Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im November 2023

Milder und trüber November mit sehr ergiebigen Niederschlägen

Offenbach, 29. November 2023 – Überwiegend westliche Winde, zeitweilig auch in Sturmstärke wehend, brachten nicht nur milde, sondern auch sehr feuchte Luftmassen nach Deutschland. Der November 2023 fiel damit praktisch ins Wasser. Mit der letzten Monatsdekade wurde dann der Winter eingeläutet. Fröste mit gebietsweisen Schneefällen bis ins Flachland standen fortan auf dem Programm. Währenddessen hielt sich die „Novembersonne“ mit Ausnahme des Südostens und Ostens der Republik auffällig im Hintergrund, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen mitteilte.

Die zunächst sehr milde Novemberwitterung endete mit Schnee und Frost
Der Temperaturdurchschnitt lag im November 2023 mit 5,5 Grad Celsius (°C) um 1,5 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (4,0 °C). Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (4,8 °C) betrug die Abweichung +0,7 Grad. In den ersten beiden Monatsdekaden bewegten sich die Temperaturen im deutlich milden Bereich. Siegsdorf-Höll, unmittelbar an den Chiemgauer Alpen, stach am 2. dank vorübergehender Föhnunterstützung mit 19,5 °C als bundesweiter Spitzenreiter hervor. In der finalen Dekade zeigte der November seine winterliche Seite, insbesondere im Bergland. Strenge Fröste in den östlichen Mittelgebirgen kennzeichneten die tiefsten Werte des Monats.

Einer der niederschlagsreichsten Novembermonate mit finalen Schneefällen
Im November fielen mit rund 126 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 90 Prozent mehr Niederschlag, als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 (66 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (63 l/m²) erreichten die Mengen das Doppelte des Solls. Höhere Werte wurden zuletzt im November 1944 beobachtet. Im Südwesten des Landes fiel im letzten Monat sogar deutlich mehr als das Doppelte der zu erwartenden Mengen. Im Schwarzwald wurden örtliche Spitzenwerte von über 500 l/m² gemessen. Sankt Blasien-Menzenschwand hatte dabei am 13. mit 83,3 auch den bundesweit höchsten Tagesniederschlag. Im Verlauf der letzten Monatsdekade verwandelte sich der Niederschlag landesweit zeit- und gebietsweise in Schnee. Vor allem am 27. sorgte ein Schneetief in den mittleren Landesteilen für chaotische Straßenverhältnisse. Mit Berglandwinter schloss der November sein Wetterkapitel.

November mit einem Viertel weniger Sonnenschein; Mittelgebirgsregion besonders trüb
Mit 42 Stunden lag die Sonnenscheindauer im November etwa 20 Prozent unter dem Soll von 53 Stunden (Periode 1961 bis 1990). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (55 Stunden) betrug die die negative Abweichung fast 25 Prozent. In den Mittelgebirgen herrschte im November mit gebietsweise unter 25 Stunden eine regelrechte Sonnenflaute. Viele Lichtblicke gab es dagegen mit 70 Stunden in Nieder- und Oberbayern.

Das Wetter in den Bundesländern im November 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Im Südwesten präsentierte sich der November mit 5,7 °C (3,5 °C) milder als üblich. Für Aufsehen sorgte aber vor allem die Niederschlagsbilanz. Mit rund 180 l/m² fiel nicht nur mehr als das Doppelte der üblichen Menge von 82 l/m², sondern auch nach letzten Vorhersagen das dritthöchste Novembervolumen seit Aufzeichnungsbeginn. Im Schwarzwald fielen punktuell sogar über 500 l/m². Ab der zweiten Monatsdekade verwandelte sich der Niederschlag in den höchsten Lagen auch in Schnee, zum Monatsende wurde es auch in tieferen Lagen zeit- und gebietsweise weiß. Baden-Württemberg platzierte sich als zweitnassesten Bundesland im November. Folglich ließ sich die Sonne mit lediglich rund 40 Stunden (62 Stunden) ein gutes Drittel seltener blicken.

Bayern: Der Freistaat behauptete sich mit 4,9 °C (2,8 °C) als zweitkühlstes Bundesland. Siegsdorf-Höll, unmittelbar an den Chiemgauer Alpen, meldete dank vorübergehender Föhnunterstützung am 2. mit 19,5 °C den bundesweiten Höchstwert. Diesem Spitzenreiter zum Trotz gehörten die Schlagzeilen aber dem enormen Novemberniederschlag. Mit rund 155 l/m² (70 l/m²) war es nach vorläufigen Berechnungen der niederschlagsreichste seit Messbeginn. An den Alpen wurden lokal über 400 l/m² beobachtet, der in den höheren Lagen auch öfter als Schnee fiel. Zum Monatswechsel wurden auch die tieferen Lagen hier und da beschneit. Trotz der rekordverdächtigen Niederschlagszahlen blieb die Sonne mit fast 55 Stunden (57 Stunden) standhaft. In Ober- und Niederbayern konnte man sich sogar über rund 70 Stunden freuen. Fazit: Bayern strahlte als sonnigstes Bundesland im November 2023.

Berlin: Die Bundeshauptstadt meldete im November ein Mittel von 5,9 °C (4,7 °C) und nasse 75 l/m² (48 l/m²), die zum Monatsende auch in die Schneephase übergingen. Die Sonnenscheindauer lag in der vergleichsweise sonnenverwöhnten Spreemetropole mit rund 50 Stunden (50 Stunden) im Normalbereich.

Brandenburg: Hier wurde eine Novembertemperatur von milden 5,6 °C (4,4 °C) gemessen. In puncto Niederschlagsausbeute waren die letzten 30 Tage mit 70 l/m²(45 l/m²) deutlich zu nass. Mit dem Monatsende mischten sich auch zunehmend Schneeflocken in den Niederschlag. Ausbalanciert war die Sonnenscheindauer von 50 Stunden (50 Stunden). Brandenburg war das niederschlagsärmste und ein sonniges Bundesland.

Bremen: Bremen verkündete als mildeste Region ein Temperaturmittel von 6,7 °C(5,2 °C). Mit 105 l/m² (66 l/m²) fiel gut 60 Prozent mehr Niederschlag in der Hansestadt. Die Sonne zeigte sich gerade mal 40 Stunden (51 Stunden) am Himmel. 
Hamburg: In Hamburg verlief der 6,2 °C (5,2 °C) temperierte Novembermonat 2023 mit 93 l/m² (67 l/m²) zu nass. Ende November verwandelte sich der ständige Regen in sanft fallende Schneeflocken. Mit 25 Sonnenstunden (49 Stunden) und einem Defizit von rund 50 Prozent war die Hansestadt das Schlusslicht im Länderranking.

Hamburg: In Hamburg verlief der 6,2 °C (5,2 °C) temperierte Novembermonat 2023 mit 93 l/m² (67 l/m²) zu nass. Ende November verwandelte sich der ständige Regen in sanft fallende Schneeflocken. Mit 25 Sonnenstunden (49 Stunden) und einem Defizit von rund 50 Prozent war die Hansestadt das Schlusslicht im Länderranking. 

Hessen: Im erstaunlich wolkenverhangenen November 2023 wurden in Hessen gerade einmal nur rund 25 Sonnenstunden (43 Stunden) beobachtet. Mit diesem Sonnenscheindefizit von 40 Prozent zählte die Region zu den trübsten Bundesländern. Dafür öffnete der Himmel häufiger seine Schleusen. Bis zum Monatsfinale wurden in der Fläche 110 l/m² (71 l/m²) verzeichnet. Am 27. kam es durch teils heftige Schneefälle und unter der Schneelast umstürzenden Bäumen verbreitet zu einem Verkehrschaos. Der letzte Herbstmonat verabschiedete sich schließlich mit Berglandwinter. Rückblickend war es voraussichtlich der nasseste November seit 1977. Das Temperaturmittel lag trotz finaler Abkühlung mit 5,6 °C(3,8 °C) im milden Bereich.

Mecklenburg-Vorpommern: Dem Nordosten brachte der November milde 5,6 °C(4,5 °C). Auch hatte er nasse 75 l/m² (52 l/m²) und zum Monatsausklang zudem Schneeflocken im Gepäck. Trotz des Niederschlagsüberschusses blieb Mecklenburg-Vorpommern im elften Monat des Jahres das zweittrockenste Bundesland. Fast 40 Stunden (52 Stunden) setzte die Sonne zwischen den Wolken strahlende Akzente.

Niedersachsen: Der November 2023 war in Niedersachsen mit 6,3 °C (4,9 °C) mild, aber auch sehr niederschlagsreich. Beeindruckende 122 l/m² (66 l/m²) wurden aufgezeichnet. Wie bereits im Oktober war es auch im November allen voran das Nordseeumfeld, das beinahe täglich Niederschlag erlebte. Ende des Monats verwandelten sich die Regentropfen zunehmend in Schnee. Die Novembersonne schien im Flächenmittel nur noch magere 35 Stunden (49 Stunden).

Nordrhein-Westfalen: NRW dürfte im November mit einem Temperaturmittel von 6,5 °C (5,1 °C) Platz 2 der mildesten Regionen in Deutschland belegen. Das Niederschlagsplus betrug mit 140 l/m² (79 l/m²) rund 75 Prozent. Was zunächst flüssig fiel, blieb in den letzten Monatstagen vor allem im Bergland als Schnee liegen. Nach vorläufigen Berechnungen erfuhr das Bundesland den nassesten November seit 1944. Mit 34 Sonnenstunden wurde das Klimamittel von 53 Stunden um etwa 35 Prozent verfehlt.

Rheinland-Pfalz: In Rheinland-Pfalz kam der elfte Monat des Jahres auf milde 6,1 °C (4,1 °C) und sehr nasse 125 l/m² (75 l/m²). Mit einem Plus von rund 65 Prozent war es wohl der niederschlagsreichste November seit 1952, der sich mit einem verschneiten Bergland verabschiedete. Nur 30 Stunden (53 Stunden) Sonnenschein brachten etwas Licht in den vergangenen trüben Monat.

Saarland: Das Saarland zählte im November 2023 mit 6,4 °C (4,4 °C) zu den milderen Gefilden Deutschlands. Mit extrem nassen 182 l/m² (95 l/m²) und einem entsprechenden Überschuss von fast 90 Prozent sowie finalen Schneeflocken avancierte die Region, knapp vor Baden-Württemberg, zum niederschlagsreichsten Bundesland im letzten Monat. Nachstehend blieb im nassesten November seit 1930 die Sonnenscheinausbeute mit 27 Stunden auf halber Strecke gegenüber dem Klimamittel (53 Stunden) zurück, womit das Saarland zu den sonnenscheinärmsten Gebieten zählte.

Sachsen: Sachsen eroberte mit einem Gebietsmittel von 4,8 °C (3,8 °C) den kühlsten Platz im Länderranking. Das Erzgebirge signalisierte schon zu Beginn der letzten Novemberwoche eine beginnende Einwinterung und meldete Ende des Monats nicht nur über 30 cm Schnee, sondern mit strengen Frösten von unter -10 °C auch die tiefsten Temperaturen deutschlandweit. Schnee und Regen ergossen sich in den letzten 30 Tagen mit einer Bilanz von rund 95 l/m² (52 l/m²) über den Freistaat. Nur 35 Stunden (54 Stunden) ließ sich die Sonne im November blicken.

Sachsen-Anhalt: In Sachsen-Anhalt ergaben die Auswertungen des DWD einen mit 5,7 °C (4,5 °C) milden November, der auch nasse 77 l/m² (43 l/m²) und finale Schneefälle brachte. Diese verzauberten vor allem den Harz in eine Winterlandschaft. Mit rund 50 Sonnenstunden (51 Stunden) war es landesweit vergleichsweise sonnig.

