Bodenhorizonte

Die wichtigsten Horizontsymbole

Bodenhorizonte, in Schichten von oben nach unten benannt, werden mit Buchstabenkombinationen von Fachleuten unverwechselbar benannt. Die in der Praxis wesentlichen Bezeichnungen liste ich einmal für Euch auf:

1.
Unterteilung
2. Unterteilung3.
Unterteilung
Hinweise
Organisch
Lfrische Streu, wie Blätter, Nadeln, …
HTorf
nHNiedermoor
hHHochmoor
OOrganische Auflagen
Offermentierte Pflanzenreste
Ohhumifizierte Pflanzenreste
Mineralisch
Amineralischer Oberboden
Ahmit Humus angereichert, z.B. Wurzeln
Aavernässt
Apgepflügt bzw. landwirtschaftlich bearbeitet
Aeausgewaschen (verbleichter Auswaschungshorizont))
Bmineralischer Unterboden
BhAnreicherung mit Huminstoffen (Ortstein) aus dem A- Horizont
BsAnreicherung von Eisen, Mangan, Aluminium, Calcium, … . (Ortstein) aus dem A- Horizont
BtAnreicherung mit Ton aus dem A- Horizont
BvAnreicherung mit Eisenoxid aus dem A- Horizont
CAusgangsgestein
Cnunverwittertes Ausgangsgestein
Cvschwach verwittertes Ausgangsgestein
IClockeres (Sand, Kies,…) Ausgangsgestein
mCmassive Felsen
xCSteine
zusätzliche, mineralische Bodenhorizonte
Ggrundwasserbeeinflusster Mineralbodenhorizont
Grständig grundwasserbeeinflusst, kein Sauerstoffgehalt, reduktive Verhältnisse, blau/grün, faulig, oft steril
Gozeitweise grundwasserbeeinflusst, Oxidation durch Sauerstoffgehalt, Eisen rostet, braun/rot
Sstauwasserbeeinflusster Boden
Swzeitweilig wasserleitend, nur dann sauerstoffarm
Sdständig wasserleitend, Wasser kann schlecht oder gar nicht in tiefere Horizonte versickern, überwiegend sauerstoffarm
Die wesentlichen Abkürzungen der Bodenhorizonte

Von Tomáš Kebert & umimeto.org – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=101870773

Die einzelnen Bodenhorizonte werden nur noch mit der Stärke in cm eingetragen. Z.B. unter dem Buchstaben A mit 0 -25 cm. Eine eventuelle Streuauflage mit dem Buchstaben L oder O beginnen immer mit dem Niveau 0 .

Den neuen Bodenfeuchteviewer nutzen

Den eigenen Boden besser einschätzen können

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bietet seit 2021 mit seinem Bodenfeuchteviewer alle verfügbaren Informationen zur Bodenfeuchte in Deutschland online und kostenfrei an und stellt somit schnell und einfach detaillierte Fakten zur Bodenfeuchtesituation und Trockenheit in Deutschland zur Verfügung.

Insbesondere wegen zusätzlicher Anforderungen aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft wurde das bereits bestehende Webportal nun grundlegend erweitert. Neben der Bodenfeuchte unter Gras, Mais und Winterweizen wird jetzt auch die Bodenfeuchte unter Wald, speziell unter den Hauptbaumarten Buche, Eiche, Fichte und Kiefer angeboten.

Um noch ein genaueres und flächendeckendes Abbild der Bodenfeuchtesituation in Deutschland zu erhalten, wird eine weitere Bodenfeuchtekarte präsentiert, in der jedem Gebiet eine vorherrschende Landnutzung zugeordnet ist. Die angezeigte Bodenfeuchte richtet sich somit nach der Nutzungsform und es wird zwischen Grünland, Acker und Wald (mit der jeweils häufigsten Baumart) im Gebiet unterschieden. Für Ackerland wird Winterweizen angenommen, da er am häufigsten angebaut wird.

Damit die Bodenfeuchte noch realistischer berechnet werden kann, wird die nutzungsdifferenzierte Bodenübersichtskarte im Maßstab 1:1.000.000 (BÜK1000N) der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) verwendet. Diese weist den verschiedenen Landnutzungen eines Gebiets den für sie jeweils wichtigsten Bodentyp zu. Somit wird nicht nur der Einfluss der Vegetation auf die Bodenfeuchte berücksichtigt, sondern auch der Umstand, dass die verschiedenen Landnutzungen eines Gebietes sich auf unterschiedliche Bodentypen verteilen.

Die wichtigsten Verbesserungen des Bodenfeuchteviewers auf einen Blick:
● Darstellung der Bodenfeuchte anhand der Hauptnutzungsarten Wald, Acker und Grünland
● Direkte Eingabe von geografischen Koordinaten, um die Bodenfeuchteprofile eines Wunschortes gezielt anzuzeigen
● Gebietssuche, um die Karte auf einen bestimmten Bereich zu begrenzen
● Darstellung des zugrundeliegenden Bodenprofils, als Interpretationshilfe zum angezeigten Bodenfeuchteprofil

Die neue Version des Bodenfeuchteviewers ist wie gewohnt auf der DWD-Webseite unter www.dwd.de/bodenfeuchteviewer zu finden.

Quelle und Bilder: DWD Deutscher Wetterdienst

Hilfe zum Lesen der Bodenhorizonte

Basics: Faustzahlen

Die folgenden Faustzahlen können im Umgang mit dem Pferd hilfreich sein:

  • Wie lange braucht ein Gross-Pferd für sein Futter?

Grobfutter 1 h, Kraftfutter 10 min

  • Wieviel Gras frisst das Gross-Pferd in 1 Stunde?

4 – 5 kg Gras

  • Wieviel Gras frisst ein Grosspferd am Tag?

60 kg Gras, die wachsen auf 100m² Weide

  • Wieviele Stunden frisst ein Pferd?

Mindestens 12 Stunden meist sogar 16 Stunden pro Tag ‚( in 24 Stunden)

  • Wieviel Energie verbraucht ein Pferd durch Arbeit?

2,5 kg Heu gleichen 120 min Schritt (Herzfrequenz ca. 70/min), oder 30 min Trab (Herzfrequenz ca. 150/min) oder 10 min Galopp (Herzfrequenz ca. 220/min) aus.

  • Wann hört ein Pferd auf zu fressen?

Das ist nicht sicher. Da Pferde keine Druckrezeptoren im Verdauungstrakt haben, hören Pferde nicht auf zu fressen, wenn der Magen oder der Darm voll sind. Wahrscheinlich hören Pferde erst auf zu fressen, wenn die Kaumuskulatur ermüdet ist.

  • Wie lang sind Fresspausen beim Pferd?

2 – maximal 4 Stunden. Sind Fresspausen länger als 4 Stunden, wird das Grundbedürfnis Fressen beim Pferd nicht erfüllt, es bekommt Stress, wird futterneidisch und bekommt letztlich Magengeschwüre. Gestresste Pferde lassen sich wesentlich schlechter trainieren, sie wehren sich gegen Arbeit und arbeiten nicht mit: Der Reiter/in kämpft auf dem Pferd.

  • Was ist tiergerecht?

Minimum 12 Stunden Fresszeit und maximal 4 stündige Fresspausen.

  • Wieviel Grundfutter benötigt ein ausgewachsenes Warmblutpferd am Tag (24h)?

Mindestens 2 , durchaus auch 2,5kg Raufutter je 100 kg Lebendmasse

  • Finger weg von Algen und Muscheln!

Produkte aus dem Meer enthalten viel Jod. Pferde sind aber angepasst an die küstenfernen großen, asiatischen Steppen, in die nur wenig Jod aus dem Meer hinein geweht wird. Pferde sind mit dem Jod aus den Meerestieren und Meerespflanzen total überfordert, die Jodüberversorgung kann durchaus zu Knochenauflösungen führen!

  • Kann man mit Algen und Muscheln Gelenke sanieren?

Nein. Geschädigter Gelenkknorpel kann derzeit nicht repariert werden. Wer etwas anderes verspricht, täuscht Heilung vor! In Wirklichkeit ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass die Jodüberversorgung durch die Meeresprodukte den Knochen zerstört.

  • Kann man mit Futter die Spermienqualität verbessern?

Nein. Bei gesunden Pferden, mit anderen sollte sowieso nicht gezüchtet werden, helfen nur zwei Dinge: Übergewicht und Stress abbauen. Also: Kraftfutter weg und Grundfutter, wie z.B. Heu, her!

  • Nach durchschnittlich 10 Jahren ist ein Pferd heute verschlissen“, 
    sagen die Versicherungen
    „Das durchschnittliche Pferd in Deutschland ist 5,5 Jahre  nach dem 3. Lebensjahr in Nutzung“ 
    sagt Brade in :Berichte in der Landwirtschaft (Bundesministerium für Ernährung  und Landwirtschaft)

„Unsere Pferde erreichen gerade einmal die Hälfte des biologisch möglichen Lebensalter. (…) Es werden nur 20% der Pferde älter als 14 Jahre.“

sagt Hübbers in Tiergerechte Pferdehaltung des Bildungsseminar für die Agrarverwaltung Rheinland-Pfalz

„…der Ausfall von Galoppern (ist) groß und ihre Nutzungsdauer sehr kurz …“ Aus 126.858 Bedeckungen kommen nur 57.015 (ca. 45% (Anm. d. A.)) Pferde ins Renntraining, die Rennbahnkarriere dauert nur durchschnittlich 15 Monate mit nur 10 Starts. Zwischen 2009 und 2016 verunglückten 0,18% aller Rennpferde beim Rennen tödlich. 

sagt Hanspeter Meier in : Der Hannoveraner 07/17, S. 38f

  • Statistik: Pferde in Deutschland

Zum 1. März 2016 gibt es rund 440 000 Einhufer in 42 100 land­wirtschaftlichen Betrieben. Seit 2010 werden Einhufer in den Agrar­struktur­erhebungen vom Statistischen Bundesamt erfasst. Im Gegen­satz zu der bis einschließlich 2007 erhobenen Position „Pferde“ zählen hierzu auch Esel, Maultiere und Maulesel.

Im Jahr 2013 waren es noch 46300 landwirtschaftliche Betriebe, die 461 300 Einhufer hielten.

Einhufer werden jedoch nicht ausschließlich in land­wirtschaftlichen Betrieben gehalten. Die große Zahl an Freizeit­pferden wird durch diese Erhebung nur ungenügend erfasst. Dargestellt wird nur der Bestand an Einhufern in land­wirtschaftlichen Betrieben, nicht der Bestand insgesamt.

Die gesamte Statistik des Statistischen Bundesamtes findet Ihr in der Fachserie 3, Reihe 2.1.3 (Viehhaltung der Betriebe). Pferde stehen unter Einhufer!

