Der Kohlenstoffzyklus

Der Zusammenhang zwischen dem Grünlandmanagement in der Pferdehaltung und der klimaschädigenden Kohlenstoffdioxidanreicherung in der Atmosphäre

Bereits vor 150 Jahren konnte John Tyndall nachweisen, dass es Gase gibt, die die Wärmestrahlung der Sonne aus dem Weltraum zwar rein- in die Erdatmosphäre aber nicht rauslassen. Analog zu einem Gewächshaus nannte er diese Gase wegen ihrer aufheizenden Eigenschaft damals schon Greenhouse Gases (Treibhausgase). Mehr Infos findet Ihr hier. Die wichtigsten Treibhausgase in der Erdatmosphäre sind Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O).

Übrigens: Kohlenstoffdioxid (CO2) wird auch Kohlendioxid (CO2) genannt und auch bekannt unter dem Namen Ausatem- oder auch Verbrennungsgas

Eine Weidehaltung von Pferden ist nur nachhaltig und und in Zeiten des Klimawandels zu verantworten, wenn das Grünlandmanagement die Atmosphäre nicht mit zusätzlichem Kohlenstoffdioxidgas (CO2) anreichert. Anders ausgedrückt: Das Grünlandmanagement muss so organisiert werden, dass die CO2– Bilanz neutral ist. Nur dann wird die Akzeptanz der Bevölkerung mit der Pferdehaltung erhalten bleiben.

Prognose: Im Zeichen des Klimawandels wird die Gesellschaft in nicht ferner Zukunft nur noch eine Pferdehaltung akzeptieren, wenn sie eine neutrale CO2– Bilanz aufweist.

Um ein klimaneutrales Grünlandmanagement garantieren zu können, bedarf es Fachkenntnis und deshalb müssen alle Pferdehalter*innen sich mit dem Kohlenstoffdioxidzyklus (Kohlenstoffkreislauf) auseinandersetzen, ihn verinnerlichen und dann in der Lage sein, den Kreislauf so zu steuern, dass die Kohlenstoffdioxid- Bilanz ausgeglichen bleibt. Nur dann kann, wenn es um Fragen des Klimaschutzes geht, eine nachhaltige Pferdehaltung betrieben werden, die nachfolgenden Klimawandel-Generationen ähnliche Chancen ermöglichen, wie wir sie im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert hatten. Auch das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil zum Klimaschutzbericht am 24. März 2021 festgestellt, dass das Grundgesetz „unter bestimmten Voraussetzungen zur Sicherung grundrechtsgeschützter Freiheit über die Zeit und zur verhältnismäßigen Verteilung von Freiheitschancen über die Generationen“ verpflichtet. Intertemporale Freiheitssicherung ist das Schlagwort und bedeutet nichts anderes als Freiheitssicherung in der Zukunft. Die Grundrechte des Grundgesetzes schützen im Wege einer intertemporalen Freiheitssicherung auch vor Regelungen, die einen Verbrauch von Ressourcen zulassen, ohne dabei hinreichend Rücksicht auf die nächsten Generationen zu nehmen. Einfach ausgedrückt: Die Lasten des Klimawandels dürfen nicht in die Zukunft und damit auf die künftigen Generationen abgeschoben werden.

„Der Staat schützt auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen.“ Und nach dem Urteil des Verfassungsgerichtes vom 24. März 2021 müsste der Paragraf eigentlich erweitert werden: „Der Staat hat in seinem Handeln das Prinzip der Nachhaltigkeit zu beachten und die Interessen künftiger Generationen zu schützen“.

Quelle: Grundgesetz § 20a

Heute geborene Menschen werden wegen des Klimawandels, wenn wir alle so weitermachen wie bisher, doppelt so viele Waldbrände, dreimal so viele Missernten wegen Überflutungen oder Dürren und sieben mal so viele Hitzewellen erleiden müssen, als wir 1950 und 1960 geborenen Erwachsenen das zu befürchten hatten. Der Klimawandel ist also das große Problem unserer Kinder. „Menschen, die heute jünger als 40 Jahre sind, würden „ein bisher nie dagewesenes Leben“ führen, was Dürren, Hitzewellen, Überschwemmungen und Ernteausfälle angehe„, sagt Hauptautor Wim Thiery von der Freien Universität Brüssel.

(Quelle: Thiery, et al, in: Science, 26.09.21)

Übrigens: Lebewesen atmen Sauerstoff ein, gewinnen daraus zusammen mit Zucker Energie und scheiden Kohlendioxid (CO2) aus. Bei Pflanzen ist es genau andersherum, sie „atmen“ Kohlendioxid ein, produzieren daraus Energie mit Hilfe von Licht und Wasser Energie und „atmen“ Sauerstoff aus. Mehr dazu findet Ihr hier.

