Basics: Traktorenreifen können das Klima schützen

Wie in der Landwirtschaft durch eine nachhaltig wirkende Reifenwahl die Bodengesundheit erhalten werden kann

Landwirte, haben durch eine abgestimmte Reifentechnik bei der Feldarbeit die Möglichkeit, die Bodengesundheit nachhaltig zu erhalten und können damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Reifendruckregelanlage (Foto: Rottmann-Automation)

Die Anforderungen an Reifen landwirtschaftlicher Maschinen stehen sich diametral entgegen, je nachdem ob das Fahrzeug auf der Straße oder auf dem Feld eingesetzt werden soll. Auf der Straße sind besonders schmale und prall aufgepumpte Reifen wegen ihres geringen Rollwiderstandes besonders ökonomisch. Auf dem Feld angekommen, verhalten sich genau diese schmalen, prallen und somit wenig federnden Reifen besonders bodenschädigend, weil die kleine Reifenfläche sich tief in den Boden eindrückt und zusammen mit dem erhöhten Schlupf (Durchdrehen) den Boden übermäßig verdichtet. Plastisch ausgedrückt, der Traktor versinkt mit seinen Hackenschuhen im Acker. Auf dem Feld wünscht sich ein Landwirt natürlich breite, nicht so tief einsinkende und federnden Reifen mit wenig Schlupfwirkung. Je größer die Auflagefläche, desto weniger sinkt der Schlepper ein und je weniger Kraft wird benötigt, sich aus dem tiefen Boden zu befreien.

Je tiefer das Profil in den Boden eindringt, je größer der Schaden durch Verdichtung. Je breiter die Reifen, desto besser verteilt sich das Gewicht und desto geringer die Verdichtung.

Moderne Reifen können sowohl die optimalen Straßen- als auch Feldeigenschaften bieten. Zwei Bedingungen machen die möglichst nachhaltige Boden- und Straßenbefahrbeikeit möglich:

  • Luftdruckregulationsmöglichkeit vor Straßen- und Feldarbeit. Der Straßendruck beträgt z.B. 1,8 bar und wird für die Feldarbeit auf 1 bar abgesenkt. Genauere Daten nennen die Hersteller des jeweiligen Reifens.
  • Reifen, die sowohl mit hohem und mit niedrigem Druck gleichermaßen ohne zusätzlichem Verschleiß gefahren werden können. Das geht mit Radialreifen, zu erkennen an dem Kennbuchstaben „IF“ (Imprufed Flection“) oder „VF“ „Very high Flection“

Wenn Landwirte vor dem Befahren den Boden ausreichend abtrocknen lassen, vorausschauen und nicht sportlich fahren und die Radialreifen nach Herstellerangaben auf dem Feld absenken und im Straßeneinsatz wieder erhöhen, leisten einen wesentlichen Beitrag zur Bodengesundheit, weil die Radlast sich auf eine größere Fläche verteilt und somit die Eindingtiefe deutlich verringert und gleichzeitig wegen der vergrößerten Reibungsfläche der Schlupf, also das Durchdrehen, sich ebenfalls deutlich verringert.

Durch eine vorausschauende Fahrweise und einen an den Untergrund angepassten Reifendruck kann ein Landwirt bei 800 h p.a. Schleppereinsatz ca. 3.000 € im Jahr einsparen.

Die bodenschondende Reifendruckanpassung ist im Übrigen nicht mit einem erhöhtem Reifenverschleiß in Verbindung zu bringen. Der hängt im wesentlichen von dem Fahrstil ab, nicht von der Reifendruckanpassung.

Viele Schlepper besitzen bereits jetzt eine Reifendruckregelanlage. Wo die noch nicht vorhanden ist, gibt es Nachrüstungsmöglichkeiten, damit die Reifendruckregulation bequem vom Führerhaus in wenigen Sekunden vorgenommen werden kann. U.U. kann eine 30%ige Förderung über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) beantragt werden. Für derartige Nachrüstkits inclusive Einbau muss für beide Achsen € 5.000.- bis € 10.000.- kalkuliert werden.

Reifendruckregelung direkt im Führerhaus (Foto: Claas)
Luftdruckleitungen regeln den Reifendruck auch während der Fahrt (Foto: Claas)

Wesentlich preiswerter und leicht zu installieren ist die Nutzung des am Traktor bereits vorhandenen Kompressors zusammen mit handelsüblicher Gerätschaft als Nachrüstsatz zur manuell zu bedienender Reifendruckeinstellung („Reifendruckregelanlage light“). Kurz anhalten, austeigen und den passenden Reifendruck einstellen ist eine zumutbare Mühe, die sich allemal für den Klima- und Bodenschutz lohnt. Derartige Nachrüstsätze zum Anschluss an den Schlepperkompressor kosten nach eigenen Recherchen je nach Hersteller und Qualität zwischen 200.- € und 1.000.- €.

Reifenregeldruckanlage light, die preiswerte Alternative zur automatischen Drucksteurung bei Nutzung des traktoreigenen Kompressors (Foto: Rottmann Automation)

Pferdehalter, die Landwirte, Lohnunternehmen oder Maschinenringe für gelegentliche Arbeiten beauftragen, sollten auf eine Reifendruckreduzierung auf ihren Flächen bestehen und auch die Einhaltung überprüfen. Und wenn der Fahrer aussteigen und die vier Reifen einzeln reduzieren muss, ist das durchaus zumutbar. In der Regel sollte der Reifendruck bei der Arbeit auf dem Boden nicht mehr als 1 bar betragen. Auf der Straße kann der Fahrer dann ja wieder mit 1,5 – 2 bar fahren.

Das sind die möglichen Vorteile einer Reifendruckreduzierung auf dem Acker/ Grünland:

  • ca. 100% größere  Aufstandsfläche und somit 50% geringerer Bodendruck
  • ca. 15% Schlupfreduzierung
  • ca. 15% Kraftstoffersparnis im Feld und 5% auf der Straße
  • ca. 20% Zugleistungssteigerung und 10% Flächenleistungssteigerung
  • ca. 20% Reifenverschleißreduzierung

Basics: Europäische Bodenstrategie 2030

Der Boden hat einen immer bedeutenderen Stellenwert bei der Bindung der klimaschädigenden Treibhausgase

Nur gesunde Böden können ausreichend Kohlenstoffdioxid speichern

Mit dem Thema Bodenschutz müssen sich alle Pferdehalter*innen noch stärker auseinandersetzen. Warum ist das so?

Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Wälder als natürliche CO2Speicher wirken, denn sie binden Kohlenstoff durch die Fotosynthese und reduzieren das Treibhausgas so aus der Atmosphäre. Weniger Treibhausgas in der Atmosphäre bedeutet, dass mehr Wärmestrahlung wieder zurück in das Weltall gelangen kann, die Erde erwärmt sich nicht mehr so stark, der Klimawandel schwächt sich ab.

Merke: Wasser (H2O) + Kohlenstoffdioxid (CO2) aus der Atmosphäre + (Sonnen) Licht -> Zucker + Sauerstoff zum Aufbau/ Wachstum von Pflanzen (= organische Masse)

Damit sind Wälder, aber auch Wiesen wesentliche Bausteine zum Erreichen der weltweit aufgestellten Klimaziele, denn Pflanzen, die der Atmosphäre CO2 entziehen, entfernen die klimaschädlichen Treibhausgase aus der Atmosphäre. Nur so kann die aufhaltsame Klimaerwärmung, die weltweit bereits jetzt auf +1,5 Grad zu steigen droht, zwar nicht mehr verhindert, aber doch bei +1,5 Grad begrenzen lassen. Gelingt es nicht, die Kohlendioxidanreicherung der Atmosphäre zu begrenzen, werden wir mittel- und langfristig deutliche Erhöhungen der globalen Durchschnittstemperaturen von 3,o bis 3,5° zu ertragen haben. Die Folgen wären uns derzeit nicht vorstellbare Veränderungen unserer Lebensgrundlage.

Der Klimawandel ist also das große Problem unserer Kinder. „Menschen, die heute jünger als 40 Jahre sind, würden „ein bisher nie dagewesenes Leben“ führen, was Dürren, Hitzewellen, Überschwemmungen und Ernteausfälle angehe“, sagt WimThiery von der Freien Universität Brüssel.

Eine klimaschonende Methode ist nach Ansicht der Wissenschaft die Wiederaufforstung großer Flächen mit Bäumen, die dann als natürliche CO2– Speicher der Atmosphäre das als Treibhaus wirkenden Kohlenstoffdioxid entziehen können. 

Noch wirksamer als die Wiederaufforstung kann allerdings nach neuerer Einschätzung ein gesunder, lebender Boden  als CO2– Speicher fungieren. Voraussetzung ist allerdings, dass der Boden besser als bisher geschützt wird. Nur dann erfüllt er seine Aufgabe als ein riesiger terrestrischer CO2 Speicher optimal. Weil es den Böden in Europa nicht gut geht, will die EU- Kommission deren Degradation verhindern, damit sie eine stärkere Rolle zum Erreichen der Klimaneutralität 2035 einnehmen können. Das Konzept ist in der „Bodenstrategie 2030“ niedergelegt.

Das Wasser in der Landschaft halten, Moorböden wiederverwässern

Entwässerte Moore sind gewaltige Treibhausgas-Quellen

Zentraler Bestandteil ist neben der Bodenerhaltung und -schonung auch die Wiedervernässung der Moorböden, denn Wissenschaftler wissen mittlerweile, dass natürliche Moore 6 mal mehr CO2 binden können als der Wald. Erste Untersuchungen in Deutschland, z.B. im Emsland, in Ostfriesland sowie dem niedersächsischen Teufelsmoor sowie der Moormarschen entlang der großen Urstromtäler Elbe, Weser, Aller, Ems, Havel, usw., dass eine dauerhafte Anhebung des Wasserstandes 30 cm unter Bodenniveau wirksam die Oxidation der in ca. 20.000 – 10.000 Jahren entstandenen ca. 15 m mächtigen organischen Niedermoorschicht verhindern kann.

Derzeit entstehen durch die Trockenlegung der Moore in Deutschland 7% – 11% der klimaschädigenden CO2– Emissionen. Warum ist das so?

Wachsende Pflanzen benötigen CO2. Wenn sie absterben entsteht Organische Masse in der CO2, also aus CO2 entstandene Kohlenstoffverbindungen, gespeichert ist und auch bleibt, wenn eine sauerstofffreie (anaerobe) Umgebung herrscht. Lagern also Pflanzenreste im Wasser, wie in einem Moor, dann herrschen anaerobe Bedingungen und das CO2, genauer der Kohlenstoff, aus der Atmosphäre bleibt gespeichert. Natürliche Moore sind deshalb bedeutende Treibhausgassenker. In den meisten Mooren in Deutschland ist also der Kohlenstoff von ca. 15.000 Jahren enthalten. Werden die Moore trockengelegt, um z.B. Ackerbau betreiben zu können, höhere Erträge zu generieren, bessere Weideflächen zu generieren oder mit schwereren, schlagkräftigeren Maschinen auf das Feld befahren zu können, dann folgt sauerstoffhaltige Luft dem weichenden Wasser. Der Sauerstoff lässt die organische Masse oxidieren, also chemisch gesehen verbrennen. Bei jeder Verbrennung entsteht auch das Verbrennungsabgas CO2. Die entwässerten Moorböden wirken als Treibhausgasquellen.Und genau das ist jetzt nicht mehr im Boden unter Wasser gespeichert, sondern gelangt gasförmig in die Atmosphäre zurück.

In diesem Zusammenhang will ich noch anmerken, dass das Kalken von Moorböden ebenfalls das Klima schädigt, weil natürliche Moore die Organische Masse nicht nur durch die anaeroben, also sauerstofffreien Bedingungen konserviert, sondern das in Mooren entstande saure Milieu ebenfalls die Konservierung und damit Fixierung des Kohlenstoffes erheblich unterstützt.

Es wird geschätzt, dass 30 – 40 Tonnen CO2, im Extrem bis 100 Tonnen, jährlich aus einem Hektar trockengelegtem Moor der entwässerungsbasierten Landwirtschaft wieder in die Atmosphäre entweichen und mitverantwortlich für den Klimawandel sind.

Wie wichtig wichtig die Wiedervernässung der Moore in ganz Deutschland ist, verdeutlich folgende Zahl: 45.000.000 Tonnen CO2 entweichen aus Deutschlands entwässerten Mooren jährlich in die Atmosphäre.

Merke: Sauerstoff (O2) + Zucker -> Energie +  Wasser + Kohlenstoffdioxid (CO2)

Merke: Eine Verbrennung ist chemisch gesehen einfach nur eine Oxidation. Deshalb stoppt eine Verbrennung immer unter Sauerstoffabschluss. Bei einer Verbrennung entsteht entsteht Kohlenstoffdioxid (CO2) als Abgas. Dieses Gas wirkt als Treibhausgas in er Atmosphäre.

Merke: Entwässerung -> Belüftung -> Oxidation = Verbrennung -> CO2 – Treibhausgas in der Atmosphäre -> Beschleunigung des Klimawandel.

Derzeit hat sich herausgestellt, dass der dauerhafte Wasserstand von -30 cm unter Bodenniveau der optimale Kompromiss zwischen Klimaneutralität und Bodennutzung (Ertrag)  ist. Einerseits können die Grünlandflächen des Moores gemäht und beweidet werden, andererseits geraten genügend Pflanzenreste, besonders die Wurzelreste, in sauerstofffreie, wassergefüllte Böden und können so den Kohlenstoff dauerhaft speichern, also der Atmosphäre entziehen. Klar sein muss jedem Landwirt*in und Pferdehalter*in, dass die Erträge auf wiedervernässten Böden geringer sein können, das Kompromisse bzw. Einschränkungen beim Befahren und/oder Beweiden hingenommen werden müssen. Wiedervernässte Moorböden eignen sich prinzipiell nur als Dauergrünlandstandorte. Und genau die sind so wichtig für den Klimaschutz.

Pferdehalter*innen müssen sich eingehend mit der nachhaltigen Tierhaltung beschäftigen, damit die Akzeptanz der Bevölkerung mit ihrer Pferdehaltung nicht verloren geht. Ganz sicher ist aus meiner Sicht damit zu rechnen, dass in nicht zu ferner Zukunft die Intensität der Tierhaltung und damit auch der Pferdehaltung sowie der Intensität der Futtergewinnung sich nicht auf dem jetzigen Niveau halten lässt. Eine Wiedervernässung der Böden wird ein wesentlicher Meilenstein bei der Begrenzung des  Klimawandel sein, den Ertrag auf der Fläche aber eingrenzen, also reduzieren. Das bedeutet natürlich in letzter Konsequenz: weniger Tiere je Fläche werden satt werden. Auch in der Pferdehaltung, selbst wenn es in der Freizeit geschieht, ist Massentierhaltung nicht mehr bodenfreundlich und somit nicht mehr akzeptabel. 

  • Moorschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe im Klimaschutz
  • Torfzehrungsmindende Bewirtschaftung und ein ausgeklügeltes Wassermanagement verhindert reduziert das Freisetzen von klimaschädigenden Gasen
  • Intensive Bewirtschaftung und hoher Tierbesatz verträgt sich nicht mit erfolgreichem Moorschutz

Weil das so ist, veröffentliche ich hier einmal die Stellungnahme des Deutschen Naturschutzringes sowie die Zusammenfassung des Bodenstrategiepapieres, denn eines ist sicher: Dieses Papier wird heftig diskutiert werden, unter Landwirten, professionellen Pferdehaltern und Hobbypferdehaltern sowie Naturschutzverbänden. Damit Ihr mitreden könnt und vielleicht zum Vorbild bei der Umsetzung der europäischen Bodenstrategie werdet, erhaltet Ihr die Akzeptanz in der Bevölkerung. Schwindet sie, dann …, aber das sagte ich ja schon.

Die Böden in Europa müssen besser geschützt werden, 70% sind geschädigt

DNR | EU-Kommission veröffentlicht Europäische Bodenstrategie

DNR: „Neue Bundesregierung muss sich für Bodenschutz stark machen“

Der Umweltdachverband Deutscher Naturschutzring (DNR) begrüßt die heute veröffentlichte Bodenstrategie der EU-Kommission für 2030 und fordert die künftige Bundesregierung zum Handeln auf. „Der überwiegend schlechte Zustand unserer Böden ist alarmierend, die Zeit ist daher reif für einen besseren Bodenschutz. Ob Ernährung, Wasserrückhalt, Kohlenstoffspeicherung oder Artenvielfalt – die Situation der Böden wirkt sich unmittelbar auf unser Wohlergehen und unsere Zukunft aus. Nur gesunde Böden können einen wichtigen Beitrag für die Erreichung der Klimaschutzziele, für die Klimaanpassung und den Stopp des Biodiversitätsverlustes leisten“, sagte DNR-Geschäftsführer Florian Schöne.

