Basics: Der Klimawandel und die Hufrehe

Wer über den Klimawandel und die Hufrehe schreibt, kann nicht vermeiden, sich mit dem Energiehaushalt der Pflanze zu beschäftigen.

Hufrehe beim Pferd. Das Hufbein hat sich von der Hufkapsel gelöst und drückt gegen die Huflederhaut und Hufsohle.

Die grünen Blätter der Pflanze sind „Solarzellen“: Energiereiches Sonnenlicht wird in den Blättern in Traubenzucker (Fachsprache: kurzzeitige Kohlenhydrate, sog. Monosacharide) umgewandelt.

Der Energieaufbau der Pflanze: Photosynthese (Assimilation):

6 CO2 +6 H20+Sonnenlicht=C6H12O2+6O2
Kohlendioxid aus der Luft+Wasser+Sonnenlicht=Traubenzucker+Sauerstoff in die Luft

Die aufgebaute Energie wird verbrannt (= Oxidation) und in Arbeit (Wachstum, Blüte, Samenbildung, Bewegung, Wassertransport) umgewandelt:

Der Energieabbau der Pflanze: Abbau durch Atmung (Dissimilation):

C6H12O2+6O2=Arbeit+6CO2+6H20
Traubenzucker+Sauerstoff aus der Luft=Arbeit+Kohlendioxid in die Luft+Wasser

Normalerweise besteht ein Gleichgewicht zwischen Energieaufnahme aus dem Sonnenlicht und der Umwandlung in Arbeit. Beim Auto würde man/frau sagen, dass tagsüber getankt und nachts gefahren wird. Am nächsten Morgen ist der Tank dann leer und es muss wieder getankt werden. Wenn aber nachts nicht gefahren wird, bleibt der Tank voll. Trotzdem kann die Pflanze nicht verhindern, dass am Tage „getankt“ wird. Der Tank würde überlaufen und die gerade getankte Energie für die Pflanze verloren gehen. Damit das nicht passiert, kann die Pflanze die aus der Photosynthese gewonnene Energie (Traubenzucker) in langkettigen Zucker (Stärke) umwandeln und in ihrem Stengel speichern. Damit ist die überschüssige Energie für den späteren Verbrauch gerettet.

Merke: Überschüssiger Traubenzucker (kurzkettige Kohlenhydrate), der nicht in Arbeit umgewandelt werden kann, wird in langkettigen Zucker umgewandelt und im Pflanzenstengel gelagert. Dieser „Lagerzucker“ (langkettige Kohlenhydrate) wird bei den Pflanzen Fruktan genannt.

Die clevere Energiespeichung der Pflanze hat allerdings einen Nachteil für unsere Pferde: Gut genährte Wohlstandspferde sind mit fruktanreichem Gras überversorgt und es droht nicht selten Hufrehe. Erhöhte Fruktangehalte sind nicht die einzige, aber eine sehr wichtige und oft diagnostizierte Ursache der Hufrehe.

Was sind die Gründe für eine erhöhten Fruktaneinlagerung in der Pflanze?

Wenn die Tage lang und hell sind, wird entsprechend viel Energie in den Blättern produziert. Die Pflanze wächst üppig und verbraucht die großen Energiemengen. Aber nur, wenn die Wachstumsbedingungen (Wachstumsfaktoren) es zulassen.

Zu wenig Wasser, zu hohe oder zu niedrige Temperaturen sowie Nährstoffimbalancen einzeln oder kombiniert verhindern den Energieabbau. Die Pflanze lässt die unverbrauchte Energie nicht nutzlos entweichen, sondern speichert sie als Fruktan in den Pflanzenstengeln.

Da bei zunehmendem Klimawandel unsere heimischen Pflanzen, die eigentlich an ein gemäßigtes Klima angepasst sind, immer öfter gestresst werden durch Hitze und/oder Wassermangel, die Sonne aber für hohe Photosyntheseraten (Energieaufbau) sorgt, ist der Klimawandel für die erhöhte Fruktaneinlagerung in unseren Gräsern verantwortlich. Kurz gesagt: Die Gefahr für unsere Pferde, eine Hufrehe zu erleiden steigt deutlich.

Merke:

Photosynthesemangelnder WachstumsfaktorEnergieform
lange Sonnenlichtstunden+ TrockenstressFruktaneinlagerung
lange Sonnenlichtstunden+ HitzestressFruktaneinlagerung
lange Sonnenlichtstunden+ kalte NachtFruktaneinlagerung
lange Sonnenlichtstunden+ NährstoffmangelFruktaneinlagerung
lange Sonnenlichttage+ kalter BodenFruktananreicherung
Hohe Photosyntheserate zusammen mit einem mangelhaften Wachstumsfaktor sorgt für eine Fruktanspeicherung im Halm und erhöht die Rehegefahr deutlich.

Basics: Vom Metall zum Pflanzennährstoff

Kreidefelsen in der Altmark, Sachsen- Anhalt

Ein Pfanzennährstoff und gleichzeitig ein Bodenhilfsstoff ist Kalzium Ca. Aber Kalzium trifft man/frau nicht im Boden. Wie passt das alles zusammen?

Grundsätzlich kommen alle Nährstoffe im Boden, sofern nicht gedüngt wird, aus dem Ausgangsgestein des Bodens. Und in diesem Gestein kann Kalzium Ca enthalten sein. Wenn der Stein „zerbröselt“, die Bodenkundler sagen verwittern, dann wird das reine Kalzium, ein silberweißes Metall frei und macht folgenden Weg im Boden:

FormelNameErklärungen
CaReinnährstoff CalciumDas Metall Kalzium wird frei aus den verwitterten Steinen
CaOBranntkalkCa kommt im Boden mit Sauerstoff in Kontakt und oxidiert. Chemisch gesehen ist eine Oxidation eine Verbrennung. Deshalb heißt die Verbindung Branntkalk:
Ca + O = CaO
Ca(OH)2LöschkalkNatürlich kann der Branntkalk CaO nicht mit dem Wasser im Boden in Kontakt zu kommen. Der Branntkalk verbindet sich mit Wasser und wird dann Löschkalk genannt:
CaO + H2O = Ca(OH)2
CaCO3Kohlensaurer Kalk, Calciumcarbonat, Kreide, Muschelkalk,
Kalkstein, Marmor
Der Löschkalt kommt nicht zur Ruhe, er hat Kontakt mit der Ausatemluft CO2 des Bodenlebens. Das ausgeatmete CO2 der Bodenlebewesen reagiert* in der wässrigen Löschkalklösung zu Kohlensaurem Kalk: CO2 + Ca(OH)2 = CaCO3 + H2O

* Kohlendioxid CO2 + Wasser (H2O) = Kohlensäure H2CO3

Jetzt müsste klar sein, dass wir zwar immer vom Pflanzennährstoff Kalzium Ca reden, es den aber so nicht im Boden nicht gibt. Da grundsätzlich in einem belebten Boden Sauerstoff O, Wasser H2O und Kohlendioxid CO2 vorhanden ist, reagiert Ca immer zu CaCO3.