Schleswig-Holstein: Im äußersten Norden stieg die Novembertemperatur auf ein Mittel von 6,0 °C (5,0 °C). Niederschlagsreiche 115 l/m² (83 l/m²) wurden beobachtet, die zum Monatsende auch als Schnee zu Boden rieselten. 35 Stunden (50 Stunden) zeigte sich die Sonne im äußersten Norden.

Thüringen: Thüringen war im November mit 4,9 °C (3,3 °C) ein kühles Bundesland. Mit 90 l/m² (56 l/m²) fiel fast 60 Prozent mehr Niederschlag. Im Thüringer Wald gingen über 200 l/m² nieder. Mit Frost und Schnee, welcher sich im höheren Bergland auf über 30 cm auftürmte, machte der mit nur 35 Sonnenstunden (49 Stunden) ausgestattete November ein Ende.

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD, Fotos: Dietbert Arnold

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Herbst 2023

Zweitwärmster Herbst und sehr nasser Herbst in Deutschland

Offenbach, 29. November 2023 – Der Herbst 2023 ist nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Deutschland der Zweitwärmste seit Messbeginn 1881. Auch der Zeitraum Januar bis November 2023 liegt mit einem Mittel von 11,2 °C hierzulande auf dem zweiten Platz. Uwe Kirsche, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD): „Wir müssen den Dezember noch abwarten, aber auch 2023 dürfte wieder eines der wärmsten Jahre in Deutschland werden.“ Zum Vergleich: 2023 wird weltweit nach Einschätzung des EU-Klimawandeldienstes Copernicus das wärmste je gemessene Jahr. Wider Erwarten konnte trotz des Niederschlagsreichtums noch ein gutes Sonnenplus in der Herbstbilanz verbucht werden. Das meldet der DWD nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.

Temperaturplus von 2,7 Grad
Das Temperaturmittel lag im zweitwärmsten Herbst mit 11,5 Grad Celsius (°C) um 2,7 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (8,8 °C) – der 13. zu warme Herbst in Folge. Wärmer war nur der Herbst 2006 mit 12,0 °C. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Periode 1991 bis 2020 (9,3 °C) betrug die Abweichung +2,2 Grad. In Süddeutschland war es sogar der wärmste Herbst seit Messbeginn. Die höchste Temperatur im Herbst wurde in Waghäusel-Kirrlach am 12.9. mit 33,3 °C gemessen. Auch danach blieb es mild und selbst der Temperatursturz Mitte Oktober sowie der Kälteeinbruch in der letzten Novemberdekade konnten die positive Temperaturanomalie nicht entscheidend dämpfen. Strenge Fröste mit -10 °C in den östlichen Mittelgebirgen formten das winterliche Herbstfinale.

Niederschlagsreichster Herbst seit 2002 mit ungewöhnlich nassem November
Im Herbst fielen mit rund 257 Litern pro Quadratmeter (l/m²) etwa 40 Prozent mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 (183 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (190 l/m²) erreichte das Plus rund 35 Prozent des Solls. Der September eröffnete die Jahreszeit als erstaunlich trockener Monat, jedoch mit regionalem Starkregen im Westen. Dabei wurde in Beckum-Vellern, südöstliches Münsterland, am 12.9. mit 102,6 l/m² der höchste Tagesniederschlag für den Herbst 2023 erfasst. Der Oktober und allen voran der extrem nasse November sorgten dann landesweit für Niederschlag im Überfluss. Besonders betroffen waren der Westen/Nordwesten sowie die Staulagen. Bis zum Herbstfinale registrierte der DWDin diesen Regionen über 300 l/m² Flächenniederschlag. Schwarzwald und Alpen meldeten teilweise über 600 l/m². Eine Ausnahme war das Thüringer Becken mit etwa 150 l/m².

Reichlich Sonnenschein
Mit 392 Stunden überragte die Sonnenscheindauer im Herbst ihr Soll von 311 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um gut ein Viertel. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (319 Stunden) betrug die positive Abweichung rund 22 Prozent. Besonders sonnenverwöhnt war der Osten und Süden mit Werten, die die 500-Stunden-Marke in Ober- und Niederbayern knackten. Hingegen mussten sich die Mittelgebirge und der Nordwesten Deutschlands mit bescheideneren 300 Sonnenstunden begnügen.

Das Wetter in den Bundesländern im Herbst 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Der zurückliegende Herbst 2023 war im Südwesten mit 11,8 °C (8,5 °C) der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der rekordwarme September überraschte dabei mit einem markanten, teils heißen Sommernachschlag. Der deutschlandweite Höhepunkt trat am 12.9. in Waghäusel-Kirrlach mit 33,3 °C in Erscheinung. In den vergangenen drei Monaten fielen 290 l/m² (219 l/m²) in der Fläche, 600 bis 700 l/m² waren es sogar im Schwarzwald. Großzügig zeigte sich die Sonne mit 435 Stunden (344 Stunden), wobei der zweitsonnigste September dazu beindruckende 258 Stunden beisteuerte. 

Bayern: Mit 11,1 °C (7,9 °C) verbuchte der Freistaat die höchste Herbsttemperatur seit Aufzeichnungsbeginn, fiel aber dennoch als mit Thüringen vergleichsweise kühlste Region zurück. 245 l/m² (204 l/m²) Niederschlag wurden gemessen. An den Alpen prasselten sogar lokal über 500 l/m² nieder. Die Herbstsonne zeigte sich – dank des zweitsonnigsten Septembers – satte 450 Stunden (335 Stunden). Der Südosten Bayerns setzte mit über 500 Sonnenstunden ein Highlight. Insgesamt führte Bayern das Ranking der sonnigsten Bundesländer an. 

Berlin: Die Hauptstadt erlebte mit 12,1 °C (9,5 °C) einen außergewöhnlich milden Herbst. Auch lag die Niederschlagsmenge mit 195 l/m² (128 l/m²) gut 50 Prozent über dem Schnitt. Die Sonne zeigte mit 400 Stunden (315 Stunden) ebenfalls ein deutliches Plus. 

Brandenburg: Der Herbst 2023 präsentierte sich in Brandenburg mit einer erstaunlichen Durchschnittstemperatur von 11,7 °C (9,2 °C) als rekordverdächtig mild. Auch waren die letzten drei Monate mit etwa 180 l/m² (127 l/m²) gut 40 Prozent nasser als gewöhnlich. Dennoch war Brandenburg im Vergleich die trockenste Region. 390 Stunden (316 Stunden) schien die Herbstsonne. 

Bremen: In Bremen ermittelte der DWD in den vergangenen drei Monaten ein Temperaturmittel von 12,2 °C (9,6 °C). Während der September nahezu trocken verlief, brachten der Oktober und November nur wenige Niederschlagspausen. Am Ende kamen nasse 295 l/m² (185 l/m²) zusammen – ein Plus von fast 60 Prozent in der Herbstbilanz. Vergleichsweise sonnenscheinarm war die Hansestadt mit etwa 330 Stunden (284 Stunden). 

Hamburg: In der Hafenmetropole stieg die Mitteltemperatur im Herbst 2023 auf ungewöhnlich milde 11,8 °C (9,6 °C). Praktisch völlig ins Wasser fielen der Oktober und November. Der Herbst verabschiedete sich so mit 297 l/m², ein Niederschlagsplus von gut 50 Prozent gegenüber dem Klimamittel (195 l/m²). Satte 340 Stunden (285 Stunden) zeigte sich die Sonne.

Hessen: In Hessen brachte der Herbst 2023 sehr milde 11,5 °C (8,6 °C). Das wurde dort nur vom Herbst 2006 mit 12,0 °C übertroffen. Aus der Reihe tanzte auch der September 2023, der als Wärmster in die Wettergeschichte einging. Anschließend zeigte sich der Herbst als niederschlagsreicher Geselle mit einer finalen Summe von 235 l/m² (188 l/m²). Die Sonne kam dazwischen rund 370 Stunden (285 Stunden) zum Vorschein. Für das Sonnenscheinplus von 30 Prozent war vor allem der strahlende September verantwortlich, der sich den Titel „Zweitsonnigster“ in den meteorologischen Annalen sicherte.

Mecklenburg-Vorpommern: Im Nordosten der Republik lag das Temperaturmittel bei 11,5 °C (9,0 °C). Der zurückliegende September war dort sogar der Wärmste. In der Niederschlagsbilanz standen für die vergangenen drei Monate 200 l/m² (145 l/m²). 355 Stunden (312 Stunden) schien die Sonne. Den größten Beitrag erbrachte der zweitsonnigste September mit 241 Stunden. 

Niedersachsen: Rekordverdächtig war der Herbst mit einem Mittel von 11,9 °C (9,3 °C) auch in Niedersachsen. Schlagzeilen machten aber auch die Niederschläge. So folgte auf den zweitnassesten Oktober auch ein ungewöhnlich niederschlagsreicher November. Am Ende setzte der Herbst 2023 mit 306 l/m² (182 l/m²) als Zweitnassester in der Geschichte ein deutliches Ausrufezeichen. Trotz des Niederschlagsplus von knapp 70 Prozent schien die Sonne noch überdurchschnittliche 335 Stunden (282 Stunden). 

Nordrhein-Westfalen: Die größtenteils zu milde Herbstwitterung 2023, angeführt vom wärmsten September und viertwärmsten Oktober, ließ das Temperaturmittel dort auf 12,4 °C (9,5 °C) steigen. NRW war im Herbst 2023 damit das wärmste Bundesland. Der Niederschlag summierte sich in den drei Monaten auf ungewöhnlich nasse 325 l/m² (208 l/m²). Beckum-Vellern, südöstliches Münsterland, meldete am 12.9. mit 102,6 l/m² den höchsten Tagesniederschlag. Trotz der reichlichen Niederschläge zeigte sich die Sonne 360 Stunden (294 Stunden), was vor allem dem zweitsonnigsten September zu verdanken war. 

Rheinland-Pfalz: Hier sorgte das Temperaturmittel von 12,0 °C (8,9 °C) für den zweitwärmsten Herbst seit 1881. Der erste meteorologische Herbstmonat September war sogar der Wärmste und darüber hinaus der Zweitsonnigste, was dazu führte, dass bis zum Herbstfinale volle 400 Sonnenstunden (308 Stunden) verbucht werden konnten. Nach einem Niederschlagsdefizit im September waren der Oktober und November deutlich zu nass. So wurden 265 l/m² (199 l/m²) Niederschlag ermittelt.

Saarland: Der zweitwärmste Herbst seit Messbeginn ließ die Temperatur im kleinsten Flächenland auf 12,2 °C (9,2 °C) klettern. Auftrumpfen konnte das Saarland auch mit einem Flächenniederschlag von 365 l/m² (241 l/m²) und sicherte sich den Titel „niederschlagsreichste Region in Deutschlands“. Obwohl rund 50 Prozent mehr Niederschlag als gewöhnlich fiel, zeigte sich die die Sonne mit 405 Stunden (317 Stunden) sehr großzügig. Es war jedoch der zweitsonnigste September, der maßgeblich zu dieser strahlenden Bilanz beitrug.

Sachsen: Auch Sachsen erlebte mit 11,3 °C (8,7 °C) den zweitwärmsten Herbst. Zum Herbstfinale meldete das Erzgebirge strenge Frösten von unter –10°C. In der Niederschlagsbilanz standen 210 l/m² (155 l/m²). Den größten Anteil steuerten die nassen Monate Oktober und November bei. Überdurchschnittliche 395 Stunden (319 Stunden) schien die Herbstsonne.

Sachsen-Anhalt: Für Sachsen-Anhalt ermittelte der DWD mit 11,8 °C (9,2 °C) den zweitwärmsten Herbst. Als vergleichsweise trockene Region meldete das Bundesland mit 190 l/m² fast 60 Prozent mehr Niederschlag als im Klimamittel (120 l/m²). Ein deutliches Plus wurde mit 385 Stunden (299 Stunden) auch bei der Sonnenscheindauer erfasst – dank des zweitsonnigsten Septembers.