Um den Kohlenstoffzyklus zu beschreiben, bietet sich der Start mit der CO2– Aufnahme der Pflanze an:

Mit ihren Blattöffnungen (Spaltöffnungen) nehmen Pflanzen das gasförmige Kohlenstoffdioxid (CO2) auf und wandeln es zusammen mit Wasser und Licht in Energie um. Diese biochemische Reaktion ist die Photosynthese. Mit der aus der aus

  • CO2,
  • Licht der Sonne sowie
  • Wasser aus dem Boden

zusammengesetzten, neu entstandenen Energie kann die Pflanze neue Wurzeln, Blätter, Blüten und Früchte, also Organische Masse produzieren. Das CO2 kommt aus der Atmosphäre, folglich nimmt der CO2– Gehalt in der Atmosphäre ab und die Organische Masse auf und in der Erde wird größer. Aus dem gasförmigen Kohlenstoffdioxid (CO2) ist gebundener Kohlenstoff in Form von Organischer Masse geworden:

gasförmiges CO2in Organischer Masse gebundener Kohlenstoff
↓Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre nimmt ab↑Organische Masse (lebende und abgestorbene Wurzeln, Blätter, Blüten, Früchte, usw.) nimmt zu
Lebende Pflanzen reduzieren durch ihren Verbrauch den Kohlenstoffdioxidgehalt in der Atmosphäre und wandeln das Treibhausgas in Organische Masse (gebundenes Kohlenstoffdioxid) um.

Dauergrünland hat eine größere Pflanzendichte als unser heimischer Wald, deshalb speichert es noch mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre, als es Wald kann. Dauergrünland und Wald haben die ganz wichtige Funktion der Festlegung des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) und beide sind zusammen mit den Mooren in Zeiten des Klimawandels besonders wertvoll.

Dauergrünland, Moore und Wald sind in der Lage der Atmosphäre das klimaschädigende Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) zu entziehen und in der Organischen Masse über- und unterirdisch zu binden.

Da ca. 80% – 90% der Wurzeln (= Organische Masse) jährlich durch die Pflanze erneuert werden, befinden sich große Massen abgestorbener Wurzeln im Boden. Grünlandböden zeichnen sich durch ihre hohe Organische Masse aus. Dies nutzt das gesamte Bodenleben, bestehend aus Bakterien, Viren, Pilzen, Würmern, Käfern, Algen, usw. aus.

Wenn Ihr mehr über das Bodenleben wissen wollt, dann hier: https://pferdegruenland.de/?p=675

Das Bodenleben ernährt sich von der Organischen Masse im Boden. Die Vielzahl der Bodenlebewesen wandeln die Organische Masse in Mineralische Masse um.

Da Lebewesen das Bodenleben bilden, atmen sie Sauerstoff (O2) ein und Kohlenstoffdioxid (CO2) aus. Folglich wird ein Teil des in der Organischen Masse gebundenen Kohlenstoffs wieder durch das Bodenleben an die Atmosphäre abgegeben. Seit dem Ende der letzten Eiszeit ist die CO2– Bilanz dieses Kohlenstoffkreislaufes des Dauergrünlandes neutral, es reichert sich kein zusätzliches CO2 mit seiner Treibhauseigenschaft in der Atmosphäre an. Da sich der Kohlenstoffdioxidgehalt in der Atmosphäre durch Dauergrünland, Wälder und Moore nicht erhöhte, blieb das Klima nach der letzten Eiszeit für ca. 10.000 Jahre ausgebrochen stabil.

Jetzt kommt das ABER: Mit Beginn der Industrialisierung und der enormen Zunahme der Energiegewinnung aus fossilen Quellen, wie Kohle, Öl, Gas und dem dramatischem Anstieg der Kohlenstoffdioxid- Emissionen in die Atmosphäre, einhergehend mit dem großflächigen Abbau von Grünland-, Waldflächen und Mooren sowie Brandrodungen, ist der Kohlenstoffdioxid- Kreislauf nicht mehr neutral, sondern in den letzten 150 Jahren stark positiv. Die ständigen Kohlenstoffdioxid- Emissionen aus der stark steigenden Industrie, dem enorm zunehmenden Verkehr und der immer intensiver betriebenen Landwirtschaft reichern sich in der Atmosphäre an und verstärken den Treibhauseffekt ständig stärker. Bereits jetzt hat das globale Klima auf der Erde um 1°C bis 1,5° C zugenommen. In Zentraleuropa wurden bereits Steigerungen von 2°C – 2,5°C registriert.

Welche Auswirkungen diese scheinbar geringen Steigerungen auf die menschliche Kultur haben wird, kann hier nachgelesen werden.

