Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter 2022

Deutschland erlebt eines der zwei wärmsten Jahre und einen Sonnenscheinrekord

Schietwetter im Norden? Vorurteil! Die Jahresniederschläge der einzelnen Bundesländer geben eine eindeutige Antwort.

Urlaub super – Grasertrag miserabel

Offenbach, 30. Dezember 2022 – Deutschland erlebte 2022 ein außergewöhnliches Wetterjahr. Der Temperaturrekord des Jahres 2018 von 10,5 Grad Celsius wurde zumindest eingestellt. Erst die abschließende Auswertung aller Stationsdaten des nationalen Wetterdienstes Anfang Januar wird zeigen, ob 2022 das wärmste Jahr seit Messbeginn war. Einen neuen Rekord gab es bei der Sonnenscheindauer. Mit einem Niederschlagsdefizit von etwa 15 Prozent waren die vergangenen zwölf Monate hierzulande sehr trocken. Auch beim Trend der Jahresmitteltemperatur gab es mit dem warmen Jahr 2022 einen weiteren Anstieg: Seit 1881 ist es in Deutschland inzwischen 1,7 Grad wärmer geworden. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 1,6 Grad. Tobias Fuchs, Vorstand Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Das rekordwarme Jahr 2022 sollte für uns alle ein erneuter Ansporn sein, beim Klimaschutz endlich vom Reden zum Handeln zu kommen. Wir haben es bisher nicht geschafft, wirkungsvoll auf die Treibhausgasbremse zu treten. Die Erderwärmung schreitet nahezu ungebremst voran.“

Mehrere Hitzewellen im Juni und Juli
Im Jahr 2022 waren alle Monate im Vergleich zum Mittel der Referenzperiode 1961-1990 zu warm. Der August war im vieljährigen Vergleich der Zweitwärmste und der Oktober mit 2001 sogar der Wärmste entsprechende Monat. Insgesamt ergab sich nach DWD-Berechnungen eine Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius (°C). 2022 liegt damit um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 – 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 – 2020 betrug die Abweichung +1,2 Grad. Damit war 2022 neben 2018 vorläufig das wärmste Jahr seit Messbeginn. Platz 1 ist laut DWD nach Auswertung aller Daten noch möglich. Mehrere intensive Hitzewellen im Juni und Juli führten europaweit zu Temperaturrekorden. Die deutschlandweit höchste Tagestemperatur stammt ungewöhnlicherweise aus dem Norden des Landes. Am 20. Juli wurde in Hamburg-Neuwiedenthal ein neuer Stationsrekord von 40,1 °C festgehalten. Den Jahrestiefstwert meldete Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, am 18. Dezember mit -19,3 °C.

Februar und September ordentlich nass, Sommer hingegen erheblich zu trocken
Das sommerliche Niederschlagsloch, das ein Minus von gut 40 Prozent im Vergleich zur Referenzperiode 1961 -1990 erreichte, führte zu der geringsten Bodenfeuchte unter Gras seit 1961. Flankiert wurde diese Trockenphase allerdings von den deutlich zu nassen Monaten Februar und September. Im Jahresverlauf fielen im Deutschlandmittel rund 670 Liter pro Quadratmeter (l/m²). Das war ein Minus von etwa 15 Prozent verglichen mit der Referenzperiode 1961 – 1990 (789 l/m²). Ähnlich fiel der Vergleich mit der Periode 1991 – 2020 (791 l/m²) aus. Die höchste Tagessumme wurde in Babenhausen im Unterallgäu am 19. August mit 112,1 l/m²gemessen. An den Alpen prasselten in den vergangenen zwölf Monaten 1500 bis 2000 l/m²nieder. Im Nordosten gingen gleichzeitig die Mengen auf unter 500 l/m² zurück.

Dülmener Pferde im Frühjahr 2022

Mit etwa 2025 Sonnenstunden sonnigstes Jahr seit Messbeginn
2022 schien die Sonne im bundesweiten Mittel rund 2025 Stunden und lag damit etwa 30 Prozent über dem Referenzwert der Periode 1961 – 1990 (1544 Stunden). Im Vergleich zu 1991 – 2020 (1665 Stunden) betrug die positive Abweichung gut ein Fünftel. Im Südwesten schien die Sonne sogar über 2300 Stunden, in den östlichen Mittelgebirgen zeigte sie sich mit unter 1800 Stunden vergleichsweise seltener.

