Basics: Düngemittel sortieren

Wenn Ihr die in die für die Pflanzenernährung relevanten Düngemittel nicht einordnen könnt, kommt Ihr leicht ins Schleudern. Deshalb hier ein paar Hilfen, wie Düngemittel sortiert werden können. Mehrere Methoden stehen zur Verfügung:

1.

HandelsdüngemittelWirtschaftsdünger
Stickstoffdünger (N)Festmist (Stallmist)
Phosphordünger (P2O5)Gülle (Kot + Urin)
Kalidünger (K2O)Jauche (Urin)
Kalkdünger (CaO)Ernterückstände (Nebenprodukte), z.B. Stroh
Magnesiumdünger (MgO)Kompost (Laub, Mulch, Hackschnitzel, Strauchschnitt, …)
Mehrnährstoffdünger (N-P-K)Biogassubstrat
Volldünger (N-P-K-Mg-+)Klärschlamm
SteinmehlPilzsubstrat
Knochen-, But- und Hornmehl
Düngemittel unterliegen dem Düngemittelgesetz und der Düngeverordnung, dort wird auch Kennzeichnung und Verpackung vorgeschrieben.

2.

Mineralischer DüngerOrganischer Dünger
Stickstoffdünger (N)Festmist (Stallmist)
Phosphordünger (P2O5)Gülle (Kot + Urin)
Kalidünger (K2O)Jauche (Urin)
Kalkdünger (CaO)Ernterückstände (Nebenprodukte), z.B. Stroh
Magnesiumdünger (MgO)Kompost (Laub, Mulch, Hackschnitzel, Strauchschnitt, …)
Mehrnährstoffdünger (N-P-K)Knochen-, But- und Hornmehl
Volldünger (N-P-K-Mg-+)Biogassubstrat (Biogasgülle)
SteinmehlKlärschlamm
Pilzsubstrat
Mineralischer Dünger ist wurzeldurchgängig und steht der Pflanze rasch zur Verfügung. Anders Organischer Dünger, denn der muss erst durch das Bodenleben in Mineralischen Dünger umgewandelt werden. Das dauert länger und auch nur dann, wenn die Lebensbedingungen (Sauerstoff, Wärme, Feuchtigkeit, …) für das Bodenleben garantiert sind. Faustzahl: Die Nährstoffe eines Organischer Düngers werden im ersten Jahr nur zu 50% und im zweiten Jahr ebenso zu 50% pflanzenverfügbar.

3.

EinnährstoffdüngerMehrnährstoffdünger
Stickstoffdünger (N)Mehrnährstoffdünger (N-P-K)
Phosphordünger (P2O5)Volldünger (N-P-K-Mg-+)
Kalidünger (K2O)Steinmehl
Kalkdünger (CaO)Festmist (Stallmist)
Magnesiumdünger (MgO)Gülle (Kot + Urin)
Jauche (Urin)
Ernterückstände (Nebenprodukte), z.B. Stroh
Kompost (Laub, Mulch, Hackschnitzel, Strauchschnitt, …)
Knochen-, But- und Hornmehl
Biogassubstrat (Biogasgülle)
Klärschlamm
Pilzsubstrat
Alle drei Listen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, behandeln aber die gebräuchlichen Düngemittel.

Merke:

Mancher*e von Euch wird jetzt den Begriff „Kunstdünger“ vermissen. Stimmt, den gibt es auch gar nicht, denn nicht jedes im Sack abgefüllte Düngemittel ist künstlich, wie z.B. der Kalidünger, fachlich besser als Kalisalz bezeichnet. Das wird nämlich im Untertagebau gefördert und ist ein reines Naturprodukt aus der Erdgeschichte. Reines Naturprodukt. Ähnlich Kalziumcarbonat. Das ist der Stoff aus den Kreidefelsen von Rügen. Fossile Muschelbänke. Reine Natur. Und natürlich gibt es auch industriell gefertigte Düngemittel, die durch chemische Prozesse hergestellt werden, wie z.B. Kalkammonsalpeter, ein Stickstoffdüngemeittel.

Mein Rat: Wenn Ihr Düngemittel einsetzen wollt und dann diese im Landhandel, z.B. bei einer Genossenschaft einkaufen wollt, dann signalisiert durch eine landwirtschaftliche Fachsprache, dass Ihr keine Amateure seid dann auch noch Pferdefreunde seid. Dann nämlich hört der Händler schon das Rattern der Kasse in seiner Vorstellung und Ihr befindet Euch innerhalb weniger Sekunden nicht mehr im Landhandel, sondern in einer Apotheke. Jedenfalls preislich. Zieht Eure alten Klamotten an, kommt mit dem Wagen Eurer Kinder und benutzt die Begriffe, die die Fachleute da immer benutzen. Ihr wollt nur die Weiden düngen. Welche Tiere da draufstehen, das müssen die gar nicht wissen. Und bekehren muss die im Landhandel auch keiner. Einen guten Preis, den sollen sie machen. Und da dürft Ihr schon fragen, ob es günstigere Alternativen gibt.

