Kommentar zum Jahresbeginn: Nur Pferde pflegen reicht nicht!

Die trockenen und heißen Jahre ab 2018 zeigen, dass bereits jetzt mit gravierenden, negativen Effekten durch den Klimawandel auch bei uns in Deutschland gerechnet werden muss. Die hintereinander gereihten Dürrejahre sollten jedem Pferdehalter*in verdeutlichen, wie wichtig es ist, Strategien zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels entwickelt zu haben, zu verwirklichen und zusätzlich möglichst rasch auf klimaneutrales Wirtschaften umzustellen.

So darf Grünland nicht aussehen!

Keine Zeit zum Abwarten

Nach Prognosen aller seriösen Klimawissenschaftler*innen werden wir zukünftig anstelle eines gemäßigten, humiden Klimas in Deutschland, das derzeit noch klassische italienische Klima bekommen. Unser gewohntes, gemäßigte (humide) Klima verlässt uns und rückt in den hohen Norden. Bei den Italienern rückt dafür das Sahara- Klima nach. Dabei sollten sich Pferdehalter nicht viel Zeit lassen, sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen, denn im Gegensatz zum globalen Temperaturanstieg von 1,2°C, ist der Anstieg in Deutschland deutlich dynamischer und liegt bereits bei 1,6°C bis 1,8°C. Letzterer Anstieg übrigens wurde in Niedersachsen ermittelt. Also, keine Zeit zum Abwarten: Bereits jetzt, etwa ab dem Jahr 2000, haben wir im Sommer vielerorts ein arides Steppenklima. Arid bedeutet: Die Verdunstung ist höher als die Niederschläge. Der Klimawandel ist längst in Deutschland angekommen, das ganzjährig gemäßigte Wetter hat sich schon verändert in eine Sommerdürre mit Steppenklima und milde Winter mit zunehmend hohen Niederschlägen.

Der Doppelschlag muss gelingen

Deshalb muss jetzt ein Doppelschlag in der Pferdehaltung gelingen. Das Ziel muss es sein, die Futterproduktion in Zeiten des Klimawandels zu sichern und gleichzeitig durch nachhaltiges Handeln zum Klimaschutz beizutragen. Wenn diese Kernaufgaben nicht gelingen, steht die Pferdehaltung in Deutschland zur Disposition. 

Die Haltung von Pferden ist (noch) gesellschaftlich akzeptiert, immer mehr Menschen zog es in den letzten 50 Jahren in den Bann der Pferde. So besitzen 2020 bereits 1 Million Menschen in Deutschland persönlich mindestens ein Pferd. Einzige Gefahr, die gesellschaftliche Akzeptanz verlieren zu können, war bisher das Kriterium „tiergerechte Haltung“. Diese Beurteilung wird sich mit den immer massiver auftretenden Folgen des Klimawandels verändern, denn die gesellschaftliche Akzeptanz zur Pferdehaltung wird neben dem bisher schon vorhandenen Beurteilungskriterium „tiergerechten Haltung“ immer mehr auch vom Kriterium „Nachhaltigkeit“ und „Klimaneutralität“ abhängen. Gelingt der Wandel in der Pferdehaltung zu Tiergerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht, wird die Pferdehaltung mitsamt dem Pferdesport diese so wichtige gesellschaftliche Akzeptanz verlieren und sich zu einer Randerscheinung bei uns in Deutschland entwickeln.

Ohne Wandel in der Pferdehaltung zu Tiergerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird die gesellschaftliche Akzeptanz verloren gehen.

Wie anspruchsvoll eine tiergerechte, nachhaltige und klimaneutrale Pferdehaltung ist und welche tiefgreifende Veränderungen es bedarf, wird exemplarisch an nur einem Detail deutlich:

Um Großpferde mit ausreichend Saft- und Raufutter versorgen zu können, wurde bis zur Jahrtausendwende, je nach Witterung und Bodenqualität, nach guter fachlicher Praxis eine erforderliche Dauergrünlandfläche von 0,5 – 1 Hektar (5.000m2 – 10.000m2) angesehen. Dieser hohe, vierfach auch bei Pferdehaltern*innen unterschätzte Flächenbedarf ist notwendig, weil tiergerecht gefütterte Pferde mindestens 2 kg Heu bzw. 8 kg Gras je 100 kg Lebendmasse an jeden Tag benötigen. Das entspricht etwa dem Bedarf von 100 m2 Grünland mit einer Graslänge von ca. 20 cm an jedem Tag. Unter dem Einfluss des Klimawandels mit seinen Ertragseinbußen muss in den nächsten Jahren mit einem Dauergrünlandbedarf von mindestens 1 – 1,5 Hektar/Großpferd kalkuliert werden.

Unter dem Einfluss des Klimawandels mit seinen Ertragseinbußen muss in den nächsten Jahren mit einem Dauergrünlandbedarf von mindestens 1 – 1,5 Hektar/Großpferd kalkuliert werden.

Um den Grünlandbedarf für die tiergerechte Pferdehaltung der schätzungsweise 1,25 bis 1,5 Millionen in Deutschland gehaltenen Pferde zur Verfügung zu stellen, müssten alle im Jahr 2020 existierenden Dauergrünlandflächen in Norddeutschland (Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern) ausnahmslos für die in Deutschland gehaltenen Pferde genutzt werden. Selbst die Dauergrünlandflächen der norddeutschen Bundesländer werden bald nicht mehr ausreichen, da Jahr für Jahr immer mehr Dauergrünlandflächen umgebrochen und als Ackerland umgenutzt werden. In ganz Deutschland wird schützenswertes, wertvolles Dauergrünland für Straßenbau, Industriebau und Wohnbebauung aufgegeben.

In den letzten 40 Jahren ist 40% des Dauergrünlandes verloren gegangen und gleichzeitig der Pferdebestand um 400% gestiegen.

Eine Zahl macht die Entwicklung von Tierzahl und Grünlandfläche deutlich: Seit 1979 ist der Pferdebestand um 400% gestiegen und gleichzeitig 40% des Dauergrünlandes aufgegeben worden. Stehen die notwendigen Dauergrünlandflächen nicht zur Verfügung und der Pferdebesatz ist höher als 1 Tier je Hektar, kommt es zu einer Entkopplung von Tier und Fläche, also zu einer Übernutzung. Neben der tiergerechten Haltung der Pferde ist das Dauergrünland aus einem weiteren Grund besonders schützenswert:

Deutschlands Pferde benötigen die Fläche der gesamten norddeutschen Bundesländer für sich alleine um satt zu werden.

Obwohl Pferdeleute bei Befragungen immer wieder angeben, dass sie sich mit ihrem Pferd und der Natur verbunden fühlen, ist Überweidung sowie vernachlässigte oder fehlerhafte Grünlandpflege alltägliche Praxis in der Pferdehaltung: Bodenverdichtung mit wechselfeuchten Bedingungen (matschig/steinhart), Narbenlücken, Ausbreitung unerwünschter, teils giftiger Pflanzen, Artensterben von Flora und Fauna, mangelndes Pflanzenwachstum, geringere Wurzelbildung, deutlich reduziertes Bodenleben, geringere CO2– Fixierung, geringere Wasserhaltekapazität, geringere Durchleitung der Niederschläge in tiefere Bodenschichten und in das Grundwasser, deutlich reduzierte Grünlanderträge, Freisetzen von klimaschädigenden Gasen z.B. durch Umbruch, usw.

Verdichtete Böden sind nach Niederschlägen schlammig und bei Sonnenwetter steinhart

Vernachlässigtes Pferdegrünland ist leider Alltag in der Pferdehaltung

Es passiert also genau dasselbe, wie bei der von den meisten Pferdehaltern kritisierten Massentierhaltung, die Tiere werden auf der zur Verfügung stehenden Fläche nicht satt. Die Folge ist eine deutliche Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung mit den typischen, negativen Auswirkungen auf die Diversität von Pflanzen und Tieren, Boden- und Grundwasserhaushalt, Bodenleben und Klimaneutralität.

Massentierhaltung in der Pferdehaltung?

Da selbst die intensivierte Grünlandwirtschaft nicht ausreicht, die mehr als 1 Million Pferde in Deutschland tiergerecht mit ausreichend Saft- und Raufutter zu ernähren, wird auf vermehrten Kraftfuttereinsatz zurückgegriffen und werden zunehmend Futtermittel aus nicht so wohlhabenden und/oder weitentfernten Ländern importiert. Alleine durch den aufwendigen Transport wird die Atmosphäre durch vermeidbares, klimaschädliches Gas belastet.

Wir haben die Verpflichtung, mit Roh- und Grundstoffen liefernden Ländern fair umzugehen, damit sie eine resiliente Wirtschaftsweise erreichen und sich so von einer dauerhafter Abhängigkeit befreien können.

Neben der Klimaschädigung werden den Anbauländern Roh- und Grundstoffe entzogen und sie an einer eigenständigen Nutzung und Wertschöpfung gehindert. Anders ausgedrückt: Wir beuten Drittländer für unseren Luxus aus, verhindern deren eigene Entwicklung zu einer resilienten Wirtschaftsweise und belasten zusätzlich durch unser luxuriöses Verhalten das globale Klima, also auch deren Klima. Das erinnert ein wenig an Kolonialismus, von dem wir glaubten, den überwunden zu haben. 

Nachhaltigkeit ist gleichzeitiges sozialverantwortliches, umweltschonendes und ökonomisches Handeln

Nur eine einzige Facette der Betrachtung macht die Komplexität einer tiergerechten, nachhaltigen und klimaneutralen Pferdehaltung sichtbar.

Weitere Facetten in der Pferdehaltung sind die Bodenverdichtung durch immer schwerere Traktoren und Anbaugeräte, zu tiefe Schnitte, mangelnde Narbendichte, Narbenschäden durch Beweidung zu nasser Weiden, nicht angepasste Nährstoffversorgung, mangelnde Weidehygiene, uvm. Nicht ohne Grund sprechen Fachleute nicht ohne Grund von Grünlandmanagement.

Narbenschäden durch Befahren zu nasser Böden und zu schwerer Fahrzeuge

Deutlich wird, dass Nachhaltigkeit, also sozialverantwortliches, umweltgerechtes und somit klimaneutrales und ökonomisches Handeln, der einzig erfolgversprechende Weg für Pferdhalter*innen sein kann. Alle Pferdehalter*innen müssen sich der Verantwortung bewusst sein, dass ihre Pferde auf Grünland stehen, dass besonders wertvoll und deshalb schützenswert ist. 

Pferdehalter*innen haben die Verantwortung nicht nur für ihre Tiere, sondern auch für ihr wertvolles und schützenswertes Dauergrünland übernommen.

Die Begrenzung des Klimawandels gelingt Pferdehaltern*innen nur, wenn sie die Anzahl ihrer Pferde an die vorhandene Grünlandflächen koppeln und gleichzeitig einen umfassenden Dauergrünlandschutz betreiben. Dann, nur dann, ist Pferdehaltung nachhaltig: tiergerecht, klimaneutral, sozial und ökologisch verantwortbar.

Diese Beiträge helfen Dir weiter:

Quellen:

Die verwendetenZahlen stammen vom Statistischen Bundesamt.

  • Deutschland besitzt 180.000 km2 landwirtschaftliche Fläche (gerundet), davon sind 28,5% Dauergrünland.
  • Die landwirtschaftliche Fläche der Bundesländer: BW 16.000 km2, Bay 32.000 km2, Bra 14.000 km2, Hes 9.000 km2, Mek 14.000 km2, Nid 27.000 km2, NRW 15.000 km2, RPf 8.000 km2, (Zahlen gerundet)
  • Die Dauergrünlandfläche wird für die Überschlagsrechnung mit dem Faktor 0,3 x landwirtschaftliche Fläche (gerundet) ermittelt.
  • Die Bundesländer Saar, HH, HB wurden nicht ermittelt.
  • 1 Mio besitzen persönlich mindestens 1 Pferd, die reale Pferdeanzahl wird offiziell auf 1,25 bis 1,5 Mio Pferde in D geschätzt

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Januar 2023

Einer der wärmsten Januarmonate seit 1881 – Ein Januar, der eigentlich für den März typisch gewesen wäre

Offenbach, 30. Januar 2023 – Die Häufung viel zu milder Januarmonate hält unterunterbrochen an, wie auch das Jahr 2023 bestätigt. Der ursprüngliche Eismonat hat seinen Ruf als solcher verloren und erreichte auch in diesem Jahr wieder einen Platz auf der Liste der zehn wärmsten Januarmonate seit 1881. Den dafür entscheidenden Anstoß lieferten die frühlingshaften Rekordtemperaturen am Neujahrstag sowie die teils rekordmilde und auch niederschlagsreiche erste Monatshälfte. Eine Temperaturanpassung auf das typische Januarniveau sowie damit einhergehende regionale Schneefälle sorgten in den letzten beiden Wochen für ein wenig Winterfeeling, das schwerpunktmäßig im Bergland verspürt werden konnte. Der Winter legte im Januar 2023 somit nur ein kraftloses Gastspiel an den Tag, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen konstatierte.

Schneeglöckchenblüte in der ersten Januarwoche


Temperatur im Januar 2023 so hoch wie in einem typischen März
Der Temperaturdurchschnitt lag im Januar deutschlandweit bei 3,5 Grad Celsius (°C) und damit 4,0 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Hinblick auf die aktuelle und wärmere Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 2,6 Grad. Entsprechend lag das diesjährige Januar-Temperaturmittel auf dem Niveau eines typischen Monats März (Periode 1961 bis 1990). Außergewöhnlich waren auch die landesweiten frühlingshaften Rekordtemperaturen am Neujahrstag. Den Spitzenwert präsentierte dabei Freiburg am Oberrhein mit 19,5 °C. Am 19. wurde in Meßstetten auf der Schwäbischen Alb mit -16,8 °C die kälteste Temperatur im Januar erreicht.

Nasse Westhälfte mit hohen Niederschlägen in den Staulagen der Mittelgebirge
Die milden und feuchten atlantischen Winde bescherten vor allem dem Westen eine regenreiche erste Monatshälfte. Am 12. registrierte Wipperfürth-Gardeweg im westlichen Sauerland mit 71,9 Litern pro Quadratmeter (l/m²) die bundesweit höchste Tagessumme. Insbesondere im Stau der Mittelgebirge erreichten die Januarmengen lokal über 200 l/m². Erst in der zweiten Januarhälfte verwandelten sich die Niederschläge gebietsweise in Schnee, der dem Bergland auch bis Monatsende erhalten blieb. In der Fläche brachte der Januar mit rund 67 l/m² knapp zehn Prozent mehr Niederschlag (Referenzperiode 1961 bis 1990: 61 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 war die Niederschlagsmenge in etwa ausgeglichen (65 l/m²).

Sonniges Nordseeumfeld und Bergland, in der breiten Mitte oftmals trüb
Mit etwa 35 Stunden verfehlte die Sonnenscheindauer im Januar ihr Soll von 44 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um fast 20 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (52 Stunden) betrug die negative Abweichung rund 35 Prozent. Mit dem Nordseeumfeld und dem Bergland waren es die exponierten Lagen der Republik, die mit örtlich teils über 60 Stunden den meisten Sonnenschein verbuchen konnten.

Das Wetter in den Bundesländern im Januar 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Vorführung im Januar, die ersten Haselpollen quälen die Allergiker


Baden-Württemberg: Der Jahresauftakt erfolgte mit Höchstwerten von zum Teil über 19 °C mit Temperaturrekorden. Bundesweiter Spitzenreiter war am Neujahrstag Freiburg mit 19,5 °C. Und auch in der ersten Monatshälfte behauptete sich die Frühlingsluft mit Tagesmittelwerten, die eher ins Bild eines Aprils passten. Eine Normalisierung des Temperaturniveaus erfolgte in den letzten beiden Januarwochen. Wahrlich winterlich mit reif- und schneebedeckten Landschaften wurde es dabei vorzugsweise nur im Bergland. Dort fielen die Tiefstwerte auch mal in den sehr strengen Frostbereich. Meßstetten, Schwäbische Alb, erreichte am 19. mit -16,8 °C den tiefsten Wert in Deutschland. Die Januartemperatur lag im Flächenmittel bei viel zu milden 3,1 °C (-0,7 °C). Deutlich unterdurchschnittlich war hingegen die Niederschlagsmenge mit 50 l/m² (75 l/m²) sowie die Sonnenscheindauer mit 35 Stunden (49 Stunden). Der Südwesten war mit Sachsen die zweittrockenste Region.