Mit welchen Strategien können Pferdehalter*innen ihr Dauergrünland führen, damit wenigsten diese Flächen CO2– neutral bleiben, bzw. werden?

Ein nachhaltiges Grünlandmanagement erfordert von jedem Pferdehalter eine gut durchdachte und dann verbindliche To-do- Liste, um den Kohlenstoffdioxid- Zyklus neutral zu halten. Ähnliches Vorgehen muss es zur Stallhaltung und alle weitere Komplexe der Pferdehaltung geben. So entsteht für jeden Pferdehalter ein individuelles Qualitätshandbuch der CO2– neutralen Pferdehaltung. Ein Qualitätszirkel mit den Stationen Plan – Do – Check sichert die ständige Anpassung des Nachhaltigkeitskonzeptes durch sich ändernde Bedingungen. Ein Qualitätshandbuch ist ein ständig anzupassendes Regelwerk, es gilt für alle Akteure, auch Amateure und Kunden. Nur so wir es ein Regelwerk einer nachhaltigen Pferdehaltung.

Ein Qualitätshandbuch konkretisiert vage Ziele und macht das Erreichen der Ziele wahrscheinlicher. Einfach ausgedrückt: Verbindlichkeit statt Sprüche.

Folgende Unterpunkte könnte das Qualitätshandbuch mit der „Teilüberschrift CO2– neutrales Grünlandmanagement“ oder auch „Decarbonisierung der Pferdehaltung“ bekommen:

Strategien: Das Bodenleben stärken

Ein durchschnittlicher, mitteleuropäischer Wiesenboden besteht aus ca. 93% mineralischer Masse und 7% organischer Masse.

Die organische Masse des Bodens (7%) besteht ihrerseits aus 85% abgestorbener Pflanzenreste, 10% lebenden Pflanzenwurzeln und 5% Bodenorganismen.

Die Bodenorganismen sind Bakterien und Strahlenpilze (40%), Pilze und Algen (40%) und ganz viele verschiedene Bodentiere (20%).

Die Anzahl der aktiven Bodentiere (Bodenfauna) in den oberen 30 cm des Bodens ist gewaltig, so leben pro Quadratmeter etwa 120 Millionen Fadenwürmer, 120.000 Milben, 40.000 Springschwänze, 9.000 Schnecken, 2.000 Regenwürmer, 2.000 Vielfüßler, 1.000 Asseln, 1.000 Ameisen, 1.000 Käfer und Larven, 1.000 Spinnen, 1.000 Zweiflüglerlarven, usw.. Insgesamt finden Bodenbiologen 2.000 verschiedene Bodentierarten auf einem Quadratmeter.

Auf dieser „Weide“ gibt es kaum noch Bodenleben. Ein wertvolles Biotop wurde zur Wüste. Derartige Pferdehaltung ist nicht nachhaltig und auch nicht verantwortbar.

Warum hat das Bodenleben für den Boden und für die Wiese/Weide eine so große Bedeutung?

Die Gesamtheit des Bodenlebens baut unter Zuhilfenahme von Wasser und Luft die Organische Masse (tote Pflanzenreste) in mineralische Masse um. Erst dann können die Nährstoffe in der organischen Masse von der Pflanzenwurzel aufgenommen werden.

Merke: Die Nährstoffe der organischen Masse (Pflanzenreste, Mist, Kompost, usw.) sind nicht pflanzenverfügbar. Erst die Umwandlung der organischen Masse zur mineralischen Masse macht die Nährstoffe wurzeldurchgängig und somit pflanzenverfügbar.

Je aktiver das Bodenleben, also je besser ihre Lebenssituation, desto mehr organische Masse kann in mineralische Masse umgewandelt werden und steht den Pflanzen zur Verfügung. Je lebendiger das Bodenleben, desto mehr Dünger erhalten die Pflanzen und umso höher ist der Ertrag des Grünlandes. Mehr Pferde werden auf der selben Fläche satt.

Das Bodenleben verbessert durch seine Tätigkeit seinen eigenen Lebensraum. Ein Beispiel: Regenwürmer fressen zusammen mit der organischen Masse auch mineralische Masse. Sie scheiden Kotkrümel aus, das sind stabile Ton- Humuskomplexe, also großkörnige Bodenkrümel. Dadurch wird der Boden grobkörniger, bekommt größere Luftporen, kann Wasser gut in tiefere Bodenschichten leiten, verhindert Stauwasser und Bodenerosionen.

Wie kann das Bodenleben gefördert werden?

