Strategien: Ampfer dominiert die Wiese

Birgit 01.06.2021

Wir sind als Freizeitreiter mit eigenen Pferden und Hof im Landkreis Cuxhaven zu Hause. Wir benötigen in Sachen Pferdeweide bzw. Mähweide fachkundigen Rat. Und zwar haben wir mit Schrecken festgestellt, dass auf 2/3 unserer 2 ha-Weide, woraus wir Heu machen, sehr viel Sauerampfer wächst. Wir hatten im Sommer 2020 eine Bodenprobe machen lassen, die einen Kalium- und Magnesiummangel ergeben hat. Der pH-Wert mit 4 soll hier wegen der anmoorigen Böden gewünscht sein, aber wir haben trotzdem gekalkt dieses Frühjahr. Und auch Patentkali gestreut für Mg und K und zusätzlich einmal Volldünger. 

Jetzt machen wir uns Sorgen:

Sauerampfer soll doch in höheren Mengen giftig sein für Pferde, oder? Da liest man auch alles mögliche. 

Können wir daraus Heu machen?

Wenn ja, dann die nächste Sorge, dass der Ampfer dann schon aussamt oder ausgesamt hat und wir im kommenden Jahr noch mehr Ampfer haben.

Wenn wir ihn jetzt noch wegspritzen lassen, um das Aussamen zu verhindern, müssen wir sicher das komplette Gras dieser Fläche verwerfen? Also abmähen und entsorgen?

Dietbert Arnold, 05.06.2021


Ampfer ist ein sog. Stickstoffzeiger und profitiert besonders von nährstoffreichen, lückigen Grünlandbeständen. Großflächige Ampferverkrautungen sind in letzter Zeit durch übermäßige, hofnahe Gülle“Düngung“, besser gesagt Nährstoffentsorgung aus der Massentierhaltung, aufgetreten.

Es könnte also sein, dass in Eurem Fall die Kalkung sowie die Stickstoffdüngung den Ampfer „bevorzugt“ hat und er sich massenhaftausbreiten konnte. Gerade beim Moorboden ist es wichtig, dass der pH- Wert niedrig, also bodenlebenunfreundlich bleibt. Da Moor ja aus einer riesigen Menge Organischer Masse (Humus) besteht, würde ein aktives Bodenleben, das neutrale Bedingungen liebt, so viel Organische Masse auf einmal mineralisieren, dass große Mengen Nitrat (Stickstoff) pflanzenwirksam werden. Und dann habt Ihr ja noch einen Volldünger, also auch Stickstoff, gedüngt. Da lacht sich der Ampfer eins und wächst wie teufel. Die Ampferpflanze kommt mit ihren sehr langen Wurzeln auch noch an den tiefer ausgewaschenen Stickstoff heran, an den die Gräser schon nicht mehr gelangen. Und schon dominiert der Ampfer die Gräser.

Nun ist der Ampfer also da. Er enthält 1 -10% Oxalsäure. Oxalsäure kann bei der Futteraufnahme Probleme machen, bei Pferden mehr als bei Rindern. Leider bleibt die Oxalsäure auch im Heu wirksam. 

Dummerweise gibt es keine Grenzwerte für die Oxalsäure beim Pferd. Die Datenbanken der seriösen Unis gehen davon aus, dass Ampfer, alle Sorten, schwach giftig (+) sind. Das bedeutet, erst nach Aufnahme massiver Mengen gibt es Vergiftungserscheinungen. Das könnte vielleicht 50 – 100 kg Ampfer bei einem ausgewachsenen Großpferd sein. Könnte! Viele Tiere meiden die Ampferpflanze, weil wenig schmackhaft. Ob das auch so ist, wenn Futterknappheit herrscht oder wenn unerfahrene Pferde auf der Weide stehen bzw. das Heu aus der Raufe fressen, ist schwer zu sagen.

