Strategien: Kein „Kurzhaarschnitt“

Unter 8 cm geht gar nicht

Artenvielfalt erhalten, Beschattung des Bodens im Sommer verbessern und eine schnellere Regeneration ist das Ergebnis einer moderaten Mähwerktiefe bzw. frühzeitigem Umtriebs

Nur nichts umkommen lassen. Das gilt Vielerorts auch für die Ausnutzung des Grünlandes. Um möglichst viel zu ernten wird mit nur wenigen Zentimeter Abstand zum Boden gemäht und die Pferde nagen die Weiden bis auf wenige Millimeter ab: Golfrasen.

Das ist weder clever noch ökonomisch, denn die Geiz-ist Geil- Denkweise ist der Killer eines auskömmlichen Dauergrünlandes.

Zu kurzes Mähen oder Abfressen stresst das Grünland und ist die Garantie für geringere Erträge und schlechtere Futterqualität. Warum ist das so?

  • Zu tief geschnittenes bzw. zu tief gefressenes Gras bietet gerade im Sommer nicht mehr genügend Schatten. Die Sonne schein ungeschützt auf die Pflanzen und den Boden. Da deutlich wärmer als als schattierter Boden, verdunstet er wesentlich mehr Wasser als ein beschatteter Boden und trocknet mehr und mehr aus. Im Sommer ein rascher Schritt zur Dürre.
  • Auch die Pflanzen verdunsten mehr Wasser und müssen mehr Energie für den Wassertransport aufwenden. Da nur eine ganz bestimmte Energiemenge durch die Photosynthese der Pflanze zur Verfügung steht, steht wegen des Mehrbedarfes für den Wassertransport entsprechend weniger Energie für das Pflanzenwachstum zur Verfügung. Das Grünland reagiert gestresst, die Regeneration des Grünlandes ist eingeschränkt, die Nutzungspause wird größer, der Ertrag des Grünlandes sinkt ab. Weniger Pferde werden von der Fläche satt.
  • Zu tief eingestellte Mähwerke versetzen das Mähgut mit Erde. Das Heu ist staubig, die Pferde husten. Silage wird nicht hygienisch konserviert und ist ein ernstzunehmendes Risiko für die Pferde (Kolik).
  • Zu kurz gefressenes Gras ist eine mehrfache Gefahr: Hufrehe und Sandkolik.
  • Eines der wichtigen Organe der Pflanze, das Meristem, kurz gesagt die Wachstumszone (Bildungsgewebe), der meisten Grünlandpflanzen bei uns in Mitteleuropa wird durch zu kurzes Abfressen und/oder Mähen geschädigt. Die Grünlandpflanzen werden entweder zerstört oder wachsen wesentlich langsamer wieder auf. „Kurzhaarschnitte“ des Dauergrünlandes sind eine der wichtigsten Ursachen, neben der übertriebenen Stickstoffdüngung, des Verlustes der Artenvielfalt. Die ersten, die nicht wieder aufwachsen, sind die Kräuter.

Aus diesen Gründen ist die tiefe Mähwerkeinstellung und die überlange Beweidung gerade auch in Zeiten des Klimawandels unbedingt zu vermeiden.

Dauergrünland regeneriert sich am besten, wenn die Pflanzen nicht tiefer als 8 cm gemäht bzw. abgefressen werden.

Strategien: Beratung beim Grünlandmanagement

Jan B., 23.12.2020

ich schreibe Ihnen mit einer Bitte um Beratung bei unserem Pferdegrünland. Wir haben vor knapp drei Jahren einen kleinen Hof im übernommen. Auf der Weide wächst zum großen Teil eine Grassorte, die unsere Pferde weder dort, noch als Heu fressen. Wären Sie der richtige Ansprechpartner, oder könnten Sie uns an jemanden weiterverweisen, der uns beraten könnte, wie und womit wir am besten neu ansäen und danach pflegen, um das Grünland langfristig als Pferdeweide und Pferdeheuwiese nutzen zu können? Wie funktioniert eine solche Beratung? Die Weide befindet sich auf einer leichten Hanglage, relativ schweren Lehm-Ton-Steinboden, und in den letzten drei Sommern war das Grünland natürlich auch sehr trocken. Wir fahren nur den ersten Schnitt ein; danach lassen wir die Pferde, wenn genügend Aufwuchs da ist, nochmal im Spätsommer/Herbst auf die gemähten Teile. Ab November sind die Pferde nicht mehr auf der Weide. 

Dietbert Arnold, 02.01.21

Grünlandmanagement ist eine komplexe Angelegenheit und macht die Beschäftigung damit sehr spannend. Deshalb ist eine kompetente Beratung immer vorteilhaft, auch für mich gilt die Forderung zu lebensbegleitendem Lernen. Dabei habe ich erfahren, dass es im Bereich Grünlandwirtschaft keine Geheimtricks und Wundermittel gibt, sondern nur ein analytisches Vorgehen wirkliche Erfolge bringt. Und damit sind wir schon bei dem ersten Punkt: Totspritzen, Umbrechen und Neueinsaat sind keine nachhaltige Lösung, denn diese Methode ist ausgesprochen klimaschädlich und obendrein nicht wirklich zielführend, denn gegen die Natur, hier den Boden und das Klima, lässt sich Dauergrünland nicht halten. Als Beispiel nenne ich Dir die vielen Blumenwiesen, die in guter Absicht ausgesät werden und spätestens nach einem Jahr wieder verschwunden sind, weil die Wachstumsbedingungen nicht passen.

1.

Du beginnst mit der Erfassung der Ist- Situation. Das ist in diesem Fall eine Bodenprobe. Die muss fachlich korrekt genommen werden, denn ca. 300 g Boden repräsentieren am Ende Deine Weide/Wiese.

2.

Die Bodenprobe schickst Du zu einer zertifizierten Untersuchungsanstalt. Hier bietet sich auf jeden Fall eine Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) an. Bei Dir ist das die LUFA Hameln (LUFA Nord-West) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Vorteilhaft ist immer der Kontakt zu einer lokalen Luft, weil die sich in Deiner Region sehr viel besser auskennen, denn Bayern und Norddeutschland unterscheiden sich auch bezüglich der Wachstumsbedingungen ein wenig. Eine Grunduntersuchung (P2O5, K2O, MgO, CaCO3 (über pH- Wert bestimmt)) ist zunächst völlig ausreichend. Wenn der Boden frostfrei ist, kannst Du das bereits jetzt im Januar schon machen.

3.

Nachdem Die nach ca. 2 Wochen die LUFA erstens eine Analyse und zweitens eine Düngeempfehlung zugeschickt hat, nimmst Du Kontakt zum Grünlandberater*in Deiner Region bei der Landwirtschaftskammer (HB, HH, Nds, SH, RhPf, SL, NRW) bzw. Landwirtschaftsamt (Rest. Bundesländer) auf und bittest um einen Beratungstermin. Für Dein Standort ist das die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Dabei erfragst Du, was Du mitbringen kannst (Heu, Gräser, Bodenanalyse) oder ob ein Ortstermin vereinbart werden soll. Oft hilft ein vorheriger Kontakt zu einem erfahrenen Landwirt*in, die Dir bei der Pflanzenbestimmung helfen können und Dir auch sagen, ob Deine Fläche mehr oder weniger typisch für den Boden und das Klima ist. Dabei entscheidest Du, ob Du einen biologisch oder konventionell wirtschaftenden Betriebsleiter*in um Rat bittest.

4.

