Pflanzen beschreiben den Jahreslauf. Die Beobachtung und Dokumentation der Pflanzen gibt Forschern wichtige Hinweise, wann z.B. das Frühjahr beginn. Vergleicht man die aktuell beobachteten Daten mit langfristigen Mittelwerten, lässt sich sagen, ob sich das Klima ändert.
Selbst der Deutsche Wetterdienst beobachtet und dokumentiert die Pflanzenentwicklung im Jahreslauf. Dadurch entsteht der sog. phonologische Kalender, der den Wissenschaftlern wertvolle Hinweise auf die Folgen des Klimawandels gibt.
Und natürlich könnt auch Ihr durch eigene Beobachtungen das regionale Klima für Eure Region „lesen“.
Eine der „Klimazeigerpflanzen“ ist die Forsythie. Wenn sie blüht, dann beginnt der Erstfrühling. Im langjährigen Mittel ist das in Deutschland der 26.März.
Die phänologischen Jahreszeiten, die sog. Phonologische Uhr, wird vom Deutschen Wetterdienst deutschlandweit und regional für jedes Bundesland geführt.
Ihr könnt selber eine solche Uhr führen und so Euren Standort, der durchaus noch einmal vom gesamten Bundesland abweichen kann, zu beschreiben und daraus einzelne Schritte im Grünlandmanagement zeitgerecht zu planen.
Die Phänologische Uhr des Deutschen Wetterdienstes, sie wird ständig aktualisiert und im Vergleich mit den langjährigen Mittelwerten dargestellt, könnt Ihr jederzeit hier nachschlagen.
Wer seine Klimakenntnisse perfektionieren möchte, sollte sich im Bereich des Grünlandes dafür sorgen, dass Hasel, Forsythie, Apfel, Holunder, Sommerlinde und Stileiche wächst. Das sind die offiziellen Klima- Zeigerpflanzen im Jahreslauf, die Euch wertvolle Hinweise für das Grünlandmanagement liefern. Perfekt arbeiten diejenigen unter Euch, die sich auf der Phänologischen Uhr die dazu gemachten Grünlandarbeiten, wie z.B. Wachstumsbeginn, Reparatursaat, Wiederbeginn, usw. notieren. Stück für Stück lernt Ihr so, die Pflanzen als wichtige Zeigerpflanzen für das Grünlandmanagement klimaangepasst zu nutzen.
Praxistipp:
Unter Downloads könnt Ihr eine Phänologische Jahresuhr als interaktive Grafik herunterladen. Bitte lest auch die Hinweise auf der zweiten Seite.
So wie Pferde und alle anderen Lebewesen, haben Grünlandpflanzen einen optimalen Temperaturbereich, sozusagen ein Wohlfühlklima.
Unsere heimischen Pflanzen des Dauergrünlandes sind sog. C3– Pflanzen und an ein gemäßigtes Klima angepasst.
Die Darstellung der Opimumskurve zeigt, dass das Grünlandwachstum bei +5°C beginnt, sein Optimum mit dem höchsten Wachstumszuwachs zwischen moderaten 17°C – 21°C erreicht und dann bei zunehmender Temperatur wieder abflacht. Bei Temperaturen ab +30°C stellt die heimische Grünlandpflanze ihr Wachstum ein, die Spaltöffnungen in den Blättern schließen sich nahezu komplett.
Das Klima bestimmt die Weidedauer maßgeblich. In Gebieten mit mildem Golfstromeinfluss und somit wenigen Frosttagen ist die Weidezeit deutlich länger, als in küstenfernen, kontinentaleren Regionen.
Region
durchschnittliche Weidezeit
Irland
300 Tage
Südengland
250 Tage
Norddeutschland
200 Tage
Süddeutschland
165 Tage
Polen
120 Tage
Die durchschnittliche Weidezeit ändert sich durch den Klimawandel deutlich, da das Frühjahr immer früher einsetzt und der Herbst immer länger in den Winter reicht, verlängert sich derzeit die Vegetationsperiode in Mitteleuropa deutlich.
Merkmal
Klimaprognose 2021 -2050
Vegetationsbeginn
3 – 41 Tage früher
Vegetationsperiode
9 – 21 Tage früher
Grünlandbeginn
2 – 23 Tage früher
letzter Frost im Frühjahr
4 – 18 Tage früher
Vergleich mit dem heutigen Klima (1961 – 1990) und Prognose in der Zukunft (2021 – 2050)
Einen deutlichen Unterschied im Temperaturverhalten zeigen trockene und nasse Böden.
nasse Böden
trockene Böden
werden im Frühjahr später warm: späterer Vegetationsbeginn
werden im Frühjahr schneller warm: früherer Vegetationsbeginn
werden im Hochsommer nicht so schnell heiß
werden im Hochsommer sehr heiß
bleiben im Herbst länger warm
werden im Herbst schneller kalt
Wasser ist ein Temperaturspeicher und reguliert so Temperaturunterschiede. Böden, die kein Wasser enthalten haben sehr hohe Tag/Nachtdifferenzen hinsichtlich der Temperatur. Das Extrembeispiel ist die Wüste: tagsüber +50°C, nachts -10°C. Wenn Wasser verdunstet, dann entsteht Verdunstungskälte. Folglich sind nasse Böden kälter als trockene Böden.