Und genau das ist der Grund, warum ich Euch auch ein wenig die Fachsprache nahebringen möchte. Natürlich nur, wer von Euch möchte.

Basics: Faustzahlen Nährstoffgehalte und Wert Organischer Dünger

MengeOrganischer DüngerN (kg)P2O5 kg)K2O (kg)MgO (kg)CaO (kg)
100 dtRindermist60 40 70 1964
100 dtSchafmist8533802035
10 dtGrünschnittkompost7,13,16,18,020,3
10 dtChampignonsubstrat6,94,110,12,416,7
10 dtStroh5,03,018,02,0
10 dtKompost5,33,17,78,0
10 m3Milchviehgülle 10% TM38155815
10 m3Rindergülle 5% TM231228413
10 m3Rindergülle 10% TM462456725
10m3Rindergülle 15% TM6936841139
1 dt = 100 kg

Im Frühjahr 2023 gibt die Landwirtschaftskammer folgende Inhaltsstoffe fest und bewerten den finanziellen Wert

NährstoffHähnchenmist
50% TM
BiogassubstratRindergülle
(Milchwirtschaft)
SchweinegülleHühnertrockenkot
50% TM
Ngesamt27 kg N/ t6,3 kg/m33,7 kg/m34,9kg/m322,2 kg/t
Npflanzen-
verfügbar 1. Jahr
10,8 kg N/t4,41 kg/m32,59 kg/m33,92 kg/m315,54 kg/t
NWert21,13 €/t8,63 €/t5,07 €/t7,67 €/t30,40 €/t
P2O5pflanzen-
verfügbar
21 kg/t3 kg/m31,5 kg/m32,5 kg/m319,8 kg/t
P2O5Wert20,44 €/t2,92 €/t1,46 €/t2,43 €/t19,28 €/t
K2Opflanzen- verfügbar19,5 kg/t4,7 kg/m34,5 kg/m33,1 kg/m317,9 kg/t
K2OWert16,58 €/t4,00 €/t3,83 €/t2,64 €/t15,22 €/t
Mgpflanzen- verfügbar8,2 kg/t0,9 kg/m31 kg/m30,9 kg/m36 kg/t
MgWert1,37 €/t0,15 €/t0,17 €/t0,15 €/t1,00 €/t
Spflanzen- verfügbar Frühjahr1 kg/t0,4 kg/m30,4 kg/m30,35 kg/m31,5 kg/t
SWert0,038 €/t0,015 €/t0,015 €/t0,013 €/t0,057 €/t
Gesamt- Wert59,55 €/t15,71 €/t10,53 €/t12,9065,95 €/t
Quelle: Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Feb. 2022

Hinweis: Hier handelt es sich um Faustzahlen. Zu beachten ist, dass der Organische Dünger erst durch das Bodenleben in die mineralische Form umgewandelt werden muss, damit der Nährstoff pflanzenverfügbar wird. Die Mineralisierungsgeschwindikkeit des Bodenlebens ist beschränkt: Deshalb wird im ersten Düngejahr bei organischem Dünger nur 50% der Nährstoffmenge minimalisiert, also sind auch nur 50% der Nährstoffe pflanzenverfügbar. Erst im 2. Düngejahr wird dann die volle Nährstoffmenge pflanzenverfügbar, 50% aus dem Vorjahr und 50% aus dem aktuellen Wirtschaftsjahr.

Basics: Organischen Dünger ausbringen

Das ist Entsorgung und grundwasserschädlich und hat mit der nachhaltigen Humusversorgung des Bodenlebens nichts gemein.

Zuschrift von Jochen, 07.12.2020

Vor wohl 3 Jahren haben wir einen Vortrag von Ihnen über  Weidedüngung gehört, das war im Rahmen eines  VFD-Themenabends. Jetzt habe ich eine Frage zur Kompostdüngung: Bisher haben wir im  Spätwinter den Kompost auf die Weiden gebracht. Nun habe ich aber  gesehen, dass so manche Landwirte die Weiden jetzt schon abstreuen,  was uns im Prinzip von der zeitlichen Abfolge der Winterarbeiten  entgegenkommen würde. Ist es von der Nährstoffaufnahme egal, ob Spätherbst oder Frühjahr?  Wir hatten bisher gedacht, dass das Gras im Frühjahr den Kompost  besser aufnehmen kann, aber vielleicht gilt das ja nur für  Mineraldünger.

Antwort von Dietbert Arnold, 11.12.2020

Hallo Jochen,

der Eintrag mit Kompost auf das Dauergrünland ist immer eine gute Idee, denn neben der Düngung gibt es zusätzliche Vorteile: Du „fütterst“ das Bodenleben, das lockert den Boden auf und das Grünland kann viel besser Wasser in tiefere Bodenschichten leiten und für den den Sommer mit seiner negativen Wasserbilanz speichern, gleichzeitig wird oberflächlichen Verschlämmung verhindert, Bodenverdichtungen durch die Tritte der Pferde werden wieder aufgelockert und die Gräser können in dem lockeren Boden tiefer wurzeln und deshalb im Sommer besser Zugang zu wasserhaltigen Bodenhorizonten finden.