Wenn Du diese oben genannten Schritte bis zum Vegetationsbeginn erledigt hast, dann kannst Du schon für dieses Jahr eventuelle Düngungen und Reparaturen (Narbenlücken schließen und Schlitzsaat) vornehmen. Über die Auswahl des Saatgutes entscheidest Du. Je nach Bedingung rate ich immer dazu, Schlitzsaat und Düngung von Profis vornehmen zu lassen. Hier bietet sich der Nachbarlandwirt, ein Maschinenring oder ein Lohnunternehmen an. Wenn Du Dich für eine bestimmte Vorgehensweise entschieden hast, dann lasse Dich nicht von den Service- Anbietern umstimmen. Du als Auftraggeber bestimmst das Vorgehen. Der Idealfall ist natürlich ein Landwirt*in Deines Vertrauens, der/die Dich berät und dann die dazugehörige Arbeit leistet. Natürlich gehört die Entlohnung der Arbeit dazu. Damit wir uns richtig verstehen, es geht immer um Reparatur- bzw. Zwischensaat in den bestehende Grasbestand. Niemals Umbruch und Neusaat. Bei dem Reparatursaatgut kannst Du Dich dafür entscheiden, möglichst trockenresistente Sorten zu bevorzugen.

Wenn Du Dich jetzt an die Arbeit machst, dann bist Du so früh, dass Du auch noch Termine bekommst. Wenn es erst anfängt zu wachsen, dann stehen die Leute schlange.

Empfehlen kann ich Dir den Klassikerin der landwirtschaftlichen Berufsausbildung zum Bestimmen der Grünlandpflanzen: Deutsch, Anton: Bestimmungsschlüssel für Grünlandpflanzen während der ganzen Vegetationszeit, Verlagsunion Agrar (Österreichischer Agrarverlag), 2007

Im Übrigen wirst Du hier auf dieser Seite unter Basics bereits jetzt und in naher Zukunft die wichtigsten Infos z.B. zur Bodenbeprobung, usw. lesen können. Wir alle würden uns freuen, wenn Du uns von Deinen Erfahrungen schreiben würdest.

Strategien: Den April als Zeigermonat nutzen

Ein oder zwei Schnitte, zufüttern oder nicht zufüttern, das entscheidet sich meist schon im April eines Jahres.

Klimamodellierungen sowie Auswertung der Klimastatistiken bestätigen die in den letzten Jahren gemachten Beobachtungen: Das Wetter im April entscheidet, ob es einen Dürresommer geben wird. Sowohl die Forschungen des Alfred- Wegener- Instituts als auch des Helmholtz- Zentrum für Umweltforschung weisen auf den Zusammenhang des trockenen und warmen Aprilwetters mit nachfolgender Sommerdürre hin: Sommerliche Dürre wird im April bereits vorprogrammiert, da die durch den Klimawandel zunehmende Frühjahrstrockenheit bis zum Sommer fast nie ausgeglichen werden kann.

Durch den Klimawandel mit seinen abnehmenden Temperaturunterschieden zwischen der Arktis und Mitteleuropa wird die Wahrscheinlichkeit für ausgeprägte und ortsstabile, sogenannte blockierende Hochdrucklagen über Norddeutschland und der Nordsee zu einem früheren Vegetationsbeginn mit warmem und trockenem Aprilwetter deutlich größer. Die Vegetationsperiode beim Grünland beginnt deutlich früher und die Frühjahrserträge sind gut. Die Rechnung kommt später: Dürresommer. Pferdehalter müssen sich darauf einstellen, nur noch einen Schnitt in der Vegetationsperiode zu ernten und zum Ende des Sommers die Weidepferde mit zusätzlichem Grundfutter zufüttern zu müssen bzw. den Pferdebestand je Fläche zu verringern, wenn kein zusätzliche Grundfutter beschafft werden kann. Die Reduzierung des Grundfutters zugunsten des Kraftfutters ist nicht tiergerecht für die vierbeinigen Dauerfresser.

Der April ist sozusagen der Zeigermonat für das Grundfutterjahr. Damit der Futtermangel nicht unvorbereitet kommt.

Mehr Infos beim Helmholtzzentrum

Strategien: Grünlandumbruch – No-Go!

Grundlagen zur nachhaltigen Grünlandpflege durch Nachsaat anstelle des klimaschädlichen Narbenumbruchs

Landwirtschaftlich genutzte Böden bestehen aus Humus (= Organische Masse) und Mineralboden (= Mineralische Masse).

Pferdeweiden müssen gepflegt werden. Nur so bleiben sie für die Pferde und die Umwelt wertvolles Dauergrünland.

Zur Erinnerung: Organische Masse (Blätter, Pflanzenleichen, Wurzeln, Mist, Gülle, Stroh, usw.) ist nicht pflanzenverfügbar. Die Wurzeln der lebenden Pflanzen können Humus nicht aufnehmen und die im Humus enthaltenen Nährstoffe deshalb nicht verwerten. Erst wenn das Bodenleben (Bakterien, Viren, Pilze, Regenwürmer, Tausendfüssler, usw.) die Organische Masse in Mineralische Masse umgewandelt hat, können die Pflanzen die Nährstoffe aufnehmen und verwerten. Natürlich brauchen Lebewesen, also auch das Bodenleben, eine lebenswerte Umgebung mit Sauerstoff, Feuchtigkeit und Wärme. Je besser die Lebensbedingungen für das Bodenleben, und dazu gehört auch das ausreichende „Futterangebot“ mit Humus, desto höher ist die Umwandlung von Humus in Mineralische Masse. Einfach ausgedrückt: Das Bodenleben ernährt sich vom Humus und scheidet mineralische Nährstoffe aus. Je mehr Mineralisierung, desto besser werden die Pflanzen ernährt. Nehmen die auf der Fläche wachsenden Pflanzen wegen Überversorgung die Mineralische Masse nicht auf, sackt diese mit dem Regenwasser in Richtung Grundwasser. Das gilt besonders für Stickstoff und Magnesium. Andere mineralischen Nährstoffe sind nicht so stark auswaschungsgefährdet.

Organische Masse (nicht pflanzenverfügbar)—->
Bodenleben ernährt sich und wandelt um
Mineralische Masse (pflanzenverfügbar)
z.B. Eiweiß (Protein)—->
Bodenleben ernährt sich und wandelt um
Stickstoff (Nitrat NO3, Ammonium NH4)
Eiweißreiche Pflanzenreste (Humus) werden vom Bodenleben „gefressen“. Ausgeschieden wird mineralisches Eiweiß (Stickstoff in Form von Nitrat und Ammonium). Die Pflanze nutzt den mineralischen Nährstoff Stickstoff z.B. für ihr Wachstum und bildet Blätter. Sie enthalten dann wieder organisches Eiweiß. Der Kreislauf beginnt wieder bei den eiweißreichen Pflanzenresten.

Grünlandböden haben wesentlich mehr Humusanteile als Ackerböden.

GrünlandbodenAckerboden
30 – 80 dt/ha/p.a. Organische Trockenmasse5 – 30 dt/ha/p.a. Organische Trockenmasse
1 dt = Dezitonne = 1/10 Tonne = 100 kg ; 1 Hektar = 1 HektoAr = 100 Ar = 10.000 m2

Der Humusabbau beim Dauergrünland durch Mineralisierung ist unter landwirtschaftlicher Nutzung, auch der Pferdehaltung, schneller (2 – 4 Jahre) als der Humusaufbau. Im Durchschnitt werden 1 – 5% der Organische Masse des Bodens im Jahr minimalisiert. Um den Humusgehalt konstant halten zu können, muss deshalb als Ausgleich ebenfalls 1 – 5% Organische Masse pro Jahr dem Boden wieder zugeführt werden (Stroh, Gülle, Mist, Mulch, Kompost, usw.). Durchschnittszahlen veranschaulichen die notwendigen Massen: 1 dt – 4 dt (100 kg – 400 kg) Organische Trockenmasse je Hektar (10.000 m2) müssen dem Boden jedes Jahr zugeführt werden, um den Anteil der Organischen Masse im Boden zu erhalten . Das entspricht etwa 100 dt Rindermist je Hektar. Gleichzeitig ist mit dieser Menge auch die durch die Pflanzen entzogene Stickstoffmenge dem Boden wieder zugeführt.

