Was kosten Futtermittel wirklich?

Knapper werdende Futtermittel durch vermehrt auftretende Extremwetterlagen wirken sich natürlich auch auf die Preise aus. Deshalb wird die ökonomische Betrachtung der Futtermittel immer wichtiger für den betrieblichen Erfolg. Üblicherweise werden Futtermittelpreise in der Landwirtschaft in Dezitonnen (dt) angegeben. Eine Dezitonne hat 100 kg.

Merke: 1 Tonne (t) = 10 Dezitonnen (dt) = 1.000 kg

Ich nenne Euch einmal mehrere Futtermittel und Ihr rangiert sie nach deren Preiswürdigeit:

  • Heu 18,00 €/dt
  • Futterhafer 19,00 €/dt
  • Qualitätshafer 20,00 €/dt
  • Körnermais 20,00 €/dt
  • Futtergerste 20,00 €/dt
  • Melasseschnitzel 25,00 €/dt
  • Sojaöl 45,00 €/dt

Wenn Ihr die Futtermittel nach ihrem dt- Preis, wie oben, geordnet habt, liegt Ihr leider falsch und solltet den Artikel weiterlesen.

Warum falsch?

Weil der tatsächliche Preis eines Futtermittels sich nicht am Ballen- bzw. Gebindepreis ausmachen lässt. Futtermittel sind am Abgabepreis weder zu beurteilen und deshalb auch nicht zu vergleichen. Die tatsächlichen Kosten sind nur zu ermitteln, wenn der Abgabepreis und der Nährstoffgehalt, wie der Energiegehalt, der Futtermittel in eine Relation gesetzt werden.

Wie ist das zu erklären?

Eigentlich ganz einfach: Was nützt das preiswerteste Angebot, wenn das Futtermittel wesentlich schneller verfüttert ist, um das Pferd satt zu bekommen?

Merke: Ein Futtermittel mit höherem Energiegehalt hält länger als ein Futtermittel mit niedrigem Energiegehalt.

Die im oberen Beispiel dargestellte Futtermittelliste ist nicht vollständig deklariert, um die Futtermittel nach ihrer Preiswürdigkeit korrekt zu rangieren. Es fehlt eine Angabe zu den Inhaltsstoffen und das sind in aller Regel die Energiegehalte.

Die Energiegehalte eines Futters für Pferde wird seit 2014 in Metabolische Energie des Pferdes (MEPferd) angegeben. Die Einheit der MEPferd ist MegaJoule (MJ). So benötigt z.B. ein ausgewachsenes, 600 kg schweres Warmblutpferd in Erhaltung 63 MJ pro Tag. Die gilt es jetzt täglich durch Futter aufzufüllen.

  • Futterhafer 19,00 €/dt, 9,5 MJ/kg, verursacht Energiekosten von 2,00 Cent/MJ
  • Qualitätshafer 20,00 €/dt, 10,5 MJ/kg, verursacht Energiekosten von 1,96 Cent/MJ
  • Körnermais 20,00 €/dt, 12,7 MJ/kg, verursacht Energiekosten von 1,57 Cent/MJ
  • Futtergerste 20,00 €/dt, 11,5 MJ/kg, verursacht Energiekosten von 1,74 Cent/MJ
  • Sojaöl 45,00 €/dt, 38 MJ/kg, verursacht Energiekosten von 1,18 Cent/MJ
  • Melasseschnitzel 25,00 €/dt, 10,6 MJ/kg, verursacht Energiekosten von 2,36 Cent/MJ
  • Heu 18,00 €/dt, MEPferd 6,7 MJ/kg, verursacht Energiekosten von 2,69 Cent/MJ

Also muss die Liste der preisgünstigsten Futtermittel, beginnend mit dem preiswürdigsten, in diesem Beispiel so geordnet werden:

  • Sojaöl
  • Körnermais
  • Futtergerste
  • Qualitätshafer
  • Futterhafer
  • Melkasseschnitzel
  • Heu

Hinweis: Das ist ein einfaches Rechenbeispiel, arbeitet mit möglichen Preisen und hat nichts mit gute/schlechte, notwendige/nicht notwendige Futtermittel zu tun. Wenn z.B. 8 kg Heu und 1 kg Qualitätshafer gefüttert werden, dann kostet die tägliche Ration 8 x 2,69 Cent und 1x 1,96 Cent.

Nun könnte ein Leser meinen, dieses alles hat nur mit Haarspalterei zu tun, in der Praxis aber völlig nutzlos und überflüssig. Ein Grosspferd mit 600 kg LM, hat in Erhaltung, im Jahr einen Energie- Bedarf von 22.680 MJ. Und diesen Bedarf gilt es zu decken. Mit der Kenntnis der Kosten eines MegaJoule- Energieeinheit können sehr rasch die Futterkosten ermittelt und optimiert werden.

Wie kommen Pferdehalter an seriöse und aktuelle Bedarfszahlen sowie unabhängige Inhaltsstoffe der einzelnen Futtermittel? Ganz einfach: Mit Hilfe einer Futterwerttabelle.

Ich habe eine einfache Futterwerttabelle zusammengestellt, die bereits die neuesten Versorgungsempfehlungen für Pferde nach den Bedarfsnormen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GFE) beinhaltet.Die gibt es bereits für kleines Geld (€ 4,99) beim Verlag, im stationären Buchhandel zu bestellen, in vielen Onlinebuchhandlungen und auch bei Amazon.

Tipp:

Vor und nach 2014 wurde mit unterschiedlichen Analysetechniken gearbeitet. Die veraltete Energieangabe „Verdauliche Energie“ vd.E ist höher als die neue Energieangabe MEPferd beide Energiewerte dürfen nicht vermischt werden. Zu Fehklern kann es leicht kommen, weil die neue und alte Energieanalyse ein Ergebnis in Megajoule hat, Dieser Hinweis ist besonders wichtig, weil viele Futtermittelfirmen ihre Futtermittel noch nach der alten Methode deklarieren. Vermischen Pferdehalter beide Systeme, passen Energiebedarf und Futtermittelgehalt nicht zusammen, es kommt zu gravierenden Fütterungsimbalancen!

Pferdehalter sollten nur Handelsfuttermittel kaufen, die die Energiegehalte in Metabolische Energie (MEPferd ) deklarieren.

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