Pferdegrünland und Klima


Das Dauergrünland (Biozönose) ist von ihrem Standort (Biotop) stark abhängig. Auch hier
ist der Mensch wiederum eingreifender Faktor, wenn er die Wachstumsbedingungen durch den menschenverursachten Klimawandel verändert.

Das Klima beeinflußt die Vegetation des Dauergrünlandes nachweislich stark. Warmes und feuchtes Klima (humides Klima) fördert das Gräser- und Kraüterwachstum. Hierdurch entsteht mehr oberirdische Blattmasse, welche den Boden beschattet, also das Mikroklima des Grünlandes bestimmt. Wissenschaftler wissen, dass das Wachstum einer Pflanze auch von der Belaubungsdichte sowie der Blattform und dem Blattstellwinkel abhängt. Diese Faktoren beeinflussen das Mikroklima am und im Boden, es wirkt sich auf die Lebensbedingungen der Bodenfauna und -flora aus (Fauna = Tierleben; Flora = Pflanzenleben) .

Pflanzenwurzeln nutzen die Bohrgänge der Regenwürmer, um an Nährstoffe und Wasser zu gelangen. Nach: Schmidt, Hubert: Die Wiese als Ökosystem, Köln 1979

So sind z. B. einige Regenwurmarten an der Bodenoberfläche besonders aktiv, wenn sie bei ausreichender Feuchtigkeit Temperaturen von +2°C bis 10,5°C vorfinden. In diesem Temperaturbereich ziehen sie die meisten Blätter unter die Erde und sorgen für deren Mineralisierung. Steigen oder sinken die Umgebungstemperaturen, versuchen viele Tiere dies durch Wanderungen in unterschiedliche Bodentiefen auszugleichen. Die Bodentemperatur ist wiederum wichtig für die mikrobiologische Umsetzung (Mineralisierung) und hat somit einen großen Einfluß auf die pflanzenverfügbaren Nährstoffe im Boden.

Auch für den Boden gilt die van’t Hoffsche Regel der Chemie: Die chemische Reaktionsgeschwindigkeit verdoppelt sich bei der Erhöhung der Temperatur um jeweils 10°C. Der ideale Temperaturbereich für die mikrobielle Umsetzung liegt bei ca. 20 – 25°C. Hier schließt sich dann ein möglicher Kreislauf. Je größer die mikrobiologischen Umsetzungsvorgänge im Boden, desto größer die Nährstoffumwandlung in pflanzenverfügbare Minerale, desto ertragreicher das Pflanzenwachstum. Pferde können den o. g. Kreislauf erheblich mitbeeinflussen. Fressen Weidetiere das nachwachsende Gras zu kurz ab , kürzer 8 cm, wird sich dies nachhaltig auf das Mikroklima des Bodens auswirken. Die Bodentemperatur wird steigen, der Boden stärker austrocknen sowie der Temperaturabfall in der Nacht höher. Das beste Beispiel hierfür ist die pflanzenlose Wüste: Tagsüber +50°C, nachts -5°C.

Die Aktivität der Bodentiere, z. B. der Regenwürmer, wird wegen der hohen, für sie lebensbedrohende Temperaturen an der Bodenoberfläche deutlich abnehmen, ebenso die mechanische Belüftung der oberen Bodenschichten. Verstärkt durch die Pferde wird sich der Boden zusätzlich verdichten, Niederschläge können schlechter in tiefere Bodenschichten versickern, Wasservorräte in tieferen Bodenschichten werden verhindert, das oberflächliche Stauwasser fliesst ab oder verdampft rasch, Verschlämmungen und
Bodenerosionen (Bodenverlagerung) können die Dürre des Grünlandes verstärken und zu einer Nährstoffverarmung der Grünlandböden beitragen.

Basics: Gesättigte Leitfähigkeit des Bodens

Es regnet. Wie schnell wird der Niederschlag vom Boden aufgenommen und entsprechend der Schwerkraft in die Tiefe geleitet?

Um es gleich vorweg zu sagen, es handelt sich um die hydraulische und nicht elektrische Leitfähigkeit. Merke: Hydraulik ist die Wissenschaft von der Wasserströmung.

Bei der Leitfähigkeit geht es um die Leitfähigkeit von Wasser durch den Boden (Wasserströmung). Je dichter ein Boden, desto geringer ist die Wasserdurchleitung im Boden. Von gesättigter Leitfähigkeit wird deshalb gesprochen, weil ein trockener Boden zunächst einmal die Bodenporen flutet und erst bei der maximal möglichen Wasseraufnahme das Wasser in die Tiefe weiterleitet. Das kann man sich so vorstellen: Ein Schwamm gibt erst Wasser in die Tiefe entsprechend der Schwerkraft ab, wenn er zu 100 % wassergesättigt ist.

Gemessen wird die Wasserdurchlässigkeit eines wassergesättigten Bodens gem. DIN 19683 Bl. 9, abgekürzt kf und in cm/d gemessen.