Schleswig-Holstein: Schleswig-Holstein erlebte mit 11,5 °C (9,2 °C) den wohl drittwärmsten und mit 315 l/m² (232 l/m²) einen niederschlagsreichen Herbst. Der Oktober war sogar der Zweitnasseste seit Messbeginn. 315 Stunden (292 Stunden) schien die Herbstsonne. 218 Stunden trug der zweitsonnigste September dazu bei. Der äußerste Norden war im Länderranking die sonnenscheinärmste Region. 

Thüringen: Thüringen meldete mit 11,1 °C (8,2 °C) den zweitwärmsten Herbst. Den höchsten Wert brachte bisher 2006 mit 11,5 °C. Trotz Rekordkurs war die Region mit Bayern im Vergleich die kühlste Region in den letzten drei Monaten. 190 l/m² (155 l/m²) wurden aufgezeichnet. 375 Stunden (299 Stunden) schien die Sonne. Auffällig war dabei der September, der mit 246 Stunden als Zweitsonnigster in die Geschichte einging.

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD, Fotos Dietbert Arnold

Beobachtungen zum Klimawandel: Klimamonitor 2023

Folgen der Klimakrise in Deutschland verschärfen sich

Umweltbundesministerium undUmweltbundesamt stellen dritten Monitoringbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) der Bundesregierung vor

Deutschland erlebt regelmäßig Hitzewellen, wird insgesamt wärmer und verliert Wasser. Das zeigt der neue Monitoringbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) der Bundesregierung, den Bundesumweltministerin Steffi Lemke und UBA-Präsident Dirk Messner heute in Berlin vorgestellt haben. Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Wegen der klimabedingten andauernden Trockenheit und des damit verbundenen Schädlingsbefalls hat sich der Zustand der Wälder deutlich verschlechtert. In der Landwirtschaft führte die Wasserknappheit zu spürbaren Ernteeinbußen. Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, dass beim Hitzeschutz erste Maßnahmen zur Anpassung an die neuen Klimabedingungen Wirkung zeigen. Insgesamt müssen die Bemühungen zur Anpassung an die Folgen der Klimakrise jedoch intensiviert werden.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Die verheerenden Folgen der Klimakrise nehmen in erschreckendem Ausmaß zu. Das zeigt der aktuelle Monitoringbericht überdeutlich. Immer mehr Stürme, ⁠Starkregen⁠, Dürreperioden und Hitzewellen wirken sich auf die Gesundheit der Menschen, die Ökosysteme und die Wirtschaft aus. Die gute Nachricht ist, dass immer mehr Kommunen sich ihrer entscheidenden Rolle bewusst werden und Vorsorgemaßnahmen mit konkreten Projekten vorantreiben. Die Bundesregierung unterstützt sie dabei mit fünf entscheidenden Hebeln: dem Klimaanpassungsgesetz und der -strategie, der Nationalen Wasserstrategie, dem Aktionsprogramm Natürlicher ⁠Klimaschutz⁠ und mehreren Förderprogrammen. Klar ist, wir brauchen noch mehr Engagement: Um die Lebensqualität in Deutschland zu erhalten, müssen wir die Klimaanpassung stärker vorantreiben, zum Beispiel im Städtebau. Schwammstädte mit viel Grün und entsiegelten Flächen kühlen und können damit Hitzewellen abmildern und außerdem Überflutungen vorbeugen.”

UBA⁠-Präsident Dirk Messner: „Der aktuelle Monitoringbericht zeichnet ein präzises Bild der Klimaveränderung und der Klimaanpassung in Deutschland. Neben den Schäden zeigt der Bericht auch, dass Anpassungen vor Ort wirken. Die Zahl der Hitzetoten konnte durch gezielte Informationskampagnen reduziert werden. Auch an der nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen und Böden arbeiten Bund und Länder im Rahmen der Nationalen Wasserstrategie und dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz bereits.”

Die Zahl der Sommer mit starken Hitzewellen und ungekannten Temperaturrekorden nimmt zu. Beispielsweise wurde im Juli 2022 erstmals nördlich des 53. Breitengrads in Hamburg eine Temperatur von über 40 Grad gemessen. Die Hitzeperioden belasteten besonders die Bevölkerung in Großstädten. So wurden z. B. im heißen Sommer 2018 in Frankfurt am Main 42 heiße Tage gezählt, während der bundesweite Durchschnitt bei 20 heißen Tagen lag. Die vergangenen vier Jahre waren zudem von starken regionalen Dürren geprägt. Deutschland gehört zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Seit 2000 verliert das Land 2,5 Kubikkilometer Wasser pro Jahr. In den Jahren 2019 bis 2021 wurden vielerorts Rekordunterschreitungen der langjährigen niedrigsten Grundwasserstände an den Messstellen ermittelt. Die Wirkungen der Dürrejahre seit 2018 sind auch 2023 noch nicht ausgeglichen. Der Wassermangel führte zu Ernteeinbußen in der Landwirtschaft. So lagen 2018 z. B. Winterweizenerträge um 15 Prozent und die Silomaiserträge um 20 Prozent unter dem Mittel der sechs Vorjahre. In den deutschen Wäldern hat sich wegen des Trockenstresses und des damit verbundenen Käferbefalls der Waldzustand deutlich verschlechtert. 2020 starben 20-mal so viele Fichten wie im Mittelwert der vorangegangenen zehn Jahre (2010-2019). Das betraf ganze Waldbestände, die flächig abgestorben sind. Durch die extrem trockene ⁠Witterung⁠ kam es zu erheblich mehr und in den nordöstlichen Bundesländern auch zu großflächigeren Waldbränden.

Mit der Erwärmung der Umwelt und dem Verlust an Wasser sind messbare ökologische Folgen verbunden: Durch wärmere Meere verschieben sich die Lebensräume der Fischarten nach Norden. In der Nordsee wandern heimische Arten in die nördlichen Gewässer aus. Zugleich rücken Arten aus südlicheren Gewässern nach. In der Ostsee führen steigende Wassertemperaturen zu einer Entkopplung von Nahrungsketten. So laichen zum Beispiel Heringe aufgrund der Erwärmung früher, die Nahrungsquelle Plankton entwickelt sich aber erst bei zunehmendem Tageslicht zu einem späteren Zeitpunkt. Auch an Land führt die Erwärmung zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung. Dies zeigen beispielsweise die Daten zu Vögeln und Schmetterlingen. Neue Arten aus wärmeren Regionen wandern ein, etwa die Tigermücke als Überträger von Krankheitserregern, was gesundheitliche Folgen für den Menschen haben kann.

Mit dem Klimaanpassungsgesetz und der vorsorgenden Klimaanpassungsstrategie mit messbaren Zielen, die derzeit in einem breiten Beteiligungsprozess erarbeitet wird, soll die Klimaanpassung in Deutschland verbindlicher und ambitionierter werden. Im Klimaanpassungsgesetz ist festgelegt, dass die Bundesregierung künftig alle vier Jahre einen Monitoringbericht zur ⁠DAS⁠ veröffentlicht. Er wird damit zu einem wichtigen Instrument, mit dem die Umsetzung der messbaren Ziele nachvollzogen wird.

Der Monitoringbericht zur DAS der Bundesregierung berichtet über ⁠Klimafolgen⁠ und Anpassung auf der Grundlage von gemessenen Daten und stellt dar, welche Veränderungen sich in Vergangenheit und Gegenwart vollzogen haben. Der Monitoringbericht 2023 informiert dazu zu den 16 Handlungsfelder der DAS. Die fachlichen Grundlagen des Monitoringberichts stützen sich auf eine Zusammenarbeit mit mehr als fünfzig Bundes- und Länderbehörden, Universitäten und Fachverbänden.

Weitere Informationen im Factsheed des Umweltbundesamtes hier

Quelle: Pressemitteilung Umweltbundesamt vom 28.11.2023, Fotos: privat

EU-Gesetzgebung: Wiederherstellung der Natur

Bericht aus dem Rat der Europäischen Union1

Die Natur ist unsere Lebensgrundlage, doch ihr Zustand verschlechtert sich. Die EU und ihre Länder arbeiten an einem Rechtsakt, mit dem erstmals verbindliche Ziele für die Wiederherstellung von Ökosystemen, Lebensräumen und Arten festgelegt werden sollen.

Wie ist der Zustand der Natur heute?

Die Natur ist in der EU stark auf dem Rückzug. Populationen von Arten und ihre natürlichen Lebensräume schrumpfen, und ihr Zustand verschlechtert sich – mit gravierenden Folgen für die Menschen und den Planeten.

Seit Jahrzehnten schützt die EU die Natur durch die Vogelschutz- und die Habitat-Richtlinie; sie gelten für mehr als 2000 Arten und Naturgebiete.

Doch trotz dieser Bemühungen und gewisser Verbesserungen zeichnet die Europäische Umweltagentur in ihrer jüngsten Bewertung der Natur der EU (2020) ein alarmierendes Bild.

Mehrere Faktoren belasten die Ökosysteme und Populationen von Arten, darunter

  • Verschmutzung
  • Klimawandel
  • der Verlust von Lebensräumen
  • invasive Arten

Fakten2

  • Nur 15 % der Lebensräume sind in einem guten Zustand.
  • Zustand des Graslandes: 18% gut, 49 % schlecht 33% mangelhaft
  • Zustand Moose: 26% gut, 22% schlecht, 52% mangelhaft
  • Zustand Insekten: 37% gut, 24% schlecht, 39% mangelhaft
  • Zustand Amphibien: 39% gut, 21% schlecht, 40% mangelhaft

Warum ist die Wiederherstellung der Natur so wichtig

Der Zustand der Natur hängt von wichtigen Wechselwirkungen zwischen Arten und ihren Lebensräumen ab. So entsteht ein sensibles Gleichgewicht, das für eine gesunde und gut funktionierende natürliche Umwelt sorgt. 

Ist das Gleichgewicht gestört, leiden die Ökosysteme und verlieren ihre Fähigkeit, unverzichtbare Dienstleistungen zu erbringen, die der Mensch zum Leben braucht, etwa

  • die Bereitstellung wertvoller Nahrung
  • die Erzeugung von Sauerstoff
  • die Bereitstellung natürlicher Ressourcen
  • die Aufnahme von CO2 und die Minderung des Klimawandels

Fakten2

  • 1 von 3 Bienen- und Schmetterlingsarten ist eine abnehmende Art
  • 1 von 10 Arten ist kurz vor dem Aussterben
  • Seit 1991 sind fast 30% der Schmetterlingsarten verschwunden
  • Rückgang der Feldvögel um 36% seit 1990 verschwunden

Was die Natur „kostenlos liefert“

  • Nahrung für Mensch und Tier
  • fruchtbare Böden
  • Rohstoffe
  • positive Auswirkungen auf physische und psychische Gesundheit
  • Trinkwasser
  • Arzneimittel

Die Natur bildet das Fundament der Weltwirtschaft. Mehr als die Hälfte des weltweiten BIP hängt von Ressourcen und Dienstleistungen ab, die von Ökosystemen hervorgebracht werden. So sind beispielsweise Rohstoffe für die Industrie und den Bausektor unverzichtbar, während Landwirtschaft und Medizin auf genetische Ressourcen angewiesen sind.

Die Natur wiederherzustellen bedeutet, geschädigte oder zerstörte Ökosysteme zu regenerieren, indem ihre Struktur und ihre Funktionen und damit – als übergeordnetes Ziel – ihre Resilienz und Biodiversität verbessert werden.

Gesunde Ökosysteme sorgen unter anderem für

  • eine gesteigerte Produktivität der Landwirtschaft
  • eine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaänderungen
  • mehr biologische Vielfalt
  • ein geringeres Risiko von Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen

Wie wollen die EU-Länder die Natur wiederherstellen?