Nach Überzeugung des DNR werden mit der heute vorgelegten Europäischen Bodenstrategie für 2030 wichtige Maßnahmen für einen ambitionierteren Bodenschutz in Europa vorgeschlagen. Zentral ist hierbei die Erarbeitung eines längst überfälligen europäischen Rechtsrahmens in Form eines „Soil Health Laws“. „Wir fordern die zukünftige Bundesregierung auf, die Europäische Bodenstrategie für 2030 zu unterstützen und ihre Möglichkeiten zu nutzen, um den Bodenschutz zeitnah auch in Deutschland voranzubringen“, so Schöne weiter. Von besonderer Relevanz sind dabei die Ausgestaltung der zukünftigen Förderpolitik für die Land- und Forstwirtschaft sowie wirksame Maßnahmen zur Begrenzung der Flächenneuinanspruchnahme.

Die europäische Bodenstrategie für 2030 soll eine einheitliche Erfassung und Bewertung von Böden in Europa voranbringen und einen Rahmen für gemeinsame Ziele zum Schutz, zur nachhaltigen Nutzung und zur Wiederherstellung von Böden für die Mitgliedsstaaten setzen. Derzeit sind nach Schätzungen 60-70 Prozent der europäischen Böden in keinem gesunden Zustand. Die jährlichen Kosten für die Gesellschaft durch Schädigung von Böden in Europa belaufen sich nach Angaben der EU-Kommission mittlerweile auf mehrere Milliarden Euro.“

Pressemitteilung des Deutschen Naturschutzring am 17.11.21

Eine sehr gute Zusammenfassung ihrer Beschlüsse stellt die Europäische Kommission zur Verfügung. Hieraus die wichtigsten Auszüge:

„Die dünne Schicht unter unseren Füßen ist unsere Lebensgrundlage. Sie bringt 95 % unserer Lebensmittel hervor. Der Boden ist ein lebendes Ökosystem, das für das Leben auf der Erde und für unsere Zukunft von grundlegender Bedeutung ist. Es ist höchste Zeit, ihn so zu schützen, wie er es verdient.“ 

Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal

 „Unsere Ambition, alle Böden bis 2050 gesund zu machen, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, den Klimawandel zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass unsere Wälder gesund sind, unser Wasser sauber ist und unsere Böden fruchtbar und resilient sind. Wir ergreifen entschiedene Maßnahmen, um diese unwiederbringliche natürliche Ressource zu schützen und zu erhalten, weil wir es uns nicht leisten können, sie zu verlieren.“ 

Virginijus Sinkevičius, Kommissar für Umwelt, Meere und Fische

 Die neue EU- Bodenstrategie sieht einen Rahmen und konkrete Maßnahmen für Schutz, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung von Böden vor in Zusammenwirkung mit anderen Strategien des europäischen Grünen Deals. Sie legt eine Vision und Ziele für gesunde Böden bis 2050 mit konkreten Maßnahmen bis 2030 fest und kündigt ein neues Bodengesundheitsgesetz bis 2023 an um gleiche Wettbewerbsbedingungen und ein hohes Maß an Umwelt- und Gesundheitsschutz zu gewährleisten, das das anstehende Gesetz zur Wiederherstellung der Natur ergänzt.

Die Vision für 2050: Alle Bodenökosysteme in der EU sind gesund und resilienter und können daher weiterhin ihre lebenswichtigen Funktionen erfüllen. Es werden keine weiteren Flächen verbraucht und die Belastung des Bodens mit Schadstoffen ist so gering, dass sie für die menschliche Gesundheit und Ökosysteme keine Gefahr mehr darstellt. Der Schutz von Böden, ihre nachhaltige Bewirtschaftung und die Wiederherstellung geschädigter Böden sind die Norm. 

Nur 30% der Böden in der EU gelten als gesund,  70% der Böden sind geschädigt, durch Bodenerosionen, Verlust der Organischen Masse (Humus), Versalzung, Versiegelung, nicht nachhaltige Nutzung, Übernutzung, Verschmutzung, Verlust an biologischer Vielfalt.

Unter Verwendung aus „EU-Bodenstrategie für 2030: 
gesunde Böden für die Menschen und den Planeten“ (Factsheet on soll strategy) , Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxembourg 2021 
Wüstenbildung muss verhindert werden

Deshalb ist der Bodenschutz so wichtig:

Der Boden ist ein wichtiges Ökosystem, in dem mehr als 25 % aller Organismen der Erde leben. Der Boden ermöglicht Leben, indem er Lebensmittel, Biomasse und Fasern liefert und Wasser-, CO2– und Nährstoffkreisläufe reguliert. Wir müssen ihn genauso schützen wie Luft und Wasser

Gesunde Böden sind ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel, denn sie sind der größte terrestrische CO2-Speicher der Erde. Indem sie Wasser aufnehmen und speichern, verringern sie die Gefahr von Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren 

Bodendegradation führt zu einem Verlust an Ökosystemdienstleistungen, deren Gegenwert auf rund 38 Mrd. Euro pro Jahr in der EU geschätzt wird. Allein die Erosion kostet europäische Landwirte jedes Jahr 1,25 Mrd. Euro. 

Zentrale Maßnahmen in der Bodenstrategie:

Nachhaltige Bodenbewirtschaftung zur neuen Norm machen: 

– Eine Regelung für Landbesitzer vorschlagen, ihre Böden kostenlos testen zu lassen 

– Im Wege der Gemeinsamen Agrarpolitik eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung fördern und bewährte Praktiken austauschen 

Die Kreislaufwirtschaft ankurbeln: 

– Bodenaushubströme untersuchen und in Erwägung ziehen, einen „Bodenpass“ vorzuschlagen 

– Eine „Flächenverbrauchshierarchie“ einführen, um die Wiederverwendung von Flächen und einen geringeren Verbrauch neuer Flächen zu fördern, sodass der Netto-Null-Flächenverbrauch bis 2050 erreicht wird 

Geschädigte Böden wiederherstellen und kontaminierte Flächen sanieren 

Wüstenbildung aktiv vorbeugen 

Bodenforschung, -daten und -überwachung ausbauen 

Zur Eindämmung des und Anpassung an den Klimawandel in Erwägung ziehen, rechtsverbindliche Ziele vorschlagen, damit die Entwässerung von Feuchtgebieten und organischen Böden unterbunden und bewirtschaftete und entwässerte Torfflächen wiederhergestellt werden 

Das erforderliche gesellschaftliche Engagement und die notwendigen Gelder mobilisieren 

Unter Verwendung aus „EU-Bodenstrategie für 2030: 
gesunde Böden für die Menschen und den Planeten“ (Factsheet on soll strategy) , Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxembourg 2021 
Auch Pferdehalter*innen müssen nachhaltige Bodenbearbeitung praktizieren. Eine Begrenzung der Tierzahl ist auch in der Pferdehaltung nicht zu vermeiden.

Das Originalkonzept der Europäischen Union ist auch für Laien gut lesbar:

Weitere Infos:

Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen:

EU- Bodenstrategie für 2030

Die Vorteile gesunder Böden für Menschen, Lebensmittel, Natur und Klima nutzen

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Jahr 2021

Das Deutschlandwetter 2021

Ein durchschnittliches Wetterjahr – aber mit extremem Dauer- und Starkregen im Juli

2021 war des 11. warme Jahr in Folge. Abweichung der Jahresmitteltemperatur vom Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 in Deutschland seit 1881
© DWD

Offenbach, 30. Dezember 2021 – Das Wetterjahr 2021 war in Deutschland insgesamt recht durchschnittlich, brachte aber auch außergewöhnliche Wetterextreme mit katastrophalen Folgen. Tobias Fuchs, Klimavorstand des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Unsere Bilanz des Jahres 2021 ist zwiespältig. Es gab zum Glück in Deutschland keine neuen Temperaturrekorde und für fast ganz Deutschland ausreichend Niederschlag. So konnten sich vor allem unsere Wälder von der Trockenheit der drei vorangegangenen Jahre etwas erholen. Zugleich war 2021 aber auch das Jahr der schlimmsten Flutkatastrophe seit Jahrzehnten – ausgelöst durch großflächigen Dauerregen und Starkniederschläge. Wir wissen, dass der Klimawandel dazu bereits beigetragen hat. Das zeigt: Wir erleben die Folgen des Klimawandels live. Wetterextreme können jeden von uns treffen. Wer das Klimas schützt, schützt sich selbst.“ Im Februar kam es zu heftigen Schneefällen und extremen Frösten in der Mitte des Landes. Einem kurzen Frühsommertrip zum Märzfinale folgte der kälteste April seit 40 Jahren. Der Juni ging als Drittwärmster in die Annalen ein und der übrige Sommerverlauf brachte stellenweise historisch große Starkregenfälle. Spätsommerfeeling gab es dafür im September. Trüb ging es dann durch die weitere Herbstzeit. Unter dem Strich war das Jahr 2021 durchschnittlich nass, leicht zu sonnig und zu warm. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

2021 war das elfte zu warme Jahr in Folge
Die Durchschnittstemperatur lag im Jahr 2021 mit 9,1 Grad Celsius (°C) um 0,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. 2021 war damit das elfte zu warme Jahr in Folge. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung -0,2 Grad. Große Temperaturgegensätze prägten die ersten Monate des Jahres. So traten häufig polare Luftmassen mit teils frühlingshaften Temperaturen in den Wettstreit. Strenger Frost brachte in der Mitte des Landes im Februar lokal neue Temperaturrekorde. So übermittelte Mühlhausen, 40 km nordwestlich von Erfurt, am Morgen des 10.2. mit -26,7 °C nicht nur einen neuen Stationsrekord, sondern meldete gleichzeitig den tiefsten Jahreswert deutschlandweit. Der Versuch bereits Ende März in den Sommer zu starten missglückte mit dem folgenden kältesten April seit 40 Jahren. Dafür drehte aber der Juni temperaturmäßig auf und wurde der Drittwärmste nach 2019 und 2003. Eine Hitzewelle ließ die Höchstwerte zwischen dem 17. und 20.6. an etlichen DWD-Stationen auf über 35 °C steigen. Berlin-Tempelhof und die etwa 50 km südlich gelegene Station Baruth meldeten am 19.6. mit 36,6 °C den deutschlandweiten Höchstwert im Jahr 2021. Nach strengen Weihnachtsfrösten im Norden verabschiedete sich das Jahr mit teils frühlingshaften Temperaturen.

2021 nach trockenen Vorjahren nun mit ausgeglichenem Flächenniederschlag
Im Jahr 2021 fielen rund 805 Liter pro Quadratmeter (l/m²). Das entspricht in etwa dem Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 (789 l/m²) und dem der Periode 1991 bis 2020 (791 l/m²). Im Februar brachte eine Luftmassengrenze heftige Schneefälle in der Mitte des Landes. Zwischen Erzgebirge und Emsland lagen um den 12.2. verbreitet 20 bis 40 cm Schnee. Niederschlagsarme Frühjahrsmonate und ein trockener Herbst flankierten einen buchstäblichen „Starkregensommer“. Historische Regenfälle verursachten Mitte Juli in der Eifel eine katastrophale Flut. Zuvor gab es aber auch in der Uckermark Rekordniederschläge. 198,7 l/m² prasselten dort am 30.6. in Ludwigsburg vom Himmel. Es war die höchste Tagessumme 2021. Bei der Anzahl der Starkniederschlagsereignisse von Mai bis September rangiert das Jahr 2021 nach Auswertungen des nationalen Wetterdienstes auf Platz 2 seit 2001. An den Alpen und im Südschwarzwald akkumulierte sich der Niederschlag im Jahresverlauf auf teils über 2000 l/m². Am trockensten bleib es mit weniger als 500 l/m² östlich des Harzes.

Abweichung der Jahresniederschläge vom Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 in Deutschland seit 1881
© DWD

Besonders im Süden und Südwesten des Landes sehr sonnig
Mit 1650 Stunden übertraf die Sonnenscheindauer ihr Jahres-Soll von 1544 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 7 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 entsprach die Sonnenscheindauer dem Soll. Im Süden und Südwesten kam die Sonne besonders häufig zum Vorschein. Örtlich gab es in Südbayern sogar über 2000 Sonnenstunden. Dagegen schien sie in einigen Mittelgebirgsregionen 700 Stunden weniger.

Das Wetter in den Bundesländern im Jahr 2021
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Im Südwesten betrug die Jahresmitteltemperatur 9,1 °C (8,1 °C). In der vergleichsweise nassesten Region gingen 935 l/m² (980 l/m²) nieder. Dennoch erklomm Baden-Württemberg den erst Platz der sonnigsten Regionen 2021. 1805 Sonnenstunden (1607 Stunden) wurden gemeldet. In der zweiten Februardekade gab es ungewöhnlich hohe Temperaturen von bis zu 22 °C und damit vielerorts auch neue Monatsrekorde. Einem kurzen Sommerausflug am 1.4. heftete sich dann der frostreichste Ostermonat seit Messbeginn an die Fersen. Am 9.5. traten entlang des Rheins die ersten heißen Tage auf. Insgesamt verlief der Mai aber zu kühl. Dafür wurde der Juni der drittwärmste seit 1881. Starkregen und Gewitter sorgten in der Bilanz für einen recht nassen Sommer. Der Herbst präsentierte sich dagegen überwiegend trocken sowie sonnig und der Jahreswechsel brachte einen Hauch von Frühling.

Bayern: Als zweitkühlste, zweitnasseste und zweitsonnigste Region meldete der Freistaat 8,5 °C (7,5 °C), 910 l/m² (941 l/m²) und 1795 Stunden (1595 Stunden). Auf zum Teil sehr milde Phasen in den Wintermonaten folgte der frostreichste April seit 1938. Kühl ging es auch durch den Mai, der dann vom drittwärmsten Juni abgelöst wurde. Im Sommer brachten Gewitter häufig Starkregenfälle mit Überflutungen und Hochwasser. Auch große Hagelansammlungen und Orkanböen gehörte zu den Begleiterscheinungen. Am 16.8. löste ein Unwetter mit sintflutartigen Regenfällen in der Höllentalklamm im Zugspitz-Massiv eine Flutwelle aus. Zwei Wanderer wurden von den Wassermassen mitgerissen. Eine Frau konnte nur noch tot geborgen werden. Erst im September nahm die Häufigkeit der Unwetter nach und nach ab. Als Auftakt für einen goldenen Oktober gab es am Tag der Deutschen Einheit mit Föhnunterstützung am Alpenrand sogar noch einmal einen Sommertag. Kräftige Schneefälle sorgten am 29.11. an den Alpen für eine frühwinterliche Stimmung und auch der Dezember ließ phasenweise die Flocken wirbeln, endete dann aber mit einer sehr milden und nassen Witterung. An den Alpen wurde mit teils über 2000 l/m² der bundesweit meiste Jahresniederschlag erfasst.

Berlin: Mit 10,1 °C (9,1 °C) war die Hauptstadt 2021 vor Bremen und Hamburg die wärmste Region und mit 560 l/m² (573 l/m²) das niederschlagsärmste Gebiet. Zudem wurden 1665 Sonnenstunden (1635 Stunden) erfasst. Während einer landesweiten Hitzewelle stieg das Quecksilber am 19.6. in Berlin Tempelhof und auch Baruth, 50 km südlich von Berlin, auf den bundesweiten Jahreshöchstwert von 36,6 °C. Am Ende wurde der Juni, auch dank einiger Tropennächte, der drittwärmste. Im Dezember gab es zeitweise Schnee und an Weihnachten strenge Fröste.

Brandenburg: 9,5 °C (8,7) meldete der DWD für 2021 und ordnete das Bundesland mit 590 l/m² (557 l/m²) als zweittrockenste Region ein. 1650 Stunden (1634 Stunden) zeigte sich die Sonne. Baruth meldete am 19.6., neben Berlin Tempelhof, 36,6 °C und damit den bundesweit höchsten Jahreswert. In tropischer Luft entluden sich Ende Juni in der Uckermark überraschend starke Regenfälle. 198,7 l/m2 prasselten am 30.6. in Ludwigsburg vom Himmel. Es war die höchste Tagessumme 2021 und zugleich auch die höchste tägliche Niederschlagsmenge in einem Junimonat deutschlandweit. Am 21.10. zog Sturm „Hendrik“ über die Region hinweg. Dabei kam es in der Uckermark zu einem tödlichen Unfall, als ein Lokführer durch einen umstürzenden Baum erschlagen wurde. Mit dem Weihnachtsfest kamen sehr strenge Fröste. Teilweise gab es Frühtemperaturen von unter -15 °C.