Bayern: Der sonst so winterliche Freistaat erlebte in der ersten Monatshälfte eher frühlingshaftes Wetter. Am Neujahrestag erreichten die Temperaturen vielerorts neue Januarrekorde. Im Alpenvorland stoppte das Quecksilber vereinzelt erst bei knapp über 18 °C. In den letzten beiden Wochen wurde es merklich kälter und damit verbunden im Bergland sowie im Alpenvorland auch schneereicher. Mit einer Mitteltemperatur von 2,3 °C (-1,9 °C) und einem Flächenniederschlag von 42 l/m² (66 l/m²) war Bayern im Januar 2023 das kälteste und trockenste Bundesland. Umgekehrt war es mit 41 Stunden (50 Stunden) die sonnigste Region.

Berlin: Nach den Rekordtemperaturen von bis zu 16,2 °C am Neujahrstag präsentierte sich der Januar in der Spreemetropole auch weiterhin viel zu mild, niederschlagsreich und sonnenscheinarm. Es wurden 4,4 °C (-0,4 °C), 66 l/m² (42 l/m²) und 28 Stunden (43 Stunden) Sonnenschein erfasst.

Brandenburg: Das Jahr 2023 startete landesweit mit neuen Rekorden. In Cottbus wurden am 1. sogar 17,8 °C festgehalten. Beachtenswert dabei war, dass die Temperaturmaxima teilweise nachts ermittelt wurden. Zwar gingen in der zweiten Monatshälfte die Werte auf ein januartypisches Niveau zurück, von leichten bis mäßigen Nachtfrösten abgesehen wurde es aber auch dann nicht wirklich winterlich. Ungewöhnlich milde 4,0 °C (-0,8 °C) wurden bis zum Monatsende ermittelt. Dazu war es mit 61 l/m² (40 l/m²) deutlich zu nass und mit 30 Stunden (44 Stunden) sonnenscheinarm.

Bremen: Frühlings- und wechselhaft war die erste Januarhälfte auch in Bremen. Gekrönt wurde die ungewöhnlich milde Witterung mit einem neuen Rekordwert am Jahresbeginn. 16,1 °Cwurden (in der Nacht!) gemessen. In der Bilanz blieb es im Januar durchweg zu mild und am Ende wurde ein Mittel von 5,1 °C (0,9 °C) erreicht. Mit Hamburg war Bremen die wärmste Region. Bei nassen 81 l/m² (59 l/m²) schien die Sonne im vergleichsweise zweitsonnigsten Bundesland 40 Stunden (39 Stunden).

Hamburg: Der Jahreswechsel erfolgte in der Hansestadt mit Rekordtemperaturen. In den Frühstunden des 1. zeigten die Thermometer bis zu 16,2 °C. Auch in den zwei Wochen danach blieb es frühlingshaft mild, gepaart mit immer wiederkehrenden Regenfällen. Zwar gingen in den letzten beiden Wochen die Temperaturen deutlich zurück, bis auf leichten Nachtfrost fehlte vom Winter aber jede Spur. In der Schlussrechnung betrug die Monatsmitteltemperatur sehr milde 5,1 °C (0,5 °C) und die Niederschlagsmenge nasse 85 l/m² (61 l/m²). Nahezu ausgeglichen war dagegen die Sonnenscheinbilanz mit 37 Stunden (39 Stunden). Hamburg positionierte sich mit Bremen als wärmstes Bundesland.

Hessen: Der Januar verabschiedete sich hier mit sehr milden 3,6 °C (- 0,4 °C). So sorgte statt Winterwetter auftretender Haselpollenflug für laufende Nasen. Kaum verwunderlich bei dauerhaften Höchsttemperaturen um 10 °C in den ersten beiden Januarwochen. Solche Höchstwerte gehören klimatologisch gesehen eher in einen März. Erst in der zweiten Monatshälfte passte der Temperaturverlauf wieder zunehmend ins Januarformat. Klassisches Winterwetter blieb aber eher ein Berglandphänomen. Weiterhin meldeten die hiesigen Wetterstationen in der Fläche nasse 78 l/m² (63 l/m²) und magere 26 Sonnenstunden (36 Stunden). Hessen war das zweitsonnenscheinärmste Bundesland.

Mecklenburg-Vorpommern: Der Nordosten startete mit flächigen Rekordtemperaturen von 14 bis 16 °C ins neue Jahr. Auch in den beiden darauffolgenden Wochen blieb es mit einer Abweichung von etwa 6 bis 8 Kelvin viel zu warm. Zwar gingen die Temperaturen in der zweiten Monatshälfte deutlich zurück, von Januarwinter aber konnte auch dann keine Rede sein. So verabschiedete sich der erste Monat des Jahres 2023 mit 4,1 °C (- 0,6 °C) als Fünftwärmster seit 1881. In die Monatsabschlussrechnung gehören aber auch nasse 63 l/m² (45 l/m²) sowie trübe 27 Sonnenstunden (41 Stunden).

An der Küste ist es stürmisch, meist aber sonnig


Niedersachsen: Niedersachsen war im Januar mit 4,7 °C (0,6 °C) ein vergleichsweises mildes Bundesland. Mit Werten zwischen 14 und 17 °C gab es in der Neujahrsnacht verbreitet neue Januarrekorde. Anschließend blieb es sowohl zu warm als auch nass. Lediglich in der letzten Monatsdekade kamen Winterfreunde im Harz auf ihre Kosten. Stürmische Winde finalisierten den mit 94 l/m² (62 l/m²) nassen Januar, in dem sich trotzdem noch die Sonne 35 Stunden (38 Stunden) zeigen konnte.

Nordrhein-Westfalen: NRW feierte den Jahreswechsel in rekordwarmer Januarluft. In den Niederrungen ging es auf über 17 °C. Im weiteren Verlauf blieb es frühlingshaft, aber auch sehr niederschlagsreich. Am 12. registrierte Wipperfürth-Gardeweg im westlichen Sauerland mit 71,9 l/m² den bundesweit höchsten Tagesniederschlag. Für den ganzen Monat meldete jene Station sogar knapp 250 l/m². Im gesamten Bundesland brachte der Januar 105 l/m² (77 l/m²) Niederschlag. In der letzten Monatsdekade sorgte dieser in der Eifel und im Sauerland sogar für eine dauerhafte Schneedecke. Nichtdestotrotz blieb der Januar mit 4,3 °C (1,1 °C) erheblich zu mild. Die Sonne zeigte sich mit 27 Stunden (42 Stunden) eher selten.

Rheinland-Pfalz: Der Januar war in Rheinland-Pfalz mit 3,6 °C (0,3 °C) sehr mild und mit 80 l/m² (69 l/m²) niederschlagsreich. Am 20. brachte ein Schneetief innerhalb weniger Stunden eine verbreitet 15 cm mächtige Schneedecke. Bis zum Monatsende blieb davon aber nur noch im höheren Bergland was liegen. 30 Stunden (40 Stunden) präsentierte sich die Januarsonne.

Saarland: Im Saarland bot der Januar eine rekordmilde Auftaktveranstaltung. So kratzte das Quecksilber am 1. in Saarbrücken an der 16-Grad-Marke. Erheblich zu mild ging es mit zahlreichen Niederschlägen auch in den folgenden Tagen weiter. Erst in der zweiten Monatshälfte kehrte der Winter langsam ein und am 20. kam es nach kräftigen Schneefällen zu zahlreichen Unfällen. Im Vergleich zu allen anderen Bundesländern fiel im Saarland der meiste Niederschlag. 119 l/m² (86 l/m²) betrug das Flächenmittel. Die Januartemperatur erreichte 3,9 °C(0,5 °C) und mit rund 22 Stunden (40 Stunden) war das kleinste Bundesland auch die sonnenscheinärmste Region.

Sachsen: Mit dem neuen Wetterjahr kam in Sachsen auch der Frühling ins Land. Mit bis zu 18,5 °C, gemessen in Dresden-Hosterwitz, kletterte das Quecksilber am 1. auf einen neuen Januarrekord! Es dauerte gut zwei Wochen, bis die sehr milde Witterung zu Ende ging und der Winter sein diesjähriges Debüt feiern konnte. So kam im letzten Monatsdrittel verbreitet Winterfreude auf. Besonderen Ski- und Rodelspaß gab es auf den Höhen des reif- und schneebedeckten Erzgebirges, mit zeitweiligem Blick auf ein wellendes Nebelmeer. Am Ende konstatierte der DWD einen 3,0 °C (-1,2 °C) milden Januar, der neben 50 l/m² (49 l/m²) gut 32 Sonnenstunden (50 Stunden) brachte. Sachsen war mit Baden-Württemberg die zweittrockenste Region in Deutschland.

Sachsen-Anhalt: Auch in diesem Bundesland startete der Januar frühlingshaft und in der ersten Monatshälfte lagen die gemittelten Höchstwerte auf einem Niveau wie Ende März. In der zweiten Monatshälfte wurde es zwar kälter, eine Einwinterung erfolgte aber nur im Harz. Mit 3,9 °C (- 0,3 °C) war der Januar deutlich zu mild und mit 55 l/m² (39 l/m²) auch zu nass. Die Sonne zeigte sich 36 Stunden (43 Stunden).

Schleswig-Holstein: In der extrem milden Neujahrsnacht erreichten die Temperaturen im äußersten Norden verbreitet 13 bis 16 °C und repräsentierten damit neue Januarrekorde. Auch die darauffolgenden zwei Wochen erreichten eine außergewöhnlich hohe Temperatur-abweichung von 6 bis 8 Kelvin. Damit verbunden gab es immer wieder Niederschläge. Deutlich kühler und niederschlagsärmer zeigte sich die zweite Monatshälfte. Alles in allem war der Norden mit 4,7 °C (0,3 °C) eine verhältnismäßig milde, mit 108 l/m² (64 l/m²) die zweitnasseste und mit 39 Stunden (39 Stunden) eine sonnenscheinreiche Region.

Thüringen: Der Jahresstart kam in diesem Jahr einem Frühlingsbeginn gleich. Die am 1. gemessenen Höchstwerte von teils über 15 °C erzielten da und dort auch einen neuen Januarrekord. Winterlich wurde allenfalls die zweite Monatshälfte und besonders im Thüringer Wald hielt sich auch bis zum Januarende eine um 20 cm mächtige Schneedecke. Dennoch, mit einem Mittelwert von 2,9 °C (-1,3 °C) lag der Januar 2023 auf Augenhöhe mit einem typischen März (Mittel: 2,8 °C). Der Niederschlag entsprach mit 55 l/m² (51 l/m²) etwa dem Soll, während die Sonnenscheindauer mit 32 Stunden dem Klimawert von 43 Stunden hinterherhinkte. Thüringen war das zweitkühlste Bundesland.

Quelle: DWD, Deutscher Wetterdienst

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter 2022

Deutschland erlebt eines der zwei wärmsten Jahre und einen Sonnenscheinrekord

Schietwetter im Norden? Vorurteil! Die Jahresniederschläge der einzelnen Bundesländer geben eine eindeutige Antwort.

Urlaub super – Grasertrag miserabel

Offenbach, 30. Dezember 2022 – Deutschland erlebte 2022 ein außergewöhnliches Wetterjahr. Der Temperaturrekord des Jahres 2018 von 10,5 Grad Celsius wurde zumindest eingestellt. Erst die abschließende Auswertung aller Stationsdaten des nationalen Wetterdienstes Anfang Januar wird zeigen, ob 2022 das wärmste Jahr seit Messbeginn war. Einen neuen Rekord gab es bei der Sonnenscheindauer. Mit einem Niederschlagsdefizit von etwa 15 Prozent waren die vergangenen zwölf Monate hierzulande sehr trocken. Auch beim Trend der Jahresmitteltemperatur gab es mit dem warmen Jahr 2022 einen weiteren Anstieg: Seit 1881 ist es in Deutschland inzwischen 1,7 Grad wärmer geworden. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 1,6 Grad. Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Das rekordwarme Jahr 2022 sollte für uns alle ein erneuter Ansporn sein, beim Klimaschutz endlich vom Reden zum Handeln zu kommen. Wir haben es bisher nicht geschafft, wirkungsvoll auf die Treibhausgasbremse zu treten. Die Erderwärmung schreitet nahezu ungebremst voran.“

Mehrere Hitzewellen im Juni und Juli
Im Jahr 2022 waren alle Monate im Vergleich zum Mittel der Referenzperiode 1961-1990 zu warm. Der August war im vieljährigen Vergleich der Zweitwärmste und der Oktober mit 2001 sogar der Wärmste entsprechende Monat. Insgesamt ergab sich nach DWD-Berechnungen eine Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius (°C). 2022 liegt damit um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 – 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 – 2020 betrug die Abweichung +1,2 Grad. Damit war 2022 neben 2018 vorläufig das wärmste Jahr seit Messbeginn. Platz 1 ist laut DWD nach Auswertung aller Daten noch möglich. Mehrere intensive Hitzewellen im Juni und Juli führten europaweit zu Temperaturrekorden. Die deutschlandweit höchste Tagestemperatur stammt ungewöhnlicherweise aus dem Norden des Landes. Am 20. Juli wurde in Hamburg-Neuwiedenthal ein neuer Stationsrekord von 40,1 °C festgehalten. Den Jahrestiefstwert meldete Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, am 18. Dezember mit -19,3 °C.

Februar und September ordentlich nass, Sommer hingegen erheblich zu trocken
Das sommerliche Niederschlagsloch, das ein Minus von gut 40 Prozent im Vergleich zur Referenzperiode 1961 -1990 erreichte, führte zu der geringsten Bodenfeuchte unter Gras seit 1961. Flankiert wurde diese Trockenphase allerdings von den deutlich zu nassen Monaten Februar und September. Im Jahresverlauf fielen im Deutschlandmittel rund 670 Liter pro Quadratmeter (l/m²). Das war ein Minus von etwa 15 Prozent verglichen mit der Referenzperiode 1961 – 1990 (789 l/m²). Ähnlich fiel der Vergleich mit der Periode 1991 – 2020 (791 l/m²) aus. Die höchste Tagessumme wurde in Babenhausen im Unterallgäu am 19. August mit 112,1 l/m²gemessen. An den Alpen prasselten in den vergangenen zwölf Monaten 1500 bis 2000 l/m²nieder. Im Nordosten gingen gleichzeitig die Mengen auf unter 500 l/m² zurück.

Dülmener Pferde im Frühjahr 2022

Mit etwa 2025 Sonnenstunden sonnigstes Jahr seit Messbeginn
2022 schien die Sonne im bundesweiten Mittel rund 2025 Stunden und lag damit etwa 30 Prozent über dem Referenzwert der Periode 1961 – 1990 (1544 Stunden). Im Vergleich zu 1991 – 2020 (1665 Stunden) betrug die positive Abweichung gut ein Fünftel. Im Südwesten schien die Sonne sogar über 2300 Stunden, in den östlichen Mittelgebirgen zeigte sie sich mit unter 1800 Stunden vergleichsweise seltener.

Das Wetter in den Bundesländern im Jahr 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Das Jahr 2022 begann mit einem viel zu milden Winter, in dem sich Kälte und Schnee ins höhere Bergland zurückzogen und dann vom sonnigsten März seit Messbeginn abgebaut wurden. Am 12. April meldete Baden-Württemberg als Vorreiter den ersten Sommertag der Republik, im Mai wurde dann auch die 30 °C-Marke geknackt. Prompt schloss sich dann nach 2003 der zweitwärmste Sommer und nach einem bereits ziemlich herbstlichen September der wärmste Oktober an. Dieser katapultierte mit dem sehr milden November den diesjährigen Herbst auf Platz 2 der Wärmsten. Richtig eisig und winterlich wurde nur die erste Dezemberhälfte. So erlebte Baden-Württemberg 2022 mit 10,9 °C (8,1 °C) das wärmste Jahr seit Messbeginn. Auch die Sonnenscheindauer erreichte mit 2185 Stunden (1607 Stunden) einen neuen Rekordwert. Die Jahresniederschlagsmenge betrug 810 l/m² (980 l/m²). Im Ländervergleich war Baden-Württemberg 2022 das sonnigste Bundesland.