Sowohl Wiesen als auch Weiden sind in Mitteleuropa anthropogen beeinflusste Biotope. Ohne die Bewirtschaftung wäre Grünland kaum anzutreffen, denn unter natürlichen Bedingungen wird sich als Nachfolgevegetation zunächst relativ rasch eine Strauchgesellschaft und danach fast immer Wald durchsetzen. Der Wald ersetzt in Mitteleuropa das von Menschen geschaffene Ökosystem Dauergrünland. Wegen seiner hohen biologischen Aktivität, die den Wald noch übertrifft, ist Dauergrünland ein schätzenswertes Biotop. Dies gilt besonders im Zeichen des menschenbeeinflussten Klimawandels, weil Dauergrünland große Mengen Kohlendioxid bindet.
Wiesen und Weiden sind beide Grünland, unterscheiden sich aber grundsätzlich voneinander: Wiesen werden Maht, Weiden durch Beweidung genutzt und entsprechen geprägt.
Wiese
Weide
ungestörtes Wachstum bis generative Phase (Blüte/ Frucht)
Wuchs meist nur bis vegetative Phase (Blattwachstum)
artenreich (Pflanzen und Tiere)
artenärmer (Pflanzen und Tiere)
kräuterreicher
kräuterärmer
aufgelockerter Boden, nicht trittfest
verdichteter Boden, trittfest
geringere Pflanzendichte
höhere Pflanzendichte/ Narbendichte
Maht führt zu schlagartigen Veränderungen Stopp der kompletten Assimilation
Beweidung führt zu moderaten Veränderungen
Maht: Stopp der kompletten Assimilation
Eingeschränkte aber nicht unterbrochene Assimilation
Maht: Verschlechterung des Mikroklimas.
Geringe Beeinflussung der Assimilation
Maht: Düngung nach kompletten Nährstoffentzug notwendig.
Düngung nach kompletten Nährstoffentzug bei Pferdeweiden nötig, da Grünland abgeäpfelt werden muss.
Wiesenheu vielseitig
Weidegras einseitiger
Wiesenheu als Winterfutter nutzbar
Weidegras nicht als Winterfütterung nutzbar
vegetative Phase: Wachstumsphase; generative Phase: Blüh- und Fruchtphase
Grundsätzlich ist es deutlich flächenschonender, wenn das Grünland in der Saison parzelliert wird. Wechselweide statt Standweide
Dabei wird folgendes Ziel verfolgt: kurze Weidezeit – lange Nachwachszeit.
Zwei grundsätzliche Regeln können helfen, den Wechsel der Parzellen zu organisieren: Gras kürzer 8 cm: Beweidung der Parzelle beenden; Gras höher 20 cm: Beweidung beginnen.
Ich stelle Euch zwei Modelle vor, die folgendes zur Grundlage haben: 1 Großpferd verbraucht 100m2 Grünland pro Tag.
Modell 1: Heu und Gras für 1 Grosspferd für 1 Jahr, kein Grundfutter- Zukauf
Flächenbedarf für Modell 1: 1 Hektar (ha) = 10.000 m2
Parzellierung mit Mobilzaun in 8 gleichgrosse Flächen je 1.250 m2. Weidebeginn ist bei einer Grashöhe von 20 cm. Es wird davon ausgegangen, dass 1 Großpferd auf der Parzelle 1 etwa 6 – 7 Tage weiden kann.
Tag
Parzelle
Nutzung
Nutzung
1-6
1
Weide
2-8 Wachstum
7-12
2
Weide
1+3-8 Wachstum
13-18
3
Weide
1-2+4 Wachstum
19-24
4
Weide
1-3 + 5 -8 Wachstum
25-30
1
Weide
2-8 Wachstum
31-36
2
Weide
1+3-8 Wachstum
37-42
3
Weide
1-2+4 Wachstum
43-48
8
Weide, Wiese
1-3 Wachstum + 5-8 Heuernte
49-54
1
Weide
2-8 Wachstum
55 – 60
2
Weide
1+3-8 Wachstum
61 – 66
3
Weide
1-2+4 Wachstum
67 – 72
4
Weide
1-3 + 5 -8 Wachstum
73 – 78
5
Weide
1-4 + 6-8 Wachstum
79 – 84
6
Weide
1-5 + 6-7 Wachstum
85 – 90
7
Weide
1-6 + 8 Wachstum
91 – 96
8
Weide
1-7 Wachstum
…
Je nach Klima weitere Beweidung und/oder Heugewinnung auf nachgewachsenen Parzellen.