Folgende Anhaltswerte nennt die Humboldt- Universität Berlin :

kf-Wert
(cm/d)
BezeichnungBodenartBeispiel
1 ( – 0,9)sehr geringU, tUSchluff, toniger Schluff
2 (1 – 10)geringtU – uLtoniger Schluff – schluffiger Lehm
3 (10 – 40)mitteluT – lTschliffiger Ton – lehmiger Ton
4 (40 – 100)hochfS, utLFein- Sand, schluffiger, toniger Lehm
5 (100 – 300)sehr hochmSMittel- Sand
6 (300 – )äußerst hochgS, GGrobsand, Geröll, Kies

Die Messung der Gesättigten, hydraulischen Leitfähigkeit des Bodens erfordert erhebliches Fachwissen und Routine und sollte den Bodeninstituten vorbehalten bleiben.

Basics: Schlupf

Bei einem Fahrzeug entsteht eine Schlupfspur, wenn der Reifen durchdreht oder blockiert. Fußgänger legen eine Schlupfspur, wenn die Füße unter ihnen wegrutschen, also auch, wenn sie zu schnell beschleunigen (ausrutschen) oder abbremsen (mit Anlauf auf dem Eis schlittern). Auch Pferde haben Schlupf: Wenn ein Pferd plötzlich losgallopiert und wegrutscht oder aber in der vollen Vorwärtsbewegung einen Stopp vollführt.

So schnell kann das Grünland geschädigt werden: Einmal schnell mit dem Trecker die Raufe umstellen.

Schlupf ist also der Unterschied zwischen der geplanten Strecke und der dafür benötigten Antriebskraft und der tatsächlich zurückgelegten Strecke.

Definition
Schlupf definiert sich durch die verlorene Wegstrecke. Die Differenz der Radgeschwindigkeit und der Bewegungsgeschwindigkeit, ins Verhältnis gesetzt zur Radgeschwindigkeit, ist Schlupf
Verein Deutscher Ingenieure
VDI Richtlinie 6101, Maschineneinsatz unter Berücksichtigung der Befahrbarkeit landwirtschaftlich genutzter Böden, 2014

Beim Traktor kann der Schlupf relativ einfach ermittelt werden und wird bei den neueren Fahrzeugen Auf einem Display im Führerhauses angezeigt.

Schluffformel
Schlupf ist der Unterschied zwischen dem geometrisch ermittelten Radumfang ( U = pi x d) und der tatsächlichen zurückgelegten Strecke nach genau einer Radumdrehung.
Schlupf = 1 – (Radumfang : tatsächlich zurückgelegte Wegstrecke)
Auch Pferde schädigen das Grünland durch Schlupf, besonders wenn der Boden beim Weidegang zu nass ist.

Je stärker der Schluff, desto gravierender die sog. Schluffspur, also die glänzende, sehr stark und dauerhaft verklebte, nahezu wasserdichte Spur. Schlupfspuren sorgen oftmals für eine mehrjährige Bodenschädigung durch Verdichtung.

Jeder kennt das komplette Durchdrehen der Räder bei keinem Vortrieb: Festgefahren. Unterschätzt wird aber der teilweise Schlupf, wenn z.B. die Räder sich doppelt so schnell drehen, der zurückgelegte Weg aber nur halb so weit ist. Der/die Fahrer*in merkt selber beim Fahren nicht, wenn es sich z.B. um einen 20% oder 30%igen Schlupf handelt. Schon in diesem Bereich wird eine bodenschädigende Schlupfspur, also Verdichtungsspur gelegt.

Schlupf in %Bewertung
0 – 10 %gut, wenig Bodenverdichtung
15%grenzwertig, gerade noch tolerabel
> 20%nicht mehr akzeptabel
100 %Räder drehen komplett durch, kein Vortrieb
Die Schädigung des Bodens ist stark abhängig vom Wassergehalt und der Bodenart. Je nasser der Boden und je feiner die Bodenkörnung, desto höher die Verdichtung.

MERKE: Je größer die Antriebskräfte (Gasgeben) der die Bremskräfte (Bremsen), desto größer die Schlupfgefahr. Also: Samthände beim Steuern und Samtfüße beim Gasgeben und Bremsen beim Fahren auf dem Pferdegrünland. Kein Sliding! Die Pferdeweide ist kein Ort für Trecker-Poser.

Sind Fahrspuren breiter als der Reifen, die Stollenabdrücke zerwühlt und befinden sich zahlreiche Erdanhaftungen zwischen den Stollen, dann ist das ein sicheres Anzeichen für zu hohen Schlupf.

Je tiefer ein Traktorreifen in seiner Fahrspur einsackt, umso stärker muss er „bergauf“ fahren, Schlupf wird wahrscheinlicher.

Wer keine Schlupfanzeige zur Verfügung hat und sicher gehen will, der*die kann das Ausmass des Schlupfes auch selbst messen:

1. Zählen der Anzahl der Radumdrehungen, die der Reifen auf einer bestimmten Wegstrecke zurücklegt. Tipp: Reifen an einer Stelle markieren und Aufnahme in Zeitlupe mit dem Smartphone oder Tablet.

2. Teilen der gezählten Radumdrehungen durch die theoretische Anzahl an Radumdrehungen in den Herstellerangaben (Abrollumfang wird in der Produktbeschreibung des Reifenherstellers genannt).