  • Isotonisches Tränkwasser für Pferde

Pferde produzieren bei Bewegung deutlich mehr Wärme und müssen durch Schweiß (=mineralisiertes Wasser) entsprechend viel kühlen. Demzufolge ist der Wasserverlust des Pferdes bei Wärme größer als beim Menschen. Mit dem kühlenden Schweiß verlieren die Pferde große mengen Mineralien, hauptsächlich Salz, Kalium und Calcium. Da der limitierende Faktor für Arbeit nicht das Futter, sondern die Fähigkeit den überhitzten Körper zu kühlen ist, sollten schwitzende Pferde immer mineralisiertes Wasser zum Auffüllen ihres Wasserhaushaltes bekommen. Dabei ist der Mineralgehalt zu beachten, denn zu geringe oder zu hohe Mineralgehalten schaden dem Pferd erheblich!

Dem Pferd angepasst ist folgendes Tränkwasser für Pferde (= iostonisches Tränkwasser für Pferde):

  • 1.000 ml H2
  • 8,6 g NaCl (Salz, bitte nicht jodiert!!!!!) 
  • 0,3 g KCl Kaliumchlorid 
  • 0,33 g CaCl2 Calciumchlorid 

Salz gibt es bei Aldi und den Rest in der Apotheke. Kaufe bloss kein Schicki- Micki- Salz, das ist auch nur Natriumchlorid NaCl. Alternativ kann auch gemischt werden:

  • 1.000 ml H2
  • 8,6 g NaCl (Salz, bitte nicht jodiert!!!!!) 

1 g Pottasche (K2CO3)

Die iostonische Lösung ist nur notwendig, wenn das Pferd sichtbar schwitzt. Sollte das Pferd die Lösung nicht aufnehmen, z.B. etwas Apfelsaft in das Wasser geben.

Hier findet Ihr noch viel mehr Faustzahlen zur Pferdehaltung:

Formeln, Faustzahlen, Fakten, Wörterbücher, Statistiken, Karten und Zeichnungen u.a. zu den Bereichen Weidehaltung, Düngung, Stallhaltung, Reitböden, Tierschutz, Fütterung, Genetik, Zucht, Identifikation, Hufbeschlag, Anatomie, Physiologie, Veterinärmedizin, Straßenverkehr, Unfallverhütung sowie Betriebswirtschaft nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft stehen allen Profis und Amateuren zur Verfügung. Eine fachmathematische Formelsammlung, ein hippologisches Wörterbuch Englisch – Deutsch sowie Veterinärmedizinische Fachsprache machen dieses Buch zum Standardnachschlagewerk nicht nur in der Berufsausbildung, sondern auch für alle private Pferdehalter.

Arnold: Pferdewirtprüfung [Bd.3] –Formeln & Faustzahlen-

Paperback, 244 Seiten, ISBN-13: 9783748158752

Verlag: Books on Demand

2. aktualisierte Auflage 11.01.2019

Das Buch ist im lokalen Buchhandel, den großen Onlineshops sowie versandkostenfrei im Onlineshop des Verlages zu erhalten.

Basics: Pestizideinsatz der Landwirtschaft belastet viele Kleingewässer

Umweltbundesamt: 80% der Bäche in der deutschen Agrarlandschaft überschreiten die gesetzlichen Grenzwerte (Quelle)

Bäche, Flüsse und Gräben sind einerseits der Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen und andererseits transportieren die Wasserläufe das mit Pestizidrückständen belastete Wasser weiter in größere Gewässer. Die werden häufig auch zur Trinkwassergewinnung genutzt. Mittlerweile weiß die Wissenschaft, dass Pestizide einen weitaus größere Wirkung auf die Lebensgemeinschaft der Insekten haben.

Obwohl es strenge Auflagen zur Zulassung von Pestiziden und gleichzeitig auch strenge Grenzwerte von Pestizidrückständen in Gewässern in Deutschland gibt, stellen die Forscher des Helmholtz- Zentrums für Umweltforschung mit Besorgnis fest, dass in der Realität weit höhere mengen an Pestiziden in Gewässer der Agrarlandschaft gemessen werden, als zugelassen.

Oberflächenabfluss von Regenwasser in Gräben, Bächen und Flüssen führt maßgeblich dazu bei, dass Pestizide zum Problemstoff in Biotopen, Trinkwasser und letztlich auch Grundwasser werden.

Die Studien zum Kleingewässermonitoring beweisen,“ so das Bundesumweltministerium, „dass Pestizide mitnichten nur auf der Anwendungsfläche wirken. Pestizidrückstände richten Schäden in kleinen Gewässern an, die bisher trotz Zulassung und Schutzmaßnahmen nicht ausreichend verhindert werden. Alle beteiligten Akteure rund um Pflanzenschutzmittel und Gewässer sind aufgerufen, zu einer nötigen Verbesserung beizutragen: durch schnelles Einbringen neuen Wissens in die Zulassung, durch fortgeführtes Monitoring der kleinen Gewässer, durch die systematische Erhebung aussagekräftiger Anwendungsdaten, durch Untersuchungen zur Wirkung von Schutzmaßnahmen und durch Umsetzung wirkungsvoller Maßnahmen im Feld. Dauerhaft bewachsene Gewässerrandstreifen an allen kleinen Gewässern der Agrarlandschaft – allerdings ohne die bisher üblichen Ausnahmen – sieht das Umweltbundesamt als wirkungsvoll an.„(Quelle)

Was ist zu tun?

  • Nach Untersuchungen des Helmholtz Zentrums wird deutlich, dass dort, wo Bestie eingesetzt werden, auch Pestizidrückstände in Oberflächengewässer messebar sind. Je mehr Pestizide eingesetzt werden, umso höher die Gewässerbelastung. Was folgt daraus? Landwirte, die den Pestizideinsatz beenden oderwenigsten deutlich reduzieren, tragen zu einer deutlichen Verbesserung der Wasserqualität bei.
  • Bodenverdichtungen durch immer schwerere und leistungsstarke Landmaschinen führen zu einem raschen Oberflächenabfluss in Gewässer. Die Starkregenereignisse, bedingt durch den Klimawandel, tragen zusammen mit der anthropogen bedingten Bodenverdichtung zu deutlich erhöhten Abflüssen in Oberflächengewässer. Bodenschonende Wirtschaftsweisen können den Oberflächenabluss deutlich reduzieren.
  • Bewachsene, nicht landwirtschaftlich genutzte, ausreichend dimensionierte Gewässerrandstreifen verhindern den raschen Oberflächenabfluss und wirken sich positiv auf den Artenschutz von Pflanzen und Tieren aus. Je nach Gewässer und je nach Bundesland betragen die Gewässerrandstreifen 3 – 10 Meter. Auskünfte erteilen dazu die Umweltministerien der Bundesländer sowie auch die Landwirtschaftsministerien bzw. Landwirtschaftskammern in den Bundesländern. Fachgerechte Landwirtschaft bedeutet derzeit in dieser Hinsicht, dass alle Gewässer, egal welche Größe, gleich ob teilweise wasserführend, ausnahmslos mit einem dauerhaft bewachsenen Gewässerrandstreifen versehen werden.

Basics: Bodenschutz = Artenschutz = Klimaschutz

Bild: Von Lucarelli – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9911457

Gesunde, lebende Böden bekommen einen immer höheren Stellenwert beim Erhalt der Artenvielfalt (Biodiversität) und dem Klimaschutz

Lebende Böden sind das weltweit artenreichste Ökosystem. Nach neuesten Erkenntnissen eines Schweizer Forscherteams* leben im Boden ca. 60 % aller uns bekannten Arten. Bisher war man von einer wesentlich geringeren Anzahl, nämlich 25%, ausgegangen.

In einem gesunden, luftigen Boden wimmelt es von Pilzen, Algen, Viren, Bakterien, Einzellern, Pflanzen, wirbellose Tiere (Schnecken, Insekten, Krebstiere, Spinnentiere, Tausendfüßler, Rundwürmer, Ringelwürmer) und natürlich auch Wirbeltiere.

Nur lebende, luftige Böden erhalten die bedeutende Artenvielfalt dieses wertvollen Ökosystems.

Weil die Gesamtheit des Bodenlebens am Nährstoffkreislauf und der Kohlenstoffspeicherung massgeblich beteiligt ist, bekommt der Boden eine immer größere Bedeutung nicht nur bei der Pflanzenernährung, sondern auch beim Klimaschutz.

Die Forscher der jetzt vorgelegten Studie wünschen sich, dass der Bodenschutz in Zeiten des Klimawandels, des Artensterbens, der Intensivierung der Landwirtschaft und Ausweitung des Baulandes deutlich verbessert wird. „Unsere Studie zeigt,“ so die Forscher um Mark Anthony „dass die Vielfalt in den Böden groß und entsprechend wichtig ist und sie somit im Naturschutz viel stärker berücksichtigt werden sollte.“

BodenlebewesenUnterteilung in …Beispiel
BakterienKnöllchenbakterien, aerobe Bakterien, anaerobe Bakterien
EinzellerWimpertierchen, Geißeltierchen, Amöben, Pantoffeltierchen
PilzeHutpilze (wie Fliegenpilz, Steinpilz, Pfifferling), Flechten, Myzelgeflecht
Pflanzenunterirdische Pflanzenteile, wie PflanzenwurzelnBäume, Gräser, Kräuter, Algen
Viren



WeichtiereGartenschnecke, Weinbergschnecke
InsektenSpringschwänze, Ohrwürmer, Käfer, Fliegen, Mücken
KrebstiereAsseln
wirbellose TiereSpinnentiereSpinnen, Weberknechte, Milben, Zecken
TausendfüßlerTausendfüßler, Hundertfüßler
RingelwürmerRegenwurm
RundwürmerFadenwürmer



SäugetiereMaulwurf, Wühlmaus, Hamster, Kaninchen, Fuchs, Dachs, Feldmaus
WirbeltiereReptilienEidechse, Schlangen
AmphibienKröten, Feuersalamander
Nähere Infos zum Bodenleben in: Lernort, Boden, Bayerisches Staatsministerium für
Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV)
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB)

* Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Birmensdorf, Schweiz

Basics: Niedrige Wasserstände bringen Pferde in Gefahr!

(Nicht nur Pferde, sondern das ganze Ökosystem mit seiner Artenvielfalt, in denen die Pferde leben)

Gräben, Bäche und Flüsse transportieren in Deutschland immer noch erhebliche Schad- und Nährstoffmengen (hauptsächlich Nitrate (N) und Phosphate (P)) in das Meer. Ein großer Teil stammt aus Kläranlagen sowie der intensiv wirtschaften Landwirtschaft mit ihren Düngereinträgen in das Ökosystem. Zusätzlich erwärmen Kraftwerke mit ihrem Kühlwasser die Flüsse.