ZielMassnahmen
Bodenverdichtungen vermeidenKeine Pferdehaltung auf nassem Boden! Tor- und Futterbereich pflastern
Bodenleben mit genügend organischem Material „füttern“Mulch, Mist (nicht vom Pferd!!), Kompost, Pflanzenreste, Erntereste
Bodensäure vermeidenRegelmäßige Bodenprobe und Kalkung nach Düngeempfehlung.
Bodenüberhitzung vermeiden1. Narbenschäden konsequent nachsähen, unbewachsene und trockene Böden stressen das Bodenleben (Zelltod der meisten Bodenlebewesen bei ca. 40°C – 50°C)
2. Gras nicht <8cm kürzen, da nicht genug Schatten vor Hitzestress schützt und Wasser verdunsten lässt.
3. Idealtemperatur 20°C
Feuchtigkeit statt NässeNur ein krümeligere Boden lässt Wasser zur Speicherung in tiefere Bodenschichten gelangen.
Links weisen auf weiterführende Infos dieser Webseite

Basics: Organischen Dünger ausbringen

Das ist Entsorgung und grundwasserschädlich und hat mit der nachhaltigen Humusversorgung des Bodenlebens nichts gemein.

Zuschrift von Jochen, 07.12.2020

Vor wohl 3 Jahren haben wir einen Vortrag von Ihnen über  Weidedüngung gehört, das war im Rahmen eines  VFD-Themenabends. Jetzt habe ich eine Frage zur Kompostdüngung: Bisher haben wir im  Spätwinter den Kompost auf die Weiden gebracht. Nun habe ich aber  gesehen, dass so manche Landwirte die Weiden jetzt schon abstreuen,  was uns im Prinzip von der zeitlichen Abfolge der Winterarbeiten  entgegenkommen würde. Ist es von der Nährstoffaufnahme egal, ob Spätherbst oder Frühjahr?  Wir hatten bisher gedacht, dass das Gras im Frühjahr den Kompost  besser aufnehmen kann, aber vielleicht gilt das ja nur für  Mineraldünger.

Antwort von Dietbert Arnold, 11.12.2020

Hallo Jochen,

der Eintrag mit Kompost auf das Dauergrünland ist immer eine gute Idee, denn neben der Düngung gibt es zusätzliche Vorteile: Du „fütterst“ das Bodenleben, das lockert den Boden auf und das Grünland kann viel besser Wasser in tiefere Bodenschichten leiten und für den den Sommer mit seiner negativen Wasserbilanz speichern, gleichzeitig wird oberflächlichen Verschlämmung verhindert, Bodenverdichtungen durch die Tritte der Pferde werden wieder aufgelockert und die Gräser können in dem lockeren Boden tiefer wurzeln und deshalb im Sommer besser Zugang zu wasserhaltigen Bodenhorizonten finden.

Kompost, also Humus, kann fast immer auch im Herbst auf das Grünland gegeben werden. Ausnahme: Orte, an denen der aufgebrachte Humus/ Kompost weggeschwemmt werden kann, so z.B. neben Flussläufen, auf Hanglagen, usw. . Du musst wissen, dass Kompost (ganz korrekt Organische Masse) von der Pflanze nicht aufgenommen und verwertet werden kann. Erst durch das Bodenleben, also die Gesamtheit aller Tiere, Bakterien, Viren, Pilze des Bodens, wird Kompost in Mineralboden (Mineralische Masse = Dünger) umgewandelt und ist erst dann pflanzenverfügbar. Die Pflanze nimmt die mineralische Masse (z.B. Stickstoff) auf und stellt daraus neue Pflanzenzellen her. Die sind wieder organisch und aus dem mineralischen Stickstoff ist wieder organisches Eiweiß entstanden.

Der Organisch-Mineralisch-Kreislauf

Jetzt habe ich geschrieben, dass das Bodenleben den Kompost mineralisiert. Es beantwortet sich Deine Frage so langsam, denn das Bodenleben benötigt angemessene Lebensbedingungen, wie Sauerstoff, Feuchtigkeit und Wärme. Nässe und Hitze sind auch wieder schädlich für das Bodenleben.

Das Grünlandideal: 15°C – 18°C Bodentemperatur, feucht, Sauerstoff, locker-luftiger Boden, hohe Aktivität des Bodenlebens