Bayern: Auch der Freistaat blickt mit einem Temperaturmittel von 10,1 °C (7,5 °C) auf das wärmste Jahr seit Messbeginn zurück. Schon der Winter war sehr mild und Schneefall eher ein Berglandphänomen. An den sonnigsten März knüpfte der zweitsonnigste und auch zweitwärmste Sommer an. Rekordwarm wurde auch der Oktober und eisig die erste Dezemberhälfte. In Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, wurde infolge dessen am 18.12. mit -19,3 °C der deutschlandweit tiefste Jahreswert ermittelt. Insgesamt fielen im abgelaufenen Jahr 778 l/m² (941 l/m²) Flächenniederschlag. Die Alpen kamen sogar auf über 1500 l/m². Babenhausen im Unterallgäu erreichte am 19. August mit 112,1 l/m² den bundesweit höchstes Tagesniederschlag. Bayern war im Ländervergleich ein relativ nasses Bundesland, in dem die Sonne dennoch mit rund 2020 Stunden (1595 Stunden) außergewöhnlich schien.

Das Bodenwasser ist komplett verdunstet: der Boden reißt und zeigt die typischen Trockenrisse

Berlin: In der Hauptstadt zeigte sich das Jahr 2022 mit 11,2 °C (9,1 °C) nicht nur ungewöhnlich warm, sondern mit 403 l/m² (573 l/m²) auch viel zu trocken. So ließ Berlin als niederschlagsärmste Region alle anderen Bundesländer weit hinter sich. Die Sonne schien in den 2045 Stunden (1635 Stunden). Der März brachte sogar einen neuen Sonnenscheinrekord. Im November gab es einen Frostschock und im Dezember sogar 11 Tage Dauerfrost. Äußert mild ging es dann in das neue Jahr.

Brandenburg: Nach einem sehr milden Winter und dem sonnigsten März machte besonders der diesjährige Sommer Schlagzeilen. Trockenheit, Hitze und Waldbrände waren die prägendsten Ereignisse. Am 19. Juni befand sich der Süden in den Händen sengender Heißluft. Cottbus meldete extreme 39,2 °C und damit einen neuen Junirekord für Brandenburg. Eisig wurde es dann kurz im November und für längere Zeit im Dezember, wo im Mittel an 10 Tagen Dauerfrost beobachtet wurde. In der Jahresbilanz war 2022 mit 10,6 °C (8,7 °C) in Brandenburg ungewöhnlich warm. Deutlich zurück blieb die Niederschlagsausbeute mit 430 l/m² (557 l/m²). Brandenburg war die zweittrockenste Region in Deutschland. Die Sonnenscheindauer lag bei 2017 Stunden (1634 Stunden).

Bremen: Der viel zu milde Winter hatte Mitte Februar brachte eine Serie von Sturm- und Orkantiefs: Bremerhaven meldete am 18.2. Böen bis zu 126,0 km/h. Darauf folgte der sonnigste März und am 20. Juli trat in Bremerhaven mit 35,9 °C sogar ein neuer Temperaturrekord auf. Frostig wurde es im Dezember. Am 17.12. sackte das Quecksilber auf unter -10 °C. Im Ergebnis sorgte das Jahr 2022 für eine Mitteltemperatur von 11,0 °C (8,9 °C), 674 l/m² (726 l/m²) Niederschlag und 1985 Stunden (1474 Stunden) Sonnenschein.

Hamburg: Die Hafenmetropole meldete im Wetterjahr 2022 den sonnigsten März und am 20. Juli in Hamburg-Neuwiedenthal mit 40,1 °C einen neuen Altzeitrekord. Erstaunlich daran ist, dass dieser so weit im Norden gleichzeitig den deutschlandweit höchsten Jahreswert markiert. An den sehr warmen Sommer schloss ein äußerst milder und sonniger Herbst an. In der zweiten Dezemberdekade wurde es auch mal richtig eisig. Teilweise ging es auf knapp minus 10 °Czurück. Am Ende standen für das Jahr 2022 viel zu warme 11,0 °C (8,8 °C), 675 l/m² (750 l/m²) und sonnige 1985 Stunden (1507 Stunden) auf dem Zettel.

Hessen: Das mit 10,7 °C (8,2 °C) wärmste Jahr seit Messbeginn enthielt in Hessen auch den sonnigsten März und an einigen Orten Rekordschneefälle im April. Die Monate Juni, Juli und August entfachten einen Dauersommer, der vertrocknete Landschaften sowie verbrannte Wälder und Felder zurückließ. Nach dem sonnigsten und trockensten Sommer seit 1881 brachte der September den langersehnten Niederschlag. Der Oktober 2022 wurde neben 2001 zum Wärmsten gekürt. Erst in der zweiten Dezemberdekade fielen die Temperaturen massiv in den Keller. Ergebnis: eine Woche Dauerfrost. Im Bergland blieb die Temperatur teils zwei Wochen unter Null Grad. Die kleine Eiszeit endete mit einer markanten Glatteisregenlage und der Jahreswechsel erfolgte rekordmild. Unter dem Strich waren die vergangenen zwölf Monate mit 655 l/m² (793 l/m²) deutlich zu trocken. Die Sonnenscheindauer stellte mit 2025 Stunden (1459 Stunden) einen neuen Rekord auf.

Mecklenburg-Vorpommern: Im Nordosten war das Jahr 2022 mit 10,1 °C (8,2 °C) außergewöhnlich warm und mit 2015 Stunden (1648 Stunden) ausgesprochen sonnig. Rekordsonnenschein spendierte der März. Der 20. Juli war ein Tag mit neuen landesweiten Hitzerekorden. Boizenburg, 50 km südwestlich von Schwerin, stand mit 39,4 °C ganz oben auf
dem Hitzetreppchen und selbst an der Küste gab es teils über 38 °C. Neben 2006 folgte der wärmste Oktober. In der zweiten Dezemberdekade gab es Dauerfrost mit strengen Nachtfrösten. An Weihnachten und zum Jahreswechsel gehörte die kurze Winterepisode aber der Vergangenheit an. In der sehr trockenen Region fielen im Jahresverlauf 481 l/m² (595 l/m²).

Niedersachsen: Im zweitgrößten Flächenland erreichte die Jahresmitteltemperatur ungewöhnliche 10,7 °C (8,6 °C). Dazu fielen 635 l/m² (746 l/m²). Mitte Februar fegten Stürme über die Region und produzierten teils schwere Orkanböen an den Küsten. Ruhe und Rekordsonnenschein schenkte der März. Heiß wurde es im Juli, als am 20.7. in Barsinghausen-Hohenbostel, 20 km westlich von Hannover, mit 40,0 °C sogar ein neuer Bundeslandrekord aufgestellt wurde. Anschließend setzte der drittwärmste Herbst nach, ehe in der zweiten Dezemberdekade Väterchen Frost die Muskeln spielen ließ. Im ganzen Jahr kam die Sonne rund 1940 Stunden (1456 Stunden) zum Vorschein.

Nordrhein-Westfalen: In NRW verabschiedete sich das Wetterjahr 2022 mit 11,2 °C (9,0 °C) rekordwarm. Auch die Sonnenscheindauer stand mit 1984 Stunden (1440 Stunden) an der Spitze. Besonders der sonnige März stellte alles bisher Bekannte in den Schatten. Ende der zweiten Maidekade wurden die ersten heißen Tage des Jahres gemessen. Der darauffolgende Sommer war erschreckend trocken und der Herbst ungewöhnlich warm. In der zweiten Dezemberdekade gab es strenge Fröste, die mit gefährlichem Glatteisregen verbunden waren. In Nordrhein-Westfalen fiel ein Jahresniederschlag von 737 l/m² (875 l/m²).

Rheinland-Pfalz: 2022 war mit 11,2 °C (8,6 °C) vor Ort das wärmste Jahr. Die Sonne schien 2095 Stunden (1507 Stunden). Der März glänzte mit einer Rekordsonnenscheindauer und der Sommer war der zweitwärmste und trockenste. Der September bescherte der Flora und Fauna wohltuenden Niederschlag und sorgte so für eine deutliche Entspannung in der vorangegangenen Dürre. An den wärmsten Oktober seit Messbeginn hängte sich ein viel zu milder November. Die Niederschlagsmenge betrug 2022 rund 685 l/m² (807 l/m²).

Saarland: Auch die Saarländer erlebten mit 11,6 °C (8,9 °C) das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn und konnten 2140 Stunden (1571 Stunden) Sonnenschein messen. Verantwortlich dafür waren der sonnigste März sowie der zweitwärmste und gleichzeitig sonnigste Sommer. Dieser ging auch als historisch trocken in die Geschichtsbücher ein. Auffallend nass wurde dann der September, an den sich der wärmste Oktober nahtlos anschloss. Im November wurde es turbulent und gefährlich, als am Nachmittag des 17. November ein Tornado unter anderem in Remmesweiler, Urexweiler und Dirmingen schwere Schäden anrichtete. Schätzungen zufolge wurden Windgeschwindigkeiten um 180 km/h erreicht. In der zweiten Dezemberdekade etablierte sich eine markante Dauerfrostlage mit finalem Glatteisregen. Das Jahr 2022 brachte insgesamt 850 l/m² (944 l/m²). Alles eingerechnet war das kleinste Flächenland die wärmste und nasseste Region.

Sachsen: Ungewöhnlich warm und sonnig verlief hier das Jahr 2022, wie das Jahresmittel von 9,9 °C (8,1 °C) und die Sonnenscheindauer von 2015 Stunden (1549 Stunden) untermauern. Der dritte Monat des Jahres lag bezüglich Sonnenscheindauer sogar an der Spitze aller Märzmonate. Der Sommer und November befanden sich auf Platz 3 der Sonnigsten. Dazwischen gesellte sich der wärmste Oktober (mit 2001) seit Beginn der Datenerfassung. In der zweiten Dezemberdekade zeigte dann auch mal die Kälte ihre Krallen. Hinzukamen in den vergangenen 52 Kalenderwochen 580 l/m² (699 l/m²).

Klimawandel: Steppengras wächst in Deutschland

Sachsen-Anhalt: Letzte Berechnungen zeigen: 2022 war dort mit 10,6 °C (8,7 °C) eines der wärmsten und mit 2040 Stunden (1522 Stunden) das zweitsonnigste Jahr. Dazu gehörte 2022 auch den sonnigsten März und den zweitsonnigsten Sommer, in dem erstmals die 40,0 °C am 20. Juli in Huy-Pabsdorf, Landkreis Harz, gemessen wurden. Der Oktober ließ sich als Wärmster erkennen, auf den dann der drittsonnigste (eigentliche) „Nebelmonat“ folgte. Die zweite Dezemberdekade zeigte sich von ihrer eisigen Seite und der Jahreswechsel äußert mild. Mit 446 l/m² (548 l/m²) zählte das mitteldeutsche Bundesland zu den trockensten Regionen.

Schleswig-Holstein: Das ungewöhnlich warme Jahr brachte Mitte Februar eine Abfolge von Sturm- und Orkantiefs mit regional immense Schäden: Büsum in Dithmarschen verzeichnete am 18. Februar Orkanböen von bis zu 143,8 km/h. Aber auch die Sonne machte Schlagzeilen. Stichwort: Sonnigster März. Im Juli folgten Hitzerekorde. So wurde zum Beispiel in Grambek, 30 km südlich von Lübeck, am 20.7. mit 39,1 °C ein neuer Bundeslandrekord aufgestellt. Der Herbst ging als Drittwärmster in die Annalen ein. Nur in der zweiten Dezemberdekade wehte mal ein ganz anderer Wind, als Dauerfrost die Runde machte. In Zahlen zeigt sich das fürs Jahr 2022 eine Mitteltemperatur von 10,2 °C (8,3 °C), Niederschlagsmenge von 732 l/m² (788 l/m²) und Sonnenscheindauer von 1910 Stunden (1567 Stunden). Schleswig-Holstein war das sonnenscheinärmste Bundesland.

Thüringen: 2022 brach mit 10,0 °C (7,6 °C) und 1970 Stunden (1486 Stunden) Sonnenschein neue Rekorde. Der Winter fiel praktisch ins Wasser und war lediglich im Bergland erkennbar. Der März strahlte als Sonnigster und an dieser Strahlkraft nahm sich auch der Sommer als Zweitsonnigster ein Beispiel. Der Oktober krönte als Wärmster und der eigentliche Nebelmonat November zeigte als 4.sonnigster, wie ungewöhnlich viel Helligkeit in ihm stecken kann. Thüringen war 2022 ein kühles und ein „sonnenscheinarmes“ Bundesland. In den letzten 365 Tagen fielen darüber hinaus 562 l/m² (700 l/m²).

Steppenvegetation beginnt mit ca. 500 l/m2/a und weniger

Text: Deutscher Wetterdienst DWD, Fotos privat

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Dezember 2022

Weihnachtsmonat unter dem Strich recht ausgeglichen, aber mit Temperaturextremen

Das Weihnachtswetter gab es schon vor Weihnachten

Offenbach, 30. Dezember 2022 – Die ersten kalten Dezemberwochen mit einem eisigen Tiefpunkt in der zweiten Dekade machten vor allem in Teilen des Ostens von Deutschland sowie im Bergland Hoffnung auf eine weiße Weihnacht. Doch das Wetter sorgte ab dem 19. Dezember für eine Kehrtwende um 180 Grad: Was mit Glatteisregen begonnen hatte, endete landesweit mit sehr milden Temperaturen sowie Tauwetter. Sowohl an Weihnachten als auch zum Jahreswechsel kam ein Gefühl von Frühling auf. So fiel der letzte Monat im Jahr 2022 bei ziemlich ausgewogener Niederschlagsmenge und Sonnenscheindauer etwas zu warm aus. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Eisige Adventszeit, sehr milde Weihnachten und Rekordtemperaturen zur Jahreswende
Die erst viel zu kalte und dann teils rekordwarme Witterung führte im Dezember 2022 zu einem Temperaturdurchschnitt von etwa 1,8 Grad Celsius (°C). Der Monat lag damit etwa ein Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 und erreichte genau das Mittel der aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020. Dass diese „Temperaturglättung“, also das Monatsmittel, jedoch extreme Spitzen in sich birgt, zeigen folgende Messwerte: Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, erreichte am 18. mit -19,3 °Cden deutschlandweit tiefsten Wert. An Silvester hingegen werden mutige Exoten das Sektglas in kurzer Hose bei 20 °C und mehr im Oberrheingraben tagsüber heben können.

Zunächst Schnee im Nordosten und Bergland, dann regenreiches letztes Dezemberdrittel
Im Weihnachtsmonat fielen rund 65 Litern pro Quadratmeter (l/m²). Das lag nur etwa zehn Prozent unter dem Niederschlagsmittel der Referenzperioden 1961 bis 1990 (70 l/m²) und 1991 bis 2020 (71 l/m²). In den ersten beiden Dekaden zauberte der Dezember vor allem in den östlichen Mittelgebirgen sowie in Teilen des Ostens und Nordens beeindruckende Winterlandschaften. Ab dem 19. wurde dieser Zauber jedoch nach und nach beendet. Glatteisregen läutete Milderung und eine regenreiche Phase ein, in der die Station Sankt Blaisen-Menzenschwand im Hochschwarzwald am 23. mit 63 l/m² den maximalen Tagesniederschlag meldete. Im Schwarzwald waren auch mit über 200 l/m² die höchsten Monatssummen zu finden.