Warum ist der Nährstoffkreislauf Organische Masse -> Mineralische Masse -> Organische Masse defizitär?

Dafür gibt es mehrere Gründe: Zunächst einmal fressen die Pferde Gras (Organische Masse). Einen Teil scheiden sie wieder mit den Pferdeäpfeln aus, haben allerdings vorher Nährstoffe für sich selber verbraucht, wie Eiweiß zum Muskelaufbau und Zucker und Stärke zur Bewegung und Heizung. Wenn dann der Pferdeapfel in den Boden gelangt, nutzt zunächst das Bodenleben die ausgeschiedenen, restlichen Nährstoffe zur eigenen Ernährung, Bewegung und Heizung. Der Energiebedarf des aktiven Bodenleben ist deshalb nicht zu vernachlässigen, denn bei der Umwandlung von organischer zu mineralischer Masse entstehen z.T. hohe Temperaturen, die durchaus 70°C erreichen können und nicht selten zur Selbstentzündung führen. Aschenester in Heuballen dokumentieren einen stattgefunden Schwelbrand in dem Ballen, dem aber glücklicherweise der Sauerstoff ausging. Wäre dieser Ballen während des Schwelbrandes geöffnet worden und Sauerstoff eingedrungen, hätte der zugeführte Sauerstoff ein Feuer entfacht.

Übrigens: Nach diesem Prinzip heizt ein Pferd seinen Körper und übersteht locker den harten Winter in der Steppe. Diese „Heizung“ funktioniert allerdings nur auskömmlich, wenn genügend Grundfutter (Heu, Stroh, Gras, Silage) gefüttert wird ( 2 -2,5 kg Raufutter/ 100 kg Lebensmasse). Erst dann befindet sich genügend organische Masse („Futter“) für die Verdauungsbakterien in den Dickdärmen, um genügend Wärme zu produzieren und das Pferd ausreichend zu erwärmen. Also: Heu statt Decke!

Dauergrünland hat teilweise die selbe Menge Organische Masse unterirdisch als auch überirdisch. Gräser, die besonders trocken- und kälteunempfindlich sind, wie z.B. das Federgras, aber sogar mehr Organische Masse unterirdisch als überirdisch. Etwa 80% – 90% der Pflanzenwurzeln werden jährlich im Grünland erneuert. Die abgestorbenen Wurzeln erhöhen den Humusgehalt des Bodens und ernähren das Bodenleben.

Das Dauergrünland trägt nicht unerheblich zur Kohlenstoffreduzierung in der Atmosphäre bei, denn der Grünlandboden hält hohe Kohlenstoffdioxidmengen (humifizierte Wurzeln) im Boden und verhindert die Abgabe des gasförmigen Kohlenstoffs (Kohlenstoffdioxid CO2) in die Atmosphäre. Da das gasförmige Kohlenstoffdixid (CO2) ganz wesentlich als Treibhausgas am Klimawandel beteiligt ist, kann das Dauergrünland, ebenso wie der Wald, einen wesentlichen Beitrag zur Vermeidung klimaschädlicher Gase in der Atmosphäre beitragen.

Weil Dauergrünland große Mengen Kohlenstoff im Boden bindet (gebundenes CO2), sinkt der Kohlenstoffgasgehalt (CO2) der Atmosphäre, bzw. steigt nicht so stark an.

Mehr Infos zu dem komplexen Vorgängen findest Du hier

Dauergrünland spielt eine wichtige Rolle bei der Bewältigung des menschengemachten Klimawandels.

Immer wieder wird propagiert, das Grünland zur Sanierung umzupflügen (umzubrechen) und neu anzusäen. Teilweise wird der Umbruch des Dauergrünlandes standardmäßig alle 7 – 10 Jahre vorgeschlagen. Vor dem Grünlandumbruch muss dringend gewarnt werden, denn mit dem Belüften (Sauerstoffzuführung) und der Erwärmung des umgebrochenen Bodens vermehrt sich das Bodenleben explosionsartig. Es findet reichlich die im Boden gebundenen Kohlenstoffe (humifizierte Wurzelreste), nimmt sie massenhaft auf und scheidet entsprechend große Mengen mineralische Masse wieder aus. Die dabei entstehenden mineralischen Stickstoffmengen sind übermäßig hoch und können von den wenigen Pflanzen der zerstörten Grünlandnarbe gar nicht restlos aufgenommen werden. Die Überschüsse gehen mit dem Regen in Richtung Grundwasser und reichern dieses mit Nitrat an. Bei einem Grünlandumbruch versichern durchschnittlich 5 t Nitrat je Hektar in das Grundwasser. Die Bakterien atmen, wie alle Lebewesen, Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus. Da sich die Bakterien derartig rasant vermehren konnten, werden ungewöhnlich große Mengen klimaschädliche Gase, wie Kohlenoxid-, Methan- und Lachgas, frei und gelangen in die Atmosphäre. Der Treibhauseffekt durch die Klimagase nimmt zu, der Klimawandel verstärkt sich.

Neben der schädlichen Belastung des Grundwassers mit Nitrat und der Anreicherung der Atmosphäre mit dem klimaschädlichem Lachgas (N2O) und Kohlendioxidgas (CO2), ist auch aus praktischer Sicht ein Grünlandumbruch nicht zielführend, denn die neu eingesäte Fläche ist erst nach frühestens 3, meist aber erst nach 5 Jahren überhaupt trittfest genug für die Pferdehaltung. In dieser Übergangszeit eignet sich die Fläche lediglich zur Heuproduktion. Kurz und knapp: Das Grünland wird erst in etwa 5 Jahren zur Weide. Auch ist das Risiko relativ groß, dass ein teurer Umbruch und die Neuaussaat nicht zum gewünschten Erfolg führen. Verantwortlich für das nicht kalkulierbare, hohe Risiko sind unter anderem das Klima, die Saatgutwahl, die Saatgutqualität, die Saatgutzusammensetzung, Aussaatzeitpunkt, Fachkenntnis, Sorgfalt der ausgeführten Arbeitsgänge, usw.. Merke: Nicht jeder Grünlandsanierung durch Umbruch wird gelingen.

Die Zerstörung der alten Narbe durch einen Grünlandumbruch hat neben den schädlichen Auswirkungen auf das Klima und das Grundwasser viele ernstzunehmende Nachteile für die Qualität des Pferdegrünlandes:

  • Direkt nach dem Umbruch zunächst starke Bodenlockerung und Bodenbelüftung
  • extrem schneller Abbau der Organischen Masse durch das Bodenleben
  • Bodenleben steigt rasant, explosionsartig an
  • Anstieg des Bodenlebens führt zur erhöhten Reduzierung der Organischen Masse
  • Mit der Reduzierung der Organischen Masse nimmt das Bodenleben wieder deutlich ab
  • Bodenkrümelung (Bodenkolloide) wird zerstört
  • Bodenporen werden kleiner
  • Stauwasser, Wasser verdunstet oberflächlich und steht den Pflanzen nicht zur Verfügung
  • Erosion durch Wasser und Wind
  • Boden verdichtet sich
  • Unterboden bekommt weniger Wasser durchgeleitet
  • Bodenleben immer stärker nimmt ab
  • Ausgebrachte Grünlandsaat wurzelt schlecht und weniger tief und findet schwer Wasseranschluss

Der Grünlandumbruch ist aus Sicht des Klimaschutzes und des Grundwasserschutzes eine wirkliche Katastrophe. Pferdehalter haben deshalb die Verpflichtung, das Pferdegrünland so zu pflegen, dass es dauerhaft Dauergrünland ist und bleibt. Nur dann ist die Pferdehaltung weitgehend klimaneutral. Da auch das Bundesverfassungsgericht die rasche und verbindliche Entwicklung von Deutschland zur Klimaneutralität einfordert, werden sich Pferdehalter in gar nicht ferner Zeit fragen lassen müssen, wie sie zur Klimaneutralität beitragen. Wenn diese Antworten nicht stichhaltig ausfallen, könnte die Akzeptanz der Bevölkerung mit der Pferdehaltung, ähnlich wie derzeit mit der Massentierhaltung, verloren gehen.