Das Wetter in den Bundesländern im Jahr 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Das Jahr 2022 begann mit einem viel zu milden Winter, in dem sich Kälte und Schnee ins höhere Bergland zurückzogen und dann vom sonnigsten März seit Messbeginn abgebaut wurden. Am 12. April meldete Baden-Württemberg als Vorreiter den ersten Sommertag der Republik, im Mai wurde dann auch die 30 °C-Marke geknackt. Prompt schloss sich dann nach 2003 der zweitwärmste Sommer und nach einem bereits ziemlich herbstlichen September der wärmste Oktober an. Dieser katapultierte mit dem sehr milden November den diesjährigen Herbst auf Platz 2 der Wärmsten. Richtig eisig und winterlich wurde nur die erste Dezemberhälfte. So erlebte Baden-Württemberg 2022 mit 10,9 °C (8,1 °C) das wärmste Jahr seit Messbeginn. Auch die Sonnenscheindauer erreichte mit 2185 Stunden (1607 Stunden) einen neuen Rekordwert. Die Jahresniederschlagsmenge betrug 810 l/m² (980 l/m²). Im Ländervergleich war Baden-Württemberg 2022 das sonnigste Bundesland.

Bayern: Auch der Freistaat blickt mit einem Temperaturmittel von 10,1 °C (7,5 °C) auf das wärmste Jahr seit Messbeginn zurück. Schon der Winter war sehr mild und Schneefall eher ein Berglandphänomen. An den sonnigsten März knüpfte der zweitsonnigste und auch zweitwärmste Sommer an. Rekordwarm wurde auch der Oktober und eisig die erste Dezemberhälfte. In Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, wurde infolge dessen am 18.12. mit -19,3 °C der deutschlandweit tiefste Jahreswert ermittelt. Insgesamt fielen im abgelaufenen Jahr 778 l/m² (941 l/m²) Flächenniederschlag. Die Alpen kamen sogar auf über 1500 l/m². Babenhausen im Unterallgäu erreichte am 19. August mit 112,1 l/m² den bundesweit höchstes Tagesniederschlag. Bayern war im Ländervergleich ein relativ nasses Bundesland, in dem die Sonne dennoch mit rund 2020 Stunden (1595 Stunden) außergewöhnlich schien.

Das Bodenwasser ist komplett verdunstet: der Boden reißt und zeigt die typischen Trockenrisse

Berlin: In der Hauptstadt zeigte sich das Jahr 2022 mit 11,2 °C (9,1 °C) nicht nur ungewöhnlich warm, sondern mit 403 l/m² (573 l/m²) auch viel zu trocken. So ließ Berlin als niederschlagsärmste Region alle anderen Bundesländer weit hinter sich. Die Sonne schien in den 2045 Stunden (1635 Stunden). Der März brachte sogar einen neuen Sonnenscheinrekord. Im November gab es einen Frostschock und im Dezember sogar 11 Tage Dauerfrost. Äußert mild ging es dann in das neue Jahr.

Brandenburg: Nach einem sehr milden Winter und dem sonnigsten März machte besonders der diesjährige Sommer Schlagzeilen. Trockenheit, Hitze und Waldbrände waren die prägendsten Ereignisse. Am 19. Juni befand sich der Süden in den Händen sengender Heißluft. Cottbus meldete extreme 39,2 °C und damit einen neuen Junirekord für Brandenburg. Eisig wurde es dann kurz im November und für längere Zeit im Dezember, wo im Mittel an 10 Tagen Dauerfrost beobachtet wurde. In der Jahresbilanz war 2022 mit 10,6 °C (8,7 °C) in Brandenburg ungewöhnlich warm. Deutlich zurück blieb die Niederschlagsausbeute mit 430 l/m² (557 l/m²). Brandenburg war die zweittrockenste Region in Deutschland. Die Sonnenscheindauer lag bei 2017 Stunden (1634 Stunden).