Modell 2: Gras für zwei Grosspferde, Grundfutter- Zukauf im Winter
Flächenbedarf für Modell 2: 1 Hektar (ha) = 10.000 m2
Parzellierung mit Mobilzaun in 8 gleichgrosse Flächen je 1.250 m2. Weidebeginn ist bei einer Grashöhe von 20 cm. Es wird davon ausgegangen, dass 2 Großpferde auf der Parzelle 1 etwa 6 – 7 Tage weiden kann. Rechteckige Parzellen kommen dem Bewegungsbedürfnis der Pferde besser als quadratische Flächen entgegen.
Tag
Parzelle
Nutzung
Nutzung
1-6
1
Weide
2-4 Wachstum
7-12
2
Weide
1+3-4 Wachstum
13-18
3
Weide
1-2+4 Wachstum
19-24
4
Weide
1-3 Wachstum
25-30
1
Weide
2-4 Wachstum
31-36
2
Weide
1+3-4 Wachstum
37-42
3
Weide
1-2+4 Wachstum
43-48
4
Weide, Wiese
1-3 Wachstum
49-54
1
Weide
2-4 Wachstum
55 – 60
2
Weide
1+3-4 Wachstum
61 – 66
3
Weide
1-2+4 Wachstum
67 – 72
4
Weide
1-3 Wachstum
73 – 78
1
Weide
3-4 Wachstum
79 – 84
2
Weide
1+3-4 Wachstum
85 – 90
3
Weide
1-2 + 4 Wachstum
91 – 96
4
Weide
1-3 Wachstum
…
Je nach Klima weitere Beweidung bis Weidesaisonende
Hinweis
Diese beiden Bewirtschaftungsmodelle sind sehr stark abhängig vom Wetterverlauf des Vegetationsjahres, der Bodenart, der Düngung, der Lage, usw.. Deshalb ist vorsichtig kalkuliert worden, um z.B. unkalkulierbare Wetterveränderungen zu berücksichtigen, wie z.B. 2. Schnitt/ Aufwuchs möglich oder unmöglich sowie Wachstumsveränderungen im Jahreslauf.
Deshalb die Grundkalkulation, die auch als Faustzahl gelten kann:
1 Grosspferd (Ganzjahresfutter) 1Hektar Grünland
2 Grosspferde (Vegetationsperiode, Grundfutterzukauf im Winter) 1 Hektar
GrünlandTagesbedarf 100m2 für 1 Grosspferd.
Nutzungsbeginn Weide: ab 20 cm Vegetationshöhe
Beginn Grasschnitt: in Blüte
Nutzungswechsel Weide: ab 8 cm Vegetationshöhe und geringer
Das Dauergrünland (Biozönose) ist von ihrem Standort (Biotop) stark abhängig. Auch hier ist der Mensch wiederum eingreifender Faktor, wenn er die Wachstumsbedingungen durch den menschenverursachten Klimawandel verändert.
Das Klima beeinflußt die Vegetation des Dauergrünlandes nachweislich stark. Warmes und feuchtes Klima (humides Klima) fördert das Gräser- und Kraüterwachstum. Hierdurch entsteht mehr oberirdische Blattmasse, welche den Boden beschattet, also das Mikroklima des Grünlandes bestimmt. Wissenschaftler wissen, dass das Wachstum einer Pflanze auch von der Belaubungsdichte sowie der Blattform und dem Blattstellwinkel abhängt. Diese Faktoren beeinflussen das Mikroklima am und im Boden, es wirkt sich auf die Lebensbedingungen der Bodenfauna und -flora aus (Fauna = Tierleben; Flora = Pflanzenleben) .
So sind z. B. einige Regenwurmarten an der Bodenoberfläche besonders aktiv, wenn sie bei ausreichender Feuchtigkeit Temperaturen von +2°C bis 10,5°C vorfinden. In diesem Temperaturbereich ziehen sie die meisten Blätter unter die Erde und sorgen für deren Mineralisierung. Steigen oder sinken die Umgebungstemperaturen, versuchen viele Tiere dies durch Wanderungen in unterschiedliche Bodentiefen auszugleichen. Die Bodentemperatur ist wiederum wichtig für die mikrobiologische Umsetzung (Mineralisierung) und hat somit einen großen Einfluß auf die pflanzenverfügbaren Nährstoffe im Boden.