Wenn Kalzium mit Sauerstoff reagiert steht in der Formel Ca + O = CaO. Folglich ist CaO schwerer geworden und besteht dann nicht mehr aus 100% Ca. Genau so geht es mit dem Wasser und dem Kohlendioxid. Das Ergebnis ist Kohlensaurer Kalk eine Mischung aus Ca, O, H2O, Kohlensäure, usw.. Folglich enthält Kohlensaurer Kalk nicht 100% den Reinnährstoff Ca. Gleichzeitig ist der Kohlensaure Kalk auch noch durch andere Stoffe verunreinigt, wie Sand, Salz, usw. . Der genaue Gehalt steht immer auf dem Deklarationszettel bzw. Lieferschein und wird generell in CaO genannt.

Dieses Nährstoffbeispiel soll exemplarisch zeigen, dass die chemische Form der Nährstoffe eine wesentliche Bedeutung hat und Anwender nur korrekt handeln, wenn sie genau Unterscheiden, ob es sich um den Reinnährstoff z.B. Ca, K, Mg, usw, oder die Oxidform z.B. CaO, K2O, MgO handelt. Nicht gleiche chemische Formen dürfen nicht miteinander verglichen werden!

  1. Tipp: Die Chemiestunde dieser Webseite erklärt ganz genau, Schritt für Schritt, wie Nährstoffgehalte berechnet werden können. Eine Fähigkeit, die Ihr in der Düngung aber auch beim Füttern immer wieder benötigt.
  2. Tipp: Hilfreich kann folgende Tabelle sein (Dieses ist ein Link auf meine Seite für Pferdewirtschaftsmeister)

Basics: Bodenreaktion

Kalkabbau (Muschelkalk, Kohlensaurer Kalk) an der Dänischen Ostseeküste.

Die Bodenreaktion ist die Wirkung der Säure bez. der Base (Lauge) auf den Boden. Fachlich ausgedrückt: Die Wirkung der Azidität bzw. Alkalität (Basizität) auf den Boden. Ausgedrückt wird die Azidität bzw. Alkalität mit dem pH- Wert.

Der pH- Wert hat große Auswirkungen auf den Boden, besonders auf das Bodenleben, denn Säure dezimiert das Bodenleben, es wirkt desinfizierend und reduziert die im Boden lebenden wertvollen Bodenbakterien, Viren und Pilze. Je saurer ein Boden, desto geringer die Bodenaktivität. Bodensäure neutralisiert Kalk und behindert dadurch die Fähigkeit des Bodens stabile Krümel (Bodenkolloide) zu bilden.

Saure Böden sind in aller Regel weniger belüftet, weniger wasserdurchlässiger und -aufnahmefähig, besitzen ein reduziertes Bodenleben mit geringerer Umwandlung von organischen Materialien in pflanzenverfügbaren mineralischen Boden.

Generell kann gesagt werden, dass die Pflanzenverfügbarkeit von Mikronährstoffen und auch Schwermetallen deutlich zunimmt. Damit enthält auch das Futter höhere Schwermetallgehalte. Das gilt auch für das für Planzen sehr toxisch wirkende Aluminium. Ebenfalls gilt die vermehrte Wurzelaufnahme bei sauren Böden auch für Eisen. Das ist übrigens der Grund, warum Pflanzen, die an saure Standorte angepasst sind, in aller Regel dunkelgrüne Blattfarbe haben, wie z.B. Rhododendron, Eibe, Ilex, Sauergräser (das sind die runden, schaumgefüllten, dunkelgrünen Gräser), usw., weil Eisen die Produktion des grünen Blattfarbstoffes (Chlorophyll) steigert. Das ist übrigens der Grund, warum Rasen durch die Düngung mit Eisen-II-Sulfat satter grün wird.

Sauerer Boden macht Eisen pflanzenverfügbar und das färbt die Blätter dunkelgrün. Sauergräser sind deshalb immer auch Zeigerpflanzen für saure Standorte.

Das Pferdegrünland ist in Mitteleuropa in aller Regel menschenbeeinflusstes Kulturland, also anthropogen beeinflusst. Ohne Bewirtschaftung würde bei uns immer Wald entstehen.

Weil in Mitteleuropa die Böden von Wiesen und Weiden grundsätzlich immer saurer werden, muss der Boden in regelmäßigen Abständen abgepuffert werden, also die Säure reduziert werden.

Gründe für die normale Bodenversäurung sind:

  • Wurzelsäureausscheidung. Diese entsteht bei der Nährstoffaufnahme und der Energieumwandlung (Dissimilation). Die ausgeschiedene Säure hilft der Pflanze im übrigen bei der Verwitterung von Steinen und Nutzung der dann freiwerdenden Nährstoffe.
  • Wiesen und Weiden haben die größte Pflanzendichte aller Kulturen und somit die mengenmäßig größte Wurzelsäureausscheidung.
  • Verlust von Kalzium wegen zunehmender Bodenversäurung
  • Saurer Regen
  • Säureeintrag durch Mineralisierung und Nitrifikation
  • Schädigende Stickstoffeinträge (Wachstumsdünger). Derartige Anreicherungen (Eutrophierungen) mit Stickoxiden (NOx) stammen aus Abgasen, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, wie Kohle oder Öl (z.B. Autoverkehr) entstehen. Die Wirkung der „Düngung“ bewirkt vermehrtes Wachstum des Grünlandes und somit vermehrte Wurzelsäureausscheidung

Wie stark die Versäurung des Bodens ist, beantwortet die Messung des pH- Wertes. Die LUFA misst nicht nur den pH- Wert, sondern ermittelt einen Zielwert, der abhängig ist von der Lage, der Bodenart, dem Humusgehalt, dem Ertrag, der Nutzung, dem Bewuchs. Zielwerte können zwischen pH 4 – 7 liegen.