Bremen: Der viel zu milde Winter hatte Mitte Februar brachte eine Serie von Sturm- und Orkantiefs: Bremerhaven meldete am 18.2. Böen bis zu 126,0 km/h. Darauf folgte der sonnigste März und am 20. Juli trat in Bremerhaven mit 35,9 °C sogar ein neuer Temperaturrekord auf. Frostig wurde es im Dezember. Am 17.12. sackte das Quecksilber auf unter -10 °C. Im Ergebnis sorgte das Jahr 2022 für eine Mitteltemperatur von 11,0 °C (8,9 °C), 674 l/m² (726 l/m²) Niederschlag und 1985 Stunden (1474 Stunden) Sonnenschein.

Hamburg: Die Hafenmetropole meldete im Wetterjahr 2022 den sonnigsten März und am 20. Juli in Hamburg-Neuwiedenthal mit 40,1 °C einen neuen Altzeitrekord. Erstaunlich daran ist, dass dieser so weit im Norden gleichzeitig den deutschlandweit höchsten Jahreswert markiert. An den sehr warmen Sommer schloss ein äußerst milder und sonniger Herbst an. In der zweiten Dezemberdekade wurde es auch mal richtig eisig. Teilweise ging es auf knapp minus 10 °Czurück. Am Ende standen für das Jahr 2022 viel zu warme 11,0 °C (8,8 °C), 675 l/m² (750 l/m²) und sonnige 1985 Stunden (1507 Stunden) auf dem Zettel.

Hessen: Das mit 10,7 °C (8,2 °C) wärmste Jahr seit Messbeginn enthielt in Hessen auch den sonnigsten März und an einigen Orten Rekordschneefälle im April. Die Monate Juni, Juli und August entfachten einen Dauersommer, der vertrocknete Landschaften sowie verbrannte Wälder und Felder zurückließ. Nach dem sonnigsten und trockensten Sommer seit 1881 brachte der September den langersehnten Niederschlag. Der Oktober 2022 wurde neben 2001 zum Wärmsten gekürt. Erst in der zweiten Dezemberdekade fielen die Temperaturen massiv in den Keller. Ergebnis: eine Woche Dauerfrost. Im Bergland blieb die Temperatur teils zwei Wochen unter Null Grad. Die kleine Eiszeit endete mit einer markanten Glatteisregenlage und der Jahreswechsel erfolgte rekordmild. Unter dem Strich waren die vergangenen zwölf Monate mit 655 l/m² (793 l/m²) deutlich zu trocken. Die Sonnenscheindauer stellte mit 2025 Stunden (1459 Stunden) einen neuen Rekord auf.

Mecklenburg-Vorpommern: Im Nordosten war das Jahr 2022 mit 10,1 °C (8,2 °C) außergewöhnlich warm und mit 2015 Stunden (1648 Stunden) ausgesprochen sonnig. Rekordsonnenschein spendierte der März. Der 20. Juli war ein Tag mit neuen landesweiten Hitzerekorden. Boizenburg, 50 km südwestlich von Schwerin, stand mit 39,4 °C ganz oben auf
dem Hitzetreppchen und selbst an der Küste gab es teils über 38 °C. Neben 2006 folgte der wärmste Oktober. In der zweiten Dezemberdekade gab es Dauerfrost mit strengen Nachtfrösten. An Weihnachten und zum Jahreswechsel gehörte die kurze Winterepisode aber der Vergangenheit an. In der sehr trockenen Region fielen im Jahresverlauf 481 l/m² (595 l/m²).

Niedersachsen: Im zweitgrößten Flächenland erreichte die Jahresmitteltemperatur ungewöhnliche 10,7 °C (8,6 °C). Dazu fielen 635 l/m² (746 l/m²). Mitte Februar fegten Stürme über die Region und produzierten teils schwere Orkanböen an den Küsten. Ruhe und Rekordsonnenschein schenkte der März. Heiß wurde es im Juli, als am 20.7. in Barsinghausen-Hohenbostel, 20 km westlich von Hannover, mit 40,0 °C sogar ein neuer Bundeslandrekord aufgestellt wurde. Anschließend setzte der drittwärmste Herbst nach, ehe in der zweiten Dezemberdekade Väterchen Frost die Muskeln spielen ließ. Im ganzen Jahr kam die Sonne rund 1940 Stunden (1456 Stunden) zum Vorschein.