Und da im Winter es üblicherweise für das umwandelnde Bodenleben zu kalt und zu nass ist, passiert das erst im feuchtwarmen Frühjahr, also genau, wenn die Pflanzenwurzeln die Nährstoffe (= mineralische Masse) aufnehmen und für ihr Wachstum nutzen und somit keine Nährstoffe, wie z.B. Stickstoff (Nitrat NO3, Ammonium NH4, usw.) in Oberflächengewässer abfließen und/oder ins Grundwasser durchsacken. Somit sind Nährstoffbereitstellung durch das Bodenleben und Nährstoffaufnahme durch die Pflanze sozusagen synchronisiert. Die Aufbringung des Komposts ist sogar gut, weil die Lagerung im Haufen leicht dazu führt, dass sich das Bodenleben durch hohe Vermehrung und Aktivität selber einheizt und dann sogar im Winter den Kompost mineralisiert. Wie stark die Aktivität des Bodenlebens mitunter Wärme freisetzt, kennst Du von der Selbstzündung des Heus. Und genau die Mineralisierung im Winter möchtest Du ja nicht, braucht ja keiner! Das ist ja der Grund, warum ein fachgerecht gepflegter Misthaufen im Winter möglichst fest gelagert wird, damit mangelnder Sauerstoff während der Winterlagerung das Bodenleben klein hält und eine Mineralisierung verhindert. Du willst ja nicht den mineralisierten Komposthaufen im Winter, denn dann sickern viele der neu entstandenen mineralischen Inhaltsstoffe (= Dünger) ungenutzt in den Boden oder in Gewässer. Die Folge: Dünger im Wurzelbereich tschüß – Nitrateintrag ins Grundwasser oder Graben geschafft!

Aber etwas musst Du dennoch im Herbst/Winter beachten: Bodenschonung! Du darfst keine Fahrspuren in den nassen Boden legen. Dann machst Du die ganzen Vorteile der Kompostdüngung wieder zunichte. Nur bei möglichst trockenem Wetter das Grünland befahren, breite Reifen, niedriger Luftdruck, langsam fahren und große Radien sind angesagt. Nicht den Anhänger so vollfüllen, lieber mehrmals fahren. Besondere Vorsicht und eine klare Ansage, wenn ein benachbarter Landwirt oder ein Maschinenring/ Lohnunternehmer die Düngung übernimmt. Der kommt mit dem größten Trecker und macht die Arbeit in kürzester Zeit. Um 12 gibt es Mittag!  

Und dann denke noch an zwei Dinge:

Eine Gabe mit Kompost wirkt als Dünger nur zu 50 % im ersten und dann die restliche 50% im zweiten Jahr. 

Pferdemist gehört niemals auf Pferdegrünland. Selbst mineralisierter Pferdemist enthält immer noch große Mengen infektionsfähiger Wurmeier. Und da die derzeit vorhandenen Entwurmungspräparate zunehmend auf resistente Würmer treffen, solltest Du kein Pferdemist auf der Pferdeweide/-wiese aufbringen. Der Mist anderer Tiere ist unkritisch für Deine Pferde.

Strategien: Grünlandumbruch – No-Go!

Grundlagen zur nachhaltigen Grünlandpflege durch Nachsaat anstelle des klimaschädlichen Narbenumbruchs

Landwirtschaftlich genutzte Böden bestehen aus Humus (= Organische Masse) und Mineralboden (= Mineralische Masse).

Pferdeweiden müssen gepflegt werden. Nur so bleiben sie für die Pferde und die Umwelt wertvolles Dauergrünland.

Zur Erinnerung: Organische Masse (Blätter, Pflanzenleichen, Wurzeln, Mist, Gülle, Stroh, usw.) ist nicht pflanzenverfügbar. Die Wurzeln der lebenden Pflanzen können Humus nicht aufnehmen und die im Humus enthaltenen Nährstoffe deshalb nicht verwerten. Erst wenn das Bodenleben (Bakterien, Viren, Pilze, Regenwürmer, Tausendfüssler, usw.) die Organische Masse in Mineralische Masse umgewandelt hat, können die Pflanzen die Nährstoffe aufnehmen und verwerten. Natürlich brauchen Lebewesen, also auch das Bodenleben, eine lebenswerte Umgebung mit Sauerstoff, Feuchtigkeit und Wärme. Je besser die Lebensbedingungen für das Bodenleben, und dazu gehört auch das ausreichende „Futterangebot“ mit Humus, desto höher ist die Umwandlung von Humus in Mineralische Masse. Einfach ausgedrückt: Das Bodenleben ernährt sich vom Humus und scheidet mineralische Nährstoffe aus. Je mehr Mineralisierung, desto besser werden die Pflanzen ernährt. Nehmen die auf der Fläche wachsenden Pflanzen wegen Überversorgung die Mineralische Masse nicht auf, sackt diese mit dem Regenwasser in Richtung Grundwasser. Das gilt besonders für Stickstoff und Magnesium. Andere mineralischen Nährstoffe sind nicht so stark auswaschungsgefährdet.

Organische Masse (nicht pflanzenverfügbar)—->
Bodenleben ernährt sich und wandelt um
Mineralische Masse (pflanzenverfügbar)
z.B. Eiweiß (Protein)—->
Bodenleben ernährt sich und wandelt um
Stickstoff (Nitrat NO3, Ammonium NH4)
Eiweißreiche Pflanzenreste (Humus) werden vom Bodenleben „gefressen“. Ausgeschieden wird mineralisches Eiweiß (Stickstoff in Form von Nitrat und Ammonium). Die Pflanze nutzt den mineralischen Nährstoff Stickstoff z.B. für ihr Wachstum und bildet Blätter. Sie enthalten dann wieder organisches Eiweiß. Der Kreislauf beginnt wieder bei den eiweißreichen Pflanzenresten.

Grünlandböden haben wesentlich mehr Humusanteile als Ackerböden.

GrünlandbodenAckerboden
30 – 80 dt/ha/p.a. Organische Trockenmasse5 – 30 dt/ha/p.a. Organische Trockenmasse
1 dt = Dezitonne = 1/10 Tonne = 100 kg ; 1 Hektar = 1 HektoAr = 100 Ar = 10.000 m2

Der Humusabbau beim Dauergrünland durch Mineralisierung ist unter landwirtschaftlicher Nutzung, auch der Pferdehaltung, schneller (2 – 4 Jahre) als der Humusaufbau. Im Durchschnitt werden 1 – 5% der Organische Masse des Bodens im Jahr minimalisiert. Um den Humusgehalt konstant halten zu können, muss deshalb als Ausgleich ebenfalls 1 – 5% Organische Masse pro Jahr dem Boden wieder zugeführt werden (Stroh, Gülle, Mist, Mulch, Kompost, usw.). Durchschnittszahlen veranschaulichen die notwendigen Massen: 1 dt – 4 dt (100 kg – 400 kg) Organische Trockenmasse je Hektar (10.000 m2) müssen dem Boden jedes Jahr zugeführt werden, um den Anteil der Organischen Masse im Boden zu erhalten . Das entspricht etwa 100 dt Rindermist je Hektar. Gleichzeitig ist mit dieser Menge auch die durch die Pflanzen entzogene Stickstoffmenge dem Boden wieder zugeführt.

Warum ist der Nährstoffkreislauf Organische Masse -> Mineralische Masse -> Organische Masse defizitär?

Dafür gibt es mehrere Gründe: Zunächst einmal fressen die Pferde Gras (Organische Masse). Einen Teil scheiden sie wieder mit den Pferdeäpfeln aus, haben allerdings vorher Nährstoffe für sich selber verbraucht, wie Eiweiß zum Muskelaufbau und Zucker und Stärke zur Bewegung und Heizung. Wenn dann der Pferdeapfel in den Boden gelangt, nutzt zunächst das Bodenleben die ausgeschiedenen, restlichen Nährstoffe zur eigenen Ernährung, Bewegung und Heizung. Der Energiebedarf des aktiven Bodenleben ist deshalb nicht zu vernachlässigen, denn bei der Umwandlung von organischer zu mineralischer Masse entstehen z.T. hohe Temperaturen, die durchaus 70°C erreichen können und nicht selten zur Selbstentzündung führen. Aschenester in Heuballen dokumentieren einen stattgefunden Schwelbrand in dem Ballen, dem aber glücklicherweise der Sauerstoff ausging. Wäre dieser Ballen während des Schwelbrandes geöffnet worden und Sauerstoff eingedrungen, hätte der zugeführte Sauerstoff ein Feuer entfacht.

Übrigens: Nach diesem Prinzip heizt ein Pferd seinen Körper und übersteht locker den harten Winter in der Steppe. Diese „Heizung“ funktioniert allerdings nur auskömmlich, wenn genügend Grundfutter (Heu, Stroh, Gras, Silage) gefüttert wird ( 2 -2,5 kg Raufutter/ 100 kg Lebensmasse). Erst dann befindet sich genügend organische Masse („Futter“) für die Verdauungsbakterien in den Dickdärmen, um genügend Wärme zu produzieren und das Pferd ausreichend zu erwärmen. Also: Heu statt Decke!

Dauergrünland hat teilweise die selbe Menge Organische Masse unterirdisch als auch überirdisch. Gräser, die besonders trocken- und kälteunempfindlich sind, wie z.B. das Federgras, aber sogar mehr Organische Masse unterirdisch als überirdisch. Etwa 80% – 90% der Pflanzenwurzeln werden jährlich im Grünland erneuert. Die abgestorbenen Wurzeln erhöhen den Humusgehalt des Bodens und ernähren das Bodenleben.

Das Dauergrünland trägt nicht unerheblich zur Kohlenstoffreduzierung in der Atmosphäre bei, denn der Grünlandboden hält hohe Kohlenstoffdioxidmengen (humifizierte Wurzeln) im Boden und verhindert die Abgabe des gasförmigen Kohlenstoffs (Kohlenstoffdioxid CO2) in die Atmosphäre. Da das gasförmige Kohlenstoffdixid (CO2) ganz wesentlich als Treibhausgas am Klimawandel beteiligt ist, kann das Dauergrünland, ebenso wie der Wald, einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung klimaschädlicher Gase in der Atmosphäre beitragen.