Führen Gräben, Bäche und Flüsse ausreichend Wasser, ist die Nähr- und Schadstoffbelastung im Tränkwasser daraus für die Pferde meist nicht besorgniserregend.

Sinken allerdings die Wasserstände so dramatisch , wie in diesem Sommer 2022 (die langjährigen, durchschnittlichen Wasserstände müssten in den großen Flüssen im Juli drei mal höher sein) steigt die Nähr- und Schadstoffkonzentration sowie die Temperatur im Wasser deutlich an, weil die Einleitungen der Hauptemittenten ( Klärwerke, Landwirtschaft) gleich bleiben, aber die Wassermenge wegen der Dürre erheblich, um den Faktor 3, geringer wird. Den Effekt kennen wir alle vom Kochen. Wenn Wasser und Salz bei einer Suppe gut abgestimmt sind, ist das Essen schmackhaft. Wird aber weniger Wasser genommen und die Salzmenge bleibt dennoch gleich, dann ist die Suppe versalzen, ungenießbar.

Auch nicht fachgerecht gelagerter Mist trägt zu vermeidbaren Nährstoffeinträgen in Gewässer bei.

Besonders kritisch reagieren Pferde auf den Pflanzennährstoff Nitrat (NO3, Stickstoffverbindung) aus Kläranlagen und der intensiv wirtschaftenden Landwirtschaft mit ihrer stickstofflastigen Düngung (N- Düngung). Steigen durch niedrige Wasserstände die Nährstoff- und Schadstoffkonzentrationen an, wirken sie besonders für Pferde rasch giftig (toxisch).

Bei zunehmender Wärme und mehrheitlich verstrohtem Futter steigt das Vergiftungsrisiko deutlich, weil durstige Pferde in ihrer Not dann doch aus stehenden Wasserlachen bzw. niedrigwasserführenden Bächen und Flüssen saufen werden. Nochmals besonders gefährdet sind rangniedere Tiere, die von ranghöheren Pferden nicht an einwandfreies Wasser gelassen werden.

Nitratvergiftungen führen relativ rasch zu schwerwiegenden Vergiftungen, nicht selten auch mit letalem Ausgang.

Nitratvergiftungen werden meist erst entdeckt, wenn Hilfe zu spät kommt.

Am höchsten ist das Vergiftungsrisiko, wenn Pferde aus stehenden Gewässern (Teiche, Gräben) beziehungsweise sich in Flussläufen bildenden Wasserlachen saufen. In diesem Wasser haben sich oft sehr hohe Schad- und Nährstoffkonzentrationen angereichert, weil die Sommerhitze zu hohen Verdunstungsraten führt und folgedessen die Schad- und Nährstoffkonzentration erheblich ansteigt. Vergiftungssymtome entwickeln sich z.T. schon nach wenigen Minuten. Folgende Symptomen, einzeln oder gemeinsam, werden beobachtet: Schweißausbruch, Ataxie, Koma, Fressstörungen, Krämpfe, erhöhter Speichelfluss, Kolik, Durchfall, Atemnot, erhöhte Herzfrequenz, schwacher Puls, ungewöhnlich hoher Harnabsatz, bläuliche, teils auch braungefärbte Schleimhäute, schokoladenbraunes Blut. Letzteres wird als Leitsymptom benannt.

In Wasserlachen, die nicht mehr fließen, Bidet sich sehr oft eine kritische Schad- und Nährstoffkonzentration durch Verdunstung des Wasser und einhergehender Konzentrationserhöhung. Besonders junge und rangniedere Pferde sind nach Wasseraufnahme aus diesen stehenden Wasserlachen ehemaliger Bäche bzw. Gräben gefährdet.

Die hohen Schad- und Nährstoffkonzentrationen (Stickstoff und Phosphate) bei Niedrigwasser führen, neben der Gefahr für Pferde, natürlich auch zu gravierenden Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem: Starkes Algenwachstum, erhebliche Veränderungen des pH- Wertes und des Sauerstoffgehaltes im Wassers. Die Folge: Das Gewässer „kippt“. Das Leben im Wasser ist durch den steigenden Sauerstoffmangel, dem basischer werdenden pH- Wert sowie die steigende Wassertemperatur in existenzieller Gefahr. Letztlich verenden Insektenlarven, Fische, Krebse, Muscheln, usw.. Ein Gewässer ist lebensfeindlich geworden. Tiere die in ihrer Nahrungskette von den abgestorbenen Organismen abhängig waren, sind ebenfalls betroffen. Das „Umkippen“ eines Gewässers ist ein katastrophales, umfassendes ökologisches Problem, das die Artenvielfalt (Artendiversität) negativ beeinflusst.

Niedrigwasser ist also nicht nur ein Problem für Pferde, sondern für das gesamtes Ökosystem.

Die Gefahr für unsere Umwelt und die darin lebenden Pferde kann nur beseitigt werden, wenn das Wasser in der Landschaft bleibt und dadurch der Grundwasserstand ausreichen hoch gehalten werden kann. Nur so, sagen Hydrologen (Wasserwissenschaftler) übereinstimmend, kann kritisches Niedrigwasser in Gräben, Bächen und Flüssen auch in trockenen Sommermonaten verhindert werden.

Wie das Wasser in der Landschaft gehalten werden kann, könnt Ihr hier nachlesen. Wie sich Nährstoffeinträge in Gewässer reduziert lassen, lest Ihr hier.

Hohe Grundwasserstände sind das wirksamste Instrument, kritische Niedrigwasserstände mit seinen katastrophalen Folgen für das Ökosystem zu verhindern.

Basics: Traktorenreifen können das Klima schützen

Wie in der Landwirtschaft durch eine nachhaltig wirkende Reifenwahl die Bodengesundheit erhalten werden kann

Landwirte, haben durch eine abgestimmte Reifentechnik bei der Feldarbeit die Möglichkeit, die Bodengesundheit nachhaltig zu erhalten und können damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Reifendruckregelanlage (Foto: Rottmann-Automation)

Die Anforderungen an Reifen landwirtschaftlicher Maschinen stehen sich diametral entgegen, je nachdem ob das Fahrzeug auf der Straße oder auf dem Feld eingesetzt werden soll. Auf der Straße sind besonders schmale und prall aufgepumpte Reifen wegen ihres geringen Rollwiderstandes besonders ökonomisch. Auf dem Feld angekommen, verhalten sich genau diese schmalen, prallen und somit wenig federnden Reifen besonders bodenschädigend, weil die kleine Reifenfläche sich tief in den Boden eindrückt und zusammen mit dem erhöhten Schlupf (Durchdrehen) den Boden übermäßig verdichtet. Plastisch ausgedrückt, der Traktor versinkt mit seinen Hackenschuhen im Acker. Auf dem Feld wünscht sich ein Landwirt natürlich breite, nicht so tief einsinkende und federnden Reifen mit wenig Schlupfwirkung. Je größer die Auflagefläche, desto weniger sinkt der Schlepper ein und je weniger Kraft wird benötigt, sich aus dem tiefen Boden zu befreien.

Je tiefer das Profil in den Boden eindringt, je größer der Schaden durch Verdichtung. Je breiter die Reifen, desto besser verteilt sich das Gewicht und desto geringer die Verdichtung.

Moderne Reifen können sowohl die optimalen Straßen- als auch Feldeigenschaften bieten. Zwei Bedingungen machen die möglichst nachhaltige Boden- und Straßenbefahrbeikeit möglich:

  • Luftdruckregulationsmöglichkeit vor Straßen- und Feldarbeit. Der Straßendruck beträgt z.B. 1,8 bar und wird für die Feldarbeit auf 1 bar abgesenkt. Genauere Daten nennen die Hersteller des jeweiligen Reifens.
  • Reifen, die sowohl mit hohem und mit niedrigem Druck gleichermaßen ohne zusätzlichem Verschleiß gefahren werden können. Das geht mit Radialreifen, zu erkennen an dem Kennbuchstaben „IF“ (Imprufed Flection“) oder „VF“ „Very high Flection“

Wenn Landwirte vor dem Befahren den Boden ausreichend abtrocknen lassen, vorausschauen und nicht sportlich fahren und die Radialreifen nach Herstellerangaben auf dem Feld absenken und im Straßeneinsatz wieder erhöhen, leisten einen wesentlichen Beitrag zur Bodengesundheit, weil die Radlast sich auf eine größere Fläche verteilt und somit die Eindingtiefe deutlich verringert und gleichzeitig wegen der vergrößerten Reibungsfläche der Schlupf, also das Durchdrehen, sich ebenfalls deutlich verringert.

Durch eine vorausschauende Fahrweise und einen an den Untergrund angepassten Reifendruck kann ein Landwirt bei 800 h p.a. Schleppereinsatz ca. 3.000 € im Jahr einsparen.

Die bodenschondende Reifendruckanpassung ist im Übrigen nicht mit einem erhöhtem Reifenverschleiß in Verbindung zu bringen. Der hängt im wesentlichen von dem Fahrstil ab, nicht von der Reifendruckanpassung.

Viele Schlepper besitzen bereits jetzt eine Reifendruckregelanlage. Wo die noch nicht vorhanden ist, gibt es Nachrüstungsmöglichkeiten, damit die Reifendruckregulation bequem vom Führerhaus in wenigen Sekunden vorgenommen werden kann. U.U. kann eine 30%ige Förderung über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) beantragt werden. Für derartige Nachrüstkits inclusive Einbau muss für beide Achsen € 5.000.- bis € 10.000.- kalkuliert werden.

Reifendruckregelung direkt im Führerhaus (Foto: Claas)
Luftdruckleitungen regeln den Reifendruck auch während der Fahrt (Foto: Claas)

Wesentlich preiswerter und leicht zu installieren ist die Nutzung des am Traktor bereits vorhandenen Kompressors zusammen mit handelsüblicher Gerätschaft als Nachrüstsatz zur manuell zu bedienender Reifendruckeinstellung („Reifendruckregelanlage light“). Kurz anhalten, austeigen und den passenden Reifendruck einstellen ist eine zumutbare Mühe, die sich allemal für den Klima- und Bodenschutz lohnt. Derartige Nachrüstsätze zum Anschluss an den Schlepperkompressor kosten nach eigenen Recherchen je nach Hersteller und Qualität zwischen 200.- € und 1.000.- €.

Reifenregeldruckanlage light, die preiswerte Alternative zur automatischen Drucksteurung bei Nutzung des traktoreigenen Kompressors (Foto: Rottmann Automation)

Pferdehalter, die Landwirte, Lohnunternehmen oder Maschinenringe für gelegentliche Arbeiten beauftragen, sollten auf eine Reifendruckreduzierung auf ihren Flächen bestehen und auch die Einhaltung überprüfen. Und wenn der Fahrer aussteigen und die vier Reifen einzeln reduzieren muss, ist das durchaus zumutbar. In der Regel sollte der Reifendruck bei der Arbeit auf dem Boden nicht mehr als 1 bar betragen. Auf der Straße kann der Fahrer dann ja wieder mit 1,5 – 2 bar fahren.

