Earth Overshoot Day:

Ab heute leben wir auf Pump!

Heute, am 01.08.2024, ist der sog. globale Erdüberlasungstag, international auch als Earth Overshoot Day bezeichnet. Mit diesem Tag wird jährlich derjenige bezeichnet, an dem weltweit die natürlichen Ressourcen der Erde verbraucht sind. Ab heute verhält sich die Menschheit so, als ob wir mehrere Erden zur Verfügung haben.

Dabei geht es auf unserem Planeten nicht gerecht zu. Generell muss festgestellt werden, dass die Reichen weitaus rasanter, skrupelloser die Ressourcen unseres Planeten ausplündern, als die armen Länder auf der Welt. Wie so oft, die Armen trifft es am härtesten.

Weil das so ist, ist der individuelle Earth Overshoot Day in den einzelnen Ländern der Welt ausgesprochen differenziert zu betrachen. Während wir in Deutschland unseren Erdüberlastungstag in diesem Jahr bereits am 02.05.2024 hatten, ist beispielsweise die Lebens- und Wirtschaftsweise in Indonesien immerhin so nachhaltig, dass der indonesische Earth Overshoot Day in diesem Jahr erst am 24. November ist. Die Reichen drängeln sich bei der Ausbeutung der Ressourcen unseres gemeinsamen Planeten hemmungslos vor und wir in der sog. Ersten Welt sind es, die den tiefsten Fussabdruck auf unserem gemeinsamen Planeten hinterlassen.

In den wohlhabenden Ländern glauben viele Menschen, dass wir die Ressourcen von drei oder vier Kontinenten ausbeuten könnten. So jedenfalls verhalten wir uns, auch in Deutschland.

Hier einige ausgewählte Länder- Erdüberlasungstage:

LänderLänder Earth Overshoot DaySo, wie wir heute leben, bräuchten wir nicht nur eine Erde, sondern 
Qatar11.02.24… 12 Erden.
Luxembourg20.02.24… 9 Erden.
Arab Emirates04.03.24… 6 Erden.
USA14.03.24… 4,8 Erden.
Canada15.03.24… 4,8 Erden.
Belgien23.03.24… 4,2 Erden.
Niederlande01.04.24… 4 Erden.
Russland05.04.24… 3,8 Erden.
Australien05.04.24… 3,8 Erden.
Norwegen12.04.24… 3,5 Erden.
Schweden21.04.24… 3,2 Erden.
Deutschland02.05.24… 3 Erden.
Italien19.05.24… 2,6 Erden.
China01.06.24… 2,4 Erden.
Globale Welt01.08.24… 1,7 Erden.
Kolumbien05.10.24… 1.4 Erden.
Cuba14.10.24… 1,3 Erden.
Ghana10.11.24… 1,2 Erden.
Indonesien24.11.24… 1,1 Erden.
Marocco22.12.24… 1,1 Erden.
Guinea27.12.24… 1 Erde.
Kyrgysistan30.12.24… 1 Erde.
Quelle und komplette Liste

Und so ist die zeitliche Veränderung des globalen Erdüberlasungstages in den letzten 50 Jahren:

19702000201020202024
Ende Dezember01.11.21.08.22.08.01.08.

Um unseren Fußabdruck auf unserem Planeten zu verringern, ist in allen Bereichen und auf allen Ebenen eine deutliche Investition in Nachhaltigkeit nötig. Da haben wir unsere Hausarbeiten noch nicht gemacht.

Mehr Infos und Quellen findet Ihr hier

und

wertvoll auch die sehr guten Infos der Welthungerhilfe

Basics:

Die Daten des Earth Overshoot Day werden vom Global Footprint Network veröffentlicht. Die Basis der Berechnung des National Footprint and Biocapacity Accounts (NFBA) beruht auf offiziellen UN-Datensätzen

Nachhaltige Pferdehaltung:

Pferde tiergerecht halten und gleichzeitig Energie sparen und das Klima schützen

Das natürliche Spektrum des Sonnenlichtes hat einen starken Einfluss auf das Tierverhalten sowie auf den gesamten Stoffwechsel, wodurch Widerstandskraft, Leistungsfähigkeit und Fruchtbarkeit positiv beeinflusst werden. Deshalb sollen sich Pferde täglich im natürlichen Licht aufhalten können (Auslauf, Außenklappen etc.). Derzeitig eingesetzte, handelsübliche Lichtquellen können das natürliche Spektrum des Sonnenlichts nicht ersetzen

Hell, heller am hellsten. In der Steppe ist das Licht besonders intensiv. An diese Bedingungen sind auch unsere Pferde heute noch angepasst. Besonders im Winter ist es in den trockenen Steppengebieten besonders hell, denn im Winter gibt es kaum Wolken und Niederschlag. 

Längst nicht alle Pferde haben die Chance, sich täglich im natürlichen Tageslicht aufzuhalten. Dafür gibt es viele gute und weniger gute Gründe. Statt im Tageslicht stehen unsere Pferde in dunklen Pferdeboxen. Das muss nicht sein, denn dank der fortschreitenden Entwicklung von LED- Leuchtmitteln ist es jedem Pferdehalter möglich und finanziell zumutbar, seinem Pferd Tageslicht zu spendieren. Gleichzeitig trägt die Umrüstung auf energiereduzierte Beleuchtung zur Reduktion klimaschädigender Gase bei. Eine WIN-WIN- Situation: Tiergerechte und klimaschonende Pferdehaltung bei deutlicher Kostenreduktion..

Die Tageslichtlänge verändert sich entsprechend der Jahreszeit. Diese Veränderungen müssen von den Pferdehaltern berücksichtigt werden, denn Pferde erkennen die Jahreszeit nicht an der Temperatur, sondern an der Tageslichtlänge. 

Dunkle Pferdeställe sind tagsüber für die an Helligkeit adaptierten Steppentiere keinesfalls geeignet.

Welche Leuchtmittel eignen sich?

  • Vollspektrum*- LED- Leuchtmittel. Sie erzeugen sonnenähnliches Licht (5.000 – 6.000 Kelvin Lichttemperatur).
  • Eine UV- Strahlung ist nicht notwendig und nicht ratsam: Sonnenbrand! Hautkrebsgefahr! Augenschäden! für Mensch und Tier.
  • Vollspektrum- LED- Leuchten (Röhren) mit 30 – 40 Watt kosten ab ca. 20 €, die Haltbarkeit ist mit 50.000 h relativ hoch.
  • LED- Leuchtmittel werden weit weniger heiß und sind im Pferdestall sicherer als vergleichbare Glühlampen.
  • LED- Leuchtmittel haben relativ wenig Insektenanflug, verglichen mit Glühlampen
  • LED- Leuchtmittel gibt es auch wassergeschützt (IP 66).
  • LED Vollspektrum- Leuchtmittel sind auch als Röhren nach DIN im Handel und können in bereits vorhandene, handelsübliche Rasterleuchten eingesetzt werden.
  • Jedes Pferd benötigt über dem Pferd ein LED- Vollspektrum- Leuchtmittel mit der Leistung von mindestens 30, besser 40 Watt (2700 Lumen – 3600 Lumen)
  • * Vollspektrum nicht mit Tageslicht verwechseln, nur Vollspektrumleuchtmittel generieren alle Spektralfarben des Sonnenlichtes!

Watt, Lumen, Lux

Schock Deinen Elektroinstallateur und benutze die richtigen Fachbegriffe. Eine Lampe strahlt Licht ab. Je mehr Leistung ein Leuchtmittel hat, desto mehr Licht kann es abgeben. Die Leistung wird in Watt (W) gemessen. Die vom Leuchtmittel abgestrahlte Lichtmenge wird in Lumen (Lm) angegeben. Je nach Umgebung, Reflexion und Objektabstand fällt eine veränderte Lichtmenge auf das gewünschte Objekt. Die auf das Objekt, hier unser Pferd, auftreffende Lichtmenge wird in Lux (Lx je m2) gemessen.

Die alte Glühlampe erzeugte etwa 12-14 Lumen je 1 Watt, heutige LED- Leuchtmittel sind wesentlich effizienter und erzeugen 80 – 100 Lumen je Watt.

So können stolze Steppentiere gebrochen werden

Wie hell sind Pferdeställe?