Merke: Wegen der unvermeidlichen Bodenversäurung des Dauergrünlandes ist eine Abpufferung der Bodensäure, in aller Regel mit Kalk, regelmäßig notwendig. Die zielgenaue Kalkung sorgt auch dafür, dass die Pflanzen Dürrezeiten wesentlich besser überstehen können und obendrein das Futter für die Pferde genügend Kalzium für harte Knochen enthält, besonders für trächtige, taktierende und wachsende Tiere.

Basics: pH- Wert

Der pH- Wert ist ein wichtiger Indikator bei der Beurteilung der Bodeneigenschaften

Die Anzahl der freien, also im Bodenwasser gelösten Wasserstoffionen H+ ist ein wesentlich verantwortlich für die Bodenqualität (Bodenreaktion) . Deshalb wird der Gehalt an freien H+-Ionen bei einer Bodenprobe gemessen und der sog. pH- Wert bestimmt.

Merke: pH ist die Abkürzung für pondus (Gewicht) Hydrogenium (Wasserstoff)

1 Liter neutral reagierendes Wasser, also weder Säure (sauer) noch Lauge (alkalisch) ist, enthält genau 0,000 000 1 g freie Wasserstoffionen H+. Weil das sehr unhandlich zu lesen und zu schreiben ist, wird es 1 durch 107 benannt. Und auch das ist ein Dilemma auch hier bei mir, ich kann in einer Zeile nicht einen Bruch schreiben. Folglich hat man sich vereinbart 10-7 einzutippen. Genau, wie früher im Matheunterricht. Und weil das immer noch zu unbequem beim Eintippen millionenfacher Untersuchungsergebnisse ist, hat man sich weltweit vereinbart stattdessen nur pH 7 zu schreiben.

Und jetzt kommt die weitverbreitete Falle: pH 6 bedeutet, 1 Liter Wasser enthält 0,00 001 g freie H+– Ionen, also also 10 mal mehr Wasserstoffionen als pH 7. Entsprechend pH 8, da sind es 10 mal weniger Wasserstoffionen.

Merke: Wasser, welches mehr als 10-7 g lösliche Wasserstoffionen je Liter hat, reagiert sauer und ist für einen sauren Boden verantwortlich. Wasser, welches weniger als 10-7 g lösliche Wasserstoffionen hat, reagiert alkalisch (= Lauge) und ist für einen alkalischen Boden verantwortlich.

Der Messbereich bei der pH- Bestimmung geht von 1 bis 14. Dabei ist pH 1 eine 99%ige Säure (wirkt sauer) und pH 14 eine 99%ige Lauge (wirkt alkalisch). pH 7 ist neutral, weder Lauge (alkalisch) noch Säure (sauer).

Folgende pH- Werte geben Euch eine erste Einordnung:

StoffpH- Wert (Mittelwert)
Zitronensaft2 – 3
Essig2 – 3
Silage3 – 4
Blut Pferd 7,3 – 7,5
Kernseife10 – 11
Magensaft Pferd2,5
Blinddarm Pferd7
Speichel Pferd7,31 -7,80
Haut Pferd4,5 – 6,5
Haut Mensch4,7 -5,7
Pferdeäpfel6,5 – 7,5
BodenreaktionpH- Wert
extrem alkalisch> 10,0
sehr stark alkalisch10,1 -11,0
stark alkalisch9,1 – 10,0
mäßig alkalisch8,1 – 9,0
schwach alkalisch7,1 – 8,0
neutral7
schwach sauer6,9 – 6,0
mäßig sauer5,9 – 5,0
stark sauer4,9 -4,0
sehr stark sauer3,9 – 3,0
extrem sauer< 3,0

Wie kann der pH- Wert beeinflusst, eingestellt werden? Ganz einfach, denn Lauge + Säure = neutral. Also, wenn die selbe Menge Lauge und Säure und die auch noch in der selben Konzentration (pH- Wert) vermengt wird, entsteht eine neutrale Flüssigkeit. So könnt Ihr mit Kalk (alkalisch) einen sauren Boden abpuffern. Wie stark, hängt von dem pH- Wert des Bodens und pH- Wert des Zuschlagstoffes sowie deren Mengen ab und kann berechnet werden. Dabei ist es nicht immer das Ziel, einen Boden mit dem pH- Wert 7 anzustreben. Keine Angst diese Berechnungen führt die LUFA für Euch durch.

pH- wert des Bodens selber messen?

Möglich ist es, den pH- Wert selber zu bestimmen. Drei Methoden sind üblich:

  • Elektronisches pH- Meter
  • Indikatorpapiere
  • Indikatorlösungen

Um es gleich vorweg zu sagen: Elektronische pH- Meter sind nur für Profis geeignet, da sie sehr pflegeintensiv sind und der Boden in 0,01 M CaCl2– oder 0,1 M KCl- Lösungen gelöst wird. Entsprechen aufwändig müssen die Elektroden gelagert und die Bodenlösungen behandelt werden, die dürfen sich im Gebrauch nicht in ihrer Konzentration verändern.

Indikatorpapiere bzw. Indikatorsticks zeigen durch ihre Verfärbung den ungefähren pH- Wert an. Gelöst wird der Boden in destilliertem Wasser. Indikatorpapiere und Indikatorsticks sind preiswert, lagerfähig und ausreichend genau (1/2 pH- Wert). Beim Kauf auf den Messbereich achten, ideal ca. 4 – 8. Je größer der Messbereich, desto ungenauer die Messung.

Indikatorflüssigkeiten sind gebrauchsfertig. Wenige Tropfen benetzen den z.B. mit einem Teelöffel gewonnen Boden und weisen durch die Verfärbung auf den pH- Wert.

Messungen mit Indikatorpapieren, -stäbchen oder -flüssigkeiten sind immer sog. Feldmethoden. Die Genauigkeit ist nie höher als 0,5 pH. Für eine generelle Einschätzung des Bodens durchaus ausreichend. Größere Investitionen finanzieller und zeitlicher Art sind lehrreich, können Hobby werden, aber nicht nötig, da die LUFA diese Arbeit extrem genau und preiswert vornimmt und gleichzeitig den Handlungsbedarf vorschlägt.