Ausgewogene Sonnenscheindauer
Mit etwa 39 Stunden war die Sonnenscheindauer im Dezember ziemlich typisch. Vergleich: 38 Stunden (Periode 1961 bis 1990) und 42 Stunden (Periode 1991 bis 2020). Am hellsten war es im Süden und Südwesten mit teils über 50 Stunden. Nach Nordosten hin verringerte sich die Belichtungsdauer um mehr als die Hälfte.

Das Wetter in den Bundesländern im Dezember 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Die winterliche Witterung der ersten beiden Dezemberdekaden endete mit frühlingshafter Luft, die an den Weihnachtsfeiertagen bei lokal über 16 °C gipfelte. Bis zum Jahreswechsel kam sogar noch eine Schippe Warmluft oben drauf, so dass die Temperaturen an Silvester im Oberrheingraben auf 20 °C und mehr klettern. Im Mittel erreichte die Dezembertemperatur 2,2 °C (0,3 °C). Mit der Milderung kam auch ordentlich Regen auf. Besonders im Stau des Schwarzwaldes, wo sich die Monatsmengen auf über 200 l/m²summierten. In der Fläche brachte der Weihnachtsmonat Baden-Württemberg 70 l/m² (82 l/m²) Niederschlag. Die Sonne schien 45 Stunden (45 Stunden).

Bayern: Die Frostlage in der zweiten Dezemberdekade erreichte am 18. mit Werten von -19 °Cihren Tiefpunkt. Nationaler Spitzenreiter wurde Heinersreuth-Vollhof im Landkreis Bayreuth mit -19,3 °C. Dieselbe Station registrierte am 23. einen Tageshöchstwert von 11,3°C (Temperaturanstieg: 30,6 Grad). Ein solcher Luftmassenwechsel geht nicht störungsfrei vonstatten. So sorgte Glatteisregen im Übergang für gefährliche Zustände. Anschließendes Tauwetter mit Regenfällen führte besonders in Teilen Ober- und Unterfrankens zu Hochwasser. Silvester könnte bei gebietsweisen Rekorden von über 18 °C gefeiert werden. Zusammenfassend hatte der letzte Monat des Jahres 2022 ein Temperaturmittel von 1,2 °C (-0,6 °C), eine Niederschlagsmenge von rund 63 l/m² (76 l/m²) und eine Sonnenscheindauer von 47 Stunden (47 Stunden). Der Freistaat war damit das sonnigste Bundesland.

Berlin: In Berlin zeigte das Thermometer im Mittel 1,7 °C (1,2 °C) und vom 9. bis 18. sogar Dauerfrost. Nächtliche Fröste erreichten bis zu -11 °C. An Weihnachten kletterten die Höchstwerte bereits wieder auf 9 °C und der Jahreswechsel wird frühlingshaft mild. Ein dafür notweniger Luftmassenwechsel erfolgt nicht immer risikofrei. Glatteisregen sorgte am 19. für gefährliche Straßenbedingungen. Glücklicherweise wurden in der Metropole nur vereinzelte Unfälle gezählt. Neben 50 l/m² (53 l/m²) schien die Sonne rund 22 Stunden (35 Stunden). Die Hauptstadt war eine trockene und die sonnenscheinärmste Region.

Brandenburg: Der diesjährige Dezemberwinter erreichte in Brandenburg in der zweiten Monatsdekade seinen Tiefpunkt. Im Schnitt brachte der Weihnachtsmonat 10 Tage Dauerfrost mit Minima bis -15 °C. In den westlichen Regionen lag auch längere Zeit Schnee. Die letzte Monatsdekade war dagegen fast schon frühlingshaft mild, aber auch recht wechselhaft. Im Schnitt erreichte der Dezember 2022 1,4 °C (0,9 °C). Dazu fielen 48 l/m² (50 l/m²) und 26 Sonnenstunden (36 Stunden) standen auf der Schlussrechnung.

Bremen: Bremen war mit 2,7 °C (2,2 °C) ein warmes Bundesland. Auch hier trat im Dezember ein markanter Luftmassenwechsel ein. In den ersten beiden, sehr unterkühlten Monatsdekaden fielen die Tiefstwerte am 17. und 18. auf bis zu -10 °C. Am 19. fiel Regen auf den gefrorenen Böden und nach spiegelglatten Straßen sprangen die Höchstwerte bis zum 20. auf sehr milde 11 °C. Mild, nass und windig blieb es auch bis zum Jahresausklang. 70 l/m² (64 l/m²) Niederschlag und 40 Stunden (33 Stunden) brachte der Weihnachtsmonat.

Hamburg: Der Dezemberwinter machte in den ersten beiden Monatsdekaden auch vor Hamburgs Toren keinen Halt. Bei oftmals klarem Himmel ging es nachts auf bis zu -9 °C hinab. Am 19. endete die Frostzeit mit Glätte sowie Hunderten Unfällen und am 20. schnellte das Quecksilber mit fast 12 °C auf sehr mild. Auch der Jahreswechsel hatte einen frühlingshaften Charakter. In der Summe erreichte der Dezember 2,5 °C (2,0 °C), brachte 75 l/m² (70 l/m²). Dazu schien die Sonne 38 Stunden (31 Stunden).

Hessen: Hier endete der letzte Monat des Jahres 2022 mit einem Mittel von 1,9 °C (0,8 °C). In der zweiten Dezemberdekade wurde Hessen mit eisiger Luft geflutet. Am Morgen des 18. traten Tiefstwerte von -9 bis -15 °C auf. Glatteisregen mit Verkehrsbehinderungen sowie Unfällen beendete ab dem 19. sukzessive die Eiszeit und an den Weihnachtsfeiertagen stiegen die Höchstwerte auf sehr milde 13 °C. In den letzten 31 Tagen kamen 63 l/m² (77 l/m²) und 33 Stunden (32 Stunden) zusammen.

Mecklenburg-Vorpommern: Der Nordosten war im Dezember mit 1,1 °C (1,1 °C) eine kühle Region. Neben Dauerfrost bot die zweite Monatsdekade vielerorts auch eine permanente Schneedecke. Bis zum Weihnachtsfest hielt der Wintertraum jedoch nicht. Ab dem 19. wurde mit vorangegangen gefrierendem Regen und folgender, teils massiver Milderung der Winter ad acta gelegt. Mit 50 l/m² (52 l/m²) und 29 Stunden (37 Stunden) war Mecklenburg-Vorpommern auch eine trockene und sonnenscheinarme Region.

Niedersachsen: Eisige Temperaturen setzten sich in der zweiten Dezemberdekade auch in Niedersachsen durch. Dabei wurden mit jedem Kilometer ostwärts die Fröste strenger. Am 19. führte einsetzender Regen auf den gefrorenen Böden zu einer Unwetterlage. Es gab zahlreiche Unfälle. Auch ein Todesfall war zu beklagen. Die anschließende Milderung mit Höchstwerten zwischen 10 und 16 °C dauerte bis zum Jahresausklang an. Alles in allem lag die Dezembertemperatur bei gemittelten 2,2 °C (1,9 °C), die Niederschlagsausbeute bei 72 l/m² (70 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei 43 Stunden (32 Stunden).

Kalt, dennoch schön

Nordrhein-Westfalen: NRW befand sich mit einer Dezembertemperatur von 2,9 °C (2,3 °C) auf dem zweiten Platz der wärmsten Regionen, trotz eisiger Tage und Nächte um die Monatsmitte. Doch die teils über 15 °C milde, ja schon frühlingshafte Luft im letzten Monatsdrittel war dominierender. An Silvester könnten Rekorde purzeln. Vor der Milderung verursachte Glatteisregen am 19. zahlreiche Unfälle im Land. Im Bundesland fielen 85 l/m² (88 l/m²). Die Sonne zeigte sich rund 39 Stunden (37 Stunden).

Rheinland-Pfalz: Der Dezember 2022 war ein Weihnachtsmonat, der gegensätzlicher nicht sein kann, wie folgende Werte zeigen: Minus 15 °C am 18. in Andernach und Plus 15,0 °C am 23. in Bad Dürkheim. Ein Sprung vom tiefsten Winter in den Frühling, begleitet von unwetterartigem Glatteisregen, der zu zahlreichen Unfällen führte. Gemittelt bleibt von diesen Extremen nicht mehr viel übrig, wie die Dezembertemperatur von 2,5 °C (1,3 °C) abbildet. Der Flächenniederschlag lag bei 63 l/m² (76 l/m²). Die Sonne schien 40 Stunden (38 Stunden).

Saarland: Das kleinste Flächenland war als wärmste Region vergleichsweise „groß“. Milde 3,2 °C (1,5 °C) meldeten die dortigen DWD-Stationen. Tiefer Winter mit strengen Frösten unter minus 10 °C waren um die Monatsmitte auch hier ein Thema. Doch die Milderung erfolgte rasch und an Weihnachten kletterten die Höchstwerte bereits auf 14 °C. Auch das neue Jahr wird dann in frühlingshafter Luft eingeläutet. Das Saarland war im Ländervergleich mit 82 l/m² (98 l/m²) ein recht nasses Gefilde. Die Sonne schien mit 46 Stunden (40 Stunden) reichlich.

Sachsen: Die eisige Strömung in der zweiten Monatsdekade ließ die Temperaturen bis in den sehr strengen Frostbereich fallen. Aus Dippoldiswalde-Reinberg wurden dabei am 18. bibbernde -18,7 °C gemeldet. Dabei berichtete neben dem Erzgebirge auch das Tiefland über eine geschlossene Schneedecke. Aus weißer Weihnacht wurde jedoch nichts. Sehr milde Luft setzte dem Wintermärchen – auch im Erzgebirge – ein rasches Ende. Bis zu 17 °C und damit örtliche Rekorde dürfte das Jahresende bringen. Gemittelte 1,2 °C (0,3 °C) zeigten die Thermometer im Dezember. Mit 44 l/m² (60 l/m²) war der Freistaat die trockenste Region. Insgesamt schien die Sonne 35 Stunden (41 Stunden).

Sachsen-Anhalt: In das mitteldeutsche Bundesland strömte in der zweiten Dezemberdekade eisige Luft. Neun Tage lang zeigten die Temperaturen kein positives Vorzeichen. Nachts traten verbreitet strenge Fröste auf. Oberharz am Brocken-Stiege meldete am 13. sogar eisige -17,5 °C. Am 19. setzten die Temperaturen aber zum Steilflug an und schossen zum Weihnachtsfest auf vielerorts über 10 °C. Silvester wird mit örtlich über 16 °C sogar noch einen draufsetzen. Im Schnitt betrug die Temperatur im letzten Monat 1,4 °C (1,2 °C). Neben 59 l/m² (47 l/m²) Niederschlag wurden gut 36 Sonnenstunden (36 Stunden) gemessen.

Schleswig-Holstein: Auch im äußersten Norden gab es zeitweise charakteristisches Winterwetter mit Frost und Schnee. In der dritten Dekade drehte die Strömung auf südwestliche Richtungen und mit Wind und Regen wurde es deutlich milder. Wie der DWD resümierte, lag das Temperaturmittel im Dezember bei 2,3 °C (1,8 °C) und die Niederschlagsmenge bei etwa 86 l/m²(73 l/m²). Hinzu kamen 34 Sonnenstunden (35 Stunden). Schleswig-Holstein war die nasseste Region.

Thüringen: Thüringen war mit 1,0 °C (0,0 °C) das kälteste Bundesland. Der Weihnachtsmonat verzauberte das Bergland mit einer wochenlangen Schneedecke. Im Flachland herrschten in der zweiten Monatsdekade strenge Fröste. Im letzten Monatsdrittel radierten milde Luftmassen und Regenfälle den Winter aus. Das Weihnachtsfest wurde bei bis zu 12 °C gefeiert; an Silvester könnte es zu Rekordtemperaturen von über 15°C kommen. Neben 51 l/m² (64 l/m²) Niederschlag strahlte die Sonne 42 Stunden (36 Stunden).

Text: Deutscher Wetterdienst DWD, Fotos privat

Beobachtungen zum Klimawandel: Ausblick im November auf Winterwetter 2022/2023

DWD erwartet einen eher milden Winter in Deutschland

Wird es einen „richtigen“ Winter geben?

Offenbach, 10. November 2022 – In Deutschland wird der Heizenergieverbrauch im Winter wesentlich durch die Außentemperaturen geprägt. Ob ein Winter im Mittel eher kühl oder eher mild war, lässt sich nachträglich trotz individueller Einsparungen meistens an der Heizkostenrechnung ablesen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat nun anhand von saisonalen Klimavorhersagen den Temperaturtrend in Deutschland für den Zeitraum der drei Wintermonate Dezember 2022 bis Februar 2023 abgeschätzt. Der kommende Winter könnte, wenn die Modellrechnungen des DWD eintreten, eine Mitteltemperatur von mindestens 2 Grad Celsius (° C) erreichen und damit zu den 33 Prozent der mildesten Winter der Referenzperiode 1991 – 2020 gehören. Das vieljährige Mittel dieser Referenzperiode liegt bei 1,4 °C. Auch Modelle anderer nationaler Wetterdienste wie des britischen Met Office oder von Meteo France gehen von einem etwas zu milden Winter in Deutschland aus. Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des nationalen Wetterdienstes: „Die Winterprognose des Deutschen Wetterdienstes ist für alle Energieverbraucher eine gute Nachricht. Wir erwarten einen vergleichsweise milden Winter. Sollte das Modell recht behalten, können wir dadurch Heizenergie einsparen.“ 

Die aktuelle Klimavorhersage wird auch von der Bundesnetzagentur aufmerksam verfolgt. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur: „Ein vergleichsweise milder Winter könnte uns dabei helfen, die notwendigen Einsparungen von mindestens 20 Prozent beim Gasverbrauch auch in den kommenden Monaten durchzuhalten. Denn wir haben zwar dank der vollen Gasspeicher eine gute Ausgangslage, dürfen aber jetzt nicht nachlassen. Schon ein paar kalte Tage können ausreichen, dass der Verbrauch steigt und die Speicher sich schnell wieder leeren. Es nützt nichts – Sparsamkeit ist auch bei milderen Temperaturen das Gebot der Stunde.“ 

Alle Klimavorhersagen des DWD können im Internet eingesehen werden unter www.dwd.de/klimavorhersagen. 

Saisonale Klimavorhersagen sind keine Wettervorhersagen
Saisonale Klimavorhersagen prognostizieren klimatische Tendenzen über größere Gebiete und längere Zeiträume im Vergleich zu einem durch Messwerte abgedeckten Referenzzeitraum der Vergangenheit. Das unterscheidet sie von Wettervorhersagen, die für einen bestimmten Ort und Zeitpunkt gelten. Auch wenn die aktuelle Prognose des DWD für den Winter im Mittel eher mildere Bedingungen als im Referenzzeitraum 1991 – 2020 vorhersagt, kann es trotzdem an einzelnen Tagen oder Wochen deutlich kälter als im vieljährigen Mittel werden. 

Die aktuelle Winterprognose basiert auf saisonalen Klimavorhersagen des DWD, die gemeinsam mit der Universität Hamburg und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie entwickelt wurden. Das Modellsystem berücksichtigt die Wechselwirkungen der Atmosphäre mit trägeren Komponenten des Klimasystems, wie dem Ozean, dem Meereis oder der Landoberfläche. Das erst macht eine Vorhersage über einen längeren Zeitraum möglich. 

Da einzelne Klimavorhersagen für die nächsten Wochen oder Monate mit großen Unsicherheiten verbunden sind, berechnet der DWD monatlich 50 leicht unterschiedliche Klimasimulationen, um diese Unsicherheiten erfassen zu können. Insgesamt erreicht eine saisonale Klimavorhersage nicht die Verlässlichkeit einer Wettervorhersage, aber die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse können die Vorhersagequalität für bestimmte saisonale Zeiträume deutlich erhöhen.

Für alle Regionen Deutschlands wird vom DWD ein wärmerer Winter (Dezember-Februar) 2022/2023 im Vergleich zum vieljährigen Durchschnitt des Zeitraums 1991-2020 prognostiziert. Die Vorhersagegüte-Ampel der Klimavorhersage auf „grün“ weist darauf hin, dass die Qualität des saisonalen Klimavorhersagesystems für die Temperatur relativ gut ist und daher der Verwendung des vieljährigen Mittels der Beobachtungen als Abschätzung für die Zukunft vorzuziehen ist.