Übliche Pferdeställe werden im Pferdebereich mit 70 – 100 Lux beleuchtet. Alle für den Stallbereich bekannten Vorschriften, Normen und Ratschläge beziehen sich immer auf den Menschen und dessen Arbeitssicherheit. Die Unfallverhütungsvorschriften fordern eine Beleuchtung von 200 Lux. Nur der Vergleich zeigt, wie dunkel diese Pferdeställe für die Pferde sind: Klassenräume 500 Lx, bedeckter Himmel 5.000 Lx, Sonnenlicht 10.000 Lx – 100.000 Lx. Digitale Lux- Messgeräte (Luxmeter) gibt es bereits für 20 – 40 Euro. !Achtung: Den meist milchfarbenen Sensor unbedingt zum Licht und nicht zum Pferd ausrichten! Zur ersten, überschlägigen Messung eignen sich auch Luxmeter als App des Mobiles.

Ein Luxmeter dient zur sicheren Bestimmung der Lichtmenge. Richtig angewandt wird das Gerät immer in direkter Nähe zum Pferd mit der Sensorrichtung zum Licht. Dann wird exakt diejenige Menge Licht gemessen, die beim Pferd ankommt. 

Wie hell sollen, besser müssen Pferdeställe sein?

Sonnenlicht- Vollspektrum- Leuchtmittel wirken nur positiv, wenn ein Pferd mit dem gesamten Spektrum des Sonnenlichtes mit mindestens 1.000 Lux entsprechend der Jahreszeit (s.o.) belichtet wird. Das ist möglich mit einem LED- Leuchtmitteln über dem Pferd mit einer Leistung von 30 – 40 Watt, die dann rund 3.000 Lumen abstrahlen. Ganz wichtig: Das Pferd muss ganzflächig vom Licht erfasst werden. Pferdedecken verhindern das, auch der Blick des Pferdes aus einem Fenster reicht für die positiven Auswirkungen des Lichtes meist nicht aus.

Was bewirkt Vollspektrum- Sonnenlicht?

Pferde, ebenso wie viele andere Tiere und Pflanzen und auch wir Menschen, werden nicht unwesentlich durch das Umgebungslicht sowie der Tageslichtmenge gesteuert. So wird beispielsweise die Jahreszeit bei Tieren und Pflanzen nicht anhand der Temperatur erkannt, sondern durch die sich verändernde Tageslichtlänge. Deshalb ist es wichtig, dass die Belichtung sich dem Lauf der Jahreszeit anpasst. Wird im Winter anstelle der z.B. 8 h mit 16 h belichtet, denken die Pferde, dass es Sommer ist. Der Fellwechsel setzt ein, der Körper stellt sich auf Fruchtbarkeit um, usw.. Es ist z.B. durch Prof. Aurich beschrieben, dass eine längere Belichtung als die Jahreszeit bereithält, zu früheren Abfohlterminen führt. Deshalb muss sich eine tiergerechte Belichtung im Stall an den Jahreslauf halten. Fohlen haben im Januar nichts zu suchen!

Die sich monatlich ändernde Tageslänge kann bequem mit einer Zeitschaltuhr bewerkstelligt werden. Die oben eingefügte Tabelle hilft beim Konfigurieren.

Vollspektrum- Sonnenlicht beeinflusst das Pferd durch jahreszeitangepasste Hormonproduktion. Je länger das Sonnen- Vollspektrum- Licht „scheint“, desto höher der Serotoninspiegel, ebenso beeinflusst die Länge der Dunkelheit die Höhe des Melatoninspiegels des Pferdes. Kurz gesagt: Serotonin ist ein Aktivitätshormon und Melatonin ein Passivhormon. Beide Hormone in abgewogener und jahreszeitlich angepasster Dosierung sind wichtig und sorgen für die notwendige Resiliez für ein Tier, das Sommer wie Winter sich erfolgreich an das Steppenklima angepasst hat.

Wirkung der „Licht“- Hormone

Licht produziert im Körper …… das Hormon……und bewirkt …
…Serotonin……Blutdrucksteigerung
…verbesserte Blutgerinnung
…verbesserte Darmperistaltik
…verringertes Schlafbedürfnis
…erhöhte Temperatur
…höheres Schmerzempfinden
…mehr Appetit
…verstärktes Sexualverhalten
…dämpft Angst und Aggressivität
…steigert Aktivität und Leistungsfähigkeit
…“Sommerbetrieb“
Dunkelheit produziert im Körper……Melatonin……und bewirkt …
…Müdigkeit
…erholsamen Schlaf, wenn tagsüber der Serotoninspiegel hoch war und nachts der Melatoninspiegel niedrig ist.
…steuert Tag-Nacht- Rhythmus
…Trägkeit
…reduzierte Leistungsfähigkeit
…“Winterbetrieb“

Zum Nachschlagen

Mit dem Elektroinstallateur auf Augenhöhe

*Lumen (lm); Watt (W)
Glühlampe
12 – 14 Lumen/1 Watt*
25 W= 300 lm
40 W= 480 lm
60 W= 720 lm
100 W= 1400 lm
200 W= 2800 lm
LED – Leuchtmittel
80 – 100 Lumen/1 Watt*
2 W=180 lm
5,5 W=480 lm
7 W= 630 lm
9 W= 810 lm
13 W= 1170 lm
18 W= 1620 lm
30 W= 2700 lm
40 W= 3600 lm
50 W= 4500 lm

Glühlampe
entspricht der Lichtwirkung folgendem

LED- Leuchtmittel
15 W2-3 W
40 W6-8 W
60 W9-12 W
75 W13-14 W
100 W15-17 W
200 W30-34 W

Exotische Salze: teuer, unnötig und dann auch noch klimaschädigend

Nachhaltige Pferdehaltung muss nicht teuer sein, kann im Einzelfall sogar zur Gewinnsteigerung beitragen!

Immer wieder versucht der Handel Pferdehalter zu überzeugen, dass exotische Salze in der Mineralfütterung für Pferde besonders wertvoll sind. Angeboten werden rosa Himalaya- Salze, River Salt aus Australien oder Sonnensalz aus Peru. Die Farben der Salze gehen von Rosa, Schwarz, Braun bis Weiß. Je ausgefallener die Farbe, desto gesunder das Salz, meint manch Pferdehalter. Es darf dem eigenen Pferd an nichts fehlen, schließlich bietet die Sternegastronomie die exotischen Salze ja auch an.

Dabei ist wissenschaftlich längst bewiesen, dass die exotischen Salze keinerlei Inhaltsstoffe haben, die besonders gesund sind. Wie denn auch, denn die bunten Salze gleichen unseren heimischen Steinsalzen.

Die interessanten Farben kommen lediglich durch Vorhandensein von z.B. Eisen, Kalium oder Magnesium beim Austrocknen von früheren Meeren.

Alleine die Bezeichnung „Himalaya-Salz“ ist schon eine Täuschung der Verkäufer, denn die hier in Europa angebotenen Steinsalze kommen fast immer aus Pakistan und nicht aus dem Himalaya. Aber Himalaya- Salz klingt gesünder und lässt sich wesentlich gewinnbringender vermarkten als Pakistan- Salz.

Die Verfütterung exotischer Salze hat nur für den Händler Vorteile. Für Pferdehalter und ihre Tiere lassen sich keinerlei Vorteile auflisten, dafür aber erhebliche Nachteile: Sie sind nicht nur exorbitant teurer, sondern zeichnen sich durch eine katastrophale Transportbilanz aus. Die langen Transportwege aus Asien, Südamerika oder Australien und sind für einen erheblichen, aber vermeidbaren CO2– Ausstoss verantwortlich und damit unbestritten klimaschädlich.

Exotische Salze zu verfüttern ist nicht nur überflüssig und teuer, sondern klimaschädlich. Nachhaltige Pferdehaltung kann und muss deshalb auf exotische Salze verzichten.

Was meint dazu die Verbraucherzentrale Hamburg:

Viele Kunden haben Vertrauen in Produkte, denen etwas Exotisches anhaftet, weil sie beispielsweise aus Asien kommen. Das wird durch Namen wie ‚Himalaya‘ noch verstärkt. Viele zahlen dafür viel zu viel Geld. Die Gesundheitsversprechen werden in den seltensten Fällen erfüllt.
Leider gibt es immer noch zu viele, die so Geschäfte machen. Die Gewinnspannen sind enorm.

Silke Schwartau, Verbraucherzentrale Hamburg

Kommentar zum Jahresbeginn: Nur Pferde pflegen reicht nicht!

Die trockenen und heißen Jahre ab 2018 zeigen, dass bereits jetzt mit gravierenden, negativen Effekten durch den Klimawandel auch bei uns in Deutschland gerechnet werden muss. Die hintereinander gereihten Dürrejahre sollten jedem Pferdehalter*in verdeutlichen, wie wichtig es ist, Strategien zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels entwickelt zu haben, zu verwirklichen und zusätzlich möglichst rasch auf klimaneutrales Wirtschaften umzustellen.

So darf Grünland nicht aussehen!

Keine Zeit zum Abwarten

Nach Prognosen aller seriösen Klimawissenschaftler*innen werden wir zukünftig anstelle eines gemäßigten, humiden Klimas in Deutschland, das derzeit noch klassische italienische Klima bekommen. Unser gewohntes, gemäßigte (humide) Klima verlässt uns und rückt in den hohen Norden. Bei den Italienern rückt dafür das Sahara- Klima nach. Dabei sollten sich Pferdehalter nicht viel Zeit lassen, sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen, denn im Gegensatz zum globalen Temperaturanstieg von 1,2°C, ist der Anstieg in Deutschland deutlich dynamischer und liegt bereits bei 1,6°C bis 1,8°C. Letzterer Anstieg übrigens wurde in Niedersachsen ermittelt. Also, keine Zeit zum Abwarten: Bereits jetzt, etwa ab dem Jahr 2000, haben wir im Sommer vielerorts ein arides Steppenklima. Arid bedeutet: Die Verdunstung ist höher als die Niederschläge. Der Klimawandel ist längst in Deutschland angekommen, das ganzjährig gemäßigte Wetter hat sich schon verändert in eine Sommerdürre mit Steppenklima und milde Winter mit zunehmend hohen Niederschlägen.

Der Doppelschlag muss gelingen

Deshalb muss jetzt ein Doppelschlag in der Pferdehaltung gelingen. Das Ziel muss es sein, die Futterproduktion in Zeiten des Klimawandels zu sichern und gleichzeitig durch nachhaltiges Handeln zum Klimaschutz beizutragen. Wenn diese Kernaufgaben nicht gelingen, steht die Pferdehaltung in Deutschland zur Disposition. 

Die Haltung von Pferden ist (noch) gesellschaftlich akzeptiert, immer mehr Menschen zog es in den letzten 50 Jahren in den Bann der Pferde. So besitzen 2020 bereits 1 Million Menschen in Deutschland persönlich mindestens ein Pferd. Einzige Gefahr, die gesellschaftliche Akzeptanz verlieren zu können, war bisher das Kriterium „tiergerechte Haltung“. Diese Beurteilung wird sich mit den immer massiver auftretenden Folgen des Klimawandels verändern, denn die gesellschaftliche Akzeptanz zur Pferdehaltung wird neben dem bisher schon vorhandenen Beurteilungskriterium „tiergerechten Haltung“ immer mehr auch vom Kriterium „Nachhaltigkeit“ und „Klimaneutralität“ abhängen. Gelingt der Wandel in der Pferdehaltung zu Tiergerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht, wird die Pferdehaltung mitsamt dem Pferdesport diese so wichtige gesellschaftliche Akzeptanz verlieren und sich zu einer Randerscheinung bei uns in Deutschland entwickeln.

Ohne Wandel in der Pferdehaltung zu Tiergerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird die gesellschaftliche Akzeptanz verloren gehen.

Wie anspruchsvoll eine tiergerechte, nachhaltige und klimaneutrale Pferdehaltung ist und welche tiefgreifende Veränderungen es bedarf, wird exemplarisch an nur einem Detail deutlich:

Um Großpferde mit ausreichend Saft- und Raufutter versorgen zu können, wurde bis zur Jahrtausendwende, je nach Witterung und Bodenqualität, nach guter fachlicher Praxis eine erforderliche Dauergrünlandfläche von 0,5 – 1 Hektar (5.000m2 – 10.000m2) angesehen. Dieser hohe, vierfach auch bei Pferdehaltern*innen unterschätzte Flächenbedarf ist notwendig, weil tiergerecht gefütterte Pferde mindestens 2 kg Heu bzw. 8 kg Gras je 100 kg Lebendmasse an jeden Tag benötigen. Das entspricht etwa dem Bedarf von 100 m2 Grünland mit einer Graslänge von ca. 20 cm an jedem Tag. Unter dem Einfluss des Klimawandels mit seinen Ertragseinbußen muss in den nächsten Jahren mit einem Dauergrünlandbedarf von mindestens 1 – 1,5 Hektar/Großpferd kalkuliert werden.

Unter dem Einfluss des Klimawandels mit seinen Ertragseinbußen muss in den nächsten Jahren mit einem Dauergrünlandbedarf von mindestens 1 – 1,5 Hektar/Großpferd kalkuliert werden.

Um den Grünlandbedarf für die tiergerechte Pferdehaltung der schätzungsweise 1,25 bis 1,5 Millionen in Deutschland gehaltenen Pferde zur Verfügung zu stellen, müssten alle im Jahr 2020 existierenden Dauergrünlandflächen in Norddeutschland (Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern) ausnahmslos für die in Deutschland gehaltenen Pferde genutzt werden. Selbst die Dauergrünlandflächen der norddeutschen Bundesländer werden bald nicht mehr ausreichen, da Jahr für Jahr immer mehr Dauergrünlandflächen umgebrochen und als Ackerland umgenutzt werden. In ganz Deutschland wird schützenswertes, wertvolles Dauergrünland für Straßenbau, Industriebau und Wohnbebauung aufgegeben.

In den letzten 40 Jahren ist 40% des Dauergrünlandes verloren gegangen und gleichzeitig der Pferdebestand um 400% gestiegen.

Eine Zahl macht die Entwicklung von Tierzahl und Grünlandfläche deutlich: Seit 1979 ist der Pferdebestand um 400% gestiegen und gleichzeitig 40% des Dauergrünlandes aufgegeben worden. Stehen die notwendigen Dauergrünlandflächen nicht zur Verfügung und der Pferdebesatz ist höher als 1 Tier je Hektar, kommt es zu einer Entkopplung von Tier und Fläche, also zu einer Übernutzung. Neben der tiergerechten Haltung der Pferde ist das Dauergrünland aus einem weiteren Grund besonders schützenswert:

Deutschlands Pferde benötigen die Fläche der gesamten norddeutschen Bundesländer für sich alleine um satt zu werden.

Obwohl Pferdeleute bei Befragungen immer wieder angeben, dass sie sich mit ihrem Pferd und der Natur verbunden fühlen, ist Überweidung sowie vernachlässigte oder fehlerhafte Grünlandpflege alltägliche Praxis in der Pferdehaltung: Bodenverdichtung mit wechselfeuchten Bedingungen (matschig/steinhart), Narbenlücken, Ausbreitung unerwünschter, teils giftiger Pflanzen, Artensterben von Flora und Fauna, mangelndes Pflanzenwachstum, geringere Wurzelbildung, deutlich reduziertes Bodenleben, geringere CO2– Fixierung, geringere Wasserhaltekapazität, geringere Durchleitung der Niederschläge in tiefere Bodenschichten und in das Grundwasser, deutlich reduzierte Grünlanderträge, Freisetzen von klimaschädigenden Gasen z.B. durch Umbruch, usw.

Verdichtete Böden sind nach Niederschlägen schlammig und bei Sonnenwetter steinhart

Vernachlässigtes Pferdegrünland ist leider Alltag in der Pferdehaltung

Es passiert also genau dasselbe, wie bei der von den meisten Pferdehaltern kritisierten Massentierhaltung, die Tiere werden auf der zur Verfügung stehenden Fläche nicht satt. Die Folge ist eine deutliche Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung mit den typischen, negativen Auswirkungen auf die Diversität von Pflanzen und Tieren, Boden- und Grundwasserhaushalt, Bodenleben und Klimaneutralität.

Massentierhaltung in der Pferdehaltung?

Da selbst die intensivierte Grünlandwirtschaft nicht ausreicht, die mehr als 1 Million Pferde in Deutschland tiergerecht mit ausreichend Saft- und Raufutter zu ernähren, wird auf vermehrten Kraftfuttereinsatz zurückgegriffen und werden zunehmend Futtermittel aus nicht so wohlhabenden und/oder weitentfernten Ländern importiert. Alleine durch den aufwendigen Transport wird die Atmosphäre durch vermeidbares, klimaschädliches Gas belastet.

Wir haben die Verpflichtung, mit Roh- und Grundstoffen liefernden Ländern fair umzugehen, damit sie eine resiliente Wirtschaftsweise erreichen und sich so von einer dauerhafter Abhängigkeit befreien können.