Die EU und ihre Länder arbeiten an einem Rechtsakt zur Wiederherstellung der Natur, der darauf abzielt, die Natur und die Ökosysteme in einen guten Zustand zurückzuversetzen.

Die Vorschriften wären die ersten überhaupt, bei denen die Wiederherstellung der Natur in den Mitgliedstaaten der EU im Mittelpunkt steht.

So soll ein verbindliches Ziel auf EU-Ebene festgelegt werden, nach dem die Mitgliedstaaten verpflichtet wären, wirksame Wiederherstellungsmaßnahmen einzuleiten, die bis 2030 mindestens 20 % der Land- und Meeresgebiete der EU abdecken. Bis 2050 sollen dann Maßnahmen für alle Ökosysteme, die wiederhergestellt werden müssen, eingeführt werden.

Das vorgeschlagene Ziel stützt sich auf die internationale Verpflichtung, die die EU und ihre Länder als Vertragspartei des globalen Übereinkommens über die biologische Vielfalt eingegangen sind. Auf dem Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen vom Dezember 2022 wurde eine wegweisende Vereinbarung zur Wiederherstellung der terrestrischen und marinen Ökosysteme bis 2030 erzielt.

Folgende Bereiche würden unter die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur fallen:

  • geschädigte Land- und Meereslebensräume
  • Bestäuber
  • landwirtschaftliche Ökosysteme
  • städtische Gebiete
  • Flüsse und Überschwemmungsgebiete
  • Wälder

Einige Ausnahmen gäbe es für Gebiete, die für Zwecke der Landesverteidigung oder für Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien genutzt werden.

Geschädigte Land- und Meereslebensräume

Mit den neuen Vorschriften sollen Lebensräume in EU-Ländern wiederhergestellt werden, die sich in einem schlechten Zustand befinden. Dies betrifft Ökosysteme in Land-, Küsten-, Meeres- und Süßwasserlebensräumen.

Das Ziel wäre, bis 2030 EU-weit Wiederherstellungsmaßnahmen für mindestens 30 % dieser Lebensräume einzuleiten. Danach sollen weitere Anstrengungen unternommen werden, sodass sich die Maßnahmen bis 2040 auf 60 % der Lebensräume und bis 2050 auf 90 % der Lebensräume erstrecken.

Die von den Mitgliedstaaten festzulegenden und umzusetzenden Maßnahmen sollten die Vernetzung von Lebensräumen fördern, also dafür sorgen, dass Lebensräume so weit wie möglich miteinander verbunden sind, damit sich wildlebende Tiere zwischen ihnen bewegen können.

Bestäuber

Wildbienen sind die bekanntesten Bestäuber. Doch tragen auch andere Insekten zur Bestäubung von Blütenpflanzen bei, was äußerst wichtig für den Anbau von Nutzpflanzen ist. Fast 5 Mrd. € der jährlichen landwirtschaftlichen Produktion der EU sind unmittelbar auf Bestäuberinsekten zurückzuführen.

Mit den neuen Vorschriften soll der Rückgang der Bestäuber umgekehrt werden, sodass ihre Populationen bis 2030 wieder wachsen.

Zu den Bestäubern in Europa gehören Schmetterlinge, Käfer, Bienen, Schwebfliegen, Motten und Wespen.

Landwirtschaftliche Ökosysteme

Nicht allein der Zustand der Bestäuberpopulationen, auch die Produktivität der Landwirtschaft hängt von gesunden Ökosystemen ab.

Ausgelaugte Böden und geschädigte landwirtschaftliche Ökosysteme haben weniger Kapazitäten, Nahrungsmittel hervorzubringen. Das betrifft derzeit bis zu 73 % der landwirtschaftlichen Flächen.

Mit der Verordnung zur Wiederherstellung der Natur soll die biologische Vielfalt in landwirtschaftlichen Ökosystemen verbessert werden. In den Vorschriften geht es insbesondere um folgende Populationen, die sich erholen und wachsen sollen:

  • Wiesenschmetterlinge
  • Feldvogelarten

Mit den neuen Vorschriften sollen die EU-Mitgliedstaaten außerdem aufgefordert werden, Maßnahmen zu ergreifen, um

  • bis 2030 einen Anteil von 30 % und bis 2050 die Hälfte der entwässerten Torfflächen, die landwirtschaftlich genutzt werden, wiederherzustellen (für stark betroffene Länder kann ein geringerer Prozentsatz gelten) 
  • den Kohlenstoffbestand in Mineralböden zu erhöhen
  • artenreiche Landschaftselemente auf landwirtschaftlichen Flächen (z. B. Hecken, Blühstreifen, Brachland, Teiche und Obstbäume) zu fördern

Wiederherstellungsmaßnahmen sind entscheidend dafür, einer drohenden Ernährungsunsicherheit zu begegnen. Um die Nahrungsmittelproduktion mittel- bis langfristig sicherzustellen, braucht es mehr biologische Vielfalt und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Beispiele sind der Einsatz von Nützlingen und die Verringerung der Abhängigkeit von chemischen Düngemitteln: Beides erhöht den Nährstoffgehalt der Böden und verbessert die Gesundheit der Ökosysteme.

Städtische Gebiete

Städtische Ökosysteme machen 22 % der Landfläche der EU aus. Parks, Gärten, Bäume und Wiesen sind wichtige Lebensräume für Pflanzen, Vögel und Insekten.

Mit den neuen Vorschriften will die EU mehr Grünflächen in Städten und Vororten schaffen. Zielvorgaben wären:

  • kein Nettoverlust an Grünflächen bis 2030 im Vergleich zu dem Jahr, in dem die Vorschriften zur Wiederherstellung der Natur in Kraft treten (es sei denn, das Stadtgebiet besteht bereits zu mehr als 45 % aus Grünflächen).
  • mehr Baumbestand in den Städten

Flüsse und Überschwemmungsgebiete

In Europas Flüssen gibt es mehr als eine Million menschengemachte Barrieren wie Dämme, Wehre und Rampen.

Frei fließende Flüsse ermöglichen Wasser- und Sedimentbewegungen sowie Bewegungen von Fischen und anderen Organismen. Sie tragen entscheidend dazu bei, den Zustand der EU-Gewässer zu verbessern und die biologische Vielfalt zu erhöhen.

Mit den neuen Vorschriften sollen viele der bestehenden Barrieren in den Flüssen der EU beseitigt werden, um Flussnetze besser miteinander zu verbinden.

Da es bislang nur wenige Daten über Hindernisse in Flüssen gibt, besteht eines der Ziele der neuen Vorschriften darin, ein Verzeichnis dieser Hindernisse in der EU zu erstellen.

Beseitigt werden sollen vor allem veraltete und ungenutzte Hindernisse.

Wälder

Wälder, die fast 40 % des EU-Gebiets ausmachen, sind für die Eindämmung des Klimawandels von entscheidender Bedeutung, da sie als Kohlenstoffsenken fungieren und auch einen großen Teil der biologischen Vielfalt Europas beherbergen.

Durch die neuen Vorschriften soll wieder mehr biologische Vielfalt in den Wäldern entstehen.

So wären die EU-Länder gehalten, den Zustand der Wälder zu verbessern, wobei spezifische Indikatoren helfen würden, die Gesundheit der Waldökosysteme zu messen. Gemessen werden soll unter anderem

  • die Menge an Totholz, das vielen Waldorganismen einen Lebensraum bietet und zur Bodenbildung beiträgt
  • die Anzahl der Vogelarten

Die Regeln für die Wiederherstellung in der Praxis

Das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur würde die EU-Länder verpflichten, nationale Wiederherstellungspläne zu entwickeln. In diesen Plänen sollen die Maßnahmen zur Verwirklichung der in der Verordnung vorgesehenen verbindlichen Ziele, die wiederherzustellende Gesamtfläche sowie ein Zeitplan festgelegt werden.

Die Wiederherstellungspläne sollten sich auf den Zeitraum bis 2050 erstrecken. Die Maßnahmen sollten an andere einschlägige Rechtsvorschriften angeglichen werden, etwa in den Bereichen Naturschutz, erneuerbare Energien und Landwirtschaft.

Beispiele für Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur sind unter anderem:

  • das Entfernen nicht heimischer Gewächse auf Grünland, in Feuchtgebieten und in Wäldern
  • die Wiedervernässung trockengelegter Torfmoore
  • die bessere Vernetzung von Lebensräumen
  • ein verringerter Einsatz chemischer Pestizide und Düngemittel bzw. der Verzicht darauf
  • die Förderung der Erhaltung unberührter Natur

Im Juni 2023 hat der Rat seinen Standpunkt (allgemeine Ausrichtung) zur Verordnung über die Wiederherstellung der Natur festgelegt. Die Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament sind der nächste Schritt im Verfahren, das zur Annahme der Verordnung zur Wiederherstellung der Natur führen sollte.

Foto: Wikipedia

Update:


In der Nacht des 10.11.23 haben die Unterhändler des Europäischen Parlaments und die der EU- Staaten sich auf eine finale Fassung des Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur geeinigt. Damit ist auch das Ziel vorgegeben, bis 2023 20% der Landfläche und 20% der Meeresgebiete durch Wiederherstellungsmaßnahmen auf einen möglichst natürlichen Zustand wieder zurückzuführen. Jetzt muss nur noch das EU-Parlament dem Entwurf zustimmen. Normalerweise ist das dann eine Formsache. Nur diesmal wohl nicht. Das liegt an Christdemokraten, der EVP- Fraktion, die trotz bisheriger Zustimmung noch einmal vor der Parlamentsabstimmung „sorgfältig abwägen“ will. Soll heißen, dass eine Zustimmung aller christdemokratischen Abgeordneten nicht sicher ist. Einer der Fundamentalgegner des Gesetzesentwurfes ist der Chef der Europäischen Volkspartei und CSU- Politiker Manfred Weber.

  1. Dieser Beitrag basiert auf folgender Grundlage ↩︎
  2. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur ↩︎
  3. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur ↩︎

Biologische und genetische Vielfalt geht verloren

Pferdebetriebe können helfen, die Biodiversität zu erhalten und gleichzeitig den Klimawandel begrenzen

Seit 1991 sind fast 30 % der Wiesenschmetterlinge verschwunden.

Landnutzungsveränderungen, wie intensive Land- und Waldwirtschaft anstelle naturnaher Wirtschaftweisen, Grünlandumbruch, Straßenbau, Stadtausweitungen, Bodenversiegelungen, Bodenverdichtungen, Umweltverschmutzung, Kanalisierung von Flussläufen, Wassernutzung, Entwässerungen und natürlich auch der Klimawandel sind verantwortlich für ein massives Artensterben von Pflanzen und Tieren. Zu den Pflanzen und Tieren gehören auch viele Nutzpflanzen und -tiere (20% seit 1950). Alleine bei diesen Nutzpflanzen und -tieren verlieren wir Genmaterial, welches eventuell zur Anpassung an den Klimawandel noch dringend benötigt wird. Das Einlagern von Genmaterial ist nicht zielführend, weil in der Einlagerung von Genen bereits ausgestorbener Arten diese sich evolutionär nicht mehr an die wechselnden Umweltbedingungen anpassen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass rückgezüchtete Arten nach ihrer Einlagerung noch anpassungsfähig sind, ist sehr hoch.

Die großen Verlierer sind die Insekten

Besonders bedroht sind die Insekten. Noch im Jahr 2019 gingen die Wissenschaftler vom Weltbiodiversitätsrat IPBES noch davon aus, dass rund 10% aller Insektenarten in ihrem Bestand gefährdet sind, aktuelle wird von ca. 24% ausgegangen. Eine rasante Zunahme!

Der Weltbiodiversitätsrat IPBES ermittelt die vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten und die Weltnaturschutzorganisation IUCN führt die sog. Rote Liste.