Basics: Bodenart bestimmen

Die Bodenart ist abhängig von der Zusammensetzung der drei wichtigsten Bodenfraktionen:

BodenfraktionAbkürzungKorngröße
Sand S2 mm – 63 ym
Schluff U63 ym – 2 ym
Ton T< 2 ym
Alle Teilchen größer 2 mm sind Kies und werden bei der landwirtschaftlichen Bodenprobe nicht betrachtet.

Im Labor werden die Bodenfraktionen aufwändig durch Siebung, Sedimentation und Zentrifugieren bestimmt. Dieses relativ teure Verfahren ergibt eine exakte Analyse der Anteile von Sand, Schluff und Ton eines Bodens.

Mit Hilfe des Bodenartendreiecks wird entsprechend des jeweiligen Anteils von Sand, Schluff und Ton die Bodenart festgelegt:

Beispiel: Ein Boden mit 30% Ton und 25% Schluff sowie (Differenz zu 100%) 45% Sand nennt man/frau tonig, sandiger Lehm. Der Großbuchstabe ist die Hauptname, die Kleinbuchstaben beschreiben näher. T ist immer ein Tonboden, entweder komplett Ton Tt, sandiger Ton Ts, lehmiger Ton Ts oder schluffiger Ton Ts. Merke: Ein Lehmboden besteht überwiegend aus dem harmonischen 1/3- Verhältnis von Sand, Ton und Schluff und vereint bzw. kompensiert alle Vorteile/ Nachteile der Eigenschaften der einzelnen Bodenfraktionen.

Mehr zu den Eigenschaften der Bodenfraktionen findet Ihr hier.

Die Zusammensetzung der drei Bodenfraktionen Sand, Schluff und Ton bestimmt maßgeblich die Bodeneigenschaft und damit auch die Düngeempfehlung.

Ohne Kenntnis der Bodenart ist eine zielgerichtete Düngeempfehlung nicht möglich. Weil aber die LUFA bei der Grunduntersuchung keine Bodenartbestimmung vornimmt, ist die Angabe der Bodenart auf der Bodenprobe von zentraler Bedeutung. Für die Angabe auf der Bodenprobe genügt eine einfache, auch von Euch zu handhabende Methode, die sog. Fingerprobe.

Wie der Name schon vermuten lässt, wird der kulturfeuchte Boden (nicht trocken, nicht nass) mit den Fingern palpiert, also tastend, fühlend untersucht. Kleiner Tipp, wenn die Feuchtebedingungen nicht zutreffen: zu nass > in der warmen Hand trocknen, zu trocken > draufspucken.

Bei der Palpation des Bodens könnt Ihr folgendes erfahren:

BodenartSichtprüfungFühlen
SandEinzelkörner erkennbar, körnig, kratzend, rauh. Beim Schmecken (sensorische Prüfung) knirscht es typisch
SchluffBoden bleibt in den Fingerrillen haften, Finger werden dreckig, nicht glänzendsamtig, nur einmalig ausrollbar, aber nicht formbar
Tonglänzendmehrfach ausrollbar, formbar zu Würfeln bis zu dünnen Würsten
Der Humusgehaltlässt sich anhand der Farbe schätzen: Je dunkler der Boden, desto höher ist der Humusanteil. Bei der Bedrohung von Dauergrünland ist regelmäßig davon auszugehen, dass der Boden Humus ist.

Je nach Dominanz der jeweiligen Bodenfraktion kommt Ihr dann zum Ergebnis. Beispiel: humoser, schluffiger Ton oder humoser Schluff. Möglich ist natürlich auch ein humoser, toniger Sandboden.

Basics: Bodenprobe ziehen

Bodenprobennahme mit Bohrstock

Selbst schon im Winter, wenn die Böden nicht gefroren sind, können bereits Bodenproben genommen, Fachleute sagen auch gezogen werden.

Die LUFAs (Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalten) haben auf ihrer Internetseite hervorragende Anleitungen, wie die Bodenproben zu nehmen sind. Dabei ist sorgfältiges Arbeiten Pflicht, denn 300 – 500 g Boden geben die Realität einer ganzen Parzelle, hier einer Weide/ Wiese wieder.

Beim Dauergrünland für Pferde ist eine Standard- Bodenprobe absolut ausreichend. Standard- Bodenprobe bedeutet immer: P (P2O5), K (K2O), Mg (MgO), pH- Wert für den Ca- Bedarf. Der Preis je Probe beträgt 15,00 – 20,00 €. Natürlich bietet die LUFA auch die Beprobung zahlreicher weiterer Mineralien und Problemstoffen an. Die Analytik ist z.T. sehr aufwändig, eine einzige Analyse kostet dann bis zu 100,00 € zusätzlich. Die Ausweitung der Standard- Bodenprobe macht wirtschaftlich nur Sinn, wenn der begründete Verdacht einer Kontamination vorliegt.

Eine Nmin– Untersuchung (Nmin = mineralischer, also pflanzenverfügbarer Stickstoff) ist nicht notwendig. Bei der N- Düngung ist sowohl die Schonung der Umwelt, die Futtermittelqualität als auch die Ertragserwartung in eine vertretbare Balance zu bringen. Diese Abwägung ist ein typischer Prozess in der nachhaltigen Bewirtschaftung eines Betriebes. Es gilt die drei Faktoren Umwelt, Ökonomie und Soziales in Einklang zu bringen.

Als Idealdüngemenge eines Wachstumsjahres für den Pflanzennährstoff Stickstoff (N) gilt:

40 kg N/Jahr/Hektar (Hektar = ha = 10.000 m2)

Wer dennoch eine Bodenprobe auf den mineralischen Stickstoff (Nmin) untersuchen lassen will, muss wissen, dass die Probe gekühlt eingeliefert werden muss. Mit Kosten von 30,00 – 50,00 € ist zu rechnen.

Hier in der Eingangsbearbeitung landen Eure Bodenproben und werden in die Laborbehältnisse umgefüllt. Wer seine nicht lesbar und dauerhaft beschriftet hat, wird sie nie wiederfinden.