Methode der Wahl ist die Vermeidung des Grünlandumbruches durch geschickte Grünlandverbesserung:

Bodenprobe – Nährstoffbalancierung – Humuseintrag -oberflächliche Bodenbearbeitung und Einbringung von Saatgut (Schlitzsaat bzw. Striegelsaat) erwünschter Gräser und Kräuter in die alte Narbe: Anstelle eines Umbruches wird die Narbe nur bearbeitet. Bei der Auswahl des Saatgutes sollten sich Pferdehalter gut informieren und die ortstypischen Gräser und Kräuter bestimmen. Das gelingt besonders gut auf Randstreifen und wenig intensivierten Grünlandflächen. Nichtregionales Saatgut, das nicht an einen bestimmten Standort (Boden, Klima, Höhenlage, usw.) angepasst ist, stellt sich nach kurzer Zeit schon als absolute Fehlinvestition dar. Bei der Reparatursaat sollten besonders trockenheitstolerante, lokale Sorte ausgewählt werden. Mehr erfahrt Ihr hier. Auf Weidelgras sollte im Regelfall komplett verzichtet werden. Hilfreich vor der Saat ist ein scharfes Striegeln der Fläche zur Entfernung des Grasfilzes und danach die anschließende Saat im Strichabstand von ca. 4 – 7 cm und einer Tiefe von 2 cm. Zum Einsatz bei der Reparatursaat kommt die Technik Schlitzsaat ( Schlitze (Saatrillen) oder Perforationen (ca. 500 Saatlöcher je Quadratmeter) oder die Striegelsaat mit der Zinkensaattechnik. Bei der Reparatursaat sind ca. 12 kg Saatgut je Hektar (10.000m2) einzuplanen und preislich zu kalkulieren. Großzügige Kalkulation sollte vermieden werden, denn Saatgut ist relativ teuer. Eine Stickstoffdüngung zur Aussaat ist in aller Regel nicht notwendig und auch kontraindiziert, denn dann wurzeln die keimenden Gräser nicht tief genug und finden nur schwer Wasser- und Nährstoffanschluss.

Dabei muss allen Pferdehaltern klar sein, dass das biologisch so wertvolle Dauergrünland, bis auf wenige Ausnahmen, in Deutschland immer anthropogen beeinflusst ist und einer ständigen Pflege bedarf: Die Weidepflege. Ohne diese gibt es kein Dauergrünland in Deutschland, auch nicht für unsere Pferde. Laissez faire beim Grünland wird weder unserer Landschaft, unseren Pferden noch der Umwelt gerecht. Umso mehr in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels.

Tipp zur Jahreszeit der Reparatursaat

Der günstigste Zeitpunkt für eine notwendige Reparatursaat ist der Spätsommer, Mitte August bis Mitte September. Das sind Gründe für eine Grünlandsanierung im Frühherbst:

  • günstige Feuchtigkeitsgehalte des Bodens,
  • Tauwasser verhindert Trockenschäden,
  • gemäßigte Temperaturen sowie
  • relativ wenig Konkurrenzdruck durch die Altnarbe und Verminderung des Verkrautungsproblem .

Diese günstigen Faktoren erhöhen die Chance einer erfolgreichen Grünlandsanierung.

Achtung: Ein Grünlandumbruch ist mittlerweile (auch für private Pferdehalter!) verboten und nur noch erlaubt, wenn die Untere Naturschutzbehörde dazu die Erlaubnis erteilt. Erst dann (!) darf die vorhandene Grünlandnarbe zerstört werden. Einige Bundesländer, so z.B. Niedersachsen, haben noch schärfere Auflagen, die auch von den Pferdehaltern einzuhalten sind. In Niedersachsen ist der Narbenumbruch erosionsgefährdeter Hänge, Überschwemmungsgebiete und Moore >30% Organische Masse ausnahmslos verboten. Liegt keine Genehmigung für einen Grünlandumbruch vor, drohen hohe Bußgelder.

Wer nachhaltig Pferde halten will, muss sich auch mit dem Grünlandmanagement auseinandersetzen.

Strategien: Das Wasser in der Landschaft behalten

Es ist ein ständiges Tauziehen: Naturschützer wollen das Wasser in der Landschaft behalten damit es in den Boden eindringt und als Wasserspeicher fungiert und Landwirte drängen auf Drainage ihrer Anbauflächen, um auch Moore, Feuchtgebiete, Auen und Überflutungsflächen, die früher lediglich eingeschränkt als Grünland nutzbar waren, landwirtschaftlich zum Getreide- oder Maisanbau nutzen zu können.

Mit einer intelligenten Wasserführung lässt sich das Wasser in der Landschaft halten. Die nächste Dürrezeit kommt bestimmt. Im Boden gespeichertes Wasser hilft in der Trockenzeit.

Im Zeichen des fortschreitenden Klimawandels kann die über Jahrzehnte praktizierte entwässerungsbasierte Wirtschaftsweise der Landwirtschaft so nicht mehr verantwortet werden. War es bisher üblich, dass die Entwässerungsverbände/ Wasserwirtschaftsverbände oft dem Wunsch der Landwirtschaft nach Entwässerung weitgehend nachkamen, so konnte auch auf feuchten Böden, die früher als reine Grünlandstandorte galten, intensive Landwirtschaft betrieben werden. Durch die Entwässerung werden die Bodenporen belüftet und die durch das hohe Grundwasser konservierte organische Masse wird durch das auflebende Bodenleben mineralisiert. Die so entstandenen mineralischen Stickstoffe sind so hoch, dass große Mengen nicht von Pflanzen aufgenommen werden können und so sickern das überschüssige Nitrat (NO3) der Schwerkraft folgend in das Grundwasser. Bei diesem Mineralisierungsprozess wird neben dem Nitrat gleichzeitig klimaschädliche Gase, vorrangig Kohlenstoffdioxid (CO2) und Lachgas (N2O), frei und gelang in die Atmosphäre. Besonders kritisch sind die Lachgaseinträge in die Atmosphäre, weil sie ca. 300 x klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid sind. Weitere Folge ist, dass der nunmehr mineralisierte Boden deutlich dichter ist als ein Boden mit hohem organischen Anteilen: der Boden sinkt in Richtung Grundwasser. Die Landwirte stellen fest, dass ihre Böden wieder zu nass werden und drängen auf vermehrte Entwässerung. Eine Schraube ohne Ende. Wer diesen Effekt direkt beobachten möchte, der/die kann gut geologische Karten aus verschiedenen Zeitabschnitten vergleichen. Die Flächen sinken immer tiefer ab.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist durch die durch ständige Entwässerung minimalisierte (zerstörte) Organische Bodenmasse der Boden um nahezu einem Meter gesackt. Dabei wurden große Mengen der Klimagase Kohlenstoffdioxid (CO2) und Lachgas (N2O) in die Atmosphäre sowie gleichzeitig bedeutende Mengen Nitrat (NO3) in das Grundwasser freigesetzt.