Weil Dauergrünland große Mengen Kohlenstoff im Boden bindet (gebundenes CO2), sinkt der Kohlenstoffgasgehalt (CO2) der Atmosphäre, bzw. steigt nicht so stark an.

Mehr Infos zu dem komplexen Vorgängen findest Du hier

Dauergrünland spielt eine wichtige Rolle bei der Bewältigung des menschengemachten Klimawandels.

Immer wieder wird propagiert, das Grünland zur Sanierung umzupflügen (umzubrechen) und neu anzusäen. Teilweise wird der Umbruch des Dauergrünlandes standardmäßig alle 7 – 10 Jahre vorgeschlagen. Vor dem Grünlandumbruch muss dringend gewarnt werden, denn mit dem Belüften (Sauerstoffzuführung) und der Erwärmung des umgebrochenen Bodens vermehrt sich das Bodenleben explosionsartig. Es findet reichlich die im Boden gebundenen Kohlenstoffe (humifizierte Wurzelreste), nimmt sie massenhaft auf und scheidet entsprechend große Mengen mineralische Masse wieder aus. Die dabei entstehenden mineralischen Stickstoffmengen sind übermäßig hoch und können von den wenigen Pflanzen der zerstörten Grünlandnarbe gar nicht restlos aufgenommen werden. Die Überschüsse gehen mit dem Regen in Richtung Grundwasser und reichern dieses mit Nitrat an. Bei einem Grünlandumbruch versichern durchschnittlich 5 t Nitrat je Hektar in das Grundwasser. Die Bakterien atmen, wie alle Lebewesen, Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus. Da sich die Bakterien derartig rasant vermehren konnten, werden ungewöhnlich große Mengen klimaschädliche Gase, wie Kohlenoxid-, Methan- und Lachgas, frei und gelangen in die Atmosphäre. Der Treibhauseffekt durch die Klimagase nimmt zu, der Klimawandel verstärkt sich.

Neben der schädlichen Belastung des Grundwassers mit Nitrat und der Anreicherung der Atmosphäre mit dem klimaschädlichem Lachgas (N2O) und Kohlendioxidgas (CO2), ist auch aus praktischer Sicht ein Grünlandumbruch nicht zielführend, denn die neu eingesäte Fläche ist erst nach frühestens 3, meist aber erst nach 5 Jahren überhaupt trittfest genug für die Pferdehaltung. In dieser Übergangszeit eignet sich die Fläche lediglich zur Heuproduktion. Kurz und knapp: Das Grünland wird erst in etwa 5 Jahren zur Weide. Auch ist das Risiko relativ groß, dass ein teurer Umbruch und die Neuaussaat nicht zum gewünschten Erfolg führen. Verantwortlich für das nicht kalkulierbare, hohe Risiko sind unter anderem das Klima, die Saatgutwahl, die Saatgutqualität, die Saatgutzusammensetzung, Aussaatzeitpunkt, Fachkenntnis, Sorgfalt der ausgeführten Arbeitsgänge, usw.. Merke: Nicht jeder Grünlandsanierung durch Umbruch wird gelingen.

Die Zerstörung der alten Narbe durch einen Grünlandumbruch hat neben den schädlichen Auswirkungen auf das Klima und das Grundwasser viele ernstzunehmende Nachteile für die Qualität des Pferdegrünlandes:

  • Direkt nach dem Umbruch zunächst starke Bodenlockerung und Bodenbelüftung
  • extrem schneller Abbau der Organischen Masse durch das Bodenleben
  • Bodenleben steigt rasant, explosionsartig an
  • Anstieg des Bodenlebens führt zur erhöhten Reduzierung der Organischen Masse
  • Mit der Reduzierung der Organischen Masse nimmt das Bodenleben wieder deutlich ab
  • Bodenkrümelung (Bodenkolloide) wird zerstört
  • Bodenporen werden kleiner
  • Stauwasser, Wasser verdunstet oberflächlich und steht den Pflanzen nicht zur Verfügung
  • Erosion durch Wasser und Wind
  • Boden verdichtet sich
  • Unterboden bekommt weniger Wasser durchgeleitet
  • Bodenleben immer stärker nimmt ab
  • Ausgebrachte Grünlandsaat wurzelt schlecht und weniger tief und findet schwer Wasseranschluss

Der Grünlandumbruch ist aus Sicht des Klimaschutzes und des Grundwasserschutzes eine wirkliche Katastrophe. Pferdehalter haben deshalb die Verpflichtung, das Pferdegrünland so zu pflegen, dass es dauerhaft Dauergrünland ist und bleibt. Nur dann ist die Pferdehaltung weitgehend klimaneutral. Da auch das Bundesverfassungsgericht die rasche und verbindliche Entwicklung von Deutschland zur Klimaneutralität einfordert, werden sich Pferdehalter in gar nicht ferner Zeit fragen lassen müssen, wie sie zur Klimaneutralität beitragen. Wenn diese Antworten nicht stichhaltig ausfallen, könnte die Akzeptanz der Bevölkerung mit der Pferdehaltung, ähnlich wie derzeit mit der Massentierhaltung, verloren gehen.