Quelle: DWD Deutscher Wetterdienst, Foto privat

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Herbst 2022

Drittwärmster Herbst in Deutschland seit Messbeginn 1881

Offenbach, 30. November 2022 – Der Herbst 2022 war in Deutschland der drittwärmste seit dem Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1881. Er war zugleich leicht überdurchschnittlich nass und recht sonnig. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen. Der September, brachte nach dem sehr trockenen Sommer den sehnsüchtig erwarteten Regen in großzügigen Mengen. Weiter ging es mit einem wärmespendenden Oktober mit Rekordtemperaturen. Der November sorgte dann statt für Nebel und Grau für verhältnismäßig viel Sonne. Uwe Kirsche, Pressesprecher des DWD: „Ein sehr warmer Herbst liegt nun hinter uns. Damit können wir eine zweite Bilanz ziehen: Noch nie seit 1881 war der Zeitraum Januar bis November in Deutschland so warm wie 2022.“ Der Mittelwert liegt bei 11,3 Grad Celsius (°C). Den bisherigen Höchststand gab es 2020 mit 11,1 °C für diesen Zeitraum.

Sommerwetter im Herbst

Herbst war zwei Grad wärmer als das vieljährige Mittel
Nicht nur gefühlt, auch gemessen lässt sich konstatieren: Der diesjährige Herbst war außergewöhnlich warm. Das Temperaturmittel lag mit 10,8 °C um 2,0 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +1,5 Grad. Besonders der Oktober war ein Exot und ging mit seinem Kompagnon aus dem Jahr 2001 als wärmster in Deutschland in die Geschichte ein. Die damalige sehr milde Witterung reichte zu Beginn auch in den November 2022 hinein, bekam aber im Monatsverlauf einen ordentlichen Dämpfer. Der Winter klopfte bald lautstark an und am 19., 20. und 21.11. meldeten zahlreiche nord- und ostdeutsche Wetterstationen die bisher tiefsten Temperaturen des Jahres. An der Station Oberharz am Brocken stoppte das Quecksilber am 20.11. erst bei -11,6 °C – der bundesweite Tiefstwert. Den Höchstwert des Herbstes gab es in Kleve, Niederrhein, am 5.9. mit 32,3 °C.

Reichlich Niederschlag im südwestlichen Bergland
Im Herbst 2022 fielen deutschlandweit im Mittel rund 205 Litern pro Quadratmeter (l/m²) und damit etwa 12 Prozent mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 (183 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 betrug das Plus etwa 8 Prozent. Nach dem sehr trockenen Sommer setzte sich insbesondere der September mit seinen flächendeckenden Niederschlägen deutlich positiv ab. Die meisten Niederschläge fielen im Schwarzwald und an den Alpen mit etwa 500 l/m². Utzenfeld im Südschwarzwald hatte mit 86,0 l/m² am 14.10. auch den deutschlandweit höchsten Tagesniederschlag. Sehr trocken blieb es im Nordosten mit rund 100 l/m² im Herbst. Dafür reichte es dort – wie auch im Bergland – zu Beginn der dritten Novemberdekade für die eine oder andere weiße Überraschung.

Sonniger Herbst über dem Norddeutschen Tiefland
Die Herbstsonne präsentierte sich 2022 gut 370 Stunden und überragte ihr Soll von 311 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um fast 20 Prozent. Im Vergleich zur Referenzperiode 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung rund 15 Prozent. Über dem Norddeutschen Tiefland lachte die Sonne mit über 400 Stunden am meisten.

Das Wetter in den Bundesländern im Herbst 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Milde 11,2 °C (8,5 °C) brachte in diesem Jahr der Herbst. Ein Blick in die Statistik offenbart: Es ist der Zweitwärmste in Baden-Württemberg. Ursache war vor allem der wärmsten Oktober und auch der November drehte das Thermomast hoch. In der Region fielen 262 l/m² (219 l/m²). Im Schwarzwald erreichten die Monatssummen über 500 l/m². Utzenfeld, im Südschwarzwald, hatte mit 86,0 l/m² am 14.10. den deutschlandweit höchsten Tagesniederschlag auf dem Zettel. Die Sonne schien 358 Stunden (344 Stunden). 

Bayern: Der Freistaat brachte sich mit 10,1 °C (7,9 °C) als zweitkühlstes Bundesland in Stellung. Kühl war der diesjährige Herbst damit aber nicht. Ganz im Gegenteil. So könnte er immer noch der zweitwärmste seit Messbeginn werden. Der DWD wertet noch letzte Daten aus. Der Flächenniederschlag erreichte 248 l/m² (204 l/m²) und die Sonnenscheindauer 350 Stunden (335 Stunden).

Berlin: In der Spreemetropole ging der Herbst trocken, aber sonnig über die Bühne. Sage und schreibe 450 Stunden (315 Stunden) schien die Sonne. Die maue Niederschlagsausbeute betrug 83 l/m² (128 l/m²). Berlin wurde vom DWD zur sonnigsten, gleichzeitig aber auch zur niederschlagsärmsten Region gekürt. 10,8 °C (9,5 °C) betrug die Mitteltemperatur.

Brandenburg: Brandenburg lag im Herbst 2022 auf der Sonnenseite. 408 Stunden (316 Stunden) konnten in der Fläche gemessen werden. Dafür machten die Niederschläge einen großen Bogen um die Region. Vor allem der Oktober und November blieben viel zu trocken. In der Bilanz kamen im zweittrockensten Bundesland 99 l/m² (127 l/m²) zusammen. 10,4 °C (9,2 °C) betrug das Temperaturmittel.

Bremen: Im Herbst 2022 ermittelte der DWD für Bremen für die Wetterelemente Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein folgende Werte: 11,6 °C (9,6 °C), 197 l/m² (185 l/m²), 387 Stunden (284 Stunden). Damit lagen Bremen überall über dem vieljährigen Mittel. 

Hamburg: Hamburg registrierte einen äußert milden und sonnigen Herbst 2022. 11,4 °C (9,6 °C) und 365 Sonnenstunden (285 Stunden) wurden gemessen. Die Niederschlagsmenge erreichte mit 195 l/m² (195 l/m²) in der Hafenmetropole ihr Soll.

Hessen: Auch Hessen bekam eine warme Herbstvariante zu spüren. Mit 10,8°C (8,6 °C) gliederte er sich sogar als Drittwärmster in die dortige Chronologie ein. Es waren der wärmste Oktober (neben 2001) und die viel zu hohen Novembertemperaturen, die den diesjährigen Herbst mit aufs Siegertreppchen hievten. Mit 240 l/m² (188 l/m²) brachte die Jahreszeit auch nennenswerte Niederschläge. 345 Stunden (285 Stunden) schien die Sonne.

Mecklenburg-Vorpommern: Im Nordosten erwärmte sich die Herbstluft im Mittel auf ungewöhnlich milde 10,7 °C (9,0 °C), was vor allem dem wärmsten Oktober (neben 2006) seit Messbeginn in diesem Jahr anzulasten ist. Mit einem markanten Kaltlufteinbruch gab es zwischen dem 19. und 21.11. aber auch mal mäßigen Frost. Teilweise wurden die bislang tiefsten Temperaturen in diesem Jahr beobachtet. Der Nordosten war mit 102 l/m² (145 l/m²) eine vergleichsweise trockene Region. 370 Stunden (312 Stunden) strahlte die Sonne. 

Niedersachsen: Der Herbst 2022 rangierte auch in Niedersachsen als Drittwärmster. 11,2 °C(9,3 °C) wurden von den Meteorolog:innen berechnet. Dazu ergaben sich im Verlauf der drei Monate 167 l/m² (182 l/m²) Niederschlag und überaus sonnige 385 Stunden (282 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: Der Herbst dürfte in NRW mit 11,8 °C (9,5 °C) der zweitwärmste gemeinsam mit dem Herbst 2014 geworden sein und platzierte das Bundesland 2022 auf Platz 1 der mildesten Regionen. Auch die bundesweit höchste Tagestemperatur wurde im Westen gemessen: 32,3 °C registrierte Kleve, unterer Niederrhein, am 5.9. Ausbalancierte 205 l/m² (208 l/m²) brachten die vergangenen drei Monate an Niederschlag. Die Sonne schien mit rund 380 Stunden (294 Stunden) recht lange. Ursache war vor allem der sehr sonnige November. 

Rheinland-Pfalz: Der Herbst 2022 fiel in Rheinland-Pfalz mit 11,3 °C (8,9 °C) als zweitwärmster seit Messbeginn aus. Im Herbst hängte sich an den wärmsten Oktober ein viel zu milder November. Bemerkenswert war aber auch der September, der beim Niederschlag punktete. Bis Herbstende wurden 271 l/m² (199 l/m²) notiert. Nach dem Saarland war RP das zweitnasseste Bundesland. Die Sonne kam 350 Stunden (308 Stunden) zum Vorschein.

Saarland: Das Saarland meldete mit 11,7 °C (9,2 °C) den voraussichtlich drittwärmsten Herbst im Bundesland. Grund war der wärmste Oktober seit Messbeginn und der ungewöhnlich milde November. In der Summe fielen im Herbst fast 340 l/m² (241 l/m²) – ein Glück nach der Rekordtrockenheit des Sommers. Während das Saarland beim Niederschlag Tabellenerster wurde, war es mit 335 Stunden (317 Stunden) das zweitsonnenscheinärmste Bundesland.

Sachsen: Sachsen ordnete der DWD als kühlstes Bundesland ein mit 10,0 °C (8,7 °C). Der Herbst 2022 brachte den wärmsten Oktober (neben 2001) und einen ungewöhnlich sonnigen November. Insgesamt schien die Herbstsonne fast 400 Stunden (319 Stunden) und die Addition der Niederschlagsmengen ergab über die vergangenen drei Monate 162 l/m² (155 l/m²). 

Sachsen-Anhalt: Hier in Mitteldeutschland erreichte der Herbst eine Temperatur von 10,7 °C(9,2 °C). Auf den wärmsten Oktober folgten am 19. und 20.11. die bislang kältesten Tage des Jahres. Die Station Oberharz am Brocken gab am 20.11. mit -11,6 °C sogar die bundesweit tiefste Herbsttemperatur zu Protokoll. Das kurze kräftige Frösteln machte aber die Novembersonne wieder gut. Sie zeigte sich ungewöhnlich oft. Im gesamten Herbst wurden herausragende 415 Stunden (299 Stunden) gemessen – Platz 2 der sonnigsten Regionen. Die Niederschlagsmenge lag bei 116 l/m² (120 l/m²). 

Schleswig-Holstein: Die Herbstmitteltemperatur erreichte 11,2 °C (9,2 °C). Befund: Wohl drittwärmster Herbst. 182 l/m² (232 l/m²) Niederschlag wurden aufgefangen und mit einer überdurchschnittlichen Sonnenscheindauer von rund 325 Stunden (292 Stunden) war der äußerste Norden trotzdem im Ländervergleich die sonnenscheinärmste Region.

Thüringen: Mit 10,2 °C (8,2 °C) war der Herbst 2022 der voraussichtlich Zweitwärmste im Bundesland. Der Jahreszeitenverlauf hatte bezogen auf die Temperatur einen ziemlich wankelmütigen Charakter. Folgte doch auf den wärmsten Oktober seit Messbeginn ein Temperatursturz am 19. und 20.11., der dann die bislang kältesten Tage des Jahres markierte. Die Frühtemperaturen vom 20.11. unterschritten um Erfurt sogar die -10 °C Marke. Beim Niederschlag und der Sonnenscheindauer wurden im Herbst in Thüringen 175 l/m² (155 l/m²) und 390 Stunden (299 Stunden) erreicht. 

Quelle: DWD Deutscher Wetterdienst

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im November 2022

Im November ein Plus beim Sonnenschein von 40 Prozent

Offenbach, 30. November 2022 – Regen, vielleicht auch mal Schnee, viele Nebeltage, kühle Temperaturen und eine Sonnenscheibe, die sich hinter einer tiefgrauen Wolkensuppe nur noch erahnen lässt – so kannte man den klassischen November. Und 2022? Hier zeigte sich die Sonne sehr oft, bei vorrangig milder und im Norden auch niederschlagsarmer Witterung. Im Norden grüßten in einer kurzen Szene auf dem Weg in die dritte Monatsdekade auch mal Väterchen Frost und Frau Holle. Aufs Ganze gesehen war der letzte Herbstmonat zu warm, zu trocken und sehr sonnig. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Goldener Oktober im November

Kaltluftvorstoß drosselte die zu milde Witterung vorübergehend
Das diesjährige Novembermittel der Lufttemperatur lag mit 6,4 Grad Celsius (°C) um 2,4 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +1,6 Grad. Dank der Südwest- bis Westströmung blieb uns das im Oktober gesteigerte Temperaturniveau auch im November weitgehend erhalten. Auf zum Teil über 20 °C kletterten die Höchstwerte in den ersten beiden Novemberwochen. Dabei lief Müllheim, südlich von Freiburg, am 8. mit 20,5 °C allen anderen Messungen den Rang ab. Ende der zweiten Novemberdekade reihte sich eine kurze, aber pikante Kostprobe des Winters ein. Zwischen dem 19. und 21. berichteten zahlreiche nord- und mitteldeutsche Stationen über die „strengsten“ Fröste in diesem Jahr. In den Mittelgebirgen wurde sogar die Marke von -10 °C unterschritten. Im Oberharz am Brocken wurde am 20. mit -11,6 °C der bundesweite Tiefstwert erreicht.

Deutlich zu wenig Niederschlag im November
Im letzten Herbstmonat fielen mit rund 50 Litern pro Quadratmeter (l/m²) nur etwa drei Viertel des Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 (66 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 erreichte die Menge etwa 80 Prozent des Solls (63 l/m²). Im Schwarzwald wurden vom DWD die höchsten Tages- und Monatssummen gemessen. So fielen allein am 17. in Freudenstadt-Kniebis 57,8 l/m² und in Baiersbronn-Ruhestein über den Monat verteilt etwa 270 l/m². Der Nordosten klagte hingegen über ein enormes Niederschlagsdefizit. Unter 10 l/m² – teilweise als Schnee – wurden häufig nur aufgefangen. Deutlich eingeschneit waren die höheren Lagen der Mittelgebirge zu Beginn der dritten Monatsdekade. Zeitweise lagen über 10 cm Schnee.

Am sonnigsten war es im Westen und Osten
Mit 75 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im November ihr Soll von 53 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um fast 40 Prozent. Im Vergleich zur Periode 1991 bis 2020 lag die positive Abweichung in einer ähnlichen Größenordnung. Vor allem in den östlichen Regionen sowie in Nordrhein-Westfalen befand sich die Sonne abseits der Berge mit über 100 Stunden Sonnenschein auf Rekordkurs. Im äußersten Norden halbierte sich diese Summe.

Das Wetter in den Bundesländern im November 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Der Südwesten kam im November auf ein Temperaturmittel von 6,6 °C(3,5 °C). Müllheim, südlich von Freiburg, meldete am 8. mit 20,5 °C die bundesweit höchste Temperatur. Der Schwarzwald schnappte sich mit deutlich über 200 l/m² die meisten Niederschläge. In der Fläche kamen 76 l/m² (82 l/m²) zusammen. Damit landete Baden-Württemberg auf Platz 2 der nassesten Regionen. Die Sonne schien 72 Stunden (62 Stunden).

Bayern: Der novembertypische Temperaturrückgang erfolgte zwar, aber auf durchweg hohem Niveau, so dass der 11. Monat sich mit sehr milden 5,4 °C (2,8 °C) verabschiedet. Im Ländervergleich befand sich Bayern aber auf Platz 2 der kühlsten Regionen. 62 l/m² (70 l/m²) und 76 Stunden (57 Stunden) Sonnenschein wurden vom DWD ermittelt.

