Basics & Strategien: Transformation zu einer Nachhaltigen Entwicklung

Die Akzeptanz der Bevölkerung erhalten

Berufliches und privates Handeln ist immer dann nachhaltig, wenn es auf Grundlage eines vorherigen, vorurteilsfreien Abwägungsprozesses der gleichbedeutsamen Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales getroffen wird.

Ohne eine Transformation zu einer nachhaltigen Entwicklung ist es nicht möglich, eine ausgewogene Balance zwischen den eigentlich nicht zusammenpassenden Säulen Soziales, Ökologie und Ökonomie herzustellen.

„Leave no one behind“ – Das Leitprinzip der Agenda 2030

Bereits 2015 hat die UN in New York den Beschluss zur „Transformation unserer Welt: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ beschlossen. In diesem Beschluss wurden 17 Ziele formuliert, wie eine gerechtere, bessere Welt erreicht werden kann. Die Bundesrepublik Deutschland hat die Agenda unterschrieben und zum Regierungsziel erklärt.

Pferdebetriebe und Stallgemeinschaften sowie private Pferdehalter, die eine Transformation für eine nachhaltige Entwicklung anstreben, haben die Möglichkeit, sich an den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung zu orientieren.

Die 17Ziele für eine Nachhaltige Entwicklung gemäß der UN- Resolution haben jeweils nur eine knappe, prägnante Überschrift. Hinter jedem Ziel- Icon stecken ganz viele Möglichkeiten, um zu einer Nachhaltigen Entwicklung zu kommen. Für eine Schulklasse sind es andere Teilziele als für Pferdebetriebe.

Um Euch Anregungen zu geben, wie Ihr in der privaten oder betrieblichen Pferdehaltung die 17Ziele umsetzen könnt, versuche ich einmal die Ziel- Icons für die Pferdewirtschaft aufzublättern. Natürlich kann ich Euch hier nur Beispiele nennen, sicher habt Ihr noch viele andere Ideen. Und noch ein Hinweis scheint mir wichtig: Nicht alle 17 Ziele müssen gleichzeitig angegangen werden.

Auf jeden Fall helfen Euch die 17Ziele mit ihren Icons den Transformationsprozess zu strukturieren und auch optisch darzustellen. Medienmaterial gibt es hier: https://unric.org/de/17ziele/

https://17ziele.de/downloads.html

https://17ziele.de


Entlohnung, Mindestlohn, Armutsgrenze, Mindestlohn ist unter der Armutsgrenze, Arbeitsvertrag, Sozialleistungen, Sozialversicherungen, Schwarzarbeit, Kinderarbeit, Sozialversicherungsbetrug, Leben im Alter, …
Keine Lebensmittelverschwendung, Fleischkonsum, Verwendung von Rohstoffen und Arbeit aus Entwicklungsländern, Handel der Armut produziert, Nutzung von Agrarrohstoffen der Entwicklungsländer, Landkauf in Entwicklungsländern zur Agrarproduktion der Industrieländer, Fairtrade, Arbeitsbedingungen bei Importprodukten, Billigprodukte aus Entwicklungsländern, …
Arbeitsschutz, Unfallverhütung, Berufskrankheiten, Verschleiß, Arbeitszeit, work-life-balance, burnout, Betriebsklima, Mitarbeiterführung, sicheres Reiten und Fahren, sicherer Umgang mit dem Pferd, Sport, Stallklima, Mitgeschöpf Pferd, Tierschutz, …
Schulbildung, Berufsausbildung, Fort- und Weiterbildung, Berufsschule, Hochschule, Universität, Ausbildung von Praktikanten und Auszubildenden, Freistellung für Aus- und Weiterbildung, Lehrmaterialien im Betrieb, Zugang zur analogen und digitalen Mediennutzung, Digitalisierung der Arbeitswelt, Erlernen der Beruflichen Handlungsfähigkeit, selbstorganisiertes Lernen, handlungsorientiertes Lernen, Lebenslanges Lernen, Einhalten der Ausbildungsordnung, Wertschätzung der Mitarbeiter, Mitarbeiterführung, Mitarbeiterentwicklung, …
Geschlechtergleichstellung, Rollenbilder, Bildungschancen, geschlechterunabhängige Entlohnung, Familien- und Karriereplanung, Elternzeiten, Kinder und Arbeit, geschlechtsunabhängiges Engagement in Politik, Verbänden, Vereinen, Institutionen, …
Wassernutzung, Wasserspeicherung, Bewässerung, Grundwassernutzung, Trinkwasserschutz, Grundwasserschutz, Schutz von Oberflächengewässern, Klimawandel, Dürrezeiten, boden- und wasserschonende Düngung, Nitratanreicherung im Grundwasser, Oberflächenwasser und im Boden, Nitratvergiftungen, Düngung, Moorschutz, …
Wechsel zu Ökostromanbietern, Verzicht auf Kern- und Kohleenergie, Nachhaltige Heizsysteme, Isolierung von Gebäuden, Umrüstung auf nachhaltige Energieverbraucher, Analyse der Energiekosten, Energie einsparen, Energiebilanz, …
Engagement in Gewerkschaften/ Arbeitgeberorganisationen, Tarifverträge, Sozialleistungen, Information über Produktionsbedingungen, Kaufentscheidung auch von Produktionsbedingungen abhängig machen, Keine Kinderarbeit akzeptieren, Fair Trade Produkte nutzen, regionale Produkte kaufen, Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen, gleiche Arbeit – gleicher Lohn, keine Schwarzarbeit, kein Wirtschaftswachstum zu Lasten Dritter, aussagekräftige Arbeitsverträge, …
Zusammenarbeit mit Schulen, Universitäten, schneller Internetzugang, Zugang der Mitarbeiter zu modernen Medien im Betrieb, Erreichbarkeit des Betriebes, Entwicklungsplan für den Betrieb erstellen, Entwicklung statt Stillstand, Gesellschaftliche Entwicklungen beobachten und einplanen, lebenslanges Lernen, …
Förderung benachteiligter Personen, Integration von Migranten, Sprachkurse, Inklusion von Benachteiligten, Barrierefreiheit, Chancengleichheit unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Vermögen, Schulsport, …
Engagement bei der nachhaltigen Entwicklung der Gemeinde/Stadt, Zusammenschluss nachhaltig arbeitender Betriebe, Mitarbeit in Bürgerinitiativen,
Nachhaltige Veranstaltungsplanung, Verzicht auf Give-aways, Einweggeschirr, Plastikgeschirr, Lautstärke, Veranstaltungsverkehr, Parkraum, Naturbelastung durch Stände, Fahrzeuge, etc., Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Bioprodukte, Verpackungsmüll, Müllkonzept, …
klimafreundliche Wirtschaftsweise, Reduzierung CO2– Immissionen, angepasste Stickstoffdüngung, begrenzte Fahrzeugnutzung, kontrollierter Energieverbrauch, Verzicht auf lange Transportwege: Heu und Stroh durch ganz Europa fahren? Himalaja-Salz um die halbe Welt verschiffen?, regionale Produkte, Grünlandmanagement, Dauergrünland pflegen und erhalten, Grünstreifen, Pflanzen und Bäume als Luftfilter, Kunden: Fahrrad anstelle Auto, öffentlichen Personenverkehr nutzen, Verzicht auf unnötige Dienstreisen durch Digitalkonferenzen, eiweißangepasste Fütterung, Bodenschutz, …
Weitgehender Verzicht auf Plastikprodukte, Silagefolien nachhaltig entsorgen, Kaufentscheidung für nachhaltig verpackte Produkte, weitgehender Verzicht auf Einwegprodukte, …
Schonung der ökologischen Systeme, Erhalt des Dauergrünlandes, ökologische Landwirtschaft, Nährstoffkreisläufe, keine unnötige Entwässerung, kein Streusalzeinsatz, weitgehender Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (PSM), Erhalt der Pflanzen- und Tiervielfalt, Gewässerschutz, keine problematischen Zuschlagstoffe im Reitboden, nachhaltige Baustoffe, Recycling- Produkte nutzen, ..
Regeln, Normen, Verordnungen und Gesetze einhalten, Wählen gehen, In Parteien, Gewerkschaften, Institutionen engagieren, an Prüfungen mitwirken, Rechte und Pflichten kennen, keine Gewalt zulassen, Partei ergreifen für Unterdrückte, bei Ungerechtigkeiten nicht schweigen, keine Schwarzarbeit, keine Bestechung, kein Sozialbetrug, kein Mobbing zulassen, …
Die 17Ziele im Projekt offensiv vertreten, die 17Ziele als Alleinstellungsmerkmal den Kunden präsentieren, alle Akteure im Betrieb am 17Ziele- Projekt beteiligen, positive Beispiele herausstellen und wertschätzen, Nachhaltigkeit als Betriebsphilosophie etablieren, …
Dieses können die Teilziele der 17Ziele der UN- Agenda sein. Wenn Ihr mehr Ideen habt, schreibt sie mir und ich füge sie hier ein.

Akzeptanz der Gesellschaft

Eines zeichnet sich in den letzten Jahren ganz deutlich ab. Betriebe, die nicht nachhaltig und klimafreundlich wirtschaften, verlieren die Akzeptanz der Gesellschaft. Noch hat das Pferd und die Pferdehaltung ein gutes Ansehen und somit einen hohen Stellenwert in Deutschland. Geht die Akzeptanz aber verloren, dann wird es große Probleme geben, Pferde zu halten und mit Pferdehaltung Geld zu verdienen.

Wie schnell die Akzeptanz der Bevölkerung schwindet und wie deutlich die gravierenden Folgen sind, kann sich jeder Pferdehalter*in am folgenreichen Ansehensverlust der Landwirtschaft, dem Radsport, dem Tennis, dem Galoppsport und dem Distanzreiten ausmalen. Nach solch einer Negativentwicklung wäre der Reitsport nicht mehr der, der er einmal war. Selbst große Konzerne fürchten mittlerweile den Akzeptanzverlust der Gesellschaft. Ganz aktuell ist die Automobilsparte zu nennen, auch der auf Junge Mode spezialisierte Weltkonzern Abercrombie & Fitch musste nach Nachhaltigkeitsdiskussionen mit großen Umsatzeinbußen kämpfen und seine Konzernführung austauschen.

Größere Betriebe haben längst verstanden, dass Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit kein „Nice To Have“ sondern ein „Must Have“ ist. In der EU sind zudem größere Betriebe gezwungen, einen jährlichen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Warum machen das Pferdebetriebe nicht auch? Wer Gutes tut, darf darüber auch reden. Eines akzeptiert die Gesellschaft allerdings nicht: „Green Washing“. So tun, als ob. Lügen haben auch hier kurze Beine.

Strategien: Dauergrünland erhalten und pflegen

Pferde und Klima im Fokus

Obwohl das Dauergrünland von Menschenhand in Mitteleuropa geschaffen und unterhalten werden muss, hat es sich im Laufe von mehreren tausend Jahren zu einem wertvollen Biotop entwickelt. Flora und Fauna haben sich an den vom Menschen stark beeinflussten Landschaftstyp angepasst. Viele Arten haben sich so exakt auf das Dauergrünland und die damit verbundenen mechanischen Eingriffe des Menschen angepasst, dass sie komplett darauf angewiesen sind.

Das Dauergrünland ist die Heimat vieler tausend Arten und damit biologisch vielfältiger als der Wald. Auch in seiner biologischen Produktivität schafft es das Dauergrünland vor den Wald. Damit ist das Dauergrünland wichtig für den Naturschutz.

Dauergrünland hat eine wichtige Funktion in der Pferdehaltung. Ohne Dauergrünland werden die Pferde nicht mit ausreichend Grundfutter versorgt und nicht tiergerecht, der Art entsprechend (Steppentier, Lauftier, Herdentier, usw.) gehalten. Die Verfütterung von Kraftfutter anstelle von Grundfutter (Gras, Silage, Heu, Stroh) ist nicht nur überflüssig, sondern auch nicht tiergerecht. Ein Großteil der Pferde in Europa leidet unter erheblicher Fettleibigkeit und Dauerstress. Eine tiergerechte Pferdehaltung erfordert ein Maximum an Weidehaltung. Lediglich aus klimatischen Gegebenheiten, zum Schutze des Bodens, ist eine Haltung in Einzelboxen überhaupt noch vertretbar. Das Grünland garantiert bei fachgerechtem Grünlandmanagement die tiergerechte Pferdehaltung entsprechend ihren genetisch festgelegten Bedürfnissen nach Fressen, Sozialverhalten, Ruhephasen, Bewegung. Können Pferden diesen Bedürfnissen nicht nachkommen, reagieren sie mit Verhaltensstörungen und/oder pathologischen Veränderungen.

Wer Pferde tiergerecht halten will, muss über eine erhebliche Sachkunde und ausreichend große Dauergrünland- und Paddockflächen verfügen. Mindestvoraussetzungen werden in den Leitlinien Pferdehaltung des Landwirtschaftsministeriums genannt und haben Richtwertcharakter. Zur Interpretation der Werte aus den Leitlinien: Die Leitlinien beschreiben die Grenze zur Tierschutzrelevanz. Sachverständige und Richter halten sich in aller Regel an diese Grenzwerte. Ein Mangel an Flächen rechtfertigt keine Überbelegung mit Pferden. Auch Massentierhaltung bei Pferden, nicht nur in der Schweinemast, schädigt die Tiere und belastet die Umwelt.

Dauergrünlandflächen begrenzen die Anzahl der gehaltenen Pferde.

Dauergrünland ist nicht nur für Pferde da. Es hat vielfältige Funktionen in der Landwirtschaft, ist Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen, Freizeit- und Erholungsraum für die Menschen und wirkt ausgesprochen landschaftsprägend. In den letzten Jahren ist das Dauergrünland sehr stark unter Druck geraten. Es wurde vielerorts umgebrochen für Verkehrsprojekte, Wohngebiete, Industrieflächen sowie Ackerschläge. Nicht selten sind die landschaftsprägenden Grünlandflächen in Maiskulturen umgewandelt worden. Das Grünland wird weniger und hat heute schon den Status „schützenswert“. Mit dem Grünland verschwinden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten: Rund 40% aller in Deutschland gelisteten gefährdeten Pflanzenarten haben ihren Lebensraum im Dauergrünland. Mit der Verringerung der Arten ist die Biodiversität unseres Lebensraumes deutlich verringert.

Daten : Umweltbundesamt u. Schmidt 1979

Dauergrünland ist mittlerweile schützenswert und förderungswürdig

Nicht nur die zahlenmäßig verringerte Dauergrünlandfläche schafft vermehrt Probleme. Durch die abnehmende Dauergrünlandflächen in Deutschland werden die verbleibenden, geringer werdenden Flächen wesentlich intensiver bewirtschaftet, um den Ertragsrückgang ausgleichen zu können. Intensivierung bedeutet: Mehr Wachstumsdünger, schnell wachsende Gräser, wenig Wurzelmasse, Grasmonokulturen, Ackergrasbestände, höherer Pflanzenschutzeinsatz, Optimierung der Flächen durch Nutzung der Randstreifen, usw.. Für Pferde ist derartiges Grünland bzw. Futterkonserven von diesen Flächen nicht mehr tiergerecht, es ist zu eiweißhaltig, besitzt zu viel Energie und zu hohe Wassergehalte bei zu geringem Rohfasergehalt.

Am Beispiel Niedersachsen: Die Anzahl der Pferde steigt stark an, die Grünlandflächen verringern sich deutlich..

Dabei ist das Dauergrünland so wichtig für die Böden und einen wirksamen Klimaschutz

Das Dauergrünland leistet, besser noch als der Wald, einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, denn durch seine hohe unterirdische Organische Masse (lebende und abgestorbene Wurzeln) speichert der Grünlandboden Kohlenstoffdioxid (CO2), reduziert also den Kohlenstoffdioxidgehalt der Atmosphäre. Zusätzlich kann Dauergrünland die Folgen des Klimawandels kompensieren helfen, indem Wasser im Boden gespeichert, Boden vor Erosion geschützt und die steigenden Temperaturen abgepuffert werden.

Wer Dauergrünland umbricht, sei es zur Sanierung oder zur Umnutzung, belastet die Natur sehr stark mit Nitrat (NO3), Lachgas (N2O) und Kohlenstoffdioxid (CO2). Dieses sind exakt die „Klimakiller“, die für den fortschreitenden, deutlichen Klimawandel verantwortlich sind.

Die Begrenzung des Klimawandels gelingt Pferdehaltern*innen nur, wenn sie die Anzahl ihrer Pferde an die vorhandene Grünlandflächen koppeln* und gleichzeitig einen umfassenden Dauergrünlandschutz betreiben. Dann, nur dann, ist Pferdehaltung nachhaltig: tiergerecht, klimaneutral, sozial und ökologisch verantwortbar.

*Als Faustzahl kann gelten: Je Pferd und Jahr wird 1 Hektar (10.000 m2) Dauergrünland benötigt ( Weide und Winterheu).

Strategien: Knicks anlegen

Knicks sind Hecken, aber nicht vergleichbar mit Hecken, die in Vorgärten stehen. Im Gegensatz zur Gartenhecke bestehen Knicks aus einer Vielzahl von Bäumen und Büschen. Damit die Hecken als Windschutz fungieren können, ist ein dichter Bewuchs notwendig. Damit ein Knick seine klimatische Heckenfunktion nicht verliert, wird er etwa alle 8 -10 Jahre komplett heruntergeschnitten. In Norddeutschland sagt man/frau „auf-den-Stock-setzen“.

Ein Knick wirkt weit in das Grünland herein. Das gilt für das Klima als auch für die Fauna und Flora. Wissenschaftler haben beobachten können, dass sich die Artenvielfalt sowohl bei den Pflanzen als auch den Tieren um ein Vielfaches erhöht, es wurden bis zu 1800 Tier- und Pflanzenarten gezählt.

Der klimatische Einfluss auf das Grünland ist beachtlich und kann auch ein Pfeiler bei der strategischen Adaption an den menschengemachten Klimawandel sein. Besonders in trockenen, semiariden Regionen in Deutschland lässt sich der Wasserhaushalt verbessern, da die Hecke ihrerseits Wasser hält, Schatten als Verdunstungsschutz bietet und, ganz wesentlich, der Wind und somit die Verdunstung deutlich abgeschwächt wird. Hecken verhindern Bodenerosionen und bieten den Pferden einen guten Witterungs- und Sonnenschutz. Besonders wirksam sind Hecken, die die Hauptwindrichtung brechen. Nicht immer besteht die Notwendigkeit alle vier Seiten einer Grünlandfläche mit einer Hecke zu umrunden. Hecken müssen grundsätzlich gegen Verbiss der Pferde abgezäunt werden. Die den Zaun überwachsene Zweige können von den Pferden durch Verbiss in Form gehalten werden, sofern es sich um pferdegerechte Arten handelt. Anstelle von sehr hohen Laubbäumen eignen sich als Solitärbäume auch Obstgehölze. Falls notwendig, kann auch auf Solitärgehölze verzichtet werden.

Dann klappt es auch mit dem Knick

  1. Einen Knick regelmäßig etwa alle 10 bis 15 Jahre „Auf-den-Stock-setzen“.
  2. Dabei werden alle Gehölze etwa 15 cm über dem Boden abgeschnitten/ abgesägt.
  3. Alle Pflanzen bleiben im Boden und sollen neu austreiben.
  4. Etwa alle 50 m bleibt ein Baum ungekürzt und kann sich zum Solitärgehölz entwickeln.
Alle 8 – 10 Jahre wird die Hecke/Knick auf den Stock gesetzt. Unterbleibt diese Pflegemassnahme, wird aus einer dichten Hecke eine luftige Baumreihe, die einen weitaus geringeren Klimaeinfluss und auch geringere Artenvielfalt aufweisen wird.

Je artenreicher ein Knick, desto wertvoller die Lebensgemeinschaften, die dort heimisch werden. Klar, dass Knicks im Bereich der Pferdeweide tiergerecht sein müssen, für Pferde giftige Pflanzen, wie z.B. Eiben, Robinien, Rhododendron aber auch aus dem Garten entnommene Exoten, wie Oleander oder Kirschlorbeer sind nicht geeignet. Der frühere Professor des Lehrstuhls Ökologie der Universität Kiel, Wolfgang Tischler, beschreibt kurz und prägnant, warum Knicks/ Hecken besonders wertvoll, nachhaltig und nicht nur eine Naturschwärmerei sind:

Vernünftigen wirtschaftlichen Belangen gegenüber aufgeschlossen zu sein, sich die ökologischen Erkenntnisse bei der Gestaltung der Landschaft nutzbar zu machen und gleichzeitig die Schönheit und Vielfalt der Natur nicht aus den Augen zu verlieren, diese drei Gesichtspunkte brauchen sich nicht auszuschließen, sondern lassen sich durchaus miteinander vereinen.

Tischler: Biologie der Kulturlandschaft, Stuttgart, New York 1980, S. 173

Nachhaltigkeit

Die Anlage eines Knicks, Hecke, gleich ob mit oder ohne Wall, ist ein Vorzeigeprojekt für Nachhaltigkeit. Wer das oben stehende Zitat von Tischler gelesen hat, der erkennt den ökonomischen, den ökologischen und den sozialen Aspekt. Und genau das ist Nachhaltigkeit, die scheinbar unmögliche Verzahnung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Und deshalb kann eine Pferdeanlage mit einem Heckenprojekt ohne schlechtes Gewissen eine nachhaltige Bewirtschaftung in diesem Bereich herausstellen und auch bewerben, ohne sich dem Vorwurf des Greenwashings auszusetzen. Für Pensionsbetriebe eignet sich ein Knick- Projekt als Alleinstellungsmerkmal im Werben um Kundschaft.

Werben mit der Nachhaltigkeit – Warum nicht?

Nachhaltige Projekte kosten Geld. Das muss verdient werden. Deshalb ist es moralisch gut zu vertreten, dass mit Nachhaltigkeit Kunden geworben werden. Auch im Pferdebereich ist Massentierhaltung billiger, auch im Pferdebereich sind verschlurte Weiden, die ökologisch nur noch als Ausläufe bezeichnet werden können, natürlich billiger. Also – Warum nicht mit Nachhaltigkeit werben.

Geeignete Pflanzen für einen Knick um das Pferdegrünland

Weide
Haselnuss
Felsenbirne
Quitte
Sommerlinde
Kornelkirsche
Weißdorn
Forsythie
Schlehe (Schwarzdorn)
Mehlbeere
Johannisbeere
Holunder
Flieder
Spiräen
Weigelie
Hortensie
Johannisbeere
Eberesche
Feuerdorn
Flieder
Linde
Holzapfel
Erle
Ulme
Pappel
Birke
Fingerstrauch
Himbeere
Brombeere
Hartriegel
Hagebutte
Wildrosen (z.B. Hundsrose , Syltrose)
Wildapfel
Wildbirne
alle Obstbäume
Diese Liste ist nicht auf ein bestimmtes Biotop abgestimmt. Regionale Besonderheiten (Klima, Boden, Höhenlage, usw.) können andere Zusammensetzungen erfordern. Besondere Beachtung sollten immer heimische Sorten bekommen.

Weitere Infos zur Knickanlage

Nabu, Wallhecke, Kreis Plön, Deula, Niedersachsen

Strategie: Phänologischen Garten anlegen

Der Vorfrühling hat endlich den Winter abgelöst. Zeit für eine Bodenprobe.

Um das aktuelle Wirtschaftsjahr für das Pferdegrünland zielgerichteter planen und führen zu können, ist ein sog. Phänologischer Garten ausgesprochen hilfreich. Da viele Maßnahmen der Grünlandpflege sehr stark abhängig vom Klima sind, wie z.B. Aussaat, Düngung, Weidebeginn, Grasschnitt, kann ein Phänologischer Garten durchaus hilfreich sein. Dieser kann als eingezäunte Insel auf der Weide, als windschützende Hecke (Knick) und gleichzeitig wertvoller Biotop neben der Weide oder im Bereich des Betriebes im Stile eines botanischen Gartens angelegt werden. Letzterer muss aber ähnliche klimatische Bedingungen wie die Grünlandflächen aufweisen.

Die ersten Äpfel, der Spätsommer hat begonnen.

Folgende Pflanzen sind nach dem Standard des Deutschen Wetterdienstes auszuwählen:

phänologische JahreszeitLeitpflanzeErsatzleitpflanze
VorfrühlingHasel (Blüte)Schneeglöckchen (Blüte)
ErstfrühlingForsythie (Blüte)Stachelbeere (Blattentfaltung)
VollfrühlingApfel (Blüte)Stiel-Eiche (Blattentfaltung)
FrühsommerSchwarzer Holunder (Blüte)Robinie (Blüte)
Achtung: Giftpflanze +++ für Pferde.
Diese Pflanze nicht nutzen!
HochsommerSommer-Linde (Blüte)Rote Johannisbeere (Früchte)
SpätsommerApfel, frühreifendEberesche (Früchte)
FrühherbstSchwarzer Holunder (Früchte)Kornelkirsche (Früchte)
VollherbstStiel-Eiche (Früchte)Rosskastanie (Früchte)
SpätherbstStiel-Eiche (Blattverfärbung) Eberesche (Blattfall)
WinterStiel-Eiche (Blattfall)Apfel, spätreifend (Blattfall)
+Europäische. Lärche (Nadelfall) 
Apfelblüte, der Vollfrühling ist da.

Durchaus überlegenswert ist, einen Phänologischen Garten so anzulegen und zu beschriften, dass Stallgemeinschaften, Reiterinnen und Reiter, Kunden, Besucher, Spaziergänger usw. erkennen können, welche Funktion ein Phänologischer Garten hat und so für das Klima, die Klimabeobachtung und den Klimawandel zu sensibilisieren. Professionell wirtschaftende Pensionsställe und Reitschulen haben so die Möglichkeit, sich mit einem positiv besetzten Alleinstellungsmerkmal am Markt zu positionieren.

Ideal ist natürlich die Kombination Hecke (in Norddeutschland Knick genannt) am Weiderand anzulegen. Mehr Infos hierzu findet Ihr hier.

Mal sehen, wer mir die ersten Fotos eines eigenen Phänologischen Garten zuschickt?

Der Blattfall der Stileiche hat begonnen, der Winter ist da.

Der Deutsche Wetterdienst sucht ehrenamtliche phänologische Beobachterinnen und Beobachter

Das phänologische Grundnetz des DWDwird von ehrenamtlichen Pflanzenbeobachtern getragen. Es sind Idealisten und Naturliebhaber, die während der gesamten Vegetationsperiode die gefragten Daten der Pflanzenentwicklung notieren. Ein Teil der Ehrenamtlichen ist für diese Aufgabe bereits beruflich prädestiniert, z.B. als Landwirt, Gärtner, Biologe, Pflanzenschutzberater, Biologielehrer oder Forstbediensteter. Andere Beobachter arbeiten sich engagiert in die für sie neue schwierige Materie ein. Allen gemeinsam ist das Interesse am Umweltgeschehen und das Wissen um die heimische Flora. Die phänologischen Beobachter werden von Mitarbeitern der Abteilung Agrarmeteorologie telefonisch und schriftlich betreut und erhalten regelmäßig das Phänologie-Journal. Eine persönliche Einweisung der Beobachter durch Bedienstete des DWDerfolgt nicht. Arbeitsgrundlage für die ehrenamtlichen Beobachter ist die ausführliche „Anleitung für die phänologischen Beobachter des Deutschen Wetterdienstes“, in der die Pflanzen sowohl von ihrer Biologie als auch von den Hauptanforderungen an die Umwelt, den Boden und die Kultur beschrieben werden. Jede Pflanze ist durch ein Habitus-Foto und jede Phase durch eine Aufnahme des jeweiligen Entwicklungsstadiums dargestellt. Diese Anleitung wird ebenso wie der “Farbatlas Obstsorten“ (Ulmer-Verlag) sowie weiteres Informationsmaterial zur Phänologie kostenlos zur Verfügung gestellt und verbleibt auch nach Beendigung der Tätigkeit beim Beobachter.

Für die Erhebung der Beobachtungsdaten bekommen die ehrenamtlichen phänologischen Beobachter/innen eine jährliche Aufwandsentschädigung von anfänglich € 250 (Teilnehmer am Sofortmelderprogramm erhalten einen Aufschlag).

Das phänologische Beobachtungsnetz ist kein statisches Gebilde, sondern ganz normalen Fluktuationen unterworfen. Es sind daher auch laufend phänologische Beobachtungsstellen wieder zu besetzen. Das erklärte Ziel des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist, lange Beobachtungsreihen fortzuführen, denn gerade die langen Beobachtungsreihen sind so aussagekräftig für die Wissenschaft. Dort wo es die Netzstruktur erfordert, werden manchmal auch neue Reihen eröffnet.

Mehr Infos:

Deutscher Wetterdienst
Phänologie
Postfach 100465
63004 Offenbach

Telefon: 069/8062-2946
E-Mail: phaenologie@dwd.de

www.dwd.de > Klimaumwelt > Klimaüberwachung > Phänologie > Daten Deutschland DWD

Strategien: Wasser speichern und nicht verdunsten lassen

Bisher war ein Verteilungskampf um das Wasser ein weit entferntes Problem in fernen, heißen Länder. Weit weg von uns. Wasser war ein problemlos verfügbares Gut über das wir uns keine Sorgen machen mussten.

Globale Grundwasserabsenkung, beobachtet durch geologische Beobachtungssateliten der NASA. Je roter, desto höher die Grundwasserabsenkungen.

Durch den Klimawandel hat sich das verändert. Der Verteilungskampf um das Wasser hat auch bei uns bereits begonnen. Die Grundwasserstände sinken kontinuierlich. Das gab es früher im Sommer auch. Der Unterschied heute ist allerdings, dass sich in der Winterzeit die sommerbedingten Grundwassersenkungen nicht wieder ansteigen und sich der langjährige Grundwasserstand auf einem stabilen Niveau hält.

Seit mehreren Jahren werden die sommerlichen Grundwasserdefizite nicht mehr ausgeglichen. Deutschlands Klima wandelt sich von humid zu semiarid. Grob ausgedrückt : Deutschland liegt nicht mehr in einer feuchten, waldreichen, sondern in einer trockenen, Steppenzone. Im Sommer ist Deutschland mittlerweile überwiegend arid, im Winter noch humid.

Merke:
arides Klimanegative Wasserbilanz: Die Verdunstung ist größer als die Wasserspeicherung
semiarides KlimaHalbarides Klima: negative Wasserbilanz im Sommer, positive Wasserbilanz im Winter
humides Klimapositive Wasserbilanz: Die Wasserspeicherung ist höher als die Verdunstung

Das im Sommerhalbjahr aride Klima in Deutschland ist für die dauerhaften Grundwassersenkungen verantwortlich. Eine Adaption an den Klimawandel kann nur gelingen, wenn die Infiltration in das Grundwasser gesteigert und die Verdunstung in die Luft sowie das Ableiten in Oberflächengewässer deutlich reduziert wird. Um sich an diese Situation anzupassen, sind mehrere Strategien zielführend, um langfristig den Futterbedarf für die Pferde zu gewährleisten:

Steigerung Infiltration in den BodenReduktion VerdunstungReduktion Wasserableitung
Bodenverdichtungen vermeidenreduzierte Stickstoffdüngung (ca. 40 kg N/ha/a)Flächenentsiegelung
Verbesserung der BodenstrukturWechsel, wenn Weide kürzer 8 cm istWasserstand in Entwässerungssystemen erhöhen
Erhöhung organische Masse (Humus)Bodenverdichtungen vermeidenFeuchtgebiete erhalten
FlächenentsiegelungAngepasste Kalzium- und Kaliumversorgung nach Bodenprobe und DüngeempfehlungWasserstände nicht absenken
ausreichende Kalziumversorgung des BodensStaumöglichkeiten für häufiger auftretende Starkregenereignisse schaffen
Dachwasser speichern bzw. in den Boden versickern lassen
Der Verteilungskampf um das Wasser ist längst bei uns angekommen. Selbst im ehemals regenreichen, nassen Norddeutschland.

Strategie: Die Klima- und Wetterinfos der Profis nutzen

Agrarmeteorologischen Service des Deutschen Wetterdienstes nutzen

Das Angebot des DWD gehört zum Handwerkszeug eines jeden professionell handelnden Grünlandmanagers*in in Zeiten des menschenverursachten Klimawandels

Hinweis: Falls die Links sich verändert haben sollten, kann manuell auf die entsprechenden Links navigiert werden, die dann unter den angebotenen Materialien ausgesucht werden müssen:

www.dwd.de > Leistungen > Kundengruppen > Landwirtschaft > Alle Bereiche Landwirtschaft

Deutscher Klimaatlas
Bodenfeuchteviewer (NEU)
Klimadaten Deutschland
Phonologische Jahresstatistik
Agrarklima Monatsrückblick Karte
Agrarklima Monatsrückblick Stationswerte
Agrowetter Prognose
Bodenfeuchte Karte
Bodenfeuchte Stationen
Bodenfrost
Bodentemperatur Stationen
Bodentemperatur 5°C Karte
Frostgefahr aktuell
Frostgefahr im Jahresgang
Frostgefahr zu einem bestimmten Termin
Frühester/späteste Frost
Klima an ausgewählten Wetterstationen Bremen und Niedersachsen
Klima an ausgewählten Wetterstationen andere Bundesländer , auf dem rechten, oberen Auswahlmenü das gewünschte Bundesland anklicken, Jede Wetterstation kann noch einmal gesondert ausgesucht werden.
Siehe Bild unten
Klimadaten Deutschland Archiv (Tages und Monate)
Klimadaten Deutschland Archiv (Stunden)
Klimatische Wasserbilanz (Bilanz Niederschlag und Verdunstung)
Klimatische Einordnung Phänologie
Niederschlag pro Tag auf Deutschlandkarte
Phänologische Uhr
Klimadaten der Bundesländer und deren ausgewählte Wetterstationen. Gewählt werden können die Parameter, wie Temperatur, Niederschlag, usw.

Strategien: Aktuelle Phänologie

Grünlandentwicklung prognostizieren

Einen ausgesprochen hilfreichen Service bietet der Deutsche Wetterdienst DWD für alle Pferdehalter an: Die Aktuelle Phänologie

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD

Phänologie ist die Wissenschaft von den Erscheinungen eines Jahreslaufes, deren Dokumentation und Auswertung. Dabei werden die Jahreszeiten dann nicht nach dem Kalender, sondern nach dem Fortschritt der Natur eingeteilt. Dazu dienen fest definierte Pflanzen, die entsprechend ihres Vegetationsstandes eine Jahreszeit beginnen lassen, so z.B. die Apfelblüte, die den Vollfrühling ankündigt.

Selbst der sonst mit high-tech arbeitende Deutsche Wetterdienst nutzt die Phänologie als ernstzunehmendes Instrumentarium in der Meteorologie. Eine genaue Dienstvorschrift sorgt für ein standardisiertes Arbeiten und ist eine ausgesprochen gute Anleitung für alle, die sich ein wenig tiefer in die phonologische Wettervorhersage einarbeiten möchten. Besonders hilfreich sind phänologische Vorhersagen in der Agrarmeteorologie.

Die Aktuelle Phänologie des DWD zeigt auf Karten oder Tabellen die phonologischen Daten des Vorjahres und des aktuellen Jahres. Ihr könnt wählen zwischen Deutschland oder jedem einzelnen Bundesland. Weiterhin steht Euch eine umfangreiche Menüauswahl der verschiedenen Erscheinungen zur Auswahl, wie z.B. die aktuelle Pflanzenentwicklung, ergrünen Dauergrünland, Silageschnitt und Heuschnitt Dauergrünland, Getreideanbau und Ernte, und ganz viel mehr.

In der Ansicht des Bundeslandes werden die regionalen Daten in der Grafik dargestellt, sodass auch regionale Besonderheiten innerhalb eines Bundeslandes wiedergegeben werden.

Die meteorologische Phänologie des Deutschen Wetterdienstes setzt Euch in die Lage, Vegetationsbeginn, Wiederbeginn, Heuschnitt sowie den zweiten Schnitt ein wenig sicherer zu terminieren und so das Jahr zu planen sowie eine einfach Ertragsprognose zu wagen.

Ganz besonders hilfreich ist dieser Service des Deutschen Wetterdienstes für Pferdehalter, um erkennen zu können, ob wegen des menschenbeeinflussten Klimawandel Etragseinbußen drohen und Zeit bleibt, darauf angemessen zu reagieren. Auch hier gilt: Vorbeugen ist besser als heilen.

Strategie: Stickstoffeinträge in den Boden vermeiden

Nitrateinträge in Böden vermeiden

Paddocks sind eine nicht zu unterschätzende Quellen für umweltschädliche Stickstoffeinträge.

Wie diese Nitratanreicherungen vermieden werden können, fand Frau Dr. Zeitler-Feicht (Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme der Technischen Universität München) heraus: Täglich abäpfeln.

Mit dieser Methode werden 90% der Stickstoffeinträge in den Boden vermieden. So einfach ist das. Entsprechendes gilt in abgeschwächter Form für Außenreitplätze.

Strategien: Trockenresistenz des Grünlands durch regelmäßige Kalkung erhöhen

Auch das ist kohlensaurer Kalk: Die Kreidefelsen von Rügen.

Ihre Nährstoffe nimmt die Pflanze in aller Regel durch die Wurzel auf. Dafür müssen die Pflanzennährstoffe als Ionen im Bodenwasser gelöst sein.

Ionen sind Molekülteile, die entweder elektrisch positiv+ (Kationen) oder negativ (Anionen) geladen sind.

  • Kationen sind Ca2+, Mg2+, K+, Al3+, H+, NH4+ und an negativ geladenen Bodenteilchen angeheftet, wie z.B. an Ton
  • Anionen sind PO43-, SO42-, NO3, Cl, die an positiv+ geladenen Verbindungen und Huminstoffen angelagert sind.

Damit die Pflanze nicht nur an frei im Bodenwasser verfügbare Nährstoffe gelangt, kann sie sich auch im Boden festgeheftete Nährstoffionen ablösen und für sich nutzbar machen.

Normalerweise ist es in der Chemie nicht möglich, dass zwei verschieden konzentrierte Lösungen nebeneinander existieren. Die Diffusion, also die selbständige Vermischung, würde dafür sorgen, dass es kein Konzentrationsgefälle eines bestimmten Nährstoffes geben würde. Es wäre also unmöglich, dass in der Pflanzenwurzel eine höhere Nährstoffkonzentration als im Bodenwasser sich befindet.

Um dennoch an eine höhere Nährstoffkonzentration als im Bodenwasser zu gelangen, bedarf es seitens der Pflanzenwurzel eines Kraftaktes, der natürlich Energie erfordert. Folglich muss die Pflanze einen Teil ihres durch Photosynthese erzeugten Traubenzucker in der Wurzel unter Zuhilfenahme von Sauerstoff verbrennen. Dabei entsteht, wie bei jedem Feuer, Abgase: Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O).

Diese beiden Abgase werden nicht entsorgt, sondern trickreich genutzt: Aus zwei Verbrennungsrückständen wird eine neue Verbindung:

Kohlen-dioxidCO2+WasserH2O=>Kohlen-säureH2CO3
Kohlensäure und Wasser werden zu Kohlensäure

Es folgt Schritt zwei: Die Kohlensäure wird wieder aufgespalten in zwei neue Stoffe. Das sind jetzt Molekülreste und die sind nicht mehr elektrisch neutral wie die Moleküle, sondern elektrisch geladen.

WasserstoffH+Kation, elektrisch positiv
HydrogencarbonatHCO3Anion, elektrisch negativ

Damit hat die Pflanze in ihrer Wurzel die Möglichkeit, an zusätzliche Nährstoffionen zu gelangen. Sie bekommt im Tausch für ein HCO3 Ion ein anderes Anionen aus der Bodenlösung und für ein H+ Ion ein anderesKation aus der Bodenlösung.

H+ aus der Wurzelwird getauscht gegen
ein Nährstoffkation
Ca2+
Mg2+
K+
Al3+
NH4+
aus der Bodenlösung
HCO3– aus der Wurzelwird getauscht gegen
ein Nährstoffanion
PO43-
SO42-
NO3
Cl
aus der Bodenlösung
Gespräch zwischen Pflanzenwurzel und Boden: „Gibst Du mir ein H+, gebe ich Dir ein K+, brauchst Du noch ein NO3, dann bekomme ich ein HCO3 dafür.“

Durch den 1:1 Ionenaustausch bleibt das Verhältnis von negativen und positiven Ionen im Boden trotz der Tauscherei gleich. Das Verhältnis von Kationen und Anionen in Pflanze und Bodenlösung bleibt unverändert, geändert hat sich aber die Zusammensetzung der Nährstoffionen in der Pflanze und im Boden.

Der Boden enthält nach dem Tausch weniger Nährstoffionen, dafür aber mehr H+ und HCO3 Ionen, die Pflanze dafür mehr Nährstoffionen und weniger H+ und HCO3 Ionen.

Welche folgen hat der Ionen- Austausch für Pflanzen und Böden?

PflanzeBoden
Energieverlust durch TraubenzuckerverbrennungNährstoffverarmung
Höhere Nährstoffkonzentration als in der BodenlösungH- Ionenkonzentration steigt = Boden wird saurer
Fossiertes Wachstum/ FruchtbildungHöhere Bodensäure löst mehr Nährstoffe aus den Steinen
Wurzelatmung wird durch Bodenversäurung behindertBodenleben wird durch Bodensäure reduziert
Weniger Nährstoffe aus MineralisierungGeringere Umwandlung organischer Masse in mineralische Masse

Da Dauergrünland zu den biologisch aktivsten Kulturen mit der stärksten Pflanzendichte zählt, ist die Steigerung der Wasserstoffionenkonzentration im Boden nicht zu vernachlässigen. Das ist der Grund, warum bei nahezu jedem in Nutzung befindlichen Dauergrünland der pH- Wert reguliert werden muss.

Eine Kalkung ist für bewirtschaftetes Dauergrünland unumgänglich. Nur die regelmäßige Überprüfung und Abpufferung der Bodenlösung sorgt dafür, dass die Pflanze eine höhere Kalium- Ionenkonzentration als die der Bodenlösung speichern kann und damit die Wasserspeicherfähigkeit bei Trockenphasen deutlich höher als die des Bodens ist.
Fazit: Durch Kalkung wird die Trockenresistenz der Pflanze deutlich erhöht.

Strategien: Bodenverdichtungen vermeiden

Etwa die Hälfte des Bodens besteht aus Hohlräumen, Poren genannt. Durch Befahren und Beweiden wird nicht selten die Stabilität des Bodens überschritten, es werden die Hohlräume zerquetscht, der Boden verdichtet sich.

Dies geschieht oft bis weit in die tieferen Bodenschichten, dann ist nicht nur der Oberboden ( meist 0-30 cm) sondern auch der Unterboden (< 30 cm) nicht selten bis  1,20 cm betroffen. Die Folge sind …