Wenn organische Masse, wie z.B. Torf oder Wurzelgeflechte, belüftet werden, wandelt das sich entwickelnde Bodenleben die organische Masse in mineralische Masse (Mineralboden) um. Die Dichte des Mineralbodens ist größer, der Boden sinkt zusammen und in Richtung Schwerpunkt. Die Landschaft fällt tiefer. Bis zu 3 – 4 cm pro Jahr. In den letzten 100 Jahren ist der Oberboden über organischen Bodenhorizonten (z.B. Niedermoor) um 1 Meter abgesunken. Die ursprüngliche Landschaftshöhe kann man/frau jederzeit an älteren Brücken erkennen, die damals auf den ortsstabilen Sand gegründet werden.

Besonders eindrucksvoll sind z.B. Brücken über Entwässerungsgräben auf Feldwegen. Diese sind meist tief bis in den Sand oder auf den Fels gegründet und senken sich, im Gegensatz zu den Feldwegen und der umgebenden Landschaft, nicht ab, sie stehen jedes Jahr höher in der Landschaft. Jetzt wisst Ihr, warum manche Brücken zu Ölwannenkillern werden und deshalb alle Jahre die Anfahrten immer wieder angeflickt werden müssen.

Moore und Feuchtgebiete sind wertvolle Wasserspeicher. Deren Trockenlegung verhindert nicht nur Wasserspeicher für sommerliche Dürrezeiten, sondern produziert das klimaschädigende Treibhausgase, wie Kohlenstoffdioxidgas und und das besonders klimaschädigende Lachgas.

Neben der Vermeidung der Nitratanreicherung und dem Eintrag von klimaschädigendem Treibhausgase (CO2 und N2O) verbietet der Klimawandel mit seinem deutlichen Temperaturanstieg das Ableiten des Oberflächenwassers aus der Landschaft. Die Folgen der Dürresommer in den letzten Jahren lassen sich nur noch durch eine intelligente Wasserhaltestrategie in der Landschaft abmildern. Wasser steht in Deutschland bereits jetzt nicht mehr grenzenlos zur Verfügung, der Verteilungskampf hat bereits begonnen. Neben der vermehrten Anstauung des Oberflächenwassers in Gräben, der Wiederbelebung von Teichen, Seen, Überflutungsflächen und Auen müssen Feuchtgebiete, Moore und Flussläufen mit Pegelpendelraum renaturalisiert werden. Das Wasser muss in der Landschaft bleiben und darf nicht entsorgt werden, um die zunehmende Frühjahrs- und Sommerdürre abfedern zu können.

Das bedeutet aber auch, dass nicht an jedem Tag das Grünland von den Pferden beweidet werden kann. Wenn in der vegetationsfreien Winterzeit der Boden vermehrt Wasser speichern soll, dann hat das natürlich Auswirkungen auf die Trittfestigkeit des Grünlandes.

Wir müssen uns entscheiden: Dauernde, konsequente Entwässerung und Trittfestigkeit über das ganze Jahr mit dem Nachteil einer Futtermittelknappheit im Sommer oder aber ein Beweidungsstopp im Winter mit der Möglichkeit der Wasserspeicherung des Bodens und einer auskömmlichen Futterproduktion für unsere Pferden.

Beides, konsequente Entwässerung mit Allwetterweiden und ausreichende Futterproduktion gibt es heute und zukünftig nicht mehr.

Methoden, um das Wasser zurück in die Landschaft zu bringen

Wasserrückhaltung ist eine Antwort auf weitere Dürresommer mit erheblichen Ernteausfällen

Als besonders effektiv mit einem hohen Wirkungspotential bei der Wasserrückhaltung haben sich drei mögliche Maßnahmen erwiesen:

  • aktive Stauhaltung z.B. mit Rückhaltebecken, um festgelegte, optimale Stauziele zu halten
  • Drainage- Rückbau z.B. durch Deaktivierung vorhandener Drainagen und/oder aktive, angepasste Drainagesteuerung vorhandener Entwässerungsanlagen
  • Anhebung der Grabensohle durch gewässertypisches Substrat bei gleichzeitiger Verbreiterung des Grabenprofils (Überflutungsschutz)

Alle drei Methoden sind nur in Zusammenarbeit mit den zuständigen Wasserbehörden/ Wasserverbänden zu realisieren, da genehmigungspflichtig.

Merke:

Humusaufbau im Boden entzieht der Atmosphäre das Klimagas CO2

Humusabbau reichert die Atmosphäre mit dem Klimagas CO2 an.

Schon 2015 hatte der französische Agrarminister Stephane le Foll beim Klimagipfel in Paris die Initiative „4 Promille“ vorgestellt. Seine Idee: Wenn weltweit jährlich vier Promille mehr organische Bodenmasse in den Böden gespeichert würde, so könnten damit alle globalen, vom Menschen gemachten Treibhausgasemissionen kompensiert werden. Der durch die Erhöhung der Organischen Masse gespeichert Kohlenstoff im Boden sollte, so die einhellige Meinung der Fachleute, ein großer Beitrag zum Abbremsen des Klimawandels werden. Immerhin ist die Landwirtschaft für 20% der klimaschädigenden Treibhausgase verantwortlich. Deshalb hat auch Deutschland sich durch Unterschrift verpflichtet, die „4 Promille- Initiative“ zu unterstützen. Einen wesentlichen Beitrag zur decarbonisierenden Pferdehaltung leisten diejenigen Tierhalter*innen, die auf Grundwasserabsenkungen und Grünlandumbrüche verzichten und stattdessen dem Boden kontinuierlich Organische Masse (z.B. Rindermist, Pilzsubstrat, Mulch, usw.) zuführen und gleichzeitig eine bodenschonende Beweidung (kein Werdegang auf wassergesättigten Böden, Weidewechsel, keine Überweidung, usw.) vornehmen.

Strategien: Stickstoffdüngung reduzieren

Aus dem mineralischen Stickstoff im Boden bildet die Pflanze organisches Eiweiß. Das ist der Baustoff der Pflanzenzellen. Eine Erhöhung der Stickstoffversorgung steigert den Ertrag beim Grünland erheblich, das Gras hat eine wesentlich größere Blattmasse. Damit die Pflanze schneller wächst, entwickelt sie größere Pflanzenzellen und gleicht die abnehmende Stabilität durch einen höheren Wassergehalt der Zelle aus.

Federgras trotzt der Trockenheit durch eine reduzierte oberirdische Blattmasse und verhindert übermäßige Verdunstung. „Bezahlt“ wird diese Strategie durch einen niedrigeren Ertrag.

Großzügig mit Stickstoff versorgte Pflanzen haben einen wesentlich höheren Wassergehalt als Pflanzen auf stickstoffärmeren Flächen. Der höhere Ertrag mit dem einhergehenden höherem Wassergehalt hat aber auch Nachteile:

  • Schadinsekten, Viren und Pilze bevorzugen wasserhaltige Pflanzen > Erhöhter Schadbefall (1. Beispiel Rosen: Hohe N- Düngung provoziert Mehltau und Lausbefall. 2. Beispiel: Hohe N- Einträge aus der Luft lassen den Wald schneller wachsen, das Holz ist aber feuchter und weniger stabil sowie vermehrt von Schädlingen befallen. Stickstoffeinträge aus der Luft (NOx) aus den Autoabgasen trägt zum Waldsterben bei)
  • Verminderte Halmstabilität > Kultur liegt nach Regen und Wind leicht am Boden >Schimmel, Verschmutzung und Fäulnisbildung
  • Deutlich verringerte Trockenresistenz > Pflanze verbraucht und verdunstet viel Wasser
  • Weniger Strukturstoffe, weicher Griff
  • Hoher Eiweißgehalt der Pflanze > vielfach Überversorgung der Pferde > Abbau über die Nieren > erhöhte Nierenbelastung > reduzierte Energie für Arbeitsleistung

Merke: Eiweiß = Baustoff , Energie = Treibstoff

Wegen des bereits einsetzenden Klimawandels sind die bisherigen Düngeempfehlungen für Stickstoff beim Pferdegrünland nicht mehr zeitgemäß, weil zu hoch!