Das sind die möglichen Vorteile einer Reifendruckreduzierung auf dem Acker/ Grünland:

  • ca. 100% größere  Aufstandsfläche und somit 50% geringerer Bodendruck
  • ca. 15% Schlupfreduzierung
  • ca. 15% Kraftstoffersparnis im Feld und 5% auf der Straße
  • ca. 20% Zugleistungssteigerung und 10% Flächenleistungssteigerung
  • ca. 20% Reifenverschleißreduzierung

Basics: Europäische Bodenstrategie 2030

Der Boden hat einen immer bedeutenderen Stellenwert bei der Bindung der klimaschädigenden Treibhausgase

Nur gesunde Böden können ausreichend Kohlenstoffdioxid speichern

Mit dem Thema Bodenschutz müssen sich alle Pferdehalter*innen noch stärker auseinandersetzen. Warum ist das so?

Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Wälder als natürliche CO2Speicher wirken, denn sie binden Kohlenstoff durch die Fotosynthese und reduzieren das Treibhausgas so aus der Atmosphäre. Weniger Treibhausgas in der Atmosphäre bedeutet, dass mehr Wärmestrahlung wieder zurück in das Weltall gelangen kann, die Erde erwärmt sich nicht mehr so stark, der Klimawandel schwächt sich ab.

Merke: Wasser (H2O) + Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre + (Sonnen) Licht -> Zucker + Sauerstoff zum Aufbau/ Wachstum von Pflanzen (= organische Masse)

Damit sind Wälder, aber auch Wiesen wesentliche Bausteine zum Erreichen der weltweit aufgestellten Klimaziele, denn Pflanzen, die der Atmosphäre CO2 entziehen, entfernen die klimaschädlichen Treibhausgase aus der Atmosphäre. Nur so kann die aufhaltsame Klimaerwärmung, die weltweit bereits jetzt auf +1,5 Grad zu steigen droht, zwar nicht mehr verhindert, aber doch bei +1,5 Grad begrenzen lassen. Gelingt es nicht, die Kohlendioxidanreicherung der Atmosphäre zu begrenzen, werden wir mittel- und langfristig deutliche Erhöhungen der globalen Durchschnittstemperaturen von 3,o bis 3,5° zu ertragen haben. Die Folgen wären uns derzeit nicht vorstellbare Veränderungen unserer Lebensgrundlage.

Der Klimawandel ist also das große Problem unserer Kinder. „Menschen, die heute jünger als 40 Jahre sind, würden „ein bisher nie dagewesenes Leben“ führen, was Dürren, Hitzewellen, Überschwemmungen und Ernteausfälle angehe“, sagt WimThiery von der Freien Universität Brüssel.

Eine klimaschonende Methode ist nach Ansicht der Wissenschaft die Wiederaufforstung großer Flächen mit Bäumen, die dann als natürliche CO2– Speicher der Atmosphäre das als Treibhaus wirkenden Kohlenstoffdioxid entziehen können. 

Noch wirksamer als die Wiederaufforstung kann allerdings nach neuerer Einschätzung ein gesunder, lebender Boden  als CO2– Speicher fungieren. Voraussetzung ist allerdings, dass der Boden besser als bisher geschützt wird. Nur dann erfüllt er seine Aufgabe als ein riesiger terrestrischer CO2 Speicher optimal. Weil es den Böden in Europa nicht gut geht, will die EU- Kommission deren Degradation verhindern, damit sie eine stärkere Rolle zum Erreichen der Klimaneutralität 2035 einnehmen können. Das Konzept ist in der „Bodenstrategie 2030“ niedergelegt.

Das Wasser in der Landschaft halten, Moorböden wiederverwässern

Entwässerte Moore sind gewaltige Treibhausgas-Quellen

Zentraler Bestandteil ist neben der Bodenerhaltung und -schonung auch die Wiedervernässung der Moorböden, denn Wissenschaftler wissen mittlerweile, dass natürliche Moore 6 mal mehr CO2 binden können als der Wald. Erste Untersuchungen in Deutschland, z.B. im Emsland, in Ostfriesland sowie dem niedersächsischen Teufelsmoor sowie der Moormarschen entlang der großen Urstromtäler Elbe, Weser, Aller, Ems, Havel, usw., dass eine dauerhafte Anhebung des Wasserstandes 30 cm unter Bodenniveau wirksam die Oxidation der in ca. 20.000 – 10.000 Jahren entstandenen ca. 15 m mächtigen organischen Niedermoorschicht verhindern kann.

Derzeit entstehen durch die Trockenlegung der Moore in Deutschland 7% – 11% der klimaschädigenden CO2– Emissionen. Warum ist das so?

Wachsende Pflanzen benötigen CO2. Wenn sie absterben entsteht Organische Masse in der CO2, also aus CO2 entstandene Kohlenstoffverbindungen, gespeichert ist und auch bleibt, wenn eine sauerstofffreie (anaerobe) Umgebung herrscht. Lagern also Pflanzenreste im Wasser, wie in einem Moor, dann herrschen anaerobe Bedingungen und das CO2, genauer der Kohlenstoff, aus der Atmosphäre bleibt gespeichert. Natürliche Moore sind deshalb bedeutende Treibhausgassenker. In den meisten Mooren in Deutschland ist also der Kohlenstoff von ca. 15.000 Jahren enthalten. Werden die Moore trockengelegt, um z.B. Ackerbau betreiben zu können, höhere Erträge zu generieren, bessere Weideflächen zu generieren oder mit schwereren, schlagkräftigeren Maschinen auf das Feld befahren zu können, dann folgt sauerstoffhaltige Luft dem weichenden Wasser. Der Sauerstoff lässt die organische Masse oxidieren, also chemisch gesehen verbrennen. Bei jeder Verbrennung entsteht auch das Verbrennungsabgas CO2. Die entwässerten Moorböden wirken als Treibhausgasquellen.Und genau das ist jetzt nicht mehr im Boden unter Wasser gespeichert, sondern gelangt gasförmig in die Atmosphäre zurück.

In diesem Zusammenhang will ich noch anmerken, dass das Kalken von Moorböden ebenfalls das Klima schädigt, weil natürliche Moore die Organische Masse nicht nur durch die anaeroben, also sauerstofffreien Bedingungen konserviert, sondern das in Mooren entstande saure Milieu ebenfalls die Konservierung und damit Fixierung des Kohlenstoffes erheblich unterstützt.

Es wird geschätzt, dass 30 – 40 Tonnen CO2, im Extrem bis 100 Tonnen, jährlich aus einem Hektar trockengelegtem Moor der entwässerungsbasierten Landwirtschaft wieder in die Atmosphäre entweichen und mitverantwortlich für den Klimawandel sind.

Wie wichtig wichtig die Wiedervernässung der Moore in ganz Deutschland ist, verdeutlich folgende Zahl: 45.000.000 Tonnen CO2 entweichen aus Deutschlands entwässerten Mooren jährlich in die Atmosphäre.

Merke: Sauerstoff (O2) + Zucker -> Energie +  Wasser + Kohlenstoffdioxid (CO2)

Merke: Eine Verbrennung ist chemisch gesehen einfach nur eine Oxidation. Deshalb stoppt eine Verbrennung immer unter Sauerstoffabschluss. Bei einer Verbrennung entsteht entsteht Kohlenstoffdioxid (CO2) als Abgas. Dieses Gas wirkt als Treibhausgas in er Atmosphäre.

Merke: Entwässerung -> Belüftung -> Oxidation = Verbrennung -> CO2 – Treibhausgas in der Atmosphäre -> Beschleunigung des Klimawandel.

Derzeit hat sich herausgestellt, dass der dauerhafte Wasserstand von -30 cm unter Bodenniveau der optimale Kompromiss zwischen Klimaneutralität und Bodennutzung (Ertrag)  ist. Einerseits können die Grünlandflächen des Moores gemäht und beweidet werden, andererseits geraten genügend Pflanzenreste, besonders die Wurzelreste, in sauerstofffreie, wassergefüllte Böden und können so den Kohlenstoff dauerhaft speichern, also der Atmosphäre entziehen. Klar sein muss jedem Landwirt*in und Pferdehalter*in, dass die Erträge auf wiedervernässten Böden geringer sein können, das Kompromisse bzw. Einschränkungen beim Befahren und/oder Beweiden hingenommen werden müssen. Wiedervernässte Moorböden eignen sich prinzipiell nur als Dauergrünlandstandorte. Und genau die sind so wichtig für den Klimaschutz.

Pferdehalter*innen müssen sich eingehend mit der nachhaltigen Tierhaltung beschäftigen, damit die Akzeptanz der Bevölkerung mit ihrer Pferdehaltung nicht verloren geht. Ganz sicher ist aus meiner Sicht damit zu rechnen, dass in nicht zu ferner Zukunft die Intensität der Tierhaltung und damit auch der Pferdehaltung sowie der Intensität der Futtergewinnung sich nicht auf dem jetzigen Niveau halten lässt. Eine Wiedervernässung der Böden wird ein wesentlicher Meilenstein bei der Begrenzung des  Klimawandel sein, den Ertrag auf der Fläche aber eingrenzen, also reduzieren. Das bedeutet natürlich in letzter Konsequenz: weniger Tiere je Fläche werden satt werden. Auch in der Pferdehaltung, selbst wenn es in der Freizeit geschieht, ist Massentierhaltung nicht mehr bodenfreundlich und somit nicht mehr akzeptabel. 

  • Moorschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe im Klimaschutz
  • Torfzehrungsmindende Bewirtschaftung und ein ausgeklügeltes Wassermanagement verhindert reduziert das Freisetzen von klimaschädigenden Gasen
  • Intensive Bewirtschaftung und hoher Tierbesatz verträgt sich nicht mit erfolgreichem Moorschutz

Weil das so ist, veröffentliche ich hier einmal die Stellungnahme des Deutschen Naturschutzringes sowie die Zusammenfassung des Bodenstrategiepapieres, denn eines ist sicher: Dieses Papier wird heftig diskutiert werden, unter Landwirten, professionellen Pferdehaltern und Hobbypferdehaltern sowie Naturschutzverbänden. Damit Ihr mitreden könnt und vielleicht zum Vorbild bei der Umsetzung der europäischen Bodenstrategie werdet, erhaltet Ihr die Akzeptanz in der Bevölkerung. Schwindet sie, dann …, aber das sagte ich ja schon.