Auch für den Boden gilt die van’t Hoffsche Regel der Chemie: Die chemische Reaktionsgeschwindigkeit verdoppelt sich bei der Erhöhung der Temperatur um jeweils 10°C. Der ideale Temperaturbereich für die mikrobielle Umsetzung liegt bei ca. 20 – 25°C. Hier schließt sich dann ein möglicher Kreislauf. Je größer die mikrobiologischen Umsetzungsvorgänge im Boden, desto größer die Nährstoffumwandlung in pflanzenverfügbare Minerale, desto ertragreicher das Pflanzenwachstum. Pferde können den o. g. Kreislauf erheblich mitbeeinflussen. Fressen Weidetiere das nachwachsende Gras zu kurz ab , kürzer 8 cm, wird sich dies nachhaltig auf das Mikroklima des Bodens auswirken. Die Bodentemperatur wird steigen, der Boden stärker austrocknen sowie der Temperaturabfall in der Nacht höher. Das beste Beispiel hierfür ist die pflanzenlose Wüste: Tagsüber +50°C, nachts -5°C.
Die Aktivität der Bodentiere, z. B. der Regenwürmer, wird wegen der hohen, für sie lebensbedrohende Temperaturen an der Bodenoberfläche deutlich abnehmen, ebenso die mechanische Belüftung der oberen Bodenschichten. Verstärkt durch die Pferde wird sich der Boden zusätzlich verdichten, Niederschläge können schlechter in tiefere Bodenschichten versickern, Wasservorräte in tieferen Bodenschichten werden verhindert, das oberflächliche Stauwasser fliesst ab oder verdampft rasch, Verschlämmungen und Bodenerosionen (Bodenverlagerung) können die Dürre des Grünlandes verstärken und zu einer Nährstoffverarmung der Grünlandböden beitragen.
Unsere heimischen Pflanzen, z.B. alle Bäume und auch die Gräser, sind sog. C3– Pflanzen und arbeiten nach dem Prinzip der Photosynthese und der Atmung.
Grundsätzlich laufen in unseren Pflanzen immer zwei Vorgänge ab:
1. Energieaufbau durch Photosynthese „Tanken“
Kohlendioxid (CO2)
+
Wasser (H2O)
+
Sonnenlicht (Energie)
=>
Traubenzucker (C6H12O6)
+
Sauerstoff (O2)
Aus dem Kohlendioxid der Luft, Wasser aus dem Boden und dem Licht der Sonne stellt die Pflanze Traubenzucker und Sauerstoff her. Letzteren gibt die Pflanze an die Umwelt ab. Beim Auto würde man*frau sagen, es tankt. Der Kraftstoff ist Traubenzucker. Die Photosynthese wird auch Assimilation genannt.
2. Energieverbrauch durch Atmung „Fahren“
Traubenzucker (C6H12O6)
+
Sauerstoff (O2)
=>
Energie für Arbeit
+
Kohlendioxid (CO2)
+
Wasser (H2O)
Mit Hilfe des aufgenommenen Sauerstoffs aus der Luft verbrennt die Pflanze den zuvor produzierten Traubenzucker und gewinnt daraus ihre Energie für Wachstum, Blüte, Fruchtbildung, Wassertransport und Bewegung und Reservenbildung. Beim Auto würde man*frau von Kraftstoff verbrauchen und Umwandlung in Fahren sprechen. Die Atmung wird auch Dissimilation genannt
Heiße Sommertage
Um möglichst viel Energie für notwendige Arbeit aufzubauen zu können, benötigt die Pflanze Kohlendioxid, Wasser und Licht. An heißen Sommertagen ist genügend Kohlendioxid und reichtlich Licht vorhanden. Ein Problem ist das bei Trockenheit knapp werdende Bodenwasser. Es fehlt bei der Photosynthese. Verstärkt wird der Energiemangel auch dann, wenn genügend Feuchtigkeit im Boden ist, noch zusätzlich durch die steigende Temperatur! Unseren heimischen C3– Pflanzen haben nämlich einen eingebauten Vertrocknungsschutz: Bevor die Pflanze wegen Wassermangel abstirbt, schließt sie ihre Spaltöffnungen in den Blättern und sorgt so für einen wirksamen Verdunstungsschutz. Die Pflanze kann länger der Dürre standhalten. Das sichert zwar das Überleben der Pflanze, reduziert aber den Energieaufbau (Tanken) ganz wesentlich, weil wegen der Schließung der Spaltöffnungen deutlich weniger CO2 aus der Luft aufgenommen werden kann. Die Pflanze lebt, wächst aber nicht mehr.