Es gibt also keinen seriösen Rat bezüglich des Risikos durch die Ampferaufnahme. Deshalb kann ich Euch keinen Rat geben, ob Ihr das Heu füttern dürft, oder nicht. Wenn Ihr ganz sicher gehen wollt, dann nicht. Allerdings könnt Ihr das schon ausprobieren. Wenn Ihr Ampferheu aus der Weide vorlegt, dann könnt Ihr schon sehen, ob die Pferde das Heu fressen und den Ampfer zurücklassen. Bei 2 – 5 kg Ampferheu kann dem Pferd bei einer Probefütterung nichts passieren. Macht einen Probeschnitt und legt das Ampfer-Gras- Gemisch frisch und getrocknet vor. Beobachtet die Futteraufnahme und entscheidet, ob Eure Pferde den Ampfer auslassen.

Zu einem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln rate ich nicht. Ich werbe immer dazu, durch rechtzeitiges Mähen den Ampfer an der Aussaat zu hindern und gleichzeitig die Stickstoffversorgung deutlich herunterzufahren. Ganz besonders auf Moorboden. Bei der zunehmenden Trockenheit der letzten Jahre durch den Klimawandel wird ohnehin das Moor stärker belüftet (Bodenwasserstand sinkt) und das Bodenleben kann wegen der Anwesenheit von Sauerstoff die sonst im Wasser konservierten Organischen Massen umwandeln und mineralisieren. Wahrscheinlich darf der Moorboden überhaupt nicht mit Stickstoff gedüngt werden. Dann geht der Ampfer zurück, da er ja stickstoffliebend ist. 

Folgende Grundsätze zur Vermeidung des unerwünschten Ampferbefalles solltet Ihr grundsätzlich beherzigen:

  • Lückige Stellen auf jeden Fall vermeiden und sofort mit Grassaat sanieren (Über- und Zwischensaat)
  • Gräser können den Ampfer verdrängen. Dabei sind Wiesenrispe, Wiesenfuchsschwanz und Weidelgras besonders konkurrenzstark. Ampfer ist ein Lichtkeimer, dichte Grasbestände verhindern das massenhafte Auskeimen. Eine Ampferpflanze setzt ca. 60.000 Samen pro Jahr aus.
  • Keine Stickstoffdüngung, da Ampfer besonders von hohen Nährstoffgaben (Mineraldünge- und Wirtschaftsdüngemittel) profitiert.
  • Ampfer auf keinen Fall in Saatreife kommen lassen. Ampfersamen ist viele Jahre keimfähig, nur die Kompostierung mit Temperaturen von mindestens 60°C zerstört den Samen. Frühzeitiges Mähen oder Mulchen kann hilfreich sein.
  • Pflanzen mit der Ampfergabel bei feuchtem Boden mindestens 15 cm tief ausstechen.
  • Ampfer mit der Sense ausmähen
  • Eine Zwischensaat konkurrenzstarker Gräser im Herbst ist zielführend. Allerdings ist der Erfolg nicht sicher, da die Grassaat mindestens 2 – 3 Wochen feuchten und frostfreien Boden benötigt. September bis Oktober könnte, je nach Ortslage, der passende Zeitpunkt sein, um dann im Frühjahr einen möglichst dichten Grasbestand zu haben. Die spätsommerliche/ herbstliche Zwischensaat darf nicht mit Stickstoff versorgt werden, da sonst die Keimlinge nicht genügend Wurzelmasse bilden. Mit Fehlschlägen (Trockenheit, Frost) muss gerechnet und folglich erduldet werden.

Fazit:

  1. Gräser fördern
  2. Grünlandnarbenschäden unbedingt vermeiden. Narbenschäden sofort sanieren, auf Weiden eventuell erst abtrennen.
  3. Saatreife des Ampfers verhindern
  4. Zwischensaat konkurrenzstarker Gräsersorten im Spätsommer/ Frühherbst
  5. Mechanische Bekämpfung
  6. Düngung nur nach Bodenprobe und erwiesenem Bedarf (Angabe Labor: Dauergrünland, Pferde, extensive Bewirtschaftung). Keine Düngung mit Klärschlamm, Gülle oder Gärsubstraten aus Biogasanlagen.

Ich hoffe sehr, Euch ein wenig weitergeholfen zu haben und Ihr braucht jetzt ein wenig Geduld, biologische Prozesse beim Grünland können nicht mit einem Rutsch erreicht werden.