Nordrhein-Westfalen: In NRW verabschiedete sich das Wetterjahr 2022 mit 11,2 °C (9,0 °C) rekordwarm. Auch die Sonnenscheindauer stand mit 1984 Stunden (1440 Stunden) an der Spitze. Besonders der sonnige März stellte alles bisher Bekannte in den Schatten. Ende der zweiten Maidekade wurden die ersten heißen Tage des Jahres gemessen. Der darauffolgende Sommer war erschreckend trocken und der Herbst ungewöhnlich warm. In der zweiten Dezemberdekade gab es strenge Fröste, die mit gefährlichem Glatteisregen verbunden waren. In Nordrhein-Westfalen fiel ein Jahresniederschlag von 737 l/m² (875 l/m²).

Rheinland-Pfalz: 2022 war mit 11,2 °C (8,6 °C) vor Ort das wärmste Jahr. Die Sonne schien 2095 Stunden (1507 Stunden). Der März glänzte mit einer Rekordsonnenscheindauer und der Sommer war der zweitwärmste und trockenste. Der September bescherte der Flora und Fauna wohltuenden Niederschlag und sorgte so für eine deutliche Entspannung in der vorangegangenen Dürre. An den wärmsten Oktober seit Messbeginn hängte sich ein viel zu milder November. Die Niederschlagsmenge betrug 2022 rund 685 l/m² (807 l/m²).

Saarland: Auch die Saarländer erlebten mit 11,6 °C (8,9 °C) das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn und konnten 2140 Stunden (1571 Stunden) Sonnenschein messen. Verantwortlich dafür waren der sonnigste März sowie der zweitwärmste und gleichzeitig sonnigste Sommer. Dieser ging auch als historisch trocken in die Geschichtsbücher ein. Auffallend nass wurde dann der September, an den sich der wärmste Oktober nahtlos anschloss. Im November wurde es turbulent und gefährlich, als am Nachmittag des 17. November ein Tornado unter anderem in Remmesweiler, Urexweiler und Dirmingen schwere Schäden anrichtete. Schätzungen zufolge wurden Windgeschwindigkeiten um 180 km/h erreicht. In der zweiten Dezemberdekade etablierte sich eine markante Dauerfrostlage mit finalem Glatteisregen. Das Jahr 2022 brachte insgesamt 850 l/m² (944 l/m²). Alles eingerechnet war das kleinste Flächenland die wärmste und nasseste Region.

Sachsen: Ungewöhnlich warm und sonnig verlief hier das Jahr 2022, wie das Jahresmittel von 9,9 °C (8,1 °C) und die Sonnenscheindauer von 2015 Stunden (1549 Stunden) untermauern. Der dritte Monat des Jahres lag bezüglich Sonnenscheindauer sogar an der Spitze aller Märzmonate. Der Sommer und November befanden sich auf Platz 3 der Sonnigsten. Dazwischen gesellte sich der wärmste Oktober (mit 2001) seit Beginn der Datenerfassung. In der zweiten Dezemberdekade zeigte dann auch mal die Kälte ihre Krallen. Hinzukamen in den vergangenen 52 Kalenderwochen 580 l/m² (699 l/m²).

Klimawandel: Steppengras wächst in Deutschland

Sachsen-Anhalt: Letzte Berechnungen zeigen: 2022 war dort mit 10,6 °C (8,7 °C) eines der wärmsten und mit 2040 Stunden (1522 Stunden) das zweitsonnigste Jahr. Dazu gehörte 2022 auch den sonnigsten März und den zweitsonnigsten Sommer, in dem erstmals die 40,0 °C am 20. Juli in Huy-Pabsdorf, Landkreis Harz, gemessen wurden. Der Oktober ließ sich als Wärmster erkennen, auf den dann der drittsonnigste (eigentliche) „Nebelmonat“ folgte. Die zweite Dezemberdekade zeigte sich von ihrer eisigen Seite und der Jahreswechsel äußert mild. Mit 446 l/m² (548 l/m²) zählte das mitteldeutsche Bundesland zu den trockensten Regionen.