Bremen: Bremen war neben Hamburg mit 10,0 °C (8,9) 2021 die zweitwärmste Region. Die Niederschlagsausbeute betrug 680 l/m² (726 l/m²) und die Sonnenscheindauer 1500 Stunden (1474 Stunden).

Hamburg: Die Hafenmetropole verbuchte 10,0 °C (8,8 °C) und war neben Bremen die zweitwärmste Region. 735 l/m² (750 l/m²) sammelten die Niederschlagstöpfe ein. Die Sonne schien in der zweitsonnenscheinärmsten Region gut 1500 Stunden (1507 Stunden).

Hessen: 9,1 °C (8,2 Grad) brachte das Jahr 2021 im Mittel. Es fielen 710 l/m² (793 l/m²) Niederschlag und die Sonne zeigte sich 1585 Stunden (1459 Stunden). Regenfälle und Tauwetter verwandelten Ende Januar Teile der Wetterau in eine Seenlandschaft. Besonders betroffen vom Hochwasser war die Stadt Büdingen. Im Februar traten besonders in den nördlichen Regionen Hessens sehr strenge Fröste auf. So wurden am 10.2. vielerorts Frühtemperaturen von unter -20 °C erfasst. In Sontra gab es mit -25,6 °C sogar einen neuen Stationsrekord. Ein kurzes Sommerspiel mit Höchstwerten von 25 °C im Übergang zum April endete in der Bilanz aber mit dem kältesten Ostermonat seit 1977. Mit dem Sommer folgten der drittwärmste Juni und zahlreiche Gewitter mit Starkregenfällen. Am 4.7. setzte eine Gewitterzelle den Wetterpark in Offenbach unter Wasser, als innerhalb kürzester Zeit 46,4 /m² vom Himmel fielen. Sonnig und ungewöhnlich trocken verlief der September. Am 21.10. rauschte mit Tief „Hendrik“ ein schweres Sturmfeld über die Region hinweg. Frankfurt am Main meldete dabei 105,5 km/h. Nach einer sehr sonnigen Wintersonnenwende und einem trüben Weihnachtsfest gab es an den letzten Tagen des Jahres ungewöhnlich milde Luft.

Mecklenburg-Vorpommern: Der Nordosten erlebte 9,4 °C (8,2 °C), 630 l/m² (595 l/m²) sowie ausgeglichene 1650 Stunden (1648 Stunden) Sonnenschein. Mitte Februar meldete Mecklenburg-Vorpommern verbreitet eine geschlossene Schneedecke zwischen 10 und 30 cm. An den Küsten sorgten von der Ostsee her immer wieder aufziehende Schauerstraßen sogar für 42 cm Schnee, wie am 12.2. in Ribnitz-Damgarten, nordöstlich von Rostock. Der April war der kälteste seit 1986 und der Juni der viertwärmste seit Messbeginn. Am 23.9. fegten schwere Sturm- und einzelne Orkanböen über die Küsten hinweg und am 4.11. sorgte das Tief „Peter“ vor allem an der pommerschen Küste für hohe Regenmengen. Usedom meldete dabei eine Tagessumme von 64,5 l/m². Pünktlich zu den Weihnachtsfeiertagen grüßte Väterchen Frost mit Frühtemperaturen von unter -15 °C und ordentlich Sonnenschein. Das Ostseeumfeld gehörte im Jahr 2021 mit über 1800 Stunden sogar zu den sonnigsten Regionen Deutschlands.

Niedersachsen: Hier ermittelten die Meteorologinnen 9,6 °C (8,6 °C), 725 l/m² (746 l/m²) Niederschlag und 1470 Stunden (1456 Stunden) Sonnenschein. Niedersachsen war das sonnenscheinärmste Bundesland. Am 21.1. sorgte das Sturmtief „Goran“ an der Nordsee für Orkanböen. Große Temperaturgegensätze führten am 7. und 8.2. in der Südhälfte zu sehr starken Schneefällen. Verbreitet fielen über 30 cm. Göttingen erlebte anschließend einen sehr markanten Temperatursprung von 41,9 Grad. Während am 14.2. noch eine Tiefsttemperatur von -23,8 °C gemessen wurde, stieg die Höchsttemperatur am 21. auf 18,1 °C. Am 11.3. brachte Sturm „Klaus“ an den Küsten Orkanböen. Auch der April machte Schlagzeilen. Er war der kälteste seit 1977. Der Juni verabschiedete sich als viertwärmster seit Messbeginn. Am 16.8. brachte ein Tornado in der Region Großheide, nordöstlich von Emden, große Zerstörungen. Stürmisch startete der Dezember, der dann an Weihnachten Dauerfrost brachte.

Nordrhein-Westfalen: NRW kam im Jahr 2021 auf 9,7 °C (9,0 °C) und 860 l/m²(875 l/m²) Niederschlag. Mit 1500 Stunden (1440 Stunden) schien die Sonne hier im Ländervergleich selten. Im Februar rutsche das Quecksilber stellenweise auf unter -20 °C. So wurden am 12.2. in Lippstadt-Bökenförde -22,9 °C gemessen. Nach dem kältesten April seit 1977 und dem frostreichsten seit Messbeginn folgte der gemeinsam mit dem Juni 1889 zweitwärmste Juni. Im Juli wurde NRW von extremen Regenfällen heimgesucht. So setzten am 13.7. mit Tief „Bernd“ in der Mitte Niederschläge ein, die sich am 14. verstärkten und südwärts Richtung Eifel zogen. Von der Kölner Bucht bis zur Eifel fielen allein am 14. Rekordsummen von über 100 /m². Das Unwetter löste verheerende Fluten aus, die vielen Menschen das Leben kosteten. Zahlreiche Pegel registrierten extreme Abflussmengen, die bis dato noch nicht gemessen worden waren.

Rheinland-Pfalz: 9,4 °C (8,6 Grad) und 755 l/m² (807 l/m²) wurden hier 2021 registriert. Dazu zeigte sich die Sonne mit 1680 Stunden (1507 Stunden) recht häufig. Nach dem frostreichsten April seit 1958 wurde die Region Mitte Juli von historisch starken Regenfällen heimgesucht. Diese lösten vor allem im Ahrtal eine katastrophale Flut aus. Sturm „Hendrik“, der wie in Trier am 21.10. Böen bis 115 km/h verursachte, zerfetzte in Zilshausen, 30 km südwestlich von Koblenz, das Rotorblatt einer Windkraftanlage. Nach kräftigen Schneefällen lagen am 27.11. in Börfink-Thranenweiher im Hunsrück 12 cm. Das Jahr 2021 endete mit Höchstwerten von bis zu 16 °C ungewöhnlich mild.

Saarland: Das Saarland war mit 9,8 °C (8,9 °C), 915 l/m² (944 l/m²) und 1750 Stunden (1571 Stunden) ein vergleichsweise warmes, niederschlagsreiches und auch sonniges Bundesland. (1571 Stunden). Am 30.3. gab es mit bis zu 25,3 °C den ersten Sommertag des Jahres. Im Anschluss folgte der frostreichste April seit Messbeginn. Auch der Mai zeigte sich von seiner kalten Seite und war der kühlste seit 1987. Der Juni war der viertwärmste und der Juli ungewöhnlich niederschlagsreich. Dagegen war das Niederschlagsdefizit im September um so deutlicher. Nass und mit ungewöhnlich milder Luft endete auch das Jahr 2021 im kleinesten Flächenland.

Sachsen: Sachsen gehörte 2021 mit 8,6 °C (8,1 Grad) zu den kühleren Bundesländern. Neben 780 l/m² (699 l/m²) schien die Sonne gut 1600 Stunden (1549 Stunden). Wiederkehrende Schneefälle brachten im Winter nicht nur Freude, sondern sorgten auch für Rutschpartien. Das Erzgebirge glänzte sogar im Dauerwinter. Auch im April ließ der Winter noch nicht locker, sodass er sich als frostreichster seit 1929 einordnete. Der Juni geht als viertwärmster in die Geschichte ein. Einem sehr nassen August liefen dann ein zu trockener September und Oktober hinterher. Am 21.10. meldete die Station Dresden-Klotzsche Orkanböen bis 119,2 km/h und maß damit einen eigenen neuen Monatsrekord. An Weihnachten wurde es überall eisig-kalt: Am Morgen des 25.12. meldete Dippoldiswalde-Reinberg sogar -18,8 °C. Gefrierender Regen beendete nach den Festtagen nicht nur die kurze „Eiszeit“, sondern sorgte auch für zahlreiche Unfälle.

Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt meldete 9,4 °C (8,7 °C) und war mit 610 l/m² (548 l/m²) ein vergleichsweise trockenes Bundesland. Besonders niederschlagsarm blieb es in den Regionen östlich des Harzes. Das mitteldeutsche Bundesland erlebte 2021 nicht nur den frostreichsten April und den drittwärmsten Juni seit Messbeginn, sondern auch einen äußerst nassen August. Der September wurde noch einmal spätsommerlich. Huy-Pabstorf meldete am 9.9. mit 30,0 °C den letzten heißen Tag des Jahres deutschlandweit. Dagegen herrschte an Weihnachten bei reichlich Sonnenschein sehr strenger Frost. Insgesamt betrug die Jahressonnenscheindauer 1610 Stunden (1522 Stunden).

Schleswig-Holstein: Für das nördlichste Bundesland berechnete der DWD eine Jahresmitteltemperatur von 9,5 °C (8,3 °C), 750 l/m² (788 l/m²) und 1570 Stunden (1567 Stunden) Sonnenschein. Am 21.1. traten im sturmerprobten Norden teilweise Orkanböen auf. Am Leuchtturm Kiel konnten sogar 125 km/h festgehalten werden. Im Februar verursachte der Lake-Effect, bei dem kalte Luft über die vergleichsweise warme Ostsee streicht, mit wiederkehrenden Schauerstraßen im nordöstlichen Teil Holsteins innerhalb von Stunden große Schneemengen. Dabei meldete am 10.2. Oldenburg 31 cm Neuschnee. Auf einen sehr frostreichen April und einen ungewöhnlich warmen Juni folgten am 29.9. ein Tornado an der Kieler Förde. Nach einem stürmischen Start in den Dezember präsentierte sich das Weihnachtsfest eisig-kalt und sonnig.

Thüringen: Thüringen erhielt mit 8,4 °C (7,6 °C) den Status „kühlstes Bundesland 2021“ und meldete darüber hinaus 745 l/m² (700 l/m²) Niederschlag und 1515 Sonnenstunden (1486 Stunden). Ein Luftmassenduell endete im Verlauf der ersten Februardekade mit historischen Schneefällen. Verbreitet lagen 30 bis 40, örtlich sogar über 50 cm. Am 8.2. blieben daher alle Schulen geschlossen. Über der weißen Pracht gingen die Temperaturen vielerorts auf -20 °C zurück. Mühlhausen meldete am Morgen des 10.2. mit -26,7 °C nicht nur einen neuen Stationsrekord, sondern auch den tiefsten Wert deutschlandweit im Jahr 2021. Frost war auch im April ein umfangreiches Thema, sodass der Ostermonat als frostreichster in die Geschichte einging. Der drittwärmste Juni und drittnasseste August setzten als Extremmonate im Jahr 2021 nach. Trocken verliefen dann die ersten Septemberwochen. Das andauernde Niederschlagsdefizit wurde dann aber am 26.9. von Starkregenfällen beendet. Südlich von Jena brachten diese teilweise über 50 l/m. Auf ein eisiges Weihnachtsfest folgte schließlich gefrierender Regen mit zahlreichen Unfällen.

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Dezember 2021

Vorübergehend winterlich, dann sehr milder Jahresausklang

Teilweise winterliche Vorweihnachtszeit und Frühlingstemperaturen an Weihnachten

Offenbach, 30. Dezember 2021 – Stürmisch startete der Weihnachtsmonat vor allem im Norden des Landes. Anschließend verwandelten zum Teil kräftige Schneefälle den Süden und den Osten des Landes in eine Winterlandschaft. In der zweiten Monatsdekade blieb es im Einflussbereich wolkenreicher und relativ milder Luftmassen oftmals trüb, doch zeigte sich dann die Sonne paradoxer Weise an den kürzesten Tagen des Jahres besonders oft. Der Weihnachtsmann bescherte der Republik eine markante Grenzwetterlage. Dauerfrost im Norden stand dabei mildere Luft im Süden gegenüber. Bis zum Jahresende aber entschied die milde Luft die Begegnung für sich. Der letzte Monat des Jahres war damit zu warm, etwas zu trocken und ausgewogen sonnig. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen. 

Große Temperaturgegensätze an Weihnachten und frühlingshaftes Jahresfinale
Die Durchschnittstemperatur lag im Dezember 2021 mit 2,6 Grad Celsius (°C) um 1,8 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 0,8 Grad. Die tiefste Temperatur wurde dabei am 22. in Oberstdorf, mit -19,2 °C gemessen. An Weihnachten duellierten sich zwei markante Luftmassen über Deutschland. Während an den Feiertagen im Nordosten tagsüber -5 °C gemessen wurde, gab es am Oberrhein schon fast frühlingshafte 12 °C. Letztendlich setzte sich aber nach und nach die mildere Luftmasse durch, in der die Temperaturen am 30. im Südwesten sogar auf über 15 °C stiegen. Es waren die höchsten Werte des Monats.

Zeit- und gebietsweise Schneefall und gefrierender Regen, nasser Jahresausklang
Im Dezember fielen rund 60 Liter pro Quadratmeter (l/m²) und damit knapp 15 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 (70 l/m²). Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 lag das Minus ebenfalls bei fast 15 Prozent. Mit gebietsweisem Schneefall und Glatteisregen schlug der Weihnachtsmonat zunächst einen frühwinterlichen Kurs ein. Um den 11. herum meldeten die Wetterstationen zwischen Lausitz und Ostsee sogar eine geschlossene Schneedecke. Aus den Alpen, wie im Allgäu, wurden über 50 cm Schnee gemeldet. Im weiteren Verlauf zog sich der Schnee aber ins höhere Bergland zurück, bevor er sich an den Feiertagen noch einmal stellenweise in der Mitte und im Norden zeigte. Den höchsten Tagesniederschlag meldete Baiersbronn-Mitteltal im Schwarzwald am 28. mit 58,9 l/m². Im Schwarzwald wurden mit über 200 l/m² auch die höchsten Monatssummen beobachtet. In Teilen der Mitte blieb es dagegen mit 20 l/m² deutlich zu trocken. 

Wintersonnenwende mit viel Sonnenschein und sonnige Weihnachten im Norden
Mit rund 40 Stunden erreichte die Sonnenscheindauer in etwa ihr Dezember-Soll von 38 Stunden (Periode 1961 bis 1990). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 betrug die negative Abweichung etwa 15 Prozent. Die sonnigsten Tage gab es um die Wintersonnenwende (21.), sowie im Norden an den Weihnachtsfeiertagen. Die höchsten Monatssummen wurden aber mit teils über 60 Stunden an den Alpen gemessen. Trüb dagegen blieb es mit weniger als 20 Stunden in den östlichen Mittelgebirgen. 

Das Wetter in den Bundesländern im Dezember 2021
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Der Südwesten registrierte im Dezember 3,0 °C (0,3 °C) und als niederschlagsreichste und auch sonnigste Region fast 80 l/m² (82 l/m²) sowie fast 45 Stunden (45 Stunden). Mit viel Regen und Wind stiegen die Temperaturen zum Jahresende auf sehr milde Werte von teilweise über 15 °C. Nebenbei wurde am 28. an der Station Baiersbronn-Mitteltal im Schwarzwald mit 58,9 l/m² der bundesweit höchste Tagesniederschlag gemessen. Der Schwarzwald war mit über 200 l/m² auch die nasseste Region in Deutschland.

Bayern: Bayern kam auf 1,7 °C (-0,6 °C) und belegte mit Mecklenburg-Vorpommern den zweiten Platz der kühlsten Regionen. Aus Oberstdorf wurde am 22. mit -19,2 °C die bundesweit niedrigste Dezembertemperatur übermittelt. Schnee- und Regenfälle brachten in der Fläche abgerundet 75 l/m² (76 l/m²). Besonders um den 11. herum wurde es verbreitet winterlich. An den Alpen wurden Schneehöhen von teils über 50 cm gemessen. Vor allem zur Wintersonnenwende glänzte die Sonne häufig und brachte im Dezemberverlauf insgesamt fast 40 Stunden (44 Stunden). Der Freistaat war sowohl eine niederschlagsreiche als auch die zweitsonnigste Region.