Die Böden in Europa müssen besser geschützt werden, 70% sind geschädigt

DNR | EU-Kommission veröffentlicht Europäische Bodenstrategie

DNR: „Neue Bundesregierung muss sich für Bodenschutz stark machen“

Der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) begrüßt die heute veröffentlichte Bodenstrategie der EU-Kommission für 2030 und fordert die künftige Bundesregierung zum Handeln auf. „Der überwiegend schlechte Zustand unserer Böden ist alarmierend, die Zeit ist daher reif für einen besseren Bodenschutz. Ob Ernährung, Wasserrückhalt, Kohlenstoffspeicherung oder Artenvielfalt – die Situation der Böden wirkt sich unmittelbar auf unser Wohlergehen und unsere Zukunft aus. Nur gesunde Böden können einen wichtigen Beitrag für die Erreichung der Klimaschutzziele, für die Klimaanpassung und den Stopp des Biodiversitätsverlustes leisten“, sagte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne.

Nach Überzeugung des DNR werden mit der heute vorgelegten Europäischen Bodenstrategie für 2030 wichtige Maßnahmen für einen ambitionierteren Bodenschutz in Europa vorgeschlagen. Zentral ist hierbei die Erarbeitung eines längst überfälligen europäischen Rechtsrahmens in Form eines „Soil Health Laws“. „Wir fordern die zukünftige Bundesregierung auf, die Europäische Bodenstrategie für 2030 zu unterstützen und ihre Möglichkeiten zu nutzen, um den Bodenschutz zeitnah auch in Deutschland voranzubringen“, so Schöne weiter. Von besonderer Relevanz sind dabei die Ausgestaltung der zukünftigen Förderpolitik für die Land- und Forstwirtschaft sowie wirksame Maßnahmen zur Begrenzung der Flächenneuinanspruchnahme.

Die europäische Bodenstrategie für 2030 soll eine einheitliche Erfassung und Bewertung von Böden in Europa voranbringen und einen Rahmen für gemeinsame Ziele zum Schutz, zur nachhaltigen Nutzung und zur Wiederherstellung von Böden für die Mitgliedsstaaten setzen. Derzeit sind nach Schätzungen 60-70 Prozent der europäischen Böden in keinem gesunden Zustand. Die jährlichen Kosten für die Gesellschaft durch Schädigung von Böden in Europa belaufen sich nach Angaben der EU-Kommission mittlerweile auf mehrere Milliarden Euro.“

Pressemitteilung des Deutschen Naturschutzring am 17.11.21

Eine sehr gute Zusammenfassung ihrer Beschlüsse stellt die Europäische Kommission zur Verfügung. Hieraus die wichtigsten Auszüge:

„Die dünne Schicht unter unseren Füßen ist unsere Lebensgrundlage. Sie bringt 95 % unserer Lebensmittel hervor. Der Boden ist ein lebendes Ökosystem, das für das Leben auf der Erde und für unsere Zukunft von grundlegender Bedeutung ist. Es ist höchste Zeit, ihn so zu schützen, wie er es verdient.“ 

Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal

 „Unsere Ambition, alle Böden bis 2050 gesund zu machen, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, den Klimawandel zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass unsere Wälder gesund sind, unser Wasser sauber ist und unsere Böden fruchtbar und resilient sind. Wir ergreifen entschiedene Maßnahmen, um diese unwiederbringliche natürliche Ressource zu schützen und zu erhalten, weil wir es uns nicht leisten können, sie zu verlieren.“ 

Virginijus Sinkevičius, Kommissar für Umwelt, Meere und Fische

 Die neue EU- Bodenstrategie sieht einen Rahmen und konkrete Maßnahmen für Schutz, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung von Böden vor in Zusammenwirkung mit anderen Strategien des europäischen Grünen Deals. Sie legt eine Vision und Ziele für gesunde Böden bis 2050 mit konkreten Maßnahmen bis 2030 fest und kündigt ein neues Bodengesundheitsgesetz bis 2023 an um gleiche Wettbewerbsbedingungen und ein hohes Maß an Umwelt- und Gesundheitsschutz zu gewährleisten, das das anstehende Gesetz zur Wiederherstellung der Natur ergänzt.

Die Vision für 2050: Alle Bodenökosysteme in der EU sind gesund und resilienter und können daher weiterhin ihre lebenswichtigen Funktionen erfüllen. Es werden keine weiteren Flächen verbraucht und die Belastung des Bodens mit Schadstoffen ist so gering, dass sie für die menschliche Gesundheit und Ökosysteme keine Gefahr mehr darstellt. Der Schutz von Böden, ihre nachhaltige Bewirtschaftung und die Wiederherstellung geschädigter Böden sind die Norm. 

Nur 30% der Böden in der EU gelten als gesund,  70% der Böden sind geschädigt, durch Bodenerosionen, Verlust der Organischen Masse (Humus), Versalzung, Versiegelung, nicht nachhaltige Nutzung, Übernutzung, Verschmutzung, Verlust an biologischer Vielfalt.

Unter Verwendung aus „EU-Bodenstrategie für 2030: 
gesunde Böden für die Menschen und den Planeten“ (Factsheet on soll strategy) , Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxembourg 2021 
Wüstenbildung muss verhindert werden

Deshalb ist der Bodenschutz so wichtig:

Der Boden ist ein wichtiges Ökosystem, in dem mehr als 25 % aller Organismen der Erde leben. Der Boden ermöglicht Leben, indem er Lebensmittel, Biomasse und Fasern liefert und Wasser-, CO2– und Nährstoffkreisläufe reguliert. Wir müssen ihn genauso schützen wie Luft und Wasser

Gesunde Böden sind ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel, denn sie sind der größte terrestrische CO2-Speicher der Erde. Indem sie Wasser aufnehmen und speichern, verringern sie die Gefahr von Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren 

Bodendegradation führt zu einem Verlust an Ökosystemdienstleistungen, deren Gegenwert auf rund 38 Mrd. Euro pro Jahr in der EU geschätzt wird. Allein die Erosion kostet europäische Landwirte jedes Jahr 1,25 Mrd. Euro. 

Zentrale Maßnahmen in der Bodenstrategie:

Nachhaltige Bodenbewirtschaftung zur neuen Norm machen: 

– Eine Regelung für Landbesitzer vorschlagen, ihre Böden kostenlos testen zu lassen 

– Im Wege der Gemeinsamen Agrarpolitik eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung fördern und bewährte Praktiken austauschen 

Die Kreislaufwirtschaft ankurbeln: 

– Bodenaushubströme untersuchen und in Erwägung ziehen, einen „Bodenpass“ vorzuschlagen 

– Eine „Flächenverbrauchshierarchie“ einführen, um die Wiederverwendung von Flächen und einen geringeren Verbrauch neuer Flächen zu fördern, sodass der Netto-Null-Flächenverbrauch bis 2050 erreicht wird 

Geschädigte Böden wiederherstellen und kontaminierte Flächen sanieren 

Wüstenbildung aktiv vorbeugen 

Bodenforschung, -daten und -überwachung ausbauen 

Zur Eindämmung des und Anpassung an den Klimawandel in Erwägung ziehen, rechtsverbindliche Ziele vorschlagen, damit die Entwässerung von Feuchtgebieten und organischen Böden unterbunden und bewirtschaftete und entwässerte Torfflächen wiederhergestellt werden 

Das erforderliche gesellschaftliche Engagement und die notwendigen Gelder mobilisieren 

Unter Verwendung aus „EU-Bodenstrategie für 2030: 
gesunde Böden für die Menschen und den Planeten“ (Factsheet on soll strategy) , Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxembourg 2021 
Auch Pferdehalter*innen müssen nachhaltige Bodenbearbeitung praktizieren. Eine Begrenzung der Tierzahl ist auch in der Pferdehaltung nicht zu vermeiden.

Das Originalkonzept der Europäischen Union ist auch für Laien gut lesbar:

Weitere Infos:

Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen:

EU- Bodenstrategie für 2030

Die Vorteile gesunder Böden für Menschen, Lebensmittel, Natur und Klima nutzen

Der Kohlenstoffzyklus

Der Zusammenhang zwischen dem Grünlandmanagement in der Pferdehaltung und der klimaschädigenden Kohlenstoffdioxidanreicherung in der Atmosphäre

Bereits vor 150 Jahren konnte John Tyndall nachweisen, dass es Gase gibt, die die Wärmestrahlung der Sonne aus dem Weltraum zwar rein- in die Erdatmosphäre aber nicht rauslassen. Analog zu einem Gewächshaus nannte er diese Gase wegen ihrer aufheizenden Eigenschaft damals schon Greenhouse Gases (Treibhausgase). Mehr Infos findet Ihr hier. Die wichtigsten Treibhausgase in der Erdatmosphäre sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O).

Übrigens: Kohlenstoffdioxid (CO2) wird auch Kohlendioxid (CO2) genannt und auch bekannt unter dem Namen Ausatem- oder auch Verbrennungsgas

Eine Weidehaltung von Pferden ist nur nachhaltig und und in Zeiten des Klimawandels zu verantworten, wenn das Grünlandmanagement die Atmosphäre nicht mit zusätzlichem Kohlenstoffdioxidgas (CO2) anreichert. Anders ausgedrückt: Das Grünlandmanagement muss so organisiert werden, dass die CO2– Bilanz neutral ist. Nur dann wird die Akzeptanz der Bevölkerung mit der Pferdehaltung erhalten bleiben.

Prognose: Im Zeichen des Klimawandels wird die Gesellschaft in nicht ferner Zukunft nur noch eine Pferdehaltung akzeptieren, wenn sie eine neutrale CO2– Bilanz aufweist.

Um ein klimaneutrales Grünlandmanagement garantieren zu können, bedarf es Fachkenntnis und deshalb müssen alle Pferdehalter*innen sich mit dem Kohlenstoffdioxidzyklus (Kohlenstoffkreislauf) auseinandersetzen, ihn verinnerlichen und dann in der Lage sein, den Kreislauf so zu steuern, dass die Kohlenstoffdioxid- Bilanz ausgeglichen bleibt. Nur dann kann, wenn es um Fragen des Klimaschutzes geht, eine nachhaltige Pferdehaltung betrieben werden, die nachfolgenden Klimawandel-Generationen ähnliche Chancen ermöglichen, wie wir sie im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert hatten. Auch das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil zum Klimaschutzbericht am 24. März 2021 festgestellt, dass das Grundgesetz „unter bestimmten Voraussetzungen zur Sicherung grundrechtsgeschützter Freiheit über die Zeit und zur verhältnismäßigen Verteilung von Freiheitschancen über die Generationen“ verpflichtet. Intertemporale Freiheitssicherung ist das Schlagwort und bedeutet nichts anderes als Freiheitssicherung in der Zukunft. Die Grundrechte des Grundgesetzes schützen im Wege einer intertemporalen Freiheitssicherung auch vor Regelungen, die einen Verbrauch von Ressourcen zulassen, ohne dabei hinreichend Rücksicht auf die nächsten Generationen zu nehmen. Einfach ausgedrückt: Die Lasten des Klimawandels dürfen nicht in die Zukunft und damit auf die künftigen Generationen abgeschoben werden.