Warum die Stickstoffdüngung reduzieren?

  • Durch längere Dürreperioden findet im Hochsommer kaum noch Graswachstum statt. Folglich benötigt die Pflanze im Einfluss des Klimawandels wesentlich weniger Stickstoff, also Wachstumsdünger. Da vielerorts es keinen zweiten Aufwuchs mehr gibt (Hitze und Wassermangel) benötigt das Grünland oftmals ca. 30% weniger Stickstoff.
  • Da Stickstoff stark auswaschungsgefährdet ist und ins Grundwasser gelangt (Nitratbelastung!), muss zielgenau der Wachstumsdünger ausgebracht werden. Wird z.B. in eine Dürreperiode herein gedüngt, wird die Stickstoffmenge nicht von der Pflanze aufgenommen und kann bereits bei einem heftigen Gewitterregen in Oberflächengewässer oder ins Grundwasser gespült werden.
  • Durch hohe Stickstoffeinträge aus der Luft (z.B. Straßenverkehr (NOx)) wird heute wesentlich mehr Wachstumsdünger wirksam und muss von dem Düngebedarf abgezogen werden.

    Merke: Was wegen Hitze und Trockenheit nicht wächst, darf auch nicht mit Stickstoff gedüngt werden! Pferde profitieren übrigens von dem stickstoffreduzierten Grundfutter.

Exakte Düngeempfehlungen des Wachstumsdüngers Stickstoff sind nicht möglich, da stark abhängig vom Klima, dem Boden, der Jahreszeit, dem Tierbesatz, dem Ökosystem, usw.)

Folgende Düngemengen für das Nährelement Stickstoff (N) können aber beispielhaft für das Pferdegrünland empfohlen werden:

1. Teilgabe2. Teilgabe
Düngeempfehlung (Reinnährstoff)
pro Jahr und Hektar* (kg/a/ha)
Wachstumsbeginn2. Aufwuchs bzw. 2. Schnitt
40 kg N30 kg N10 kg N
* 1 Hektar = 10.000 m2nur, wenn noch Wachstum stattfindet!

Eines muss aber jedem Pferdehalter*in klar sein: Durch den Klimawandel und die notwendige Düngerreduzierung wird es weniger Ertrag geben und somit wird der Flächenbedarf zur Sicherstellung des Grundfutters mindestens auf durchschnittlich 1 Hektar je Pferd (10.000 m2) steigen.

Merke: Dauergrünland ist in Mitteleuropa fast immer anthropogen beeinflusst und überwiegend auf eine nachhaltige Stickstoff- Düngung angewiesen. Das kann durch mineralischen Stickstoff (z.B. NH4 oder NO3) bzw. durch organischen Stickstoff (Mist, Gülle, Humus, Mulch, usw.) vorgenommen werden. Ohne Stickstoffversorgung wird es, bis auf wenige Ausnahmen, bei uns in Deutschland kein Dauergrünland geben können. Es gehört mittlerweile zu den gefährdeten Kulturflächen in Deutschland.

Strategien: Bodenverdichtungen vermeiden

Etwa die Hälfte des Bodens besteht aus Hohlräumen, Poren genannt. Durch Befahren und Beweiden wird nicht selten die Stabilität des Bodens überschritten, es werden die Hohlräume zerquetscht, der Boden verdichtet sich.

Dies geschieht oft bis weit in die tieferen Bodenschichten, dann ist nicht nur der Oberboden ( meist 0-30 cm) sondern auch der Unterboden (< 30 cm) nicht selten bis  1,20 cm betroffen. Die Folge sind …

  • Ertragsminderungen oft bis 50 %,
  • das Bodenleben wird mangels Lebensraum und Sauerstoffmangel deutlich reduziert und
  • Verringerung des Bodenwassergehaltes weil die Versickerung von Niederschlägen eingeschränkt wird. Das Niederschlagswasser bleibt auf dem Oberboden stehen und verdampft oder fließt oberflächlich ab, ohne in den Bodenporen gespeichert zu werden und steht so den Pflanzen, besonders im Sommer, nicht mehr zur Verfügung.
  • Durch oberflächlich abfließendes Niederschlagswasser kommt es zu Bodenerosionen, die besonders wertvollen kleinen Bodenpartikel erodieren.
  • Die Durchwurzelungstiefe der Pflanzen nimmt ab, da sie nicht mehr in der Lage sind, den verdichteten Boden zu durchdringen. Die Pflanzen haben einen schlechteren Zugang zu Nährstoffen (Wachstumsfaktoren) und sind weniger Trockenresistenz, weil der Zugang zum feuchteren Unterboden (Bodenwasseranschluss) fehlt.
  • Neubildung des Grundwassers wird verringert, da das Niederschlagswasser nicht mehr durch die Bodenschichten in das Grundwasser sickert.
  • Der Treibhauseffekt wird verstärkt, da durch die Verminderung des Luftgehaltes und die damit einhergehende Verjährung des Bodens vermehrt Methan und Lachgas in die Umwelt abgegeben wird.
  • Die Überschwemmungsgefahr mit weitreichender Bodenerosion steigt, weil Niederschläge nicht mehr vom Boden aufgenommen und gespeichert werden, sondern in Oberflächengewässer abfließen werden. Die Gefahr von Bodenerosionen und Überschwemmungen nimmt auch deshalb stark zu, weil nachweisbar durch den Klimawandel es im Sommer zu langanhaltenden Gewitterlagen kommt, die punktuell große Starkregenmengen ausschütten.
Bodenverdichtungen verhindern die Aufnahme von Niederschlagswasser. Das Wasser verdunstet, verschlämmt den Oberboden mitsamt seiner Bodenporen, tötet das Bodenleben ab und kann durch oberflächlichen Abfluss zu Bodenerosionen und im Extremfall zu überschwemmten Wasserläufen führen.

Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass bis zu 20% aller bewirtschafteten Flächen Bodenschadenverdichtungen aufweisen. Dazu tragen in besonderer Weise auch Pferdeweiden bei, weil nicht nur der Maschineneinsatz, sondern auch Pferde mit ihren punktuell wirkenden Hufen den Boden erheblich, bis in den Unterboden verdichten können. Untersuchungen haben ergeben, dass Pferde die Böden stärker verdichten als Traktoren.

Das Ausmaß der Bodenverdichtung ist im Wesentlichen abhängig von der Bodenart, der Bodenfeuchtigkeit und dem Tierbesatz sowie dem Grünlandmanagement abhängig.

So beurteilen Wissenschaftler den Boden, wenn es um Verdichtungen geht:

effektive Lagerungsdichte (z.B. kg/l, kg/hl, t/m2Luftkapazität (Vol.%)gesättigte Leitfähigkeit (cm/Tag)
(mehr Infos)
GefügeeigenschaftenKlasse 
>= 1,8 <5< 10 sehr ungünstig 5
1,7 – < 1,85-<7 10 – < 40 ungünstig4
1,6 – < 1,77 – < 13 40 – < 100 mittel3
1,4 – < 1,6 13 – < 26100 – <300 günstig2
< 1,4 >= 26>= 300 sehr günstig1
nach Bodenkundliche Kartieranleitung, KA5

Auch Tiere können Böden massiv verdichten und langjährig schädigen.

Im Übrigen lohnt es auch für Pferdehalter einmal einen Blick in das Bodenschutzgesetz (BBodSchG) werfen: 

Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz – BBodSchG)

§ 17 Gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft

(1) Bei der landwirtschaftlichen Bodennutzung wird die Vorsorgepflicht nach § 7 durch die gute fachliche Praxis erfüllt. Die nach Landesrecht zuständigen landwirtschaftlichen Beratungsstellen sollen bei ihrer Beratungstätigkeit die Grundsätze der guten fachlichen Praxis nach Absatz 2 vermitteln.

(2) Grundsätze der guten fachlichen Praxis der landwirtschaftlichen Bodennutzung sind die nachhaltige Sicherung der Bodenfruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit des Bodens als natürlicher Ressource. Zu den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis gehört insbesondere, daß

1. die Bodenbearbeitung unter Berücksichtigung der Witterung grundsätzlichstandortangepaßt zu erfolgen hat,

2. die Bodenstruktur erhalten oder verbessert wird,

3. Bodenverdichtungen, insbesondere durch Berücksichtigung der Bodenart, Bodenfeuchtigkeit und des von den zur landwirtschaftlichen Bodennutzung eingesetzten Geräten verursachten Bodendrucks, so weit wie möglich vermieden werden,

4. Bodenabträge durch eine standortangepaßte Nutzung, insbesondere durch Berücksichtigung der Hangneigung, der Wasser- und Windverhältnisse sowie der Bodenbedeckung, möglichst vermieden werden,

5. die naturbetonten Strukturelemente der Feldflur, insbesondere Hecken, Feldgehölze, Feldraine und Ackerterrassen, die zum Schutz des Bodens notwendig sind, erhalten werden,

6. die biologische Aktivität des Bodens durch entsprechende Fruchtfolgegestaltung erhalten oder gefördert wird und

7. der standorttypische Humusgehalt des Bodens, insbesondere durch eine ausreichende Zufuhr an organischer Substanz oder durch Reduzierung der Bearbeitungsintensität erhalten wird.

Das hat mit fachgerechter Landwirtschaft und Bodenschonung nichts mehr zu tun. Hier führte der Traktoreinsatz zu vermeidbaren, nicht tolerierbaren Bodenschäden.

Wie können Bodenverdichtungen des Pferdegrünlandes wirkungsvoll verhindert werden?

Nasse Böden neigen stärker unter Verdichtungsschäden als trockene Böden. Da die Wetterdienste in Deutschland mehr Niederschläge im Winter in Form von Regen erwarten und stark regionalisiert in den Dürrephasen Starkregenereignisse prognostizieren, müssen sich Pferdehalter auf eine wetterabhängige Beweidung einstellen. Da nasse Böden nicht beweidet und befahren werden dürfen, gehört es zukünftig zur guten fachlichen Praxis der Pferdehaltung, für die Tiere sowohl einen ausreichend großen, machfreien Paddock als auch Weideflächen vorzuhalten. In Einzelfällen können lange Weidewege, wenn pferdegerecht eingezäunt, als Paddockersatz dienen. Die Alternative, Pferde bei niederschlagsreichen Wetterlagen in Boxen zu halten, ist nicht tiergerecht.
Nasser, nicht tragfähiger Boden darf nicht befahren werden. Das gilt auch für die Futteranlieferung.
Bei Trockenheit darf das Pferdegrünland nur sehr vorsichtig befahren werden. Das gilt ganz besonders bei Kurvenfahrten. Die sorglose Nutzung der Servolenkung macht Bodenschäden möglich. Zeitmangel darf nicht durch hohe Geschwindigkeiten ausgeglichen werden. Eine gute Planung muss Doppelbefahren vermeiden.
Immer öfter werden Lohnunternehmen bzw. Maschinenringe in der Grünlandpflege (Mähen, Mulchen, Ballensilage, Düngung, usw.) eingesetzt. Hier muss der Auftraggeber*in klare Vorgaben z.B. hinsichtlich Fahrzeuggewichte, Reifendruck, Fahrgeschwindigkeit, Kurvenfahrten, Schnitthöhe, Abstände zu Gewässern, Wildkrautstreifen, Hecken, usw. machen. Das wird aber nur akzeptiert, wenn das beauftragte Unternehmen auch kostendeckend arbeiten kann.
Pensionsställe versuchen derzeit vielerorts durch möglichst niedrige Pensionspreise ihre Ställe zu füllen. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht wenige Pensionsställe ihre Kosten nicht fachgerecht kalkulieren. Für eine nachhaltige Wirtschaftsweise und Gute fachliche Praxis ist weder zeit noch Geld. Pferdehaltung kostet Geld, die muss fair entlohnt werden. Wenn das nicht möglich ist, kann ein Pferd nicht als Mitgeschöpf tiergerecht versorgt werden.
Einsatz leichterer Maschinen mit breiten Reifen, Luftdruckregelanlagen (hoher Druck auf der Straße, niedriger Druck auf dem Grünlandboden)
Schlupf (mehr Infos) vermeiden durch sanftes Gasgeben und Bremsen sowie vorsichtige Kurvenfahrt (Kein Sliding!!) und geringe, gleichbleibende Geschwindigkeit. Traktorposing ist nicht zielführend.
Der Wurzelfilz des Dauergrünlandes schützt vor Bodenerosionen, speichert Wasser, bietet dem Bodenleben gute Möglichkeiten und macht das Grünland tragfähig. Das gelingt aber nur, wenn einzelne Narbenschäden ständig durch Nachsaat behoben werden. Diese Maßnahme verhindert übrigens auch wirksam die Ausbreitung von Jacobs- Kreuz- Kraut, weil die Samen auf einer geschlossenen Grasnarbe nicht so leicht auskeimen können.
Fachgerechte Kalkung nach Ergebnis der Bodenprobe begünstigt die stabile Krümelbildung der kleinen Bodenteilchen, wie Ton und Schluff zu Großaggregaten. Das Porenvolumen erhöht sich deutlich: geringere Anfälligkeit gegenüber Verdichtungen, gute Durchwurzelung der Pflanzen, bessere Wasserspeicherung und Förderung des Bodenlebens. Pferde nutzt der höheren Calciumanteil im Gras durch Einbau des Minerals im Knochen und sorgt so für ein widerstandsfähiges Skelett (harte Knochen).
Bodentragfähigkeit (Porenstabilität) verbessern: z.B. organische Düngung, Humusaufbau, regelmäßige Kalkung mit Kohlensaurem Kalk (CaCO3).
Mit jeder Überrollung wird bei gleichem Fahrzeug und Gewicht der Verdichtungsschaden größer. Deshalb ist eine gute Planung aller Arbeiten auf dem Grünland notwendig. Es ist ein Irrglaube, dass eine bereits verdichtete Fläche nicht noch mehr geschädigt werden kann, so z.B. im Bereich von Toren, Raufen, Tränken, usw..
Der Boden im Bereich von Toren sowie Fütterung- und Tränkeanlagen muss ausreichend gegen dauerhafte Verdichtung geschützt werden. Bewährt hat sich bei Dauergebrauch an selber Stelle eine fachgerechte, offenporige Pflasterung.
Beachtung der Bodenart:
Sehr hohe Verdichtungsempfindlichkeit bei hoher Bodenfeuchte weisen die Marschen der Küstenregion, tonige Böden der Flusslandschaften, Geschiebelehme der Jungmoränenlandschaften, Böden der Lössgebiete sowie aus tonig verwitternden Gesteinen auf. Die Empfindlichkeit ist weniger ausgeprägt bei den sandigeren Böden der Jungmoränenlandschaft, der Lössgebiete mit Lehmschluffen und generell den sandigen Landschaften des Altmoränengebietes und der reinen Sande. 

