
Die Bodenreaktion ist die Wirkung der Säure bez. der Base (Lauge) auf den Boden. Fachlich ausgedrückt: Die Wirkung der Azidität bzw. Alkalität (Basizität) auf den Boden. Ausgedrückt wird die Azidität bzw. Alkalität mit dem pH- Wert.
Der pH- Wert hat große Auswirkungen auf den Boden, besonders auf das Bodenleben, denn Säure dezimiert das Bodenleben, es wirkt desinfizierend und reduziert die im Boden lebenden wertvollen Bodenbakterien, Viren und Pilze. Je saurer ein Boden, desto geringer die Bodenaktivität. Bodensäure neutralisiert Kalk und behindert dadurch die Fähigkeit des Bodens stabile Krümel (Bodenkolloide) zu bilden.
Saure Böden sind in aller Regel weniger belüftet, weniger wasserdurchlässiger und -aufnahmefähig, besitzen ein reduziertes Bodenleben mit geringerer Umwandlung von organischen Materialien in pflanzenverfügbaren mineralischen Boden.
Generell kann gesagt werden, dass die Pflanzenverfügbarkeit von Mikronährstoffen und auch Schwermetallen deutlich zunimmt. Damit enthält auch das Futter höhere Schwermetallgehalte. Das gilt auch für das für Planzen sehr toxisch wirkende Aluminium. Ebenfalls gilt die vermehrte Wurzelaufnahme bei sauren Böden auch für Eisen. Das ist übrigens der Grund, warum Pflanzen, die an saure Standorte angepasst sind, in aller Regel dunkelgrüne Blattfarbe haben, wie z.B. Rhododendron, Eibe, Ilex, Sauergräser (das sind die runden, schaumgefüllten, dunkelgrünen Gräser), usw., weil Eisen die Produktion des grünen Blattfarbstoffes (Chlorophyll) steigert. Das ist übrigens der Grund, warum Rasen durch die Düngung mit Eisen-II-Sulfat satter grün wird.

Das Pferdegrünland ist in Mitteleuropa in aller Regel menschenbeeinflusstes Kulturland, also anthropogen beeinflusst. Ohne Bewirtschaftung würde bei uns immer Wald entstehen.
Weil in Mitteleuropa die Böden von Wiesen und Weiden grundsätzlich immer saurer werden, muss der Boden in regelmäßigen Abständen abgepuffert werden, also die Säure reduziert werden.
Gründe für die normale Bodenversäurung sind:
- Wurzelsäureausscheidung. Diese entsteht bei der Nährstoffaufnahme und der Energieumwandlung (Dissimilation). Die ausgeschiedene Säure hilft der Pflanze im übrigen bei der Verwitterung von Steinen und Nutzung der dann freiwerdenden Nährstoffe.
- Wiesen und Weiden haben die größte Pflanzendichte aller Kulturen und somit die mengenmäßig größte Wurzelsäureausscheidung.
- Verlust von Kalzium wegen zunehmender Bodenversäurung
- Saurer Regen
- Säureeintrag durch Mineralisierung und Nitrifikation
- Schädigende Stickstoffeinträge (Wachstumsdünger). Derartige Anreicherungen (Eutrophierungen) mit Stickoxiden (NOx) stammen aus Abgasen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, wie Kohle oder Öl (z.B. Autoverkehr) entstehen. Die Wirkung der „Düngung“ bewirkt vermehrtes Wachstum des Grünlandes und somit vermehrte Wurzelsäureausscheidung
Wie stark die Versäurung des Bodens ist, beantwortet die Messung des pH- Wertes. Die LUFA misst nicht nur den pH- Wert, sondern ermittelt einen Zielwert, der abhängig ist von der Lage, der Bodenart, dem Humusgehalt, dem Ertrag, der Nutzung, dem Bewuchs. Zielwerte können zwischen pH 4 – 7 liegen.
Merke: Wegen der unvermeidlichen Bodenversäurung des Dauergrünlandes ist eine Abpufferung der Bodensäure, in aller Regel mit Kalk, regelmäßig notwendig. Die zielgenaue Kalkung sorgt auch dafür, dass die Pflanzen Dürrezeiten wesentlich besser überstehen können und obendrein das Futter für die Pferde genügend Kalzium für harte Knochen enthält, besonders für trächtige, taktierende und wachsende Tiere.

Sauergräser (auch das Erdmandelgras) mögen kein freies Calcium, keine gute Bodenstruktur. Mehrfach wird bei Sauergräsern auf die erhöhte Eisenaufnahme hingewiesen. Gute Eisenverfügbarkeit weist auf gehemmte Durchlässigkeit hin. Nach G. Schilling (Pflanzenernährung und Düngung) „kommt ein Eisenmangel auf sauren Böden mit Manganüberschuss vor.“
Je schwerer der Boden, umso höher der Manganwert. Mein Ansatz: feinvermahlener Kalk (z. B. Kreidekalk, Konverterkalk, Rothaarkalk) mit bis zu 500 kg/ha zum Saatzeitpunkt der Saat auf die Krume streuen, max. Einarbeitung bei Düngung vor der Saat des Kalkes bis zur Ablagetiefe des Kornes. Darüber hinaus Förderung der Bodenbiologie mit Spurenelementen, Humin-, Fulvo- und Aminosäuren, evtl. auch Hefe usw.. Natürlich gehören artenreiche Zwischenfrüchte dazu. Der pH Wert hat keine Aussagekraft über das verfügbare Calcium im obersten Krumenbereich. Hier hilft dem Praktiker 10% Salzsäure. Je höher das Calcium im getesteten Bereich, um so heftiger ist die Reaktion bei der Applikation einiger Tropfen der verdünnten Salzsäure, vom leichten Knistern bis zur heftigen Schaumbildung im getesteten Boden.
Wichtiges Instrument ist eine gute Beobachtungsgabe, um bei Problemen und auch bei Erfolgen die Einflussfaktoren richtig einordnen zu können.
Hallo Josef,
danke für den interessanten Kommentar zum Basic-Thema Bodenreaktion. Beim Durchlesen ist mir aufgefallen, dass Du Deine Erfahrungen zum Ackerbau und nicht zur Dauergrünlandführung schilderst.
Beim Dauergrünland ist es wichtig, dass der Boden mitsamt seiner an die Region angepassten Grassortenen erhalten wird und nicht die Bodenart und deren Vegetation komplett verändert wird. So soll z.B. ein Moorboden trotz Grünlandnutzung auch immer noch ein Moorboden bleiben. Deshalb ist es beim Grünland besonders wichtig, dass der pH- Wert mit der Bodenart und dem Ertrag zusammen bewertet wird und daraus dann eine Düngeempfehlung für eine eventuell notwendige Kalkung gegeben wird. Damit der Boden im Wurzelbereich, also da wo die Nährstoffe von der Pflanzen gebraucht werden, analysiert wird, werden Bodenproben im Dauergrünland selbstverständlich in einer Tiefe von 10 cm genommen. Beim Ackerbau sind das 30 bis 50 cm.
Eine Ermittlung des Kalkbedarfes mittels einer Säure (10%) ist theoretisch möglich (Säure + Lauge > Wasser + Salz + CO2), aber für eine Düngeplanung überhaupt nicht differenziert genug. Das geht meines Erachtens nur über die solide pH- Wert- Messung aus einer fachgerecht gewonnenen Bodenprobe. Das Hantieren mit Säure ist auch nicht risikolos, das sollten alle möglichen Anwender wissen. Bei Lehrveranstaltungen und deren Exkursionen werden Kalkböden durch eindrucksvolle Schaumbildung erklärt. Das habe ich selber auch oft gemacht.Diese Feldmethode beantwortet nur die Frage, ob es sich um einen Kalkboden handelt oder nicht. Das ist immer wieder spektakulär und eindrucksvoll. Aber zur Analytik eines Bodens mit abgeleiteter Düngeempfehlung ist diese Methode überhaupt nicht geeignet.
Meine kleinen Basics- Artikel sind nur zur generellen, punktuellen Info vorgesehen und für das gesamte Thema solltest Du auch einmal mit der Such- Lupe nach den Stichworten „Bodenprobe“, „Pflanzennährstoffe“, „Kohlenstoffzyklus“, „Bodenprobe“, „pH- Wert“ suchen und die einzelnen Artikel lesen.
Grundsätzlich empfehle ich immer bei der Bodenprobe sich an eine LUFA (Landwirtschaftskammer) oder ein Labor der zuständigen Landwirtschaftsämter zu wenden. Nur so wird ein wirklich anerkannter Standard bei der Messung und der resultierenden Düngeempfehlung gewährleistet. Die Nutzung dieses Standardverfahrens ist in der Tat bezahlbar und, das ist für mich wesentlich, frei von vorgeschlagenen Düngemitteln. So können sich sowohl konventionell als auch biologisch wirtschaftende Betriebe sich wissenschaftlicher Expertise bedienen und dann die Umsetzung selber je nach Betriebsführung planen und umsetzen. Also eine technikoffene Düngeempfehlung.
Nur noch ein Hinweis für alle Mitleser in Deutschland: In der Nachkriegszeit haben die Besatzungsmächte unterschiedliche Entscheidungen zum Aufbau der Agrar-Verwaltungen getroffen. In einigen Bundesländern gibt es deshalb Landwirtschaftskammern mit hoheitlichen Aufgaben, in anderen Bundesländern werden die hoheitlichen Aufgaben in der Landwirtschaft von den Landwirtschaftsministerien selber ausgeübt. Deshalb sind einerseits Landwirtschaftskammern mit ihren LUFA- Laboren für die Bodenproben und entsprechende Düngeempfehlungen zuständig, andererseits sind das in anderen Bundesländern Labore der Landwirtschaftsministerien. Einerseits könnte die regionale Aufsplitterung bei den landwirtschaftlichen Diensten kritisiert werden, andererseits sind regionale Institutionen sehr viel besser über die ortstypischen Verhältnisse z.B. beim Klima und beim Boden informiert und können so zielgenauer beraten.