„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen.“ Und nach dem Urteil des Verfassungsgerichtes vom 24. März 2021 müsste der Paragraf eigentlich erweitert werden: „Der Staat hat in seinem Handeln das Prinzip der Nachhaltigkeit zu beachten und die Interessen künftiger Generationen zu schützen“.

Quelle: Grundgesetz § 20a

Heute geborene Menschen werden wegen des Klimawandels, wenn wir alle so weitermachen wie bisher, doppelt so viele Waldbrände, dreimal so viele Missernten wegen Überflutungen oder Dürren und sieben mal so viele Hitzewellen erleiden müssen, als wir 1950 und 1960 geborenen Erwachsenen das zu befürchten hatten. Der Klimawandel ist also das große Problem unserer Kinder. „Menschen, die heute jünger als 40 Jahre sind, würden „ein bisher nie dagewesenes Leben“ führen, was Dürren, Hitzewellen, Überschwemmungen und Ernteausfälle angehe„, sagt Hauptautor Wim Thiery von der Freien Universität Brüssel.

(Quelle: Thiery, et al, in: Science, 26.09.21)

Übrigens: Lebewesen atmen Sauerstoff ein, gewinnen daraus zusammen mit Zucker Energie und scheiden Kohlendioxid (CO2) aus. Bei Pflanzen ist es genau andersherum, sie „atmen“ Kohlendioxid ein, produzieren daraus Energie mit Hilfe von Licht und Wasser Energie und „atmen“ Sauerstoff aus. Mehr dazu findet Ihr hier.

Um den Kohlenstoffzyklus zu beschreiben, bietet sich der Start mit der CO2– Aufnahme der Pflanze an:

Mit ihren Blattöffnungen (Spaltöffnungen) nehmen Pflanzen das gasförmige Kohlenstoffdioxid (CO2) auf und wandeln es zusammen mit Wasser und Licht in Energie um. Diese biochemische Reaktion ist die Photosynthese. Mit der aus der aus

  • CO2,
  • Licht der Sonne sowie
  • Wasser aus dem Boden

zusammengesetzten, neu entstandenen Energie kann die Pflanze neue Wurzeln, Blätter, Blüten und Früchte, also Organische Masse produzieren. Das CO2 kommt aus der Atmosphäre, folglich nimmt der CO2– Gehalt in der Atmosphäre ab und die Organische Masse auf und in der Erde wird größer. Aus dem gasförmigen Kohlenstoffdioxid (CO2) ist gebundener Kohlenstoff in Form von Organischer Masse geworden:

gasförmiges CO2in Organischer Masse gebundener Kohlenstoff
↓Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre nimmt ab↑Organische Masse (lebende und abgestorbene Wurzeln, Blätter, Blüten, Früchte, usw.) nimmt zu
Lebende Pflanzen reduzieren durch ihren Verbrauch den Kohlenstoffdioxidgehalt in der Atmosphäre und wandeln das Treibhausgas in Organische Masse (gebundenes Kohlenstoffdioxid) um.

Dauergrünland hat eine größere Pflanzendichte als unser heimischer Wald, deshalb speichert es noch mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre, als es Wald kann. Dauergrünland und Wald haben die ganz wichtige Funktion der Festlegung des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) und beide sind zusammen mit den Mooren in Zeiten des Klimawandels besonders wertvoll.

Dauergrünland, Moore und Wald sind in der Lage der Atmosphäre das klimaschädigende Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) zu entziehen und in der Organischen Masse über- und unterirdisch zu binden.

Da ca. 80% – 90% der Wurzeln (= Organische Masse) jährlich durch die Pflanze erneuert werden, befinden sich große Massen abgestorbener Wurzeln im Boden. Grünlandböden zeichnen sich durch ihre hohe Organische Masse aus. Dies nutzt das gesamte Bodenleben, bestehend aus Bakterien, Viren, Pilzen, Würmern, Käfern, Algen, usw. aus.

Wenn Ihr mehr über das Bodenleben wissen wollt, dann hier: https://pferdegruenland.de/?p=675

Das Bodenleben ernährt sich von der Organischen Masse im Boden. Die Vielzahl der Bodenlebewesen wandeln die Organische Masse in Mineralische Masse um.

Da Lebewesen das Bodenleben bilden, atmen sie Sauerstoff (O2) ein und Kohlenstoffdioxid (CO2) aus. Folglich wird ein Teil des in der Organischen Masse gebundenen Kohlenstoffs wieder durch das Bodenleben an die Atmosphäre abgegeben. Seit dem Ende der letzten Eiszeit ist die CO2– Bilanz dieses Kohlenstoffkreislaufes des Dauergrünlandes neutral, es reichert sich kein zusätzliches CO2 mit seiner Treibhauseigenschaft in der Atmosphäre an. Da sich der Kohlenstoffdioxidgehalt in der Atmosphäre durch Dauergrünland, Wälder und Moore nicht erhöhte, blieb das Klima nach der letzten Eiszeit für ca. 10.000 Jahre ausgebrochen stabil.

Jetzt kommt das ABER: Mit Beginn der Industrialisierung und der enormen Zunahme der Energiegewinnung aus fossilen Quellen, wie Kohle, Öl, Gas und dem dramatischem Anstieg der Kohlenstoffdioxid- Emissionen in die Atmosphäre, einhergehend mit dem großflächigen Abbau von Grünland-, Waldflächen und Mooren sowie Brandrodungen, ist der Kohlenstoffdioxid- Kreislauf nicht mehr neutral, sondern in den letzten 150 Jahren stark positiv. Die ständigen Kohlenstoffdioxid- Emissionen aus der stark steigenden Industrie, dem enorm zunehmenden Verkehr und der immer intensiver betriebenen Landwirtschaft reichern sich in der Atmosphäre an und verstärken den Treibhauseffekt ständig stärker. Bereits jetzt hat das globale Klima auf der Erde um 1°C bis 1,5° C zugenommen. In Zentraleuropa wurden bereits Steigerungen von 2°C – 2,5°C registriert.

Welche Auswirkungen diese scheinbar geringen Steigerungen auf die menschliche Kultur haben wird, kann hier nachgelesen werden.

Mit welchen Strategien können Pferdehalter*innen ihr Dauergrünland führen, damit wenigsten diese Flächen CO2– neutral bleiben, bzw. werden?

Ein nachhaltiges Grünlandmanagement erfordert von jedem Pferdehalter eine gut durchdachte und dann verbindliche To-do- Liste, um den Kohlenstoffdioxid- Zyklus neutral zu halten. Ähnliches Vorgehen muss es zur Stallhaltung und alle weitere Komplexe der Pferdehaltung geben. So entsteht für jeden Pferdehalter ein individuelles Qualitätshandbuch der CO2– neutralen Pferdehaltung. Ein Qualitätszirkel mit den Stationen Plan – Do – Check sichert die ständige Anpassung des Nachhaltigkeitskonzeptes durch sich ändernde Bedingungen. Ein Qualitätshandbuch ist ein ständig anzupassendes Regelwerk, es gilt für alle Akteure, auch Amateure und Kunden. Nur so wir es ein Regelwerk einer nachhaltigen Pferdehaltung.

Ein Qualitätshandbuch konkretisiert vage Ziele und macht das Erreichen der Ziele wahrscheinlicher. Einfach ausgedrückt: Verbindlichkeit statt Sprüche.

Folgende Unterpunkte könnte das Qualitätshandbuch mit der „Teilüberschrift CO2– neutrales Grünlandmanagement“ oder auch „Decarbonisierung der Pferdehaltung“ bekommen:

Basics: Derzeitiges, wildes Wetter ein Klima – Gamechanger* oder lediglich Laune der Natur?

*Gamechanger sind Ereignisse, die die bisherige Betrachtung und Beurteilung komplett verändern

In einer einzigen Gewitterwolke können ohne weiteres 1 Mio Liter Wasser enthalten sein, das sich dann innerhalb kurzer Zeit auf eine kleine Fläche entlädt: Starkregen

Sind die Wetterkapriolen der letzten Jahre deutliche Hinweise auf einen anthropogenen, also durch Menschen verursachten Klimawandel oder lediglich launische Variationen des Wettergeschehens? 

Die Wetterereignisse der letzten Jahre, also die Dürreperioden und Starkregenereignisse, sind nach Ansicht aller seriösen Wissenschaftler ein echter Gamechanger, sie sind nicht mehr als normale Wetterschwankungen zu betrachten, denn sie belegen den von Menschen verursachten Klimawandel und warnen eindrücklich vor den Folgen einer globalen Erwärmung. Somit sind die Wetterereignisse der letzten Jahre anders als in der Vergangenheit zu beurteilen und fordern von uns ein komplett verändertes Verhalten.

Der menschenverursachte Klimawandel mit seiner nicht mehr wegzudiskutierenden, deutlichen Erderwärmung macht das Wetter immer „wilder“, immer unberechenbarer und unbeherrschbarer. Der Anteil des Klimawandels als Verursacher der extremen Wetterereignissen wird immer größer. Zu dieser Erkenntnis gelangt die neu geschaffene Atributionswissenschaft (Zuordnungswissenschaft). Eine der führenden Wissenschaftler*in dieser Fachrichtung, Frau Professor Frederike Otto vom Environmental Change Institute Oxford, belegt zweifelsfrei die Zuordnung des menschenverursachten Klimawandels und den extremen Wetterereignisse. Um es deutlich zu sagen, Regengüsse und Trockenperioden hat es schon immer gegeben, nur nicht in diesen katastrophalen Ausmaßen. Und genau das beweist die Zuordnungswissenschaft. Und sie prognostiziert noch stärkere Auswirkungen auf unsere Zivilisation, wenn uns nicht ein rascher Paradigmenwechsel gelingt.

„Nach Auswertung des Jahrhunderthochwassers im Juli 2021 konnte festgestellt werden, dass sich die maximale Niederschlagsmenge durch den von Menschen verursachten Klimawandel zwischen 3 und 19 Prozent erhöht hat. Durch den Klimawandel erhöhte sich auch die Eintrittswahrscheinlichkeit um einen Faktor zwischen 1,2 und 9.“ (Quelle DWD)

Das Klima unseres Planeten ist im Prinzip von den folgenden drei Faktoren abhängig:

  • Sonnenstrahlung (langwellige Wärmestrahlung)
  • Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre (Gase, die das Sonnenlicht eindringen lassen, deren Rückreflexion aber verhindern („festhalten“)
  • Eisflächen auf der Erde (Sonnenlichtreflexion zurück ins Weltall)

Klimawandel ist ein alter Hut, den hat es schon immer gegeben

Präkambrium (650 Mio Jahre): 

So z.B. im Präkambrium, also vor etwa 650 Mio Jahren. Damals herrschte eine globale Durchschnittstemperatur von -50°C. Die Erde befand sich unter einer geschlossenen Eisdecke, eine Hülle mit Treibhausgasen mit einem atmosphärischen Treibhauseffekt gab es damals nicht. Die von der Sonne auftreffende Wärmestrahlung wurde komplett zurück in das Weltall reflektiert. Trotz Sonnenbestrahlung blieb es bitterkalt und lebensfeindlich. 