Berlin: Nach einem milden Temperaturverlauf zu Beginn rauschten die Werte ab der zweiten Monatshälfte deutlich in den Keller. Auf mäßige Nachtfröste folgte am 21. sogar ein Eistag, ehe sich die Temperaturkurve in der letzten Monatswoche wieder „erholte“. Das Novembermittel lag am Ende bei 5,8 °C (4,7 °C). Deutlich zurück aber blieb die Niederschlagsausbeute mit 10 l/m²(48 l/m²). Die Hauptstadt war die trockenste Region. Dafür schien die Sonne doppelt so häufig wie üblich mit etwa 100 Stunden (50 Stunden). Gemeinsam mit Sachsen dürfte Berlin im November das sonnigste Bundesland gewesen sein.

Brandenburg: Zwischen dem 19. und 21. spürten die Brandenburger den bis dahin markantesten Kaltlufteinbruch des laufenden Wetterjahres. Die Frühtemperaturen lagen zwischen -5 und nahezu -10 °C. Bis Monatsende aber kraxelten die Temperaturen wieder auf Normalniveau. Im Mittel erreichte der November 5,5 °C (4,4 °C). Bezeichnend war auch die Niederschlagsmenge: Mit 19 l/m² (45 l/m²) was es erheblich zu trocken. Dafür brillierte der November mit reichlich Sonnenschein. In Zahlen: 85 Stunden (50 Stunden).

Bremen: Mit 7,4 °C (5,2 °C) gehörte Bremen zu den wärmeren Bundesländern. Die zunächst noch frühlingshaften Temperaturen gingen zu Beginn der dritten Dekade deutlich in den Keller. -6,2 °C zeigte das Thermometer am Morgen des 21. Das Interessante daran ist: es handelt sich dort um den bislang tiefsten Wert in diesem Jahr. Auch die Niederschlagsmenge blieb mit 43 l/m²(66 l/m²) niedrig. Dafür zeigte sich die Sonne mit 73 Stunden (51 Stunden) häufiger.

Hamburg: In der Millionenmetropole war der November 7,1 °C (5,2 °C) mild. Zur dritten Monatsdekade bildete sich aber eine markante Temperaturdelle. Am 19. wurde mit -6,2 °C in Fuhlsbüttel die bislang tiefste Temperatur des Jahres festgehalten. Der Monatsniederschlag erreichte nur 25 l/m² (67 l/m²). Die Sonnenscheindauer von 51 Stunden (49 Stunden) entsprach dem Klimamittel.

Hessen: Der letzte Herbstmonat war in Hessen mit 6,8 °C (3,8 °C) deutlich zu mild und mit 56 l/m² (71 l/m²) etwas zu trocken. Die Novembersonne schien dafür mit 69 Stunden (43 Stunden) mehr als ausreichend.

Mecklenburg-Vorpommern: Auf die äußert milde erste Novemberhälfte folgte im Übergang zur dritten Monatsdekade ein markanter Kaltlufteinbruch. Besonders am Morgen des 19. fielen die Tiefstwerte mit teils unter -7 °C vielerorts auf ein Niveau, wie im gesamten bisherigen Jahresverlauf nicht. Rasch stiegen sie aber wieder an und verblieben bis Monatsende in einer recht stabilen Seitenlage. Mit 6,3 °C (4,5 °C) verabschiedete sich der November im Mittel und brachte dem zweittrockensten Bundesland mit 16 l/m² (52 l/m²) niederschlagsarme Wochen. 55 Stunden (52 Stunden) Sonnenschein standen in der Bilanz.

Niedersachsen: In Niedersachsen brachten meist westliche Winde im Mittel 7,0 °C (4,9 °C) warme Luftmassen. Einen Bruch in der Strömung gab es im Übergang zur dritten Monatsdekade, als die Frühtemperaturen in den mäßigen Frostbereich (-5 bis -10 °C) rutschten. Die Aufzeichnungen für das Jahr 2022 zeigen: So kalt war es bislang noch nicht. Zum Novembermonat gehörten auch 40 l/m² (66 l/m²) und 77 Sonnenstunden (49 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: NRW zeigte mit 8,1 °C (5,1°C) als wärmstes Bundesland allen anderen die Rücklichter. Frieren musste man aber auch hier mal, vor allem in den östlichen und nördlichen Regionen. In den Morgenstunden des 19. und 20. hieß es jeweils „Frostwarnung“ bei Tiefstwerten zwischen minus 5 und örtlich minus 10 °C. Die Niederschlagssumme erreichte rund 54 l/m² (79 l/m²), die Sonne schien 90 Stunden (53 Stunden).

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz gehörte im November 2022 mit 71 l/m² (75 l/m²) zu den nassesten Gefilden. Darüber hinaus war der November mit 7,4 °C (4,1°C) und 67 Stunden (53 Stunden) mild und sonnig.

Saarland: Das kleinste Flächenland war mit 7,7 °C (4,4 °C) die zweitwärmste und mit 99 l/m²(95 l/m²) die niederschlagsreichste Region. Mit einer Sonnenscheindauer von 45 Stunden (53 Stunden) lag es an vorletzter Stelle. Am Nachmittag des 17. richtete ein Tornado unter anderem in Remmesweiler, Urexweiler und Dirmingen schwere Schäden an. Schätzungen zufolge wurden Windgeschwindigkeiten um 180 km/h erreicht.

Sachsen: Sachsen befand sich im November auf der Sonnenseite. Etwa 100 Stunden (54 Stunden) schien sie dort insgesamt. Sachsen dürfte mit Berlin im November 2022 das sonnigste Bundesland gewesen sein. Die meteorologische Datenbank zeigte aber auch, dass der November 2022 der Drittsonnigste in Sachsen war. 37 l/m² (52 l/m²) brachte der 5,2 °C (3,8 °C) milde November, der in seinem Temperaturverlauf aber auch einen bemerkenswerten Frostschock zeigt: Zwischen dem 19. und 20. traten die tiefsten Temperaturen des Jahres auf. Sachsen war das kühlste Bundesland.

Sachsen-Anhalt: Lautstark klopfte Väterchen Frost am 19. und 20. an die Tür und hatte die bis zum heutigen Tag tiefsten Temperaturen des Jahres im Gepäck. Oberharz am Brocken registrierte am 20. mit -11,6 °C die bundesweit tiefste Temperatur. Mit 5,8 °C (4,5 °C) war der November dennoch zu mild und mit 26 l/m² (43 l/m²) auch zu trocken. Mit 95 Stunden (51 Stunden) war es der drittsonnigste November.

Schleswig-Holstein: Auch das sonst von der Nord- und Ostsee gewärmte nördlichste Bundesland blieb vom ersten Vortasten des Winters im November nicht verschont. So konnten zwischen dem 19. und 22. leichte bis mäßige Nachtfröste beobachtet werden. Mit 7,1 °C (5,0 °C) verlief der Monat aber insgesamt zu mild und mit 42 l/m² (83 l/m²) auch zu trocken. Als sonnenscheinärmste Region meldete Schleswig-Holstein 40 Stunden (50 Stunden).

Thüringen: Mit 5,6 °C (3,3 °C) verlief der November im Freistaat recht mild. An diesem Ergebnis konnten auch die bislang tiefsten Temperaturen des Jahres am 20. und 21. nichts ändern. In Bad Berka wurden -7 bis -11,1 °C, gemessen. Begleitet wurde der Frostluftvorstoß von einer ordentlichen Schippe Bergschnee. Am Niederschlagsdefizit von 32 l/m² (56 l/m²) konnte dieser aber auch nicht rütteln. Außergewöhnlich oft schien die Sonne mit 87 Stunden (49 Stunden).

Quelle: DWD Deutscher Wetterdienst

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Oktober 2022

Ein extrem warmer Oktober mit Rekordpotenzial

Offenbach, 31. Oktober 2022 – Der Oktober 2022 war in Deutschland extrem warm. Noch ist offen, da es um zehntel Grad geht, ob der bisherige Spitzenplatz aus dem Jahr 2001 mit einer Mitteltemperatur von 12,5 ° Celsius eingestellt oder übertroffen wird. Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Wir haben einen Oktober erlebt, dessen Temperaturen eher dem hierzulande typischen Mai entsprechen. Wieder ein Blick in unsere Klimazukunft.“ Ab Monatsmitte schickte Petrus vor allem dem Süden des Landes nochmals sommerliche Wärme. Nur vereinzelt zogen Tiefausläufer heran, die auch kräftige Niederschläge sowie Gewitter im Gepäck hatten. Zur Wetterchronologie gehörten der Jahreszeit entsprechend auch dichter Morgennebel, jedoch nur selten frostige Frühtemperaturen. Das meldet der DWDnach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Oktober 2022 lag 3,5 Grad über dem vieljährigen Mittel
Die Durchschnittstemperatur lag im Oktober mit 12,5 Grad Celsius (°C) um 3,5 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 – 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 – 2020 betrug die Abweichung +3,1 Grad. Völlig entgegen dem sonst typischen Temperaturverlauf des Oktobers begann der Monat vergleichsweise kühl und die höchsten Werte wurden besonders im Süden erst zum Monatsende erreicht. In Müllheim, südwestlich von Freiburg im Breisgau, kletterte das Quecksilber mit 28,7 °C am 28. bundesweit am höchsten. Wielenbach, westlich des Starnberger Sees, sowie München-Stadt erlebten außergewöhnliche vier Sommertage, also ein Temperaturmaximum von ≥ 25 °C. In einigen Bundesländern und an zahlreichen Stationen wurden alte Temperaturrekorde übertroffen. Den tiefsten Oktoberwert meldete Karlshagen, östlich von Greifswald, am 20. mit -2,3 °C.

Trockener Nordosten, nasser Südwesten
Im Oktober 2022 fielen rund 50 Liter pro Quadratmeter (l/m²) und damit knapp 10 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 – 1990 (56 l/m²). Verglichen mit der Periode 1991 – 2020 lag die negative Abweichung bei fast 20 Prozent. Dauerregen sorgte am 14. im äußersten Süden des Landes für große Niederschlagsmengen: Utzenfeld im Südschwarzwald registrierte hierbei mit 86,0 l/m² die bundesweit größte Tagessumme. Der insgesamt meiste Niederschlag fiel mit über 220 l/m² ebenfalls in den Staulagen des Schwarzwaldes. Erstaunlich trocken blieb es dagegen mit Mengen unter 10 l/m² gebietsweise im Nordosten. 

Viel Sonne und ein goldener Oktober vor allem im Großraum Berlin
Mit gut 140 Stunden übertraf die Sonnenscheindauer ihr Oktober-Soll von 109 Stunden (Periode 1961 – 1990) um rund 28 Prozent. Im Vergleich zu 1991 – 2020 betrug die positive Abweichung knapp 30 Prozent. Den meisten Sonnenschein registrierte der DWD mit teils über 175 Stunden im Großraum Berlin und dem mittleren Brandenburg. Den geringsten hingegen mit örtlich unter 110 Stunden am Ostrand der Schwäbischen Alb, dem Thüringer Wald sowie den Regionen an der Donau.

Das Wetter in den Bundesländern im Oktober 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Mit 13,2 °C (8,7 °C) und nahezu 85 l/m² (68 l/m²) war das südwestlichste Bundesland die zweitwärmste und zweitniederschlagsreichste Region. Der Oktober-Temperaturrekord aus dem Jahre 2001 wurde damit um 0,9 Grad deutlich überboten. Bundesweit am höchsten kletterte das Thermometer am 28. in Müllheim, südwestlich von Freiburg im Breisgau, mit sommerlichen 28,7 °C. Ein Tiefausläufer sorgte am 14. vor allem im Schwarzwald für Dauerregen mit kräftigen Niederschlägen; hierbei meldete Utzenfeld mit 86,0 l/m² die bundesweit größte Tagessumme. Im Schwarzwald fiel aufsummiert mit über 220 l/m²gebietsweise auch der meiste Monatsniederschlag. Die Sonne zeigte sich im Mittel gut 130 Stunden (117 Stunden). Am Ostrand der Schwäbischen Alb schien sie mit örtlich unter 110 Sonnenstunden deutschlandweit mit am wenigsten. 

Bayern: Der Freistaat war gemeinsam mit Thüringen mit einer Mitteltemperatur von 12,1 °C (8,1 °C) das kühlste Bundesland. Trotz allem wurde der Temperaturrekord aus dem Jahre 2001 um 0,5 Grad übertroffen. Im Oktober registrierten Wielenbach, westlich des Starnberger Sees sowie München-Stadt erwähnenswerte 4 Sommertage (Temperaturmaximum von ≥ 25 °C) Der Niederschlag erreichte annähernd 70 l/m² (61 l/m²) und die Sonne schien gut 130 Stunden (118 Stunden). Die Regionen an der Donau verzeichneten aufgrund von zähem Frühnebel örtlich weniger als 110 Sonnenstunden. 

Berlin: Für die Hauptstadt ermittelten die DWD-Klimaexperten eine Oktobertemperatur von 12,8 °C (9,6 °C) sowie eine Niederschlagssumme von aufgerundet 30 l/m² (35 l/m²). Im Länderverglich war Berlin mit durchschnittlich fast 175 Stunden (109 Stunden) das mit Abstand sonnigste Bundesland.

Brandenburg: Brandenburg verzeichnete im Oktober im Mittel 12,4 °C (9,3 °C). Mit abgerundet 25 l/m² (37 l/m²) zählte es zu den trockenen Gebieten. Außerdem war es mit nahezu 160 Stunden (110 Stunden) das zweitsonnigste Bundesland. Im mittleren Brandenburg schien die Sonne mit örtlich über 175 Stunden deutschlandweit am meisten.

Bremen: Für die Stadt an der Weser berechneten die Meteorologen durchschnittlich 13,0 °C (9,8 °C) sowie eine Sonnenscheindauer von knapp 150 Stunden (98 Stunden). Bremen ordnete sich mit aufgerundet 25 l/m² (58 l/m²) als das zweitrockenste Gebiet ein.

Hamburg: Die Hafenmetropole zählte in der Oktoberbilanz 2022 mit einem Flächenmittel von 13,2 °C (9,8 °C) zu den warmen Regionen. Hierbei dürfte der Temperaturrekord aus dem Jahre 2001 um 0,1 Grad überboten worden sein. Für die Stadt an der Elbe ermittelten die Klimaexperten gut 50 l/m² (60 l/m²) und rund 150 Sonnenstunden (97 Stunden).

Hessen: Hessen zählte im Oktober mit einem Temperaturmittel von 12,2 °C (8,9 °C) zu den vergleichsweise kühlen Regionen. Es fielen annähernd 65 l/m² (59 l/m²) Regen. Die Sonne zeigte sich im sonnenscheinärmsten Bundesland insgesamt gut 125 Stunden (100 Stunden). 

Mecklenburg-Vorpommern: Für das nordöstlichste Bundesland berechneten die Meteorolog:innen des DWD durchschnittlich 12,3 °C (9,3 °C) und gut 145 Sonnenstunden (105 Stunden). Karlshagen, östlich von Greifswald, erlebte am 20. mit -2,3 °C den bundesweit tiefsten Oktoberwert. Mecklenburg-Vorpommern war mit nur knapp 15 l/m² (42 l/m²) die mit Abstand trockenste Region, gebietsweise fielen kaum 10 l/m² Niederschlag. 

Niedersachsen: Im Oktober verzeichnete Niedersachsen eine Mitteltemperatur von 12,8 °C (9,6 °C), eine Niederschlagsmenge von über 30 l/m² (56 l/m²) sowie aufgerundet 150 Sonnenstunden (99 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: Die Oktoberbilanz für NRW ergab durchschnittlich 13,1 °C (9,8 °C), abgerundet 35 l/m² (62 l/m) Regen und nahezu 140 Sonnenstunden (107 Stunden). 

Rheinland-Pfalz: Hier erreichte die Durchschnittstemperatur 12,8 °C (9,2 °C) und die Sonne schien rund 130 Stunden (105 Stunden). Rheinland-Pfalz ordnete sich mit über 70 l/m² (64 l/m²) bei den niederschlagsreichen Bundesländern ein.