Für Westeuropa ermittelte der Weltbiodiversitätsrat1:

1/5 aller Tiere und Pflanzen sind vom Aussterben bedroht (27% der Pflanzen, 18% der Wirbeltiere)

Die detaillierte Aufstellung findet Ihr unten in der Abbildung2:

Die genaue, derzeit aktualisierten Analyse vom Aussterben bedrohter Arten hat der Weltbiodiversitätsrat im November 2023 vorgelegt. Unterschieden wird nach Region, Arten insgesamt und Endemischen Arten (Arten, die lediglich in bestimmten Region vorkommen).

Je genauer sich Wissenschaftler*innen mit der Biodiversität befassen, desto schlimmer bildet sich die Realität ab. Einer dieser Wissenschaftler ist Professor Jan Habel3:

Ziel: „EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur“

Ganz wichtig ist eine finale Entscheidung zu einem europaweitem Gesetz zur Wiederherstellung der Natur.4 Die Natur ist schliesslich unsere Lebensgrundlage, doch ihr Zustand verschlechtert sich. Die EU und ihre Länder arbeiten an einem Rechtsakt, mit dem erstmals verbindliche Ziele für die Wiederherstellung von Ökosystemen, Lebensräumen und Arten festgelegt werden sollen.

Um Tieren und Pflanzen nicht nur beim Artensterben zuzuschauen, ist vor allem eine neue Agrarpolitik nötig, da sind sich die Experten einig. „Es ist davon auszugehen, dass der starke Rückgang zahlreicher Pflanzenarten auf die Zerstörung von Lebensraum und auf Stickstoffeinträge zurückzuführen ist. Zahlreiche Pflanzen seien auf eine extensive Bewirtschaftung angewiesen. Landwirtschaftliche Intensivierung, aber auch die Nutzungsaufgabe, etwa das Ende der Weidetierhaltung, führen hierbei zum Verschwinden von zahlreichen Arten“.

Moore erhalten

Erstmals wurden auch Moose auf ihre Biodiversität untersucht. In der neuen Untersuchung stellten die Wissenschaftler fest, dass fast 25% aller Moosarten vom Aussterben bedroht sind. „Sie sind als CO2-Speicher extrem wichtig und viel bedeutsamer als Bäume“, sagt der Biodiversitätsexperte Professor Axel Hochkirch5. „Keine Pflanzengruppe kann besser Kohlendioxid speichern als Torfmoose.“

Nachhaltiges Wirtschaften von Pferdebetrieben trägt zum Arterhalt und zum Klimaschutz bei

  • Deutliche Reduzierung der Stckstoffdüngergaben
  • Tierbesatz reduzieren bzw. an Fläche anpassen: Keine Überweidung
  • Bodenschutz
  • Bodenleben fördern
  • Wasser im Boden halten
  • regelmäßige Umweidung
  • Industrieller Pflanzenschutz nur in Notfällen
  • Bodenverdichtungen vermeiden
  • Moore und Wasserläufe erhalten
  • Streuobstwiesen anlegen
  • Hecken/ Knicks pflanzen
  • Ackerrandstreifen anlegen (Futterpflanzen für Bienen und Hummeln)
  • Gewässerschutzstreifen einrichten und pflegen
  • Niederschlagswasser nutzen
  • Atenreiches Grünland
  • Dauergrünland pflegen und erhalten
  1. Weltbiodiversitätsrat. Die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (dtsch: Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen) ist eine UN-Organisation mit Sitz in Bonn. ↩︎
  2. IPBES: Biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen in Europa und Zentralasien, S. 22 ↩︎
  3. Univ.-Prof. Dr. Jan Christian Habel, Fachbereichsleiter und Leiter des Fachgebietes Zoologische Evolutionsbiologie ↩︎
  4. Das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur würde die EU-Länder verpflichten, nationale Wiederherstellungspläne zur Renatusierung 20% der Land- und 20% der Meeresgebiete bis 2030 zu entwickeln. In diesen Plänen sollen die Maßnahmen zur Verwirklichung der in der Verordnung vorgesehenen verbindlichen Ziele, die wiederherzustellende Gesamtfläche sowie ein Zeitplan festgelegt werden. Infomaterial ↩︎
  5. Axel Hofkirch, Professor für Biodiversität und Naturschutz. Tätig  als Kurator für Ökologie am Nationalmuseum für Naturgeschichte Luxemburg, früher Uni bTrier. ↩︎

Das Grünland wird trockener

Trockenstress begrenzt den Grünlandertrag deutlich

Das Grünlandmanagement muss an den Klimawandel angepasst werden, wenn es das gesündeste und gleichfalls preiswerteste Grundfutter für die Pferde bleiben soll. Einerseits beginnt die Wachstumsphase im Frühjahr deutlich früher, andererseits beeinflussen immer öfter Trockenphasen die Wachstumsperiode und reduzieren den möglichen Ertrag deutlich.

Betrachtet man/frau die jährlichen Abweichungen der mittlere Bodenfeuchte des meteorologischen Frühjahrs (März – Mai) und des Sommers (Juni – August) seit 1961 zur Referenzperiode 1991 bis 2020, so ist die Zunahme der trockenen Jahre in beiden Jahreszeiten sehr markant. Der Wachstumsfaktor Bodenfeuchte begrenzt schon jetzt den größtmöglichen Ertrag beim Dauergrünland und diese negative Entwicklung wird in in den nächsten Jahren deutlich mehr Fahrt aufnehmen.

Gut beraten sind Betriebsleiter, die bereits jetzt oder ab sofort alle Massnahmen umsetzen, das Wasser des Winters im Boden zu halten.

Zwei Grafiken des Deutschen Wetterdienstes zeigen die geringer werdende Verfügbarkeit des Wachstumsfaktors Bodenfeuchte1:

Grafiken:Deutscher Wetterdienst / Extremwetterkongress (2023): Was wir 2023 über das Extremwetter in
Deutschland wissen. Offenbach am Main, Deutschland

Grafiken: Deutscher Wetterdienst (DWD) / Extremwetterkongress (2023): Was wir 2023 über das Extremwetter inDeutschland wissen. Offenbach am Main, Deutschland

Der Schutz der Moore kann ein Beitrag sein, das Wasser in der Landschaft zu halten damit es pflanzenverfügbar ist und bleibt.

Foto: Dietbert Arnold

  1. nFK = nutzbare Feldkapazität, also das Wasser im Boden, das die Pflanzenwurzeln auch aufnehmen können. ↩︎

Deutschland im Klimawandel: Extremwetter

Extreme Wetterereignisse 2023 sind eine Wendemarke1

Hamburg, 27. September 2023 – Wissenschaftler:innen und Expert:innen sehen in ihrer Bestandsaufnahme auf dem 13. ExtremWetterKongress die Chance als verpasst an, mit relativ wenig Aufwand das Klimasystem zu stabilisieren. Der Klimawandel wird aus Sicht der Konferenzteilnehmer:innen nun in großen Teilen ungebremst erfolgen, womit nicht mehr abwendbare massive Veränderungen auf unserem Planeten zu erwarten sind. 2023 stellt nach Ansicht der Experten das Jahr dar, in dem die Entwicklung der extremen Wetterereignisse ein Maß erreicht hat, in dem es keine Möglichkeit mehr der Leugnung des Klimawandels und der menschlichen Ursachen gibt. Neben der dringenden Mahnung zum entschlossenen Klimaschutz mahnen die Wissenschaftler:innen auch zum entschlossenen Handeln im Bereich der Anpassung und den nicht umkehrbaren Folgen einer weiteren globalen Erwärmung.


Vor dem Hintergrund rapide schmelzender Gletscher, brennender Wälder, dramatischer Überschwemmungen und extremer Hitzewellen fand vom 27.09.2023 bis 29.09.2023 in Hamburg der 13. ExtremWetterKongress statt. Wissenschaftler:innen ordneten an drei Kongresstagen die aktuellen Ereignisse ein, stellen neueste Ergebnisse ihrer Forschungen einer breiten Öffentlichkeit vor und gehen mit dieser in einen direkten und interaktiven Dialog. Im Rahmen des Kongresses stellt der Deutsche Wetterdienst als wissenschaftlicher Partner des ExtremWetterKongresses das neue Faktenpapier „Was wir 2023 über das Extremwetter in Deutschland wissen“ vor.

2023 ist für die Klimaentwicklung auf unserem Planeten eine Wendemarke. Nie zuvor waren die globalen Luft- und Wassertemperaturen so hoch, wie in diesem Jahr. Nie zuvor haben Hitzerekorde und Waldbrände ein solches Ausmaß erreicht wie 2023. Die um 5 bis 6 Grad höheren Wassertemperaturen im Mittelmeerraum haben für Rekordwerte bei der Verdunstung und den nachfolgenden Niederschlägen in Europa und Nordafrika gesorgt. Durch die Zufälligkeiten im chaotischen System der Atmosphäre kam es in Deutschland nicht zu den extremen Hitze- und Dürrephasen, wie wir sie in Südeuropa erlebt haben. Es wäre möglich gewesen. Neben den dringend notwendigen Maßnahmen zum Stopp eines weiteren Anstiegs der Kohlenstoffdioxidkonzentration in der Atmosphäre sehen die Expert:innen auf dem Kongress die ebenso dringende Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen in der Anpassung an die nicht mehr abwendbaren Folgen der massiven globalen Erwärmung. Die Wissenschafter:innen auf dem Extremwetterkongress nehmen die Entwicklungen daher mit größter Sorge wahr. Erstmals halten saisonale Klimamodelle für die Jahre 2024 und 2025 das Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze bei den globalen Temperaturen für möglich. 

Das sagen die Wissenschaftler: Jede weitere Erderwärmung führt zu einer raschen Zunahme wetterbedingter Naturgefahren

 „Die schrecklichen Bilder der Unwetterkatastrophen in Griechenland, Bulgarien, der Türkei und in Libyen haben wir alle noch vor Augen. Die internationale Klimaforschung ist sich einig:

Wir alle müssen uns deshalb besser auf die katastrophalen Folgen von Extremwetter wie Dürren, Waldbrände, Überflutungen vorbereiten. Wir müssen aber auch deren indirekte Wirkung auf Ernährungssicherheit, Trinkwasserverfügbarkeit und Artenvielfalt im Blick haben.“

sagt Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes


Der Klimawandel hat – und das ist quantitativ belegbar – bei Extremwetter seine Finger im Spiel. In Deutschland ist die Jahresmitteltemperatur seit 1881 um etwa 1,7 Grad angestiegen. Seit 1960 war hierzulande jede Dekade wärmer als die vorherige. Im Gesamtzeitraum 1881-2022 wurde es jedes Jahrzehnt 0,12 Grad wärmer, für den Zeitraum 1971-2022 lag die Erwärmungsrate schon bei 0,38 Grad Celsius pro Dekade. Hier kann man mit Messungen zahlenmäßig belegen, wie die Erderwärmung Fahrt aufnimmt. 