Praxistipp:

  • Hilfreich bei der Probennahme ist ein Grünland- Bohrstock, den die LUFA NRW für 45.- anbietet oder LUFA-Servicennummer 0251 / 2376 – 595 . Auch lohnt der Besuch beim Landhandel/ Genossenschaft, denn die verleihen oft Bohrstöcke. Alternative Beschaffung: Erdbohrer,
  • Die Probentiefe für Grünland ist 10 cm. Ackerflächen werden tiefer (30 cm) beprobt. Um die exakte Probentiefe einhalten zu können, Spaten bzw. Bohrstock mit einer 10 cm- Tiefenmarkierung z.B. mit Klebeband, Kabelbinder, usw. markieren. Bohrstöcke sind in aller Regel universell zu verwenden, die Probentiefe geht meist bis 50 cm. Um bei einem Bohrstock den Boden aus dem Hohlstab zu entnehmen, nicht die Finger benutzen, es besteht Gefahr von Schnittverletzungen. Mögliche Hilfsmittel sind ein Zimmermannsnagel, schmaler Spachtel oder auch Hufauskratzer, idealerweise mit einem Band bereits am Bohrstock fest verbunden.
  • Probe ohne Steine und Wurzeln gewinnen, kann auch später aussortiert werden.
  • Mindestens 30 (Stichproben unter n=30 sind statistisch nicht aussagefähig!) , besser mehr Einzelproben in einem Eimer sammeln. Besonderheiten meiden, wie Raufenfläche, Torausgänge, Bereich Tränke, Raufe, … .
  • Für die Probennahme hat sich bewährt, einer Diagonale der Fläche abzulaufen und z.B. alle 3, 5 oder 10 Schritte eine Probe zu ziehen.
  • Die Einzelproben landen alle in einem sauberen Eimer (z.B. 10 l- Wassereimer). Mit einem Spachtel oder ähnlichem Gerät vermischt Ihr die Einzelproben sehr sorgfältig, denn 300 g – 500 g beschreiben jetzt Eure Wiese/Weide.
  • Jede LUFA bietet kostenfreie Bodenprobentüten, Antragsformulare und gute Anleitungen an. z.B. LUFA Nord- West (Landwirtschaftskammer Niedersachsen) , LUFA NRW, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft, Sachsen, LVLF Brandenburg, Hessen, Mecklenburg- Vorpommern, Rheinland- Pfalz, .. . Auch der Landhandel/ Genossenschaft hält häufig Bodenprobentüten der LUFA kostenfrei bereit.
  • Die regionalen LUFAs Eures Bundeslandes findet Ihr hier: www.vdlufa.de . Auf der Seite könnt Ihr dann auch sehen, ob es Probentüten, Abholpunkte gibt oder Infomaterial heruntergeladen werden kann.
  • Generell könnt Ihr jede LUFA in Deutschland nutzen. Dennoch empfehle ich den regionalen Anbieter, weil die Düngeempfehlungen dann auch regional sind, denn zwischen einer Marsch- und einer Almweide gibt es mehr als minimale Unterschiede. Und ob sich die Niedersachsen mit Almen auskennen? Hinweis: Nicht alle LUFAs bieten einen Probenservice für Privatpersonen. Unter www.vdlufa.de nächst mögliche Untersuchungsanstalt wählen.
  • Ihr könnt die Probe (300g – 500g) in die Taschen/Tüten der jeweiligen Untersuchungsanstalt abfüllen, oder einen wiederverschließbare Plastiktasche (Zip- Allzweckbeutel, wie für das Flugzeug) nutzen. Aber: Niemals die wasserfeste und lesbare Beschriftung vergessen: Adresse, Parzellenname, Bodenart, Nutzung (Dauergrünland) und unterstrichen Pferdeweide bzw. Pferdewiese. Aus Erfahrung ist die Parzellenbezeichnung besonders sorgfältig zu wählen. Hintere oder vordere Weide ist nicht eindeutig, hängt vom Standort des Betrachters ab. Himmelsrichtungen sind eindeutig zu identifizieren. Bei mehreren Flächen sollte eine grobe Planzeichnung mit Bemaßung gefertigt werden. Nur dann lassen sich die Flächen eindeutig zuordnen. Die Parzellennamen sollten in den Jahren immer gleich sein, weil die Düngeverordnung teilweise die Dokumentation über viele Jahre vorschreiben kann und Ihr natürlich auch nur über die jähre Eure Bewirtschaftung analysieren und anpassen könnt. Schließlich wollt Ihr nachhaltig arbeiten.
  • Eine Bodenprobe (P,K,Mg,pH wegen Ca) kostet durchschnittlich zwischen 15 – 20 €.
  • Wenn Ihr Probleme mit der Probennahme habt, weil Euch die Erfahrung fehlt, dann fragt einfach mal bei einem gut arbeitenden Landwirtschaftsmeister nach. Der sagt Euch auch, um welche Bodenart es sich handelt.
  • Nicht verwirren lassen, wenn beim Untersuchungsauftrag P,K,Mg,Ca, P,K,Mg,pH oder P2O5, K2O, MgO, CaCO3 steht. Es ist der Auftrag zur Grunduntersuchung.
  • Nach etwa 14 Tagen erhaltet Ihr eine Analyse der Nährstoffe und gleichzeitig eine Düngeempfehlung. Es handelt sich um eine Nährstoffempfehlung und Ihr entscheidet, mit welchem Dünger Ihr die fehlenden Nährstoffe einbringt. Deshalb ist die Untersuchung einer Bodenprobe für konventionell und biologisch wirtschaftende Betriebe gleichermaßen geeignet. Die Nährstoffanalyse umbedingt aufbewahren, denn sie dokumentiert Euren Umgang mit Nährstoffen. Die Düngeverordnung schreibt z.T. Augbewahrungsfristen von 10 Jahren vor. Gleich, ob vorgeschrieben oder nicht, könnt Ihr aus den Nährstoffanalysen wichtige Erfahrungen für eine nachhaltige Weideführung im Zeichen des Klimawandels sammeln.
  • Für jede Parzelle (Wiese/Weide) ist eine separate Probe zu gewinnen, wenn sich die Parzellen offensichtlich unterscheiden (Bewuchs, Intensität, Lage, Klima, Belichtung, usw.).

Basics: Mitigation und Adaption

Beim Klimahandeln von Pferdehaltern*innen haben zwei Begriffe eine zentrale Bedeutung: Mitigation und Adaption. Die Beschäftigung mit diesen Begriffen kann zum sinnvollen Handeln im Zeichen des Klimawandels beitragen.

