Der Deutsche Wetterdienst informiert:

Die neuesten Daten zum Klimawandel

In Deutschland ist es seit 1881 im Jahresmittel bereits um 1,8 Grad wärmer geworden. (Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Wetterextreme in Deutschland im Jahr 2023 (Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Nach Expertise des Deutschen Wetterdienstes, und hier sind nahezu alle nationalen Wetterdienste weltweit einer Meinung, bleiben Treibhausgasemissionen die Hauptursache für den Klimawandel.


Hauptursache für den Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Atmosphäre und der Weltmeere bleiben die Emissionen von Treibhausgasen, deren Konzentrationen weiter neue Rekordwerte erreichen. Die Erderwärmung wird sich deshalb fortsetzen. Das dekadische Klimavorhersagesystem des DWD, das für zehn Jahre in die Zukunft gerechnet wurde, berechnet für das Jahr 2024 und die folgenden Jahre weiterhin höhere Temperaturen über vielen Ozean- und Landflächen weltweit. Für das Jahr 2024 zeigt die Vorhersage in den meisten Regionen Deutschlands eine moderate Wahrscheinlichkeit für wärmere Bedingungen im Vergleich zum Zeitraum 1991-2020. Dr. Andreas Becker vom DWD: „Der Klimawandel geht immer noch ungebremst weiter. Wir sollten daher sowohl den Klimaschutz beharrlich ausbauen, als auch durch Prävention und Klimaanpassung uns befähigen, Schäden durch potentiell immer stärkere Wetterextreme abzumildern.“

Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)

Beobachtungen zum Klimawandel: Klimamonitor 2023

Folgen der Klimakrise in Deutschland verschärfen sich

Umweltbundesministerium undUmweltbundesamt stellen dritten Monitoringbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) der Bundesregierung vor

Deutschland erlebt regelmäßig Hitzewellen, wird insgesamt wärmer und verliert Wasser. Das zeigt der neue Monitoringbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) der Bundesregierung, den Bundesumweltministerin Steffi Lemke und UBA-Präsident Dirk Messner heute in Berlin vorgestellt haben. Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Wegen der klimabedingten andauernden Trockenheit und des damit verbundenen Schädlingsbefalls hat sich der Zustand der Wälder deutlich verschlechtert. In der Landwirtschaft führte die Wasserknappheit zu spürbaren Ernteeinbußen. Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, dass beim Hitzeschutz erste Maßnahmen zur Anpassung an die neuen Klimabedingungen Wirkung zeigen. Insgesamt müssen die Bemühungen zur Anpassung an die Folgen der Klimakrise jedoch intensiviert werden.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Die verheerenden Folgen der Klimakrise nehmen in erschreckendem Ausmaß zu. Das zeigt der aktuelle Monitoringbericht überdeutlich. Immer mehr Stürme, ⁠Starkregen⁠, Dürreperioden und Hitzewellen wirken sich auf die Gesundheit der Menschen, die Ökosysteme und die Wirtschaft aus. Die gute Nachricht ist, dass immer mehr Kommunen sich ihrer entscheidenden Rolle bewusst werden und Vorsorgemaßnahmen mit konkreten Projekten vorantreiben. Die Bundesregierung unterstützt sie dabei mit fünf entscheidenden Hebeln: dem Klimaanpassungsgesetz und der -strategie, der Nationalen Wasserstrategie, dem Aktionsprogramm Natürlicher ⁠Klimaschutz⁠ und mehreren Förderprogrammen. Klar ist, wir brauchen noch mehr Engagement: Um die Lebensqualität in Deutschland zu erhalten, müssen wir die Klimaanpassung stärker vorantreiben, zum Beispiel im Städtebau. Schwammstädte mit viel Grün und entsiegelten Flächen kühlen und können damit Hitzewellen abmildern und außerdem Überflutungen vorbeugen.”

UBA⁠-Präsident Dirk Messner: „Der aktuelle Monitoringbericht zeichnet ein präzises Bild der Klimaveränderung und der Klimaanpassung in Deutschland. Neben den Schäden zeigt der Bericht auch, dass Anpassungen vor Ort wirken. Die Zahl der Hitzetoten konnte durch gezielte Informationskampagnen reduziert werden. Auch an der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen und Böden arbeiten Bund und Länder im Rahmen der Nationalen Wasserstrategie und dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz bereits.”

Die Zahl der Sommer mit starken Hitzewellen und ungekannten Temperaturrekorden nimmt zu. Beispielsweise wurde im Juli 2022 erstmals nördlich des 53. Breitengrads in Hamburg eine Temperatur von über 40 Grad gemessen. Die Hitzeperioden belasteten besonders die Bevölkerung in Großstädten. So wurden z. B. im heißen Sommer 2018 in Frankfurt am Main 42 heiße Tage gezählt, während der bundesweite Durchschnitt bei 20 heißen Tagen lag. Die vergangenen vier Jahre waren zudem von starken regionalen Dürren geprägt. Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Seit 2000 verliert das Land 2,5 Kubikkilometer Wasser pro Jahr. In den Jahren 2019 bis 2021 wurden vielerorts Rekordunterschreitungen der langjährigen niedrigsten Grundwasserstände an den Messstellen ermittelt. Die Wirkungen der Dürrejahre seit 2018 sind auch 2023 noch nicht ausgeglichen. Der Wassermangel führte zu Ernteeinbußen in der Landwirtschaft. So lagen 2018 z. B. Winterweizenerträge um 15 Prozent und die Silomaiserträge um 20 Prozent unter dem Mittel der sechs Vorjahre. In den deutschen Wäldern hat sich wegen des Trockenstresses und des damit verbundenen Käferbefalls der Waldzustand deutlich verschlechtert. 2020 starben 20-mal so viele Fichten wie im Mittelwert der vorangegangenen zehn Jahre (2010-2019). Das betraf ganze Waldbestände, die flächig abgestorben sind. Durch die extrem trockene ⁠Witterung⁠ kam es zu erheblich mehr und in den nordöstlichen Bundesländern auch zu großflächigeren Waldbränden.

Mit der Erwärmung der Umwelt und dem Verlust an Wasser sind messbare ökologische Folgen verbunden: Durch wärmere Meere verschieben sich die Lebensräume der Fischarten nach Norden. In der Nordsee wandern heimische Arten in die nördlichen Gewässer aus. Zugleich rücken Arten aus südlicheren Gewässern nach. In der Ostsee führen steigende Wassertemperaturen zu einer Entkopplung von Nahrungsketten. So laichen zum Beispiel Heringe aufgrund der Erwärmung früher, die Nahrungsquelle Plankton entwickelt sich aber erst bei zunehmendem Tageslicht zu einem späteren Zeitpunkt. Auch an Land führt die Erwärmung zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung. Dies zeigen beispielsweise die Daten zu Vögeln und Schmetterlingen. Neue Arten aus wärmeren Regionen wandern ein, etwa die Tigermücke als Überträger von Krankheitserregern, was gesundheitliche Folgen für den Menschen haben kann.

Mit dem Klimaanpassungsgesetz und der vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie mit messbaren Zielen, die derzeit in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeitet wird, soll die Klimaanpassung in Deutschland verbindlicher und ambitionierter werden. Im Klimaanpassungsgesetz ist festgelegt, dass die Bundesregierung künftig alle vier Jahre einen Monitoringbericht zur ⁠DAS⁠ veröffentlicht. Er wird damit zu einem wichtigen Instrument, mit dem die Umsetzung der messbaren Ziele nachvollzogen wird.

Der Monitoringbericht zur DAS der Bundesregierung berichtet über ⁠Klimafolgen⁠ und Anpassung auf der Grundlage von gemessenen Daten und stellt dar, welche Veränderungen sich in Vergangenheit und Gegenwart vollzogen haben. Der Monitoringbericht 2023 informiert dazu zu den 16 Handlungsfelder der DAS. Die fachlichen Grundlagen des Monitoringberichts stützen sich auf eine Zusammenarbeit mit mehr als fünfzig Bundes- und Länderbehörden, Universitäten und Fachverbänden.

Weitere Informationen im Factsheed des Umweltbundesamtes hier

Quelle: Pressemitteilung Umweltbundesamt vom 28.11.2023, Fotos: privat

EU-Gesetzgebung: Wiederherstellung der Natur

Bericht aus dem Rat der Europäischen Union1

Die Natur ist unsere Lebensgrundlage, doch ihr Zustand verschlechtert sich. Die EU und ihre Länder arbeiten an einem Rechtsakt, mit dem erstmals verbindliche Ziele für die Wiederherstellung von Ökosystemen, Lebensräumen und Arten festgelegt werden sollen.

Wie ist der Zustand der Natur heute?

Die Natur ist in der EU stark auf dem Rückzug. Populationen von Arten und ihre natürlichen Lebensräume schrumpfen, und ihr Zustand verschlechtert sich – mit gravierenden Folgen für die Menschen und den Planeten.

Seit Jahrzehnten schützt die EU die Natur durch die Vogelschutz- und die Habitat-Richtlinie; sie gelten für mehr als 2000 Arten und Naturgebiete.

Doch trotz dieser Bemühungen und gewisser Verbesserungen zeichnet die Europäische Umweltagentur in ihrer jüngsten Bewertung der Natur der EU (2020) ein alarmierendes Bild.

Mehrere Faktoren belasten die Ökosysteme und Populationen von Arten, darunter

  • Verschmutzung
  • Klimawandel
  • der Verlust von Lebensräumen
  • invasive Arten

Fakten2

  • Nur 15 % der Lebensräume sind in einem guten Zustand.
  • Zustand des Graslandes: 18% gut, 49 % schlecht 33% mangelhaft
  • Zustand Moose: 26% gut, 22% schlecht, 52% mangelhaft
  • Zustand Insekten: 37% gut, 24% schlecht, 39% mangelhaft
  • Zustand Amphibien: 39% gut, 21% schlecht, 40% mangelhaft

Warum ist die Wiederherstellung der Natur so wichtig

Der Zustand der Natur hängt von wichtigen Wechselwirkungen zwischen Arten und ihren Lebensräumen ab. So entsteht ein sensibles Gleichgewicht, das für eine gesunde und gut funktionierende natürliche Umwelt sorgt. 

Ist das Gleichgewicht gestört, leiden die Ökosysteme und verlieren ihre Fähigkeit, unverzichtbare Dienstleistungen zu erbringen, die der Mensch zum Leben braucht, etwa

  • die Bereitstellung wertvoller Nahrung
  • die Erzeugung von Sauerstoff
  • die Bereitstellung natürlicher Ressourcen
  • die Aufnahme von CO2 und die Minderung des Klimawandels

Fakten2

  • 1 von 3 Bienen- und Schmetterlingsarten ist eine abnehmende Art
  • 1 von 10 Arten ist kurz vor dem Aussterben
  • Seit 1991 sind fast 30% der Schmetterlingsarten verschwunden
  • Rückgang der Feldvögel um 36% seit 1990 verschwunden

Was die Natur „kostenlos liefert“

  • Nahrung für Mensch und Tier
  • fruchtbare Böden
  • Rohstoffe
  • positive Auswirkungen auf physische und psychische Gesundheit
  • Trinkwasser
  • Arzneimittel

Die Natur bildet das Fundament der Weltwirtschaft. Mehr als die Hälfte des weltweiten BIP hängt von Ressourcen und Dienstleistungen ab, die von Ökosystemen hervorgebracht werden. So sind beispielsweise Rohstoffe für die Industrie und den Bausektor unverzichtbar, während Landwirtschaft und Medizin auf genetische Ressourcen angewiesen sind.

Die Natur wiederherzustellen bedeutet, geschädigte oder zerstörte Ökosysteme zu regenerieren, indem ihre Struktur und ihre Funktionen und damit – als übergeordnetes Ziel – ihre Resilienz und Biodiversität verbessert werden.

Gesunde Ökosysteme sorgen unter anderem für

  • eine gesteigerte Produktivität der Landwirtschaft
  • eine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaänderungen
  • mehr biologische Vielfalt
  • ein geringeres Risiko von Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen

Wie wollen die EU-Länder die Natur wiederherstellen?

Die EU und ihre Länder arbeiten an einem Rechtsakt zur Wiederherstellung der Natur, der darauf abzielt, die Natur und die Ökosysteme in einen guten Zustand zurückzuversetzen.

Die Vorschriften wären die ersten überhaupt, bei denen die Wiederherstellung der Natur in den Mitgliedstaaten der EU im Mittelpunkt steht.

So soll ein verbindliches Ziel auf EU-Ebene festgelegt werden, nach dem die Mitgliedstaaten verpflichtet wären, wirksame Wiederherstellungsmaßnahmen einzuleiten, die bis 2030 mindestens 20 % der Land- und Meeresgebiete der EU abdecken. Bis 2050 sollen dann Maßnahmen für alle Ökosysteme, die wiederhergestellt werden müssen, eingeführt werden.

Das vorgeschlagene Ziel stützt sich auf die internationale Verpflichtung, die die EU und ihre Länder als Vertragspartei des globalen Übereinkommens über die biologische Vielfalt eingegangen sind. Auf dem Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen vom Dezember 2022 wurde eine wegweisende Vereinbarung zur Wiederherstellung der terrestrischen und marinen Ökosysteme bis 2030 erzielt.

Folgende Bereiche würden unter die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur fallen:

  • geschädigte Land- und Meereslebensräume
  • Bestäuber
  • landwirtschaftliche Ökosysteme
  • städtische Gebiete
  • Flüsse und Überschwemmungsgebiete
  • Wälder

Einige Ausnahmen gäbe es für Gebiete, die für Zwecke der Landesverteidigung oder für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien genutzt werden.

Geschädigte Land- und Meereslebensräume

Mit den neuen Vorschriften sollen Lebensräume in EU-Ländern wiederhergestellt werden, die sich in einem schlechten Zustand befinden. Dies betrifft Ökosysteme in Land-, Küsten-, Meeres- und Süßwasserlebensräumen.

Das Ziel wäre, bis 2030 EU-weit Wiederherstellungsmaßnahmen für mindestens 30 % dieser Lebensräume einzuleiten. Danach sollen weitere Anstrengungen unternommen werden, sodass sich die Maßnahmen bis 2040 auf 60 % der Lebensräume und bis 2050 auf 90 % der Lebensräume erstrecken.

Die von den Mitgliedstaaten festzulegenden und umzusetzenden Maßnahmen sollten die Vernetzung von Lebensräumen fördern, also dafür sorgen, dass Lebensräume so weit wie möglich miteinander verbunden sind, damit sich wildlebende Tiere zwischen ihnen bewegen können.

Bestäuber

Wildbienen sind die bekanntesten Bestäuber. Doch tragen auch andere Insekten zur Bestäubung von Blütenpflanzen bei, was äußerst wichtig für den Anbau von Nutzpflanzen ist. Fast 5 Mrd. € der jährlichen landwirtschaftlichen Produktion der EU sind unmittelbar auf Bestäuberinsekten zurückzuführen.

Mit den neuen Vorschriften soll der Rückgang der Bestäuber umgekehrt werden, sodass ihre Populationen bis 2030 wieder wachsen.

Zu den Bestäubern in Europa gehören Schmetterlinge, Käfer, Bienen, Schwebfliegen, Motten und Wespen.

Landwirtschaftliche Ökosysteme

Nicht allein der Zustand der Bestäuberpopulationen, auch die Produktivität der Landwirtschaft hängt von gesunden Ökosystemen ab.

Ausgelaugte Böden und geschädigte landwirtschaftliche Ökosysteme haben weniger Kapazitäten, Nahrungsmittel hervorzubringen. Das betrifft derzeit bis zu 73 % der landwirtschaftlichen Flächen.

Mit der Verordnung zur Wiederherstellung der Natur soll die biologische Vielfalt in landwirtschaftlichen Ökosystemen verbessert werden. In den Vorschriften geht es insbesondere um folgende Populationen, die sich erholen und wachsen sollen:

  • Wiesenschmetterlinge
  • Feldvogelarten

Mit den neuen Vorschriften sollen die EU-Mitgliedstaaten außerdem aufgefordert werden, Maßnahmen zu ergreifen, um

  • bis 2030 einen Anteil von 30 % und bis 2050 die Hälfte der entwässerten Torfflächen, die landwirtschaftlich genutzt werden, wiederherzustellen (für stark betroffene Länder kann ein geringerer Prozentsatz gelten) 
  • den Kohlenstoffbestand in Mineralböden zu erhöhen
  • artenreiche Landschaftselemente auf landwirtschaftlichen Flächen (z. B. Hecken, Blühstreifen, Brachland, Teiche und Obstbäume) zu fördern

Wiederherstellungsmaßnahmen sind entscheidend dafür, einer drohenden Ernährungsunsicherheit zu begegnen. Um die Nahrungsmittelproduktion mittel- bis langfristig sicherzustellen, braucht es mehr biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Beispiele sind der Einsatz von Nützlingen und die Verringerung der Abhängigkeit von chemischen Düngemitteln: Beides erhöht den Nährstoffgehalt der Böden und verbessert die Gesundheit der Ökosysteme.

Städtische Gebiete

Städtische Ökosysteme machen 22 % der Landfläche der EU aus. Parks, Gärten, Bäume und Wiesen sind wichtige Lebensräume für Pflanzen, Vögel und Insekten.

Mit den neuen Vorschriften will die EU mehr Grünflächen in Städten und Vororten schaffen. Zielvorgaben wären:

  • kein Nettoverlust an Grünflächen bis 2030 im Vergleich zu dem Jahr, in dem die Vorschriften zur Wiederherstellung der Natur in Kraft treten (es sei denn, das Stadtgebiet besteht bereits zu mehr als 45 % aus Grünflächen).
  • mehr Baumbestand in den Städten

Flüsse und Überschwemmungsgebiete

In Europas Flüssen gibt es mehr als eine Million menschengemachte Barrieren wie Dämme, Wehre und Rampen.

Frei fließende Flüsse ermöglichen Wasser- und Sedimentbewegungen sowie Bewegungen von Fischen und anderen Organismen. Sie tragen entscheidend dazu bei, den Zustand der EU-Gewässer zu verbessern und die biologische Vielfalt zu erhöhen.

Mit den neuen Vorschriften sollen viele der bestehenden Barrieren in den Flüssen der EU beseitigt werden, um Flussnetze besser miteinander zu verbinden.

Da es bislang nur wenige Daten über Hindernisse in Flüssen gibt, besteht eines der Ziele der neuen Vorschriften darin, ein Verzeichnis dieser Hindernisse in der EU zu erstellen.

Beseitigt werden sollen vor allem veraltete und ungenutzte Hindernisse.

Wälder

Wälder, die fast 40 % des EU-Gebiets ausmachen, sind für die Eindämmung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung, da sie als Kohlenstoffsenken fungieren und auch einen großen Teil der biologischen Vielfalt Europas beherbergen.

Durch die neuen Vorschriften soll wieder mehr biologische Vielfalt in den Wäldern entstehen.