Schleswig-Holstein: Das ungewöhnlich warme Jahr brachte Mitte Februar eine Abfolge von Sturm- und Orkantiefs mit regional immense Schäden: Büsum in Dithmarschen verzeichnete am 18. Februar Orkanböen von bis zu 143,8 km/h. Aber auch die Sonne machte Schlagzeilen. Stichwort: Sonnigster März. Im Juli folgten Hitzerekorde. So wurde zum Beispiel in Grambek, 30 km südlich von Lübeck, am 20.7. mit 39,1 °C ein neuer Bundeslandrekord aufgestellt. Der Herbst ging als Drittwärmster in die Annalen ein. Nur in der zweiten Dezemberdekade wehte mal ein ganz anderer Wind, als Dauerfrost die Runde machte. In Zahlen zeigt sich das fürs Jahr 2022 eine Mitteltemperatur von 10,2 °C (8,3 °C), Niederschlagsmenge von 732 l/m² (788 l/m²) und Sonnenscheindauer von 1910 Stunden (1567 Stunden). Schleswig-Holstein war das sonnenscheinärmste Bundesland.

Thüringen: 2022 brach mit 10,0 °C (7,6 °C) und 1970 Stunden (1486 Stunden) Sonnenschein neue Rekorde. Der Winter fiel praktisch ins Wasser und war lediglich im Bergland erkennbar. Der März strahlte als Sonnigster und an dieser Strahlkraft nahm sich auch der Sommer als Zweitsonnigster ein Beispiel. Der Oktober krönte als Wärmster und der eigentliche Nebelmonat November zeigte als 4.sonnigster, wie ungewöhnlich viel Helligkeit in ihm stecken kann. Thüringen war 2022 ein kühles und ein „sonnenscheinarmes“ Bundesland. In den letzten 365 Tagen fielen darüber hinaus 562 l/m² (700 l/m²).

Steppenvegetation beginnt mit ca. 500 l/m2/a und weniger

Text: Deutscher Wetterdienst DWD, Fotos privat

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter April 2022

April, das ganze Programm

Offenbach, 29. April 2022 – Als Brückenmonat zwischen Spätwinter und Frühsommer ließ der April 2022 von seinem verfügbaren Wetterspektrum nichts unberücksichtigt. Mit stürmischen Episoden, regionalen Starkschneefällen, tiefen Nachtfrösten und ersten Sommertagen zeigte sich der Ostermonat in den ersten zwei Wochen launisch und bunt. Im Verlauf der zweiten Dekade setzte sich dann aber eine stabile und trockene Witterung durch. Es folgten ein sonniges Osterfest sowie das weitere Erwachen der Flora und Fauna. Ende des Monats läutete ein kleines Tief über dem Süden die bevorstehende Starkregen- und Gewittersaison so langsam ein. Unter dem Strich war der April etwas zu warm und bei ausgewogenem Flächenniederschlag recht sonnig. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

April, …

Anfängliche große Temperaturschwankungen verfestigten sich rasch aufs Mittelmaß
Das Temperaturmittel lag im April 2022 mit 7,8 Grad Celsius (°C) um 0,4 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung -1,2 Grad. Zunächst pendelte die Temperaturkurve auf und ab. Dabei gab teils tiefe Fröste und gebietsweise schon den ersten Sommertag. In der zweiten Monatsdekade konsolidierten die Werte aber auf ein durchschnittliches Aprilniveau. Das deutschlandweite Minimum wurde am 4. mit -14,6 °C in Meßstetten auf der Schwäbischen Alb gemessen. Das Monatsmaximum meldete das rund 60 kmwestlich gelegene Wolfach, mittlerer Schwarzwald, am 13. mit 26,0 °C. 

… April, …

Niederschlagsreicher Auftakt, dann längere Trockenphase
Im April fiel mit rund 55 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 5 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 mit 58 l/m². Er war damit der 14. zu trockene April in Folge. Verglichen mit der Periode 1991 bis 2020 gab es ein Plus von fast 25 Prozent. In der ersten Monatsdekade beförderte tiefer Luftdruck reichlich Niederschlag über weite Landesteile hinweg. Dabei traten am 2. und am 9. in der Mitte sogar Rekordschneehöhen auf. In der Nacht zum 9.4. gab es in einem schmalen Streifen über Rheinland-Pfalz und Südhessen zum Teil höhere Neuschneemengen als im gesamten Winter. In Ruppertsecken (RLP) wurden 16 cm, in Beerfelden (Odenwald) wurden 27cm Schnee gemessen, was dort einen neuen Schneerekord für den Monat April bedeutet. Am 8. meldete Baden-Baden-Geroldsau, Nordschwarzwald, mit 59,9 l/m² den bundesweit höchsten Tagesniederschlag. In den letzten Tagen des Monats drehte über Süddeutschland ein kleines Tief seine Kreise und beendete dort mit gebietsweisem Starkregen und örtlichen Gewittern die Trockenheit. Dagegen meldete der Nordosten teilweise mit Monatsmengen von unter 25 l/m² ein fortbestehendes Niederschlagsdefizit. Im Schwarzwald kamen über 150 l/m² zusammen.  

… der macht…

Sonnige Küstenregionen und wolkiges Mittelgebirgsland
Mit 195 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im April ihr Soll von 154 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um rund 20 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 betrug die positive Abweichung 5 Prozent. Nach trüben Tagen konnte die Sonne ab Ostern verlorenes Terrain wieder gut machen. Besonders privilegiert wurden im April die Küsten mit über 200 Stunden, an der Ostsee schien die Sonne sogar über 250 Stunden, in den Mittelgebirgen mit 150 Stunden deutlich seltener.

Das Wetter in den Bundesländern im April 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Der April 2022 brachte dem südwestlichsten Bundesland eine Temperatur von 8,2 °C (7,4 °C). Eisig kalt waren die ersten Nächte des Monats. So erfasste Meßstetten am 4. mit -14,6 °C den Tiefpunkt in Deutschland. 8 Tage später aber zeigte das Thermometer hier und da bereits auf „Sommer“ und Wolfach, mitten im Schwarzwald, meldete am 13. mit 26 °C sogar den bundesweit höchsten Aprilwert. Am 8. verbuchte Baden-Baden-Geroldsau, Nordschwarzwald, mit 59,9 l/m² den deutschlandweit höchsten Tagesniederschlag. Gleichzeitig wurde das Bundesland trotz längerer Trockenphase mit 90 l/m² (78 l/m²) zur nassesten Region gekürt. 200 Stunden (151 Stunden) zeigte sich die Sonne.

… was er will.

Bayern: Für den Freistaat protokollierte der DWD 7,3 °C (7,0 °C). In Unter- und Mittelfranken grüßte am 2. Frau Holle mit Schneehöhen zwischen 5 und fast 20 cm. Häufig wurden neue Rekordschneehöhen für einen Aprilmonat aufgestellt. In der Nacht zum 9. setzten einmal mehr Pappschneefälle ein und verursachten im unterfränkischen Landkreis Miltenberg Stromausfälle in zahlreichen Ortschaften. 65 l/m² (70 l/m²) Niederschlag erfasste das Messnetz des DWD in Bayern als Monatssumme. Die Sonne schien in der Fläche fast 185 Stunden (154 Stunden). 

Berlin: Die Spreemetropole war mit 8,6 °C (8,4 °C) und aufgerundet 30 l/m² (40 l/m²) Niederschlag eine warme Region. Gut 185 Stunden (161 Stunden) wurde die Sonne gesichtet. 

Brandenburg: Dort registrierten die Klimatologen 7,8 °C (7,8 °C) und abgerundet 30 l/m² (41 l/m²) Niederschlag. Brandenburg war damit ein vergleichsweise niederschlagsarmes Bundesland. Nahezu 185 Stunden (163 Stunden) zeigte sich die Sonne. 

Für den Norden war der April ein Sonnemonat …

Bremen: Im Stadtstaat ermittelte der DWD 8,5 °C (7,6 °C). Neben 45 l/m² (48 l/m²) Niederschlag wurde mit fast 215 Stunden (155 Stunden) reichlich Sonnenschein notiert.

Hamburg: Die Hansestadt meldete 8,2 °C (7,5 °C) und fast 55 l/m² (50 l/m²) Niederschlag. In der zweitsonnigsten Region gab es rund 225 Stunden (156 Stunden).

Hessen: 8,1 °C (7,5°C), rund 65 l/m² (59 l/m²) Niederschlag und 180 Sonnenstunden (152 Stunden) brachte hier der April 2022. Am 2. und 9. gab es mit bis zu 27 cm in Beerfelden an einigen Orten neue Rekordschneehöhen für einen Aprilmonat. Am 7. rauschte Tief „Nasim“ über die Region hinweg und produzierte verbreitet Sturmböen. Der Frankfurter Flughafen meldete dabei Windstärke 10. 

Mecklenburg-Vorpommern: Das nordöstlichste Bundesland erreichte 2022 eine Apriltemperatur von 7,0 °C (6,7 °C) und als niederschlagsärmste Region knapp 25 l/m² (42 l/m²). Mit 225 Sonnenstunden (167 Stunden) war es recht sonnig. 

Nordrhein-Westfalen: NRW war mit 8,6 °C (7,9°C) ein eher warmes Bundesland und mit 65 l/m² (62 l/m²) konnte eine ausgewogene Niederschlagsbilanz ermittelt werden. 190 Stunden (148 Stunden) erbrachte die Sonnenscheindauer unterm Strich. Am 7. stürmte „Nasim“ über die Region, entwurzelte örtlich Bäume und fegte vereinzelt Ziegel von den Dächern. 

Rheinland-Pfalz: Hier ging der April 2022 im Mittel mit einer Temperatur von 8,6 °C(7,8 °C), 55 l/m² (57 l/m²) Niederschlag und gut 190 Sonnenstunden (151 Stunden) über die Bühne. Am 7. tobte Sturmtief „Nasim“ mit Böen von örtlich über 90 km/h. Am Morgen des 9. April gab es mit 21 cm auf dem Weinbiet und 20 cm in Kaiserslautern neue Rekordschneemengen für den Monat April. 

… mit traumhaften Ostertagen.

Saarland: Das kleinste Flächenland positionierte sich mit 9,1 °C (8,2 °C) als wärmste Region. Es fielen rund 80 l/m² (64 l/m²). Die Sonne kam gut 205 Stunden (155 Stunden) zum Vorschein. 

Sachsen: Der Freistaat war mit 6,7 °C (7,3 °C) das kühlste Bundesland. Rund 40 l/m² (57 l/m²) Niederschlag kamen zusammen und mit nahezu 170 Sonnenstunden (150 Stunden) war Sachsen das zweitsonnenscheinärmste Gebiet.

Sachsen-Anhalt: Das mitteldeutsche Bundesland erreichte eine Apriltemperatur von 7,7 °C (7,8°C) und als vergleichsweise niederschlagsarme Region etwa 30 l/m²(43 l/m²). In den südlichen Landesteilen erreichte der Monatsniederschlag stellenweise keine 20 l/m². Rund 175 Stunden (152 Stunden) strahlte die Sonne. 

Schleswig-Holstein: Im nördlichsten Bundesland erreichte der vierte Monat des Jahres eine Temperatur von 7,4 °C (6,6 °C) und eine Niederschlagssumme von 55 l/m² (49 l/m²). Mit rund 235 Sonnenstunden (164 Stunden) triumphierte Schleswig-Holstein als sonnigste Region.

Thüringen: Der April 2022 brachte in Thüringen mit 6,8 °C (6,8 °C) einen durchschnittlichen Temperaturverlauf und mit 45 l/m² (58 l/m²) deutlich zu wenig Niederschlag. 165 Stunden (147 Stunden) Sonnenschein wurden registriert. Thüringen war das sonnenscheinärmste Land. Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD