. 40°C – 50°C)
2. Gras nicht <8cm kürzen, da nicht genug Schatten vor Hitzestress schützt und Wasser verdunsten lässt.
3. Idealtemperatur 20°C
Feuchtigkeit statt NässeNur ein krümeligere Boden lässt Wasser zur Speicherung in tiefere Bodenschichten gelangen.
Links weisen auf weiterführende Infos dieser Webseite

Strategien: Energienutzung der Pflanze fördern

Atmung (Dissimilation) der Pflanze verbessern

Die Pflanze verbrennt ihre Durch die Photosynthese gewonnene Energie, sozusagen der Treibstoff der Pflanze; ganz genau ist es Traubenzucker, und wandelt sie in Arbeit, wie Wachstum, Frucht und Blütenbildung, Wassertransport, Bewegung, Ernährung, usw. um.

Auch die Wurzeln müssen atmen!

Die Energieumwandlung in Arbeit findet nicht nur in den Blättern, sondern auch in den Wurzeln statt. Genannt wird sie Wurzelatmung (Wurzeldissimilation).

Für jede Verbrennung, auch der Verbrennung von Traubenzucker, wird zwingend Sauerstoff benötigt. Natürlich auch für die Wurzelatmung wird Sauerstoff benötigt, um den Traubenzucker zu verbrennen. Aus der durch die Verbrennung von Traubenzucker in der Wurzel wird Arbeit bei der Nährstoffaufnahme durch die Wurzel möglich.

Nur wenn genügend Sauerstoff für die Wurzelatmung im Boden zur Verfügung steht, können Pflanzen die maximal mögliche Nährstoffemenge aufnehmen. Verdichtete und vernässte Böden verhindern einen optimalen Sauerstoffgehalt in den Bodenporen und verhindern eine optimale Nährstoffaufnahme der Pflanze durch ihre Wurzeln.

Derartige Weiden sind das Ergebnis eines mangelndem Weidemanagement. Ökonomisch als auch ökologisch eine einzige Katastrophe. Dauergrünland ist in Deutschland ein schutzwürdiges Biotop, denn diese Flächen produzieren sind biologisch aktiver als der Wald. Dauergrünland produziert pro Hektar schätzungsweise 25% mehr Sauerstoff als ein Wald.

Nur lockere, luftige Böden mit stabilen Bodenporen garantieren eine maximal mögliche Wurzelatmung und einen maximal möglichen Ertrag.

ZielMassnahme
Bodenverdichtungen vermeidenKein Beweiden und Befahren nasser Böden. Wer Grünland durch Pferde beweiden lässt, benötigt immer einen Paddock, um sein Grünland zu schonen.
Grünland möglichst nicht befahren! Kein Schlupf!
Achslasten reduzieren, zwei Fahrten mit leichter sind weniger schädlich als eine Fahrt mit doppelter Last.
Reifendruck auf Grünland reduzieren, auf der Straße wieder erhöhen.
Nach Bodenprobe kalkenBodenteilchen bilden Bodenkrümel (Kolloide) und schaffen mehr Bodenporen. Bodenporen verhindern Staunässe und Sauerstoffabschluss durch Porenflutung.
Die Links weisen auf entsprechende Infoseiten dieser Webseite

Strategien: Energieaufbau in der Pflanze fördern

Photosynthese (Assimilation) steigern

Die Pflanze baut Energie durch Kohlendioxid, Wasser und Tageslicht auf. Das gasförmige Kohlendioxid ist in der normalen Umgebungsluft ausreichend vorhanden:

Zusammensetzung der Umgebungsluftchemische FormelVolumen %
StickstoffN78,09
Sauerstoff O20,95
ArgonAr0,92
Kohlendioxid (CO2) CO20,003
Zusätzlich Spuren der Edelgase Neon, Helium, Krypton

Obwohl sich Kohlendioxid in nur kleinen Volumenanteilen in der Umgebungsluft befindet, ist die Konzentration für höchste Photosyntheseleistungen (Energieaufbau) der Pflanzen ausreichend. Allerdings kann der Kohlendioxidgehalt in dichten Pflanzenbeständen, wie im Grünland, sinken. Im Gewächshaus kann die sinkende CO2– Gaskonzentration durch eine zusätzliche Kohlendioxidgaseinleitung ausgeglichen werden. Beim Grünland ist das im Freien nicht möglich. Stattdessen kann eine zusätzliche CO2– Lieferung für die Photosynthese in dichten Beständen durch die Förderung des Bodenlebens ausgelöst werden. Das funktioniert deshalb, weil das Bodenleben Sauerstoff einatmet und Kohlendioxid ausatmet. Je intensiver das Bodenleben arbeitet, desto höher ist die bodennahe CO2– Gaskonzentration, ein Kohlendioxidmangel in den dichten Grünlandbeständen wird vermieden, die Photosyntheseleistung (Energieaufbau) bleibt auf höchstem Niveau.

Ein intaktes Bodenleben versorgt dichte Pflanzenbestände, wie beim Grünland, mit ausreichend Kohlendioxid

Welche Massnahmen im Grünlandmanagement fördern das Bodenleben?

Fördert das BodenlebenMassnahmen durch Pferdehalter*innen
Eintrag organischer Masse„Fütterung“ des Bodenlebens durch Kompost, Mulch, Mist, usw.
lockerer, luftiger BodenBodenverdichtungen vermeiden, kein Weidegang an nassen Tagen,
feuchter BodenNassen oder trockenen Boden vermeiden
Bodensäure regulierenBodenkalkung gemäß Bodenprobe
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