Merke: Unsere heimischen Gräser sind an eine Temperatur von etwa 18°C – 20°C optimal angepasst und sie wachsen maximal möglich (sofern die anderen Wachstumsfaktoren ausreichend vorhanden sind). Steigt die Temperatur, beginnt die Schutzschließung der Spaltöffnungen, bei ca. 30°C hat die Pflanze sicherheitshalber ihre Spaltöffnungen komplett geschlossen und somit ihr Wachstum komplett eingestellt. Es steht nicht mehr genügend Energie für das Wachstum zur verfügung, es reicht nur noch für einen lebenserhaltenden Notbetrieb.
Unterschiedliche Elemente sind unterschiedlich schwer. Wenn von Gewichten die Rede ist, dann spricht man*frau korrekt von Masse. Es ist also nicht das Körpergewicht, sondern die Körpermasse. Unterschiedliche Elemente haben auch unterschiedliche Massen. Ob ein Schmuckstück aus Eisen oder Gold ist, ist alleine durch die Massenfeststellung (Waage) zu erkennen, denn Gold ist etwa doppelt so schwer als Eisen.
Wie wird denn die Masse eines Elementes bestimmt? Um eine gemessene Masse zu beurteilen, muss das Messergebnis vergleichbar gemacht werden. Das könnt Ihr Euch wie bei der Wiegung der Körpermasse des Menschen vorstellen. 60 kg Körpermasse kann viel oder auch wenig sein, dass hängt natürlich von der Körpergröße ab. 60 kg für ein Schulkind sind sehr viel, 60 kg für einen Erwachsenen eher wenig.
Deshalb muss bei den Elementen eine Grundeinheit, die Stoffmenge her. Es ist 1 Mol, abgekürzt mol. Packt man*frau 602 Trilliarden Teilchen eines Elementes, das sind dessen Atome, Elektronen, Moleküle, usw., auf eine Waage, dann bestimmt Ihr die molare Masse in Gramm eines Elementes (mol/g oder mol x g-1). Nur für die Profis unter Euch: 1 Mol enthält ganz genau 6,02214076 x 1023 Kleinstteile eines Elementes bzw. Moleküls. Aber keine Angst, Ihr braucht die Trilliarden Teilchen nicht zusammenklauben und zählen, die molare Masse findet Ihr in Tabellen, so auch im Periodensystem der Elemente (PSE). Wenn Ihr ein etwas älteres Periodensystem findet, dann steht da vielleicht noch Atomgewicht oder Atommasse, die Angabe in g ist aber die selbe.
Die molaren Massen der für das Grünlandmanagement notwändigen Elemente:
Elementabkürzung
Elementname
molare Masse (1 Mol wiegt …)
C
Kohlenstoff
12,0 g
H
Wasserstoff
1,0 g
O
Sauerstoff
16,0 g
Cl
Chlor
35,5 g
N
Stickstoff
14,0 g
P
Phosphor
31,0 g
K
Kalium
39,1 g
Mg
Magnesium
24,3 g
Ca
Calcium (Kalzium)
40,1 g
S
Schwefel
32,1 g
Na
Natrium
23,0 g
Fe
Eisen
55,8 g
Grundelemente, Mengenelemente; die komplette Liste der Elemente findet Ihr in einem Periodensystem
Oben in der Liste und auch im Periodensystem findet Ihr die Massen der Elemente. Die sind nicht mehr in andere Stoffe zerlegbar. Allerdings können Elemente sich mit anderen Elementen verbinden und sich zu neuen Stoffen verbinden. Dabei verbinden sich die Atome der Elemente zu Molekülen.
Beispiele macht es Euch deutlicher:
Atom des Elements
+ Atom des Elements
=> Molekül- Verbindung
1 Atom Natrium (Na)
+ 1 Atom Cl (Chlor)
=> 1 Molekül Salz (NaCl)
2 Atome Wasserstoff (H)
+ 1 Atom Sauerstoff (O)
=> 1 Molekül Wasser (H2O)
1 Atom Magnesium (Mg)
+ 1 Atom Sauerstoff (O)
=> 1 Molekül Magnesiumoxid (MgO)
1 Atom Eisen (Fe)
+ 1 Atom Sauerstoff (O)
=> 1 Molekül Eisenoxid, Ihr kennt es besser als Rost
…
Zurück zum Salz: Die beiden Atome zweier Elemente verbinden sich zu einem neuen Stoff. Das Metall Natrium und das Gas Chlor verbinden sich zu Salz. Aber Achtung, wenn ein Pferd Salz frist, dann nimmt es nicht Natrium und Chlor in der selben Menge auf. Wer also denkt, wenn er*sie 100 g Salz dem Pferd füttert, dem Tier 50g Natrium und 50g Chlor zuzufügen, irrt!