Wahrscheinlich führten Vulkanausbrüche mit ihren Aschewolken und dem Kohlenstoffdioxid (CO2) – Ausstoß zu einem natürlichen Treibhauseffekt. Wasserdampf, Staub und Kohlenstoffdioxid (CO2) sorgten für einen natürlichen atmosphärischen Treibhauseffekt mit der Folge, dass ein Teil der langwelligen Wärmestrahlung der Sonne nicht in das Weltall reflektiert wurde, sondern die Erde ganz langsam erwärmte. Die globale Erwärmung ließ die globale Durchschnittstemperatur steigen. Die Erde befand sich in einer Warmzeit. 

Kreidezeit (10 Mio Jahre)

Nach ungefähr 500 Mio Jahren langsamer Erwärmung, in der Kreidezeit (Dinozeit), vor etwa 100 Mio Jahren,  hatte sich die Erde soweit aufgeheizt, dass selbst am Nordpol Durchschnittstemperaturen von +20°C herrschten, die Polkappe war komplett eisfrei. Im heutigen Europa war es heiß, feucht und die Luft kohlendioxidhaltig. Kurz gesagt die Luft war aus heutiger Sicht zu feucht, zu heiß und verbraucht. Durch die nicht mehr vorhandenen Reflexionsflächen des Eises und die immer stärker wirksame werdende Treibhausgashülle wäre die Erde immer wärmer und lebensfeindlicher geworden, wenn nicht durch einen massiven Asteroideinschlag es zu einer globalen Staubwolke gekommen wäre. Die war so dicht, dass nur noch wenig wärmendes Sonnenlicht die Erde erreichen konnte und die Erde deshalb merklich abkühlte. Dieses Ereignis hat wahrscheinlich zum kompletten Aussterben der Dinosaurier geführt. 

Die grüne Sahara

Nach dem Aussterben der Saurier hat es einen regelmäßig stattfindenden natürlichen Klimawandel gegeben. Diese Wechsel von Kalt- und Warmzeiten lassen sich nahezu komplett durch kosmische Ereignisse erklären. Die nicht geometrisch exakte Erdumlaufbahn, die nicht konstante Lage der Erdachse und auch die veränderte Sonneneinstrahlung führen zu kälteren und wärmeren Erdperioden. Ein Beispiel bietet die Sahara. Vor ca. 9.000 Jahren war sie eine seereiche Savanne. Die veränderte Erdachse verstärkte langwelligen Wärmestrahlung der Sonne in dieser Region, die Sahara entwickelte sich zu einer Wüste. 

Alles das könnte dafür sprechen, dass der derzeitige Klimawandel lediglich eine natürliche Laune der Natur ist, genau so wie in der Vergangenheit auch. Ist aber ein Irrglaube, denn nach der Analyse der kosmischen Situation der Erde und der Sonne deutet alles auf eine beginnende Kaltzeit hin. Es hätte also in der letzten Zeit eher kälter und nicht wärmer werden dürfen. Deshalb können keine kosmischen Gründe für den derzeitigen Klimawandel zu einer Warmzeit angeführt werden. Der heutige Klimawandel ist deshalb keinesfalls natürlich, sondern von Menschen verursacht. 

Holozän

Mit dem Ende der letzten Eiszeit und den großen Mammutherden begann eine 10.000jährige stabile Klimaperiode, die erst mit dem Beginn der Industrialisierung vor 150 Jahren endete

Mit dem Holozän, also nach der letzten Eiszeit in Europa, beginnt ein ungewöhnlich gleichbleibendes Erdklima für eine Periode von ca. 10.000 Jahren. Dieses konstante Erdklima endet erst mit Beginn der Industrialisierung vor ca. 150 Jahren. Es gab also 10.000 Jahre nach der letzten Eiszeit in Europa ein nahezu stabiles Klima und jetzt, in den letzten 150 Jahren, ein durch Menschen verursachtes, völlig neuen Klimazustand mit einem ungewöhnlich raschen Klimawandel zu einer Warmzeit. Welche Folge das für unsere Zivilisation hat, begreifen wir ansatzweise erst jetzt. Der Mensch hat den 10.000 Jahre dauernden, stabilen Klimazustand beendet und sich einen selbst zu verantworteten Klimawandel geschaffen. Globale, sichtbare Ereignisse sind Regen und Eisschmelze am Nordpol und die fortschreitende Amazonassavanne anstelle des früheren Amazonasregenwaldes.

Nur wenige Grad entscheiden über Wüste oder Eiszeit

Um globale Durchschnittstemperaturen besser einschätzen zu können, sollte man*frau wissen, dass zur Hauptzeit der letzten Eiszeit, etwa vor 20.000 Jahren, die globale Durchschnittstemperatur nur 4°C – 6°C niedriger als vor 100 Jahre lag und wir derzeit von einem Anstieg von 1°C bis 1,5°C weltweit sprechen. In Zentraleuropa wurden in den Jahren 2010 – 2020 z.T. Temperaturerhöhungen von 2°C – 2,5°C gegenüber dem langjährigen Durchschnitt von den nationalen Wetterdiensten registriert.

Im Gleichklang mit den Temperaturen stieg auch mit dem Beginn der Industrialisierung der Gehalt an Treibhausgasen (auch Klimagase genannt, hauptsächlich Kohlenstoffdioxid CO2, Wasserdampf (H2O), Methan (CH4), Lachgas (N2O),  in der Atmosphäre deutlich an. So z.B. der Kohlenstoffdioxidgehalt (CO2) in der Stratosphäre von vorindustriell 280 ppm auf heute 415 ppm. Ein ähnlicher Anstieg ist beim Klimagas Methan zu beobachten. 

Treibhausgaswesentliche QuellenvorindustriellheuteVeränderung
Kohlenstoff-dioxidgehalt (CO2)Verbrennung,
Zersetzung Organische
Masse,…
278 ppm410 ppmx 1,5
Methan
(CH4)
Sümpfe,
Verbrennung,
Gasförderung,
Reisanbau,
Tierhaltung, …
722 ppb1870 ppbx 2,6
Lachgas
(N2O)
Verbrennung, Stickstoffdüngung, Moortrockenlegung, … 270 ppb 330 ppb x 1,2 
ppm=Parts per Million
ppb=Parts per Billion
Quelle: DWD und WMO, Greenhouse Gas Bulletin

Treibhausgase (Klimagase) 

Die Abhängigkeit des Klimas und des globalen Klimas von der Gaskonzentration in der Luft ist nicht neu. Bereits vor 150 Jahren forschte John Tyndall (1820 – 1893) über die Wirkung verschiedener Gase auf das Verhalten der unsichtbaren Strahlung („Chaleur Obskure“). Schon damals fand Tyndall heraus, dass es Gase gibt, wie das Kohlenstoffdioxid oder Methan, die die Stahlen der Sonne zwar passieren lassen, aber im Gegensatz zu den kurzwelligen Lichtstrahlen die langwellige Wärmestrahlen nicht wieder zurück durch das Gas lassen. Diese sich so verhaltende Gase nannte er Greenhouse Gas (Treibhausgas), weil die langwellige Wärmestrahlung der Sonne wie bei einem Gewächshaus zwar das Glas durchdringen kann, aber die Rückkehr durch Reflexion aus dem Glashaus verhindert. Die Folge: Das Gewächshaus „fängt“ die langwelligen Wärmestrahlen, sie stauen sich im Gewächshaus und deshalb heizt es sich stärker als seine Umgebung auf. Tyndall erkannte also die thermoabsorbierende Wirkung von Gasen, wie Kohlenstoffdioxid, Wasserdampf, Lachgas, usw.. Und schon damals schloss der Naturwissenschaftler Tyndall aus seinen Forschungen auf die Mitbeteiligen von sog. Treibhausgasen auf das globale Klima und erklärte damit auch das Entstehen von Kalt- und Warmzeiten der Erde.    

Die als Treibhausgase identifizierten Stoffe (hauptsächlich Kohlenstoffdioxid (CO2), Wasserdampf (H2O), Methan (CH4) und Lachgas (N2O).) lassen sowohl die kurzwelligen Lichtstrahlen als auch die langwelligen Wärmestrahlen passieren. Die Treibhausgase verhindern aber die Rückkehr der reflektierten Wärmestrahlung. Die staut sich unter der Gashülle wie unter einer Daunendecke. So funktioniert es auch in der Erdatmosphäre: Die Treibhausgase (Klimagase) lassen die Sonnenstrahlen mit ihrer kurzwelligen Licht- und langwelligen Wärmestrahlung bis zur Erde passieren, verhindern aber, das die von der Erde reflektierten Wärmestrahlen zurück in das Weltall gelangen können. Die Luft zwischen der Erde und der Atmosphäre heizt sich immer stärker auf. Es gibt also einen direkten Zusammenhang zwischen der Menge des CO2-Ausstoßes in die Atmosphäre und dem Abschmelzen der Polkappen. Das Aufheizen der Erde ist dynamisch und vollzieht sich langsam aber sicher immer rascher, denn es besteht eine Wechselwirkung zwischen dem Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre und der geringer werdenden Reflexion durch das Absterben der vereisten Polkappen. 

Die Treibhausgase lassen die Lichtstrahlen (gelb) der Sonne ohne Probleme in beide Richtungen passieren. Dahingegen bilden die Treibhausgase in der Atmosphäre (hellblau) für die Wärmestrahlen der Sonne (rot) eine Einbahnstraße. Hinein zur Erde ist möglich, Rückkehr (Reflexion) zum Weltraum nicht möglich. Die treibhausgashaltige Atmosphäre wirkt wie eine Daunendecke, unter der es ständig wärmer wird. Wie in einem Treibhaus. Deshalb heißt diese Wärmeentwicklung auch atmosphärischer Treibhauseffekt. Der sorgt bei uns für steigende Temperaturen. Weltweit ist der Temperaturanstieg zwischen 1°C und 1,5°C.

Klimageschichte unseres Planeten

Wenn wir so weitermachen wie bisher mit unserem CO2– Ausstoß, dann ist die Arktis in 20 Jahren komplett eisfrei. Das ist keine Vermutung oder lediglich Panikmache, sondern durch die intensive Forschungen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven, wissen wir, dass je Tonne CO2 – Ausstoß irgendwo auf der Erde in die Atmosphäre 3 m2 Eis schmelzen. Der Rest ist nicht Hexerei, nur noch eine Rechenaufgabe. 

Was habe ich damit zu tun?