Mehr Hitzeextreme und Hitzewellen in Deutschland

Die Zahl heißer Tage mit einer Maximaltemperatur von mindestens 30 °C ist seit den 1950er Jahren von etwa 3 Tagen im Jahr auf heute im Mittel 9 Tage gestiegen, das heißt auf das 3fache. Am 20. Juli 2022 wurde während einer intensiven Hitzewelle in Hamburg-Neuwiedenthal eine Tageshöchsttemperatur von 40,1 °C gemessen. Noch nie wurden in Mitteleuropa so nördlich Temperaturen über 40 °C gemessen. Die höheren Temperaturen im Sommerhalbjahr bei gleichzeitig abnehmenden Niederschlägen führen dazu, dass die Pflanzen zum einen früher mit der Verdunstung beginnen und zum anderen auch mehr verdunsten können. Das hat in der Summe zur Konsequenz, dass die Böden im Frühjahr schneller und im Sommer stärker austrocknen. Insgesamt beobachteten unsere Agrarmeteorolog:innen in den vergangenen 10-15 Jahren eine Zunahme trockener Frühjahre und Sommer. Gleichzeitig stellen wir eine Zunahme der Winterniederschläge seit 1881 um 27 Prozent fest. Wärmere Sommer und längere Trockenphasen verstärken auch in Deutschland das Risiko von Waldbränden. In vielen Regionen kommt es seit den 1990er Jahren zu einer massiven Häufung von Hitzewellen. Bei ungebremstem Treibhausgasausstoß erwarten wir für den Zeitraum 2031-2060 eine weitere Zunahme um 5 bis 10 heiße Tage im Jahr in Norddeutschland und von 10 bis 20 heißen Tagen in Süddeutschland.

Die Frühjahre und Sommer werden trockener

Deutschlandweit gemittelt gab es im Zeitraum 1961 bis 1990 rund 5 Tage im Jahr. Im Zeitraum 1991 bis 2020 waren es schon rund 10 Tage. 4 der letzten 5 Jahre waren von erhöhtem Waldbrandrisiko betroffen. Der Sommer 2023 verlief hierzulande bei uns vergleichsweise glimpflich. 
Dieser Blick auf einige Aspekte des Klimas in Deutschland zeigt: Wir leben mitten in einem menschengemachten Klimawandel mit Auswirkungen auf unser tägliches Leben. Es ist an uns, das wahrzunehmen und zu handeln – sowohl mit Klimaanpassung als auch mit Klimaschutz.“

In Deutschland sind schwerste Gewitter mit Sturmböen, Hagel und extremen Niederschlägen oder viele Tage mit Hitze und Trockenheit auch fast schon Alltag in jedem Jahr.

Attributionsstudien, an denen auch der Deutsche Wetterdienst aktiv beteiligt ist, zeigenmzudem: Der Klimawandel hat – und das ist quantitativ belegbar – bei Extremwetter seine Finger im Spiel und verändert auch hierzulande bereits die Intensität und Häufigkeit von
Wetterextremen. Ich nenne nur die Stichworte Sturzflutkatastrophe im Ahrtal und Hitzewellen. Aber es bringt wenig, schwarz zu malen und sich in Untergangsphantasien zu verlieren. Das könnte bei vielen Menschen die Bereitschaft lähmen, sich für Klimaschutz zu engagieren.

„Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken. Wenn wir jetzt das Klima durch Transformation zur Klimaneutralität massiv schützen, können wir die Erderwärmung verlangsamen. Angesichts der jüngsten Katastrophen sehen wir: Bereits jetzt zählt dabei jedes Zehntelgrad! Und wenn wir uns jetzt mit aller Kraft auf die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels einstellen, kann Deutschland auch in 50 oder 100 Jahren ein Land sein, das den dann hier lebenden Menschen gute Lebensbedingungen bietet.“

betont Tobias Fuchs, Vorstandsmitglied und Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes
  1. Dieser Artikel ist aus wesentlichen Materialien des Deutschen Wetterdienstes DWD zusammengesetzt. Diese und weitere Pressemeldungen des Deutschen Wetterdienstes findet Ihr hier. ↩︎

Anthropogen bedingte Erderwärmung: Deutschland gehört zu den Spitzenreitern

Deutschland erwärmt sich dramatisch schneller als die restliche Welt.

Werden wir uns an diese Bilder gewöhnen müssen?

Weltweit beträgt die durchschnittliche Erderwärmung +1,2°C (Stand Nov. 2023). Etwa im Jahr 2030 wird der im Pariser Klimaschutzabkommen 2016 beschlossene Schwellenwert von +1,5°C überschritten sein. Unter allen Umständen soll, so die weiteren Beschlüsse in Paris, die Erderwärmung deutlich unter der Zwei-Grad- Obergrenze begrenzt und dauerhaft gehalten bleiben.

In Deutschland ist der Schwellenwert längst erreicht und auch die Zwei-Grad- Obergrenze deutlich überschritten: Im November 2023 beträgt die Erderwärmung +2,7 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit. Im Springparcours würde man sagen, die Stangen wurden deutlich gerissen, das Hindernis dabei zerlegt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass wir in Deutschland immer öfter uns auf Dürreperioden und Starkregenereignisse einstellen müssen. Vorausschauende Betriebsplanung muss spätestens jetzt Vorsorge gegenüber den Klimaveränderungen einplanen und zügig umsetzen.

Ausgetrocknete Bachläufe als Folge des Klimawandels

Noch dramatischer ist nur noch die Erderwärmung am Nordpol: mehr als +3°C! Dieser Wert ist umso bedenklicher, weil die radikal geringer werdenden Eisflächen nicht mehr so viel warme Sonnenstrahlen zurück in die Atmosphäre reflektieren können. Die abschmelzenden Polkappen wirken bei uns wie ein Katalysator bei der Klimaveränderung von einem gemäßigten mitteleuropäischen Klima zu mediteranen Verhältnissen. Dort im Mittelmeerbereich zieht mehr und mehr das afrikanische Wüstenklima ein. Unser früheres, gemäßigte Klima ist bereits jetzt weiter nach Norden gezogen und befindet sich in der Gegend von Norwegen, Nordschweden und den Orkney- Inseln. Die Isländer übrigens bereiten sich schon jetzt auf den Anbau von Freilandgemüse vor und Sylt übt schon jetzt erfolgreich den Weinanbau… .

Die Welt hat 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung:

  • Keine Armut
  • Kein Hunger
  • Gesundheit und Wohlergehen
  • Hochwertige Bildung
  • Geschlechter- Gleichheit
  • Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
  • Bezahlbare und saubere Energie
  • Menschenwürdige Arbeit und Wirrtschaftswachstum
  • Industrie, Innovation, Infrastruktur
  • weniger Ungleichheiten
  • Nachhaltige Städte und Gemeindem
  • Nachhaltiger/e Konsum und Produktion
  • Maßnahmen zum Klimaschutz
  • Leben unter Wasser
  • Leben an Land
  • Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
  • Partnerschaft zum Erreichen der Ziele

Mehr zu den 17 von der UN beschlossenen Ziele zum Erreichen einer nachhaltigen Entwicklung findet Ihr hier und hier und natürlich in diesem Beitrag dieser Webseite.

Die 17-Ziele zu einer Nachhaltigen Entwicklung können für Pferdebetriebe eine gute Planungshilfe sein, um eine ehrliche Umstellung zu einem nachhaltig wirtschaftenden Betrieb zu betreiben und dann natürlich mit dem Ergebnis auch Alleinstellungsmermale gegenüber den Mitkonkurrenten zu erlangen. Eine klassische WIN-WIN- Situation, die dann weit weg vom schnöden Greenwashing ist. Nachhaltigkeit ist schlussendlich nichts anderes als die drei scheinbar nicht zusammen passenden Ansprüchen, nämlich Ökologie, Ökonomie und Soziales in Einklang zu bringen. Mit ökologischem Handeln und einem sozialverantwortlich Betriebsklima kann und muss auch Geld erwirtschaftet werden

Wenn Betriebsleiter ihre Entscheidungen immer nach einer ökologischen, ökonomischen und Abwägung treffen, dann führen sie einen nachhaltig wirtschaftenden Betrieb. Die Umstellung auf eine nachhaltige Wirtschaftsweise gelingt besonders gut, wenn die Kunden/ Einsteller mit in den Prozess einbezogen werden. Kundenbindung gelingt wesentlich besser, wenn die Kunden ein gutes Gewissen bei ihrer Freizeitgestaltung, dem Pferdesport/-haltung, behalten.

Mehr und mehr sind Kunden bereit, für ehrliche, nachhaltige Bewirtschaftung auch auskömmliche Preise zu bezahlen.

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im Oktober 2023

In Deutschland regenreichster Oktober seit 2002

Offenbach, 30. Oktober 2023 – Statt herkömmlichem Herbstwetter brachte der Oktober 2023 sehr viel Regen und eine äußerst milde Witterung mit sommerlichen Nuancen. Die Vegetation kleidete sich nur zögerlich herbstlich. Der Temperatursturz zur Monatsmitte mit leichten Frösten fiel dabei kaum ins Gewicht. Prägend waren die ungewöhnlichen Niederschlagsmengen im Nordwesten und im äußersten Norden sowie die extreme Sturmflut an der Ostsee. Im Süden strahlte hingegen lange die Sonne. Das teilt der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen mit.

Überwiegend deutlich zu milde Witterung mit kurzem „Kälteschock“
Das Temperaturmittel lag im Oktober 2023 mit 11,9 Grad Celsius (°C) um 2,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung +2,5 Grad. Der Monat gehört damit zu den fünf wärmsten Oktober seit 1881. Die erste Monatshälfte verlief noch weitgehend spätsommerlich. Die höchsten Werte meldeten am Freitag den 13. Rheinfelden und Müllheim im Oberrheingraben mit 30,1 °C. In den Nächten vom 11. bis 13. gab es im Westen und in der Mitte mit Tiefsttemperaturen von 15 bis 18 °C Werte, die nicht nur örtlich neue Rekorde markierten, sondern sonst nur im Sommerhalbjahr zu beobachten sind. Der anschließende Temperatursturz von im Mittel etwa 15 Grad brachte leichte Nachtfröste, die am 18. in Oberharz am Brocken-Stiege bei -4,9 °C ihren bundesweiten Tiefpunkt fanden. Im Zustrom milder Atlantikluft wurde es dann wieder überdurchschnittlich mild. 

Im Norden und Nordwesten sogar rekordverdächtig feucht
Im Oktober fielen mit rund 100 Litern pro Quadratmeter (l/m²) knapp 80 Prozent mehr Niederschlag als in der Referenzperiode 1961 bis 1990 (56 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 erreichte die Menge ein Plus von fast 60 Prozent des Solls (63 l/m²). Zunächst wurde der Norden und Nordwesten von häufigeren und stärkeren Niederschlägen heimgesucht. Im Nordseeumfeld traten an fast allen Oktobertagen Niederschläge auf. Mit Monatsmengen von örtlich über 200 l/m² war es dort sogar rekordverdächtig nass. Dornum, Ostfriesland, meldete am 11. mit 50,7 l/m² die höchste Tagessumme. Ab der Monatsmitte griffen Niederschläge auch vermehrt auf die mittleren und südlichen Regionen aus. Davon ausgespart blieben meist Nieder- und Oberbayern mit Mengen um 40 l/m². 

Grauer Norden, sonniger Süden – leicht unterdurchschnittliche Sonnenscheinausbeute 
Mit etwa 100 Stunden blieb die Sonnenscheindauer im Oktober leicht unter dem Sollwert von 109 Stunden (Periode 1961 bis 1990). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 war die negative Abweichung vergleichbar. Im verregneten Norden, allen voran an den Küsten, ermittelte der DWD nur etwa 60 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Oktober 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Nach dem wärmsten Oktober seit Messbeginn im Jahr 2022 folgte in diesem Jahr mit 12,2 °C (8,7 °C) der drittwärmste Oktober seit 1881. Im Oberrheingraben wurden nochmals bis zu zehn Sommertage gezählt. Am Freitag, den 13. meldeten Rheinfelden und Müllheim mit je 30,1 °C die bundesweiten Oktoberspitzen. Diese gehen als die spätesten jemals in Deutschland verzeichneten Hitzetage in die Annalen ein. Zur Monatsmitte stürzten die Temperaturen vorübergehend in den Keller und stoppten in den Morgenstunden im leichten Frostbereich. Anschließend wurde es bei zunehmenden Niederschlägen wieder milder und bis zum Monatsende fielen nasse 85 l/m² (68 l/m²). Mit etwa 135 Stunden (117 Stunden) befand sich der Südwesten auf Platz 2 der sonnigsten Gebiete Deutschlands im Oktober 2023.