Weitere Infos:

https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/bodenbelastungen/verdichtung#welche-massnahmen-vermeiden-verdichtung

https://www.hs-osnabrueck.de/fileadmin/HSOS/Studium/Studienangebot/Studiengaenge/Masterstudiengaenge/AuL/Boden__Gewaesser__Altlasten/Dokumente/2012_Tagungsband_Bodenschadverdichtung.pdf

sowie Eingabe „Basics“ in der Suchlupe

Strategien: Osmoregulation

In der Mongolischen Steppe regnet es oft monatelang nicht. Wasser finden die Pferde nur an Grundwasserquellen. Durch eine hohe Kalium- und Calciumversorgung sind die Steppengräser trockenresistenter als bei uns in Mitteleuropa.

Osmoregulation ist die Fähigkeit einer Zelle, die Konzentration an Wirkstoffen und Wasser zu regeln und zu kontrollieren. Normalerweise gleichen sich Konzentrationen in einem Flüssigkeitsraum immer aus. Folglich kann eigentlich weder der Nährstoffgehalt als auch der Wassergehalt einer Pflanzenzelle höher oder niedriger als der im Boden sein, denn die Pflanze ist mit ihren Zellen über die Wurzeln direkt mit dem Boden verbunden. Pflanzenzelle und Boden ist ein Flüssigkeitsraum. Wenn Pflanzen nicht in der Lage wären, ihren Nährstoff- und Wassergehalt ihn ihren Zellen entgegen der Bodenkonzentration zu steuern, dann wären sie völlig vom vorhandenen Boden abhängig. Dem ist nicht so, denn durch eine hohe Konzentration von Kalium und Calcium sind Pflanzen in der Lage, mehr Nährstoffe und mehr Wasser als im Boden in ihren Zellen zu speichern. Die Steuerung der Konzentration erfolgt in beide Richtungen. Bei einem Überangebot an Nährstoffen und Wasser verhindert die Osmoregulation zu hohen Nährstoffenkonzentrationen und Wassergehalte in der Zelle. Deshalb wird die Pflanze nicht nur trockenresistenter, sondern auch frostfester, weil die Pflanzenzellen nicht durch Frostsprengung geschädigt werden.

Durch eine ausreichende Ionenkonzentration, besonders von K+, Ca2+ und H+ (Proton) in ihren Zellen, ist eine Pflanze gegenüber Trockenstress resistenter, da sie bei Trockenheit des Bodens ihr Zellwasser samt Nährstoffen besser hält und nicht an den trockeneren Boden abgeben muss.

Eine Bodenprobe in der Mongolischen Steppe ergab, dass die Böden besonders reich an Calcium und Kalium sind, weil hier wenig Niederschläge für nur geringe Auswaschungen führen. Somit sind die Steppengräser in der Lage, aktiv im Austausch von H+ und HCO3 , gewonnen aus der Photosynthese, reichlich K+ und Ca2+ entgegen der Nährstoffkonzentration im Boden aufzunehmen. Eine Düngung dieser Nährstoffe ist nicht notwendig. Durch die optimalen Wasser- und Nährstoffgehalte in der Zelle sind die Pflanzen der Steppe trocken- und frostresistenter. Eigenschaften, die in der Steppe lebensnotwendig sind. In der Steppe nutzen die Pflanzen auch noch andere Mechanismen, den Trockenstress zu minimieren, wie Verhältnis Wurzelmasse zu Blättern, wenig Blattmasse, Drehen der Spaltöffnunfen aus Sonne und Wind, usw.

Die mögliche Strategie: Da wir in Deutschland in vielen Regionen immer öfter ein Steppenklima durch den Klimawandel registrieren, könnte eine ausreichende oder erhöhte Kalium- und Calciumversorgung der Grünlandböden die Gräser besser gegen Trockenstress zu schützen. Das würde bedeuten, die derzeitigen Düngeempfehlungen der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten (LUFA) einzuhalten oder sogar um eine Stufe (+20%) zu erhöhen. Die LUFA registriert derzeit eher geringere als überhöhte Versorgungsstufen beider Nährstoffe beim Pferdegrünland. Betriebe mit vergleichbaren Grünlandflächen könnten einmal versuchen, eine Parzelle entsprechend den derzeitigen Empfehlungen der LUFA mit Calcium und Kalium zu düngen und die Vergleichsfläche mit 20% zu „überdüngen“. Nur so kann die Frage beantwortet werden, ob für diesen Standort eine Erhöhung der Calcium- und Kaliumdüngung das Grünland trockenresistenter machen kann.

Strategien: Tiefwurzelnde Gräser

Alle bisherigen Klimaprognosen sagen voraus, dass der Jahresniederschlag auch im Klimawandel unverändert bleibt, allerdings wird sich die Verteilung ändern: Zunehmende Niederschläge im wärmeren Winterhalbjahr und abnehmende Niederschläge im zunehmend heißen, trockenen Sommerhalbjahr. Diese Klimaveränderung hat große Auswirkungen auf das Pferdegrünland. Hohe Erträge sind kaum noch zu erwarten. Das Futter für die Pferde wird knapper.

Die Grassorten des Pferdegrünlandes reagieren unterschiedlich auf Trockenstress. Besonders anfällig gegenüber der Sommerdürre ist das Weidelgras. Trockenheitstolerante Gräser sind auf vielen Standorten mittlerweile zu bevorzugen. Althergebrachte Ratschläge und nicht aktuelle Literatur sind nicht mehr empfehlenswert, sozusagen oldschool.

Standardgrasmischungen mit hohem Weidelgrasanteil sind im Zeichen des Klimawandels in Mitteleuropa auf vielen Flächen nicht mehr Stand der Technik.

Da der Ertrag durch die zunehmende Trockenheit abnehmen wird, muss folgerichtig die Düngung heruntergefahren und auch der Tierbesatz verringert werden. Darauf müssen sich Tierhalter einstellen.

Gräser mit hoher Toleranz gegenüber Frühjahrs- und Sommertrockenheit Eigenschaften
RohrschwingelFestuca arundinacea, robust, ertragreich, trockenresistent, tief wurzelnd, strukturbetontes Gras (Blatthärte), setzt sich in Grasmischungen besser durch als der sanftblättrige Rohrschwingel
Sanftblättriger Rohrschwingelbis zu 1 Meter tiefwurzelnd, da langsame Jugendentwicklung immer im August/ September aussähen, horstbildend, geringere Blatthärte
Wiesenschwingelweidefest, horstbildend
Knaulgrashorstbildend, robust, nutzungsunempfindlich
Lieschgras, Timothehorstbildend, Obergras, weidetest, strukturbetontes Gras
Wiesenschweidel, FestuloliumZüchtung aus Wiesenschwingel und Welschem Weidelgras, strukturbetontes Gras
Glatthafer, Französisches Raygrashorstbildend, beständig nur bei extensiver Beweidung, eher geeignet auf Dauerwiesen
FedergrasStipa pennata (Echtes Federgras) und Stipa capillata (Haar- Pfrimengras), horstbildend, als Steppengras hervorragend an Dürreperioden angepasst
Reihenfolge der Aufzählung ist zufällig, keine Bewertung. Einen Grünlandbestimmungsschlüsse findet Ihr unter MEDIEN

Die Landwirtschaftskammern Niedersachsen, NRW und SH empfehlen derzeit für Norddeutschland im Zuge des Klimawandels die aus ihrer Sicht besonders trockenheitstolerante Grasmischung GIV (Wiesenlieschgras, Knaulgras, Wiesenrispe und spätes Deutsches Weidelgras). Das LfL Bayern (Bayerisches Landesanstalt für Landwirtschaft) bietet eine entsprechend trockenheitstolerante Grasmischung für Süddeutschland an. Zur Zeit wird beim LfL auch an neueren, klimageeigneten Saatgutmischungen geforscht. Natürlich kann sich jeder Pferdehalter*in seine eigene Saatgutmischung erstellen bzw. einzelne Sorten zur Nachsaat einsetzen.