Mitigation: Hier geht es um die Verminderung des Treibhausgasausstoßes (Emissionen), wie z.B. Reduzierung von Treibhausgasen (Kohlenstoffdioxid, Methan, Lachgas, usw.) verursacht durch die Abholzung von Wäldern, Umbruch von Dauergrünland, Trockenlegung von Mooren und Sümpfen, übermäßige, bodenflächenunabhängige Tierhaltung, intensive Düngung, Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, Verbrennung von Öl, Kohle und Braunkohle zur Energiegewinnung, Flugverkehr, usw..)

Definition Mitigation: Maßnahme, mit der man/frau die Ursachen oder Folgen von Problemen und Gefahren abschwächt, Abmilderung, Verringerung

Adaption: Bei der Adaption, also der Anpassung an den Klimawandel, geht es um Möglichkeiten, sich erfolgreich an den Klimawandel anzupassen, also Strategien zu entwickeln, auf drohende bzw. vorhandene Veränderungen durch den Klimawandel erfolgreich zu reagieren. Adaptionsstrategien sind z.B. Deicherhöhungen, Wasserbewirtschaftung, Pflanzenzüchtungen, Sortenwahl, Anbaumethoden, Raum- und Stadtplanung, usw..

Definition Adaption: Anpassung, sich auf veränderte Situationen einstellen, es wird unterschieden zwischen geplanter (z.B. Deichbau) und spontaner Adaption (Migration, Mutationen).

Sowohl die Mitigation als auch die Adaption hat internationale, nationale, regionale und persönliche Ebenen und Handlungsfelder.

Basics: Organischen Dünger ausbringen

Das ist Entsorgung und grundwasserschädlich und hat mit der nachhaltigen Humusversorgung des Bodenlebens nichts gemein.

Zuschrift von Jochen, 07.12.2020

Vor wohl 3 Jahren haben wir einen Vortrag von Ihnen über  Weidedüngung gehört, das war im Rahmen eines  VFD-Themenabends. Jetzt habe ich eine Frage zur Kompostdüngung: Bisher haben wir im  Spätwinter den Kompost auf die Weiden gebracht. Nun habe ich aber  gesehen, dass so manche Landwirte die Weiden jetzt schon abstreuen,  was uns im Prinzip von der zeitlichen Abfolge der Winterarbeiten  entgegenkommen würde. Ist es von der Nährstoffaufnahme egal, ob Spätherbst oder Frühjahr?  Wir hatten bisher gedacht, dass das Gras im Frühjahr den Kompost  besser aufnehmen kann, aber vielleicht gilt das ja nur für  Mineraldünger.

Antwort von Dietbert Arnold, 11.12.2020

Hallo Jochen,

der Eintrag mit Kompost auf das Dauergrünland ist immer eine gute Idee, denn neben der Düngung gibt es zusätzliche Vorteile: Du „fütterst“ das Bodenleben, das lockert den Boden auf und das Grünland kann viel besser Wasser in tiefere Bodenschichten leiten und für den den Sommer mit seiner negativen Wasserbilanz speichern, gleichzeitig wird oberflächlichen Verschlämmung verhindert, Bodenverdichtungen durch die Tritte der Pferde werden wieder aufgelockert und die Gräser können in dem lockeren Boden tiefer wurzeln und deshalb im Sommer besser Zugang zu wasserhaltigen Bodenhorizonten finden.

Kompost, also Humus, kann fast immer auch im Herbst auf das Grünland gegeben werden. Ausnahme: Orte, an denen der aufgebrachte Humus/ Kompost weggeschwemmt werden kann, so z.B. neben Flussläufen, auf Hanglagen, usw. . Du musst wissen, dass Kompost (ganz korrekt Organische Masse) von der Pflanze nicht aufgenommen und verwertet werden kann. Erst durch das Bodenleben, also die Gesamtheit aller Tiere, Bakterien, Viren, Pilze des Bodens, wird Kompost in Mineralboden (Mineralische Masse = Dünger) umgewandelt und ist erst dann pflanzenverfügbar. Die Pflanze nimmt die mineralische Masse (z.B. Stickstoff) auf und stellt daraus neue Pflanzenzellen her. Die sind wieder organisch und aus dem mineralischen Stickstoff ist wieder organisches Eiweiß entstanden.

Der Organisch-Mineralisch-Kreislauf

Jetzt habe ich geschrieben, dass das Bodenleben den Kompost mineralisiert. Es beantwortet sich Deine Frage so langsam, denn das Bodenleben benötigt angemessene Lebensbedingungen, wie Sauerstoff, Feuchtigkeit und Wärme. Nässe und Hitze sind auch wieder schädlich für das Bodenleben.

Das Grünlandideal: 15°C – 18°C Bodentemperatur, feucht, Sauerstoff, locker-luftiger Boden, hohe Aktivität des Bodenlebens

Und da im Winter es üblicherweise für das umwandelnde Bodenleben zu kalt und zu nass ist, passiert das erst im feuchtwarmen Frühjahr, also genau, wenn die Pflanzenwurzeln die Nährstoffe (= mineralische Masse) aufnehmen und für ihr Wachstum nutzen und somit keine Nährstoffe, wie z.B. Stickstoff (Nitrat NO3, Ammonium NH4, usw.) in Oberflächengewässer abfließen und/oder ins Grundwasser durchsacken. Somit sind Nährstoffbereitstellung durch das Bodenleben und Nährstoffaufnahme durch die Pflanze sozusagen synchronisiert. Die Aufbringung des Komposts ist sogar gut, weil die Lagerung im Haufen leicht dazu führt, dass sich das Bodenleben durch hohe Vermehrung und Aktivität selber einheizt und dann sogar im Winter den Kompost mineralisiert. Wie stark die Aktivität des Bodenlebens mitunter Wärme freisetzt, kennst Du von der Selbstzündung des Heus. Und genau die Mineralisierung im Winter möchtest Du ja nicht, braucht ja keiner! Das ist ja der Grund, warum ein fachgerecht gepflegter Misthaufen im Winter möglichst fest gelagert wird, damit mangelnder Sauerstoff während der Winterlagerung das Bodenleben klein hält und eine Mineralisierung verhindert. Du willst ja nicht den mineralisierten Komposthaufen im Winter, denn dann sickern viele der neu entstandenen mineralischen Inhaltsstoffe (= Dünger) ungenutzt in den Boden oder in Gewässer. Die Folge: Dünger im Wurzelbereich tschüß – Nitrateintrag ins Grundwasser oder Graben geschafft!