Saarland: Im Oktober war das Saarland mit gut 120 l/m² (77 l/m²) das niederschlagsreichste und mit 13,3 °C (9,4 °C) das wärmste Bundesland. Hierbei wurde der Temperaturrekord aus dem Jahre 2001 um 0,5 Grad übertroffen. Mit gut 1 30 Stunden (106 Stunden) präsentierte es sich als die zweitsonnenscheinärmste Region. 

Sachsen: Für den Freistaat maßen die Wetterstationen im Oktober durchschnittlich 12,2 °C (9,0 °C), abgerundet 25 l/m² (47 l/m²) sowie annähernd 150 Sonnenstunden (118 Stunden).

Sachsen-Anhalt: In Sachsen-Anhalt gab es eine Niederschlagssumme von abgerundet 30 l/m²(36 l/m²). Die Mitteltemperatur lag bei 12,9 °C (9,4 °C) . Hiermit wurde der Temperaturrekord aus dem Jahre 2001 um 0,2 Grad überschritten. Mit nahezu 155 Stunden (104 Stunden) ordnete es sich bei den sonnenscheinreichen Gebieten ein.

Schleswig-Holstein: Die nördlichste Region verzeichnete eine Durchschnittstemperatur von 12,7 °C (9,5 °C) und eine Niederschlagsmenge von gut 40 l/m² (73 l/m²). Schleswig-Holstein war mit abgerundet 130 Stunden (98 Stunden) ein vergleichsweise sonnenscheinarmes Gebiet. 

Thüringen: Neben Bayern war der Freistaat das kühlste Bundesland und meldete durchschnittlich 12,1 °C (8,4 °C). Trotzdem wurde der Temperaturrekord aus 2001 noch um 0,2 Grad überboten. Die Niederschlagsmenge erreichte fast 45 l/m² (48 l/m²); die Sonnenscheindauer lag bei gut 140 Stunden (107 Stunden). Der Thüringer Wald war im Oktober 2022 mit örtlich unter 110 Stunden besonders sonnenscheinarm.

Herbstzeitlose: hübsch, aber giftig

Text: Deutscher Wetterdienst DWD

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im September 2022

Niederschlagsreichster September seit 2001 bringt in vielen Regionen endlich Dürre-Erleichterung.

Offenbach, 29. September 2022 – Nach einem letzten sommerlichen Aufbäumen in der ersten Septemberdekade ging es mit großen Schritten in den Herbst. Der Regenschirm wurde zum Dauerbegleiter und neben der Winterbekleidung musste vereinzelt sogar der Eiskratzer hervorgekramt werden. Dann und wann erweckte der September sogar den Anschein eines „typischen“ Aprils. Denn zahllose Regenbögen dekorierten den Horizont und in den dürregeplagten Regionen brachte sehnsüchtig erwartetes Nass wieder sattes Grasgrün zum Vorschein. Dagegen versperrten Nebelfelder zeit- und gebietsweise die Fernsicht. Und nicht zuletzt wirbelten in den Alpen erste Flocken. Der Übergang in die kalte Jahreszeit ist somit eingeläutet. Zusammengefasst war der September äußerst nass sowie durchschnittlich temperiert und sonnig. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Von der Sommerwärme im Eiltempo in die Herbstkühle
Das Temperaturmittel lag im September 2022 mit 13,4 Grad Celsius (°C) um 0,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 lag die negative Abweichung bei 0,4 Grad. Bis in die erste Monatsdekade hinein blieb die sommerliche Witterung mit sehr warmen Nuancen ein treuer Weggefährte. Kleve, 10 km südwestlich von Emmerich am Niederrhein, gab am 5. mit 32,3 °C die bundesweit höchste Temperatur bekannt. Das letzte Sommerflimmern wurde in der zweiten Monatsdekade dann schnell durch frische Herbstluft ersetzt. Teilweise ging es sogar in den Frostbereich. Meßstetten, auf der Schwäbischen Alb, meldete am 20. mit – 1,8 °C die tiefste Septembertemperatur. 

Ausgiebiger Septemberregen setzt der monatelangen Durststrecke ein Ende
Im September fielen mit rund 100 Litern pro Quadratmeter (l/m²) annähernd 165 Prozent des Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 (61,1 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (64,5 l/m²) erreichte die Menge rund 155 Prozent des Solls. Damit kehrte nun endlich eine deutliche Entspannung in den dürregeplagten Regionen ein. Erstaunlicherweise brachte der September dort sogar mehr Niederschlag, als alle Sommermonate zuvor zusammen. Es war der niederschlagsreichste September seit 2001. Am nassesten war es in den Mittelgebirgen und an den Alpen, mit Monatssummen von über 200 l/m². In den höchsten Lagen fielen sogar schon die ersten Flocken. Fernab der Gebirge aber meldete Graal-Müritz, 20 km nordöstlich von Rostock, in Folge hartnäckiger Schauer und Gewitter am 17. mit 93,8 l/m² den deutschlandweit höchsten Tagesniederschlag.

Im Nordosten am sonnigsten, viele Wolken in der Mitte
Mit fast 155 Stunden erreichte die Sonnenscheindauer im September in etwa ihr Soll von 150 Stunden (Periode 1961 bis 1990). Auch im Vergleich zu 1991 bis 2020 (157 Stunden) war die Sonnenscheinbilanz ausgewogen. Im Nordosten ließ sich mit teils über 170 Stunden am häufigsten die Sonne blicken. Wolkenverhangen war es dagegen in den Mittelgebirgen und an den Alpen, was am Ende in einzelnen Regionen weniger als 120 Sonnenstunden zur Folge hatte. 

Das Wetter in den Bundesländern im September 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Im Rheingraben gab es im September noch einmal bis zu 9 Sommer- und 2 Hitzetage in der ersten Monatsdekade. Anknüpfend sanken die Temperaturen auf Herbstniveau, mit ersten leichten Frösten im Bergland. Meßstetten, auf der Schwäbischen Alb, meldete am 20. mit – 1,8 °C die tiefste Septembertemperatur. Dennoch, das Monatsmittel erreichte zum Ende hin leicht überdurchschnittliche 13,6 °C (13,3 °C). Gesteigert war mit 105 l/m² (70 l/m²) auch der Monatsniederschlag. Im Schwarzwald wurden sogar deutlich über 200 l/m² registriert. Der Niederschlagsreichtum ging auf Kosten der Sonnenscheinbilanz, die mit fast 150 Stunden (166 Stunden) beziffert werden konnte.

Bayern: Der Freistaat war im September mit 12,8 °C (12,8 °C) neben Thüringen das zweitkühlste Bundesland. In der dritten Monatsdekade kam sogar schon der Eiskratzer zum Einsatz. Konträr dazu befanden sich die Temperaturen in der ersten Septemberwoche bayernweit noch auf Sommerniveau. 120 l/m² (72 l/m²) Flächenniederschlag kamen mit dem September. In der zweiten Monatsdekade wirbelte dieser im höheren Bergland bereits als Schnee. 140 Stunden (160 Stunden) schien die Sonne im schattigsten Bundesland. 

Berlin: Hier erreichte die Septembermitteltemperatur 13,9 °C (14,1 °C), die Niederschlagsmenge 45 l/m² (46 l/m²) und die Sonnenscheindauer 180 Stunden (156 Stunden). Damit glänzte die Bundeshauptstadt im September als sonnigste Region, Tabellenletzter war sie dagegen im Niederschlagsranking. 

Brandenburg: Brandenburg meldete im September leicht unterdurchschnittliche 13,4 °C 
(13,8 °C). Die Niederschlagsmenge erreichte im vergleichsweisen zweittrockensten Bundesland gut 55 l/m² (45 l/m²) und die Sonnenscheindauer abgerundet 160 Stunden (156 Stunden). 

Bremen: Als wärmste Region meldete Bremen 14,3 °C (13,7 °C). Auf eine recht milde und noch regenarme erste Monatshälfte folgte eine merklich kühlere und nasse Witterung. In der Folge wurden ungewöhnliche 130 l/m² (61 l/m²) eingesammelt. Bremen wurde so zum zweitniederschlagsreichsten Bundesland gekürt. 165 Stunden (136 Stunden) gab sich die Sonne zu erkennen.

Hamburg: Der erste meteorologische Herbstmonat bescherte dem Stadtstaat 13,9 °C (13,7 °C), nasse 120 l/m² (68 l/m²) und 155 Sonnenstunden (139 Stunden). 

Hessen: Nach dem außergewöhnlich warmen Sommer ging die Septembertemperatur auf 13,5 °C (13,2 °C) zurück. Zudem brachte der erste meteorologische Herbstmonat in der Summe mehr Niederschlag, als der gesamte Sommer (Juni, Juli, August) zuvor. Bemerkenswert nasse 120 l/m² (57 l/m²) wurden gemessen und ließen die Vegetation vorübergehend noch einmal frisch ergrünen. Das Niederschlagsdefizit der letzten Monate ist damit aber längst nicht kompensiert. Die Sonnenscheindauer erreichte knapp 150 Stunden (142 Stunden).

Mecklenburg-Vorpommern: Durchschnittliche 13,5 °C (13,3 °C) hielt der DWD als Septembermittel fest. Besonders in der Höhe kühlte es zunehmend stark ab, was über der warmen Ostsee nicht nur die Bildung heftiger Schauer und Gewitter begünstigte, sondern auch Wasserhosen „tanzen“ ließ. Diese aber blieben über der „See“, während die Schauer und Gewitter in Küstennähe örtlich heftige Niederschläge verursachten. Graal-Müritz, 20 kmnordöstlich von Rostock, meldete am 17. mit 93,8 l/m² den deutschlandweit höchsten Tagesniederschlag. Der Flächenniederschlag des gesamten Septembers betrug in Meck-Pomm fast 70 l/m² (51 l/m²). 170 Stunden (154 Stunden) gab sich die Sonne in der vergleichsweisen zweitsonnigsten Region zu erkennen. Direkt an der Küste, wie in Greifswalder Oie, schien sie sogar fast 200 Stunden.

Niedersachsen: In Niedersachsen ermittelten die Thermometer ein Septemberwert von 13,8 °C(13,5 °C), bei gleichzeitig nassen 95 l/m² (60 l/m²). Besonders viel Niederschlag gab es mit über 100 l/m² im Nordseeumfeld. Trotz allem schaffte es die Sonnenscheindauer auf rund 155 Stunden (135 Stunden). 

Nordrhein-Westfalen: Der lange Arm des Sommers reichte in NRW noch bis in die erste Septemberdekade hinein. Am 5. und 6. traten die letzten heißen Tage auf Kleve, 10 kmsüdwestlich von Emmerich am Niederrhein, verkündete am 5. mit 32,3 °C die bundesweit höchste Temperatur. Auch wenn das Temperaturniveau in der zweiten Monatshälfte deutlich fiel, landete Nordrhein-Westfalen mit 14,1 °C (13,6 °C) – neben dem Saarland – auf Platz 2 der wärmsten Bundesländer. Mit dem September kam auch ordentlich Nass. Üppige 115 l/m² (67 l/m²) wurden aufgefangen. Zum Vergleich: Die Summe des gesamten Sommers 2022 betrug 112,7 l/m². Die Septembersonne bekam NRW fast 150 Stunden (135 Stunden) zu Gesicht. 

Rheinland-Pfalz: Mit 125 l/m² (60 l/m²) brachte der erste meteorologische Herbstmonat der Flora und Fauna wohltuenden Niederschlag und sorgte so für eine deutliche Entspannung in der Dürrelage. Rheinland-Pfalz triumphierte im September sogar als zweitnassestes Bundesland. Dagegen spielten die Wetterelemente Temperatur und Sonnenschein nur eine durchschnittliche Rolle. 13,7 °C (13,5 °C) und 150 Stunden (151 Stunden) wurden dokumentiert. 

Saarland: Das einst trockenste Bundesland des Sommers 2022 war im September auffallend nass. Zur Mitte des Monats brachte eine markante Luftmassengrenze intensive Niederschläge. In Kombination mit weiteren Schauern und Gewittern kamen im gesamten Monat 115 l/m² (70 l/m²) zusammen. Vor den Niederschlagsschüben und dem Herbstdurchbruch gab es aber noch einmal Hochsommergefühl mit letzten heißen Tagen über 30 °C am 5. und 6. Die anfängliche und gleichzeitig letzte sommerliche Witterung verhalf dem kleinsten Flächenland mit einer Mitteltemperatur von 14,1 °C (13,7 °C) – neben NRW – auf den zweiten Platz der wärmsten Bundesländer. Die Sonnenscheindauer bewegte sich mit 160 Stunden (158 Stunden) im Schnitt.

Sachsen: Etwas frisch und deutlich zu nass verlief hier der September 2022. 12,7 °C (13,4 °C) und 100 l/m² (55 l/m²) wurden erreicht. Dagegen lag die Sonnenscheindauer mit abgerundet 145 Stunden (148 Stunden) im Mittel. Der Freistaat war die kühlste und zweitsonnenscheinärmste Region. 

Sachsen-Anhalt: Um Sachsen-Anhalt machten die hohen Niederschlagsmengen im Vergleich zu den anderen Regionen einen Bogen, sodass das mitteldeutsche Land mit 60 l/m² (42 l/m²) als niederschlagsarme Gegend eingestuft werden konnte. Neben einer Durchschnittstemperatur von 13,6 °C (13,7 °C) wurden im September 160 Sonnenstunden (144 Stunden) erfasst.

Schleswig-Holstein: Der äußerste Norden war im September mit 13,6 °C (13,2 °C) etwas zu warm. Eine deutlichere positive Abweichung zeigte hingegen die Niederschlagsausbeute mit 95 l/m² (75 l/m²). Die Sonne präsentierte sich fast 155 Stunden (143 Stunden). 

Thüringen: Der September verabschiedete sich in Thüringen mit 12,8 °C (12,8 °C) und ließ die Region – neben Bayern – als zweitkühlste Region zurück. Mit fast 100 l/m² (51 l/m²) war der Niederschlagsüberschuss mehr als deutlich, jedoch nicht zu Lasten der Sonnenscheindauer, welche 155 Stunden (143 Stunden) betrug.

Quelle: DWD, Deutscher Wetterdienst

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im August 2022

Extreme Wärme, sehr trocken und Sonne ohne Ende

Bilderbuchsommer im Urlaub, Dürresommer im Alltag: Die Nordsee wird zur Adria.

Offenbach, 30. August 2022 – Auch im August 2022 zeigte der Sommer keine Ermüdungserscheinungen – im Gegenteil. Immer öfter kursierten Bilder von staubtrockenen Böden, niedrigen Pegelständen, ausgetrockneten Flussläufen und starkem Laubfall unter Trockenstress leidender Bäume. Es gab aber auch regional heftige Regenfälle mit Überflutungen. Der diesjährige August war unter dem Strich extrem warm, sehr trocken sowie außergewöhnlich sonnenscheinreich. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Fortsetzung der durchweg sommerlich warmen bis heißen Witterung
Der Temperaturdurchschnitt lag im August 2022 mit 20,3 Grad Celsius (°C) um 3,8 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +2,3 Grad. Der August führte damit den Dauersommer der Vormonate ungebrochen fort und fand nach 2003 (20,6 °C) als zweitwärmster August in der DWD-Klimastatistik seinen Platz. Die Thermometer zeigten verbreitet an über 20 Tagen ≥ 25 °C an. Am Oberrhein und in der Rhein-Main-Region war das sogar tagtäglich der Fall. Einen neuen Monatsrekord und die deutschlandweit höchste Temperatur verkündete Bad Kreuznach, 30 km südwestlich von Mainz, am 4.8. mit 39,6 °C. Abkühlung versprach dagegen Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge mit dem nationalen Tiefstwert von 3,0 °C am 7.