Wie geht es richtig?
Nicht umsonst habe ich oben mit der Tabelle der polaren Masse begonnen, denn die molare Masse bestimmt die Zusammensetzung einer Verbindung:
Element
molare Masse
+ Element
molare Masse
=>Verbindung
molare Masse
Natrium (Na)
23,0 g
+Chlor (Cl)
35,5 g
=> Salz (NaCl)
58,5 g
…
Ergebnis: In 58,5 g Salz befinden sich 23 g Na und 35,5 g Cl
Jetzt solltet Ihr noch das Verhältnis so darstellen, dass es für jede Menge Salz einfach zu rechnen ist. Dazu bietet sich die Prozentrechnung an:
entspricht
Formel
Ergebnisse
58,5 g Salz
=>
100 %
1 g Salz
=>
100 % ./. 58,5 g
1,70940171 %/1g
23,0 g Na
=>
100 % ./. 58,5 g x 23 g Na
39,3162393 % Na
35,5 g Cl
=>
100 % ./. 58,5 g x 35,5 g Cl
60,6837607 % Cl
Probe
Na + Cl =>
100%
./. bedeutet geteilt
Ergebnis: Wenn ein Pferd Salz frisst, dann nimmt es 40% Natrium und 60% Chlor auf.
Jetzt ein Beispiel aus der Düngung: Ein Dünger, z.B. 60iger Kornkali enthält laut Deklarationsanhänger 60% K2O. Wieviel K enthält der jetzt? Ganz einfach:
2 x K (78,2 g/mol) + 1 x O (16,0 g/mol) = K2O (94,2 g/mol)
entspricht
Formel
Ergebnisse
94,2 g K2O
=>
100 %
1 g K2O
=>
100 % ./. 94,2 g
1,20460358 %/1g
78,2 g K
=>
100 % ./. 94,2 g x 78,2 g K
83,014862 % K
16,0 g O
=>
100 % ./. 94,2 g x 16,0 g O
16,985138 % O
Probe
K + O =>
100%
./. bedeutet geteilt; K2 bedeutet zwei K Atome, also 2 x K
Ergebnis: K2O enthält 83 % K und 17% Sauerstoff. Im 60iger Kornkali sind 60% K2O, also enthalten z.B. nach der Deklaration des Herstellers 100 kg Kornkali 60 kg K2O. Um auf den reinen K- Gehalt zu gelangen, muss 83% des K2O- Gehaltes des Düngers als K- Gehalt gerechnet werden: 60 kg K2O enthält 49,8 kg K. 100 kg Kornkali enthalten 49,8 kg K.
Hinweis: Hier handelt es sich um Faustzahlen. Zu beachten ist, dass der Organische Dünger erst durch das Bodenleben in die mineralische Form umgewandelt werden muss, damit der Nährstoff pflanzenverfügbar wird. Die Mineralisierungsgeschwindikkeit des Bodenlebens ist beschränkt: Deshalb wird im ersten Düngejahr bei organischem Dünger nur 50% der Nährstoffmenge minimalisiert, also sind auch nur 50% der Nährstoffe pflanzenverfügbar. Erst im 2. Düngejahr wird dann die volle Nährstoffmenge pflanzenverfügbar, 50% aus dem Vorjahr und 50% aus dem aktuellen Wirtschaftsjahr.
Zu Beginn der Weidesaison 2023 können Pferdehalter mit folgenden Düngemittelkosten kalkulieren. Hierbei handelt es sich um Faustzahlen. Diese können nicht nur auf Handelsdüngemittel sondern auch auf Organische Düngemittel angewandt werden. Somit lässt sich der Wert eines organischen Düngemittels ermitteln.
Pflanzennährstoff
Preis (netto)
1 kg N
1,00 € – 1,50 €
1 kg P2O5
1,00 € – 1,50 €
1 kg K2O
1,50 € – 1,60 €
1 kg MgO (+ 3 kg K2O)
4,00 € – (1,80) = 2,20 €
1 kg CaCO3
0,07 € – 0,09 €
Die aktuellen Preise findet Ihr in der Tabelle weiter unten
Beispiele:
Wenn ein Handels- Düngemittel 27% N laut Deklaration enthält, dann hat es einen ungefähren Wert von 50,00 € je dt bzw. 50,00€ je 100 kg oder 500 € je Tonne.
Rindermist enthält ca. 5 kg N/t, 3 kg P2O5/t, 10 kg K2O/t und 2 kg MgO/t.
Folglich hat 1 Tonne Rindermist folgenden Wert bei der Düngung: 10,00 € + 5 € + 6,00 € + 4,40 € = 17,50 €
Nährstoffmenge in 1 t Rindermist
entspricht einem Düngemittelpreis von ca.