  • Ertragsminderungen oft bis 50 %,
  • das Bodenleben wird mangels Lebensraum und Sauerstoffmangel deutlich reduziert und
  • Verringerung des Bodenwassergehaltes weil die Versickerung von Niederschlägen eingeschränkt wird. Das Niederschlagswasser bleibt auf dem Oberboden stehen und verdampft oder fließt oberflächlich ab, ohne in den Bodenporen gespeichert zu werden und steht so den Pflanzen, besonders im Sommer, nicht mehr zur Verfügung.
  • Durch oberflächlich abfließendes Niederschlagswasser kommt es zu Bodenerosionen, die besonders wertvollen kleinen Bodenpartikel erodieren.
  • Die Durchwurzelungstiefe der Pflanzen nimmt ab, da sie nicht mehr in der Lage sind, den verdichteten Boden zu durchdringen. Die Pflanzen haben einen schlechteren Zugang zu Nährstoffen (Wachstumsfaktoren) und sind weniger Trockenresistenz, weil der Zugang zum feuchteren Unterboden (Bodenwasseranschluss) fehlt.
  • Neubildung des Grundwassers wird verringert, da das Niederschlagswasser nicht mehr durch die Bodenschichten in das Grundwasser sickert.
  • Der Treibhauseffekt wird verstärkt, da durch die Verminderung des Luftgehaltes und die damit einhergehende Verjährung des Bodens vermehrt Methan und Lachgas in die Umwelt abgegeben wird.
  • Die Überschwemmungsgefahr mit weitreichender Bodenerosion steigt, weil Niederschläge nicht mehr vom Boden aufgenommen und gespeichert werden, sondern in Oberflächengewässer abfließen werden. Die Gefahr von Bodenerosionen und Überschwemmungen nimmt auch deshalb stark zu, weil nachweisbar durch den Klimawandel es im Sommer zu langanhaltenden Gewitterlagen kommt, die punktuell große Starkregenmengen ausschütten.
Bodenverdichtungen verhindern die Aufnahme von Niederschlagswasser. Das Wasser verdunstet, verschlämmt den Oberboden mitsamt seiner Bodenporen, tötet das Bodenleben ab und kann durch oberflächlichen Abfluss zu Bodenerosionen und im Extremfall zu überschwemmten Wasserläufen führen.

Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass bis zu 20% aller bewirtschafteten Flächen Bodenschadenverdichtungen aufweisen. Dazu tragen in besonderer Weise auch Pferdeweiden bei, weil nicht nur der Maschineneinsatz, sondern auch Pferde mit ihren punktuell wirkenden Hufen den Boden erheblich, bis in den Unterboden verdichten können. Untersuchungen haben ergeben, dass Pferde die Böden stärker verdichten als Traktoren.

Das Ausmaß der Bodenverdichtung ist im Wesentlichen abhängig von der Bodenart, der Bodenfeuchtigkeit und dem Tierbesatz sowie dem Grünlandmanagement abhängig.

So beurteilen Wissenschaftler den Boden, wenn es um Verdichtungen geht:

effektive Lagerungsdichte (z.B. kg/l, kg/hl, t/m2Luftkapazität (Vol.%)gesättigte Leitfähigkeit (cm/Tag)
(mehr Infos)
GefügeeigenschaftenKlasse 
>= 1,8 <5< 10 sehr ungünstig 5
1,7 – < 1,85-<7 10 – < 40 ungünstig4
1,6 – < 1,77 – < 13 40 – < 100 mittel3
1,4 – < 1,6 13 – < 26100 – <300 günstig2
< 1,4 >= 26>= 300 sehr günstig1
nach Bodenkundliche Kartieranleitung, KA5

Auch Tiere können Böden massiv verdichten und langjährig schädigen.

Im Übrigen lohnt es auch für Pferdehalter einmal einen Blick in das Bodenschutzgesetz (BBodSchG) werfen: 

Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz – BBodSchG)

§ 17 Gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft

(1) Bei der landwirtschaftlichen Bodennutzung wird die Vorsorgepflicht nach § 7 durch die gute fachliche Praxis erfüllt. Die nach Landesrecht zuständigen landwirtschaftlichen Beratungsstellen sollen bei ihrer Beratungstätigkeit die Grundsätze der guten fachlichen Praxis nach Absatz 2 vermitteln.

(2) Grundsätze der guten fachlichen Praxis der landwirtschaftlichen Bodennutzung sind die nachhaltige Sicherung der Bodenfruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit des Bodens als natürlicher Ressource. Zu den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis gehört insbesondere, daß

1. die Bodenbearbeitung unter Berücksichtigung der Witterung grundsätzlichstandortangepaßt zu erfolgen hat,

2. die Bodenstruktur erhalten oder verbessert wird,

3. Bodenverdichtungen, insbesondere durch Berücksichtigung der Bodenart, Bodenfeuchtigkeit und des von den zur landwirtschaftlichen Bodennutzung eingesetzten Geräten verursachten Bodendrucks, so weit wie möglich vermieden werden,

4. Bodenabträge durch eine standortangepaßte Nutzung, insbesondere durch Berücksichtigung der Hangneigung, der Wasser- und Windverhältnisse sowie der Bodenbedeckung, möglichst vermieden werden,

5. die naturbetonten Strukturelemente der Feldflur, insbesondere Hecken, Feldgehölze, Feldraine und Ackerterrassen, die zum Schutz des Bodens notwendig sind, erhalten werden,

6. die biologische Aktivität des Bodens durch entsprechende Fruchtfolgegestaltung erhalten oder gefördert wird und

7. der standorttypische Humusgehalt des Bodens, insbesondere durch eine ausreichende Zufuhr an organischer Substanz oder durch Reduzierung der Bearbeitungsintensität erhalten wird.

Das hat mit fachgerechter Landwirtschaft und Bodenschonung nichts mehr zu tun. Hier führte der Traktoreinsatz zu vermeidbaren, nicht tolerierbaren Bodenschäden.

Wie können Bodenverdichtungen des Pferdegrünlandes wirkungsvoll verhindert werden?

Nasse Böden neigen stärker unter Verdichtungsschäden als trockene Böden. Da die Wetterdienste in Deutschland mehr Niederschläge im Winter in Form von Regen erwarten und stark regionalisiert in den Dürrephasen Starkregenereignisse prognostizieren, müssen sich Pferdehalter auf eine wetterabhängige Beweidung einstellen. Da nasse Böden nicht beweidet und befahren werden dürfen, gehört es zukünftig zur guten fachlichen Praxis der Pferdehaltung, für die Tiere sowohl einen ausreichend großen, machfreien Paddock als auch Weideflächen vorzuhalten. In Einzelfällen können lange Weidewege, wenn pferdegerecht eingezäunt, als Paddockersatz dienen. Die Alternative, Pferde bei niederschlagsreichen Wetterlagen in Boxen zu halten, ist nicht tiergerecht.
Nasser, nicht tragfähiger Boden darf nicht befahren werden. Das gilt auch für die Futteranlieferung.
Bei Trockenheit darf das Pferdegrünland nur sehr vorsichtig befahren werden. Das gilt ganz besonders bei Kurvenfahrten. Die sorglose Nutzung der Servolenkung macht Bodenschäden möglich. Zeitmangel darf nicht durch hohe Geschwindigkeiten ausgeglichen werden. Eine gute Planung muss Doppelbefahren vermeiden.
Immer öfter werden Lohnunternehmen bzw. Maschinenringe in der Grünlandpflege (Mähen, Mulchen, Ballensilage, Düngung, usw.) eingesetzt. Hier muss der Auftraggeber*in klare Vorgaben z.B. hinsichtlich Fahrzeuggewichte, Reifendruck, Fahrgeschwindigkeit, Kurvenfahrten, Schnitthöhe, Abstände zu Gewässern, Wildkrautstreifen, Hecken, usw. machen. Das wird aber nur akzeptiert, wenn das beauftragte Unternehmen auch kostendeckend arbeiten kann.
Pensionsställe versuchen derzeit vielerorts durch möglichst niedrige Pensionspreise ihre Ställe zu füllen. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht wenige Pensionsställe ihre Kosten nicht fachgerecht kalkulieren. Für eine nachhaltige Wirtschaftsweise und Gute fachliche Praxis ist weder zeit noch Geld. Pferdehaltung kostet Geld, die muss fair entlohnt werden. Wenn das nicht möglich ist, kann ein Pferd nicht als Mitgeschöpf tiergerecht versorgt werden.
Einsatz leichterer Maschinen mit breiten Reifen, Luftdruckregelanlagen (hoher Druck auf der Straße, niedriger Druck auf dem Grünlandboden)
Schlupf (mehr Infos) vermeiden durch sanftes Gasgeben und Bremsen sowie vorsichtige Kurvenfahrt (Kein Sliding!!) und geringe, gleichbleibende Geschwindigkeit. Traktorposing ist nicht zielführend.
Der Wurzelfilz des Dauergrünlandes schützt vor Bodenerosionen, speichert Wasser, bietet dem Bodenleben gute Möglichkeiten und macht das Grünland tragfähig. Das gelingt aber nur, wenn einzelne Narbenschäden ständig durch Nachsaat behoben werden. Diese Maßnahme verhindert übrigens auch wirksam die Ausbreitung von Jacobs- Kreuz- Kraut, weil die Samen auf einer geschlossenen Grasnarbe nicht so leicht auskeimen können.
Fachgerechte Kalkung nach Ergebnis der Bodenprobe begünstigt die stabile Krümelbildung der kleinen Bodenteilchen, wie Ton und Schluff zu Großaggregaten. Das Porenvolumen erhöht sich deutlich: geringere Anfälligkeit gegenüber Verdichtungen, gute Durchwurzelung der Pflanzen, bessere Wasserspeicherung und Förderung des Bodenlebens. Pferde nutzt der höheren Calciumanteil im Gras durch Einbau des Minerals im Knochen und sorgt so für ein widerstandsfähiges Skelett (harte Knochen).
Bodentragfähigkeit (Porenstabilität) verbessern: z.B. organische Düngung, Humusaufbau, regelmäßige Kalkung mit Kohlensaurem Kalk (CaCO3).
Mit jeder Überrollung wird bei gleichem Fahrzeug und Gewicht der Verdichtungsschaden größer. Deshalb ist eine gute Planung aller Arbeiten auf dem Grünland notwendig. Es ist ein Irrglaube, dass eine bereits verdichtete Fläche nicht noch mehr geschädigt werden kann, so z.B. im Bereich von Toren, Raufen, Tränken, usw..
Der Boden im Bereich von Toren sowie Fütterung- und Tränkeanlagen muss ausreichend gegen dauerhafte Verdichtung geschützt werden. Bewährt hat sich bei Dauergebrauch an selber Stelle eine fachgerechte, offenporige Pflasterung.
Beachtung der Bodenart:
Sehr hohe Verdichtungsempfindlichkeit bei hoher Bodenfeuchte weisen die Marschen der Küstenregion, tonige Böden der Flusslandschaften, Geschiebelehme der Jungmoränenlandschaften, Böden der Lössgebiete sowie aus tonig verwitternden Gesteinen auf. Die Empfindlichkeit ist weniger ausgeprägt bei den sandigeren Böden der Jungmoränenlandschaft, der Lössgebiete mit Lehmschluffen und generell den sandigen Landschaften des Altmoränengebietes und der reinen Sande. 

Weitere Infos:

https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/bodenbelastungen/verdichtung#welche-massnahmen-vermeiden-verdichtung

https://www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/HSOS/Studium/Studienangebot/Studiengaenge/Masterstudiengaenge/AuL/Boden__Gewaesser__Altlasten/Dokumente/2012_Tagungsband_Bodenschadverdichtung.pdf

sowie Eingabe „Basics“ in der Suchlupe

Strategien: Osmoregulation

In der Mongolischen Steppe regnet es oft monatelang nicht. Wasser finden die Pferde nur an Grundwasserquellen. Durch eine hohe Kalium- und Calciumversorgung sind die Steppengräser trockenresistenter als bei uns in Mitteleuropa.

Osmoregulation ist die Fähigkeit einer Zelle, die Konzentration an Wirkstoffen und Wasser zu regeln und zu kontrollieren. Normalerweise gleichen sich Konzentrationen in einem Flüssigkeitsraum immer aus. Folglich kann eigentlich weder der Nährstoffgehalt als auch der Wassergehalt einer Pflanzenzelle höher oder niedriger als der im Boden sein, denn die Pflanze ist mit ihren Zellen über die Wurzeln direkt mit dem Boden verbunden. Pflanzenzelle und Boden ist ein Flüssigkeitsraum. Wenn Pflanzen nicht in der Lage wären, ihren Nährstoff- und Wassergehalt ihn ihren Zellen entgegen der Bodenkonzentration zu steuern, dann wären sie völlig vom vorhandenen Boden abhängig. Dem ist nicht so, denn durch eine hohe Konzentration von Kalium und Calcium sind Pflanzen in der Lage, mehr Nährstoffe und mehr Wasser als im Boden in ihren Zellen zu speichern. Die Steuerung der Konzentration erfolgt in beide Richtungen. Bei einem Überangebot an Nährstoffen und Wasser verhindert die Osmoregulation zu hohen Nährstoffenkonzentrationen und Wassergehalte in der Zelle. Deshalb wird die Pflanze nicht nur trockenresistenter, sondern auch frostfester, weil die Pflanzenzellen nicht durch Frostsprengung geschädigt werden.

Durch eine ausreichende Ionenkonzentration, besonders von K+, Ca2+ und H+ (Proton) in ihren Zellen, ist eine Pflanze gegenüber Trockenstress resistenter, da sie bei Trockenheit des Bodens ihr Zellwasser samt Nährstoffen besser hält und nicht an den trockeneren Boden abgeben muss.

Eine Bodenprobe in der Mongolischen Steppe ergab, dass die Böden besonders reich an Calcium und Kalium sind, weil hier wenig Niederschläge für nur geringe Auswaschungen führen. Somit sind die Steppengräser in der Lage, aktiv im Austausch von H+ und HCO3 , gewonnen aus der Photosynthese, reichlich K+ und Ca2+ entgegen der Nährstoffkonzentration im Boden aufzunehmen. Eine Düngung dieser Nährstoffe ist nicht notwendig. Durch die optimalen Wasser- und Nährstoffgehalte in der Zelle sind die Pflanzen der Steppe trocken- und frostresistenter. Eigenschaften, die in der Steppe lebensnotwendig sind. In der Steppe nutzen die Pflanzen auch noch andere Mechanismen, den Trockenstress zu minimieren, wie Verhältnis Wurzelmasse zu Blättern, wenig Blattmasse, Drehen der Spaltöffnunfen aus Sonne und Wind, usw.

Die mögliche Strategie: Da wir in Deutschland in vielen Regionen immer öfter ein Steppenklima durch den Klimawandel registrieren, könnte eine ausreichende oder erhöhte Kalium- und Calciumversorgung der Grünlandböden die Gräser besser gegen Trockenstress zu schützen. Das würde bedeuten, die derzeitigen Düngeempfehlungen der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten (LUFA) einzuhalten oder sogar um eine Stufe (+20%) zu erhöhen. Die LUFA registriert derzeit eher geringere als überhöhte Versorgungsstufen beider Nährstoffe beim Pferdegrünland. Betriebe mit vergleichbaren Grünlandflächen könnten einmal versuchen, eine Parzelle entsprechend den derzeitigen Empfehlungen der LUFA mit Calcium und Kalium zu düngen und die Vergleichsfläche mit 20% zu „überdüngen“. Nur so kann die Frage beantwortet werden, ob für diesen Standort eine Erhöhung der Calcium- und Kaliumdüngung das Grünland trockenresistenter machen kann.