Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im August 2023

Frühherbstliche Kühle und tropische Hitze prägten den nassesten August seit 2010

Offenbach, 30. August 2023 – Der August 2023 brachte in Deutschland eine tropisch-feuchte Witterung, die durch frühherbstliche Temperaturrückgänge und reichlich Niederschläge ergänzt wurde. Unter dem Strich war der August zu warm, viel nasser als normal und sonnenscheinarm. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Von der Herbstkühle in die tropisch-heiße Phase – Temperaturachterbahn im August
Das Temperaturmittel lag im August 2023 mit 18,3 Grad Celsius (°C) um 1,8 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (16,5 °C). Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (18,0 °C) betrug die Abweichung +0,3 Grad. Der August trat mit frühherbstlichen Temperaturen in Erscheinung. Vom 6. bis zum 8. überschritten die Höchstwerte häufig kaum die Schwelle von 20 °C. Die kühlsten Temperaturen wurden aber am Morgen des 10. erreicht. Der niedrigste Wert von 2,4 °C wurde vom DWD in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge gemessen. Die zweite Dekade des Monats brachte einen rapiden Anstieg der Temperaturen. Getragen von einer tropischen Luftmasse kletterten die Höchstwerte auf über 30 °C und gipfelten am 24. in Rheinfelden, unweit der Schweizer Grenze, mit einem Spitzenwert von 37,4°C. Den Ausklang des Monats markierte eine signifikante Abkühlung.

Niederschlagsreichster August seit 2010 mit teils heftigen Unwettern
Im August fiel mit rund 125 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 60 Prozent mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 (77 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 lag das Plus auch bei etwa 60 Prozent des Solls (78 l/m²). Archivdaten des DWD zeigen, dass der August 2023 damit hierzulande der nasseste seit 2010 war. In vielen Regionen bildeten sich schwere Unwetter, die von intensiven Regenfällen und Hagelstürmen begleitet wurden. Insbesondere im Süden Deutschlands gab es lokal beträchtliche Schäden. In den Alpen wurden Monatsniederschläge von teils über 300 l/m² registriert. Entlang eines Streifens von der Lübecker Bucht bis in den Südwesten Brandenburgs blieb es vergleichsweise „trockener“ mit Werten von etwa 50 l/m².

Sonnenschein im letzten Sommermonat unter den Erwartungen
Mit 185 Stunden verfehlte die Sonnenscheindauer im August ihr Soll von 200 Stunden (Periode 1961 bis 1990). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (212) betrug die negative Abweichung rund 13 Prozent. Die meisten Sonnenstunden meldete das Alpenvorland, während sie in den westlichen Mittelgebirgen seltener Präsenz zeigte.

Das Wetter in den Bundesländern im August 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Der Südwesten zeigte sich im August 2023 mit 19,1 °C (16,4 °C) als ein warmes Bundesland. In der Grenzregion zur Schweiz wurden bis zu 13 heiße Tage mit mehr als 30 °C und bis zu sechs sehr heiße Tage mit mehr als 35 °C gezählt. Die deutschlandweit höchste Temperatur im August 2023 gab es am 24. in Rheinfelden mit 37,4 °C. An jenem Abend verursachten dann schwere Gewitter am Bodensee Orkanböen, die in Friedrichshafen 137 km/herreichten und beträchtliche Sturmschäden verursachten. Zwanzig Tage zuvor hatte ein heftiger Hagelschauer in Reutlingen eine Szenerie wie im Winter geschaffen. Bis zum Monatsabschluss wurden flächendeckend nasse 124 l/m² (94 l/m²) gemessen. Die Sonne schaffte es auf 190 Stunden (206 Stunden).