5 kg N
5,00 – 10,00 €
3 kg P2O5
3,00 – 4,50 €
10 kg K2O
15,00 €
2 kg MgO
4,00 €
= 27,00 – 33,50 € Düngemittelwert für 1 Tonne Rindermist
HINWEIS: Alle Werte sind Faustzahlen und geben nur einen groben Überblick bei der ersten Kalkulation bei der anstehenden Düngung.
Aktuelle Preisentwicklung 2022/23
Weil die Energiepreise (Strom, Gas) extrem steigen und der Energiebedarf bei der Produktion und der Veredlung der Düngemittel sehr hoch ist, werden die Preissteigerungen des Energiemarktes an die Kunden weitergegeben. Die enormen Energiepreisspünge haben bei einigen Firmen dazu geführt, die Produktion zu drosseln bzw. ganz einzustellen. Die Folge sind weitere Preissteigerungen durch panisches Käuferverhalten, die einen Düngemittelhandel mit daraus resultierenden Ertragseinbußen befürchten. In Erwartung weiterer Preissteigerungen wird am Markt teilweise auch mit Düngemitteln spekuliert.
Im Zeitraum 2022 – 2023 muss mit folgenden Preisen Euro je Dezitonne (= 100 kg), ohne Verpackung, Lieferung und Umsatzsteuer) gerechnet werden:
Düngemittel
Preis, €/dt (netto, lose, ab Handel), Jan. 2022
Preis, €/dt (netto, lose, ab Handel), Apr. 2022
Preis, €/dt (netto, lose, ab Handel), Jun. 2022
Preis, €/dt (netto, lose, ab Handel), Feb. 2023
Preis, €/dt (netto, lose, ab Handel), Jun. 2023
Preis, €/dt (netto, lose, ab Handel), Aug. 2023
Preis, €/dt (netto, lose, ab Handel), Apr. 2024
Kalkammonsalpeter (KAS), 27% N, 10% Ca
57,00 – 63,00
84,30 – 105,00
65,70 – 85,00
44,50 – 55,00
31,00 – 33,40
32,50 – 35,90
32,00 – 33,50
Harnstoff, 46% N
91,00 – 93,00
119,00 – 129,00
102,00 – 110,00
55,00 – 59,00
47,50 – 48,40
46,50 – 51,50
45,80 – 50,20
Tripelphosphat , 46 % P
62,00 – 63,00
70,00 – 93,50
89,50 – 100,00
73,00 – 74,80
50,80 – 54,50
48,00 – 48,50
51,40 – 55,00
40er Kornkali, 40% K
37,00 – 40,00
42,00 – 53,50
48,30 – 66,00
58,20 – 63,00
32,20 – 34,10
33,00 – 35,90
33,30 – 35,50
60er Kali, 60% K
49,00 – 53,00
49,50 – 62,80
60,80 – 87,30
79,80 – 82,80
51,20 – 59,70
47,90 – 47,90
42,50 – 47,00
Magnesia- Kainit, 9% K, 5% MgO
14,00 – 16,00
14,20 – 17,90
13,80 – 18,30
19,90 – 22,00
15,00 – 24,00
13,50 – 17,00
13,70 – 16,50
Patentkali, 30% K, 10% MgO
44,00 – 53,00
57,00 – 64,90
59,40 – 68,30
76,20 – 79,00
40,70 – 45,50
41,50 – 43,50
42,90 – 47,25
Schwefelsaurer Ammoniak (SSA) 21% N, 24% S
47,00 – 55,00
67,50 – 84,90
65,50 – 71,00
48,00 – 59,80
33,20 – 42,50
23,30 – 32,80
30,30 – 33,05
Ammonsulfatsalpeter ASS, 26% N, 13% S
63,00 – 65,00
97,00 – 100,50
69,50 – 82,00
54,50 – 63,20
36,00 – 49,50
35,90 – 39,20
38,20 – 42,55
Kohlensaurer Kalk CaCO3, 80% Ca
3,00 – 4,50
3,20 – 6,95
3,20 – 6,95
4,35 – 6,95
3,20 – 6,95
3,20 – 6,95
3,30 – 6,95
Volldünger (15% N/15% P/15% K)
56,00 – 60,00
77,30 – 85,00
75,50 – 78,00
77,30 – 82,50
45,00 – 69,40
43,50 – 48,80
45,30 – 49,00
Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie eigene Recherchen, Stand: Anfang Aug. 2023
Durch die stark erhöhten Düngemittelpreise hat der Düngewert von Festmist und Gülle sich verdoppelt und dürfte in der Wachstumsperiode 2032 deutlich stärker nachgefragt werden. Betriebe, die eigene Gülle bzw. Mist produzieren, haben einen erheblichen Preisvorteil gegenüber dem Einsatz üblicher Handelsdünger. Betriebe die Mist bzw. Gülle beziehen, müssen sich auf verdoppelte Preise bei organischen Düngemitteln einstellen. Mit dem Rückgang der sehr hohen Energiepreise haben sich Mitte 2023 die Düngemittelpreise deutlich reduziert. Da viele Düngemittel unter der Verwendung hoher Energiemengen (Strom, Gas) produziert werden, werden die die Düngemittelpreise analog der Energiekosten sich entwickeln.
