Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im September 2022

Niederschlagsreichster September seit 2001 bringt in vielen Regionen endlich Dürre-Erleichterung.

Offenbach, 29. September 2022 – Nach einem letzten sommerlichen Aufbäumen in der ersten Septemberdekade ging es mit großen Schritten in den Herbst. Der Regenschirm wurde zum Dauerbegleiter und neben der Winterbekleidung musste vereinzelt sogar der Eiskratzer hervorgekramt werden. Dann und wann erweckte der September sogar den Anschein eines „typischen“ Aprils. Denn zahllose Regenbögen dekorierten den Horizont und in den dürregeplagten Regionen brachte sehnsüchtig erwartetes Nass wieder sattes Grasgrün zum Vorschein. Dagegen versperrten Nebelfelder zeit- und gebietsweise die Fernsicht. Und nicht zuletzt wirbelten in den Alpen erste Flocken. Der Übergang in die kalte Jahreszeit ist somit eingeläutet. Zusammengefasst war der September äußerst nass sowie durchschnittlich temperiert und sonnig. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Von der Sommerwärme im Eiltempo in die Herbstkühle
Das Temperaturmittel lag im September 2022 mit 13,4 Grad Celsius (°C) um 0,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 lag die negative Abweichung bei 0,4 Grad. Bis in die erste Monatsdekade hinein blieb die sommerliche Witterung mit sehr warmen Nuancen ein treuer Weggefährte. Kleve, 10 km südwestlich von Emmerich am Niederrhein, gab am 5. mit 32,3 °C die bundesweit höchste Temperatur bekannt. Das letzte Sommerflimmern wurde in der zweiten Monatsdekade dann schnell durch frische Herbstluft ersetzt. Teilweise ging es sogar in den Frostbereich. Meßstetten, auf der Schwäbischen Alb, meldete am 20. mit – 1,8 °C die tiefste Septembertemperatur. 

Ausgiebiger Septemberregen setzt der monatelangen Durststrecke ein Ende
Im September fielen mit rund 100 Litern pro Quadratmeter (l/m²) annähernd 165 Prozent des Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 (61,1 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (64,5 l/m²) erreichte die Menge rund 155 Prozent des Solls. Damit kehrte nun endlich eine deutliche Entspannung in den dürregeplagten Regionen ein. Erstaunlicherweise brachte der September dort sogar mehr Niederschlag, als alle Sommermonate zuvor zusammen. Es war der niederschlagsreichste September seit 2001. Am nassesten war es in den Mittelgebirgen und an den Alpen, mit Monatssummen von über 200 l/m². In den höchsten Lagen fielen sogar schon die ersten Flocken. Fernab der Gebirge aber meldete Graal-Müritz, 20 km nordöstlich von Rostock, in Folge hartnäckiger Schauer und Gewitter am 17. mit 93,8 l/m² den deutschlandweit höchsten Tagesniederschlag.

Im Nordosten am sonnigsten, viele Wolken in der Mitte
Mit fast 155 Stunden erreichte die Sonnenscheindauer im September in etwa ihr Soll von 150 Stunden (Periode 1961 bis 1990). Auch im Vergleich zu 1991 bis 2020 (157 Stunden) war die Sonnenscheinbilanz ausgewogen. Im Nordosten ließ sich mit teils über 170 Stunden am häufigsten die Sonne blicken. Wolkenverhangen war es dagegen in den Mittelgebirgen und an den Alpen, was am Ende in einzelnen Regionen weniger als 120 Sonnenstunden zur Folge hatte. 

Das Wetter in den Bundesländern im September 2022
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Im Rheingraben gab es im September noch einmal bis zu 9 Sommer- und 2 Hitzetage in der ersten Monatsdekade. Anknüpfend sanken die Temperaturen auf Herbstniveau, mit ersten leichten Frösten im Bergland. Meßstetten, auf der Schwäbischen Alb, meldete am 20. mit – 1,8 °C die tiefste Septembertemperatur. Dennoch, das Monatsmittel erreichte zum Ende hin leicht überdurchschnittliche 13,6 °C (13,3 °C). Gesteigert war mit 105 l/m² (70 l/m²) auch der Monatsniederschlag. Im Schwarzwald wurden sogar deutlich über 200 l/m² registriert. Der Niederschlagsreichtum ging auf Kosten der Sonnenscheinbilanz, die mit fast 150 Stunden (166 Stunden) beziffert werden konnte.