Aber etwas musst Du dennoch im Herbst/Winter beachten: Bodenschonung! Du darfst keine Fahrspuren in den nassen Boden legen. Dann machst Du die ganzen Vorteile der Kompostdüngung wieder zunichte. Nur bei möglichst trockenem Wetter das Grünland befahren, breite Reifen, niedriger Luftdruck, langsam fahren und große Radien sind angesagt. Nicht den Anhänger so vollfüllen, lieber mehrmals fahren. Besondere Vorsicht und eine klare Ansage, wenn ein benachbarter Landwirt oder ein Maschinenring/ Lohnunternehmer die Düngung übernimmt. Der kommt mit dem größten Trecker und macht die Arbeit in kürzester Zeit. Um 12 gibt es Mittag!  

Und dann denke noch an zwei Dinge:

Eine Gabe mit Kompost wirkt als Dünger nur zu 50 % im ersten und dann die restliche 50% im zweiten Jahr. 

Pferdemist gehört niemals auf Pferdegrünland. Selbst mineralisierter Pferdemist enthält immer noch große Mengen infektionsfähiger Wurmeier. Und da die derzeit vorhandenen Entwurmungspräparate zunehmend auf resistente Würmer treffen, solltest Du kein Pferdemist auf der Pferdeweide/-wiese aufbringen. Der Mist anderer Tiere ist unkritisch für Deine Pferde.

Basics: Trockenmasse bestimmen

Wie schon in einem anderen Beitrag beschrieben, können Futtermittel nur verglichen werden, wenn deren Trockenmasse (TM) analysiert ist. (Hinweis: Die Trockenmasse wird wurde früher auch Trockensubstanz (TS) genannt).

Die Trockenmasse eines Futters kann jeder Pferdehalter*in in der Küche selber bestimmen:

Dazu wird ein handelsüblicher Backofen auf 105 Grad Celsius gestellt und das Futtermittel bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Einfacher ausgedrückt: Bis es kein Wasser mehr enthält. Natürlich wird das Futtermittel dann leichter. Die Gewichtsdifferenz zwischen feuchtem und trockenem Futtermittel wird ermittelt und prozentual bestimmt. Schon steht fest, wieviel Prozent Wasser und Trockenmasse das Futter enthielt.

Die Labortemperatur beträgt 105 Grad, damit das Wasser je nach Ortshöhe und Luftdruck sicher verdampft. Pferdehalter*innen können das entspannter sehen. Es sollte um 100 Grad eingestellt werden.

Ein Beispiel:

  1. Eine hitzebeständige Schale kommt auf die Haushaltswaage. Tara drücken und die Waage zeigt 0,00 oder ohne Tarafunktion Masse notieren. Bei einer Haushaltswaage mit Kunststoffauflage einen Stoffglasuntersetzer oder Bierdeckel unter die Schale vor Tara- Bestimmung legen und die ganze Zeit auf der Waage lassen.
  2. Ca. 200 g Futtermittel in die Schale geben und die Masse (z.B. 209 g Gras) auf der Haushaltswaage notieren. Damit die Probe komplett innerhalb der Schale ist, darf das Futter vor der Massenbestimmung mit einer Schere zerstückelt werden.
  3. Schale mit der Probe in den Backofen mit 105 Grad stellen. Wenn die Temperatur nur in größeren Abständen eingestellt werde kann, dann den Ofen auf 100 Grad stellen.
  4. Nach ca. 30 min die heiße Schale mit dem getrocknetem Futter auf die Waage stellen und die Masse notieren. Jetzt wird klar, warum die Kunststoffwaage eine temperaturisolierende Unterlage benötigt.
  5. Nach weiteren 15 min im Ofen die Schale mit der Probe wieder wiegen. Besteht keine Veränderung gegenüber der vorherigen Wiegung, ist das Wasser komplett verdampft, also Gewichtskonstanz erreicht. Diese Massenfeststellung ist das zu notierende Messergebnis: (z.B. Trockenmasse der Probe beträgt 35 g ). Wurde die Waage nicht in der Tarafunktion betrieben, nicht vergessen, die Masse der Schale abzuziehen!
  6. Jetzt kommt der Dreisatz: 209 g Grasprobe – 35g TM ;

209 g Grasprobe -> 35g TM

1 g Grasprobe -> 35 g TM ./. 209 g -> 0.1674641 g TM

1.000 g Grasprobe -> (35 g TM ./. 209 g) x 1.000 = 167.46411 g TM

Ergebnis: 1 .000 g der Grasprobe enthält 167.46411 g Trockenmasse (16,746411%) und 832.53589 g Rohwasser (83.253589 %). Und jetzt dürfen alle großzügig sein: 17% TM und 83% Rohwasser.

Merke:

  • Auch komplett trockenes Futter zieht aus der Umgebungsluft wieder Feuchtigkeit. Bei üblicher Lagerung (NICHT im Stall!) enthält Trockenfutter ca. 12% Rohwasser und 88% Trockenmasse.
  • Futtermittel sind nur lagerfähig, wenn sie maximal 14% Rohwasser enthalten. Alle anderen Futtermittel schimmeln (bei Vorhandensein von Sauerstoff, Aerobic) oder Faulen (bei Abwesenheit von Sauerstoff, anaerob). Ausnahmen sind nur Futtermittel, die anderweitig sicher konserviert wurden, wie z.b. fachgerecht gelagerte Silage.

Basics: Grundfutterversorgung für den Pferdebestand kalkulieren

Weideflächenbedarf (in m2 pro Tag) eines Pferdes auf einer Weide

Lebensmasse (LM)Grashöhe 15 cmGrashöhe 25 cm
200 kg 60 m2/d30 m2/d
400 kg 70 m2/d40 m2/d
600 kg100 m2/d60 m2/d
800 kg150 m2/d80 m2/d
Durchschnittswerte Deutschland bei üblichen Vegetationsbedingungen (Wachstumsfaktoren ausreichend), die Fläche benötigt dann eine ca. dreiwöchige Ruhephase zum Nachwachsen. Bei fehlendem Niederschlag und großer Hitze ist ein Nachwachsen in dieser Zeit nicht garantiert!