Kompost, also Humus, kann fast immer auch im Herbst auf das Grünland gegeben werden. Ausnahme: Orte, an denen der aufgebrachte Humus/ Kompost weggeschwemmt werden kann, so z.B. neben Flussläufen, auf Hanglagen, usw. . Du musst wissen, dass Kompost (ganz korrekt Organische Masse) von der Pflanze nicht aufgenommen und verwertet werden kann. Erst durch das Bodenleben, also die Gesamtheit aller Tiere, Bakterien, Viren, Pilze des Bodens, wird Kompost in Mineralboden (Mineralische Masse = Dünger) umgewandelt und ist erst dann pflanzenverfügbar. Die Pflanze nimmt die mineralische Masse (z.B. Stickstoff) auf und stellt daraus neue Pflanzenzellen her. Die sind wieder organisch und aus dem mineralischen Stickstoff ist wieder organisches Eiweiß entstanden.

Der Organisch-Mineralisch-Kreislauf

Jetzt habe ich geschrieben, dass das Bodenleben den Kompost mineralisiert. Es beantwortet sich Deine Frage so langsam, denn das Bodenleben benötigt angemessene Lebensbedingungen, wie Sauerstoff, Feuchtigkeit und Wärme. Nässe und Hitze sind auch wieder schädlich für das Bodenleben.

Das Grünlandideal: 15°C – 18°C Bodentemperatur, feucht, Sauerstoff, locker-luftiger Boden, hohe Aktivität des Bodenlebens

Und da im Winter es üblicherweise für das umwandelnde Bodenleben zu kalt und zu nass ist, passiert das erst im feuchtwarmen Frühjahr, also genau, wenn die Pflanzenwurzeln die Nährstoffe (= mineralische Masse) aufnehmen und für ihr Wachstum nutzen und somit keine Nährstoffe, wie z.B. Stickstoff (Nitrat NO3, Ammonium NH4, usw.) in Oberflächengewässer abfließen und/oder ins Grundwasser durchsacken. Somit sind Nährstoffbereitstellung durch das Bodenleben und Nährstoffaufnahme durch die Pflanze sozusagen synchronisiert. Die Aufbringung des Komposts ist sogar gut, weil die Lagerung im Haufen leicht dazu führt, dass sich das Bodenleben durch hohe Vermehrung und Aktivität selber einheizt und dann sogar im Winter den Kompost mineralisiert. Wie stark die Aktivität des Bodenlebens mitunter Wärme freisetzt, kennst Du von der Selbstzündung des Heus. Und genau die Mineralisierung im Winter möchtest Du ja nicht, braucht ja keiner! Das ist ja der Grund, warum ein fachgerecht gepflegter Misthaufen im Winter möglichst fest gelagert wird, damit mangelnder Sauerstoff während der Winterlagerung das Bodenleben klein hält und eine Mineralisierung verhindert. Du willst ja nicht den mineralisierten Komposthaufen im Winter, denn dann sickern viele der neu entstandenen mineralischen Inhaltsstoffe (= Dünger) ungenutzt in den Boden oder in Gewässer. Die Folge: Dünger im Wurzelbereich tschüß – Nitrateintrag ins Grundwasser oder Graben geschafft!

Aber etwas musst Du dennoch im Herbst/Winter beachten: Bodenschonung! Du darfst keine Fahrspuren in den nassen Boden legen. Dann machst Du die ganzen Vorteile der Kompostdüngung wieder zunichte. Nur bei möglichst trockenem Wetter das Grünland befahren, breite Reifen, niedriger Luftdruck, langsam fahren und große Radien sind angesagt. Nicht den Anhänger so vollfüllen, lieber mehrmals fahren. Besondere Vorsicht und eine klare Ansage, wenn ein benachbarter Landwirt oder ein Maschinenring/ Lohnunternehmer die Düngung übernimmt. Der kommt mit dem größten Trecker und macht die Arbeit in kürzester Zeit. Um 12 gibt es Mittag!  

Und dann denke noch an zwei Dinge:

Eine Gabe mit Kompost wirkt als Dünger nur zu 50 % im ersten und dann die restliche 50% im zweiten Jahr. 

Pferdemist gehört niemals auf Pferdegrünland. Selbst mineralisierter Pferdemist enthält immer noch große Mengen infektionsfähiger Wurmeier. Und da die derzeit vorhandenen Entwurmungspräparate zunehmend auf resistente Würmer treffen, solltest Du kein Pferdemist auf der Pferdeweide/-wiese aufbringen. Der Mist anderer Tiere ist unkritisch für Deine Pferde.