Bayern: Warme 18,5 °C (16,0 °C) brachte der August 2023 dem Freistaat. In der zweiten Hälfte des Monats intensivierten sich Hitze und Luftfeuchtigkeit. Gewitter mit teils enormem Starkregen, Hagel und schweren Böen waren die Folge. Die Ursache für diese intensive Niederschlagsaktivität lag in einem ausgedehnten und blitzreichen Gewittersystem. Am 24. produzierten weitere schwere Gewitter in Lindau Orkanböen bis 144 km/h. Auf einem Campingplatz in Lindau-Zech stürzten mehrere Bäume um. Sechs Menschen wurden verletzt. Am 26. zogen erneut heftige Unwetter über den Süden Bayerns hinweg. Nach immensen Hagelschäden in Bad Bayersoien, Landkreis Garmisch-Partenkirchen, musste der Katastrophenfall ausgerufen werden. Daraufhin setzte anhaltender starker Regen im Südosten Bayerns ein und führte an und südlich der Donau zu einer wachsenden Hochwassergefahr. Insgesamt verzeichnete Bayern im August eine Niederschlagsmenge von etwa 170 l/m² (101 l/m²), was einem Plus von nahezu 70 Prozent entspricht. Damit war es das Bundesland mit den höchsten Niederschlagsmengen. Die Sonne schien ausgewogene 200 Stunden (202 Stunden).

Berlin: Die Bundeshauptstadt war im August mit 19,6 °C (17,8°C) das wärmste Bundesland und mit 59 l/m² (59 l/m²) auch die trockenste Region. 193 Stunden (214 Stunden) zeigte sich die Sonne.

Brandenburg: Brandenburg erlebte 2023 einen 19,0 °C (17,4 °C) warmen und 71 l/m² (59 l/m²) nassen letzten Sommermonat. Vor allem die erste Monatshälfte präsentierte sich sehr niederschlagsreich und teils gewittrig. Ein starkes Gewitter verursachte am 15. in Brandenburg an der Havel Orkanböen von 147 km/h. Abgedeckte Dächer und umgeworfene Bäume waren die Folge. Mit 185 Stunden blieb die Augustsonne hinter ihrem Zielwert von 213 Stunden zurück.

Bremen: Warme 17,9 °C (16,7 °C) und nasse 88 l/m² (71 l/m²) bescherte der August den Bremern in diesem Jahr. Die Sonnenscheindauer hielt sich mit 190 Stunden (193 Stunden) tapfer im Rahmen.

Hamburg: Die wechselhafte Juliwitterung hielt bis weit in den August an, sodass auch der letzte meteorologische Sommermonat in der Hansestadt mit 90 l/m² (71 l/m²) zu nass ausfiel. Die Mitteltemperatur erreichte im August warme 17,9 °C (16,8 °C) und die Sonnenscheindauer 185 Stunden (201 Stunden).

Hessen: 18,1 °C (16,4 °C) warm war der diesjährige August in Hessen. Mit einem Niederschlagsanstieg von 85 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt (70 l/m²) wurden im Verlauf des Monats 130 l/m² verzeichnet. Der August war in Hessen damit der niederschlagsreichste seit 2010. Am Abend des 16. zog ein Gewittersystem über das Rhein-Main-Gebiet und entfesselte dort über 25.000 Blitze. Aufgrund heftigen Starkregens wurden zahlreiche Flüge am Frankfurter Flughafen annulliert. Die Sonne kam im August auf 175 Stunden (190 Stunden).

Mecklenburg-Vorpommern: Die nordöstlichste Region zeigte sich im August mit 17,9 °C (16,6 °C) als zweitkühlstes Bundesland. Hitze gab es lediglich am 15. und 19. Die Niederschlagsbilanz verzeichnete im letzten Sommermonat nasse 78 l/m² (59 l/m²). Insbesondere in Vorpommern wurden auch über 100 l/m² gemessen. Die Sonnenscheindauer erreichte mit 175 Stunden einen Wert unterhalb des langjährigen Durchschnitts von 217 Stunden.