Was verursacht denn 1 Tonne CO2? Beispielsweise 6.000 km mit einem PKW mit Verbrennungsmotor oder der Hin- und Rückflug nach Mallorca hinterlässt ca. 1 Tonne Kohlenstoffdioxid (CO2).

Übrigens: Jeder von uns hier in Deutschland sorgt durchschnittlich mit seinem von ihm verursachten CO2– Ausstoß für das Abschmelzen von 35m2 Eis in der Arktis.

Das wilde, unberechenbare Wetter

Wolken, die bis in die Stratosphäre (35km) reichen können, haben ein besonders großes Energiepotential, das  sich als Gewitter und Starkregen entlädt. Sie sind gefürchtet wegen ihres Starkregenpotentials. Durch die durch den Klimawandel erhöhte Erdtemperatur nehmen die Wolken, wegen ihres deutlich verbesserten Wasseraufnahmevermögens, größere Wassermassen auf und steigen deutlich höher als früher. Das Gewitterpotential nimmt drastisch zu.  Eine normale, eher kleine Gewitterwolke enthält schon ca. 0,5 -1 Mio Liter Wasser. Kommt es dann auch noch zu Standwetterlagen, können diese Wassermassen den halben bis ganzen Jahresniederschlag auf einmal innerhalb kurzer Zeit auf kleinräumige Flächen auschütten . Da sich aber die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge nicht verändert hat, fehlen die an einer Stelle massenhaft abgeregneten Wassermassen an anderen Stellen. Durch die durch den Temperaturanstieg erhöhte Verdunstung befindet sich deutlich mehr Wasser in den Wolken, doch das regnet durchschnittlich an nur 6 Starkregen- Tagen im Jahr wieder ab. Deshalb kann trotz Starkregen Dürre herrschen. Dürre und Überschwemmungen sind also kein Widerspruch. Die Zeiten des segensreichen Landregens sind vielfach Geschichte. Das Wetter ist wie der Film: Ganz oder gar nicht.

Maximaler Wasserdampfgehalt der Luft (gerundet)

max. Wasserdampfgehalt der Luft
(100% relativ. Luftfeuchte) in g/m3
Temperatur
°C
2-10
3-5
50
75
1010
1315
1720
2325
3030
4035
5040
Zahlen gerundet

Die Erhöhung der Lufttemperatur um nur 1°C verursacht eine gesteigerte Wasserdampfaufnahmekapazität von 7% in der Wolke.

Durch die höheren Temperaturen nimmt die Luft vermehrt Feuchtigkeit auf, die sich dann nicht selten mit Starkregen entlädt

Durch die Erwärmung der Arktis nimmt die Temperaturdifferenz zwischen Arktis und Tropen ab. Diese Temperaturdifferenz ist auch die Energiequelle des die nördliche Erdhalbkugel in Wellenlinien umströmenden Jetstreams. Nimmt die Temperaturdifferenz zwischen polaren und tropischen Regionen ab, verringert sich gleichzeitig die Kraftquelle des Jetstreams. Der Jetstream wird kraftloser und die Amplitude größer. Der Jetstream bummelt in großen Bögen um unsere Nordhalbkugel. Hitze aus der Sahara oder Kälte aus dem Nordpolargebiet können Zentraleuropa durch die vergrößerte Amplitude des Jetstream problemlos erreichen, treffen bei uns aufeinander und bleiben immer öfter ortsstabil, weil sich nicht nur die Amplitude sondern auch die Geschwindigkeit des Jetstream deutlich verlangsamt hat. Das Zusammentreffen der sehr warmen und der sehr kalten Luft über Zentraleuropa ist folgenreich. Die heiße Saharaluft kann über dem Meer erheblich mehr Wasserdampf aufnehmen und trifft über uns mit der kalten Polarluft zusammen. Die warme, feuchte Luft steigt auf und erreicht Höhen von bis zu 35 km. Dort kühlt die vormals heiße Luft ab und verliert einen Großteil der vorherigen Wasseraufnahmekapazität. Große Wassermassen entladen sich aus den Wolken. Die dabei freiwerden, großen Energiemengen führen zu Gewittern und Hagel, denn der Regen ist in den großen Höhen der Atmosphäre natürlich eisförmig. Schon in 10 km Höhe herrschen etwa -45°C. Typisch für den Klimawandel sind also Wettervorstöße vom kalten Norden und heißem Süden mit bisher nicht bekannten Klimaextremen in unserer Region. Und da das Wetter durch den erlahmenden Jetstream nicht mehr so rasch wechselt, wie bisher, sind die Auswirkungen (Dürre oder Überflutungen) wesentlich gravierender. Unser Wetter wird extremer, das ist sicher! Mit dem „wilden Wetter“ müssen wir uns arrangieren. Damit es nicht noch schlimmer kommt, müssen wir alle konsequent die weitere Anreicherung mit Klimagasen in der Atmosphäre vermeiden. Adaption und Mitigation sind das Gebot der Stunde.

„Aktuelle Klimamodelle zeigen einen langsamen Anstieg der Anzahl von extremen Niederschlägen in einer zukünftig wärmeren Welt. Der aktuelle Fall (Julihochwasser 2021 Westdeutschland, Belgien, Niederlande, Anm. Autor) zeigt, dass unsere Gesellschaften nicht widerstandsfähig genug sind, um aktuellen Wetterextremen zu begegnen. Wir müssen Treibhausgasemissionen so schnell wie möglich einsparen, aber auch unsere Warnsysteme und unser Katastrophenmanagement verbessern, unsere Infrastruktur ‚klima-resilient‘ machen. Nur so können wir Verluste und Kosten minimieren und extremen Überflutungen besser begegnen.“

Professor Hayley Fowler, Professor für Klimafolgen, Newcastle University

Weitere Informationen

https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/wie-funktioniert-der-treibhauseffekt

https://pferdegruenland.de/?p=1041

https://pferdegruenland.de/?p=692

https://www.worldweatherattribution.org/analysis/rainfall/

Basics: Warum leben wir (bald) nicht mehr in einer gemäßigten Klimazone?

Warum kommt es bei uns vermehrt zu Dürre- und Starkregenereignissen?

Obwohl es anders aussieht, das Wetter entsteht nicht zufällig. Verantwortlich für das Wetter- und Klimageschehen sind globale Windzirkulationen, die klaren Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Direkt beeinflussen uns die Windzirkulationen der Nordhalbkugel. Welche Gesetzmäßigkeiten gibt es hier bei uns?

Polarwirbel und Jetstream steuern unser Wetter

Hellgrüne Linie: Jetstream, hellblaue Linie: Polarwirbel

Wettermotor auf der Nordhalbkugel ist der Polarwirbel. Seine Energie erhält er aus der Temperaturdifferenz zwischen dem kalten Nordpol und dem warmen Süden. Dieser sehr schnelle und kräftige Polarwirbel treibt wiederum den in 10 km Höhe und ca. 500 km/h schnellen Jetstream an. Der umkreist in Wellenlinien unsere Nordhalbkugel.

In einem Wellental des Jetstream bilden sich auf seiner Nordseite Tiefdruckgebiete aus. Entsprechend befinden sich im Wellenberg auf der Südseite Hochdruckgebiete. Der Jetstream transportiert also immer abwechselnd Hochdruck- und Tiefdruckgebiete über uns hinweg. Bisher war die Lage und Geschwindigkeit des Jetstreams so justiert, dass durchschnittlich 3 Tage Hochdruck und danach 3 Tage Tiefdruck unser Wetter dominierten. Gemäßigtes Klima eben. Sonne und Regen im harmonischen Verhältnis.

Diese Zeiten sind vorbei

Es ist kein Geheimnis, dass die Temperaturen im nordpolaren Bereich drastisch steigen. Der hohe Norden wird an manchen Tagen mediterran. In Grönland kann der Salat im Freiland wachsen, die Permafrostböden tauen auf und die ersten Flaschen Wein werden auf Island abgefüllt. Die Eisberge am Nordpol schmelzen schneller als prognostiziert. Was hat das mit dem Wetter zu tun? Eigentlich ganz einfach: Der Polarwirbel wird langsamer, weil die deutlich geringere Temperaturdifferenz zwischen Polkappe und dem Süden zu einer geringerer Energielieferung an den Polarwirbel führt. Dem Polarwirbel droht die Energie auszugehen. Als Folge wird der durch den Polarwirbel angetriebene Jetstream ebenfalls träger. Die Amplituden werden höher, gleichzeitig breiter und bewegen sich auch noch deutlich langsamer. Und genau das hat Auswirkungen auf unser Wetter und Klima.

Polarwirbel und Jetstream geht die Puste aus

Hellgrüne Linie: Jetstream, hellblaue Linie: Polarwirbel

Der Wechsel von Hochdruck- und Tiefdruckgebieten vollzieht sich nicht mehr in Tagen, sondern im Wochenrhythmus. Wochenlang tiefdruckbedingtes Regenwetter oder wochenlang hochdruckbedingte Saharahitze. Der Jetstream verliert seinen früheren Schwung, nicht ohne Grund hören wir von den Meteorologen immer öfter den Begriff „Standwetter“. In manch Wetterbericht wird vermerkt, dass eigentlich die Wettervorhersage vom Band kommen könne, da immer gleich.

Mal Saharahitze, mal Polarkälte

Die größere Amplitude des heutigen Jetstream sorgt dafür, dass Tiefdruckgebiete bis an den Äquator und Hochdruckgebiete bis in die polaren Bereiche gelangen können. Wenn sich dann aber polare Kaltluft und äquatoriale Warmluft treffen, kommt es durch die massiven Temperaturdifferenzen zu kräftigen Energieentladungen (Gewitter) mit bei uns bisher nicht für möglich gehaltenen Regenmengen in kurzer Zeit. Warum das? Ganz einfach: Warme Luft kann mehr Wasser speichern als kalte Luft.

Das Meer entlädt sich über uns

Ein derzeit häufig zu beobachtendes Beispiel: äquatoriale, 30°C warme Luft nimmt über dem Mittelmeer und oder dem Atlantik bis zu 30 g Wasserdampf je m3 auf. Prallt diese feuchtwarme, wassergesättigte Luft auf polare Kaltluft von z.B. 10°C, steigt sie in die Höhe, kühlt ab und dann muss sie ca. 20 g Wasser je m3 Luft abregnen, denn diese erkaltete Luft kann nur noch 9,5 g Wasser je m3 Luft halten.

Bereits ein Temperaturanstieg von nur 1°C ermöglicht eine 7% gesteigerte Wasserdampfaufnahme. Die vergrößerte Amplitude des die Nordhalbkugel umschlingenden, immer träger werdenden Jetstreams sorgt für teilweise monsunartige Regenereignisse in unserer ehemals gemäßigten Klimazone , die wir bisher nur aus dem Fernsehen in weit entfernten Ländern kannten.