Im August außergewöhnliche Dürre und zugleich heftiger Starkregen
Im August dürften mit rund 50 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 65 Prozent des Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 (77 l/m²) fallen. Im Vergleich zur Periode 1991 bis 2020 wären es ebenfalls fast 65 Prozent des Solls. Tief „Karin“ beendete am 19. die Trockenheit vor allem im Süden. Zwischen der Schwäbischen Alb und den Bayerischen Alpen sorgten unwetterartige Regenfälle für Überflutungen. Wertach-Bichel im Allgäu erfasste dabei mit 114,2 l/m² den höchsten Tagesniederschlag. In den westlichen Regionen führte hingegen der weiter steigende Trockenstress zu herbstlich anmutenden Landschaften. Mit zum Teil unter 5 l/m² blieb es dort vielerorts praktisch trocken, anders im Allgäu, wo ein Augustniederschlag von über 200 l/m² beobachtet wurde.

Schrumpfrisse durch Trockenheit

Der zweitsonnigste August seit Messbeginn
Mit etwa 270 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im August ihr Soll von 200 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um fast 35 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung rund 30 Prozent. Damit war der diesjährige August als Zweitsonnigster dem August 2003 mit 277 Stunden dicht auf den Fersen. Entlang des Rheins und in der Rhein-Main-Region schien die Sonne mit über 300 Stunden am häufigsten. In den östlichen Regionen kam sie etwa 100 Stunden weniger zum Vorschein.

Das Wetter in den Bundesländern im August 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Der August 2022 war hier mit 20,7 °C (16,4 °C) nach 2003 der Zweitwärmste seit 1881. In der Oberrheinregion gab es zum Teil täglich ≥ 25 °C. An bis zu 21 Tagen, wie nördlich von Karlsruhe in Waghäusel-Kirrlach, gab es sogar ≥ 30 °C. In der Summe fielen 65 l/m² (94 l/m²) Niederschlag. Dieser war aber nicht gleichmäßig verteilt. Die Schwäbische Alb trennte den dürregeplagten Norden vom niederschlagsreichen Süden. So fielen in Mannheim im August keine 5 l/m². Dietenheim, 20 km südlich von Ulm, meldete bis Monatsende hingegen eine Summe von über 230 l/m². Vor allem am 19. gab es in den südlichen Regionen unwetterartige Niederschläge mit Tagesmengen von teils über 100 l/m². Diese reichten aus, um den Bodenseepegel in Konstanz um gut 30 cm wieder ansteigen zu lassen. Der Südwesten war eine nasse und mit außergewöhnlichen 295 Stunden (206 Stunden) auch eine sonnenscheinreiche Region.

Bayern: Im Freistaat präsentierte sich der August 2022 ungewöhnlich sommerlich und gebietsweise auch sehr trocken. 19,8 °C (16,0 °C) zeigte die Mitteltemperatur. Es dürften gut 80 l/m² (101 l/m²) gefallen sein. Am 19. brachte Tief „Karin“ unwetterartige Regenfälle an die Alpen mit teils über 100 l/m² im Allgäu. Wertach-Bichel sammelte dabei mit 114,2 l/m² den höchsten Tagesniederschlag ein. Das Allgäu war im August mit über 200 l/m² auch die nasseste Region. In Franken blieb es mit örtlich sogar unter 5 l/m² extrem trocken. Dennoch kürte der August 2022 den Freistaat zu einem der zwei regenreichsten Bundesländer und brachte 275 Sonnenstunden (202 Stunden).

Berlin: Die Hauptstadt war im August 2022 mit 21,6 °C (17,8 °C) die zweitwärmste Region. Starkregenfälle sorgten mit rund 60 l/m² (59 l/m²) für eine ausgewogene Monatsbilanz. Berlin war mit knapp 230 Stunden (214 Stunden) das sonnenscheinärmste Bundesland.

Brandenburg: Der letzte Sommermonat kehrte den Brandenburgern als ungewöhnlich warmer den Rücken. 20,8°C (17,4 °C) standen auf dem Zettel. Berlin-Brandenburg (Flughafen) meldete am 26. zwischen 13:00 und 15:00 satte 75,6 l/m². Auch der 27. brachte örtlich heftigen Starkregen. So gab es in Schipkau-Klettwitz, Niederlausitz, über den Nachmittag 99,6 l/m². Es waren Starkregentage wie aus dem Bilderbuch, die den Flächenniederschlag des Monats auf 60 l/m² (59 l/m²) hievten. Brandenburg war mit etwa 230 Stunden (213 Stunden) das zweitsonnenscheinärmste Bundesland.

Bremen: Bremen kam auf warme 20,6 °C (16,7°C) und fast 20 l/m² (71 l/m²). Damit blieb es erheblich zu trocken. Umso öfter schien die Sonne mit rund 285 Stunden (193 Stunden).

Hamburg: Der August hob das Temperaturmittel auf sehr warme 20,4 °C (16,8 °C) und brachte nach ersten Berechnungen etwa 15 l/m² (71 l/m²). Die zweitgrößte Stadt Deutschlands war damit die zweitniederschlagsärmste Region. Fast 265 Stunden (201 Stunden) schien die Sonne.

Hessen: Der diesjährige August wärmte mit den meisten Sommertagen (>25 °C) seit 1881 und brachte sich mit 21,0 °C (16,4 °C) als wärmster seit Messbeginn in Stellung. In Frankfurt (Flughafen) zeigte das Thermometer an 17 Tagen sogar 30 °Cund mehr. Stationsrekord! Mit knapp 15 l/m² (70 l/m²) war Hessen das trockenste Bundesland. Nach vorläufigen Berechnungen könnte dieser August der zweittrockenste in Hessen seit Messbeginn sein. 1947 fielen nur 13,4 l/m². Und so viele Sonnenstunden wie in diesem Jahr brachte auch selten ein Erntemonat zum Vorschein. 300 Stunden (190 Stunden) wurden vom DWD ermittelt.

Mecklenburg-Vorpommern: Der August 2022 war dort nach vorläufigen Berechnungen mit 20,0 °C (16,6 °C) der drittwärmste seit Messbeginn. 55 l/m² (59 l/m²) und 260 Sonnenstunden (217 Stunden) wurden gemessen.

Niedersachsen: Der letzte Sommermonat war mit 20,1 °C (16,5°C) der Drittwärmste und mit 25 l/m² (70 l/m²) ungewöhnlich trocken. Unwetterartige Starkregenfälle und Gewitter waren am 15., 17. und 26. lediglich „ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Die Sonne schien 275 Stunden (192 Stunden).

Die Nordsee ist 20° warm

Nordrhein-Westfalen: NRW meldete mit 20,5 °C (16,6 °C) den wärmsten und mit etwas über 15 l/m² (73 l/m²) Flächenniederschlag den trockensten August seit Messbeginn. Der Wasserstand am Pegel Emmerich am Niederrhein sank bis Mitte des Monats auf einen neuen historischen Tiefststand von 0 Zentimetern. Verbreitet war der Rhein bis auf die Fahrrinne trockengelegt, mit erheblichen Folgen für die Binnenschifffahrt. 280 Stunden (183 Stunden) schien die Sonne.  

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz kam auf 21,4 °C (16,6 °C). Es war dort die nach 2003 zweithöchste Augusttemperatur. Das Niederschlagsdefizit blieb mit gut 15 l/m²(70 l/m²) auch im letzten Sommermonat enorm. Wegen des extremen Niedrigwassers im Rhein konnte man den Mäuseturm auf einer Insel bei Bingen Mitte des Monats zu Fuß erreichen. Mit 300 Stunden (193 Stunden) war es der sonnigste Augustmonat seit Messbeginn und Rheinland-Pfalz im Deutschlandvergleich im August 2022 die zweitsonnigste Region.

Saarland: Hier verabschiedete sich der August 2022 mit 21,9 °C (16,9 °C) nach 2003 als zweitwärmster seit Messbeginn. Gemessen an allen anderen Bundesländern war das Saarland in diesem Jahr die wärmste Augustregion in Deutschland. 20 l/m² (73 l/m²) und 305 Sonnenstunden (202 Stunden) wurden festgehalten. Das kleinste Flächenland war damit auch die sonnigste Region.

Sachsen: 19,5 °C (16,8 °C), knapp 80 l/m² (77 l/m²) und 235 Sonnenstunden (199 Stunden) ermittelten die hiesigen Wetterstationen des DWD für Sachsen. Damit kann der Freistaat verglichen mit den anderen Bundesländern als die zweitkühlste, eine der zwei regenreichsten und als eine sonnenscheinarme Region eingeordnet werden.

Sachsen-Anhalt: Nach Monatsschluss war der August 2022 in Sachsen-Anhalt ungewöhnlich warm und trocken. So betrug die Mitteltemperatur 20,4 °C (17,2 °C) und die Niederschlagsmenge 30 l/m² (59 l/m²). Die Sonne schien 260 Stunden (198 Stunden).

Schleswig-Holstein: Die nördlichste Region war mit 19,2 °C (16,2 °C) das kühlste Bundesland. Auf Helgoland brachten Schauer und Gewitter am 17. fast 99 l/m². Stationsrekord! In der Weite fielen über den Monat nur knappe 30 l/m² (73 l/m²). 270 Stunden (210 Stunden) schien die Sonne.

Thüringen: Auch in Thüringen war der letzte Sommermonat 2022 auf Rekordkurs. Mit 19,8 °C (16,0 °C) dürfte der dort der drittwärmste und mit 275 Stunden (192 Stunden) der zweitsonnigste sein. Auch blieb er mit 40 l/m² (69 l/m²) Niederschlag deutlich unter seinem Zielwert.

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD

Beobachtungen zum Klimawandel: Dürresommer 2022

Fehlende Niederschläge lassen Böden stark austrocknen

Dürre im Sommer 2022: Der Boden speist viele Bäche und Flüsse nicht mehr

Offenbach, 12. August 2022 – Seit Mai 2022 ließ deutlich zu trockene Witterung in Verbindung mit überdurchschnittlichen Temperaturen und Sonnenstunden die Böden stark austrocknen. Dabei nahm die Bodenfeuchte in Deutschland einen ähnlichen Verlauf wie im Dürrejahr 2018. Folglich verursachte die Trockenheit auch wieder zunehmende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, wenngleich diese bisher noch nicht ganz so gravierend wie im Jahr 2018 sind. Außerdem herrschte häufig hohe Wald- und Graslandbrandgefahr. Das berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD) über die Auswirkungen der Witterung im bisherigen Sommer 2022.

Austrocknung begann bereits im Frühling
Nach einem großteils überdurchschnittlich nassen Winter waren die Startbedingungen in die Vegetationsperiode 2022 von der Bodenfeuchte her gut. Doch bereits der ungewöhnlich sonnige und niederschlagsarme März sorgte für eine deutlich unter das Mittel sinkende Bodenfeuchte. Im anfangs nasskalten April entspannte sich die Situation vorübergehend, ehe im trockenen und teils schon sommerlich warmen Mai eine zunehmend tieferreichende Austrocknung der Böden begann. Diese setzte sich über den Sommer hinweg mit wenigen Unterbrechungen bis zum jetzigen Zeitpunkt fort. Dabei nahm die Bodenfeuchte der obersten 60 cm im Deutschlandmittel schon seit Mitte April einen ähnlichen Verlauf wie 2018. Die negative Abweichung zum vieljährigen Mittel der Bodenfeuchte wurde in diesem Zeitraum immer größer. Im Monatsmittel für Mai 2022 lag die Bodenfeuchte für sandigen Lehmboden noch bei 58 Prozent nutzbarer Feldkapazität (% nFK) bei einem vieljährigen Mittel von 74 % nFK. Im Juli 2022 waren es nur noch 28 % nFK, das Mittel liegt bei 51 % nFK. Besonders stark trockneten die Böden im Osten und in den Beckenlagen des Südwestens aus, im äußersten Norden und Süden erreichte die Bodenfeuchte hingegen nicht ganz so niedrige Werte.

Der Boden ist teils bis in tiefe Wurzelbereiche komplett ausgetrocknet: Steppenklima in Deutschland

Auswirkungen auf die Pflanzen
Bereits ab Mai machten sich zunehmend Auswirkungen auf die Landwirtschaft und allgemein auf die Pflanzenwelt bemerkbar: Trockenheit und Wärme beeinträchtigten gebietsweise die Blüte und Kornentwicklung bei Getreide. Die kurze, aber extreme Hitze im Juni führte besonders bei Winterweizen zu Schädigungen. Hitze und Trockenheit bewirkten teils auch eine deutlich verfrühte Abreife des Getreides, die sogenannte Notreife. Für die früh reifende Wintergerste und den Raps mit seinem tiefreichenden Wurzelwerk reichte die aus dem Winter stammende Bodenfeuchte meist noch aus, so dass die Ernte teils sogar überdurchschnittlich ausfiel. Späte Getreidesorten wie Winterweizen wurden hingegen gebietsweise stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass der Ertrag regional deutlich unter dem mehrjährigen Durchschnitt liegen dürfte. Die Ernte erfolgte rund eine Woche früher als üblich.
Ab Juli hatte die weiter zunehmende Trockenheit zwar kaum noch Auswirkungen auf Getreide, dafür umso mehr auf Mais und Zuckerrüben, deren Wasserbedarf im Laufe des Sommers deutlich ansteigt. Bei diesen Pflanzen wurden in den letzten Wochen immer deutlicher teils irreversible Schäden sichtbar. Inzwischen wird in einigen Regionen der erste Körnermais als Silomais gehäckselt, um wenigstens die Grünmasse noch retten zu können, denn der Kornertrag wäre erheblich zu niedrig. Auch Grünland verdorrte zusehends und wird seinem Namen vielerorts nicht mehr gerecht; gebietsweise fiel einer der üblichen Grünlandschnitte aus. Auch bei vielen Bäumen und Sträuchern wurde der Trockenstress immer deutlicher sichtbar. Im Obstbau kamen teils Schäden durch Überhitzung der Früchte bei gleichzeitigem Wassermangel hinzu – sogenannter Sonnenbrand. Mitunter zeigten aber auch die Blätter von Laubbäumen Sonnenbrandschäden. „Wir haben aktuell einen sehr ähnlichen Verlauf der Bodenfeuchte wie im Jahr 2018“, so Dr. Udo Busch, Leiter der Abteilung Agrarmeteorologie beim DWD. „Die Böden zeigen in weiten Teilen Deutschlands eine extreme Trockenheit, die nicht nur der Landwirtschaft große Probleme bereitet. Auch Verkehrsträger wie die Schifffahrt sind aufgrund von Niedrigwasser betroffen. Die Folgen, unter anderem für die Wälder, die eventuell ein viertes Trockenjahr innerhalb von fünf Jahren überstehen müssen, können wir heute noch gar nicht abschätzen.“ 

Schon ab März überdurchschnittlich hohe Waldbrandgefahr
Während sich eine für die Pflanzenwelt relevante Trockenheit über einige Wochen aufbaut, führt schon eine Reihe sonniger und warmer Tage zu hoher Waldbrandgefahr. Dies liegt daran, dass die auf dem Waldboden aufliegende Streuschicht, bestehend aus abgestorbenen Blättern und Nadeln, innerhalb weniger Tage austrocknen kann und damit reichlich zündfähiges Material vorhanden ist. So stieg der 5-stufige Waldbrandgefahrenindex des DWD bereits im anhaltend trockenen März häufig auf die Stufe 4 (hohe Gefahr) – im Deutschlandmittel so oft wie in keinem März der letzten Jahrzehnte. Ab Mai bestand regional und zeitweise wieder hohe (Stufe 4), gelegentlich auch sehr hohe Waldbrandgefahr (Stufe 5). Ab etwa Mitte Juli bis jetzt wurde gehäuft und teils für einige Tage am Stück sowie für weite Teile Deutschlands eine hohe bis sehr hohe Waldbrandgefahr berechnet. In diesem Zeitraum entstanden dann auch vermehrt Waldbrände, vor allem in den östlichen Bundesländern brannten sogar mehrere 100 Hektar Wald. Auch der Graslandfeuerindex, der die Brandgefahr von offenem Grasland mit einem abgestorbenen Grasanteil einschätzt, erreichte häufig großflächig Stufe 4 (hoch) und an den besonders heißen Tagen auch Stufe 5 (sehr hoch). Besonders bei der Getreideernte kam es durch Funkenflug zu einigen Bränden reifer und damit trockener Getreide- oder Stoppelfelder.

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD, Fotos privat