Niedersachsen: In Niedersachsen brachte der 17,8 °C (16,5 °C) warme August mit rund 101 l/m² (70 l/m²) ein deutliches Überangebot an Niederschlag. Dies zeigte sich besonders im Harz, wo die Monatsmengen sogar die Marke von 150 l/m² übertrafen. Die Sonnenscheindauer lag bei 185 Stunden (192 Stunden), wobei die Küstenregionen bis zu 200 Sonnenstunden verzeichneten. Hinsichtlich sommerlicher Witterung erreichte lediglich der 19. das Hochsommergefühl. Die Höchstwerte stiegen, wie in Göttingen, auf bis zu 34 °C.

Nordrhein-Westfalen: Im August 2023 fielen in NRW mit rund 138 l/m² etwa 90 Prozent mehr Niederschlag als im Klimamittel (73 l/m²). Aus dem westlichen Sauerland wurden örtlich sogar bis zu 200 l/m² gemeldet. Vor allem in der ersten Monatshälfte registrierten die DWD-Stationen landesweit fast täglich Niederschlag. Es war der nasseste August seit 2010. Die Gebietsmitteltemperatur erreichte 17,7 °C (16,6 °C), die Sonnenscheindauer 165 Stunden (183 Stunden).

Rheinland-Pfalz: In Rheinland-Pfalz zeigte sich der August mit 18,1 °C (16,6 °C) als warmer Monat. Doch der Blick richtet sich auf die hohen Niederschlagsmengen: Mit einem Wert von 103 l/m² erreichten sie eine Steigerung von fast 50 Prozent gegenüber dem Klimawert (70 l/m²). Die Sonne schaffte es 180 Stunden (193 Stunden) zu scheinen.

Saarland: Im Saarland fiel im August etwa 60 Prozent mehr Niederschlag als üblich. So wurden in der Fläche rund 117 l/m² (73 l/m²) eingesammelt. Nach den trockenen Vorjahresmonaten war es der niederschlagsreichste August seit 2010. Warme 18,5 °C (16,9 °C) und nahezu ausgewogene 190 Sonnenstunden (202 Stunden) standen darüber hinaus in der Monatsbilanz.

Sachsen: Auch in Sachsen war der August warm und niederschlagsreich. So betrug das Temperaturmittel 18,7 °C (16,8 °C) und die Niederschlagsmenge 108 l/m² (77 l/m²). Unter dem Schnitt blieb die Sonnenscheindauer mit 185 Stunden (199 Stunden). Am Morgen des 10. sank die Temperatur in Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge auf sehr frische 2,4 °C – den tiefsten Augustwert 2023 in Deutschland.

Sachsen-Anhalt: Hier ermittelte der DWD einen 18,4 °C (17,2 °C) warmen und mit 104 l/m²ungewöhnlich niederschlagsreichen August. So betrug das Plus rund 75 Prozent gegenüber dem Klimamittel von 59 l/m². In den südlichen Regionen wurden über 150 l/m² gemessen. Unterdurchschnittliche 185 Sonnenstunden (198 Stunden) wurden im Gebietsmittel errechnet.

Schleswig-Holstein: Schleswig-Holstein war im August mit 17,2 °C (16,2 °C) das kühlste Bundesland. In den nördlichen Kreisen gab es keine Handvoll Sommertage (≥ 25,0 °C). Landesweit wurde mit 30,4 °C am 19. in Grambek nur ein einziger heißer Tag (≥ 30,0 °C) gemessen. Nach dem sehr nassen Juli schloss der August ebenfalls mit einer zu hohen Niederschlagsausbeute: So wurden 98 l/m² (73 l/m²) im 8. Monat des Jahres gemessen. Die Sonnenscheindauer erreichte 185 Stunden (210 Stunden).

Thüringen: Der letzte meteorologische Sommermonat hatte für Thüringen nicht nur warme 18,1 °C (16,0 °C), sondern mit 133 l/m² (69 l/m²) auch einen deutlichen Niederschlagsüberschuss von gut 90 Prozent im Gepäck. Im Thüringer Wald war es mit über 200 l/m² sogar noch nasser. Das Resultat: Niederschlagsreichster August seit 2010. Entsprechend zurückhaltend zeigte sich die Sonne mit 170 Stunden (192 Stunden).

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD, Fotos: Arnold

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