Neben der Klimaschädigung werden den Anbauländern Roh- und Grundstoffe entzogen und sie an einer eigenständigen Nutzung und Wertschöpfung gehindert. Anders ausgedrückt: Wir beuten Drittländer für unseren Luxus aus, verhindern deren eigene Entwicklung zu einer resilienten Wirtschaftsweise und belasten zusätzlich durch unser luxuriöses Verhalten das globale Klima, also auch deren Klima. Das erinnert ein wenig an Kolonialismus, von dem wir glaubten, den überwunden zu haben. 

Nachhaltigkeit ist gleichzeitiges sozialverantwortliches, umweltschonendes und ökonomisches Handeln

Nur eine einzige Facette der Betrachtung macht die Komplexität einer tiergerechten, nachhaltigen und klimaneutralen Pferdehaltung sichtbar.

Weitere Facetten in der Pferdehaltung sind die Bodenverdichtung durch immer schwerere Traktoren und Anbaugeräte, zu tiefe Schnitte, mangelnde Narbendichte, Narbenschäden durch Beweidung zu nasser Weiden, nicht angepasste Nährstoffversorgung, mangelnde Weidehygiene, uvm. Nicht ohne Grund sprechen Fachleute nicht ohne Grund von Grünlandmanagement.

Narbenschäden durch Befahren zu nasser Böden und zu schwerer Fahrzeuge

Deutlich wird, dass Nachhaltigkeit, also sozialverantwortliches, umweltgerechtes und somit klimaneutrales und ökonomisches Handeln, der einzig erfolgversprechende Weg für Pferdhalter*innen sein kann. Alle Pferdehalter*innen müssen sich der Verantwortung bewusst sein, dass ihre Pferde auf Grünland stehen, dass besonders wertvoll und deshalb schützenswert ist. 

Pferdehalter*innen haben die Verantwortung nicht nur für ihre Tiere, sondern auch für ihr wertvolles und schützenswertes Dauergrünland übernommen.

Die Begrenzung des Klimawandels gelingt Pferdehaltern*innen nur, wenn sie die Anzahl ihrer Pferde an die vorhandene Grünlandflächen koppeln und gleichzeitig einen umfassenden Dauergrünlandschutz betreiben. Dann, nur dann, ist Pferdehaltung nachhaltig: tiergerecht, klimaneutral, sozial und ökologisch verantwortbar.

Diese Beiträge helfen Dir weiter:

Quellen:

Die verwendetenZahlen stammen vom Statistischen Bundesamt.

  • Deutschland besitzt 180.000 km2 landwirtschaftliche Fläche (gerundet), davon sind 28,5% Dauergrünland.
  • Die landwirtschaftliche Fläche der Bundesländer: BW 16.000 km2, Bay 32.000 km2, Bra 14.000 km2, Hes 9.000 km2, Mek 14.000 km2, Nid 27.000 km2, NRW 15.000 km2, RPf 8.000 km2, (Zahlen gerundet)
  • Die Dauergrünlandfläche wird für die Überschlagsrechnung mit dem Faktor 0,3 x landwirtschaftliche Fläche (gerundet) ermittelt.
  • Die Bundesländer Saar, HH, HB wurden nicht ermittelt.
  • 1 Mio besitzen persönlich mindestens 1 Pferd, die reale Pferdeanzahl wird offiziell auf 1,25 bis 1,5 Mio Pferde in D geschätzt

Basics: Europäische Bodenstrategie 2030

Der Boden hat einen immer bedeutenderen Stellenwert bei der Bindung der klimaschädigenden Treibhausgase

Nur gesunde Böden können ausreichend Kohlenstoffdioxid speichern

Mit dem Thema Bodenschutz müssen sich alle Pferdehalter*innen noch stärker auseinandersetzen. Warum ist das so?

Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Wälder als natürliche CO2Speicher wirken, denn sie binden Kohlenstoff durch die Fotosynthese und reduzieren das Treibhausgas so aus der Atmosphäre. Weniger Treibhausgas in der Atmosphäre bedeutet, dass mehr Wärmestrahlung wieder zurück in das Weltall gelangen kann, die Erde erwärmt sich nicht mehr so stark, der Klimawandel schwächt sich ab.

Merke: Wasser (H2O) + Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre + (Sonnen) Licht -> Zucker + Sauerstoff zum Aufbau/ Wachstum von Pflanzen (= organische Masse)

Damit sind Wälder, aber auch Wiesen wesentliche Bausteine zum Erreichen der weltweit aufgestellten Klimaziele, denn Pflanzen, die der Atmosphäre CO2 entziehen, entfernen die klimaschädlichen Treibhausgase aus der Atmosphäre. Nur so kann die aufhaltsame Klimaerwärmung, die weltweit bereits jetzt auf +1,5 Grad zu steigen droht, zwar nicht mehr verhindert, aber doch bei +1,5 Grad begrenzen lassen. Gelingt es nicht, die Kohlendioxidanreicherung der Atmosphäre zu begrenzen, werden wir mittel- und langfristig deutliche Erhöhungen der globalen Durchschnittstemperaturen von 3,o bis 3,5° zu ertragen haben. Die Folgen wären uns derzeit nicht vorstellbare Veränderungen unserer Lebensgrundlage.

Der Klimawandel ist also das große Problem unserer Kinder. „Menschen, die heute jünger als 40 Jahre sind, würden „ein bisher nie dagewesenes Leben“ führen, was Dürren, Hitzewellen, Überschwemmungen und Ernteausfälle angehe“, sagt WimThiery von der Freien Universität Brüssel.

Eine klimaschonende Methode ist nach Ansicht der Wissenschaft die Wiederaufforstung großer Flächen mit Bäumen, die dann als natürliche CO2– Speicher der Atmosphäre das als Treibhaus wirkenden Kohlenstoffdioxid entziehen können. 

Noch wirksamer als die Wiederaufforstung kann allerdings nach neuerer Einschätzung ein gesunder, lebender Boden  als CO2– Speicher fungieren. Voraussetzung ist allerdings, dass der Boden besser als bisher geschützt wird. Nur dann erfüllt er seine Aufgabe als ein riesiger terrestrischer CO2 Speicher optimal. Weil es den Böden in Europa nicht gut geht, will die EU- Kommission deren Degradation verhindern, damit sie eine stärkere Rolle zum Erreichen der Klimaneutralität 2035 einnehmen können. Das Konzept ist in der „Bodenstrategie 2030“ niedergelegt.

Das Wasser in der Landschaft halten, Moorböden wiederverwässern

Entwässerte Moore sind gewaltige Treibhausgas-Quellen

Zentraler Bestandteil ist neben der Bodenerhaltung und -schonung auch die Wiedervernässung der Moorböden, denn Wissenschaftler wissen mittlerweile, dass natürliche Moore 6 mal mehr CO2 binden können als der Wald. Erste Untersuchungen in Deutschland, z.B. im Emsland, in Ostfriesland sowie dem niedersächsischen Teufelsmoor sowie der Moormarschen entlang der großen Urstromtäler Elbe, Weser, Aller, Ems, Havel, usw., dass eine dauerhafte Anhebung des Wasserstandes 30 cm unter Bodenniveau wirksam die Oxidation der in ca. 20.000 – 10.000 Jahren entstandenen ca. 15 m mächtigen organischen Niedermoorschicht verhindern kann.

Derzeit entstehen durch die Trockenlegung der Moore in Deutschland 7% – 11% der klimaschädigenden CO2– Emissionen. Warum ist das so?

Wachsende Pflanzen benötigen CO2. Wenn sie absterben entsteht Organische Masse in der CO2, also aus CO2 entstandene Kohlenstoffverbindungen, gespeichert ist und auch bleibt, wenn eine sauerstofffreie (anaerobe) Umgebung herrscht. Lagern also Pflanzenreste im Wasser, wie in einem Moor, dann herrschen anaerobe Bedingungen und das CO2, genauer der Kohlenstoff, aus der Atmosphäre bleibt gespeichert. Natürliche Moore sind deshalb bedeutende Treibhausgassenker. In den meisten Mooren in Deutschland ist also der Kohlenstoff von ca. 15.000 Jahren enthalten. Werden die Moore trockengelegt, um z.B. Ackerbau betreiben zu können, höhere Erträge zu generieren, bessere Weideflächen zu generieren oder mit schwereren, schlagkräftigeren Maschinen auf das Feld befahren zu können, dann folgt sauerstoffhaltige Luft dem weichenden Wasser. Der Sauerstoff lässt die organische Masse oxidieren, also chemisch gesehen verbrennen. Bei jeder Verbrennung entsteht auch das Verbrennungsabgas CO2. Die entwässerten Moorböden wirken als Treibhausgasquellen.Und genau das ist jetzt nicht mehr im Boden unter Wasser gespeichert, sondern gelangt gasförmig in die Atmosphäre zurück.