Wie lange braucht ein Gross-Pferd für sein Futter?
Grobfutter 1 h, Kraftfutter 10 min
Wieviel Gras frisst das Gross-Pferd in 1 Stunde?
4 – 5 kg Gras
Wieviel Gras frisst ein Grosspferd am Tag?
60 kg Gras, die wachsen auf 100m² Weide
Wieviele Stunden frisst ein Pferd in der Natur?
Mindestens 12 Stunden meist sogar 16 Stunden pro Tag ‚(24 Stunden)
Wieviel Energie verbraucht ein Pferd durch Arbeit?
2,5 kg Heu gleichen 120 min Schritt (Herzfrequenz ca. 70/min), oder 30 min Trab (Herzfrequenz ca. 150/min) oder 10 min Galopp (Herzfrequenz ca. 220/min) aus.
Wann hört ein Pferd auf zu fressen?
Das ist nicht sicher. Da Pferde keine Druckrezeptoren im Verdauungstrakt haben, hören Pferde nicht auf zu fressen, wenn der Magen oder der Darm voll sind. Wahrscheinlich hören Pferde erst auf zu fressen, wenn die Kaumuskulatur ermüdet ist.
Wie lang sind Fresspausen beim Pferd?
2 – maximal 4 Stunden. Sind Fresspausen länger als 4 Stunden, wird das Grundbedürfnis Fressen beim Pferd nicht erfüllt, es bekommt Stress, wird futterneidisch und leidet letztlich an Magengeschwüren. Gestresste Pferde lassen sich wesentlich schlechter trainieren, sie wehren sich und arbeiten nicht mit: Der Reiter*in kämpft auf dem Pferd.
Was ist nachhaltig?
Minimum 12 Stunden Fresszeit und maximal 4 stündige Fresspausen am Tag (24h).
Wieviel Grundfutter benötigt ein ausgewachsenes Warmblutpferd am Tag (24h)?
Mindestens 2 , besser 2,5kg Grobfutter je 100 kg Lebendmasse
Futtervergleich bei unterschiedlichem Wassergehalt
1 kg Grobfutter = 1,4 kg Heulage = 2,2 kg Silage = 7 kg junges Gras = 5 kg blühendes Gras = 4 kg Gras nach Blüte
Wie kann der Futtervergleich genau ermittelt werden?
Grobfutter (Heu, Stroh ist nur lagerfähig, wenn max. 14 % Wasser enthalten sind. Folglich enthält nicht schimmeliges Heu oder Stroh 860 g Trockenmasse. Bestimmen Pferdehalter*innen die Trockenmasse ihres Grünlandes, können sie punktgenau zu einem bestimmten Zeitpunkt in Abhängigkeit des Klimas, der Jahreszeit und der Vegetation die Trockenmasse des Grases bestimmen. Wie das im Backofen geht, findet Ihr hier. Da Heu/Stroh mindestens 860 g Trockenmasse enthält, muss diese durch die Trockenmasse des Grases geteilt werden. Beispiel: Heu 860g Trockenmasse ./. 120 g Trockenmasse Gras = 7,16667. Ergebnis: Um 1 kg Heu zu ersetzen, muss die 7,2fache Menge Gras (TM 120g) gefüttert werden.
Bestimmte Pflanzen verraten die Bodenbeschaffenheit. Da unter den Pflanzen im Laufe der Evolution sich zahlreiche Spezialisten entwickelt haben, die an eine ganz bestimmte Bodenbeschaffenheit angepasst sind, werden sich diese Pflanzen auch an genau diesen Böden wiederfinden. Pflanzen sind für den Pferdehalter*in Bioindikatoren des Dauergrünlandes. Mit ein wenig Übung und Erfahrung können Pferdehalter*innen mittels der Grünlandvegetation relativ sicher einschätzen, ob die Wiese oder Weide eher nährstoffreich, trocken, verdichtet oder eher nass ist. Nur wer seinen Boden kennt, kann auch seine Eigenschaften prognostizieren und beeinflussen oder erhalten.
Diese Bioindikatoren können Euch bei der Beurteilung Eurer Weide helfen: