Der Juli war deutschlandweit wesentlich nasser (+ 147%) und dennoch deutlich wärmer (+ 1,5°C) als die in der international festgelegten Referenzperiode ermittelten Messwerte. Scheinbar ein Widerspruch?

Bei der Beantwortung dieser Frage hilft die Beschäftigung mit der Thermodynamik: Luft ist in der Lage, Wasser (flüssig) in Form von Wasserdampf (gasförmig) aufzunehmen. Dabei gibt es eine Höchstgrenze der Wasseraufnahme, die bei 100% Luftfeuchte erreicht wird. Ist das der Fall, kann die Luft kein weiteres Wasser mehr aufnehmen: Mit der Folge, dass z.B. nasse Wiesen oder Kleidung usw. nicht trocknen können, obwohl hohe Lufttemperaturen vorherrschen. Es entsteht in diesem Klima auch keine Verdunstungskälte. Schwitzen ist zwecklos. Genau dieses subtropische Klima herrscht in der Regenzeit in Asien.
Der aktuelle Wasserdampfgehalt der Luft, also die aktuelle Luftfeuchte, wird meist mit einem Haar- Hygrometer oder einem mehrheitlich von Wissenschaftlern und Technikern eingesetztem, exakter arbeitenden Spirometer ermittelt. Jetzt kommt aber ein ganz wichtiger Zusatz: Die Masse der maximalen Wasserdampfspeicherung (g/m3) der Luft ist von der Temperatur abhängig. Kurz gesagt, je wärmer die Luft, desto höher die Fähigkeit zur Wasserdampfspeicherung. Dabei verhält sich die Steigerung des maximal möglichen Wasserdampfgehaltes der Luft in Abhängigkeit der Temperatur nicht linear, sondern exponentiell, wie in der Tabelle aufgeführt:
| Temperatur T(°C) | maximaler Wasserdampfgehalt m (g/m3) = absolute Feuchte = 100% Luftfeuchtigkeit |
|---|---|
| -20° | 0,900 |
| -10° | 2,150 |
| 0° | 4,840 |
| 5° | 6,825 |
| 10° | 9,400 |
| 15° | 12,850 |
| 20° | 17,300 |
| 21° | 18,350 |
| 22° | 19,400 |
| 23° | 20,550 |
| 24° | 21,800 |
| 25° | 23,050 |
| 30° | 30,350 |
| 35° | 39,600 |
| … |
Es gibt also nicht DIE eine Luftfeuchtigkeit, sondern nur die Luftfeuchtigkeit bei der Temperatur x. Deshalb wird die Luftfeuchtigkeit (auch Luftfeuchte genannt) immer nur korrekt als relative Luftfeuchtigkeit (% r.L.) bezeichnet.
Beispiel: Bei 20°C Lufttemperatur kann in einem Kubikmeter Luft maximal 17,300 g Wasser in Form von Wasserdampf gespeichert werden. Zeigt ein Hygrometer z.B. 65% relative Luftfeuchtigkeit an, enthält ein Kubikmeter Luft mit einer Temperatur von 20°C exakt 11,245 g Wasser in Form von Wasserdampf. Steigt diese Luft nach oben in höhere Luftschichten, wird sie meist kälter. Große Gewitterzellen steigen bis zum Rande der Troposphäre. Dort in 10 – 15 km Höhe kann schon bis zu -50°C° recht kalt werden. Schon bei -20°C sinkt die maximal mögliche Wasserdampfaufnahme drastisch auf 0,900 g/m3. Ganze 10,345g/m3 können nicht mehr im gasförmigen Zustand in der Luft gehalten werden, sie wechseln den Aggregatzustand von gasförmig zu flüssig: Es regnet bzw. es hagelt. Ob der Hagel oben in der Wolke eisförmig die Erde wieder erreicht hängt von der jeweiligen Wettersituation ab. Während die Eiskörner mit großer Geschwindigkeit aus Höhen von 10 -15 km Höhe stürzen, entsteht durch Reibung Energie. Sichtbar wird die Energie an Blitzen, die sich entladen. Nun kann man/frau denken, das sind ja nur ein paar Gramm, dann muss bedacht werden, dass alleine in der Troposphäre (Bereich 0 – 15 km) auf einen Kubikmeter Luft auf dem Boden 14.999 Kubikmeter Luft stehen. In diesen 15.000 Kubikmetern würden also in unserem Beispiel 155,175 kg Wasser frei werden. Auf einem Hektar Wiese (10.000 m2) wären das dann 1.551.750 kg Wasser, also 1.500.750 l Wasser!
Jetzt zu der derzeitigen Wettersituation im Juli 2025: Obwohl der Juli sich deutlich zu nass in Deutschland präsentierte, ist er dennoch mit 1,5°C erheblich wärmer als in der internationalen Referenzperiode 1961 – 1990.
Der jetzt vergangene Juli 2025 war deutschlandweit trotz „Schietwetter“ immerhin noch durchschnittlich 1,5°C wärmer.
| Bundesland | Temperatur-Abweichung von der internationalen Referenzperiode |
|---|---|
| Berlin | + 1,1 |
| Brandenburg | +1,1 |
| Bremen | +1,9 |
| Hamburg | +1,7 |
| Hessen | +1,5 |
| Mecklenburg- Vorpommern | +1,8 |
| Niedersachsen | +1,7 |
| Nordrhein- Westfalen | +1,5 |
| Rheinland- Pfalz | +1,4 |
| Saarland | +1,3 |
| Sachsen | +0,8 |
| Sachsen- Anhalt | +1,2 |
| Schleswig- Holstein | +2 |
| Thüringen | +1,7 |
Es lässt sich nicht leugnen, die Temperatur war im Juli 2025 in den Bundesländern durchschnittlich 1° bis 2° wärmer als in der Referenzperiode. Das bedeutet natürlich auch, dass die Luft mehr Wasser in Form von Wasserdampf speichern konnte.
Beispiel:
Bei einer früher üblichen Durchschnittstemperatur von 20°C und einer jetzigen durchschnittlichen Temperaturerhöhungvon +1°C kann die Luft maximal 1,05 g Wasser/m3 mehr speichern und abregnen lassen. Natürlich ist auch die Bewölkung stärker. Bei einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur um +2°C in unserem Beispiel, kann die Luft die maximale Wasserdampfspeicherung um 2,1 g Wasser/m3 erhöhen und natürlich auch mehr Wasser abregnen. Und da sind wir beim Schietwetter: wolkiger, trüber, regnerischer, vermehrte Gewitterneigung mit Unwetterpotential. Die Wahrscheinlichkeit von Gewittern steigt auch deshalb, weil weil sich durch die höhere Feuchtigkeit in der Luft auch mehr Energie anreichern kann.
Quizzfrage:
1. An einem Wintertag (5°C, 30% r.L.) sowie einem Sommertag (30°C, 70% r.F.) haben die Pferde Auslauf. An welchem Tag (Sommer- oder Wintertag) trocknet ein nassgeschwitztes Pferd auf dem Außenpaddock schneller ab?
2. Wann trocknet die Haut schneller aus: Im Sommer oder im Winter?
Fazit: Das nassfeuchte Wetter ist neben anderen Faktoren, wie z.B. das sog. Standwetter, ganz wesentlich durch die weiter steigenden Durchschnittstemperaturen infolge des Klimawandels zu erklären.

Noch ein Tipp für Regentage: Wer ein wenig mehr wissen möchte über die relative Luftfeuchtigkeit, besonders im Pferdestall, der kann sich einmal mit diesem Buch beschäftigen. Eine gute Möglichkeit dämpfige Pferde zu vermeiden, denn zu feuchte Luft ist eine der Hauptgründe für Atemwegserkrankungen beim Pferd.