Berlin: Die Bundeshauptstadt meldete 2,0 °C (1,2 °C). Über den Monat verteilt fielen etwa 40 l/m² (53 l/m²). Dabei sorgten Schneefälle zu Beginn der zweiten Monatsdekade für eine vorübergehende winterliche Vorweihnachtsstimmung. Am Fest selbst gab es Dauerfrost und viel Sonnenschein, der sich bis zum Monatsende auf 35 Stunden (35 Stunden) summierte.

Brandenburg: Hier betrug die Dezembertemperatur 1,6 °C (0,9 °C). Brandenburg war mit Sachsen das kühlste Bundesland. An den Weihnachtsfeiertagen gingen die Frühtemperaturen auf -10 bis -16 °C zurück. Tagsüber herrschte Dauerfrost. Der Jahreswechsel ging dagegen fast schon frühlingshaft vonstatten. Die Niederschlagstöpfe sammelten 40 l/m² (50 l/m²) ein. Besonders zu Beginn der zweiten Monatsdekade präsentierten sich die östlichen Landesteile vorübergehend als eine Winterlandschaft. Die Sonne schien 35 Stunden (36 Stunden).

Bremen: 3,5 °C (2,2 °C) brachte der Dezember 2021. Dazu fielen nahezu 70 l/m² (64 l/m²) und die Sonne schien fast 40 Stunden (33 Stunden). Besonders an den Weihnachtsfeiertagen gab es sehr viel Sonnenschein, aber auch Dauerfrost mit Nachtfrösten von unter -10 °C.

Hamburg: In der Hafenstadt lag die Temperatur bei 2,9 °C (2,0 °C). Neben 55 l/m² (70 l/m²) schien die Sonne fast 30 Stunden (31 Stunden). Hamburg war damit das sonnenscheinärmste Bundesland. Besonders zwischen dem 4. und 19. gab es so gut wie gar keinen Sonnenschein.

Hessen: In Hessen erfassten die DWD-Stationen 3,1 °C (0,8 °C) und trockene 45 l/m² (77 l/m²). Dazu traten überwiegend wolkenverhangene Tage auf. Beständigen Sonnenschein brachte die Wintersonnenwende. Insgesamt gab es im Dezember gut 35 Sonnenstunden (32 Stunden).

Mecklenburg-Vorpommern: Der Nordosten war mit 1,7 °C (1,1 °C) und 50 l/m² (52 l/m²) mit Bayern die zweitkühlste Region. Das Weihnachtsfest brachte Schnee, Dauerfrost und Frühtemperaturen von teils unter -15 °C. Feldberg meldete am 25. sogar -16,1 Grad Celsius. Dazu schien die Sonne von einem blankgeputzten Himmel. So wurde das Lichtdefizit der vorangegangenen Wochen etwas ausgeglichen. In der Bilanz schien die Dezembersonne mit rund 30 Stunden (37 Stunden) im Ländervergleich aber seltener.

Niedersachsen: Hier erreichte die Temperatur 3,2 °C (1,9 °C) und die Niederschlagsmenge 55 l/m² (70 l/m²). Die Sonne zeigte sich mit 40 Stunden (32 Stunden) verhältnismäßig häufig. Nach einem stürmischen Monatsstart mit Orkanböen auf den Ostfriesischen Inseln gab es an den Weihnachtsfeiertagen Dauerfrost. Milde Luft mit Glatteisregen sorgte im Anschluss in den südlichen Landesteilen für viele Blechschäden auf den Straßen.

Nordrhein-Westfalen: NRW war mit 4,3 °C (2,3 °C) das wärmste Bundesland. In der Summe fielen neben fast 35 Sonnenstunden (37 Stunden) gut 60 l/m² (88 l/m²) Niederschlag.

Rheinland-Pfalz: In Rheinland-Pfalz ergab die Dezemberbilanz 3,6 °C (1,3 °C). Damit war es eine vergleichsweise warme Region. Mit einer kräftigen Milderung zum Jahresende stiegen die Höchstwerte am 30. auf über 15 °C. Es waren die höchsten Temperaturen des Monats. 55 l/m²(76 l/m²) fielen in der Fläche. Sonnige Phasen waren eine Rarität, so dass Rheinland-Pfalz mit 30 Stunden (38 Stunden) als zweitsonnenscheinärmste Region eingestuft wurde.

Saarland: Nach einem nassen und sehr milden Monatsausklang wurde das Saarland im Dezember mit 4,1 °C (1,5 °C) als zweitwärmste und mit 80 l/m² (98 l/m²) als zweitnasseste Region klassifiziert. Mit 35 Stunden (40 Stunden) Sonnenschein blieb es mehrheitlich trüb.

Sachsen: Der Freistaat war neben Brandenburg mit 1,6 °C (0,3 °C) das kühlste Bundesland. Mit dem Weihnachtsfest kamen Schnee und strenge Fröste. Dippoldiswalde-Reinberg meldete in der Nacht zum 26. eisige -18,9 °C. Glatteisregen beendete die kurze „Eiszeit“, worauf ein milder Monatsausklang folgte. Gut 45 l/m² (60 l/m²) kamen neben 35 Sonnenstunden (41 Stunden) vom Himmel.

Sachsen-Anhalt: Im Mittel meldete Sachsen-Anhalt 2,3 °C (1,2 °C) und als trockenstes Bundesland abgerundete 30 l/m² (47 l/m²) Niederschlag, der als Schnee an Weihnachten hier und da für ein weißes Fest sorgte. Zur Bescherung gab es aber auch Dauerfrost und Tiefstwerte von vielerorts unter -10 °C. In Oberharz am Brocken-Stiege fiel das Quecksilber am frühen Morgen des 26. auf -18,4 °C. Die Sonne schien im Dezember fast 40 Stunden (36 Stunden).

Schleswig-Holstein: Im äußersten Norden stieg die Dezembertemperatur auf 2,9 °C (1,8 °C). Darüber hinaus wurden fast 65 l/m² (73 l/m²) gemeldet. Nach einem stürmischen Monatsstart gab es zur Wintersonnenwende, sowie bei Dauerfrost auch an den Weihnachtsfeiertagen, stundenlangen Sonnenschein. Bis Monatsende zeigte sich die Sonne in der vergleichsweisen sonnigen Region fast 40 Stunden (35 Stunden).

Thüringen: Thüringen verbuchte im Dezember 1,9 °C (0,0 °C), als zweittrockenste Region 35 l/m² (64 l/m²) und als sonnenscheinarmes Bundesland 30 Stunden (36 Stunden). An Weihnachten gab es hier und da eine geschlossene Schneedecke und überall Dauerfrost. Überfrierender Regen sorgte dann am 27. für glatte Straßen und Fußwege. Im ganzen Freistaat kam es dabei zu zahlreichen Unfällen. Mit zunehmender Milderung entspannte sich die Lage. 

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD

Beobachtungen zum Klimawandel: Keine Weiße Weihnachten mehr in Deutschland?

Blick ins Klimaarchiv des Deutschen Wetterdienstes (Text und Grafik: DWD)

Weiße Weihnachten nur noch vom Bild?

Offenbach, 8. Dezember 2021 – Weiße Weihnachten vom 24. bis 26. Dezember werden in den meisten Regionen Deutschlands immer seltener. „Das ist nicht überraschend. Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen vertreibt die romantischen Weißen Weihnachten Schritt für Schritt aus Deutschland“, kommentiert Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), eine Auswertung des Klimaarchivs des nationalen Wetterdienstes. Ein Vergleich der Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 zeige, dass die Chance auf Weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im Mittel von Deutschland um 13 Prozentpunkte und regional sogar um bis zu 44 Prozentpunkte zurückgegangen sei. Dies bedeutet eine prozentuale Abnahme von 52 Prozent für 3 Tage mit Schnee an Weihnachten. Besonders betroffen sei vor allem der bisher bevorzugte Süden von Deutschland, wo noch vor wenigen Jahrzehnten fast jedes zweite Jahr an Weihnachten Schnee lag. Beispielhaft hat der DWD für sieben Städte in Deutschland den Rückgang der Wahrscheinlichkeit Weißer Weihnachten aktuell berechnet: Berlin -10,0, Hamburg -10,0, Leipzig -3,8, Köln -6,7, Frankfurt -11,8, München -19,5 und Freiburg -12,2 Prozentpunkte. 

Die meisten Menschen in Deutschland könnten sich inzwischen – statistisch betrachtet – nur noch alle zehn Jahre über Schnee an den drei Feiertagen freuen. Kirsche: „Obwohl der Trend eindeutig ist, lässt die Variabilität des Klimas aber jedes Jahr wieder die Hoffnung auf eine Ausnahme zu. Allerdings können die Meteorologinnen und Meteorologen des DWD frühestens zehn Tage vor Weihnachten abschätzen, ob Schnee fallen und liegenbleiben wird.“

Winter werden wärmer und deutlich weniger Schnee in tiefen Lagen
Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD), des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz und der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigen, dass die Winter in Deutschland, Österreich und der Schweiz langfristig in allen Höhenlagen wärmer wurden. In Zukunft setze sich dieser Trend mit großer Wahrscheinlichkeit fort. In tiefen Lagen wird durch die Klimaerwärmung der Schnee deutlich weniger. In höheren Lagen oberhalb von etwa 1500 bis 2000 Meter sind auch in den nächsten Jahrzehnten ausreichend Naturschnee für den Wintersport und meistens Weiße Weihnachten zu erwarten. Link zur Pressemitteilung vom 19. November 2020: https://t1p.de/d6c7

3 Tage Schneedecke Weiße Weihnachten 1961 – 1990 Bild: DWD – Die Karte zeigt, wie wahrscheinlich regional Weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen vom 24. bis 26. Dezember in der Referenzperiode 1961-1990 waren. © DWD
3 Tage Schneedecke Weiße Weihnachten 1991 – 2020 – Die Karte zeigt, wie wahrscheinlich regional Weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen vom 24. bis 26. Dezember in der Referenzperiode 1991-2020 waren. © DWD
Differenz Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 für Weiße Weihnachten 3 Tage mit Schneedecke – Die Karte zeigt, wie die Wahrscheinlichkeit Weißer Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen vom 24. bis 26. Dezember in den Regionen Deutschlands im Vergleich der beiden Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 vor allem in Süddeutschland abgenommen hat. © DWD

Statistische Wahrheit: In München heute alle 7 Jahre statt alle 3 Jahre Weiße Weihnachten
Eintrittswahrscheinlichkeit Weiße Weihnachten vom 24.-26.12. für sieben Städte in Deutschland in den beiden Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 sowie Abnahme in Prozentpunkten

WAHRSCHEINLICHKEIT WEISSE WEIHNACHTEN VOM 24.- 26.12. IN PROZEN1961-19901991-2020DIFFERENZ
Berlin-Dahlem16,76,7-10,0
Hamburg-Fuhlsbüttel16,76,7-10,0
Leipzig-Halle10,56,7-3,8
Köln10,03,3-6,7
Frankfurt17,45,6-11,8
München33,313,8-19,5
Freiburg16,74,5-12,2
© DWD

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Herbst 2021

Ein warmer und zu trockener Herbst mit reichlich Sonnenschein

Das Jahr neigt sich dem Ende zu

Offenbach, 29. November 2021 – Einem sehr warmen Spätsommer im September folgte ein ausgeprägter Altweibersommer und ein meist goldener Oktober. Das Randtief „Hendrik II“ sorgte am 21. Oktober für schweren Sturm, der in der Mitte und im Süden erhebliche Schäden verursachte. Einzig der November präsentierte sich zumeist im Einheitsgrau und zum Ende sogar mit Flockenwirbel bis in mittlere Lagen. Kältere Abschnitte sowie Niederschlagsperioden blieben selten und kurz. Insgesamt ergab dies einen etwas zu warmen, zu trockenen und einen sonnenscheinreichen Herbst. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Zu Beginn teils noch sommerlich warm, zum Ende herbstlich kühl 
Mit 9,8 Grad Celsius (°C) lag im Herbst der Temperaturdurchschnitt um 1,0 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +0,5 Grad. Der erste Herbstmonat präsentierte sich meist spätsommerlich. So trat der bundesweit heißeste Tag im Herbst, am 9. September mit 30,0 °C in Huy-Pabstorf, westlich von Magdeburg auf. Zum Tag der deutschen Einheit wurde mit Föhnunterstützung im Alpenvorland sogar nochmals ein Sommertag verzeichnet. Auch der November verlief meist mild, brachte aber auch besonders zum Ende Vorstöße kälterer Meeresluft aus Nordwesten. Am tiefsten sank das Quecksilber dabei in Zwiesel im Bayrischen Wald am 25. November mit -7,7 °C.

Wie bereits im Vorjahr ein deutlich zu trockener Herbst
Der Herbst 2021 fiel wie 2020 insgesamt deutlich zu trocken aus. Bundesweit summierten sich im Mittel rund 130 Liter pro Quadratmeter (l/m²) und damit knapp 30 Prozent weniger Niederschlag als im Durchschnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990 (183 l/m²). Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 (190 l/m²) lag die negative Abweichung bei 31 Prozent. Regionaler Starkregen führte am 26. September zwischen Bayern und Sachsen-Anhalt zu hohen Niederschlagsmengen. Das in den Voralpen gelegene Kreuth-Glashütte meldete hierbei mit 74,9 l/m² die höchste Tagessumme. Den insgesamt meisten Niederschlag erhielt der Nordschwarzwald, die bayerischen Voralpen und der äußerste Norden mit teils bis zu 300 l/m², am wenigsten Nordhessen und das Lee der Schwäbischen Alb mit örtlich kaum 50 l/m². Schnee beschränkte sich meist auf das Bergland, doch zum ersten Adventswochenende sorgte der Zustrom polarer Luftmassen teilweise für Flocken bis in tiefe Lagen: Am 29. lagen in Freudenstadt-Kniebis im Nordschwarzwald 27 cmund in Oberstdorf-Birgsau sowie in Ruhpolding-Seehaus jeweils 25 cm.

Positive Sonnenscheinbilanz
Die Sonnenscheindauer blieb im Herbst mit rund 350 Stunden um 13 Prozent über ihrem Soll von 311 Stunden (Periode 1961 bis 1990). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (319 Stunden) lag die positive Abweichung bei gut 10 Prozent. Am längsten zeigte sich die Sonne im Lee des Schwarzwaldes und im Alpenvorland mit teils über 580 Stunden, am wenigsten dagegen im äußersten Norden und der Lüneburger Heide mit örtlich weniger als 240 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Herbst 2021
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Das südwestlichste Bundesland war mit durchschnittlich 9,2 °C (8,5 °C) die zweitkühlste Region. Mit einer Sonnenscheindauer von nahezu 430 Stunden (344 Stunden) ließ Baden-Württemberg mit Abstand alle Konkurrenten hinter sich. Im Lee des Schwarzwaldes schien die Sonne mit teils über 580 Stunden bundesweit am längsten. Der Niederschlag summierte sich auf annähernd 125 l/m²(219 l/m²). Der Nordschwarzwald bekam mit bis zu 300 l/m² bundesweit den meisten Niederschlag. Im Lee der Schwäbischen Alb waren es hingegen örtlich nur 50 l/m². In Utzenfeld im Südschwarzwald akkumulierte sich die Schneedecke am 27. November auf 12 cm und in Freudenstadt-Kniebis im Nordschwarzwald am 29. November auf 27 cm.

Bayern: Mit 8,7 °C (7,9 °C) war der Freistaat das kühlste Bundesland und mit gut 410 Stunden (335 Stunden) die zweitsonnigste Region. Zwiesel im Bayerischen Wald meldete mit -7,7 °C am 25. November die bundesweit niedrigste Temperatur im Herbst. Die Sonne zeigte sich im Alpenvorland mit teils über 580 Stunden am längsten. In Bayern fielen im Herbst rund 125 l/m² (204 l/m²). Bundesweit akkumulierte sich der Niederschlag mit bis zu 300 l/m² in den bayerischen Voralpen am höchsten. Am 26. September führte regional heftiger Starkregen dort für hohe Regensummen: Kreuth-Glashütte verzeichnete hierbei mit 74,9 l/m² die deutschlandweit höchste Tagesmenge. Nach kräftigen Schneefällen am 29. November, meldete Oberstdorf-Birgsau sowie Ruhpolding-Seehaus jeweils 25 cm.