Mit welchem Ertrag ist aktuell zu rechnen?

Durchschnittlich ist bei üblichem Weidemanagement mit folgendem Ertrag zu rechnen:

Graswachstum (cm)Ertrag
1 cm Wuchshöhe1 dt* TM**/ha***/d****
* Dezitonne = 100 kg; ** Trockenmasse *** Hektar = 10.000m2; Tag
Grundfutter, wie Gras, Heu, Grassilage und Getreidestroh ist in der Pferdefütterung durch nichts zu ersetzen

Das Problem mit der Trockenmasse

Grundsätzlich sind Futtermittel (und auch Lebensmittel) nur in der Trockenmasse vergleichbar. Das gilt für die Nährstoffkonzentration als auch für den Preis. Bleiben wir beim Pferdegrünland: Im Frühjahr, bei Vorhandensein aller Wachstumsfaktoren, enthält Weidegras viel Wasser. Mit zunehmender Sommerwärme mit Verdunstung sowie vermehrter Struktur, Blüte und Frucht verliert das Gras Feuchtigkeit, der Wassergehalt der Pflanze sinkt.

Idealisierter Jahreslauf des Pferdegrünlandes Trockenmasse (TM) in g/kg Gras sowie Wasser (RW in g/kg Gras)

vor Ähren-schießenim Ähren-schießenin BlüteEnde Blüteüber-ständig2. AufwuchsHeu
Trocken-
masse
g/kg Gras
140150160175400140 – 160860
Roh-wasser
g/kg Gras
860850840825600860 – 840140

Fressen Pferde junges Gras, nehmen sie viel Wasser (saufen weniger), aber wenig Nährstoffe auf. Ganz anders bei einer überständigen, schon verstrohten Weide. Hier bekommen die Pferde deutlich weniger Wasser durch das Futter (müssen mehr saufen), dafür aber deutlich mehr Nährstoffe.

Merke: Ohne Berücksichtigung des Wasser- und Nährstoffbedarfs ist eine Futterzuteilung teilweise sogar lebensgefährlich!

Beispiel: Pferde soll 12 kg Heu bekommen. Um die selbe Nährstoffmenge zu erhalten, muss unter Berücksichtigung der Trockenmasse (Pferd bekommt 12 x 860 g TM = 10.320 g TM) aus dem Heu) genau 64,5 kg Gras in Blüte ( 10.320 ./. 160) zur Verfügung stehen. In dieser Weise muss auch vorgegangen werden, wenn Heu durch Silage ( oder andersherum) ersetzt wird.

Kommen wir zurück auf die Pferdeweide, die gerade 1 cm am Tag gewachsen ist. Entstanden sind 1 dt Trockenmasse pro Hektar, also 100 kg Trockenmasse je 10.000m2. Wenn ein durchschnittliches Großpferd etwa 65 kg Weide (in Blüte) frisst, nimmt es ca. 11,4 kg Trockenmasse auf. An diesem Tag könnten von dem Grasaufwuchs 8,77 Pferde satt werden. Dann aber muss gewartet werden, dass es am nächsten Tag wieder einen cm wächst. Wächst es nicht nach, weil es zu trocken und/oder zu warm ist, dann müssen die Pferde am nächsten Tag mit anderem Futter versorgt werden.

Mit dieser Rechnung kann auch ermittelt werden, wie hoch der Ertrag einer Mähwiese ist und welche Heumenge eingefahren werden kann. Damit dann auch das benötigte Lagervolumen.

Jahreslauftägl. Zuwachs
dt TM/ha
1.4.0,5
10.4.0,7
20.4.0,9
30.4.1,1
10.5.1,2
20.5.1,1
30.5.0,7
10.6.0,6
20.6.0,5
30.6.0,3
10.80,2
20.80,2
30.8.0,2
10.9.0,4
20.9.0,5
30.9.0,1
Beispielhafte Jahresertragskurve des Pferdegrünlandes. Die Erfassung der eigenen Daten ist für Pferdehalter sehr aufschlussreich und ist sehr zu empfehlen.

Anmerkung: Es hat niemand gesagt, dass Pferdehaltung einfach und das Weidemanagement nicht unheimlich komplex, anspruchsvoll und dadurch sogar spannend ist.

Basics: Gesättigte Leitfähigkeit des Bodens

Es regnet. Wie schnell wird der Niederschlag vom Boden aufgenommen und entsprechend der Schwerkraft in die Tiefe geleitet?

Um es gleich vorweg zu sagen, es handelt sich um die hydraulische und nicht elektrische Leitfähigkeit. Merke: Hydraulik ist die Wissenschaft von der Wasserströmung.

Bei der Leitfähigkeit geht es um die Leitfähigkeit von Wasser durch den Boden (Wasserströmung). Je dichter ein Boden, desto geringer ist die Wasserdurchleitung im Boden. Von gesättigter Leitfähigkeit wird deshalb gesprochen, weil ein trockener Boden zunächst einmal die Bodenporen flutet und erst bei der maximal möglichen Wasseraufnahme das Wasser in die Tiefe weiterleitet. Das kann man sich so vorstellen: Ein Schwamm gibt erst Wasser in die Tiefe entsprechend der Schwerkraft ab, wenn er zu 100 % wassergesättigt ist.

Gemessen wird die Wasserdurchlässigkeit eines wassergesättigten Bodens gem. DIN 19683 Bl. 9, abgekürzt kf und in cm/d gemessen.

Folgende Anhaltswerte nennt die Humboldt- Universität Berlin :

kf-Wert
(cm/d)
BezeichnungBodenartBeispiel
1 ( – 0,9)sehr geringU, tUSchluff, toniger Schluff
2 (1 – 10)geringtU – uLtoniger Schluff – schluffiger Lehm
3 (10 – 40)mitteluT – lTschliffiger Ton – lehmiger Ton
4 (40 – 100)hochfS, utLFein- Sand, schluffiger, toniger Lehm
5 (100 – 300)sehr hochmSMittel- Sand
6 (300 – )äußerst hochgS, GGrobsand, Geröll, Kies

Die Messung der Gesättigten, hydraulischen Leitfähigkeit des Bodens erfordert erhebliches Fachwissen und Routine und sollte den Bodeninstituten vorbehalten bleiben.