In diesem Zusammenhang will ich noch anmerken, dass das Kalken von Moorböden ebenfalls das Klima schädigt, weil natürliche Moore die Organische Masse nicht nur durch die anaeroben, also sauerstofffreien Bedingungen konserviert, sondern das in Mooren entstande saure Milieu ebenfalls die Konservierung und damit Fixierung des Kohlenstoffes erheblich unterstützt.

Es wird geschätzt, dass 30 – 40 Tonnen CO2, im Extrem bis 100 Tonnen, jährlich aus einem Hektar trockengelegtem Moor der entwässerungsbasierten Landwirtschaft wieder in die Atmosphäre entweichen und mitverantwortlich für den Klimawandel sind.

Wie wichtig wichtig die Wiedervernässung der Moore in ganz Deutschland ist, verdeutlich folgende Zahl: 45.000.000 Tonnen CO2 entweichen aus Deutschlands entwässerten Mooren jährlich in die Atmosphäre.

Merke: Sauerstoff (O2) + Zucker -> Energie +  Wasser + Kohlenstoffdioxid (CO2)

Merke: Eine Verbrennung ist chemisch gesehen einfach nur eine Oxidation. Deshalb stoppt eine Verbrennung immer unter Sauerstoffabschluss. Bei einer Verbrennung entsteht entsteht Kohlenstoffdioxid (CO2) als Abgas. Dieses Gas wirkt als Treibhausgas in er Atmosphäre.

Merke: Entwässerung -> Belüftung -> Oxidation = Verbrennung -> CO2 – Treibhausgas in der Atmosphäre -> Beschleunigung des Klimawandel.

Derzeit hat sich herausgestellt, dass der dauerhafte Wasserstand von -30 cm unter Bodenniveau der optimale Kompromiss zwischen Klimaneutralität und Bodennutzung (Ertrag)  ist. Einerseits können die Grünlandflächen des Moores gemäht und beweidet werden, andererseits geraten genügend Pflanzenreste, besonders die Wurzelreste, in sauerstofffreie, wassergefüllte Böden und können so den Kohlenstoff dauerhaft speichern, also der Atmosphäre entziehen. Klar sein muss jedem Landwirt*in und Pferdehalter*in, dass die Erträge auf wiedervernässten Böden geringer sein können, das Kompromisse bzw. Einschränkungen beim Befahren und/oder Beweiden hingenommen werden müssen. Wiedervernässte Moorböden eignen sich prinzipiell nur als Dauergrünlandstandorte. Und genau die sind so wichtig für den Klimaschutz.

Pferdehalter*innen müssen sich eingehend mit der nachhaltigen Tierhaltung beschäftigen, damit die Akzeptanz der Bevölkerung mit ihrer Pferdehaltung nicht verloren geht. Ganz sicher ist aus meiner Sicht damit zu rechnen, dass in nicht zu ferner Zukunft die Intensität der Tierhaltung und damit auch der Pferdehaltung sowie der Intensität der Futtergewinnung sich nicht auf dem jetzigen Niveau halten lässt. Eine Wiedervernässung der Böden wird ein wesentlicher Meilenstein bei der Begrenzung des  Klimawandel sein, den Ertrag auf der Fläche aber eingrenzen, also reduzieren. Das bedeutet natürlich in letzter Konsequenz: weniger Tiere je Fläche werden satt werden. Auch in der Pferdehaltung, selbst wenn es in der Freizeit geschieht, ist Massentierhaltung nicht mehr bodenfreundlich und somit nicht mehr akzeptabel. 

  • Moorschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe im Klimaschutz
  • Torfzehrungsmindende Bewirtschaftung und ein ausgeklügeltes Wassermanagement verhindert reduziert das Freisetzen von klimaschädigenden Gasen
  • Intensive Bewirtschaftung und hoher Tierbesatz verträgt sich nicht mit erfolgreichem Moorschutz

Weil das so ist, veröffentliche ich hier einmal die Stellungnahme des Deutschen Naturschutzringes sowie die Zusammenfassung des Bodenstrategiepapieres, denn eines ist sicher: Dieses Papier wird heftig diskutiert werden, unter Landwirten, professionellen Pferdehaltern und Hobbypferdehaltern sowie Naturschutzverbänden. Damit Ihr mitreden könnt und vielleicht zum Vorbild bei der Umsetzung der europäischen Bodenstrategie werdet, erhaltet Ihr die Akzeptanz in der Bevölkerung. Schwindet sie, dann …, aber das sagte ich ja schon.

Die Böden in Europa müssen besser geschützt werden, 70% sind geschädigt

DNR | EU-Kommission veröffentlicht Europäische Bodenstrategie

DNR: „Neue Bundesregierung muss sich für Bodenschutz stark machen“

Der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) begrüßt die heute veröffentlichte Bodenstrategie der EU-Kommission für 2030 und fordert die künftige Bundesregierung zum Handeln auf. „Der überwiegend schlechte Zustand unserer Böden ist alarmierend, die Zeit ist daher reif für einen besseren Bodenschutz. Ob Ernährung, Wasserrückhalt, Kohlenstoffspeicherung oder Artenvielfalt – die Situation der Böden wirkt sich unmittelbar auf unser Wohlergehen und unsere Zukunft aus. Nur gesunde Böden können einen wichtigen Beitrag für die Erreichung der Klimaschutzziele, für die Klimaanpassung und den Stopp des Biodiversitätsverlustes leisten“, sagte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne.

Nach Überzeugung des DNR werden mit der heute vorgelegten Europäischen Bodenstrategie für 2030 wichtige Maßnahmen für einen ambitionierteren Bodenschutz in Europa vorgeschlagen. Zentral ist hierbei die Erarbeitung eines längst überfälligen europäischen Rechtsrahmens in Form eines „Soil Health Laws“. „Wir fordern die zukünftige Bundesregierung auf, die Europäische Bodenstrategie für 2030 zu unterstützen und ihre Möglichkeiten zu nutzen, um den Bodenschutz zeitnah auch in Deutschland voranzubringen“, so Schöne weiter. Von besonderer Relevanz sind dabei die Ausgestaltung der zukünftigen Förderpolitik für die Land- und Forstwirtschaft sowie wirksame Maßnahmen zur Begrenzung der Flächenneuinanspruchnahme.

Die europäische Bodenstrategie für 2030 soll eine einheitliche Erfassung und Bewertung von Böden in Europa voranbringen und einen Rahmen für gemeinsame Ziele zum Schutz, zur nachhaltigen Nutzung und zur Wiederherstellung von Böden für die Mitgliedsstaaten setzen. Derzeit sind nach Schätzungen 60-70 Prozent der europäischen Böden in keinem gesunden Zustand. Die jährlichen Kosten für die Gesellschaft durch Schädigung von Böden in Europa belaufen sich nach Angaben der EU-Kommission mittlerweile auf mehrere Milliarden Euro.“

Pressemitteilung des Deutschen Naturschutzring am 17.11.21

Eine sehr gute Zusammenfassung ihrer Beschlüsse stellt die Europäische Kommission zur Verfügung. Hieraus die wichtigsten Auszüge:

„Die dünne Schicht unter unseren Füßen ist unsere Lebensgrundlage. Sie bringt 95 % unserer Lebensmittel hervor. Der Boden ist ein lebendes Ökosystem, das für das Leben auf der Erde und für unsere Zukunft von grundlegender Bedeutung ist. Es ist höchste Zeit, ihn so zu schützen, wie er es verdient.“ 

Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal

 „Unsere Ambition, alle Böden bis 2050 gesund zu machen, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, den Klimawandel zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass unsere Wälder gesund sind, unser Wasser sauber ist und unsere Böden fruchtbar und resilient sind. Wir ergreifen entschiedene Maßnahmen, um diese unwiederbringliche natürliche Ressource zu schützen und zu erhalten, weil wir es uns nicht leisten können, sie zu verlieren.“ 

Virginijus Sinkevičius, Kommissar für Umwelt, Meere und Fische

 Die neue EU- Bodenstrategie sieht einen Rahmen und konkrete Maßnahmen für Schutz, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung von Böden vor in Zusammenwirkung mit anderen Strategien des europäischen Grünen Deals. Sie legt eine Vision und Ziele für gesunde Böden bis 2050 mit konkreten Maßnahmen bis 2030 fest und kündigt ein neues Bodengesundheitsgesetz bis 2023 an um gleiche Wettbewerbsbedingungen und ein hohes Maß an Umwelt- und Gesundheitsschutz zu gewährleisten, das das anstehende Gesetz zur Wiederherstellung der Natur ergänzt.

Die Vision für 2050: Alle Bodenökosysteme in der EU sind gesund und resilienter und können daher weiterhin ihre lebenswichtigen Funktionen erfüllen. Es werden keine weiteren Flächen verbraucht und die Belastung des Bodens mit Schadstoffen ist so gering, dass sie für die menschliche Gesundheit und Ökosysteme keine Gefahr mehr darstellt. Der Schutz von Böden, ihre nachhaltige Bewirtschaftung und die Wiederherstellung geschädigter Böden sind die Norm. 

Nur 30% der Böden in der EU gelten als gesund,  70% der Böden sind geschädigt, durch Bodenerosionen, Verlust der Organischen Masse (Humus), Versalzung, Versiegelung, nicht nachhaltige Nutzung, Übernutzung, Verschmutzung, Verlust an biologischer Vielfalt.

Unter Verwendung aus „EU-Bodenstrategie für 2030: 
gesunde Böden für die Menschen und den Planeten“ (Factsheet on soll strategy) , Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxembourg 2021 
Wüstenbildung muss verhindert werden

Deshalb ist der Bodenschutz so wichtig:

Der Boden ist ein wichtiges Ökosystem, in dem mehr als 25 % aller Organismen der Erde leben. Der Boden ermöglicht Leben, indem er Lebensmittel, Biomasse und Fasern liefert und Wasser-, CO2– und Nährstoffkreisläufe reguliert. Wir müssen ihn genauso schützen wie Luft und Wasser

Gesunde Böden sind ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel, denn sie sind der größte terrestrische CO2-Speicher der Erde. Indem sie Wasser aufnehmen und speichern, verringern sie die Gefahr von Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren 

Bodendegradation führt zu einem Verlust an Ökosystemdienstleistungen, deren Gegenwert auf rund 38 Mrd. Euro pro Jahr in der EU geschätzt wird. Allein die Erosion kostet europäische Landwirte jedes Jahr 1,25 Mrd. Euro. 

Zentrale Maßnahmen in der Bodenstrategie:

Nachhaltige Bodenbewirtschaftung zur neuen Norm machen: 

– Eine Regelung für Landbesitzer vorschlagen, ihre Böden kostenlos testen zu lassen 

– Im Wege der Gemeinsamen Agrarpolitik eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung fördern und bewährte Praktiken austauschen 

Die Kreislaufwirtschaft ankurbeln: 

– Bodenaushubströme untersuchen und in Erwägung ziehen, einen „Bodenpass“ vorzuschlagen 

– Eine „Flächenverbrauchshierarchie“ einführen, um die Wiederverwendung von Flächen und einen geringeren Verbrauch neuer Flächen zu fördern, sodass der Netto-Null-Flächenverbrauch bis 2050 erreicht wird 

Geschädigte Böden wiederherstellen und kontaminierte Flächen sanieren 

Wüstenbildung aktiv vorbeugen 

Bodenforschung, -daten und -überwachung ausbauen 

Zur Eindämmung des und Anpassung an den Klimawandel in Erwägung ziehen, rechtsverbindliche Ziele vorschlagen, damit die Entwässerung von Feuchtgebieten und organischen Böden unterbunden und bewirtschaftete und entwässerte Torfflächen wiederhergestellt werden 

Das erforderliche gesellschaftliche Engagement und die notwendigen Gelder mobilisieren 

Unter Verwendung aus „EU-Bodenstrategie für 2030: 
gesunde Böden für die Menschen und den Planeten“ (Factsheet on soll strategy) , Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxembourg 2021 
Auch Pferdehalter*innen müssen nachhaltige Bodenbearbeitung praktizieren. Eine Begrenzung der Tierzahl ist auch in der Pferdehaltung nicht zu vermeiden.

Das Originalkonzept der Europäischen Union ist auch für Laien gut lesbar:

Weitere Infos:

Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen:

EU- Bodenstrategie für 2030

Die Vorteile gesunder Böden für Menschen, Lebensmittel, Natur und Klima nutzen

Der Kohlenstoffzyklus

Der Zusammenhang zwischen dem Grünlandmanagement in der Pferdehaltung und der klimaschädigenden Kohlenstoffdioxidanreicherung in der Atmosphäre

Bereits vor 150 Jahren konnte John Tyndall nachweisen, dass es Gase gibt, die die Wärmestrahlung der Sonne aus dem Weltraum zwar rein- in die Erdatmosphäre aber nicht rauslassen. Analog zu einem Gewächshaus nannte er diese Gase wegen ihrer aufheizenden Eigenschaft damals schon Greenhouse Gases (Treibhausgase). Mehr Infos findet Ihr hier. Die wichtigsten Treibhausgase in der Erdatmosphäre sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O).

Übrigens: Kohlenstoffdioxid (CO2) wird auch Kohlendioxid (CO2) genannt und auch bekannt unter dem Namen Ausatem- oder auch Verbrennungsgas

Eine Weidehaltung von Pferden ist nur nachhaltig und und in Zeiten des Klimawandels zu verantworten, wenn das Grünlandmanagement die Atmosphäre nicht mit zusätzlichem Kohlenstoffdioxidgas (CO2) anreichert. Anders ausgedrückt: Das Grünlandmanagement muss so organisiert werden, dass die CO2– Bilanz neutral ist. Nur dann wird die Akzeptanz der Bevölkerung mit der Pferdehaltung erhalten bleiben.

Prognose: Im Zeichen des Klimawandels wird die Gesellschaft in nicht ferner Zukunft nur noch eine Pferdehaltung akzeptieren, wenn sie eine neutrale CO2– Bilanz aufweist.

Um ein klimaneutrales Grünlandmanagement garantieren zu können, bedarf es Fachkenntnis und deshalb müssen alle Pferdehalter*innen sich mit dem Kohlenstoffdioxidzyklus (Kohlenstoffkreislauf) auseinandersetzen, ihn verinnerlichen und dann in der Lage sein, den Kreislauf so zu steuern, dass die Kohlenstoffdioxid- Bilanz ausgeglichen bleibt. Nur dann kann, wenn es um Fragen des Klimaschutzes geht, eine nachhaltige Pferdehaltung betrieben werden, die nachfolgenden Klimawandel-Generationen ähnliche Chancen ermöglichen, wie wir sie im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert hatten. Auch das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil zum Klimaschutzbericht am 24. März 2021 festgestellt, dass das Grundgesetz „unter bestimmten Voraussetzungen zur Sicherung grundrechtsgeschützter Freiheit über die Zeit und zur verhältnismäßigen Verteilung von Freiheitschancen über die Generationen“ verpflichtet. Intertemporale Freiheitssicherung ist das Schlagwort und bedeutet nichts anderes als Freiheitssicherung in der Zukunft. Die Grundrechte des Grundgesetzes schützen im Wege einer intertemporalen Freiheitssicherung auch vor Regelungen, die einen Verbrauch von Ressourcen zulassen, ohne dabei hinreichend Rücksicht auf die nächsten Generationen zu nehmen. Einfach ausgedrückt: Die Lasten des Klimawandels dürfen nicht in die Zukunft und damit auf die künftigen Generationen abgeschoben werden.

„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen.“ Und nach dem Urteil des Verfassungsgerichtes vom 24. März 2021 müsste der Paragraf eigentlich erweitert werden: „Der Staat hat in seinem Handeln das Prinzip der Nachhaltigkeit zu beachten und die Interessen künftiger Generationen zu schützen“.

Quelle: Grundgesetz § 20a

Heute geborene Menschen werden wegen des Klimawandels, wenn wir alle so weitermachen wie bisher, doppelt so viele Waldbrände, dreimal so viele Missernten wegen Überflutungen oder Dürren und sieben mal so viele Hitzewellen erleiden müssen, als wir 1950 und 1960 geborenen Erwachsenen das zu befürchten hatten. Der Klimawandel ist also das große Problem unserer Kinder. „Menschen, die heute jünger als 40 Jahre sind, würden „ein bisher nie dagewesenes Leben“ führen, was Dürren, Hitzewellen, Überschwemmungen und Ernteausfälle angehe„, sagt Hauptautor Wim Thiery von der Freien Universität Brüssel.

(Quelle: Thiery, et al, in: Science, 26.09.21)

Übrigens: Lebewesen atmen Sauerstoff ein, gewinnen daraus zusammen mit Zucker Energie und scheiden Kohlendioxid (CO2) aus. Bei Pflanzen ist es genau andersherum, sie „atmen“ Kohlendioxid ein, produzieren daraus Energie mit Hilfe von Licht und Wasser Energie und „atmen“ Sauerstoff aus. Mehr dazu findet Ihr hier.

Um den Kohlenstoffzyklus zu beschreiben, bietet sich der Start mit der CO2– Aufnahme der Pflanze an:

Mit ihren Blattöffnungen (Spaltöffnungen) nehmen Pflanzen das gasförmige Kohlenstoffdioxid (CO2) auf und wandeln es zusammen mit Wasser und Licht in Energie um. Diese biochemische Reaktion ist die Photosynthese. Mit der aus der aus

  • CO2,
  • Licht der Sonne sowie
  • Wasser aus dem Boden

zusammengesetzten, neu entstandenen Energie kann die Pflanze neue Wurzeln, Blätter, Blüten und Früchte, also Organische Masse produzieren. Das CO2 kommt aus der Atmosphäre, folglich nimmt der CO2– Gehalt in der Atmosphäre ab und die Organische Masse auf und in der Erde wird größer. Aus dem gasförmigen Kohlenstoffdioxid (CO2) ist gebundener Kohlenstoff in Form von Organischer Masse geworden:

gasförmiges CO2in Organischer Masse gebundener Kohlenstoff
↓Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre nimmt ab↑Organische Masse (lebende und abgestorbene Wurzeln, Blätter, Blüten, Früchte, usw.) nimmt zu
Lebende Pflanzen reduzieren durch ihren Verbrauch den Kohlenstoffdioxidgehalt in der Atmosphäre und wandeln das Treibhausgas in Organische Masse (gebundenes Kohlenstoffdioxid) um.

Dauergrünland hat eine größere Pflanzendichte als unser heimischer Wald, deshalb speichert es noch mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre, als es Wald kann. Dauergrünland und Wald haben die ganz wichtige Funktion der Festlegung des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) und beide sind zusammen mit den Mooren in Zeiten des Klimawandels besonders wertvoll.

Dauergrünland, Moore und Wald sind in der Lage der Atmosphäre das klimaschädigende Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) zu entziehen und in der Organischen Masse über- und unterirdisch zu binden.

Da ca. 80% – 90% der Wurzeln (= Organische Masse) jährlich durch die Pflanze erneuert werden, befinden sich große Massen abgestorbener Wurzeln im Boden. Grünlandböden zeichnen sich durch ihre hohe Organische Masse aus. Dies nutzt das gesamte Bodenleben, bestehend aus Bakterien, Viren, Pilzen, Würmern, Käfern, Algen, usw. aus.

Wenn Ihr mehr über das Bodenleben wissen wollt, dann hier: https://pferdegruenland.de/?p=675

Das Bodenleben ernährt sich von der Organischen Masse im Boden. Die Vielzahl der Bodenlebewesen wandeln die Organische Masse in Mineralische Masse um.

Da Lebewesen das Bodenleben bilden, atmen sie Sauerstoff (O2) ein und Kohlenstoffdioxid (CO2) aus. Folglich wird ein Teil des in der Organischen Masse gebundenen Kohlenstoffs wieder durch das Bodenleben an die Atmosphäre abgegeben. Seit dem Ende der letzten Eiszeit ist die CO2– Bilanz dieses Kohlenstoffkreislaufes des Dauergrünlandes neutral, es reichert sich kein zusätzliches CO2 mit seiner Treibhauseigenschaft in der Atmosphäre an. Da sich der Kohlenstoffdioxidgehalt in der Atmosphäre durch Dauergrünland, Wälder und Moore nicht erhöhte, blieb das Klima nach der letzten Eiszeit für ca. 10.000 Jahre ausgebrochen stabil.

Jetzt kommt das ABER: Mit Beginn der Industrialisierung und der enormen Zunahme der Energiegewinnung aus fossilen Quellen, wie Kohle, Öl, Gas und dem dramatischem Anstieg der Kohlenstoffdioxid- Emissionen in die Atmosphäre, einhergehend mit dem großflächigen Abbau von Grünland-, Waldflächen und Mooren sowie Brandrodungen, ist der Kohlenstoffdioxid- Kreislauf nicht mehr neutral, sondern in den letzten 150 Jahren stark positiv. Die ständigen Kohlenstoffdioxid- Emissionen aus der stark steigenden Industrie, dem enorm zunehmenden Verkehr und der immer intensiver betriebenen Landwirtschaft reichern sich in der Atmosphäre an und verstärken den Treibhauseffekt ständig stärker. Bereits jetzt hat das globale Klima auf der Erde um 1°C bis 1,5° C zugenommen. In Zentraleuropa wurden bereits Steigerungen von 2°C – 2,5°C registriert.

Welche Auswirkungen diese scheinbar geringen Steigerungen auf die menschliche Kultur haben wird, kann hier nachgelesen werden.

Mit welchen Strategien können Pferdehalter*innen ihr Dauergrünland führen, damit wenigsten diese Flächen CO2– neutral bleiben, bzw. werden?

Ein nachhaltiges Grünlandmanagement erfordert von jedem Pferdehalter eine gut durchdachte und dann verbindliche To-do- Liste, um den Kohlenstoffdioxid- Zyklus neutral zu halten. Ähnliches Vorgehen muss es zur Stallhaltung und alle weitere Komplexe der Pferdehaltung geben. So entsteht für jeden Pferdehalter ein individuelles Qualitätshandbuch der CO2– neutralen Pferdehaltung. Ein Qualitätszirkel mit den Stationen Plan – Do – Check sichert die ständige Anpassung des Nachhaltigkeitskonzeptes durch sich ändernde Bedingungen. Ein Qualitätshandbuch ist ein ständig anzupassendes Regelwerk, es gilt für alle Akteure, auch Amateure und Kunden. Nur so wir es ein Regelwerk einer nachhaltigen Pferdehaltung.

Ein Qualitätshandbuch konkretisiert vage Ziele und macht das Erreichen der Ziele wahrscheinlicher. Einfach ausgedrückt: Verbindlichkeit statt Sprüche.

Folgende Unterpunkte könnte das Qualitätshandbuch mit der „Teilüberschrift CO2– neutrales Grünlandmanagement“ oder auch „Decarbonisierung der Pferdehaltung“ bekommen:

Basics & Strategien: Transformation zu einer Nachhaltigen Entwicklung

Die Akzeptanz der Bevölkerung erhalten

Berufliches und privates Handeln ist immer dann nachhaltig, wenn es auf Grundlage eines vorherigen, vorurteilsfreien Abwägungsprozesses der gleichbedeutsamen Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales getroffen wird.

Ohne eine Transformation zu einer nachhaltigen Entwicklung ist es nicht möglich, eine ausgewogene Balance zwischen den eigentlich nicht zusammenpassenden Säulen Soziales, Ökologie und Ökonomie herzustellen.

„Leave no one behind“ – Das Leitprinzip der Agenda 2030

Bereits 2015 hat die UN in New York den Beschluss zur „Transformation unserer Welt: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ beschlossen. In diesem Beschluss wurden 17 Ziele formuliert, wie eine gerechtere, bessere Welt erreicht werden kann. Die Bundesrepublik Deutschland hat die Agenda unterschrieben und zum Regierungsziel erklärt.

Pferdebetriebe und Stallgemeinschaften sowie private Pferdehalter, die eine Transformation für eine nachhaltige Entwicklung anstreben, haben die Möglichkeit, sich an den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung zu orientieren.

Die 17Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung gemäß der UN- Resolution haben jeweils nur eine knappe, prägnante Überschrift. Hinter jedem Ziel- Icon stecken ganz viele Möglichkeiten, um zu einer Nachhaltigen Entwicklung zu kommen. Für eine Schulklasse sind es andere Teilziele als für Pferdebetriebe.

Um Euch Anregungen zu geben, wie Ihr in der privaten oder betrieblichen Pferdehaltung die 17Ziele umsetzen könnt, versuche ich einmal die Ziel- Icons für die Pferdewirtschaft aufzublättern. Natürlich kann ich Euch hier nur Beispiele nennen, sicher habt Ihr noch viele andere Ideen. Und noch ein Hinweis scheint mir wichtig: Nicht alle 17 Ziele müssen gleichzeitig angegangen werden.

Auf jeden Fall helfen Euch die 17Ziele mit ihren Icons den Transformationsprozess zu strukturieren und auch optisch darzustellen. Medienmaterial gibt es hier: https://unric.org/de/17ziele/

https://17ziele.de/downloads.html

https://17ziele.de


Entlohnung, Mindestlohn, Armutsgrenze, Mindestlohn ist unter der Armutsgrenze, Arbeitsvertrag, Sozialleistungen, Sozialversicherungen, Schwarzarbeit, Kinderarbeit, Sozialversicherungsbetrug, Leben im Alter, …
Keine Lebensmittelverschwendung, Fleischkonsum, Verwendung von Rohstoffen und Arbeit aus Entwicklungsländern, Handel der Armut produziert, Nutzung von Agrarrohstoffen der Entwicklungsländer, Landkauf in Entwicklungsländern zur Agrarproduktion der Industrieländer, Fairtrade, Arbeitsbedingungen bei Importprodukten, Billigprodukte aus Entwicklungsländern, …
Arbeitsschutz, Unfallverhütung, Berufskrankheiten, Verschleiß, Arbeitszeit, work-life-balance, burnout, Betriebsklima, Mitarbeiterführung, sicheres Reiten und Fahren, sicherer Umgang mit dem Pferd, Sport, Stallklima, Mitgeschöpf Pferd, Tierschutz, …
Schulbildung, Berufsausbildung, Fort- und Weiterbildung, Berufsschule, Hochschule, Universität, Ausbildung von Praktikanten und Auszubildenden, Freistellung für Aus- und Weiterbildung, Lehrmaterialien im Betrieb, Zugang zur analogen und digitalen Mediennutzung, Digitalisierung der Arbeitswelt, Erlernen der Beruflichen Handlungsfähigkeit, selbstorganisiertes Lernen, handlungsorientiertes Lernen, Lebenslanges Lernen, Einhalten der Ausbildungsordnung, Wertschätzung der Mitarbeiter, Mitarbeiterführung, Mitarbeiterentwicklung, …
Geschlechtergleichstellung, Rollenbilder, Bildungschancen, geschlechterunabhängige Entlohnung, Familien- und Karriereplanung, Elternzeiten, Kinder und Arbeit, geschlechtsunabhängiges Engagement in Politik, Verbänden, Vereinen, Institutionen, …
Wassernutzung, Wasserspeicherung, Bewässerung, Grundwassernutzung, Trinkwasserschutz, Grundwasserschutz, Schutz von Oberflächengewässern, Klimawandel, Dürrezeiten, boden- und wasserschonende Düngung, Nitratanreicherung im Grundwasser, Oberflächenwasser und im Boden, Nitratvergiftungen, Düngung, Moorschutz, …
Wechsel zu Ökostromanbietern, Verzicht auf Kern- und Kohleenergie, Nachhaltige Heizsysteme, Isolierung von Gebäuden, Umrüstung auf nachhaltige Energieverbraucher, Analyse der Energiekosten, Energie einsparen, Energiebilanz, …
Engagement in Gewerkschaften/ Arbeitgeberorganisationen, Tarifverträge, Sozialleistungen, Information über Produktionsbedingungen, Kaufentscheidung auch von Produktionsbedingungen abhängig machen, Keine Kinderarbeit akzeptieren, Fair Trade Produkte nutzen, regionale Produkte kaufen, Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen, gleiche Arbeit – gleicher Lohn, keine Schwarzarbeit, kein Wirtschaftswachstum zu Lasten Dritter, aussagekräftige Arbeitsverträge, …
Zusammenarbeit mit Schulen, Universitäten, schneller Internetzugang, Zugang der Mitarbeiter zu modernen Medien im Betrieb, Erreichbarkeit des Betriebes, Entwicklungsplan für den Betrieb erstellen, Entwicklung statt Stillstand, Gesellschaftliche Entwicklungen beobachten und einplanen, lebenslanges Lernen, …
Förderung benachteiligter Personen, Integration von Migranten, Sprachkurse, Inklusion von Benachteiligten, Barrierefreiheit, Chancengleichheit unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Vermögen, Schulsport, …
Engagement bei der nachhaltigen Entwicklung der Gemeinde/Stadt, Zusammenschluss nachhaltig arbeitender Betriebe, Mitarbeit in Bürgerinitiativen,
Nachhaltige Veranstaltungsplanung, Verzicht auf Give-aways, Einweggeschirr, Plastikgeschirr, Lautstärke, Veranstaltungsverkehr, Parkraum, Naturbelastung durch Stände, Fahrzeuge, etc., Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Bioprodukte, Verpackungsmüll, Müllkonzept, …
klimafreundliche Wirtschaftsweise, Reduzierung CO2– Immissionen, angepasste Stickstoffdüngung, begrenzte Fahrzeugnutzung, kontrollierter Energieverbrauch, Verzicht auf lange Transportwege: Heu und Stroh durch ganz Europa fahren? Himalaja-Salz um die halbe Welt verschiffen?, regionale Produkte, Grünlandmanagement, Dauergrünland pflegen und erhalten, Grünstreifen, Pflanzen und Bäume als Luftfilter, Kunden: Fahrrad anstelle Auto, öffentlichen Personenverkehr nutzen, Verzicht auf unnötige Dienstreisen durch Digitalkonferenzen, eiweißangepasste Fütterung, Bodenschutz, …
Weitgehender Verzicht auf Plastikprodukte, Silagefolien nachhaltig entsorgen, Kaufentscheidung für nachhaltig verpackte Produkte, weitgehender Verzicht auf Einwegprodukte, …
Schonung der ökologischen Systeme, Erhalt des Dauergrünlandes, ökologische Landwirtschaft, Nährstoffkreisläufe, keine unnötige Entwässerung, kein Streusalzeinsatz, weitgehender Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (PSM), Erhalt der Pflanzen- und Tiervielfalt, Gewässerschutz, keine problematischen Zuschlagstoffe im Reitboden, nachhaltige Baustoffe, Recycling- Produkte nutzen, ..
Regeln, Normen, Verordnungen und Gesetze einhalten, Wählen gehen, In Parteien, Gewerkschaften, Institutionen engagieren, an Prüfungen mitwirken, Rechte und Pflichten kennen, keine Gewalt zulassen, Partei ergreifen für Unterdrückte, bei Ungerechtigkeiten nicht schweigen, keine Schwarzarbeit, keine Bestechung, kein Sozialbetrug, kein Mobbing zulassen, …
Die 17Ziele im Projekt offensiv vertreten, die 17Ziele als Alleinstellungsmerkmal den Kunden präsentieren, alle Akteure im Betrieb am 17Ziele- Projekt beteiligen, positive Beispiele herausstellen und wertschätzen, Nachhaltigkeit als Betriebsphilosophie etablieren, …
Dieses können die Teilziele der 17Ziele der UN- Agenda sein. Wenn Ihr mehr Ideen habt, schreibt sie mir und ich füge sie hier ein.

Akzeptanz der Gesellschaft

Eines zeichnet sich in den letzten Jahren ganz deutlich ab. Betriebe, die nicht nachhaltig und klimafreundlich wirtschaften, verlieren die Akzeptanz der Gesellschaft. Noch hat das Pferd und die Pferdehaltung ein gutes Ansehen und somit einen hohen Stellenwert in Deutschland. Geht die Akzeptanz aber verloren, dann wird es große Probleme geben, Pferde zu halten und mit Pferdehaltung Geld zu verdienen.

Wie schnell die Akzeptanz der Bevölkerung schwindet und wie deutlich die gravierenden Folgen sind, kann sich jeder Pferdehalter*in am folgenreichen Ansehensverlust der Landwirtschaft, dem Radsport, dem Tennis, dem Galoppsport und dem Distanzreiten ausmalen. Nach solch einer Negativentwicklung wäre der Reitsport nicht mehr der, der er einmal war. Selbst große Konzerne fürchten mittlerweile den Akzeptanzverlust der Gesellschaft. Ganz aktuell ist die Automobilsparte zu nennen, auch der auf Junge Mode spezialisierte Weltkonzern Abercrombie & Fitch musste nach Nachhaltigkeitsdiskussionen mit großen Umsatzeinbußen kämpfen und seine Konzernführung austauschen.

Größere Betriebe haben längst verstanden, dass Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit kein „Nice To Have“ sondern ein „Must Have“ ist. In der EU sind zudem größere Betriebe gezwungen, einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Warum machen das Pferdebetriebe nicht auch? Wer Gutes tut, darf darüber auch reden. Eines akzeptiert die Gesellschaft allerdings nicht: „Green Washing“. So tun, als ob. Lügen haben auch hier kurze Beine.