So wären die EU-Länder gehalten, den Zustand der Wälder zu verbessern, wobei spezifische Indikatoren helfen würden, die Gesundheit der Waldökosysteme zu messen. Gemessen werden soll unter anderem

  • die Menge an Totholz, das vielen Waldorganismen einen Lebensraum bietet und zur Bodenbildung beiträgt
  • die Anzahl der Vogelarten

Die Regeln für die Wiederherstellung in der Praxis

Das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur würde die EU-Länder verpflichten, nationale Wiederherstellungspläne zu entwickeln. In diesen Plänen sollen die Maßnahmen zur Verwirklichung der in der Verordnung vorgesehenen verbindlichen Ziele, die wiederherzustellende Gesamtfläche sowie ein Zeitplan festgelegt werden.

Die Wiederherstellungspläne sollten sich auf den Zeitraum bis 2050 erstrecken. Die Maßnahmen sollten an andere einschlägige Rechtsvorschriften angeglichen werden, etwa in den Bereichen Naturschutz, erneuerbare Energien und Landwirtschaft.

Beispiele für Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur sind unter anderem:

  • das Entfernen nicht heimischer Gewächse auf Grünland, in Feuchtgebieten und in Wäldern
  • die Wiedervernässung trockengelegter Torfmoore
  • die bessere Vernetzung von Lebensräumen
  • ein verringerter Einsatz chemischer Pestizide und Düngemittel bzw. der Verzicht darauf
  • die Förderung der Erhaltung unberührter Natur

Im Juni 2023 hat der Rat seinen Standpunkt (allgemeine Ausrichtung) zur Verordnung über die Wiederherstellung der Natur festgelegt. Die Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament sind der nächste Schritt im Verfahren, das zur Annahme der Verordnung zur Wiederherstellung der Natur führen sollte.

Foto: Wikipedia

Update:


In der Nacht des 10.11.23 haben die Unterhändler des Europäischen Parlaments und die der EU- Staaten sich auf eine finale Fassung des Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur geeinigt. Damit ist auch das Ziel vorgegeben, bis 2023 20% der Landfläche und 20% der Meeresgebiete durch Wiederherstellungsmaßnahmen auf einen möglichst natürlichen Zustand wieder zurückzuführen. Jetzt muss nur noch das EU-Parlament dem Entwurf zustimmen. Normalerweise ist das dann eine Formsache. Nur diesmal wohl nicht. Das liegt an Christdemokraten, der EVP- Fraktion, die trotz bisheriger Zustimmung noch einmal vor der Parlamentsabstimmung „sorgfältig abwägen“ will. Soll heißen, dass eine Zustimmung aller christdemokratischen Abgeordneten nicht sicher ist. Einer der Fundamentalgegner des Gesetzesentwurfes ist der Chef der Europäischen Volkspartei und CSU- Politiker Manfred Weber.

  1. Dieser Beitrag basiert auf folgender Grundlage ↩︎
  2. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur ↩︎
  3. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur ↩︎

Biologische und genetische Vielfalt geht verloren

Pferdebetriebe können helfen, die Biodiversität zu erhalten und gleichzeitig den Klimawandel begrenzen

Seit 1991 sind fast 30 % der Wiesenschmetterlinge verschwunden.

Landnutzungsveränderungen, wie intensive Land- und Waldwirtschaft anstelle naturnaher Wirtschaftweisen, Grünlandumbruch, Straßenbau, Stadtausweitungen, Bodenversiegelungen, Bodenverdichtungen, Umweltverschmutzung, Kanalisierung von Flussläufen, Wassernutzung, Entwässerungen und natürlich auch der Klimawandel sind verantwortlich für ein massives Artensterben von Pflanzen und Tieren. Zu den Pflanzen und Tieren gehören auch viele Nutzpflanzen und -tiere (20% seit 1950). Alleine bei diesen Nutzpflanzen und -tieren verlieren wir Genmaterial, welches eventuell zur Anpassung an den Klimawandel noch dringend benötigt wird. Das Einlagern von Genmaterial ist nicht zielführend, weil in der Einlagerung von Genen bereits ausgestorbener Arten diese sich evolutionär nicht mehr an die wechselnden Umweltbedingungen anpassen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass rückgezüchtete Arten nach ihrer Einlagerung noch anpassungsfähig sind, ist sehr hoch.

Die großen Verlierer sind die Insekten

Besonders bedroht sind die Insekten. Noch im Jahr 2019 gingen die Wissenschaftler vom Weltbiodiversitätsrat IPBES noch davon aus, dass rund 10% aller Insektenarten in ihrem Bestand gefährdet sind, aktuelle wird von ca. 24% ausgegangen. Eine rasante Zunahme!

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES ermittelt die vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten und die Weltnaturschutzorganisation IUCN führt die sog. Rote Liste.

Für Westeuropa ermittelte der Weltbiodiversitätsrat1:

1/5 aller Tiere und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht (27% der Pflanzen, 18% der Wirbeltiere)

Die detaillierte Aufstellung findet Ihr unten in der Abbildung2:

Die genaue, derzeit aktualisierten Analyse vom Aussterben bedrohter Arten hat der Weltbiodiversitätsrat im November 2023 vorgelegt. Unterschieden wird nach Region, Arten insgesamt und Endemischen Arten (Arten, die lediglich in bestimmten Region vorkommen).

Je genauer sich Wissenschaftler*innen mit der Biodiversität befassen, desto schlimmer bildet sich die Realität ab. Einer dieser Wissenschaftler ist Professor Jan Habel3:

Ziel: „EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur“

Ganz wichtig ist eine finale Entscheidung zu einem europaweitem Gesetz zur Wiederherstellung der Natur.4 Die Natur ist schliesslich unsere Lebensgrundlage, doch ihr Zustand verschlechtert sich. Die EU und ihre Länder arbeiten an einem Rechtsakt, mit dem erstmals verbindliche Ziele für die Wiederherstellung von Ökosystemen, Lebensräumen und Arten festgelegt werden sollen.

Um Tieren und Pflanzen nicht nur beim Artensterben zuzuschauen, ist vor allem eine neue Agrarpolitik nötig, da sind sich die Experten einig. „Es ist davon auszugehen, dass der starke Rückgang zahlreicher Pflanzenarten auf die Zerstörung von Lebensraum und auf Stickstoffeinträge zurückzuführen ist. Zahlreiche Pflanzen seien auf eine extensive Bewirtschaftung angewiesen. Landwirtschaftliche Intensivierung, aber auch die Nutzungsaufgabe, etwa das Ende der Weidetierhaltung, führen hierbei zum Verschwinden von zahlreichen Arten“.

Moore erhalten

Erstmals wurden auch Moose auf ihre Biodiversität untersucht. In der neuen Untersuchung stellten die Wissenschaftler fest, dass fast 25% aller Moosarten vom Aussterben bedroht sind. „Sie sind als CO2-Speicher extrem wichtig und viel bedeutsamer als Bäume“, sagt der Biodiversitätsexperte Professor Axel Hochkirch5. „Keine Pflanzengruppe kann besser Kohlendioxid speichern als Torfmoose.“

Nachhaltiges Wirtschaften von Pferdebetrieben trägt zum Arterhalt und zum Klimaschutz bei

  • Deutliche Reduzierung der Stckstoffdüngergaben
  • Tierbesatz reduzieren bzw. an Fläche anpassen: Keine Überweidung
  • Bodenschutz
  • Bodenleben fördern
  • Wasser im Boden halten
  • regelmäßige Umweidung
  • Industrieller Pflanzenschutz nur in Notfällen
  • Bodenverdichtungen vermeiden
  • Moore und Wasserläufe erhalten
  • Streuobstwiesen anlegen
  • Hecken/ Knicks pflanzen
  • Ackerrandstreifen anlegen (Futterpflanzen für Bienen und Hummeln)
  • Gewässerschutzstreifen einrichten und pflegen
  • Niederschlagswasser nutzen
  • Atenreiches Grünland
  • Dauergrünland pflegen und erhalten
  1. Weltbiodiversitätsrat. Die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (dtsch: Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen) ist eine UN-Organisation mit Sitz in Bonn. ↩︎
  2. IPBES: Biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen in Europa und Zentralasien, S. 22 ↩︎
  3. Univ.-Prof. Dr. Jan Christian Habel, Fachbereichsleiter und Leiter des Fachgebietes Zoologische Evolutionsbiologie ↩︎
  4. Das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur würde die EU-Länder verpflichten, nationale Wiederherstellungspläne zur Renatusierung 20% der Land- und 20% der Meeresgebiete bis 2030 zu entwickeln. In diesen Plänen sollen die Maßnahmen zur Verwirklichung der in der Verordnung vorgesehenen verbindlichen Ziele, die wiederherzustellende Gesamtfläche sowie ein Zeitplan festgelegt werden. Infomaterial ↩︎
  5. Axel Hofkirch, Professor für Biodiversität und Naturschutz. Tätig  als Kurator für Ökologie am Nationalmuseum für Naturgeschichte Luxemburg, früher Uni bTrier. ↩︎

Das Grünland wird trockener

Trockenstress begrenzt den Grünlandertrag deutlich

Das Grünlandmanagement muss an den Klimawandel angepasst werden, wenn es das gesündeste und gleichfalls preiswerteste Grundfutter für die Pferde bleiben soll. Einerseits beginnt die Wachstumsphase im Frühjahr deutlich früher, andererseits beeinflussen immer öfter Trockenphasen die Wachstumsperiode und reduzieren den möglichen Ertrag deutlich.

Betrachtet man/frau die jährlichen Abweichungen der mittlere Bodenfeuchte des meteorologischen Frühjahrs (März – Mai) und des Sommers (Juni – August) seit 1961 zur Referenzperiode 1991 bis 2020, so ist die Zunahme der trockenen Jahre in beiden Jahreszeiten sehr markant. Der Wachstumsfaktor Bodenfeuchte begrenzt schon jetzt den größtmöglichen Ertrag beim Dauergrünland und diese negative Entwicklung wird in in den nächsten Jahren deutlich mehr Fahrt aufnehmen.

Gut beraten sind Betriebsleiter, die bereits jetzt oder ab sofort alle Massnahmen umsetzen, das Wasser des Winters im Boden zu halten.

Zwei Grafiken des Deutschen Wetterdienstes zeigen die geringer werdende Verfügbarkeit des Wachstumsfaktors Bodenfeuchte1:

Grafiken:Deutscher Wetterdienst / Extremwetterkongress (2023): Was wir 2023 über das Extremwetter in
Deutschland wissen. Offenbach am Main, Deutschland

Grafiken: Deutscher Wetterdienst (DWD) / Extremwetterkongress (2023): Was wir 2023 über das Extremwetter inDeutschland wissen. Offenbach am Main, Deutschland

Der Schutz der Moore kann ein Beitrag sein, das Wasser in der Landschaft zu halten damit es pflanzenverfügbar ist und bleibt.

Foto: Dietbert Arnold

  1. nFK = nutzbare Feldkapazität, also das Wasser im Boden, das die Pflanzenwurzeln auch aufnehmen können. ↩︎

Deutschland im Klimawandel: Extremwetter

Extreme Wetterereignisse 2023 sind eine Wendemarke1

Hamburg, 27. September 2023 – Wissenschaftler:innen und Expert:innen sehen in ihrer Bestandsaufnahme auf dem 13. ExtremWetterKongress die Chance als verpasst an, mit relativ wenig Aufwand das Klimasystem zu stabilisieren. Der Klimawandel wird aus Sicht der Konferenzteilnehmer:innen nun in großen Teilen ungebremst erfolgen, womit nicht mehr abwendbare massive Veränderungen auf unserem Planeten zu erwarten sind. 2023 stellt nach Ansicht der Experten das Jahr dar, in dem die Entwicklung der extremen Wetterereignisse ein Maß erreicht hat, in dem es keine Möglichkeit mehr der Leugnung des Klimawandels und der menschlichen Ursachen gibt. Neben der dringenden Mahnung zum entschlossenen Klimaschutz mahnen die Wissenschaftler:innen auch zum entschlossenen Handeln im Bereich der Anpassung und den nicht umkehrbaren Folgen einer weiteren globalen Erwärmung.


Vor dem Hintergrund rapide schmelzender Gletscher, brennender Wälder, dramatischer Überschwemmungen und extremer Hitzewellen fand vom 27.09.2023 bis 29.09.2023 in Hamburg der 13. ExtremWetterKongress statt. Wissenschaftler:innen ordneten an drei Kongresstagen die aktuellen Ereignisse ein, stellen neueste Ergebnisse ihrer Forschungen einer breiten Öffentlichkeit vor und gehen mit dieser in einen direkten und interaktiven Dialog. Im Rahmen des Kongresses stellt der Deutsche Wetterdienst als wissenschaftlicher Partner des ExtremWetterKongresses das neue Faktenpapier „Was wir 2023 über das Extremwetter in Deutschland wissen“ vor.

2023 ist für die Klimaentwicklung auf unserem Planeten eine Wendemarke. Nie zuvor waren die globalen Luft- und Wassertemperaturen so hoch, wie in diesem Jahr. Nie zuvor haben Hitzerekorde und Waldbrände ein solches Ausmaß erreicht wie 2023. Die um 5 bis 6 Grad höheren Wassertemperaturen im Mittelmeerraum haben für Rekordwerte bei der Verdunstung und den nachfolgenden Niederschlägen in Europa und Nordafrika gesorgt. Durch die Zufälligkeiten im chaotischen System der Atmosphäre kam es in Deutschland nicht zu den extremen Hitze- und Dürrephasen, wie wir sie in Südeuropa erlebt haben. Es wäre möglich gewesen. Neben den dringend notwendigen Maßnahmen zum Stopp eines weiteren Anstiegs der Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre sehen die Expert:innen auf dem Kongress die ebenso dringende Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen in der Anpassung an die nicht mehr abwendbaren Folgen der massiven globalen Erwärmung. Die Wissenschafter:innen auf dem Extremwetterkongress nehmen die Entwicklungen daher mit größter Sorge wahr. Erstmals halten saisonale Klimamodelle für die Jahre 2024 und 2025 das Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze bei den globalen Temperaturen für möglich. 

Das sagen die Wissenschaftler: Jede weitere Erderwärmung führt zu einer raschen Zunahme wetterbedingter Naturgefahren

 „Die schrecklichen Bilder der Unwetterkatastrophen in Griechenland, Bulgarien, der Türkei und in Libyen haben wir alle noch vor Augen. Die internationale Klimaforschung ist sich einig:

Wir alle müssen uns deshalb besser auf die katastrophalen Folgen von Extremwetter wie Dürren, Waldbrände, Überflutungen vorbereiten. Wir müssen aber auch deren indirekte Wirkung auf Ernährungssicherheit, Trinkwasserverfügbarkeit und Artenvielfalt im Blick haben.“

sagt Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes


Der Klimawandel hat – und das ist quantitativ belegbar – bei Extremwetter seine Finger im Spiel. In Deutschland ist die Jahresmitteltemperatur seit 1881 um etwa 1,7 Grad angestiegen. Seit 1960 war hierzulande jede Dekade wärmer als die vorherige. Im Gesamtzeitraum 1881-2022 wurde es jedes Jahrzehnt 0,12 Grad wärmer, für den Zeitraum 1971-2022 lag die Erwärmungsrate schon bei 0,38 Grad Celsius pro Dekade. Hier kann man mit Messungen zahlenmäßig belegen, wie die Erderwärmung Fahrt aufnimmt. 

Mehr Hitzeextreme und Hitzewellen in Deutschland

Die Zahl heißer Tage mit einer Maximaltemperatur von mindestens 30 °C ist seit den 1950er Jahren von etwa 3 Tagen im Jahr auf heute im Mittel 9 Tage gestiegen, das heißt auf das 3fache. Am 20. Juli 2022 wurde während einer intensiven Hitzewelle in Hamburg-Neuwiedenthal eine Tageshöchsttemperatur von 40,1 °C gemessen. Noch nie wurden in Mitteleuropa so nördlich Temperaturen über 40 °C gemessen. Die höheren Temperaturen im Sommerhalbjahr bei gleichzeitig abnehmenden Niederschlägen führen dazu, dass die Pflanzen zum einen früher mit der Verdunstung beginnen und zum anderen auch mehr verdunsten können. Das hat in der Summe zur Konsequenz, dass die Böden im Frühjahr schneller und im Sommer stärker austrocknen. Insgesamt beobachteten unsere Agrarmeteorolog:innen in den vergangenen 10-15 Jahren eine Zunahme trockener Frühjahre und Sommer. Gleichzeitig stellen wir eine Zunahme der Winterniederschläge seit 1881 um 27 Prozent fest. Wärmere Sommer und längere Trockenphasen verstärken auch in Deutschland das Risiko von Waldbränden. In vielen Regionen kommt es seit den 1990er Jahren zu einer massiven Häufung von Hitzewellen. Bei ungebremstem Treibhausgasausstoß erwarten wir für den Zeitraum 2031-2060 eine weitere Zunahme um 5 bis 10 heiße Tage im Jahr in Norddeutschland und von 10 bis 20 heißen Tagen in Süddeutschland.

Die Frühjahre und Sommer werden trockener

Deutschlandweit gemittelt gab es im Zeitraum 1961 bis 1990 rund 5 Tage im Jahr. Im Zeitraum 1991 bis 2020 waren es schon rund 10 Tage. 4 der letzten 5 Jahre waren von erhöhtem Waldbrandrisiko betroffen. Der Sommer 2023 verlief hierzulande bei uns vergleichsweise glimpflich. 
Dieser Blick auf einige Aspekte des Klimas in Deutschland zeigt: Wir leben mitten in einem menschengemachten Klimawandel mit Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Es ist an uns, das wahrzunehmen und zu handeln – sowohl mit Klimaanpassung als auch mit Klimaschutz.“

In Deutschland sind schwerste Gewitter mit Sturmböen, Hagel und extremen Niederschlägen oder viele Tage mit Hitze und Trockenheit auch fast schon Alltag in jedem Jahr.

Attributionsstudien, an denen auch der Deutsche Wetterdienst aktiv beteiligt ist, zeigenmzudem: Der Klimawandel hat – und das ist quantitativ belegbar – bei Extremwetter seine Finger im Spiel und verändert auch hierzulande bereits die Intensität und Häufigkeit von
Wetterextremen. Ich nenne nur die Stichworte Sturzflutkatastrophe im Ahrtal und Hitzewellen. Aber es bringt wenig, schwarz zu malen und sich in Untergangsphantasien zu verlieren. Das könnte bei vielen Menschen die Bereitschaft lähmen, sich für Klimaschutz zu engagieren.

„Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken. Wenn wir jetzt das Klima durch Transformation zur Klimaneutralität massiv schützen, können wir die Erderwärmung verlangsamen. Angesichts der jüngsten Katastrophen sehen wir: Bereits jetzt zählt dabei jedes Zehntelgrad! Und wenn wir uns jetzt mit aller Kraft auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels einstellen, kann Deutschland auch in 50 oder 100 Jahren ein Land sein, das den dann hier lebenden Menschen gute Lebensbedingungen bietet.“

betont Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes
  1. Dieser Artikel ist aus wesentlichen Materialien des Deutschen Wetterdienstes DWD zusammengesetzt. Diese und weitere Pressemeldungen des Deutschen Wetterdienstes findet Ihr hier. ↩︎

Anthropogen bedingte Erderwärmung: Deutschland gehört zu den Spitzenreitern

Deutschland erwärmt sich dramatisch schneller als die restliche Welt.

Werden wir uns an diese Bilder gewöhnen müssen?

Weltweit beträgt die durchschnittliche Erderwärmung +1,2°C (Stand Nov. 2023). Etwa im Jahr 2030 wird der im Pariser Klimaschutzabkommen 2016 beschlossene Schwellenwert von +1,5°C überschritten sein. Unter allen Umständen soll, so die weiteren Beschlüsse in Paris, die Erderwärmung deutlich unter der Zwei-Grad- Obergrenze begrenzt und dauerhaft gehalten bleiben.

In Deutschland ist der Schwellenwert längst erreicht und auch die Zwei-Grad- Obergrenze deutlich überschritten: Im November 2023 beträgt die Erderwärmung +2,7 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit. Im Springparcours würde man sagen, die Stangen wurden deutlich gerissen, das Hindernis dabei zerlegt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass wir in Deutschland immer öfter uns auf Dürreperioden und Starkregenereignisse einstellen müssen. Vorausschauende Betriebsplanung muss spätestens jetzt Vorsorge gegenüber den Klimaveränderungen einplanen und zügig umsetzen.

Ausgetrocknete Bachläufe als Folge des Klimawandels

Noch dramatischer ist nur noch die Erderwärmung am Nordpol: mehr als +3°C! Dieser Wert ist umso bedenklicher, weil die radikal geringer werdenden Eisflächen nicht mehr so viel warme Sonnenstrahlen zurück in die Atmosphäre reflektieren können. Die abschmelzenden Polkappen wirken bei uns wie ein Katalysator bei der Klimaveränderung von einem gemäßigten mitteleuropäischen Klima zu mediteranen Verhältnissen. Dort im Mittelmeerbereich zieht mehr und mehr das afrikanische Wüstenklima ein. Unser früheres, gemäßigte Klima ist bereits jetzt weiter nach Norden gezogen und befindet sich in der Gegend von Norwegen, Nordschweden und den Orkney- Inseln. Die Isländer übrigens bereiten sich schon jetzt auf den Anbau von Freilandgemüse vor und Sylt übt schon jetzt erfolgreich den Weinanbau… .

Die Welt hat 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung:

  • Keine Armut
  • Kein Hunger
  • Gesundheit und Wohlergehen
  • Hochwertige Bildung
  • Geschlechter- Gleichheit
  • Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
  • Bezahlbare und saubere Energie
  • Menschenwürdige Arbeit und Wirrtschaftswachstum
  • Industrie, Innovation, Infrastruktur
  • weniger Ungleichheiten
  • Nachhaltige Städte und Gemeindem
  • Nachhaltiger/e Konsum und Produktion
  • Maßnahmen zum Klimaschutz
  • Leben unter Wasser
  • Leben an Land
  • Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
  • Partnerschaft zum Erreichen der Ziele

Mehr zu den 17 von der UN beschlossenen Ziele zum Erreichen einer nachhaltigen Entwicklung findet Ihr hier und hier und natürlich in diesem Beitrag dieser Webseite.

Die 17-Ziele zu einer Nachhaltigen Entwicklung können für Pferdebetriebe eine gute Planungshilfe sein, um eine ehrliche Umstellung zu einem nachhaltig wirtschaftenden Betrieb zu betreiben und dann natürlich mit dem Ergebnis auch Alleinstellungsmermale gegenüber den Mitkonkurrenten zu erlangen. Eine klassische WIN-WIN- Situation, die dann weit weg vom schnöden Greenwashing ist. Nachhaltigkeit ist schlussendlich nichts anderes als die drei scheinbar nicht zusammen passenden Ansprüchen, nämlich Ökologie, Ökonomie und Soziales in Einklang zu bringen. Mit ökologischem Handeln und einem sozialverantwortlich Betriebsklima kann und muss auch Geld erwirtschaftet werden

Wenn Betriebsleiter ihre Entscheidungen immer nach einer ökologischen, ökonomischen und Abwägung treffen, dann führen sie einen nachhaltig wirtschaftenden Betrieb. Die Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise gelingt besonders gut, wenn die Kunden/ Einsteller mit in den Prozess einbezogen werden. Kundenbindung gelingt wesentlich besser, wenn die Kunden ein gutes Gewissen bei ihrer Freizeitgestaltung, dem Pferdesport/-haltung, behalten.

Mehr und mehr sind Kunden bereit, für ehrliche, nachhaltige Bewirtschaftung auch auskömmliche Preise zu bezahlen.

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Sommer 2023

Seit 27 Jahren war jeder Sommer in Deutschland zu warm

Offenbach, 30. August 2023 – Die Temperatur des Sommers 2023 liegt in Deutschland deutlich über dem vieljährigen Mittel. „Seit nun 27 Jahren werden in Deutschland zuwarme Sommer gemessen. Wieder können wir den Klimawandel live erleben,“ kommentiert Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), die aktuelle Sommerbilanz des nationalen Wetterdienstes. Einem außerordentlich sonnenverwöhnten Juni folgte ein Juli mit extremen Hitzepeaks und ein frühherbstlicher Auftakt im August. Begleitet wurde der Witterungsverlauf von zunehmenden Niederschlägen und einer leicht überdurchschnittlichen Sonnenscheindauer. Das meldet der DWD nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Von tropischer Hitze und frühherbstlicher Frische – Sommer mit großen Schwankungen
Das Temperaturmittel lag im Sommer 2023 mit 18,6 Grad Celsius (°C) um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (16,3 °C) – der 27. zu warme Sommer in Folge. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (17,6 °C) betrug die Abweichung 1,0 Grad. Nach dem am 3.6. in Sohland an der Spree mit -0,7 °C der bundesweite Sommer-Tiefstwert ermittelt wurde, herrschte im weiteren Juniverlauf im Südwesten des Landes eine außergewöhnlich warme Witterung. Im Juli gesellten sich extreme Hitzepeaks hinzu, die am 15.7. bei 38,8 °C in Möhrendorf-Kleinseebach (Bayern) gipfelten. Daraufhin gab uns die erste Augustdekade einen Vorgeschmack auf den Herbst. Mitte August drehte das Thermostat wieder auf und in feuchter Luft wurde die Wärme zu einer großen Bürde. Mit Abschluss des Sommers kehrte die von Vielen ersehnte Abkühlung zurück.

Nasser Juli und August verschafften dem Sommer ein Niederschlagsplus
Im Sommer 2023 fiel mit rund 270 Litern pro Quadratmeter (l/m²) ein gutes Zehntel mehr Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 (239 l/m²). Das Mittel der Periode 1991 bis 2020 liegt bei 241 l/m². Im Laufe des Sommers gab es Niederschläge im ganzen Land. Sie erreichten ihr Maximum im August. Es kam zu teils heftigen Starkregen- und Hagelgewittern, zum Sommerfinale aber auch zu Dauerregen mit steigender Hochwassergefahr im Südosten. Direkt an den Alpen wurden im Laufe der drei Monate bis zu 600 l/m² gemessen. Im Fichtelgebirge (Station Bad Berneck) wurde während eines Unwetters am 22.6. mit 120,7 l/m² der höchste Tagesniederschlag erfasst. Vergleichbare Mengen fielen während der Sommermonate örtlich im Oberrheinischen Tiefland und im Nordosten.

Heiterer Sommer mit dem zweitsonnigsten Juni seit Messbeginn
Mit 720 Stunden übertraf der Sonnenschein ihr Soll von 614 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um etwa 17 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (654 Stunden) betrug das Plus rund 10 Prozent. Aufsehen erregte vor allem der Juni als Zweitsonnigster seit Messbeginn. Am meisten schien die Sonne mit über 800 Stunden im Alpenvorland und an der Grenze zur Schweiz. 

Das Wetter in den Bundesländern im Sommer 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Die warme Jahreszeit war im Südwesten geprägt vom zweitwärmsten sowie sonnigsten und trockensten Juni. Nach extremer Hitze in der ersten Julihälfte wurde es bis in den August hinein nasser und kühler. Erst in der zweiten Augusthälfte bäumte sich die Hitze noch einmal auf. Der Sommer 2023 verabschiedete sich mit einer Mitteltemperatur 19,4 °C (16,2 °C) und 261 l/m² (292 l/m²) Niederschlag. Als sonnigste Sommerregion 2023 meldete der Südwesten 775 Stunden (636 Stunden).

Bayern: In Bayern kam mit dem Sommer 2023 auch der zweitsonnigste und trockenste Juni. Ab Mitte Juli folgten nach teils großer Hitze, mit dem deutschlandweiten Höchstwert von 38,8 °C am 15.7. in Möhrendorf-Kleinseebach, kühlere Luftmassen und Niederschläge. Erst im Verlauf des Augusts wurde es wieder hochsommerlich, aber auch tropisch schwül mit schweren Unwettern. In Summe brachte der Sommer im Mittel 18,8 °C (15,8 °C) warme Luftmassen, 315 l/m² (314 l/m²) Niederschlag und sonnige 755 Stunden (623 Stunden). Bayern war damit die zweitsonnigste Region. 

Berlin: Der Sommer 2023 zeichnete für Berlin ein ziemlich wechselhaftes und nasses Bild. Besonders niederschlagsreich war dabei der Juni. Am Ende standen in der Sommerbilanz etwa 230 l/m² (182 l/m²). Das Temperaturmittel lag bei 19,6 °C(17,8 °C). Die Hauptstadt platzierte sich vor dem Saarland als das wärmste Bundesland. Die Sonne schien in den letzten drei Monaten 715 Stunden (664 Stunden). 

Brandenburg: Nach dem außergewöhnlich trockenen Mai überraschte der Sommer 2023 Brandenburg mit einer regelrechten Niederschlagsshow. 200 l/m² (177 l/m²) wurden eingesammelt. Im Vergleich zu den anderen Bundesländern war Brandenburg damit die trockenste Region. Die Gebietsmitteltemperatur der Sommerperiode ergab einen Wert von warmen 19,0 °C (17,3 °C). 685 Stunden (662 Stunden) zeigte sich die Sommersonne. 

Bremen: In Bremen brachte der 18,1 °C (16,6 °C) warme Sommer 2023 einen außergewöhnlich sonnigen Juni, der dann in einem abwechslungsreichen Juli und nassen August mündete. Gut 320 l/m² (219 l/m²) wurden in den drei Monaten erfasst. Bremen dürfte damit knapp vor NRW das nasseste Bundesland sein. 700 Sonnenstunden (589 Stunden) gab es trotz Niederschlagsreichtum zu verkünden. 

Hamburg: Für Hamburg lässt sich für den Sommer 2023 folgendes zusammenfassen: Was im Juni mit sehr vielen Sonnenstunden begann, endete im Juli und August mit zahlreichen Niederschlagstagen. So fielen in der im Mittel 18,2 °C (16,5 °C) warmen Sommerluft in den letzten drei Monaten satte 305 l/m² (218 l/m²). Die Sonne ließ sich insgesamt rund 700 Stunden (618 Stunden) blicken. 

Hessen: Der Sommer 2023 startete in Hessen mit dem drittwärmsten und sonnigsten Juni seit Aufzeichnungsbeginn. Im Laufe des Julis wendete sich aber das Wetterblatt: Niederschläge häuften sich bei gleichzeitiger Abkühlung. Eine tropisch-heiße Phase gab es erst wieder in der zweiten Augusthälfte. Gemittelte warme 18,7 °C (16,2 °C) und 720 Stunden (586 Stunden) Sonnenschein wurden bis zum Sommerende berechnet. Dazu fielen 260 l/m² (222 l/m²). Ein Vergleich: Im Sommer 2022, dem trockensten seit Messbeginn, fielen dort gerade mal 87 l/m². 

Mecklenburg-Vorpommern: Der 17,8 °C (16,3 °C) warme Sommer erzielte hier 205 l/m² (187 l/m. Die Sonnenscheindauer lag bei 720 Stunden (676 Stunden). 

Niedersachsen: Hier trat im Sommerquartal nach dem sonnigsten Juni seit Messbeginn eine wechselhafte und sehr nasse Witterung in Erscheinung. Im Mittel konnten in den drei Sommermonaten 18,0 °C (16,2 °C) verzeichnet werden. Die Niederschlagsmengen erreichten bemerkenswerte 290 l/m² und überschritten die üblichen 219 l/m² deutlich. Die Sonne glänzte dennoch mit 680 Stunden (583 Stunden) über den Sommer hinweg. 

Nordrhein-Westfalen: Als Sommerauftakt verkündete NRW den zweitwärmsten und sonnigsten Juni. In den darauffolgenden Monaten Juli und August fielen reichlich Niederschläge, die das Gesamtvolumen des Sommers auf knapp 320 l/m²(240 l/m²) hoben. Die Sonne schien 670 Stunden (554 Stunden). Damit war NRW im Ländervergleich die schattigste Region der Republik. Die Sommertemperatur lag bei durchschnittlich 18,4 °C (16,3 °C). 

Rheinland-Pfalz: Der im Mittel 18,9 °C (16,3 °C) warme Sommer umfasste den zweitwärmsten und sonnigsten Juni seit Messbeginn. Nass wurden dagegen der Juli und August. Über die drei Sommermonate wurden so 225 l/m² (218 l/m²) ermittelt. Ein deutlicheres Plus ergab die Sonnenscheinausbeute mit 730 Stunden (595 Stunden). 

Saarland: Mit 19,4 °C (16,7 °C) war das Saarland im Sommer 2023 das zweitwärmste Bundesland. Den Sommerauftakt machte der zweitwärmste und sonnigste Juni seit Messbeginn. Im Juli und August dominierten zunehmend die Niederschläge das Wettergeschehen, sodass bis zum Sommerfinale eine Niederschlagsmenge von 240 l/m² (226 l/m²) ermittelt werden konnte. Sonnige 745 Stunden (631 Stunden) sorgten aber auch für reichlich Gelegenheit, den Sommer zu genießen.

Sachsen: In Sachsen ergaben die DWD-Auswertungen für den Sommer 2023 warme 18,5 °C (16,5 °C), 235 l/m² (222 l/m²) Niederschlag und sonnige 705 Stunden (609 Stunden). Besonders lichtdurchflutet waren der Juni und Juli. In klarer und trockener Luft meldete Sohland an der Spree am 3.6. mit -0,7 °C, den bundesweiten Tiefstwert des Sommers. 

Sachsen-Anhalt: Der diesjährige 18,7 °C (16,9 °C) warme Sommer brachte für Sachsen-Anhalt zugleich eine niederschlagsreiche Witterung. Insgesamt fielen rund 245 l/m² (174 l/m²). Die Sonne schien, wie die Summe von 690 Stunden (610 Stunden) zeigt, aber nicht zu kurz. 

Schleswig-Holstein: Die nördlichste Region Deutschlands verzeichnete in der Sommerbilanz den zweitsonnigsten Juni, gefolgt von einem niederschlagsreichen Juli und einem selten sommerlichen August. Die durchschnittlichen Temperaturen der vergangenen drei Monate erreichten warme 17,2 °C (15,8 °C). Dennoch war Schleswig-Holstein das kühlste Bundesland. Niederschlagsseitig kamen 260 l/m²(222 l/m²) zusammen, während die Sonne mit großzügigen 720 Stunden (645 Stunden) strahlte. 

Thüringen: In Thüringen kletterten die Thermometer im Sommer auf warme 18,2 °C(15,8 °C) Dazu übertraf der Sommerniederschlag mit etwa 260 l/m² sein Soll von 210 l/m² deutlich. Überdurchschnittlich oft schien auch die Sonne mit 695 Stunden (592 Stunden), was vor allem auf den sehr sonnigen Juni zurückzuführen war.

Quelle: Deutscher Wetterdienst, Fotos: Arnold

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Winter 2022/2023

Zu warm! Zwölfter zu warme Winter in Folge

Offenbach, 27. Februar 2023 – In Deutschland war auch der Winter 2022/2023 wieder deutlich zu warm – verglichen mit den Referenzperioden. Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Deutschland erlebte damit den zwölften zu warmen Winter in Folge. Der Klimawandel lässt nicht locker“. Es gab kaum Flachlandwinter und der Jahreswechsel brachte sogar positive Rekordtemperaturen. Damit verbunden nahm auch die Pollenbelastung durch Hasel und Erle schon früh stark zu. Winterfreunde kamen lediglich im höheren Bergland auf ihre Kosten. Insgesamt waren die vergangenen drei Monaten leicht zu trocken. Die Sonne schien recht durchschnittlich. Das teilt der DWD nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen mit.

Die Eiszeit im Dezember

Zu milder Winter mit kurzer Eiszeit im Dezember und rekordwarmem Jahreswechsel
Das Gebietsmittel der Wintertemperatur 2022/2023 lag unter dem Strich bei 2,9 Grad Celsius (°C) und damit 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung 1,5 Grad. Die kälteste, ja eisige Phase des Winters erlebte Deutschland in der zweiten Dezemberdekade. Hier wurde in Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, am 18.12. mit -19,3 °C der bundesweit tiefste Winterwert gemessen. Zum Jahreswechsel traten dann Rekordtemperaturen auf, die am 31.12. in der Spitze über 20 °C erreichten. Am wärmsten war es an der oberbayerischen Station Wielenbach mit 20,8 °C.

Wintermonate insgesamt leicht zu trocken
Der Winter brachte dem Bundesgebiet im Mittel rund 170 l/m² Liter pro Quadratmeter (l/m²). Im Vergleich zu den Perioden 1961 bis 1990 mit 181 l/m² und 1991 bis 2020 mit 190 l/m² ermittelte der DWD ein Minus beim Niederschlag von etwa 6 und rund 10 Prozent. Im Schwarzwald, Harz und Sauerland fielen örtlich über 500 l/m². Im westlichen Sauerland erreichte Wipperfürth-Gardeweg am 12.1. mit 71,9 l/m² den bundesweit höchsten Tagesniederschlag des Winters. Zum Vergleich: In der Oberrheinischen Tiefebene wurden lokal im gesamten Winter keine 70 l/m² erfasst.

Der Süden erlebte im Winter die mit Abstand meisten Sonnenstunden
Mit rund 160 Stunden lag die Sonnenscheindauer im Winter etwa 5 Prozent über dem Sollwert von 153 Stunden des Zeitraums 1961 bis 1990. Im Vergleich zur Periode 1991 bis 2020 (170 Stunden) gab es ein Minus von rund 6 Prozent. Das Alpenvorland war mit über 240 Stunden das sonnigste Gebiet. In den Mittelgebirgen und im Nordosten zeigte sie sich die Sonne gebietsweise seltener als 120 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Winter 2022/2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Im Südwesten endete der Winter mit milden 2,8 °C (0,0 °C) und niederschlagsarmen 137 l/m² (224 l/m²). Am Oberrhein erreichten die Niederschlagsmengen gebietsweise nicht einmal die Hälfte des Solls. Weiter oben, in den Hochlagen des Schwarzwaldes, herrschte ab Mitte Januar auch mal Dauerwinter. Die Sonne zeigte sich landesweit mit fast 195 Stunden (169 Stunden) mehr als üblich. So platzierte sich Baden-Württemberg als trockenstes und sonnigstes Bundesland im Winter 2022/2023.

Bayern: Im Freistaat erreiche die Wintertemperatur milde 1,9 °C (-1,0 °C). Es war das kühlste Bundesland. Am 18.12. fielen die Temperaturen in Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, auf -19,3 °C, dem tiefsten bundesweit Winterwert. Am 31.12. wurde an der Station Wielenbach in Oberbayern die höchste Temperatur dieses Winters mit 20,8 °C gemessen. Das Gebietsmittel der Niederschläge ergab 147 l/m² (200 l/m²). Über 300 l/m² wurden im Fichtelgebirge, im Bayerischen Wald und an den Alpen gemessen. In den Hochlagen der Gebirge gab es über 50 Tage mit einer geschlossenen Schneedecke. Die Sonne schien in den vergangenen drei Monaten fast 185 Stunden (171 Stunden). Nach Baden-Württemberg war Bayern das zweitsonnigste Bundesland.

Berlin: Für Berlin ergab die Mittelwertbildung des DWD für den Winter 2022/2023 eine Temperatur von milden 3,2 °C (0,5 °C). Die Niederschlagsmenge erreichte für dort nasse 158 l/m² (131 l/m²). Dazu schien die Sonne gut 135 Stunden (147 Stunden).

Brandenburg: Aus Brandenburg meldeten die DWD-Stationen für den Winter ein Mittel von 2,7 °C (0,1 °C). Neben nassen 155 l/m² (123 l/m²) schien die Sonne etwa 135 Stunden (150 Stunden). Brandenburg war eine sonnenscheinarme Region.

Bremen: Die Hansestadt führte im Winter 2022/2023 mit 4,2 °C (1,5 °C) im Ranking der mildesten Regionen. Es fielen 195 l/m² (165 l/m²) Niederschlag. Die Sonne zeigte sich mit rund 170 Stunden (140 Stunden) verhältnismäßig oft.

Hamburg: Mit 4,0 °C (1,2 °C) war Hamburg neben Nordrhein-Westfalen die zweitmildeste Region. Mit 228 l/m² (174 l/m²) positionierte sich die Hansestadt ebenfalls auf Platz 2. Die Sonne kam im Winter 2022/2023 rund 155 Stunden (134 Stunden) zum Vorschein.

Hessen: Hessen erlebte mit 3,0 °C (0,3 °C) einen milden, mit 173 l/m² (193 l/m²) einen etwas trockenen und mit 145 Stunden (136 Stunden) einen leicht zu sonnigen Winter.
Mecklenburg-Vorpommern: Im Nordosten hatte der Winter ein mildes Mittel von 2,8 °C (0,2 °C) auf dem Zettel. Die Niederschlagsmenge lag mit 160 l/m² knapp 25 Prozent über dem Klimawert von 130 l/m². Unterdurchschnittlich war mit aufgerundet 135 Stunden (144 Stunden) die Sonnenscheinausbeute. Mecklenburg-Vorpommern war die sonnenscheinärmste Region.

Niedersachsen: In Niedersachsen registrierte der DWD eine Wintermitteltemperatur von 3,7 °C(1,2 °C). Die Niederschlagsmenge lag mit 222 l/m² (177 l/m²) 25 Prozent über dem Sollwert. Im Harz wurden die höchsten Mengen eingesammelt. Dort befand sich Braunlage mit über 525 l/m²an der Spitze. Die Sonne präsentierte sich in der Fläche 165 Stunden (135 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: In NRW brachte der mit 4,0 °C (1,7 °C) milde Winter gebietsweise auch ordentlich Niederschlag. Im Sauerland akkumulierten sich die Mengen in der Spitze auf über 500 l/m². Im westlichen Sauerland registrierte Wipperfürth-Gardeweg am 12.1. mit 71,9 l/m² den bundesweit höchsten Tagesniederschlag. Über die Landesfläche gemittelt fielen in den letzten drei Monaten 242 l/m² (223 l/m²). Dazwischen schien die Sonne 155 Stunden (151 Stunden). NRW war neben Hamburg das zweitmildeste Bundesland und war im Winter 2022/23 die nasseste Region.

Rheinland-Pfalz: In Rheinland-Pfalz lag das Temperaturmittel im Winter 2022/2023 bei 3,4 °C(0,9 °C). Vergleichsweise sehr gering fiel dort die Niederschlagsausbeute mit 160 l/m² (200 l/m²) aus. Besonders trocken war der Februar. Die Sonnenscheindauer lag über dem vieljährigen Mittel und erreichte 175 Stunden (152 Stunden).

Saarland: Die DWD-Auswertungen ergaben für das Saarland eine Wintertemperatur von 3,8 °C(1,2 °C). Lediglich 212 l/m² (255 l/m²) zeigten die Niederschlagsmessungen an. Außergewöhnlich trocken war der Februar, der nur knapp 15 Prozent des zu erwartenden Monatsniederschlages erreichte. Im Sonnenscheinranking befand sich das kleinste Flächenland mit 185 Stunden (155 Stunden) dagegen auf den vorderen Plätzen.

Sachsen: Sachsen war im Winter 2022/2023 neben Thüringen mit 2,1 °C (-0,4 °C) das zweitkühlste Bundesland. 150 l/m² (152 l/m²) zeigte die Niederschlagsbilanz. In den höheren Lagen des Erzgebirges konnte an mindestens 50 Prozent aller Wintertage eine geschlossene Schneedecke beobachtet werden. Rund 140 Stunden (161 Stunden) schien die Wintersonne.

Sachsen-Anhalt: Hier nahm der Winter einen recht milden Verlauf. 2,9 °C (0,4 °C) zeigten die Thermometer im Gebietsmittel. Mit den milden Luftmassen zogen größere Niederschlagsmengen heran. Knapp 500 l/m² meldete der Harz. An mindestens 50 Tagen fiel dieser dort als Schnee. In der Ebene kamen überdurchschnittliche 148 l/m² (119 l/m²) zusammen. Ausgewogen lang schien die Sonne mit rund 150 Stunden (145 Stunden) in den vergangenen drei Monaten.

Schleswig-Holstein: Der äußerste Norden erreichte im Winter ein Mittel von 3,7 °C (0,9 °C). Das Niederschlagsplus lag mit 228 l/m² (180 l/m²) bei gut 25 Prozent. Auch die Sonnenscheindauer befand sich mit 145 Stunden (138 Stunden) über dem dort typischen Mittel.

Thüringen: Neben Sachsen erreichte auch Thüringen als zweitkühlste Region eine Temperatur von 2,1 °C (-0,6 °C). Mit 147 l/m² (159 l/m²) gehörte es zu den trockenen Gebieten. An über 50 Schneetagen kamen Winterfreunde im höheren Thüringer Wald auf ihre Kosten. Die Sonne präsentierte sich fast 150 Stunden (148 Stunden).

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD, Fotos privat

Kommentar zum Jahresbeginn 2023: Nur Pferde pflegen reicht nicht!

Die trockenen und heißen Jahre ab 2018 zeigen, dass bereits jetzt mit gravierenden, negativen Effekten durch den Klimawandel auch bei uns in Deutschland gerechnet werden muss. Die hintereinander gereihten Dürrejahre sollten jedem Pferdehalter*in verdeutlichen, wie wichtig es ist, Strategien zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels entwickelt zu haben, zu verwirklichen und zusätzlich möglichst rasch auf klimaneutrales Wirtschaften umzustellen.

So darf Grünland nicht aussehen!

Keine Zeit zum Abwarten

Nach Prognosen aller seriösen Klimawissenschaftler*innen werden wir zukünftig anstelle eines gemäßigten, humiden Klimas in Deutschland, das derzeit noch klassische italienische Klima bekommen. Unser gewohntes, gemäßigte (humide) Klima verlässt uns und rückt in den hohen Norden. Bei den Italienern rückt dafür das Sahara- Klima nach. Dabei sollten sich Pferdehalter nicht viel Zeit lassen, sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen, denn im Gegensatz zum globalen Temperaturanstieg von 1,2°C, ist der Anstieg in Deutschland deutlich dynamischer und liegt bereits bei 1,6°C bis 1,8°C. Letzterer Anstieg übrigens wurde in Niedersachsen ermittelt. Also, keine Zeit zum Abwarten: Bereits jetzt, etwa ab dem Jahr 2000, haben wir im Sommer vielerorts ein arides Steppenklima. Arid bedeutet: Die Verdunstung ist höher als die Niederschläge. Der Klimawandel ist längst in Deutschland angekommen, das ganzjährig gemäßigte Wetter hat sich schon verändert in eine Sommerdürre mit Steppenklima und milde Winter mit zunehmend hohen Niederschlägen.

Der Doppelschlag muss gelingen

Deshalb muss jetzt ein Doppelschlag in der Pferdehaltung gelingen. Das Ziel muss es sein, die Futterproduktion in Zeiten des Klimawandels zu sichern und gleichzeitig durch nachhaltiges Handeln zum Klimaschutz beizutragen. Wenn diese Kernaufgaben nicht gelingen, steht die Pferdehaltung in Deutschland zur Disposition. 

Die Haltung von Pferden ist (noch) gesellschaftlich akzeptiert, immer mehr Menschen zog es in den letzten 50 Jahren in den Bann der Pferde. So besitzen 2020 bereits 1 Million Menschen in Deutschland persönlich mindestens ein Pferd. Einzige Gefahr, die gesellschaftliche Akzeptanz verlieren zu können, war bisher das Kriterium „tiergerechte Haltung“. Diese Beurteilung wird sich mit den immer massiver auftretenden Folgen des Klimawandels verändern, denn die gesellschaftliche Akzeptanz zur Pferdehaltung wird neben dem bisher schon vorhandenen Beurteilungskriterium „tiergerechten Haltung“ immer mehr auch vom Kriterium „Nachhaltigkeit“ und „Klimaneutralität“ abhängen. Gelingt der Wandel in der Pferdehaltung zu Tiergerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz nicht, wird die Pferdehaltung mitsamt dem Pferdesport diese so wichtige gesellschaftliche Akzeptanz verlieren und sich zu einer Randerscheinung bei uns in Deutschland entwickeln.

Ohne Wandel in der Pferdehaltung zu Tiergerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz wird die gesellschaftliche Akzeptanz verloren gehen.

Wie anspruchsvoll eine tiergerechte, nachhaltige und klimaneutrale Pferdehaltung ist und welche tiefgreifende Veränderungen es bedarf, wird exemplarisch an nur einem Detail deutlich:

Um Großpferde mit ausreichend Saft- und Raufutter versorgen zu können, wurde bis zur Jahrtausendwende, je nach Witterung und Bodenqualität, nach guter fachlicher Praxis eine erforderliche Dauergrünlandfläche von 0,5 – 1 Hektar (5.000m2 – 10.000m2) angesehen. Dieser hohe, vierfach auch bei Pferdehaltern*innen unterschätzte Flächenbedarf ist notwendig, weil tiergerecht gefütterte Pferde mindestens 2 kg Heu bzw. 8 kg Gras je 100 kg Lebendmasse an jeden Tag benötigen. Das entspricht etwa dem Bedarf von 100 m2 Grünland mit einer Graslänge von ca. 20 cm an jedem Tag. Unter dem Einfluss des Klimawandels mit seinen Ertragseinbußen muss in den nächsten Jahren mit einem Dauergrünlandbedarf von mindestens 1 – 1,5 Hektar/Großpferd kalkuliert werden.

Unter dem Einfluss des Klimawandels mit seinen Ertragseinbußen muss in den nächsten Jahren mit einem Dauergrünlandbedarf von mindestens 1 – 1,5 Hektar/Großpferd kalkuliert werden.

Um den Grünlandbedarf für die tiergerechte Pferdehaltung der schätzungsweise 1,25 bis 1,5 Millionen in Deutschland gehaltenen Pferde zur Verfügung zu stellen, müssten alle im Jahr 2020 existierenden Dauergrünlandflächen in Norddeutschland (Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg- Vorpommern) ausnahmslos für die in Deutschland gehaltenen Pferde genutzt werden. Selbst die Dauergrünlandflächen der norddeutschen Bundesländer werden bald nicht mehr ausreichen, da Jahr für Jahr immer mehr Dauergrünlandflächen umgebrochen und als Ackerland umgenutzt werden. In ganz Deutschland wird schützenswertes, wertvolles Dauergrünland für Straßenbau, Industriebau und Wohnbebauung aufgegeben.

In den letzten 40 Jahren ist 40% des Dauergrünlandes verloren gegangen und gleichzeitig der Pferdebestand um 400% gestiegen.

Eine Zahl macht die Entwicklung von Tierzahl und Grünlandfläche deutlich: Seit 1979 ist der Pferdebestand um 400% gestiegen und gleichzeitig 40% des Dauergrünlandes aufgegeben worden. Stehen die notwendigen Dauergrünlandflächen nicht zur Verfügung und der Pferdebesatz ist höher als 1 Tier je Hektar, kommt es zu einer Entkopplung von Tier und Fläche, also zu einer Übernutzung. Neben der tiergerechten Haltung der Pferde ist das Dauergrünland aus einem weiteren Grund besonders schützenswert:

Deutschlands Pferde benötigen die Fläche der gesamten norddeutschen Bundesländer für sich alleine um satt zu werden.

Obwohl Pferdeleute bei Befragungen immer wieder angeben, dass sie sich mit ihrem Pferd und der Natur verbunden fühlen, ist Überweidung sowie vernachlässigte oder fehlerhafte Grünlandpflege alltägliche Praxis in der Pferdehaltung: Bodenverdichtung mit wechselfeuchten Bedingungen (matschig/steinhart), Narbenlücken, Ausbreitung unerwünschter, teils giftiger Pflanzen, Artensterben von Flora und Fauna, mangelndes Pflanzenwachstum, geringere Wurzelbildung, deutlich reduziertes Bodenleben, geringere CO2– Fixierung, geringere Wasserhaltekapazität, geringere Durchleitung der Niederschläge in tiefere Bodenschichten und in das Grundwasser, deutlich reduzierte Grünlanderträge, Freisetzen von klimaschädigenden Gasen z.B. durch Umbruch, usw.

Verdichtete Böden sind nach Niederschlägen schlammig und bei Sonnenwetter steinhart

Vernachlässigtes Pferdegrünland ist leider Alltag in der Pferdehaltung

Es passiert also genau dasselbe, wie bei der von den meisten Pferdehaltern kritisierten Massentierhaltung, die Tiere werden auf der zur Verfügung stehenden Fläche nicht satt. Die Folge ist eine deutliche Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung mit den typischen, negativen Auswirkungen auf die Diversität von Pflanzen und Tieren, Boden- und Grundwasserhaushalt, Bodenleben und Klimaneutralität.

Massentierhaltung in der Pferdehaltung?

Da selbst die intensivierte Grünlandwirtschaft nicht ausreicht, die mehr als 1 Million Pferde in Deutschland tiergerecht mit ausreichend Saft- und Raufutter zu ernähren, wird auf vermehrten Kraftfuttereinsatz zurückgegriffen und werden zunehmend Futtermittel aus nicht so wohlhabenden und/oder weitentfernten Ländern importiert. Alleine durch den aufwendigen Transport wird die Atmosphäre durch vermeidbares, klimaschädliches Gas belastet.

Wir haben die Verpflichtung, mit Roh- und Grundstoffen liefernden Ländern fair umzugehen, damit sie eine resiliente Wirtschaftsweise erreichen und sich so von einer dauerhafter Abhängigkeit befreien können.

Neben der Klimaschädigung werden den Anbauländern Roh- und Grundstoffe entzogen und sie an einer eigenständigen Nutzung und Wertschöpfung gehindert. Anders ausgedrückt: Wir beuten Drittländer für unseren Luxus aus, verhindern deren eigene Entwicklung zu einer resilienten Wirtschaftsweise und belasten zusätzlich durch unser luxuriöses Verhalten das globale Klima, also auch deren Klima. Das erinnert ein wenig an Kolonialismus, von dem wir glaubten, den überwunden zu haben. 

Nachhaltigkeit ist gleichzeitiges sozialverantwortliches, umweltschonendes und ökonomisches Handeln

Nur eine einzige Facette der Betrachtung macht die Komplexität einer tiergerechten, nachhaltigen und klimaneutralen Pferdehaltung sichtbar.

Weitere Facetten in der Pferdehaltung sind die Bodenverdichtung durch immer schwerere Traktoren und Anbaugeräte, zu tiefe Schnitte, mangelnde Narbendichte, Narbenschäden durch Beweidung zu nasser Weiden, nicht angepasste Nährstoffversorgung, mangelnde Weidehygiene, uvm. Nicht ohne Grund sprechen Fachleute nicht ohne Grund von Grünlandmanagement.

Narbenschäden durch Befahren zu nasser Böden

Deutlich wird, dass Nachhaltigkeit, also sozialverantwortliches, umweltgerechtes und somit klimaneutrales und ökonomisches Handeln, der einzig erfolgversprechende Weg für Pferdhalter*innen sein kann. Alle Pferdehalter*innen müssen sich der Verantwortung bewusst sein, dass ihre Pferde auf Grünland stehen, dass besonders wertvoll und deshalb schützenswert ist. 

Pferdehalter*innen haben die Verantwortung nicht nur für ihre Tiere, sondern auch für ihr wertvolles und schützenswertes Dauergrünland übernommen.

Die Begrenzung des Klimawandels gelingt Pferdehaltern*innen nur, wenn sie die Anzahl ihrer Pferde an die vorhandene Grünlandflächen koppeln und gleichzeitig einen umfassenden Dauergrünlandschutz betreiben. Dann, nur dann, ist Pferdehaltung nachhaltig: tiergerecht, klimaneutral, sozial und ökologisch verantwortbar.

Diese Beiträge helfen Dir weiter:

Quellen:

Die verwendetenZahlen stammen vom Statistischen Bundesamt.

  • Deutschland besitzt 180.000 km2 landwirtschaftliche Fläche (gerundet), davon sind 28,5% Dauergrünland.
  • Die landwirtschaftliche Fläche der Bundesländer: BW 16.000 km2, Bay 32.000 km2, Bra 14.000 km2, Hes 9.000 km2, Mek 14.000 km2, Nid 27.000 km2, NRW 15.000 km2, RPf 8.000 km2, (Zahlen gerundet)
  • Die Dauergrünlandfläche wird für die Überschlagsrechnung mit dem Faktor 0,3 x landwirtschaftliche Fläche (gerundet) ermittelt.
  • Die Bundesländer Saar, HH, HB wurden nicht ermittelt.
  • 1 Mio besitzen persönlich mindestens 1 Pferd, die reale Pferdeanzahl wird offiziell auf 1,25 bis 1,5 Mio Pferde in D geschätzt