Methode der Wahl ist die Vermeidung des Grünlandumbruches durch geschickte Grünlandverbesserung:

Bodenprobe – Nährstoffbalancierung – Humuseintrag -oberflächliche Bodenbearbeitung und Einbringung von Saatgut (Schlitzsaat bzw. Striegelsaat) erwünschter Gräser und Kräuter in die alte Narbe: Anstelle eines Umbruches wird die Narbe nur bearbeitet. Bei der Auswahl des Saatgutes sollten sich Pferdehalter gut informieren und die ortstypischen Gräser und Kräuter bestimmen. Das gelingt besonders gut auf Randstreifen und wenig intensivierten Grünlandflächen. Nichtregionales Saatgut, das nicht an einen bestimmten Standort (Boden, Klima, Höhenlage, usw.) angepasst ist, stellt sich nach kurzer Zeit schon als absolute Fehlinvestition dar. Bei der Reparatursaat sollten besonders trockenheitstolerante, lokale Sorte ausgewählt werden. Mehr erfahrt Ihr hier. Auf Weidelgras sollte im Regelfall komplett verzichtet werden. Hilfreich vor der Saat ist ein scharfes Striegeln der Fläche zur Entfernung des Grasfilzes und danach die anschließende Saat im Strichabstand von ca. 4 – 7 cm und einer Tiefe von 2 cm. Zum Einsatz bei der Reparatursaat kommt die Technik Schlitzsaat ( Schlitze (Saatrillen) oder Perforationen (ca. 500 Saatlöcher je Quadratmeter) oder die Striegelsaat mit der Zinkensaattechnik. Bei der Reparatursaat sind ca. 12 kg Saatgut je Hektar (10.000m2) einzuplanen und preislich zu kalkulieren. Großzügige Kalkulation sollte vermieden werden, denn Saatgut ist relativ teuer. Eine Stickstoffdüngung zur Aussaat ist in aller Regel nicht notwendig und auch kontraindiziert, denn dann wurzeln die keimenden Gräser nicht tief genug und finden nur schwer Wasser- und Nährstoffanschluss.

Dabei muss allen Pferdehaltern klar sein, dass das biologisch so wertvolle Dauergrünland, bis auf wenige Ausnahmen, in Deutschland immer anthropogen beeinflusst ist und einer ständigen Pflege bedarf: Die Weidepflege. Ohne diese gibt es kein Dauergrünland in Deutschland, auch nicht für unsere Pferde. Laissez faire beim Grünland wird weder unserer Landschaft, unseren Pferden noch der Umwelt gerecht. Umso mehr in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels.

Tipp zur Jahreszeit der Reparatursaat

Der günstigste Zeitpunkt für eine notwendige Reparatursaat ist der Spätsommer, Mitte August bis Mitte September. Das sind Gründe für eine Grünlandsanierung im Frühherbst:

  • günstige Feuchtigkeitsgehalte des Bodens,
  • Tauwasser verhindert Trockenschäden,
  • gemäßigte Temperaturen sowie
  • relativ wenig Konkurrenzdruck durch die Altnarbe und Verminderung des Verkrautungsproblem .

Diese günstigen Faktoren erhöhen die Chance einer erfolgreichen Grünlandsanierung.

Achtung: Ein Grünlandumbruch ist mittlerweile (auch für private Pferdehalter!) verboten und nur noch erlaubt, wenn die Untere Naturschutzbehörde dazu die Erlaubnis erteilt. Erst dann (!) darf die vorhandene Grünlandnarbe zerstört werden. Einige Bundesländer, so z.B. Niedersachsen, haben noch schärfere Auflagen, die auch von den Pferdehaltern einzuhalten sind. In Niedersachsen ist der Narbenumbruch erosionsgefährdeter Hänge, Überschwemmungsgebiete und Moore >30% Organische Masse ausnahmslos verboten. Liegt keine Genehmigung für einen Grünlandumbruch vor, drohen hohe Bußgelder.

Wer nachhaltig Pferde halten will, muss sich auch mit dem Grünlandmanagement auseinandersetzen.