Hitzerekorde, Dürre und Waldbrände
Offenbach, 29. Juli 2022 – Während der Juli 2021 mit regelmäßigen Gewittern und katastrophalen Starkregenfällen für Aufsehen sorgte, zeigte der diesjährige Heumonat einen völlig gegensätzlichen Witterungsverlauf. Im Juli 2022 sorgten regionale Hitzerekorde von der Norddeutschen Tiefebene bis an die Ostseeküste genauso für Schlagzeilen wie Dürre in vielen Regionen sowie große Wald- und Feldbrände im Osten der Republik. Von wenigen „erfrischenden Tagen“ abgesehen war die Witterung mehr mediterran als typisch mitteleuropäisch. Insgesamt fiel der Juli 2022 deutlich zu warm, erheblich zu trocken sowie sehr sonnig aus. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
Dauersommer im Süden und Rekordhitze im Norden
Der Temperaturdurchschnitt lag im Juli 2022 mit 19,2 Grad Celsius (°C) um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 0,9 Grad. Nach dem viel zu warmen Juni sorgten vorübergehende Nordwestwinde im Verlauf der ersten Julidekade für eine kurze Sommerpause. Doch mit Schwung und in Wellen kam die Hitze rasch zurück und gipfelte, so der DWD, am 20. in der Norddeutschen Tiefebene bei örtlich über 40°C. Selbst an der Ostsee kam man bei über 38 °C ordentlich ins Schwitzen. In der Südhälfte herrschte bis auf kurze kühlere Episoden ein Endlossommer. Bis zu 29 Sommertage (Höchstwerte von ≥ 25 °C) wurden gezählt. Dagegen wurden am 17. in den östlichen Mittelgebirgen einstellige Tiefstwerte gemessen. Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge meldete sogar frische 1,4 °C.
Bundesweit fiel im Mittel weniger als die Hälfte des üblichen Niederschlags
Im Juli fiel mit rund 35 Litern pro Quadratmeter (l/m²) weniger als die Hälfte des Monatsniederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 (78 l/m²). Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 erreichte die Monatssumme gerade einmal 40 Prozent. Größere Niederschläge gab es vor allem im Norden und mit über 100 l/m² im südlichen Alpenvorland. Andechs-Erling, 30 km südwestlich von München, meldete mit 66,5 l/m² am 25. den höchsten Tagesniederschlag. In Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen blieb es dagegen besorgniserregend trocken. Örtlich fiel mit Mengen von weniger als 5 l/m². Dürre und Hitze waren so die Grundlage für zahlreiche Feld- und Waldbrände. Hunderte Hektar brannten unter anderem in Brandenburg und in der Sächsischen Schweiz.
Besonders viel Sonnenschein im Südwesten
Mit 265 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im Juli ihr Soll von 211 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 25 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 lag die Abweichung bei +17 Prozent. Der Südwesten befand sich mit über 350 Stunden am längsten im Sonnenlicht. Im Norden nahm die Belichtungsdauer immer weiter ab und halbierte sich nahezu an der Nordsee.
Das Wetter in den Bundesländern im Juli 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)
Baden-Württemberg: Der Juli 2022 verfrachtete dauerhaft warme Luftmassen in den Südwesten. Am Oberrhein gab es bis zu 29 Sommer- und 14 Hitzetage. Am Ende wurde die südwestlichste Region mit einer Julitemperatur von 20,4 °C (17,1°C) als zweitwärmste und mit 325 Stunden (229 Stunden) als sonnenscheinreichste Region definiert. Mit 25 l/m² (91 l/m²) blieb die Niederschlagausbeute sehr gering.
Bayern: Dort betrug die Mitteltemperatur 19,6 °C (16,6 °C). In Regensburg stiegen die Höchstwerte an 14 Tagen auf über 30 °C. 280 Stunden (221 Stunden) strahlte die Sonne. Der zweite Sommermonat brachte sehr geringe 45 l/m² (101 l/m²). Den bundesweit höchsten Tagesniederschlag meldete das am Ammersee gelegene Andechs-Erling am 25. mit 66,5 l/m². An den Alpen und im südlichen Alpenvorland gab es Monatsniederschläge von über 100 l/m².
Berlin: In der Hauptstadt stieg die Julitemperatur auf 20,0 °C (18,3 °C) und Berlin-Buch gab am 20. mit 38,3°C sogar einen neuen Stationsrekord zu Protokoll. Der DWD erfasste nahezu 30 l/m² (53 l/m²) und 265 Sonnenstunden (224 Stunden) im Monatsverlauf.
Brandenburg: Im Juli rückte das Temperaturmittel in Brandenburg auf 19,3 °C (17,9 °C). In Langenlipsdorf, etwa 50 km südlich von Potsdam, wurden am 20. extreme 39,1 °C und damit ein neuer Julihöchstwert für das Bundesland erhoben. Nach dem trockenen Juni blieb auch der Juli niederschlagsarm. 35 l/m² (54 l/m²) wurden gemessen. Am 25. brach in Folge des Niederschlagsdefizits im Landkreis Elber-Elster auf einer Fläche von über 800 Hektar ein Großbrand aus. Die Julisonne zeigte sich 260 Stunden (223 Stunden).
Bremen: Die Freie Hansestadt war mit 18,3 °C (16,8 °C) ein verhältnismäßig kühles Gebiet. Am 20. stieg der Tageshöchstwert in Bremerhaven auf 35,9°C – das war ein neuer Allzeitrekord für die Station. 40 l/m² (75 l/m²) Flächenniederschlag und knapp 215 Sonnenstunden (192 Stunden) wurden beobachtet. Bremen war das sonnenscheinärmste Bundesland.
Hamburg: Der Juli 2022 brachte der Hansestadt einen neuen Temperaturrekord. So wurden aus Hamburg-Neuwiedenthal am 20. extrem heiße 40,1 °C gemeldet. Die Monatsmitteltemperatur erreichte 18,4°C (17,0 °C) und die Niederschlagsmenge rund 45 l/m² (77 l/m²). Fast 235 Stunden (201 Stunden) kam die Sonne zum Vorschein.
Hessen: Mit 19,5°C (16,9 °C) war es im Juli deutlich zu warm. Insbesondere das Rhein-Main-Gebiet meldete nahezu durchweg sommerliche Temperaturen von ≥ 25 °C. Am 20. gab es mit Höchstwerten von 37 bis 39 °C den heißesten Tag des Jahres. Auf einen weiteren Hitzepeak am 25. folgten vor allem in Osthessen schwere Gewitter. Doch flächendeckende Niederschläge blieben eine Seltenheit, so dass der Juli 2022 mit rund 25 l/m² (73 l/m²) in Hessen als Vierttrockenster in die Geschichtsbücher einging. Es kam zu mehreren Feld- und teils größeren Waldbränden. Sehr sonnige 275 Stunden (204 Stunden) standen in der Bilanz.
Mecklenburg-Vorpommern: Das Bundesland war mit 18,3 °C (16,8 °C) die zweitkühlste und mit 45 l/m² (66 l/m²) eine vergleichsweise nasse Region. Komplett verschont blieb das oftmals mäßig warme Bundesland von der Hitze jedoch nicht. Auch hier traten am 20. neue landesweite Hitzerekorde auf. Boizenburg, 50 kmsüdwestlich von Schwerin, stand mit 39,4 °C ganz oben auf dem Hitzetreppchen und selbst an der Küste gab es teils über 38 °C. 260 Stunden (223 Stunden) lächelte die Sonne.
Niedersachsen: Niedersachsen zählte im Juli 2022 mit 18,4 °C (16,7 °C) zu den kühleren Bundesländern. Am 20. maß der DWD aber in Barsinghausen-Hohenbostel, 20 km westlich von Hannover, mit 40,0 °C einen neuen Bundeslandrekord. Die Niederschlagsausbeute fiel mit 35 l/m² (73 l/m²) sehr dürftig aus. 220 Stunden (191 Stunden) kam die Sonne zum Vorschein.
Nordrhein-Westfalen: NRW erlebte eine Mitteltemperatur von 18,8 °C (16,9 °C) und die mageren 35 l/m² (82 l/m²) waren genauso bemerkenswert wie die 240 Sonnenstunden (187 Stunden).
Rheinland-Pfalz: Der Juli 2022 war mit 20,0 °C (17,1 °C) und 305 Stunden (211 Stunden) nicht nur ungewöhnlich warm und sonnig, sondern setzte sich mit 10 l/m²(72 l/m²) auch als Zweittrockenster nach 1949 in Szene. Die heiße und trockene Witterung sorgte dabei für weiter fallende Pegel und Grundwasserspiegel sowie Feld- und Waldbrände. Zudem begünstigte sie die Entstehung von sogenannten Staubteufeln. Eine solche Kleintrombe wirbelte am 3. über einen Sportplatz in Gondershausen (Rhein-Hunsrück-Kreis) und verletzte mehrere Kinder.
Saarland: Hier war der Heumonat mit 20,9 °C (17,5 °C) außergewöhnlich warm und mit 7 l/m² (72 l/m²) nach 1949 der Zweittrockenste. Knapp 325 Stunden (226 Stunden) schien die Sonne. Damit stand das Saarland im Ländervergleich beim Temperaturranking ganz oben. Beim Niederschlag landete es auf den letzten Tabellenplatz.
Sachsen: Der Freistaat meldete im Juli 18,7 °C (17,2 °C). Am 25. griff ein Waldbrand von der Böhmischen Schweiz auf die Sächsische Schweiz über. Rasch brannte es auf 250 Hektar. In Bad Schandau wurde sogar Katastrophenalarm ausgelöst. Knapp 50 l/m² (69 l/m²) wurden im Landesmittel gemessen und 260 Stunden (210 Stunden) zeigte sich die Sonne. Sachsen war das zweinasseste Bundesland.
Sachsen-Anhalt: Im Juli 2022 wurde ein Temperaturmittel von 19,1 °C (17,6 °C) und erstmals seit Aufzeichnungsbeginn ein Tageshöchstwert von 40,0 °C – am 20. in Huy-Pabstorf, Landkreis Harz – gemessen. In der Fläche fielen im niederschlagsreichsten Bundesland gut 50 l/m² (52 l/m²) und die Sonne schien gut 255 Stunden (207 Stunden).
Schleswig-Holstein: Mit 17,3 °C (16,3 °C) war Schleswig-Holstein das kühlste Bundesland und überwiegend behaglich temperiert. Doch auch um die nördlichste Region machte die Hitze mit Rekorden keinen Bogen. Ganz vorne mit dabei war Grambek, 30 km südlich von Lübeck. Dort wurde am 20. mit 39,1 °C sogar ein neuer Höchstwert für das Bundesland aufgestellt. Mit fast 45 (80 l/m²) war es vergleichsweise nass und mit etwa 215 Stunden (210 Stunden) blieb Schleswig-Holstein eine sonnenscheinarme Gegend.
Thüringen: In Thüringen hatte der DWD vergleichsweise warme 18,8 °C (16,4 °C), ungewöhnlich trockene 40 l/m² (63 l/m²) und sonnige 245 Stunden (205 Stunden) im Juli 2022 erfasst.
Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)