Bayern: Sehr warm, trocken und sonnig zeigten sich die ersten beiden Oktoberwochen. Am Tag der Deutschen Einheit stiegen die Höchstwerte auf annähernd 30 °C. So meldete Elsendorf-Horneck, 30 km östlich von Ingolstadt, 29,8 °C. Zur Monatsmitte stürzten die Temperaturen aber um etwa 15 Grad ab. Es folgten bis zu vier Frosttage. Anschließend wurde es wieder milder, aber auch nasser. Am Ende dürfte in der Bilanz mit 11,6 °C (8,1 °C) der mit 2001 zweitwärmste Oktober stehen. Nur 2022 war mit 11,9 °C wärmer. Es fielen 66 l/m² (61 l/m²) Niederschlag und die Sonne schien 140 Sonnenstunden (118 Stunden). Bayern war damit das trockenste und sonnenscheinreichste Bundesland. 

Berlin: In Berlin brachte der Oktober mit 12,1 °C (9,6 °C) und mit 105 l/m² (35 l/m²) eine sehr milde und auch auffällig niederschlagsreiche Witterung. Der Tag der Deutschen Einheit wurde sogar bei sommerlichen Temperaturen von über 25 °Cgefeiert. 85 Stunden (109 Stunden) schien die Oktobersonne über der Hauptstadt.

Brandenburg: Sehr mild war der Oktober 2023 mit einem Mittel von 11,7 °C (9,3 °C) auch in Brandenburg. Am 2. und 3. wurde es sogar nochmal sommerlich. Fast heiße 29,2 °C hatte Cottbus auf dem Zettel. Eine Temperaturdelle gab es lediglich in der dritten Monatswoche, die kurzzeitig auch mit leichten Nachtfrösten einherging. Extrem nasse 99 l/m² (37 l/m²) wurden bei 80 (110 Stunden) Sonnenstunden ermittelt. 

Bremen: In Bremen gehörte während der mit 12,1 °C (9,8 °C) milden Oktoberwitterung an 27 Tagen der Regenschirm zum täglichen Begleiter. Die Niederschlagsausbeute war erheblich: Bis zum Monatsende fielen 155 l/m² – deutlich mehr als das Doppelte der zu erwartenden Menge (58 l/m²). Die Oktobersonne schien nur knapp 65 Stunden (98 Stunden). Bremen war damit Schlusslicht im Länderranking.

Hamburg: Die Hansestadt war im ausgesprochen nassen Oktober 2023 die niederschlagsreichste Region. An 25 Tagen prasselten insgesamt 165 l/m² nieder. Das ist mehr als das Zweieinhalbfache des Referenzwertes von 60 l/m². Schlagzeilen machte auch eine Sturmebbe am 20. So zog sich das Wasser aus den Kanälen nahezu komplett zurück und die zunächst noch schwimmenden Schiffe versanken im Schlick. Dafür stieg die Monatsmitteltemperatur auf sehr milde 11,6 °C(9,8 °C). Die Sonne zeigte sich hingegen bedeckter und kam nur rund 80 Stunden (97 Stunden) hervor.

Hessen: In Hessen legte der Oktober einen spätsommerlichen Auftakt hin. Das höchste Tagesmittel – bedingt vor allem durch sehr milde Tiefsttemperaturen von etwa 15 °C – erfolgte am 13. Anschließend wurde vorübergehend um bis zu 15 Grad kälter. Bis zum Monatsende stiegen die Temperaturen dann wieder in einen zu milden Bereich. Durchschnittliche 11,9 °C (8,9 °C) wurden vom DWD ermittelt. Mit der regenreichen Phase in der zweiten Monatshälfte kamen nasse 85 l/m² (59 l/m²) zusammen. Die Sonnenscheindauer von 95 Stunden wich nur gering vom Sollwert (100 Stunden) ab.

Mecklenburg-Vorpommern: Mit 11,2 °C (9,3 °C) war der Oktober im Nordosten bemerkenswert mild. Dennoch war die Region das kühlste Bundesland. Auch war der zweite Herbstmonat war dort mit 100 l/m² (42 l/m²) sehr regenreich. Gut 70 Stunden (105 Stunden) zeigte sich die Sonne. In der Nacht vom 20. auf den 21. wurden die Küsten von einer schweren Sturmflut heimgesucht. Besonders betroffen war Sassnitz auf Rügen. Dort zerstörten die Wassermassen die Promenade. Arkona registrierte schwere Orkanböen von 133 km/h. 

Niedersachsen: Niedersachsen lag im Oktober 2023 auf der Regenseite des Landes. Im Mittel tröpfelte es an fast 25 Tagen. An der Nordsee war es nahezu durchweg nass. 140 l/m² (56 l/m²) musste der DWD bilanzieren. Dornum, Ostfriesland, meldete am 11. mit 50,7 l/m² den bundesweit höchsten Tagesniederschlag und im gesamten Oktober über 200 l/m². Mit dem reichlichen Niederschlag blieb es auch durchweg zu mild. 12,0 °C (9,6 °C) ergab das Temperaturmittel des vergangenen Monats. Mit 72 Stunden (99 Stunden) lag die Sonnenscheindauer fast ein Drittel unter dem Sollwert. 

Nordrhein-Westfalen: NRW war im Oktober 2023 mit einem Temperaturmittel von 12,8 °C (9,8 °C) das wärmstes Bundesland. Im DWD-Klimaarchiv finden sich dort nur drei wärmere Oktobermonate. Am 11. und 13. wurden Tiefsttemperaturen von über 17 °C gemessen, bisher einmalige Messwerte in einem Oktober. Beeindruckend war auch die Niederschlagsausbeute von 120 l/m², die den Klimawert von 62 l/m² um das Doppelte übertraf. Die Sonne schien nur 92 Stunden (107 Stunden). 

Die Zaunrübe, gefunden in NRW, trägt verlockend rote Früchte. Aber Achtung: +++ sehr stark giftig!!

Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz zählte mit ungewöhnlich hohen 12,1 °C (9,2 °C) zu den wärmsten Bundesländern. 100 l/m² (63 l/m²) brachten die 31 Tage des Monats. Trotz des Niederschlagsreichtums schien die Sonne noch rund 115 Stunden (105 Stunden). 

Saarland: Das Saarland gehörte 2023 mit einer außergewöhnlich hohen Oktobertemperatur von 12,1 °C (9,4 °C) zu den wärmsten Bundesländern. Auch beim Niederschlag spielte es in der Liga der Spitzenreiter mit. So brachte der 10. Monat 150 l/m² (77 l/m²). Weniger auffällig war hingegen die Sonnenscheindauer mit 117 Stunden (106 Stunden). 

Sachsen: Der Freistaat Sachsen erlebte trotz eines vorrübergehenden Kaltluftvorstoßes zur Monatsmitte einen sehr milden und niederschlagsreichen zehnten Monat. Neben 11,9 °C (9,0 °C) lag die Niederschlagsmenge bei 101 l/m² – eine sehr deutliches Plus gegenüber dem Soll von 47 l/m². Das war dort der nasseste Oktober seit 1981. 100 Stunden (118 Stunden) zeigte sich die Sonne. 

Sachsen-Anhalt: Ungewöhnlich mild präsentierte sich der Oktober 2023 mit 12,2 °C(9,4 °C) auch in Sachsen-Anhalt – trotz des temporäre kräftige Temperatursturz um die Monatsmitte. Am Morgen des 18. erlebte Oberharz am Brocken-Stiege mit -4,9 °C den nationalen Tiefpunkt. Diese überwiegend zu milde Witterung hatte auch große Niederschlagsmengen im Gepäck. So wurden in der Fläche 92 l/m² gemeldet, ein Plus von etwa 150 Prozent gegenüber dem Sollwert von 36 l/m². Zurückhaltender war entsprechend die Sonne mit 85 Stunden (104 Stunden). 

Schleswig-Holstein: Die nördlichste Region stand im 11,3 °C (9,5 °C) milden Oktober 2023 im „Dauerregen“ und erlebte an der Ostseeküste eine der schwersten Sturmfluten. Orkanartige Winde hoben den Pegel am 20. in Flensburg auf 2,27 Meter über Normal. Die höchste Sturmflut seit 1904 zerstörte Promenaden, Häfen und Strände. Dagegen gab es an der Nordsee nicht nur eine parallele Sturmebbe, sondern auch an 29 Tagen Niederschlag. Bis zum Monatsfinale meldete Schleswig-Holstein in der Fläche 160 l/m² (73 l/m²). Im Ländervergleich war im Oktober 2023 nur Hamburg noch nasser. Entsprechend rar machte sich die Sonne mit knapp 70 Stunden (98 Stunden).

Thüringen: In Thüringen bilanziert der DWD ein Flächenmittel von 11,7 °C (8,4 °C) und damit den drittwärmsten Oktobermonat seit Messbeginn. Unterbrochen wurde die zu milde Witterung nur vorrübergehend in der Monatsmitte. Im Thüringer Wald fielen dabei die Tiefsttemperaturen an vier Tagen auch mal in den Frostbereich. Ansonsten war die diesjährige außergewöhnlich milde Luft auch mit ordentlich Nass angereichert. So fielen in den vergangenen 31 Tagen 75 l/m² (48 l/m²). Mit 95 Stunden (107 Stunden) geriet die Sonnenscheindauer in den Rückstand. 

Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD, Fotos: Dietbert Arnold

Beobachtungen zum Klimawandel: Deutschlandwetter im September 2023

Gefühlt Sommer, in Wirklichkeit Herbst. Diese Bilder zeigen sehr deutlich, dass Pflanzen und Tiere sich nicht an Temperaturen orientieren, sondern an derTageslichtlänge sicher die Jahreszeit erkennen. .

Rekord-Monat: Wärmster und zweitsonnigster September seit Messbeginn

Offenbach, 29. September 2023 – Eine Omega-Wetterlage brachte im September enorme meteorologische Anomalien in Deutschland. So stieg die Temperatur unter ständigem Hochdruckeinfluss auf einen bisher in den Annalen der Wetteraufzeichnungen unerreichten Wert. Auch die Sonne schien unermüdlich, während es gleichzeitig erheblich zu trocken war, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen meldete.

Sommerfortsetzung statt Herbstbeginn: September 2023 fast 4 Grad zu warm
Das Temperaturmittel lag im September 2023 mit 17,2 Grad Celsius (°C) um 3,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 3,4 Grad. Damit wurden die bisherigen Rekorde aus den Septembermonaten 2006 und 2016 (jeweils 16,9 °C) deutlich übertroffen. „Die außergewöhnlichen Temperaturen im diesjährigen Rekord-September in Deutschland sind ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns mitten im Klimawandel befinden,“ so Tobias Fuchs, Leiter des Geschäftsbereichs Klima und Umwelt beim DWD.

Das Ende der Sonnenblumen ist gekommen. Sie orientieren sich nicht an den Temperaturen, sondern an der Tageslichtlänge.

Ausschlaggebend für den Rekord waren viele Sommertage (≥ 25 °C) und vor allem im Norddeutschen Tiefland auch eine bemerkenswert hohe Anzahl von heißen Tagen (≥ 30 °C). Am Nordrand der Mittelgebirge, wie in Barsinghausen-Hohenbostel (20 km südwestlich von Hannover) und in Huy-Pabstorf (ca. 45 km westlich von Magdeburg) wurde erstmals an sieben Tagen die 30-Grad-Marke gerissen. Der Oberrheingraben wartete, wie in Waghäusel-Kirrlach, sogar mit zehn heißen Tagen auf. Dort wurde es am 12. mit 33,3 °C auch am heißesten. Als erfrischendes Kontrastprogramm markierten am 25. Deutschneudorf-Brüderwiese (Erzgebirge) und Oberstdorf (Allgäu) mit jeweils 0,9 °C die bundesweiten Tiefpunkte. 