Bayern: Der Freistaat war im September mit 12,8 °C (12,8 °C) neben Thüringen das zweitkühlste Bundesland. In der dritten Monatsdekade kam sogar schon der Eiskratzer zum Einsatz. Konträr dazu befanden sich die Temperaturen in der ersten Septemberwoche bayernweit noch auf Sommerniveau. 120 l/m² (72 l/m²) Flächenniederschlag kamen mit dem September. In der zweiten Monatsdekade wirbelte dieser im höheren Bergland bereits als Schnee. 140 Stunden (160 Stunden) schien die Sonne im schattigsten Bundesland. 

Berlin: Hier erreichte die Septembermitteltemperatur 13,9 °C (14,1 °C), die Niederschlagsmenge 45 l/m² (46 l/m²) und die Sonnenscheindauer 180 Stunden (156 Stunden). Damit glänzte die Bundeshauptstadt im September als sonnigste Region, Tabellenletzter war sie dagegen im Niederschlagsranking. 

Brandenburg: Brandenburg meldete im September leicht unterdurchschnittliche 13,4 °C 
(13,8 °C). Die Niederschlagsmenge erreichte im vergleichsweisen zweittrockensten Bundesland gut 55 l/m² (45 l/m²) und die Sonnenscheindauer abgerundet 160 Stunden (156 Stunden). 

Bremen: Als wärmste Region meldete Bremen 14,3 °C (13,7 °C). Auf eine recht milde und noch regenarme erste Monatshälfte folgte eine merklich kühlere und nasse Witterung. In der Folge wurden ungewöhnliche 130 l/m² (61 l/m²) eingesammelt. Bremen wurde so zum zweitniederschlagsreichsten Bundesland gekürt. 165 Stunden (136 Stunden) gab sich die Sonne zu erkennen.

Hamburg: Der erste meteorologische Herbstmonat bescherte dem Stadtstaat 13,9 °C (13,7 °C), nasse 120 l/m² (68 l/m²) und 155 Sonnenstunden (139 Stunden). 

Hessen: Nach dem außergewöhnlich warmen Sommer ging die Septembertemperatur auf 13,5 °C (13,2 °C) zurück. Zudem brachte der erste meteorologische Herbstmonat in der Summe mehr Niederschlag, als der gesamte Sommer (Juni, Juli, August) zuvor. Bemerkenswert nasse 120 l/m² (57 l/m²) wurden gemessen und ließen die Vegetation vorübergehend noch einmal frisch ergrünen. Das Niederschlagsdefizit der letzten Monate ist damit aber längst nicht kompensiert. Die Sonnenscheindauer erreichte knapp 150 Stunden (142 Stunden).

Mecklenburg-Vorpommern: Durchschnittliche 13,5 °C (13,3 °C) hielt der DWD als Septembermittel fest. Besonders in der Höhe kühlte es zunehmend stark ab, was über der warmen Ostsee nicht nur die Bildung heftiger Schauer und Gewitter begünstigte, sondern auch Wasserhosen „tanzen“ ließ. Diese aber blieben über der „See“, während die Schauer und Gewitter in Küstennähe örtlich heftige Niederschläge verursachten. Graal-Müritz, 20 kmnordöstlich von Rostock, meldete am 17. mit 93,8 l/m² den deutschlandweit höchsten Tagesniederschlag. Der Flächenniederschlag des gesamten Septembers betrug in Meck-Pomm fast 70 l/m² (51 l/m²). 170 Stunden (154 Stunden) gab sich die Sonne in der vergleichsweisen zweitsonnigsten Region zu erkennen. Direkt an der Küste, wie in Greifswalder Oie, schien sie sogar fast 200 Stunden.