3. Ergebnis mit 100 multiplizieren, Ergebnis ist der Schlupf in Prozent. Schlupfwert. Werte über 15% sind zu hoch!

Tipp: Mehr über die Schlupfreduzierung durch geeignete Bereifung, angepassten Reifendruck und der mögliche Beitrag zum Klimaschutz steht hier.

Basics: So war das Klima bisher

Um abschätzen zu können, ob es sich sich um ein normales Wettergeschehen oder um eine Extremsituation handelt, hilft der Vergleich mit den langjährigen Klimamittelwerten des Stationsmessnetzes des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit den selber dokumentierten Messwerten.

Wegen der Vielzahl der Wetterstationen des Deutschen Wetterdienstes finden regionale Besonderheiten eine ausreichende Beachtung. Durch den Vergleich mit den langjährigen Mittelwerten und der aktuellen Situation lassen sich erste Einschätzungen z.B. für Ernteprognosen machen. Anders ausgedrückt: Handelt es sich um ein trockenes oder feuchtes Frühjahr, ist der Sommer eher kühler oder zu heiß, ist mit einem zweiten Grasaufwuchs zu rechnen oder wird das Heu knapp?

Die Stationsmesswerte können für jeden Monat und für das gesamte Jahr hier heruntergeladen werden. Dokumentiert sind folgende Klimawerte:

  • Niederschlag (mm)
  • Sonnenscheindauer (h)
  • Temperatur (°C)
  • Eistage (Anzahl max. <0°C)
  • Frosttage (Anzahl min. > 0°)
  • Heiße Tage (Anzahl >= 30°C)
  • Sommertage (Anzahl >= 25°C)

Was kosten Futtermittel?

Knapper werdende Futtermittel wirken sich natürlich auch auf die Preise aus. Üblicherweise werden Futtermittelpreise in der Landwirtschaft in Dezitonnen (dt) angegeben. Eine Dezitonne hat 100 kg.

Ihr findet die aktuellen Futtermittelpreise immer auf meiner Fütterungsseite

Basics: Klimawandel: Was machen schon 1° bis 2° mehr?

In den letzten 10 Jahren ist die Durchschnittstemperatur um 1° angestiegen. In den nächsten, vor uns liegenden 10 Jahren wird die Durchschnittstemperatur noch einmal um mindestens 1° ansteigen. Da ist sich der Deutsche Wetterdienst (DWD) ganz sicher.

Was macht das schon? Ist doch kein großer Unterschied, ob es 20° oder 22° ist! So einfach ist das nicht. Das zeigt ein Rückblick auf die letzte Eiszeit.

Während der letzte Eiszeit reichte die Eisdecke etwa bis Bremervörde, also zwischen Hamburg und Hannover.

Als vor 20.000 Jahren die Mammuts lebten war die Hochzeit der letzten Eiszeit. Norddeutschland lag unter einer kilometerdicken Eisschicht und in Europa war es bitterkalt. Die damalige globale Durchschnittstemperatur lag 4° – 6° unter unserer heutigen Durchschnittstemperatur. 4° bis 6° mehr oder weniger machen den Unterschied zu unserem heutigen gemäßigten Klima und einer Eiszeit. Wenn man/frau das berücksichtigt, dann ist eine Durchschnitts- Temperatursteigerung von 1° und in zehn Jahren von 2° durchaus gravierend und ein ordentlicher Schritt in Richtung Wüste. In zehn Jahren ist damit zu rechnen, dass derzeit trockene Regionen, wie der Ostharz, das Odertal, Osthessen, das Erzgebirge, Brandenburg, Sachsen- Anhalt, Teile Rheinland- Pfalz, Teile des Donautals und Ost- Niedersachsen langsam aber sicher versteppen. Wer es nicht glaubt, kann sich die sterbenden Wälder ansehen, die wegen Wassermangels der Steppe beginnen Platz zu machen.

Es ist höchste Zeit, dass sich Pferdehalter mit dem Klimawandel beschäftigen und Strategien entwickeln, wie sie die Grundfutterversorgung ihrer Pferde garantieren wollen. Wie gut, dass es da den neuen Bd. 12 der Edition Pferdewirtprüfung -Pferdegrünland im Klimawandel- gibt, der Pferdehalter jenseits der Casinogespräche sachlich über den Klimawandel informiert, sich nur auf seriöse, belastbare Quellen, wie Deutschen Wetterdienst und Helmholtz- Gemeinschaft bezieht und Werkzeuge vorschlägt, die tagesaktuell und regional den Klimastatus benennen. Mit diesen Instrumenten kann die Grundfutterproduktion sicherer geplant werden und Betriebsleiter können so Strategien entwickeln und erproben, den Folgen des Klimawandels zu widerstehen und ihre Pferde mit ausreichend Grundfutter zu versorgen.

Auch die Pferdehaltung muss sich wirksame Ziele für eine nachhaltige Entwicklung setzen. Pensionspferdehalter können diese als Alleinstellungsmerkmal bei der Werbung für ihren Betrieb nutzen.