Außergewöhnlich trockener September mit regional schweren Unwettern
Im September fielen mit rund 32 Litern pro Quadratmeter (l/m²) nur etwas mehr als die Hälfte des Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 (61 l/m²). Im Vergleich zu 1991 bis 2020 erreichte die Menge ebenfalls knapp die Hälfte des Solls von 65 l/m². Die stärksten Niederschläge wurden im Westen und entlang der Alpen beobachtet, wobei in einigen Gebieten sogar mehr als 100 l/m² verzeichnet wurden. Diese heftigen Niederschläge gingen teilweise mit Unwettern einher. Beckum-Vellern, südöstliches Münsterland, meldete am 12. mit 102,6 l/m² den höchsten Tagesniederschlag. 

Rekordverdächtiger Septembersonnenschein – nur 1959 war sonniger
Mit rund 246 Stunden übertraf der Sonnenschein im September sein Soll von 150 Stunden (Periode 1961 bis 1990) um fast 65 Prozent. Im Vergleich zu 1991 bis 2020 (157 Stunden) betrug das Plus etwa 57 Prozent. 
Es war nach 1959 (264 Stunden) der zweitsonnigste September. Bereits zur Monatsmitte meldeten zahlreiche Stationen das Erreichen des Klimasolls. Astronomisch bedingt gab es im Süden mit knapp 280 Stunden die größte und im äußersten Norden mit örtlich unter 200 Stunden die vergleichsweise geringste Sonnenscheindauer. Dafür wurden vor allem über der Nordhälfte in der Nacht zum 25. imposante Polarlichter beobachtet. 

Heideblüte läutet den Herbst ein

Das Wetter in den Bundesländern im September 2023
(In Klammern finden Sie die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)

Baden-Württemberg: Der Südwesten meldete 2023 mit 17,7 °C (13,3 °C) den unangefochten wärmsten September seit Messbeginn. Im Oberrheingraben wurden bis zu 21 Sommertage beobachtet, die an bis zu zehn Tagen sogar die Schwelle von 30 °C überschritten. Der deutschlandweite Höhepunkt der Hitze trat am 12. in Waghäusel-Kirrlach mit 33,3 °C auf. Auf Rekordkurs befand sich auch die Sonnenscheindauer mit 255 Stunden (166 Stunden). Sonniger war nur der September 1959 mit 286 Stunden. Der Septemberniederschlag 2023 blieb hingegen mit 28 l/m² (70 l/m²) erheblich hinter seinem Soll zurück.

Bayern: Der Freistaat Bayern verzeichnete – als vergleichsweise kühlstes Bundesland – mit 16,8 °C (12,8 °C) einen neuen Septemberrekord. U.a. in Kahl, Regensburg und München gab es neue Spitzenwerte bei den Sommertagen. Frisch wurde es am Morgen des 25. in Oberstdorf mit 0,9 °C. Mit Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge wurden dort die bundesweiten Tiefstwerte festgehalten. Auch in puncto Niederschlag und Sonnenscheindauer zeigen sich in Bayern Extreme. So war es in der Fläche mit 27 l/m² (72 l/m²) außergewöhnlich trocken. Lediglich entlang der Alpen wurden teilweise über 100 l/m² beobachtet. 255 Stunden (160 Stunden) und damit fast 60 Prozent häufiger zeigte sich die Sonne. Es war nach 1959 der zweitsonnigste September. 

Berlin: Die Bundeshauptstadt meldete in diesem Jahr eine rekordwarme, sonnige und trockene Septemberwitterung. So erreichte die Gebietsmitteltemperatur beachtliche 18,4 °C (14,1 °C) und damit Platz eins der Länder. Die Sonnenscheindauer lag mit 260 Stunden fast 65 Prozent über dem klimatologischen Mittelwert von 156 Stunden. Die Niederschlagsanomalie erreichte mit 20 l/m² eine negative Abweichung von rund 60 Prozent gegenüber dem Sollwert (46 l/m²). 

Brandenburg: Im ersten meteorologischen Herbstmonat kletterte das Quecksilber in Brandenburg mit 17,8 °C (13,8 °C) auf einen neuen Rekordwert. Extrem waren auch die Sonnenschein- und Niederschlagsbilanz. So lag das Sonnenscheinplus mit 255 Stunden (156 Stunde) bei rund 65 Prozent. Sonniger war nur der September 1959. Der Niederschlag blieb bei ungewöhnlich mageren 18 l/m² (45 l/m²). In den südlichen Regionen gab es örtlich nur um 5 l/m². Brandenburg war das zweitsonnigste und trockenste Bundesland im letzten Monat. 

Bremen: Bremen meldete im September 2023 zehn Sommertage und bemerkenswerte fünf heiße Tage. Als Fazit stiegen die Höchstwerte im September häufiger über 30 °C, als im vorangegangen meteorologischen Sommer (Juni, Juli, August) zusammen. Entsprechend wurde das Temperaturmittel auf sehr warme 17,9 °C (13,7 °C) gehoben. Der Septemberniederschlag erreichte hingegen mit 33 l/m²(61 l/m²) nur etwa 50 Prozent des Solls. Dafür zeigte sich die Sonne mit 215 Stunden (136 Stunden) fast 60 Prozent häufiger. 

Hamburg: Der mit 17,7 °C (13,7 °C) außergewöhnlich warme September 2023 brachte fünf heiße Tage, die in ihrer Anzahl mit der Summe der vorangegangenen Sommermonate (Juni, Juli, August) gleichzogen. Deutlich negativ zeigte sich die Niederschlagsbilanz mit gerade einmal 36 l/m² (68 l/m²). Die Sonne schien in der Hansestadt 230 Stunden (139 Stunden) – ein Plus von 65 Prozent. 

Hessen: Der September 2023 brachte bei der Lufttemperatur auch in Hessen einen neuen Rekord von 17,1 °C (13,2 °C). Frankfurt beispielsweise meldete mit 17 Sommertagen einen neuen Stationsspitzenwert für den neunten Monat. Begleitet wurde die sommerliche Witterung von Niederschlagsarmut, wie die Summe von 37 l/m² (57 l/m²) im Flächenmittel zeigt. Spektakulär war auch die Sonnenscheindauer von 245 Stunden. Das Plus betrug sagenhafte 73 Prozent gegenüber dem Klimawert von 142 Stunden. Bisher liegt nur der September 1959 an der Sonnenscheinspitze.

Mecklenburg-Vorpommern: Im Nordosten der Republik wurde erstmals in einem September eine Gebietsmitteltemperatur von 17,6 °C (13,3 °C) erfasst. Mit der sich überwiegend unter Hochdruckeinfluss befundenden Rekordwärme kam auch eine ungewöhnliche Trockenheit ins Land: 29 l/m² (51 l/m²) wurden bis zum Monatsende eingesammelt. Stolze 240 Stunden (154 Stunden) kam die Sonne zum Vorschein. Es war der zweithöchste Septemberwert seit 1959.  

Niedersachsen: Für Niedersachsen hatte der September mehr heiße Tage im Gepäck, als die die einzelne Sommermonate Juni, Juli und August zuvor. In Barsinghausen-Hohenbostel, am Höhenzug Deister, wurde an sieben Tagen die 30 °C-Marke überschritten. Bis zum Monatsende konnte eine außergewöhnlich warme Witterung von 17,3 °C (13,5 °C) ermittelt werden. Mit unterdurchschnittlichen 43 l/m²(60 l/m²) war Niedersachsen das zweitnasseste Bundesland. Die Septembersonne zeigte sich mit 220 Stunden (135 Stunden) extrem häufig. 

Nordrhein-Westfalen: In NRW wird sich der September 2023 mit 17,8 °C (13,6 °C) als Wärmster in den Büchern verewigen. Dieser Rekord wurde auch durch die hohe Anzahl an heißen Tagen (≥ 30 °C) erreicht. Am Niederrhein gab es davon sogar sieben. In der Fläche fielen 64 l/m² (67 l/m²). Damit war NRW das Bundesland mit dem höchsten Niederschlagsaufkommen. Beckum-Vellern, im südöstlichen Münsterland, registrierte am 12. mit 102,6 l/m² den höchsten Tagesniederschlag. Die Sonne zeigte sich im letzten Monat rund 230 Stunden, was ein Plus von 70 Prozent gegenüber dem Soll (135 Stunden) und den zweithöchsten Septemberwert bedeutet.

Rheinland-Pfalz: Auch in Rheinland-Pfalz zeigte sich der September 2023 mit 17,7 °C (13,5 °C) von seiner wärmsten Seite. Unterdurchschnittlich blieb die Niederschlagsausbeute mit 40 l/m² (60 l/m²) Am 21. wütete in Nusbaum (Eifel) ein Tornado. Die Windgeschwindigkeiten lagen nach vorläufigen Schätzungen zwischen 180 und 250 km/h (Intensitätsstufe: F2). 250 Stunden (151 Stunden) schien die Sonne. Übertreffen konnte dies bisher nur der September 1959. 

Saarland: Mit 18,1 °C (13,7 °C) schloss der September als Wärmster seit Messbeginn sein Kapitel. Das Saarland war nach Berlin das zweitwärmste Bundesland. Die Niederschlagsmenge blieb mit 34 l/m² deutlich unter dem Sollwert (70 l/m²). Schlagzeilen machte auch die Sonnenscheindauer von 255 Stunden (158 Stunden). Nur der September 1959 brachte noch mehr Stunden.

Sachsen: In Sachsen lag das Temperaturmittel im September bei außergewöhnlich warmen 17,1 °C (13,4 °C). Herbstlich frische Ausreißer aber gab es auch. Deutschneudorf-Brüderwiese meldete am 25. mit 0,9 °C den bundesweiten Tiefstwert, der sich nur mit Oberstdorf im Allgäu messen konnte. In den letzten 30 Tagen fielen 27 l/m² (55 l/m²). Die Sonne strahlte daneben unglaubliche 250 Stunden (148 Stunden). An der Spitze befindet sich nur noch der September 1959 mit 267 Stunden.

Sachsen-Anhalt: Mit 17,6 °C (13,7 °C) war der September 2023 sehr warm und mit 19 l/m² (42 l/m²) signifikant zu trocken. An der Station Huy-Pabstorf, zwischen den Höhenzügen Huy und Elm, wurden noch ungewöhnlich viele sieben heiße Tage gezählt. Rekordverdächtig hoch war auch die Sonnenscheindauer mit 245 Stunden (144 Stunden) – es war nach 1959 der zweithöchste Wert.

Apfelernte

Schleswig-Holstein: In Schleswig-Holstein ging der September 2023 mit einem Mittel von 17,1 °C (13,2 °C) neben 1999 als Wärmster in die Annalen ein. Am 6. und am 9. ging es in der Spitze, wie in Lübeck-Blankensee, sogar auf über 30° C. Magere 31 l/m² (75 l/m²) fielen während der sommerlichen Witterung und außergewöhnliche 210 Sonnenstunden (143 Stunden) wurden ermittelt. 

Thüringen: Mit 16,8 °C (12,8 °C) präsentierte sich Thüringen im Vergleich als zweitkühlstes Bundesland in diesem September. Damit war es dennoch der wärmste September seit Messbeginn. Jena (Sternwarte) zählte sogar noch sechs heiße Tage. Trockene 28 l/m² (51 l/m²) Flächenniederschlag brachte die sommerliche Witterung, in der die Sonne mit großzügigen 240 Stunden (143 Stunden) aufwartete. Mit diesem Sonnenscheinplus von rund 70 Prozent war der erste meteorologische Herbstmonat 2023 der Zweitsonnigste nach 1959. Text: DWD Deutscher Wetterdienst, Fotos: Dietbert Arnold