Berlin: Die Bundeshauptstadt gehörte mit knapp 115 l/m² (128 l/m²) zu den vergleichsweise trockenen Regionen Deutschlands. Für Berlin ermittelten die DWD-Meteorologen durchschnittlich 11,0 °C (9,5 °C) und nahezu 325 Sonnenstunden (315 Stunden).

Brandenburg: Mit einer Niederschlagsmenge von annähernd 115 l/m² (127 l/m²) präsentierte sich Brandenburg als das zweittrockenste Bundesland. Die DWD-Experten errechneten eine durchschnittliche Temperatur von 10,5°C (9,2 °C) und eine Sonnenscheindauer von nahezu 325 Stunden (316 Stunden). Am 21. Oktober führte Sturm „Hendrik II“ in der Uckermark zu einem tödlichen Unfall, als ein Lokführer durch einen umgestürzten Baum erschlagen wurde.

Bremen: Im Ländervergleich war die Hansestadt mit durchschnittlich 11,5 °C (9,6 °C) die wärmste Region Deutschlands. In Bremen akkumulierte sich der Niederschlag auf rund 150 l/m² (185 l/m²) und die Sonne schien über 285 Stunden (384 Stunden).

Hamburg: Die Hafenmetropole ordnete sich mit 11,3 °C (9,6 °C) als das zweitwärmste sowie mit knapp 180 l/m² (195 l/m²) als das zweitniederschlagsreichste Bundesland ein. Außerdem war die Hansestadt mit abgerundet 280 Stunden (385 Stunden) die zweitsonnenscheinärmste Region.

Hessen: Hessen war mit einer Niederschlagssumme von aufgerundet 110 l/m² (188 l/m²) die trockenste Region. In Nordhessen kamen örtlich kaum 50 l/m² zustande. Mit Tief „Hendrik II“ fegte am 21. Oktober ein schweres Sturmfeld über Mitteldeutschland hinweg: Am Frankfurter Flughafen wurde eine orkanartige Böe von 106 km/h gemessen. In Hessen erreichte die Mitteltemperatur 9,5 °C (8,6 °C) und die Sonnenscheindauer gut 325 Stunden (385 Stunden).

Mecklenburg-Vorpommern: Das nordöstlichste Bundesland kam im Herbst auf 11,0 °C (9,0 °C). Bundesweit gehörte Mecklenburg-Vorpommern mit beinahe 165 l/m² (145 l/m²) sowie mit annähernd 280 Stunden (312 Stunden) sowohl zu den niederschlagsreichen als auch zu den sonnenscheinärmsten Gebieten.

Niedersachsen: Für Niedersachsen errechneten die DWD-Experten im Mittel 10,9 °C (9,3 °C), aufgerundet 145 l/m² (182 l/m²) und nahezu 290 Sonnenstunden (282 Stunden). In der Lüneburger Heide schien die Sonne mit teils weniger als 240 Stunden bundesweit am geringsten.

Nordrhein-Westfalen: In NRW lag die Durchschnittstemperatur bei 10,5 °C (9,5 °C), die Niederschlagssumme bei fast 135 l/m² (208 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei nahezu 330 Stunden (294 Stunden). Am 27. November lagen in Bad Berleburg im Rothaargebirge 15 cm Schnee.

Rheinland-Pfalz: Im Herbst 2021 verzeichneten die Meteorologen für Rheinland-Pfalz eine Mitteltemperatur von 9,8 °C (9,0 °C), eine Niederschlagsmenge von über 125 l/m² (203 l/m²) und die Sonne zeigte sich nahezu 365 Stunden (309 Stunden). Sturm „Hendrik II“, der in Trier am 21. Oktober orkanartige Böen bis zu 115 km/hverursachte, zerfetzte in Zilshausen, südwestlich von Koblenz, das Rotorblatt einer Windkraftanlage. In Börfink-Thranenweier im Hunsrück lagen am 27. November 12 cm Schnee.

Saarland: Das Bundesland an der Saar zählte im Herbst 2021 mit aufgerundet 405 Stunden (317 Stunden) zu den sonnenscheinreichen Gebieten. Für das Saarland berechnete der DWD durchschnittlich 10,0 °C (9,2 °C) und annähernd 150 l/m² (241 l/m²).

Sachsen: Im Herbst kam der Freistaat auf 9,5 °C (8,7 °C), nahezu 120 l/m² (155 l/m²) und 355 Sonnenstunden (319 Stunden). Dresden-Klotzsche meldete am 21. Oktober Orkanböen bis zu 119 km/h und stellte damit einen neuen Stationsrekord für die höchste Windgeschwindigkeit im Oktober auf.

Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt meldete eine Durchschnittstemperatur von 10,3 °C (9,2 °C), und die Sonne schien über 340 Stunden (299 Stunden). Huy-Pabstorf, westlich von Magdeburg, registrierte am 9. September mit 30,0 °C den bundesweit heißesten Tag im Herbst. Mit einer Niederschlagmenge von knapp 120 l/m² (120 l/m²) erreichte Sachsen-Anhalt genau sein Soll.

Schleswig-Holstein: Das nördlichste Bundesland ordnete sich mit 11,3 °C (9,2 °C) bei den wärmsten Gebieten ein. Außerdem war Schleswig-Holstein mit über 200 l/m²(232 l/m²) mit deutlichem Abstand das niederschlagsreichste Bundesland. Bundesweit fiel im äußersten Norden von Schleswig-Holstein mit bis zu 290 l/m² der meiste Niederschlag. Die Region zwischen Nord- und Ostsee präsentierte sich zudem mit annähernd 280 Stunden (292 Stunden) als das sonnenscheinärmste Gebiet. Mit örtlich weniger als 240 Sonnenstunden zeigte sich die Sonne im äußersten Norden am wenigsten.

Thüringen: Der Freistaat zählte mit durchschnittlich 9,2 °C (8,2 °C) zu den kühlen Regionen Deutschlands. Hier ermittelten die DWD-Wetterexperten beinahe 120 l/m²(155 l/m²) sowie fast 335 Sonnenstunden (299 Stunden). Quelle: dwd Deutscher Wetterdienst

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im November 2021

Ein milder, trockener und sonnenscheinarmer November

Die Vegetationsperiode ist beendet

Offenbach, 29. November 2021 – Im November dominierte zumeist hoher Luftdruck und hielt Tiefdruckgebiete von Mitteleuropa weitgehend fern. Somit reihte er sich in die vergleichsweise trockenen Novembermonate der letzten Jahre ein. Nur zu Beginn gab es im Osten nennenswerte Niederschläge und zum Ende besonders im Westen und Süden bis in mittlere Lagen eine Stippvisite des anstehenden Winters. Zählte der November 2020 noch zu den sonnigsten, gehörte der diesjährige eher zu den sonnenscheinärmsten seit Messbeginn 1951. Zumeist dominierte zäher Nebel oder Hochnebel das Wettergeschehen, wobei sich die Temperaturen eher im einstelligen Bereich einpendelten. Oberhalb vom tristen Grau, schien in den Hochlagen der Mittelgebirge und an den Alpen meist die Sonne. Daraus resultierte ein etwas zu milder, zu trockener und sonnenscheinarmer November. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Auflösung des Nebels bestimmte den Temperaturverlauf
Mit 4,7 Grad Celsius (°C) lag im November 2021 die Durchschnittstemperatur um 0,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 lag die negative Abweichung bei -0,1 Grad. Zum Novemberauftakt lag Deutschland im Zustrom sehr milder Meeresluft, die sich in den Folgetagen allmählich etwas abkühlte. In der zweiten und zu Beginn der dritten Dekade bestimmte eine ausgeprägte Inversionswetterlage die Auflösung von Nebel oder Hochnebel, sowie die Höhenlage der jeweiligen Region häufig den Temperaturverlauf. Vor allem im Süden herrschten regional große Temperaturunterschiede: Am 12. verzeichnete Rottweil, nordöstlich von Villingen-Schwenningen eine Höchsttemperatur von 15,9 °C. Das nur durch den Schwarzwald getrennte Lahr, nördlich von Freiburg meldete hingegen kühle 2,7 °C. In Garmisch-Partenkirchen kletterte das Quecksilber durch Föhnunterstützung am 11. mit 17,2 °C bundesweit am höchsten. Zum Monatsende führten polare Luftmassen besonders im Süden auch tagsüber für Temperaturen um den Gefrierpunkt. Der tiefste Novemberwert, abseits der Bergwetterstationen, stammt aus Zwiesel im Bayerischen Wald mit -7,7 °C am 25. November.

Insgesamt zu trocken, nur im Osten niederschlagsreich
Der November konnte bereits zum 4. Mal in Folge seinen Klimawert von 66 Liter pro Quadratmeter (l/m²) nicht erfüllen: Mit knapp 50 l/m² erreichte er 2021 nur 75 Prozent des Mittels der Referenzperiode 1961 bis 1990. Verglichen mit der aktuellen Periode 1991 bis 2020 lag das Minus bei fast 20 Prozent. Im ersten Monatsdrittel sorgten heranziehende Tiefausläufer häufig für flächendeckende, jedoch meist nur leichte Regenfälle. Eine Ausnahme bildete hierbei das Vb-Tief „Peter“, welches am 4. vor allem dem Osten hohe Mengen an Regen brachte. Die größte Tagessumme meldete dabei Usedom an der pommerschen Ostseeküste mit 64,5 l/m². An einigen Wetterstationen wurde bis zum 5. das Monatssoll bereits überschritten. In der zweiten und zu Beginn der dritten Monatsdekade blieb es unter Hochdruckeinfluss insbesondere in der Mitte und dem Süden Deutschlands so gut wie trocken. Zum ersten Adventswochenende fielen die Niederschläge bis in mittlere Lagen gebietsweise in fester Form und sorgten dort für frühwinterliche Stimmung. So akkumulierte sich die weiße Pracht am 27. in Bad Berleburg im Rothaargebirge auf 15 cm, in Utzenfeld im Südschwarzwald und in Börfink-Thranenweier im Hunsrück auf jeweils 12 cm. Am 29. lagen in Freudenstadt-Kniebis im Nordschwarzwald 27 cmund in Oberstdorf-Birgsau sowie in Ruhpolding-Seehaus jeweils 25 cm. Den meisten Niederschlag erhielten im November die pommersche Ostseeküste und der unmittelbare Alpenrand mit örtlich über 80 l/m², den wenigsten mit teils nur 10 l/m²Nord- und Osthessen sowie das Lee des Schwarzwaldes.

Meist Dauergrau, nur im Süden und auf den Bergen mehr Sonnenschein
Mit nahezu 45 Stunden unterschritt die Sonnenscheindauer ihr November-Soll von 53 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 15 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 betrug die negative Abweichung annähernd 20 Prozent. Den allermeisten Sonnenschein verzeichneten der Bayerische Wald, der Südschwarzwald und der unmittelbare Alpenrand mit stellenweise über 80 Stunden, den wenigsten hingegen die Uckermark und das südöstliche Vorpommern mit teils unter 20 Stunden. 

Das Wetter in den Bundesländern im November 2021
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Mit 3,4 °C (3,5 °C) war es die zweitkühlste sowie mit nahezu 50 Stunden (62 Stunden) die zweitsonnigste Region. Zur Monatsmitte führte eine Inversionswetterlage regional zu großen Temperaturunterschieden: Rottweil, nordöstlich von Villingen-Schwenningen meldete am 12. eine Höchsttemperatur von 15,9 °C Lahr, nördlich von Freiburg, hingegen kühle 2,7 °C. Im Südschwarzwald zeigte sich die Sonne mit gebietsweise über 80 Stunden bundesweit am meisten. Baden-Württemberg zählte außerdem mit beinahe 40 l/m² (82 l/m²) zu den trockenen Bundesländern. Im Lee des Schwarzwaldes kamen örtlich nur 10 l/m²zusammen. Am 27. akkumulierte sich die Schneedecke in Utzenfeld im Südschwarzwald auf 12 cm und am 29. in Freudenstadt-Kniebis im Nordschwarzwald auf 27 cm.

Bayern: Als kühlste Region ließ der Freistaat im Ländervergleich mit 3,1 °C (2,8 °C) im November alle Konkurrenten hinter sich. Dank Föhnunterstützung verzeichnete Garmisch-Partenkirchen am 11. mit 17,2 °C die bundesweit höchste Temperatur. Auch der kälteste Monatswert mit -7,7 °C am 25. in Zwiesel im Bayerischen Wald, wurde in Bayern gemessen. Die Niederschlagsmenge erreichte im Flächenmittel über 55 l/m² (70 l/m²) und die Sonnenscheindauer gut 50 Stunden (60 Stunden). Kräftige Schneefälle sorgten am 29. an den Alpen für frühwinterliche Stimmung: Oberstdorf-Birgsau sowie Ruhpolding-Seehaus registrierten jeweils 25 cm Schnee. Der unmittelbare Alpenrand bekam im November mit örtlich über 80 l/m² den vergleichsweise meisten Niederschlag. Außerdem schien in dieser Region und dem Bayerischen Wald die Sonne mit bis zu 80 Stunden deutschlandweit mit am meisten.

Berlin: Die Bundeshauptstadt präsentierte sich im November mit nahezu 65 l/m² (48 l/m²) als die zweitniederschlagsreichste und mit rund 30 Stunden (50 Stunden) als die sonnenscheinärmste Region. Für Berlin ermittelten die DWD-Experten eine Mitteltemperatur von 6,2 °C (4,7 °C).

Brandenburg: Hier erreichte die Durchschnittstemperatur 5,8 °C (4,4 °C) und die Niederschlagsmenge annähernd 65 l/m² (45 l/m²). Brandenburg zählte im November mit aufgerundet 35 Stunden (50 Stunden) zu den sonnenscheinarmen Bundesländern. In der Uckermark konnten örtlich nur 20 Sonnenstunden registriert werden.

Bremen: Die Stadt an der Weser präsentierte sich im Ländervergleich mit 7,1 °C(5,2 °C) als das zweitwärmste und mit knapp 35 l/m² (66 l/m²) als das trockenste Gebiet Deutschlands. In der Hansestadt schien die Sonne über 45 Stunden (51 Stunden).

Hamburg: Die Hafenmetropole gehörte im November mit durchschnittlich 7,0 °C(5,2 °C) zu den warmen Bundesländern. Für Hamburg kalkulierten der DWD im dritten Herbstmonat gut 50 l/m² (67 l/m²) und nahezu 40 Sonnenstunden (49 Stunden).

Hessen: Hier errechneten die DWD-Meteorologen im November ein Temperaturmittel von 4,4 °C (3,8 °C) und abgerundet 35 Sonnenstunden (43 Stunden). Mit knapp 40 l/m² (71 l/m²) war Hessen das zweittrockenste Bundesland. In Nord- und Osthessen kamen örtlich nur 10 l/m² zustande.

Mecklenburg-Vorpommern: Das nordöstlichste Bundesland verzeichnete eine Mitteltemperatur von 6,8 °C (4,5 °C) sowie eine Niederschlagssumme von rund 60 l/m² (52 l/m²). Das Vb-Tief „Peter“ sorgte am 4. vor allem an der pommerschen Küste für hohe Regenmengen. Die bundesweit größte Tagessumme meldete hierbei Usedom mit 64,5 l/m². Ebenso wurde für diese Region mit teils über 80 l/m² die deutschlandweit größte Monatssumme verzeichnet. Einige Wetterstationen übertrafen bereits am 5. ihr Monatssoll. Mecklenburg-Vorpommern zeigte sich im November mit fast 30 Stunden (52 Stunden) als das zweitsonnenscheinärmste Gebiet. Im südöstlichen Vorpommern zeigte sich die Sonne teils nur 20 Stunden.

Niedersachsen: Niedersachsen erreichte im November eine Durchschnittstemperatur von 6,5 °C (4,9 °C), eine Niederschlagsmenge von beinahe 45 l/m² (66 l/m²) und die Sonne schien gut 40 Stunden (49 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: Für dieses Bundesland kalkulierte der DWD durchschnittlich 5,5 °C (5,1 °C), abgerundet 45 l/m² (79 l/m) und annähernd 30 Sonnenstunden (53 Stunden). Polare Kaltluft sorgte am 27. für Niederschläge in fester Form, in Bad Berleburg im Rothaargebirge lagen 15 cm Schnee.

Rheinland-Pfalz: In der Bilanz erreichte Rheinland-Pfalz eine Mitteltemperatur von 4,3 °C (4,2 °C) sowie eine Niederschlagssumme von fast 50 l/m² (77 l/m²). Nach kräftigen Schneefällen am 27. lagen in Börfink-Thranenweier im Hunsrück 12 cmSchnee. Mit einer Sonnenscheindauer von über 50 Stunden (53 Stunden) zählte das Bundesland zu den sonnenscheinreichen Regionen.

Saarland: Das Saarland präsentierte sich im Ländervergleich mit über 60 Stunden (53 Stunden) als das mit Abstand sonnigste Bundesland. Außerdem zählte es mit nahezu 65 l/m² (95 l/m²) zu den niederschlagsreichen Gebieten. Für dieses Bundesland ermittelten die DWD-Klimaexperten durchschnittlich 4,3 °C (4,4 °C).

Sachsen: Der Freistaat war im November mit etwas über 65 l/m² (52 l/m²) das niederschlagsreichste Gebiet Deutschlands und lag damit 25 Prozent über dem vieljährigen Klimawert von 52 l/m². Sachsen erreichte durchschnittlich 4,4 °C (3,8 °C) und rund 45 Sonnenstunden (54 Stunden).

Sachsen-Anhalt: Hier stieg die Mitteltemperatur auf 5,5 °C (4,5 °C) und die Sonne schien fast 45 Stunden (51 Stunden). Für Sachsen-Anhalt ermittelten die Meteorologen beinahe 70 l/m² (43 l/m²) Niederschlag.

Schleswig-Holstein: Das nördlichste Bundesland präsentierte sich im letzten Herbstmonat mit durchschnittlich 7,2 °C (5,0 °C) als die wärmste Region. Für Schleswig-Holstein ergab sich in der Bilanz eine Niederschlagsmenge von abgerundet 55 l/m² (83 l/m²) sowie eine Sonnenscheindauer von gut 40 Stunden (50 Stunden).

Thüringen: Der Freistaat zählte mit einer Mitteltemperatur von 4,1 °C (3,3 °C) zu den kühlen Bundesländern. Die Niederschlagsmenge erreichte nahezu 50 l/m² (56 l/m²), die Sonnenscheindauer lag bei fast 40 Stunden (49 Stunden). Quelle: dwd Deutscher Wetterdienst

Beobachtungen zum Klimawandel: Die aktuelle Datenlage in Deutschland (SPIEGEL- Klimabericht und NDR Klima-Monitor)

Der Spiegel und der Norddeutsche Rundfunk bieten sehr informative Daten zum Klimawandel. Ich gebe sie hier wieder, weil die Daten recht anschaulich zeigen, ob unsere Bemühungen zur Reduzierung des Klimawandels ausreichen. Ich werde diese Daten kontinuierlich aktualisieren, damit Entwicklungen in die eine oder andere Richtung sichtbar machen.

Die Energiewende zum klimafreundlichen Ökostrom ist im November 2021 in Deutschland erst zu knapp 37% gelungen. Der Norden hat den Wind und der Süden in Deutschland will den Windstrom nicht haben.
Immer öfter läuft das Meerwasser höher auf. Eine weitere Zunahme von 25 cm würde hier in der tideabhängigen Weser schon reichen und der „Blanke Hans“ ist da. So viel zu der Bemerkung: Was machen denn +25 cm schon aus.

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MerkmalNov. 2021*Dez. 2021*Jan
2022*
Feb
2022*
März 2022*April
2022*
Mai
2022*
Juni
2022*
Juli
2022*
August
2022*
Sept
2022*
Okt 2022*Nov 2022*Dez 2022*Jan
2023*
Feb 2023*Mrz 2023*Apr
2023*
Mai
2023*
Jul
2013
Aug 2023*Sep
2023*
Okt
2023*
Nov
2023
Dez
2023
Feb
2024
Mrz
2024
Apr.
2024
Temperaturanstieg weltweit seit Industrialisierung 1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2° C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C1,2°C
aktueller
Temperaturanstieg in Deutschland

*Quelle
+
2,7°C
+
2,1°C
+
0,6°C
+
5,9°C
+
5,3°C
+ 4,8°C
Veränderung Meeresspiegel
seit 188o
+25 cm+25 cm+25 cm+25 cm+25 cm+25
cm
+25 cm+25
cm
+25
cm
+25
cm
+25 cm+25 cm+25
cm
+25
cm
+25 cm+25
cm
+25
cm
+25 cm+25 cm+25 cm+25
cm
+25
cm
+25 cm+25 cm+25
cm
+25 cm
Anteil erneuerbare Energien in D**
*Quelle
36,9 %43,8 %47,3 %60,2 %43,0
%
54,0
%
55,3
%
52,4
%
52,9
%
46,2
%
46,7
%

50,8
%
56,1
%
26,1
%
66,7
%
64 – 70 %45
%
56
%
71
%
69
%
49
%
42
%
66,2
%
42,2 %65,7
%
54,8
%
72,0
%
+1,5°C- Grenze wird bei derzeitiger, globaler CO2-Emission erreicht in 7,67 Jahre7,61 Jahre7,52 Jahre7,44 Jahre7,37 Jahre7,19
Jahre
7,09
Jahre
7,03
Jahre
6,95 Jahre6,85
Jahre
6,78
Jahre
6,69 Jahre6,60
Jahre
6,52
Jahre
6,42 Jahre6,24
Jahre
6,21
Jahre
5,99
Jahre
5,93 Jahre5,85
Jahre
5,77
Jahre
5,69
Jahre
5,61 Jahre5,42
Jahre
5,36
Jahre
5,27 Jahre
Anzahl Wetterstationen
in D mit außergewöhnlich hohen Wärmemessdaten in vergangener Woche
24%0%5%48%0%82%91%0%98%85%7%88%0%95%100%62%0%0%63%100%100%27 %42%100 %3 %100 %
Anteil trockener, dürrer Böden
in D
31%40%42%37%30%46%76%87%95%93 %65 %64%72%74%65%31%26%87%50%33%54%39 %13%3%3%8 %
Masse arktisches Meereis im Vergleich 1981 – 2010-6,5%-6,6%-3,8%-5,4%-4,9%-3,2%-9,2%-12,2%-14,9%-25,9%-24,3%-9,1%-6,5%-6,5%-7,4%-3,8%-3,2%-15,6%-23,3%-32,6%-28,5%-9,4 %-7,0 %-3 %-3,2 %-3,3 %
Datenquellen:
* jeweils Monatsmitte, SPIEGEL- Klimabericht
**Energy-Charts des Fraunhofer- Instituts
*** NDR Klima-Monitor
Im Jahr 2019 war die deutsche Landwirtschaft für die Emission von rund 61,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten verantwortlich. Das sind 7,6 Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen (Quelle: Thünen Institut)

Beobachtungen zum Klimawandel: Was wir heute, im Sommer 2021, über das Extremwetter in Deutschland wissen

STAND DER WISSENSCHAFT ZU EXTREMEN WETTERPHÄNOMENEN IM KLIMAWANDEL IN DEUTSCHLAND

Quelle aller Bilder dieses Beitrages: DWD

KERNINFOS ZUM EXTREMWETTER IN DEUTSCHLAND IN FÜNF SÄTZEN

  1. DIE GLOBALE ERWÄRMUNG ERHÖHT GENERELL DIE WAHRSCHEINLICHKEIT FÜR DAS AUFTRETEN BESTIMMTER EXTREME.
  2. DIE ZUNAHME VON HITZEWELLEN IST ZWEIFELSFREI EINE FOLGE DER GLOBALEN ERWÄRMUNG.
  3. DIE HÄUFIGKEIT VON TROCKENPHASEN IST GESTIEGEN.
  4. KEINE SIGNIFIKANTE VERÄNDERUNG DER WINDGESCHWINDIGKEIT AN DER NORDSEE.
  5. NEUE DATENQUELLEN ERLAUBEN BESSERE BEWERTUNGEN VON SCHADENSRISIKEN DURCH STARKREGENEREIGNISSE.

Zusammenfassung

Die Autoren und Herausgeber sehen in Folge der globalen Erwärmung starke Veränderungen bei extremen Wetterereignissen. Dabei kommt es sowohl zu regionalen Verlagerungen, in deren Folge extreme Wetterereignisse in Gebieten auftreten, in denen diese bisher nicht aufgetreten sind. Ebenso kommt es innerhalb von Regionen – wie Deutschland – zu einer Zunahme von extremen Wetterereignissen wie Hitzewellen und eine Abnahme anderer extremer Wetter- ereignisse wie beispielweise strenge Fröste. Die Autoren und Herausgeber bewerten die Entwicklung im Bereich der Temperaturen übereinstimmend als eindeutig und wissenschaftlich abgesichert sowie in den Folgen als sehr gravierend. Im Bereich der Niederschläge und der Winde sind die Aussagen differenzierter und weniger eindeutig. In Folge der rasch fortschreitenden Erwärmung des Klimasystems gibt es inzwischen eine deutliche Zunahme extrem hoher Temperaturen, in einigen Gegenden Deutschlands sind langanhaltende Phasen mit Tageshöchsttemperaturen von 30 Grad Celsius und darüber ein neues Phänomen. Es ist davon auszugehen, dass sich die globale Erwärmung mit den hier beschriebenen Auswirkungen in den kommenden Dekaden fortsetzen und damit verschärfen wird. Dieses bewirkt eine zunehmende Neigung zu Tagen mit hohen Temperaturen bei gleichzeitiger Abnahme der Neigung zu Tagen mit niedrigen Temperaturen. Neue Temperaturrekorde werden wahrscheinlicher. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es im Rahmen der natürlichen Variabilität weiterhin auch kalte Winter, kühle Sommer und die Gefahr von Spätfrösten geben wird. Die Wahrscheinlichkeit für diese drei genannten Ereignisse nimmt jedoch in Folge der globalen Erwärmung ab.

Abbildung 01: Erwärmung in Deutschland dargestellt als „Warming Stripes“ für den Zeitraum 1881 – 2020 (Quelle: DWD, basierend auf jährlichen Gebietsmittelwerten der Temperatur)
Darstellungsidee von Ed Hawkins https://showyourstripes.info/

1. LETZTES JAHRZEHNT BEREITS 2 GRAD CELSIUS WÄRMER – DEUTLICH MEHR ALS DER WELTWEITE DURCHSCHNITT

In Deutschland hat sich seit Beginn der systematischen, flächendeckenden Wetterauf- zeichnungen 1881 die mittlere Temperatur bereits deutlich erhöht. Laut Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes ist die Temperatur in Deutschland seitdem um 1,6 Grad Celsius gestiegen (linearer Trend des Gebietsmittelwerts). Die Temperaturen in Deutschland sind damit deutlich stärker gestiegen als im weltweiten Durchschnitt. Dies verwundert nicht, weil sich die Landregionen generell schneller erwärmen als die Meeresregionen. Das T empo des Temperaturanstiegs hat in Deutschland (wie auch weltweit) in den vergangenen 50 Jahren deutlich zugenommen:

Im Gesamtzeitraum 1881-2020 wurde es jedes Jahrzehnt 0,12 Grad Celsius wärmer, für die letzten 50 Jahre (1971-2020) lag die Erwärmungsrate mit 0,38 Grad Celsius pro Dekade mehr als dreimal so hoch2. Seit den 1960er Jahren war hierzulande jedes Jahrzehnt deutlich wärmer als das vorangehende und das vergangene Jahrzehnt (2011-2020)2 Grad Celsius wärmer als die ersten Jahrzehnte (1881-1910) der Aufzeichnungen.

2. BEISPIELLOSE HÄUFUNG AN WÄRMEREKORDJAHREN

Neun der zehn wärmsten Jahre seit 1881 traten seit 2000 auf (Abbildung 03 und Link https://www.dwd.de/zeitreihen). In den letzten 20 Jahren waren bereits sieben Jahre um mehr als 2,0 Grad Celsius wärmer als die Werte zwischen 1881 und 1910. Vier Jahre lagen sogar über der 2,5 Grad Celsius Marke. Eine derart außergewöhnliche Häufung von Rekordjahren der Temperatur ist nur durch die menschengemachte globale Erwärmung erklärbar. Zufällige Schwankungen oder natürliche Einflüsse, wie Vulkane oder Schwankungen der Sonnen- strahlung, fallen als Erklärung für den weltweiten Temperaturanstieg aus. Aufgrund der weiter steigenden Treibhausgaskonzentration ist zu erwarten, dass die kommende Dekade ebenfalls wärmer ausfällt als die vorangegangene.

Die wärmsten Jahre in Deutschland

-seit Beginn der Aufzeichnungen-

Abbildung 03: Beispiellose Häufung an Wärmerekordjahren während des letzten Jahrzehnts

3. MARKANTE ZUNAHME VON HITZEEREIGNISSEN

Die Anzahl Heißer Tage (Tagesmaximum der Lufttemperatur mindestens 30 Grad Celsius), über ganz Deutschland gemittelt, hat sich seit den 1950er-Jahren von etwa drei Tagen pro Jahr auf derzeit durchschnittlich neun Tage pro Jahr verdreifacht. Im Sommer 2020 erreichten in Hamburg acht Tage in Folge Tageshöchstwerte über 30 Grad Celsius und waren damit die längste Folge ununterbrochener Heißer Tagen seit 1891. Die mittlere Anzahl der Eistage (Tagesmaximum der Lufttemperatur kleiner 0 Grad Celsius) hat im gleichen Zeitraum von 28 Tagen auf 19 Tage abgenommen. In Hamburg gab es beispielsweise im Winter 2019/2020 erstmals seit 1891 keinen Eistag. 14-tägige Hitzeperioden mit einem mittleren Tagesmaximum der Lufttemperatur von mindestens 30 Grad Celsius traten zum Beispiel in Hamburg vor 1994 nicht auf. Seitdem gab es dort solche Ereignisse allerdings schon sechs Mal. In vielen Regionen kommt es seit den 1990er Jahren zu einer massiven Häufung von Hitzewellen. Dieser Effekt ist eine Folge der globalen Erwärmung und des damit auch in Deutschland erfolgenden deutlichen T emperaturanstieges. Bei ungebremstem Treibhausgasausstoß wird für den Zeitraum 2031-2060 eine weitere Zunahme um fünf bis zehn heiße Tage im Jahr in Norddeutschland und zehn bis zwanzig heiße Tage in Süddeutschland erwartet.

Abbildung 04: Entwicklung der Heißen Tage in Deutschland mit Tageshöchstwerten ≥ 30 °C Quelle: DWD, Link: https://www.dwd.de/zeitreihen

Entwicklung der mittleren jährlichen Anzahl von Heißen Tagen mit Höchstwerten von mindestens 30 Grad Celsius

Abbildung 05: Mittlere jährliche Anzahl der Heißen Tage (d.h. Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 °C / Quelle: DWD
Abbildung 06: Entwicklung der Sommertage in Deutschland mit Tageshöchstwerten ≥ 25 °C Quelle: DWD, Link: https://www.dwd.de/zeitreihen
Abbildung 07: Markante Hitzewellen in Deutschland von 1951 bis einschließlich 2020 Quelle: DWD

4. DIE WALDBRANDGEFAHR NIMMT ZU

Wärmere Sommer und längere Trockenphasen verstärken das Risiko von Waldbränden, besonders stark in bereits durch Trockenschäden belasteten Wäldern. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Zahl der Tage mit hohem bis sehr hohem Waldbrandrisiko bereits gestiegen: Deutschlandweit gemittelt gab es im Zeitraum 1961 bis 1990 rund 27 Tage im Jahr mit hohem oder sehr hohem Waldbrandrisiko. Im Zeitraum 1981 bis 2010 waren es schon rund 33 Tage, im Zeitraum 1991 bis 2020 sogar rund 38 Tage. (Informationen zur Entwicklung des Wald- brandindex findet sich auch im https://www.deutscher-klimaatlas.de)

5. LÄNGERE TROCKENZEITEN

Die Zahl aufeinanderfolgender Trockentage nimmt vor allem im Sommer zu. Dies hat zur Folge, dass sich die Häufigkeit von Trockenphasen erhöht – ein Trend, der auch für die Zukunft prognostiziert wird. Laut Daten des Deutschen Wetterdienstes hat die Zahl von Tagen mit niedriger Bodenfeuchte seit 1961 bereits deutlich zugenommen und es treten in den letzten Jahren vermehrt sogenannte „carry-over-Effekte“ auf.

So blieb nach dem sehr trockenen und heißen Sommer 2018 und dem darauffolgenden, nur durchschnittlich feuchten Winter im Frühjahr 2019 ein Wasserdefizit in den tieferen Boden- schichten bestehen. Dadurch trockneten die Böden im Sommer 2019 mancherorts noch stärker aus als im Jahr zuvor, obwohl es mehr regnete. Dieser Effekt zog sich sogar noch bis ins Jahr 2020 hinein und hatte nicht nur einen erhöhten Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft, sondern auch großflächige Trockenschäden in den Wäldern zur Folge.

Zahlreiche Wirtschaftssektoren bekommen die Auswirkungen von Dürren zu spüren, wie die Energiewirtschaft und Teile der Industrie. In Folge länger andauernder Trockenheit können beispielsweise die Wasserstände der Flüsse so stark absinken, dass Binnenschiffe nur eingeschränkt oder gar nicht fahren können. Diese Verkehrseinschränkungen können unter Umständen dazu führen, dass Raffinerien und Chemiewerke ihre Produktion einschränken müssen.

Abbildung 08: Berechnete Bodenfeuchte von 0 bis 60 cm Tiefe unter Wintergetreide für die Monate April bis Juni, die entscheidend für den Ertrag sind. Bei Werten < 50 % kommt es zu leichtem, bei < 30 %, zu starkem Trockenstress mit entsprechenden Ertragseinbußen. Diese Situationen traten in den letzten 10 Jahren deutlich häufiger auf, als in den Jahrzehnten zuvor.
Quelle: DWD, Link: https://www.dwd.de/bodenfeuchteviewer

Geht der Klimawandel ungebremst weiter, wird mit einer starken Zunahme von Trockenheit gerechnet. Denn obwohl die meisten Klimaprojektionen eine etwa gleichbleibende jährliche Niederschlagssumme voraussagen, geht man von einer sich ändernden jahreszeitlichen Verteilung der Niederschläge aus, mit einer Zunahme in Winter und einer Abnahme in den aufgrund der Erderwärmung immer verdunstungsintensiveren Sommermonaten. Land- und Forstwirtschaft werden sich hierzulande unter anderem durch effiziente Bewässerungs- verfahren und durch Änderungen bei Fruchtfolgen beziehungsweise der Baumartenwahl an die geringere sommerliche Wasserverfügbarkeit anpassen müssen.

6. DIFFERENZIERTE BETRACHTUNG DER STARKNIEDERSCHLÄGE WICHTIG

Bei der Verteilung und Häufigkeit von Starkregenereignissen zeigen sich große Unterschiede. Der Zusammenhang Klimawandel – Starkniederschlag ist komplex und Gegenstand intensiver Forschung. Im Gebietsmittel für Deutschland hat sich im Zeitraum 1951-2020 die Anzahl von Tagen mit Niederschlägen ≥ 20 mm nur unwesentlich verändert. Für die in Mitteleuropa vorwiegend im Sommerhalbjahr relevanten Starkniederschläge kurzer Dauerstufen (kürzer als 24 Stunden) gibt es ebenfalls noch verhältnismäßig wenige Erkenntnisse. Es existieren zwar einige Anhaltspunkte für eine Zunahme der Intensität sogenannter konvektiver Ereignisse mit steigender Temperatur. Hier besteht aber noch Forschungsbedarf. Neben den Stations- messungen existieren für die vergangenen 20 Jahre zusätzlich auch flächendeckende Radardaten. Für einige Regionen deuten diese auf eine Zunahme der Häufigkeit von Starkniederschlagsereignissen hin, jedoch lassen sich daraus aufgrund der hohen Variabilität von Jahr zu Jahr sowie der kurzen Zeitreihe noch keine Rückschlüsse auf eine Zunahme von Extremereignissen im Zusammenhang mit dem Klimawandel ziehen. Der beobachtete leichte Anstieg könnte auch durch kurz- und mittelfristige Schwankungen bedingt sein.

Abbildung 09: Entwicklung der Anzahl der Tage mit Niederschlag von mindestens 20 l/qm im Flächenmittel von Deutschland in den Jahren 1951 bis 2020
Quelle: DWD, Link: https://www.dwd.de/zeitreihen
Abbildung 10: Anzahl mittels Radars erfasster Starkregenereignisse pro Jahr seit dem Jahr 2001 aus klimatologisch aufbereiteten Radardaten. Als Schwellenwert wurden die Warnkriterien Level 3 (Unwetter) für Stark- beziehungsweise Dauerregen des Deutschen Wetterdienstes genutzt. / Quelle: DWD 3

7. DIE HOCHWASSEREREIGNISSE IM JULI 2021

Im Jahr 2021 waren insbesondere Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz von schadens- reichen Hochwasserereignissen betroffen. Vom 12. bis 15. Juli 2021 war es in verschiedenen Teilen Westeuropas zu extremen Regenfällen gekommen. So fielen zum Beispiel in der Region um die Flüsse Ahr und Erft in Deutschland an einem einzigen Tag mehr als 90 Liter Regen pro Quadratmeter. Durch Überschwemmungen als Folge des Starkregens kamen in Belgien und Deutschland mindestens 220 Menschen ums Leben.

Um den Einfluss des Klimawandels bei der Entwicklung der extremen Regenfälle und der durch sie hervorgerufenen Überschwemmungen zu bewerten, wurde im Nachgang eine Attributionsstudie durch ein internationales T eam von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern durchgeführt, die im Rahmen des „World Weather Attribution Teams“ zusammenarbeiten. 4

Dabei wird berechnet, in welchem Ausmaß ein Extremwetterereignis eines natürlichen Ursprungs ist oder durch den anthropogenen Klimawandel verstärkt wurde. Gearbeitet wird dabei mit Messdaten und mit Modellläufen, die das Klima von heute und parallel in einer Welt vor der Industrialisierung simulieren. Aus diesen Daten werden die unterschiedlichen Eintritts- wahrscheinlichkeiten für ein bestimmtes Ereignis abgeleitet. Die Hauptschwerpunkte der Studie lagen dabei auf den zwei besonders von den extremen Regenfällen betroffenen Gebieten in Deutschland, den Regionen um die Flüsse Ahr und Erft, sowie der Region um den Fluss Maas in Belgien.

Die Studie kam zu der Schlussfolgerung, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es zu extremen Regenfällen kommt wie denen, die zu Überschwemmungen in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg geführt haben, sich durch den Klimawandel um das 1,2- bis 9-Fache erhöht hat. Weiterhin ergab die Analyse, dass sich die Intensität dieser extremen Niederschläge aufgrund der durch den Menschen verursachten globalen Erwärmung in der Region zwischen 3 und 19 Prozent erhöht hat.

Aufgrund derartiger Extremereignisse ist die Attributionsforschung (in Deutschland teilweise auch als „Zuordnungsforschung“ bezeichnet) ein Forschungsfeld, an dem aktuell starkes Interesse besteht und das sich daher sowohl international wie auch national weiterentwickelt. In Deutschland wird auch im Rahmen des BMBF-Forschungsverbunds ClimXtreme an der Thematik geforscht und der DWD strebt eine Operationalisierung von Attributionsstudien an, um zeitnah Aussagen bei zukünftigen Ereignissen liefern zu können. ClimXtreme und der DWD waren an den aktuellen Auswertungen des World Weather Attribution Teams beteiligt.

Abbildung 11: Niederschlagsanalyse auf Basis von RADOLAN für die Dauerstufe 24 Stunden beziehungsweise 72 Stunden bis zum 15.07.2021 05:50 UTC (07:50 Uhr MESZ) 6

8. HOHE SCHÄDEN DURCH GEWITTER

Schadenssummen von Versicherungen für Schäden durch schwere Gewitter zeigen für Deutschland und Europa seit ca. 1980 einen deutlichen Trend nach oben.

Abbildung 12: Die Entwicklung der Originalschadenhöhen im Vergleich zu den normalisierten und inflationsbereinigten Werten für Europa. / Quelle: © Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München 7

Im Zusammenhang mit Gewittern gehen auch von Blitzen Schadensrisiken aus. Für die letzten Jahrzehnte stehen Blitz-Beobachtungen aus Blitzortungssystemen zur Verfügung, die eine ortsgenaue Erfassung in einer Genauigkeit von besser als 100 Metern ermöglichen. Die Zeitreihen der Daten sind allerdings noch zu kurz, um daraus zuverlässige Aussagen über klimabedingte Trends abzuleiten.

9. DIFFERENZIERTE BETRACHTUNG BEI WIND UND STURM

In den letzten Jahrzehnten ist an der Nordsee in Folge der globalen Erwärmung keine Änderung der mittleren Windgeschwindigkeit und der Spitzenböen festzustellen. Die Zeitreihen der Jahresmittel des geostrophischen Windes zeigt ab 1950 eine leichte Abnahme, die allerdings von deutlichen Unterschieden von Jahr zu Jahr gekennzeichnet ist. Deutlich erkennbar sind windreiche Zeiten Anfang der 1950er, und in den 1980er und 1990er Jahren. Es gibt Hinweise darauf, dass die Zahl der Sturmtage im Binnenland in den letzten 30 Jahren abgenommen haben könnte.

Abbildung 13: Jahresmittel des geostrophischen Windes, berechnet aus den bodennahen Luftdruckdaten der Stationen Hamburg, Emden und List. Dargestellt ist der Zeitraum 1950 bis 2020. Die gestrichelte Linie zeigt den linearen Trend / Quelle: DWD 8

10. ZAHL DER BEOBACHTETEN TORNADOS

Die Zahl der beobachteten und verifizierten Tornados lag in Deutschland zwischen 1986 und 1995 im Mittel bei neun pro Jahr und stieg in den Jahren 1996 bis 2005 auf ein Mittel von rund 40 Tornadobeobachtungen pro Jahr an. In den zehn Jahren von 2006 bis 2020 wurden in Deutschland im Mittel rund 50 Tornados pro Jahr nachgewiesen. Die Ursache liegt zu einem großen Teil in der Zunahme und heutigen Verbreitung mobiler Endgeräte mit Foto- und Videofunktion und damit in der Abnahme der Dunkelziffer. Die Zahl der Mobilfunkteilnehmer lag bis 1995 unter 5 Millionen, von 1996 bis 2005 im Mittel bei 43 Millionen und 2006 bis 2015 im Mittel bei 96 Millionen. Die Beobachtungsdaten lassen daher noch keinen Schluss auf eine Veränderung der Zahl der Tornados in Folge des Klimawandels zu.

Abbildung 14: Tornados im Zeitraum 1.1.2011 bis 31.12.2020 gemäß European Severe Weather Database (ESWD, Link: www.eswd.eu). Enthalten sind alle Tornados mit Qualitätsstufe „QC0+“ oder besser (das heißt plausible oder bestätigte Fälle)

11. GEFAHR HÖHERER STURMFLUTEN STEIGT

Eine Folge des anthropogenen Klimawandels sind auch steigende Meeresspiegel. Ursache ist neben dem weltweiten Abschmelzen der Gletscher und Eisschilde die thermische Ausdehnung der sich erwärmenden Meere und Ozeane. Diese Entwicklung ist weltweit zu beobachten, allerdings mit regionalen Unterschieden. Unterschiedlich starker Anstieg der Wasser- temperaturen und des Salzgehalts sowie Landhebungs- beziehungsweise Senkungsprozesse können sich auf die regionalen und lokalen Meeresspiegeländerungen auswirken. Die langfristige Entwicklung des Meeresspiegels unterliegt zudem einer erheblichen dekadischen Variabilität stärkeren und schwächeren Anstiegs.

In Cuxhaven zum Beispiel ist der relative Meeresspiegel seit Mitte des 19. Jahrhunderts bereits um gut 40 Zentimeter gestiegen (bei einem lokalen Absinken der deutschen Nordseeküste um etwa 0,1 cm pro Jahr als Nachwirkung der letzten Eiszeit), am Pegel Travemünde um rund 25 Zentimeter 10. Folgen sind unter anderem höher auflaufende Sturmfluten.

Abbildung 15: Veränderung des Meeresspiegels in Cuxhaven. Quelle: BSH

Über den Beobachtungszeitraum 1843-2019 stieg in Cuxhaven sowohl das Tiedehochwasser (Flut), als auch das Tiedeniedrigwasser (Ebbe) im Jahresmittel an. Aufgrund des stärker ansteigenden Tiedehochwassers nahm der Tidehub in 177 Jahren um rund 15 cm zu. In dem Zeitraum seit 1993, für den Satellitenaltimetriedaten zur Verfügung stehen, zeigen diese Daten eine Beschleunigung des weltweiten Meeresspielanstiegs.11

Literatur und weiterführende Informationen

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ImberyF.,KasparF.,FriedrichK.,PlückhahnB.(2021):KlimatologischerRückblickauf2020:EinesderwärmstenJahrein Deutschland und Ende des bisher wärmsten Jahrzehnts.
Bericht des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach am Mainhttps://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/temperatur/20210106_rueckblick_jahr_2020.pdf

KasparF.,FriedrichK.,ImberyF.(2020):2019globalzweitwärmstesJahr:TemperaturentwicklunginDeutschlandimglobalen Kontext.
Bericht des Deutschen Wetterdienstes, Offenbach am Mainhttps://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/temperatur/20200128_vergleich_de_global.pdf

LengfeldK.,WalawenderE.,WinterrathT.,Becker,A.:CatRaRE:ACatalogueofRadar-basedHeavyRainfallEventsin Germany Derived from 20 Years of Data.
Meterologische Zeitschrift. 2021,
https://doi.org/10.1127/metz/2021/1088

KreienkampF.und38Ko-Autoren(2021):RapidattributionofheavyrainfalleventsleadingtotheseverefloodinginWestern Europe during July 2021.
World Weather Attribution (WWA) initiative. https://www.worldweatherattribution.org/heavy-rainfall-which-led-to-severe-flooding-in-western-europe-made-more- likely-by-climate-change/

https://www.climxtreme.net

JunghänelT.,BissolliP.,DaßlerJ.,FleckensteinR.,ImberyF.,JanssenW.,KasparF.,LengfeldK.,LeppeltT.,RautheM., Rauthe-Schöch A., Rocek M., Walawender E., Weigl E. (2021):
Hydroklimatologische Einordnung der Stark- und Dauerniederschläge in Teilen Deutschlands im Zusammenhang mit dem Tiefdruckgebiet „Bernd“ vom 12. bis 19. Juli 2021.

Deutscher Wetterdienst, Offenbach am Main.

https://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/niederschlag/20210721_bericht_starkniederschlaege_tief_ bernd.html

https://www.munichre.com/de/risiken/naturkatastrophen-schaeden-nehmen-tendenziell-zu/gewitter-hagel- tornados-lokal-begrenzt-hohe-schaeden.html

DeutscherWetterdienst(2021):KlimareportHamburg;OffenbachamMain,56Seiten https://meeresspiegel-monitor.de/cuxhaven/sla/index.php.de
10 https://meeresspiegel-monitor.de/travemuende/sla/index.php.de

11 Nerem R. S., Beckley B. D., Fasullo J. T., Hamlington B. D., Masters D., Mitchum G. T. (2018). Climate-change–driven accelerated sea-level rise detected in the altimeter era. Proceedings of the national academy of sciences, 115(9), 2022-2025.

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IMPRESSUM
Autoren
F. Kaspar (DWD), F. Imbery (DWD), K. Friedrich (DWD), F. Böttcher (EWK), M. Herbst (DWD), T. Deutschländer (DWD), A. Friedrich (DWD), B. Tinz (DWD)
Redaktion
F. Kaspar (DWD), F. Imbery (DWD), F. Böttcher (EWK)
Gestaltung und Satz
U. Klasen (DWD)
Abbildungsnachweis
DWD (wenn nicht anders gekennzeichnet);
Titelseite: © Pixabay: Tobias Hämmer;
Abbildung 12: © Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Aktiengesellschaft in München, Link: https://www.munichre.com/de/allgemein/rechtliche-hinweise.html
Abbildung 14: © Pieter Groenemeijer / European Severe Storms Laboratory (ESSL)
Kontakt
Email: klimaanalyse@dwd.de Zitiervorschlag
Deutscher Wetterdienst / Extremwetterkongress (2021): Was wir heute über das Extremwetter in Deutschland wissen. Offenbach am Main, Deutschland

Diesen und weitere Berichte zu diesem Kongress findet Ihr hier: https://www.dwd.de/DE/presse/pressekonferenzen/DE/2021/EWK_Hamburg_PK_22_09_2021/pressekonferenz_ewk2021.html?nn=509470

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Oktober 2021

Ein sonnenscheinreicher, im Süden zu trockener und im Norden zu milder Oktober

Offenbach, 29. Oktober 2021 – Im Vergleich zum nassen und unbeständigen Vorjahresmonat dominierten im Oktober 2021 vielfach ruhige Hochdruckwetterlagen mit teils sehr milden Luftmassen. Im Süden des Landes war es zu Monatsbeginn sogar nochmals sommerlich. Dichter Morgennebel, frostige Frühtemperaturen und der eine oder andere Regen, der aber in hohen Mengen vor allem im Nordseeumfeld gegen die Fensterscheiben peitschte, gehörten genauso zur Wetterchronologie, wie der erste schwere Herbststurm „Hendrik“. Dieser sorgte am 21. für teils erhebliche Schäden und forderte leider auch ein Todesopfer. Am Ende verließ der Oktober die Wetterbühne leicht zu warm, zu trocken und überdurchschnittlich sonnig. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen. 

Sehr zögerlicher Temperaturrückgang auf Herbstniveau
Die Durchschnittstemperatur lag im Oktober 2021 mit 9,6 Grad Celsius (°C) um 0,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 0,2 Grad. Von wenigen kühlen Phasen und vom Nebel verhüllten Regionen abgesehen, waren vor allem milde bis sehr milde Temperaturen tonangebend. Am Tag der Deutschen Einheit wurde mit Föhnunterstützung im Alpenvorland sogar nochmal ein Sommertag erreicht. In München kletterte das Quecksilber mit 27,5 °Cbundesweit am höchsten. Der Oktobertiefstwert stammt mit -4,9 °Caus Oberstdorf im Allgäu und wurde am 24. festgehalten.

Sehr trockene Lausitz und nasse Nordseeküsten, unterm Strich aber niederschlagsarm
Im Oktober fielen rund 45 Liter pro Quadratmeter (l/m²) und damit knapp 20 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 (56 l/m²). Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 lag das Minus bei fast 30 Prozent. Anders als in den Vormonaten, in denen die Alpen als nasseste Region eruiert wurden, brachten Tiefdruckgebiete nun dem Nordseeumfeld reichlich Nass. Der höchste Tagesniederschlag stammt von List auf Sylt. 39,3 l/m² wurden hier am 20. gemessen. Wrixum, in Nordfriesland, meldete mit 150 l/m² den meisten Monatsniederschlag. Sehr trocken blieb es dagegen mit Mengen um 10 l/m² in der Lausitz. 

Viel Sonne und goldener Oktober vor allem im Süden und Osten des Landes
Mit 130 Stunden übertraf die Sonnenscheindauer ihr Oktober-Soll von 109 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 20 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung ebenfalls 20 Prozent. Damit zeigte sich die Sonne, obwohl die Tageslänge im Monatsverlauf bereits um 1,5 Stunden abgenommen hat, noch ziemlich oft. Den allermeisten Sonnenschein registrierte der DWD mit stellenweise 180 Stunden im Süden des Landes. 

Das Wetter in den Bundesländern im Oktober 2021
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Mit 9,0 °C (8,7 °C) war der Südwesten des Landes eine verhältnismäßig kühle Region. 50 l/m² (68 l/m²) sammelten die Niederschlagstöpfe im Schnitt ein und nahezu 145 Stunden (117 Stunden) präsentierte sich die Sonne. Baden-Württemberg gehörte damit zu den sonnigsten Regionen in Deutschland. 

Bayern: Als kühlste Region erreichte der Freistaat im Oktober 8,2 °C (8,1 °C). Dank Föhnunterstützung wurde es am Tag der Deutschen Einheit im Alpenvorland sogar nochmal sommerlich warm. Die bayerische Landeshauptstadt meldete mit 27,5 °C die bundesweit höchste Temperatur. Am 24. folgte Oberstdorf mit dem tiefsten Wert. Frostige -4,9 °C wurden gemessen. Die Niederschlagsmenge erreichte im Flächenmittel trockene 35 l/m²(61 l/m²) und die Sonnenscheindauer gut 145 Stunden (118 Stunden). Bayern zählte damit zu den sonnigsten Regionen. 

Berlin: Hier brachte der Oktober eine Mitteltemperatur von 10,7 °C(9,6 °C) zu Stande. Bei aufgerundet sonnigen 145 Stunden (109 Stunden) fielen 20 l/m² (35 l/m²). Der DWD kategorisierte am Monatsende die Hauptstadt als niederschlagsärmstes Gebiet. 

Brandenburg: Gemittelte 10,2 °C (9,3 °C) und abgerundet 25 l/m²(37 l/m²) Niederschlag wurden bis Ende Oktober konstatiert. Die Sonne schien dazu 140 Stunden (110 Stunden). Sturm „Hendrik“ führte am 21. in der Uckermark zu einem tödlichen Unfall, als ein Lokführer durch einen umstürzenden Baum erschlagen wurde. 

Bremen: Mit 11,5 °C (9,8 °C) war Bremen im Oktober das wärmste Bundesland. Ferner fielen rund 65 l/m² (58 l/m²) in der Hansestadt. Trotz der leicht überdurchschnittlichen Sonnenscheindauer von 105 Stunden (98 Stunden) war es die sonnenscheinärmste Region. 

Hamburg: In der Hafenmetropole erwärmte sich die Oktoberluft im Flächenmittel auf 11,3 °C (9,8 °C). Daneben brachte der zweite Herbstmonat gut 70 l/m² (60 l/m²) und 110 Stunden Sonnenschein (97 Stunden). Hamburg war in der Bilanz die zweitwärmste und mit dem Saarland die zweitnasseste Region. 

Hessen: In Hessen wurde im Oktober ein Temperaturmittel von 9,1 °C (8,9 °C) und gut 45 l/m² (59 l/m²) Niederschlag festgestellt. Mit Tief „Hendrik“ rauschte am 21. ein schweres Sturmfeld über das mitteldeutsche Bundesland hinweg. Auf der Wasserkuppe tobten Böen bis 130 km/h. Der Flughafen Frankfurt am Main meldete 105,5 km/h. Die Sonne zeigte sich in der zweitsonnenscheinärmsten Region insgesamt rund 105 Stunden (100 Stunden). 

Mecklenburg-Vorpommern: Hier bestimmten die Meteorologen eine Temperatur von 10,8 °C (9,3 °C), rund 60 l/m² (42 l/m²) Niederschlag und 120 Stunden (105 Stunden) Sonnenschein. 

Niedersachsen: Niedersachsen erhob im Oktober 10,9 °C (9,6 °C), 60 l/m² (56 l/m²) Niederschlag und 105 Stunden (99 Stunden) Sonnenschein. Die Region war damit eine sonnenscheinarme Region.

Nordrhein-Westfalen: NRW erzielte 10,7 °C (9,8 °C), 55 l/m² (62 l/m) Niederschlag und 110 Sonnenstunden (107 Stunden). 

Rheinland-Pfalz: 9,7 °C (9,2 °C), 50 l/m² (64 l/m²) Niederschlag und rund 115 Sonnenstunden (105 Stunden) registrieren hier die Wetterstationen. Sturm „Hendrik“, der wie in Trier am 21. Böen bis 115 km/h verursachte, zerfetzte in Zilshausen, 30 km südwestlich von Koblenz, das Rotorblatt einer Windkraftanlage. 

Saarland: Die Saarländer beobachteten im Oktober 9,9 °C (9,4 °C) und 70 l/m² (77 l/m²) Niederschlag. Das kleinste Flächenland besetzte mit Hamburg den zweiten Platz der nassesten Regionen. Dennoch strahlte die Sonne fast 130 Stunden (106 Stunden).

Sachsen: 9,2 °C (9,0 °C) und trockene 22 l/m² (47 l/m²) vermeldete der Freistaat im Oktober 2021. Es war das zweittrockenste Bundesland, mit der größten Regenarmut in der Lausitz. Hier fielen stellenweise weniger als 20 Prozent der zu erwartenden Niederschläge. Mit rund 150 Stunden (118 Stunden) bezog Sachsen den Status der sonnigsten Region. Die Station Dresden-Klotzsche meldete am 21. Orkanböen bis 119,2 km/h und stellte damit einen eigenen neuen Monatsrekord auf.  

Sachsen-Anhalt: Die Mitteltemperatur erreichte 10,1 °C (9,4 °C). Neben rund 35 l/m² (36 l/m²) Niederschlag schien die Sonne fast 135 Stunden (104 Stunden). 

Schleswig-Holstein: Als vergleichsweise warmes Bundesland meldete Schleswig-Holstein 11,2 °C (9,5 °C). Der äußerste Norden war zudem auch die mit Abstand niederschlagsreichste Region. 85 l/m² (73 l/m²) wurden im Mittel gemessen. Am 20. gab es mit 39,3 l/m den höchsten Tagesniederschlag in List auf Sylt. Wrixum, Nordfriesland, meldete mit 150 l/m² darüber hinaus den meisten Monatsniederschlag. Nach dem Tornadoereignis vom 29.9. an der Kieler Förde wurde am 21.10. wohl auch Klausdorf bei Kiel von einem Tornado heimgesucht. Zwar ist das Phänomen noch nicht endgültig bestätigt, wird aber als plausibel erachtet. Zwischen all den regen- und windbringenden Wolken zeigte sich die Sonne mit 115 Stunden (98 Stunden) dennoch recht häufig.

Thüringen: Als zweitkühlstes Bundesland meldete Thüringen 8,8 °C (8,4 °C). Die Niederschlagsmenge erreichte neben einer Sonnenscheindauer von 130 Stunden (107 Stunden) fast 35 l/m²(48 l/m²).

Quelle:dwd

Beobachtungen zum Klimawandel: Zahl der Hit­ze­tage seit den 1950er Jah­ren ver­drei­facht

Interessant ist eine Analyse des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft GdV, der dokumentiert, wie die Versicherungen die Folgen des Klimawandels einschätzen. Bei dieser Analyse kann davon ausgegangen werden, dass weder politische noch ideologische Absichten, sondern einfach nur versicherungsmathematische Gründe die Analyse beeinflusst haben, denn Versicherungen interessiert vorrangig, wie hoch die Wahrscheinlichkeit des Versicherungeintritts ist. Zur Information stelle ich diese Analyse ungekürzt und unkommentiert zur Verfügung:

Es gibt in Deutschland immer mehr heiße Tage mit Temperaturen über 30 Grad. “Die Zahl der Hitzetage hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verdreifacht”, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).

Laut einer vom GDV beauftragten Analyse von Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden in den vergangenen zehn Jahren bundesweit im Schnitt 11,1 Hitzetage jährlich gezählt. Das sind drei Mal so viele wie in den 1950er Jahren. Pro Jahrzehnt kamen durchschnittlich 2,3 Hitzetage hinzu. „Die dynamische Zunahme der Hitzetage zeigt, dass der Klimawandel auch in Deutschland deutliche Spuren hinterlässt“, sagt Asmussen.

Regional betrachtet gab es der Studie zufolge im rheinland-pfälzischen Speyer in den vergangenen zehn Jahren die meisten Hitzetage. Seit den 1950er Jahren stieg deren Zahl von durchschnittlich 9,3 auf 23 Hitzetage pro Jahr in den 2010er Jahren. An zweiter und dritter Stelle folgen Ludwigshafen am Rhein und Mannheim mit zuletzt jeweils 21,6 Hitzetagen pro Jahr. Die wenigsten heißen Tage verzeichneten die Stadt Flensburg und der Kreis Schleswig-Flensburg. Dort gab es im Schnitt jeweils nur zwei Hitzetage im Jahr.

Hitzetage nehmen in den 1980er Jahren dramatisch zu

Besonders seit den 1980er Jahren ist die Zahl heißer Tage in Deutschland der Studie zufolge dramatisch gestiegen. Dies liegt vor allem daran, dass sich im Zuge der globalen Erwärmung auch in Deutschland die mittlere Temperatur seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 um 1,6 Grad Celsius deutlich erhöht hat.

„Die zunehmende Treibhausgaskonzentration führt außerdem dazu, dass auch die Zahl heißer Tage von Jahrzehnt zu Jahrzehnt massiv zunimmt,“ sagt Andreas Becker, Leiter Klimaüberwachung beim DWD. Bei ungebremstem Treibhausgasausstoß müsse zwischen 2031 und 2060 mit einer weiteren Zunahme um fünf bis zehn heiße Tage im Jahr in Norddeutschland und zehn bis zwanzig heiße Tage in Süddeutschland gerechnet werden.

Die Folgen sind dramatisch: Es steigen dadurch die Gefahren für mehr Hitzetote, Dürren und Waldbrände. Ernteausfälle dürften drastisch zunehmen, weil Böden weiter austrocknen oder mehr Schädlinge Pflanzen zerstören.

Neben der Zunahme der Hitzetage dürfte es den Daten nach zugleich mehr und intensivere Starkregen, Hochwasser und Sturzfluten geben, weil die aufgeheizte Atmosphäre mehr Feuchtigkeit speichert. „Flutkatastrophen wie jüngst an Ahr und Erft zeigen, mit welcher Wucht uns der Klimawandel treffen und welches Ausmaß er anrichten kann“, sagt Asmussen.

In Berlin die meisten Hitzetage

Die heißen Tage sind laut DWD regional ungleich verteilt. Besonders betroffen sind der Osten und der Südwesten Deutschlands. „Die unterschiedliche Verteilung der Hitzetage liegt vor allem daran, dass sich Landregionen schneller erwärmen als Meeresregionen“, erklärt Becker. So bremst im Norden und Westen Deutschlands die Nähe zum Meer den Anstieg.

Zusätzlich kommt bei Hitzetagen die Luft meist aus dem Südwesten „Föneffekte nahe der Mittelgebirge und Städte verstärken die Entwicklung. So sind am stärksten Städte im Rheintal betroffen, wie Köln in Eifelnähe oder Mannheim, Ludwigshafen und Speyer in der Nähe des Pfälzer Waldes, aber auch Leipzig und Berlin beeinflusst durch den Thüringer Wald und den Harz“, sagt DWD-Experte Becker.

Die roten Flächen zeigen die Hitzehotspots in Deutschland

Im Bundesländervergleich hatte Berlin im vergangenen Jahrzehnt mit durchschnittlich 15,7 die meisten Hitzetage. Im Vergleich zu den 1950er Jahren hat sich diese Zahl fast verdreifacht. Es folgen Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Die wenigsten heißen Tage verzeichnete Schleswig-Holstein mit 3,7 Tagen. Im Vergleich zu den 1950er Jahren hat sich die Zahl der Hitzetage hier jedoch mehr als vervierfacht – der höchste Anstieg im Bundesländervergleich.

Schäden bleiben versicherbar

Die Folgen von Hitzeschäden sind bereits sichtbar: Der Belag von Autobahnen platzt auf, Eisenbahnschienen verbiegen sich, Seen und Flüsse drohen zu verschwinden und Regionen zu versteppen, mit gefährlichen Konsequenzen für die Wasserversorgung. Gleichzeitig nehmen extreme Wetterereignisse wie Starkregen zu und verursachen katastrophale Schäden an Gebäuden und Infrastruktur.

„Die Schäden bleiben versicherbar, wenn wir den menschengemachten Klimawandel begrenzen, so wie im Abkommen von Paris vereinbart“, so Asmussen. „Daneben müssen wir auf die Folgen des Klimawandelts reagieren. Das bedeutet Klimafolgenanpassung, mehr Prävention, um Städte, Häuser und Industrie widerstandsfähiger zu machen und Schäden zu beschränken.“

Land/Stadtkreis mit den meisten und den wenigsten Hitzetagenmittlere Zahl der Hitzetage
pro Jahr
2011 – 20201981 -19901951 – 1960
Speyer23129,3
Ludwigshafen21,611,110,0
Mannheim21,611,39,1
Rhein- Pfalz- Kreis21,010,69,3
Frankenthal Pfalz20,910,99,7
Flensburg2,00,00,0
Schleswig- Flensburg2,00,70,1
Nordfriesland2,10,60,0
Kiel2,31,00,9
Wilhelmshaven2,51,21,0
Quelle: GdV

Über die Untersuchung:

Die Untersuchung basiert auf 1km x 1km-Rasterdaten des Climate Data Center des Deutschen Wetterdienstes. Berechnet sind die Raster auf Basis der Temperaturmessungen aus dem DWD-Messnetz. Die VdS Schadenverhütung GmbH berechnete für die mittlere Anzahl der heißen Tage je Dekade den Gebietsmittelwert der DWD-Rasterfelder für Deutschland, die Bundesländer und 401 Landkreise.

Quelle: GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., Berlin, www.gdv.de