Niedersachsen: In Niedersachsen ermittelten die Thermometer ein Septemberwert von 13,8 °C(13,5 °C), bei gleichzeitig nassen 95 l/m² (60 l/m²). Besonders viel Niederschlag gab es mit über 100 l/m² im Nordseeumfeld. Trotz allem schaffte es die Sonnenscheindauer auf rund 155 Stunden (135 Stunden). 

Nordrhein-Westfalen: Der lange Arm des Sommers reichte in NRW noch bis in die erste Septemberdekade hinein. Am 5. und 6. traten die letzten heißen Tage auf Kleve, 10 kmsüdwestlich von Emmerich am Niederrhein, verkündete am 5. mit 32,3 °C die bundesweit höchste Temperatur. Auch wenn das Temperaturniveau in der zweiten Monatshälfte deutlich fiel, landete Nordrhein-Westfalen mit 14,1 °C (13,6 °C) – neben dem Saarland – auf Platz 2 der wärmsten Bundesländer. Mit dem September kam auch ordentlich Nass. Üppige 115 l/m² (67 l/m²) wurden aufgefangen. Zum Vergleich: Die Summe des gesamten Sommers 2022 betrug 112,7 l/m². Die Septembersonne bekam NRW fast 150 Stunden (135 Stunden) zu Gesicht. 

Rheinland-Pfalz: Mit 125 l/m² (60 l/m²) brachte der erste meteorologische Herbstmonat der Flora und Fauna wohltuenden Niederschlag und sorgte so für eine deutliche Entspannung in der Dürrelage. Rheinland-Pfalz triumphierte im September sogar als zweitnassestes Bundesland. Dagegen spielten die Wetterelemente Temperatur und Sonnenschein nur eine durchschnittliche Rolle. 13,7 °C (13,5 °C) und 150 Stunden (151 Stunden) wurden dokumentiert. 

Saarland: Das einst trockenste Bundesland des Sommers 2022 war im September auffallend nass. Zur Mitte des Monats brachte eine markante Luftmassengrenze intensive Niederschläge. In Kombination mit weiteren Schauern und Gewittern kamen im gesamten Monat 115 l/m² (70 l/m²) zusammen. Vor den Niederschlagsschüben und dem Herbstdurchbruch gab es aber noch einmal Hochsommergefühl mit letzten heißen Tagen über 30 °C am 5. und 6. Die anfängliche und gleichzeitig letzte sommerliche Witterung verhalf dem kleinsten Flächenland mit einer Mitteltemperatur von 14,1 °C (13,7 °C) – neben NRW – auf den zweiten Platz der wärmsten Bundesländer. Die Sonnenscheindauer bewegte sich mit 160 Stunden (158 Stunden) im Schnitt.

Sachsen: Etwas frisch und deutlich zu nass verlief hier der September 2022. 12,7 °C (13,4 °C) und 100 l/m² (55 l/m²) wurden erreicht. Dagegen lag die Sonnenscheindauer mit abgerundet 145 Stunden (148 Stunden) im Mittel. Der Freistaat war die kühlste und zweitsonnenscheinärmste Region. 

Sachsen-Anhalt: Um Sachsen-Anhalt machten die hohen Niederschlagsmengen im Vergleich zu den anderen Regionen einen Bogen, sodass das mitteldeutsche Land mit 60 l/m² (42 l/m²) als niederschlagsarme Gegend eingestuft werden konnte. Neben einer Durchschnittstemperatur von 13,6 °C (13,7 °C) wurden im September 160 Sonnenstunden (144 Stunden) erfasst.

Schleswig-Holstein: Der äußerste Norden war im September mit 13,6 °C (13,2 °C) etwas zu warm. Eine deutlichere positive Abweichung zeigte hingegen die Niederschlagsausbeute mit 95 l/m² (75 l/m²). Die Sonne präsentierte sich fast 155 Stunden (143 Stunden). 

Thüringen: Der September verabschiedete sich in Thüringen mit 12,8 °C (12,8 °C) und ließ die Region – neben Bayern – als zweitkühlste Region zurück. Mit fast 100 l/m² (51 l/m²) war der Niederschlagsüberschuss mehr als deutlich, jedoch nicht zu Lasten der Sonnenscheindauer, welche 155 Stunden (143 Stunden) betrug.

Quelle: DWD, Deutscher Wetterdienst